Zwischenblut von Kouichi ================================================================================ Kapitel 27: Mit den Wölfen heulen --------------------------------- Mit den Wölfen heulen Eine Melodie ertönte. „Nächster Halt: Wien Hauptbahnhof!“, ertönte eine Frauenstimme aus den Lautsprechern. Davon bekamen die beiden Brüder allerdings nichts mit, denn sie schliefen noch immer tief und fest. „Du solltest sie so langsam aufwecken, Béatrice. Wir sind in einer halben Stunde da!“, sagte Agathe und prüfte das Muster des Ärmels, den sie gerade zu Ende gestrickt hatte. Der Dämon sprang mit einem Grinsen auf. „Darf ich?“, fragte er und hielt eine Papiertüte in den Händen, die er aufgepustet hatte. Béatrice taxierte ihn mit einem strengen Blick. Sie beugte sich über den Tisch und strich ihren Jungs jeweils über die Wange. Sie strich ihnen solange über die Wange, bis sie sich langsam regten und die Augen öffneten. „Mama?!“, kam es verschlafen von Cloud, der sich so langsam regte und sich die Augen rieb. Auch Léon regte sich und öffnete die Augen. „Wo sind wir?“, fragte Léon verschlafen und hielt sich dann die Hand vor den Mund, als er gähnte. Béatrice lächelte. „Wir sind kurz vor Wien, Schatz. Deshalb hab ich euch beide geweckt.“, erwiderte sie auf die Frage ihres Sohnes. Cloud streckte sich und nun fiel auch der letzten Rest Müdigkeit von ihm ab. Der Schlaf hatte ihm sichtlich gut getan. Er sah zu seinen Eltern, die ihn und seinen Bruder anlächelten. Es stimmte ja. Cloud hatte Eltern. Dazu noch einen Bruder, zwei Tanten, die unterschiedlicher nicht sein könnten und deinen Dämon, der auf ihn aufpasste und den er wie einen älteren Bruder betrachtete. Er sah freudestrahlend von seinen Eltern zu seinen beiden Tanten, zu Nurarihyon, der ihn angrinste und dann zu seinem Bruder, der erwartungsvoll aus dem Fenster sah. In ihm stieg ein Gefühl der tiefsten Freude und der Erfüllung seines tiefsten Wunsches auf, so dass er sich nicht mehr halten konnte und seinem Bruder um den Hals fiel und ihn mit über den kleinen Tisch in die Arme ihrer Eltern zog. Léon, dadurch total überrumpelt, sah nur etwas erstaunt zu seinen Eltern hoch. Diese lächelten ihn jedoch nur an und sagten zu Léon in seinen Gedanken, dass sie ihm das später erklären würden. Wieder ertönte eine Melodie und eine Frauenstimmer verkündete die Einfahrt des Zuges in den Bahnhof. Béatrice streichelten Cloud über den Rücken. „Schatz, wir müssen gleich aussteigen. Würdest du mich bitte loslassen!“, sagte sie sanft zu Cloud. Cloud wurde bewusst, was er da gerade getan hatte und wurde rot. Er ließ seine Eltern und Léon los und setzte sich wieder zurück auf seinen Platz. Sie standen von ihren Plätzen auf, nahmen ihr Gepäck aus den Gepäcknetzen und gingen das ganze Oberdeck des Zuges entlang zu den Treppen, die sie hinunterstiegen und als der Zug endlich im Bahnhof hielt, öffneten sie die Tür und stiegen aus dem Zug. Draußen auf dem Bahnhof herrschte, obwohl er überdacht war, ein eisiger Wind. Für Cloud war der Wind allerdings keineswegs eisig, sondern angenehm erfrischend. Sie gingen den Bahnsteig entlang und gingen eine Treppe hinunter, wo sie an deren Ende eine kleine Einkaufspassage fanden. Während sie die Einkaufspassage entlang gingen, versuchte Cloud noch immer seine Gefühle zu ordnen, doch es gelang ihm nicht wirklich. Léon bekam das Gefühlschaos seines Bruders natürlich hautnah mit, denn er spürte alles, was sein Gefährte durchmachte, auch selbst. Er holte zu Cloud auf und legte kumpelhaft den Arm auf Clouds Schulter. „Hey, mach dir nicht so viele Gedanken. Wir sind im Urlaub, da solltest du nicht so viel herum grübeln.“, sagte Léon und zwinkerte Cloud zu. „Aber ich...! Ach, du hast wahrscheinlich recht!“, sagte Cloud und nickte. „Wenn du aber reden willst, dann lass uns das heute Abend tun, wenn wir mal unter uns sind. Dann kannst du mir alles sagen, was dir durch den Kopf schwirrt!“, sagte Léon und klopfte Cloud auf die Schulter. Cloud nickte und grinste verlegen. Ihm war seine Aktion ein wenig peinlich jetzt im nach hinein. Allerdings riss ihn die Stimme seines Vaters aus seinen Gedanken. „Hey, wer von euch hat alles Hunger?“, rief Thomas nach hinten, da er zusammen mit Béatrice an der Spitze der Gruppe lief. „Wir!“, meldeten sich Nurarihyon und Wiki und hoben jeweils eine Hand in die Höhe, wie in der Schule, als wenn sie sich meldeten. Auch Cloud und Léon hoben jeweils eine Hand und selbst Béatrice und Agathe hoben jeweils eine Hand. So war es beschlossene Sache und sie steuerten ein kleines Lokal in der Bahnhofspassage an und betraten es. Sie setzten sich in eine Ecke und sofort kam ein älterer Kellner, der ihnen die Karten reichte. Cloud sah in die Karte und konnte mit wenigen Blicken sehen, was es gab, da die Karte recht übersichtlich war. Er entschied sich für Spagetti Carbonara. Kurze Zeit später kam der Kellner wieder und erkundigte sich nach den Getränken, die jeder haben wollte und da sich anscheinend auch jeder von ihnen entschieden hatte, was er essen wollte, bestellten sie ihre Getränke und zugleich ihr Essen. Ihre Getränke kamen bereits nach fünf Minuten und auf ihr Essen mussten sie insgesamt nur eine halbe Stunde warten. Als dann die dampfenden Nudeln vor Cloud standen, lief ihm das Wasser im Mund zusammen. „Guten Appetit!“, wünschten sie sich und begannen zu essen. Béatrice und Thomas erkundigten sich nach Clouds schulischem Stand und als dieser ihnen berichtete, dass er soweit ganz gut stand, waren sie zufrieden. Während Cloud aß, nahm er auch mehrere Schlucke von seinem Lieblingsgetränk. Davon hatte er selten etwas getrunken. Nicht, weil es teuer war, sondern weil er es so selten in die Hände bekam, denn in England und dazu in Hogwarts gab es das nicht. Sein Lieblingsgetränk war die Spezi und davon hatte er jetzt einen halben Liter vor sich stehen. Sie verputzten ihr Essen und nachdem sie fertig waren, sagte Thomas: „So, da wir jetzt satt sind, kann es fast weiter gehen. Ihr beiden geht jetzt noch auf die Toilette, damit ihr nicht auf dem restlichen Weg auf die Idee kommt, dass ihr das noch müsstet und dann werden wir mit einer anderen Bahn weiterfahren.“, sagte Thomas und rief den Kellner herbei, damit er die Rechnung bezahlen konnte. Cloud und Léon, die gerade von ihrem Vater aufgefordert wurden, erhoben sich und gingen noch mal auf die Toilette. Danach verließen sie alle das Lokal und machten sich auf den Weg zu den Bahnsteigen. Allerdings gingen sie nicht zu dem Bahnsteig, von dem sie gekommen waren, sondern sie gingen zu einem der äußersten Gleise, wo bereits ein kleiner Schienenbus stand. Sie stiegen in den Schienenbus ein und setzten sich auf zwei Reihen der Bänke. Ein Pfiff ertönte und die Türen des Schienenbusses schlossen sich. Ruckelnd setzte sich der Schienenbus in Bewegung und fuhr langsam aus dem Bahnhof. Während der Schienenbus die Bahnhof verließ, sah Cloud aus dem Fenster und beobachtete die schneeweiße Landschaft. Jedoch konnte er sich nicht so besonders auf die wunderschöne Landschaft konzentrieren, denn er hatte noch immer Hunger. Dieser Hunger war allerdings dunkler und verlangender als der normale, den man mit Lebensmitteln entgegen kommen konnte. So wandte er sich an seine Eltern und fragte: „Mama, hast du noch etwas zu trinken dabei? Ich hab Durst!“, sagte er. Er wusste, dass er nicht offen darüber sprechen durfte, denn der Schienenbus war recht voll und so tat er, als wenn er etwas trinken wolle. Béatrice nickte und holte aus ihrer Handtasche eine große Thermokanne heraus. Sie drehte den Deckel ab und reichte sie Cloud. Dieser trank ein paar Schlucke des Inhalts und das Blut in der Thermokanne gab ihm neue Kraft. Nachdem er fertig war, bot er Léon die Kanne an und dieser nahm sie sich und trank ein paar kräftige Schlucke. Als auch er fertig war, bot er noch den anderen einen Schluck an, doch diese verneinten es. So schraubte Léon die Thermokanne wieder zu und reichte sie seiner Mutter zurück. Sie packte die Thermokanne zurück in ihre Handtasche. Cloud wandte sich nun wieder der Landschaft zu, aber er konnte sich wieder nicht konzentrieren. Er verspürte ein Prickeln auf seinem Nacken und er wusste, dass das nur passierte, wenn er sich in der nichtmagischen Welt aufhielt und in seiner unmittelbaren Umgebung ein Zauberer oder eine Hexe war. Er sah sich in dem Schienenbus um, konnte aber niemand auffälligen entdecken. Da verspürte er plötzlich, wie ihm jemand in den Oberschenkel kniff. Schnell setzte er sich wieder auf seinen Platz und sah zu seinem Vater, denn er war es gewesen, der Cloud in den Oberschenkel gekniffen hatte. „Nicht so auffällig. Sonst wird noch jeder merken, dass du jemanden suchst! Durchsuche den Schienenbus mit deiner Aura, das bemerkt niemand, sei es ein normaler Mensch oder ein Magier!“, sagte Thomas in seinen Gedanken zu Cloud und dieser nickte leicht, um seinen Vater zu signalisieren, dass er ihn verstanden hatte. Er durchsuchte den Wagen mit seiner Aura und fand in der hintersten Ecke des Schienenbusses zwei Frauen, von denen ein spürbares Flimmern ausging. „Sind diese beiden Frauen Hexen?“, fragte er in seinen Gedanken seinen Vater. „Ja, diese beiden Frauen sind Hexen, aber sie haben uns noch nicht bemerkt, also verhalte dich unauffällig!“, erwiderte Thomas in seinen Gedanken. Die Fahrt dauerte insgesamt eine Stunde, dann waren sie auf der Spitze eines Berges angekommen. „Ferienort Sangt Margarethen. Endstation, bitte aussteigen!“, ertönte die Stimme des Fahrers durch die Lautsprecher an der Decke. Die Türen öffneten sich und alle Fahrgäste verließen den Schienenbus. Nun standen sie auf einem kleinen und zugeschneiten Bahnhof. Das Gebäude des Bahnhofs war noch immer weihnachtlich dekoriert und sah mit dem Schnee, der auf dem Gebäude lag aus, wie ein Lebkuchenhaus mit Puderzucker. Sie gingen durch das Gebäude und als sie an der Straße angekommen waren, wartete dort bereits eine junge Frau auf sie. Sie hatte haselnussbraune Haare, die sie mit einem Haargummi zurückgebunden hatte, eine Brille mit ovalen Brillengläsern und kleine und unauffällige Perlenohrringe in ihren Ohren. Sie trug einen rötlichen Mantel und eine dicke Winterhose. Als die Frau die Familie zu Wallenstein entdeckte, kam sie auf sie zu. „Herzlich Willkommen im Ferienort Sangt Margarethen. Mein Name ist Helena Führst und ich werde sie zur Pension und dann zu ihren jeweiligen Hütten führen. Bitte, steigen sie ein.“, sagte sie freundlich und deutete auf eine Kutsche, die hinter ihr stand. Cloud besah sich die Kutsche mit den schneeweißen Hengsten an. Er konnte seine erstaunte Miene nicht so gut verbergen wie sein Bruder, denn als ihre Reiseführerin sein Gesicht beim Anblick der Kutsche sah, musste sie leise lachen. „Bitte einsteigen!“, bat sie die Familie und öffnete die Tür der Kutsche. Sie stiegen in die Kutsche ein und die Reiseführerin setzte sich auf den Kutschbock, nahm die Zügel in die Hand und befahl den Pferden, loszulaufen. Sie fuhren mit der Kutsche durch den Ferienort und Cloud hätte sich noch mindestens drei weitere Augenpaare gewünscht, denn es gab mehr zu sehen, als er mit dem einen mal hätte wahrnehmen können. Überall standen Häuser, die noch immer weihnachtlich geschmückt waren. Es gab eine Kirche, mehrere Geschäfte und Läden, ein riesiges Rathaus und verdammt viele Pensionen, Hotels, Bäder und Wohlfühltempel. Es war zwar eisig kalt, aber ihre Reiseführerin hatte sie schon mit Decken ausgestattet. Während der Fahrt erzählte sie ihnen, dass diese Kleinstadt erst seit fünf Jahren existierte. Davor lag diese Stadt etwas weiter oben in den Bergen, allerdings musste diese Stadt einem geplanten Staudamm weichen und so wurde sie etwas weiter unten in einem Tal errichtet. Auch erfuhren sie, dass nicht alle Bewohner damit einverstanden waren, sich allerdings der jetzige regierende Bürgermeister von Berlin, der damals noch Minister für das Inland war, in die damalige Kleinstadt begeben hatte und mit jedem Bewohner persönlich gesprochen und so jeden einzeln von dem Bauprojekt überzeugt hatte. Für Cloud und Léon war das zwar nicht so interessant, doch sie verhielten sich ruhig und hörten aufmerksam zu. Mittlerweile hatten sie eine Pension, die etwas abgelegen auf einem Hügel lag, erreicht und stiegen aus der Kutsche aus. Sie nahmen ihre Koffer und betraten die Pension. In der Pension war es warm und behaglich. Auch im Inneren der Pension war es noch weihnachtlich dekoriert. In einem steinernen Kamin in einer Ecke flackerte fröhlich ein Feuer vor sich hin. Sie gingen zur Rezeption und checkten ein. Die Rezeptionistin überreichte ihnen ihre Schlüssel und bat dann zwei Pagen, ihre Koffer auf zwei Schneemobile zu packen und zu ihren jeweiligen Hütten zu fahren. Die Pagen nickten und trugen die Koffer wieder nach draußen und luden sie auf die Schneemobile. Cloud verspürte wieder dieses Prickeln im Nacken. Er besah sich die Rezeptionistin genauer an und bemerkte, dass sie an ihrer Weste eine Brosche mit einem Wappen drauf, geheftet hatte. Cloud sah unauffällig zu dem Wappen herüber und ihm blieb fast die Luft weg, als er das Zeichen erkannte. Ein Löwe, ein Adler, ein Dachs und eine Schlange bildeten einen Kreis um den Buchstaben „H“. Diese Frau war anscheinend auch eine Hexe, aber warum arbeitete sie dann in einer ganz normalen Pension, die von Muggeln betrieben wird? Clouds Gedanken fuhren Achterbahn und er konnte sich darauf keinen Reim machen. Er war so in seinen Gedanken vertieft, dass er nicht mitbekam, wie sie sich zum gehen umwandten. Er sah immer noch, in seinen Gedanken vertieft, die Brosche der Frau an. Diese bekam es mit, dass Cloud sich die Brosche ansah und sagte dann: „Die Brosche ist schön, nicht wahr?! Sie ist dem Familienwappen meiner Familie bedruckt. Sie ist mein ganzer Stolz!“, sagte sie und führte ihren Zeigefinger sanft über die Brosche. Sie sah die Brosche an, als wäre es ihr kostbarster Besitz. „Das stimmt aber n...!“, sagte Cloud, doch Léon trat ihm so stark auf den Fuß, dass er seinem Bruder den Fuß verstauchte und dieser mitten im Satz abbrach. Die Rezeptionistin sah Cloud irritiert an. Léon sprang für Cloud ein und sagte: „Mein Bruder wollte sagen, dass es stimmt, das die Brosche schön ist. Entschuldigen Sie, aber für müssen dann mal los! Wollen heute noch die Stadt besichtigen Auf Wiedersehen!“ Er packte Cloud an den Schultern und schob ihn aus der Pension. Die Anderen folgten ihnen und gemeinsam stiegen sie wieder in die Kutsche, die sie zu ihren Hütten bringen sollte. Die Kutsche setzte sich in Bewegung und fuhr einen steilen Hang hinauf. Währenddessen unterhielten sich Cloud und Léon in ihren Gedanken. „Was sollte denn das vorhin ? Du hättest der Rezeptionistin fast gesagt, dass sie lügt und dann hättest du ihr noch erklären müssen, warum du das weißt. Du musst vorsichtiger in diesen Dingen sein!“, erklärte Léon seinem Bruder. Dieser kratzte sich verlegen am Hinterkopf. „Ja, ich weiß, aber dass sie diese Brosche mit dem Schulwappen von Hogwarts trug, hat mich total überrascht und da hab ich nicht nachgedacht. Ich hab nicht erwartet, hier jemanden zu treffen, der nach Hogwarts gegangen ist!“, erwiderte Cloud. Léon stimmte ihm zu und ermahnte Cloud nochmals zur Vorsicht. „Da ihr so schweigsam seid, geh ich davon aus, dass ihr diese Sache geklärt habt?“, fragte Thomas und sah seine beiden Söhne an. Die Brüder nickten. So verbrachten sie schweigend den Rest der Fahrt, bis sie zu einer kleinen Gruppe von vier Hütten kamen. Dort hielt die Kutsche an und sie stiegen aus. „Siegfried!“, kam es erstaunt von Cloud. Dieser stand vor einer der Hütten und lächelte sie alle an. Zuerst umarmte er seine Enkel und dann begrüßte er die Anderen aus der Familie. Als sie sich begrüßt hatten, betraten sie jeweils eine der Hütten. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Thomas, Béatrice, Léon und Cloud eine Hütte bezogen. Die zweite Hütte würde von Agathe und Siegfried bewohnt werden. In der dritten Hütte würden dann Nurarihyon und Wiki ihr Unwesen treiben. So betraten Thomas, Béatrice, Cloud und Léon ihre Hütte und besahen sich deren Inneres an. Die Hütte war in vier Räume aufgeteilt. Es gab ein Wohnzimmer, ein Badezimmer und zwei Schlafzimmer. An dem Wohnzimmer war noch eine kleine Küche mit angebaut worden. Es war alles in weihnachtlichen Farben gehalten und in einem kleinen Kamin brannte bereits ein Feuer. Sie besahen sich dir Räume jeweils an und Cloud stellte fest, dass er sich ein Schlafzimmer mit seinem Bruder teilte. Allerdings gab es zwei Betten, denn so wie sein Bruder scherzhaft gesagt hatte, stehe er nicht so sehr auf kuscheln. Zu ihrer Begrüßung hatten sie jeweils einen kleinen Korb mit Produkten aus der Region bekommen, die jeweils auf ihren Betten standen. Auch eine Karte des Ortes und der nahen Umgebung war in jedem Korb vorhanden. In seinem und Léons Schlafzimmer konnte Cloud, als er aus dem Fenster sah, eine kleine Gruppe von Tannen sehen. Draußen war es bereits stockfinster und der Mond war bereits aufgegangen. Auch die Uhr, die über der Tür hing, zeigte ihnen bereits eine späte Uhrzeit an. „So, Jungs. Es war ein langer Tag und jetzt ist es Zeit fürs Bett! Macht euch bitte fertig!“, sagte Béatrice und diese gingen ohne zu murren nacheinander ins Badezimmer und machten sich für die Nacht fertig. Als sie dann beide ihre Schlafanzüge an hatten, durften sie noch eine halbe Stunde auf bleiben und so unterhielten sie sich noch ein Weile. „Schau mal, es schneit schon wieder!“, sagte Cloud und sah aus dem Fenster. Léon grinste. „Tja, das ist halt so in den Bergen. Warst du noch nie in einem Ferienort?“, fragte Léon seinen Bruder. Dieser schüttelte den Kopf. „Schau mal, man kann von hier den Vollmond richtig gut sehen!“, sagte Cloud und deutete auf die silberne Kugel am Himmel. Léon sah von seinem Bett aus dem Fenster hinaus und musste lachen. „Was gibt’s denn da zu lachen?“, fragte Cloud und sah irritiert seinen Bruder an. Als sich Léon wieder beruhigt hatte, sagte er: „Ach nichts. Ich fand es nur lustig, dass du dich für den Mond interessiert hast, denn sonst interessieren sich nur Werwölfe für den Mond! Außerdem riecht es hier ein wenig nach nassem Hund! Hast du dich denn überhaupt gewaschen?! “ Dazu ließ Léon noch ein wölfisches Heulen hören. Cloud schnappte sich darauf eines seiner Kissen und feuerte es gegen Léons Gesicht. Dieser wich dem Kissen aus und daraufhin folgte eine Kissenschlacht, die sich gewaschen hatte. Ein zweites Mal ließ Léon ein wölfisches Heulen ertönen, um seinen Bruder weiter zu ärgern und wieder warf Cloud ein Kissen nach ihm. Der Geruch nach nassem Hund wurde für die beiden Bruder immer deutlicher und Léon riss weiter Witze darüber. Léon wich dem Kissen aus und setzte zum dritten Heulen an. Er spitze die Lippen und setzte zum Heulen an, doch was darauf zu hören war, war so realistisch, dass er selbst erstaunt zusammenfuhr. „Hey, das war echt genial. Woher kannst du so gut wie ein Wolf heulen?“, fragte Cloud Léon erstaunt. Dieser war selbst erstaunt über das Heulen. „Das war ich nicht!“, sagte er und sah seinen Bruder mit großen Augen an. Der Geruch nach nassem Hund war nun fast greifbar und beide Bruder sahen sich nach der Quelle des Geruchs um und sahen dann gleichzeitig zum Fenster. Dort, vor dem Fenster, stand eine riesige, schattenhafte Gestalt. Cloud und Léon sahen sich nochmals an und dann ertönte nochmal ein Heulen und der Schatten schlug gegen das Fenster, das daraufhin in tausend kleine Scherben zersprang. Da nun das Licht aus dem Zimmer auf das Wesen fiel, konnten sie sehen, dass es überall behaart war. Das Wesen schlug noch einmal gegen die Wand und nun gab auch diese nach und stürzte ein. Nun konnten Cloud und Léon sehen, was das Wesen vor ihnen war. Es war ein riesiger Wolf. Der Wolf stand auf zwei Pfoten und war um die zwei Meter groß. Aus seinem Maul tropfte der Speichel und in seinen blassgelben Augen blitze die Fresssucht. Vor ihnen stand ein ausgewachsener Werwolf. Der Werwolf stieß ein weiteres Heulen aus und wollte schon auf Cloud und Léon losgehen, doch die beiden Brüder hatten sich bereits kampfbereit gemacht und stürzten nun gemeinsam auf den Werwolf zu. Die Tür zu ihrem Zimmer wurde aufgerissen und Béatrice und Thomas kamen in das Schlafzimmer ihrer Söhne gestürzt und sahen, wie sich diese auf einen Werwolf stürzten. Béatrice wollte sich sofort in den Kampf stürzen, doch Thomas hielt sie zurück. „Nicht, ich will sehen, wie sie sich anstellen. Zur Not können wir ihnen noch immer helfen!“, sagte er zu ihr und sah seinen Söhnen zu, wie diese sich erfolgreich gegen den Werwolf zur Wehr setzten. Cloud und Léon hatten in der Zwischenzeit den Werwolf aus dem Zimmer gedrängt und standen nun im Freien ihm gegenüber. Der Werwolf zeigte seine gewaltigen Zähne, doch Cloud und Léon ließen sich davon nicht beeindrucken. Sie hatten ihre Fingernägel verlängert und kämpften gemeinsam gegen den Werwolf. Als der Werwolf zu einem weiteren Angriff auf die beiden Brüder ansetzte , ließ Léon sich nach hinten fallen. Der Werwolf fiel auf die Finte herein und stürzte sich auf Léon. Als der Werwolf dann genau über Léon war, stieß dieser mit seinen Beinen nach dem Bauch des Werwolfs und beförderte ihn dann direkt in die Luft. Cloud sprang hinterher und war bald mit dem Ungeheuer auf einer Höhe. Der Werwolf drehte sich in der Luft immer noch um sich selbst und so sah er Clouds Angriff zu spät kommen und konnte diesen nicht mehr abwehren. Cloud schlitzte den Werwolf vom Hals abwärts bis zum Bauchnabel mit seinen verlängerten Fingernägel auf. Ein gewaltiger Riss war zu sehen, allerdings war er nicht allzu tief, denn sie blutete nicht besonders stark. Cloud landete ein paar Meter von dem Werwolf entfernt. Dieser sackte auf dem Boden zusammen und konnte sich nur mühsam wieder aufrichten. Er knurrte bedrohlich, aber Cloud wusste, dass er nichts mehr tun konnte. Woher er das wusste, konnte er nicht sagen. Offenbar wusste der Werwolf jedoch, dass er gegen die beiden Jungvampire nichts mehr ausrichten konnte und wollte sich zurück ziehen, doch Léon wollte offenbar die Sache zuende bringen, denn er stürzte an seinem Bruder vorbei auf den Werwolf zu. Jedoch bekam Cloud noch Léons Arm zu greifen und hielt ihn fest. Dieser drehte sich zu Cloud um und sah, wie Cloud leicht den Kopf schüttelte. „Léon, es reicht. Der hat verstanden, dass wir für ihn keine Beute sind. Lass es gut sein. Bald wird der Mond wieder abnehmen und dann wird sich dieser Werwolf zurück in einen Menschen verwandeln. Dann ist er für einen Monat keine Gefahr mehr!“, sagte Cloud und ließ dann die Hand seines Bruders los. Während er gesprochen hatte, hatte er noch immer den Werwolf im Auge behalten, der sich nun schwerfällig auf den Rückzug machte. Dadurch war die Gefahr nun endlich gebannt, doch er spürte noch mehrere andere Lebewesen, die ihn beobachteten. „Zeigt euch!“, rief er in die Nacht hinaus. In der Schwärze der Nacht leuchteten graue, listige Augen auf und Cloud konnte es natürlich schon längst sehen. Aus dem Wald, der an den Hütten endete, tauchte ein gewaltiges Wolfsrudel auf. Sie stellten sich in einem Halbkreis einige Meter vor Cloud und Léon auf und setzten sich dann hin. Sie erhoben ihre Köpfe Richtung Himmel und stießen ein beeindruckendes Heulen aus. Danach senkten sie wieder ihre Köpfe und der Wolf an der Spitze des Rudels, offenbar der Leitwolf, stand auf und ging ein paar Schritte auf Cloud und Léon zu. Cloud spürte, wie der Geist des Wolfes den seinen berührte. Sofort verhärtete er seine geistige Mauer, um den Wolf abzuwehren, doch die Stimme, die dann in seinem Geist widerhallte, ließ ihn von diesem Vorhaben abweichen. „Legt bitte nicht Eure Mauern an. Wir wollen Euch nichts Böses, so wie dieses Monster gerade eben. Wir haben Euch erwartet, seit Ihr von hier fortgegangen seid. Ihr seid nun wieder zuhause!“, sagte die Stimme des Wolfs. Cloud sah den Leitwolf nur erstaunt an. „Du kannst mich verstehen?!“, fragte er den Wolf. „Ja, mein Herr. Ich verstehe Euch und Ihr versteht mich. Ihr seid der Leitwolf dieses Rudels und ich Euer Stellvertreter!“, erwiderte der Geist des Wolfes. Cloud sah den Wolf verwirrte an. „Nun, Ihr fühlt euch in der Kälte wohl und Euch macht der Schnee nichts aus. Ihr seid ein Wesen, dass einen uralten packt mit uns Wölfen geschlossen habt!“, sagte der Geist des Wolfs und sah Cloud aus seinen intelligenten Augen an. „Was für einen Packt? Ich versteh` kein Wort von dem, was du sprichst!“, erwiderte Cloud in seinen Gedanken. Der Wolf knurrte. „Wir müssen gehen. Wir werden dafür sorgen, dass ein Baum auf Euer Haus kippen wird. So wird es nicht auffallen, dass ein Loch in dieser Wand ist. Wir sehen uns wieder!“, sagte der Leitwolf, drehte sich um und verschwand mit den anderen Wölfen in der Dunkelheit des Waldes. Cloud verstand nun überhaupt nichts mehr. Er kniete im Schnee und krallte sich mit den Händen in die festgefrorene Erde. Seine Eltern und auch Agathe, Siegfried, Wiki und Nurarihyon kamen nun zu ihm. Sie halfen Cloud wieder auf und fragte ihn, was er mit den Wölfen besprochen hatte. Er erzählte ihnen alles, aber für ihn selbst ergab das alles keinen Sinn. Auch seine Eltern konnten sich darauf keinen Reim machen und so gingen sie erstmal wieder in ihre Hütte, nahmen ihr Gepäck und die Sachen, die sie bereits ausgepackt hatte und zusammen mit den kleinen Geschenkkörben und stellten diese erst mal in der Hütte von Agathe und Siegfried und in der Hütte von Wiki und Nurarihyon unter. Sie einigten sich, dass Thomas und Béatrice in der Hütte von Agathe und Siegfried schlafen würden und Cloud und Léon in der Hütte von Wiki und Nurarihyon. Nach diesem Abend war Cloud im wahrsten Sinne des Wortes hundemüde und fiel ins Bett wie ein Stein und schlief sofort ein. Er schaffte es noch nicht mal mehr sich zuzudecken und so deckte Wiki in mit der Decke zu. Auch Léon ging sofort in sein Bett und war nach nur wenigen Minuten eingeschlafen. Ende des 27. Kapitels Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)