Falling Down von abgemeldet (Gabriels Fall - FERTIG) ================================================================================ Kapitel 6: Rückkehr in den Himmel und Ärger mit lahmarschigen Beamten --------------------------------------------------------------------- Falling Down Teil 6 Das erste, was Gabriel nach dem Aufwachen sah, war ein schmales, helles Gesicht, das sich über ihn beugte. Erschrocken fuhr er hoch und rutschte auf dem Hintern von der Erscheinung weg. "Was ist denn, Schatzi? Ich wollte dich nur wachküssen!" verkündete Samiel anmaßend grinsend. "Du hast sie ja wohl nicht alle!" fluchte der Todesengel. Wenn er daran dachte, daß er all den Ärger nur wegen seiner Kaffeesucht hatte, wurde ihm speiübel! "Ooooooooooooch, nun zier dich doch nicht so!" beschwerte der Höllenfürst sich. "Atara mochte das immerhin auch..." "WAS?!" "Wer - muß es heißen," verbesserte Samiel. "Wußtest du nicht, daß Atara und ich mal fest miteinander gegangen sind, bevor ich Lilith hatte?" "Aaaaaaargh! Mußt du mir das gerade JETZT erzählen?!" schrie Gabriel. Ihm war schlecht und wenn er einen Körper gehabt hätte, hätte er sich sicher übergeben. "Als ob ich heute noch nicht genug zu leiden gehabt hätte!" "Heute? Die letzten paar Tage, meinst du. Für einen Menschen wäre das ein ganz normaler Wochenablauf." "Ah, Menschen werden jeden Tag überfallen, verstümmelt, gegen ihren Willen ins Krankenhaus eingeliefert, in den Arsch gepiekst, gefoltert, fast von Autos überfahren, fallen von der Brücke und landen auf einem Lkw, werden für Penner gehalten, fallen vom Dach eines Hochhauses, weil ein scheiß Hubschrauberpilot zu dämlich ist, seinen scheiß Hubschrauber woanders zu landen, werden von Lael auf einer Wolke abgesetzt, durch die sie durchfallen, landen in der Hölle und müssen sich von Metatron beleidigen und von dir abknutschen lassen oder wie?!" "Naja," lachte Samiel. "Vielleicht nicht alles zusammen, aber im wesentlichen... Ja." "Glaub ich nicht!" knurrte Gabriel. "Dann frag mal Ernie, dem ist das GENAU SO passiert," sagte Lilith, die hinter ihrem Mann aufgetaucht war. "Wen?" "Ernie. Ist erst seit gestern hier. Metatron war gemein zu ihm, deshalb sitzt er jetzt bei Astaroth in der Höhle und spielt Schach." "Gegen sich selbst," ergänzte Samiel. "Ernie ist nämlich schlimmer dran als du: nicht mal Astaroth will mit ihm spielen." "Das ist doch Quatsch!" behauptete Gabriel. "Nein, wirklich, und Ernies Bruder ist auch von einem Hochhaus runtergweht worden, so wie du. Aber er wurde von Jeremias abgeholt..." "Jetzt hört mir doch auf mit eurem verdammten Ernie!" brüllte Gabriel, der langsam wirklich Migräne bekam. "Willst du ein Aspirin?" fragte Lilith besorgt. "Steck dir dein verficktes Aspirin sonstwohin, Lilith!" fuhr Gabriel sie an. "Das ist ja nicht zum Aushalten hier!" "ACH, und was dachtest du, warum man es die HÖLLE nennt?!" blaffte Avazal ihn vom Höhleneingang aus an. "Na toll, Gottes Ente!" stöhnte der Todesengel. "Hast du was gegen meinen Namen?! Dann komm raus, das können wir gleich da austragen!" knurrte der Gefallene angriffslustig. "Avazal, bring ihn raus!" befahl Samiel, dem inzwischen nicht mehr nach Grinsen zumute war. Wenn jemand seine Lilith beleidigte, kam der Betreffende meist nicht so leicht davon wie Gabriel in diesem Moment. Aber so mußte der Astralleib sich nur von >Gottes Ente< davonschleifen lassen. Avazal ließ es allerdings nicht dabei bewenden, ihn einfach nur aus Samiels persönlichem Bereich zu entfernen, sondern nahm ihn gleich mit zum Eingang der Hölle. "Hör mal, Spinner," begann der Gefallene, "Es sieht nicht so aus, als würde Metatron dir jemanden schicken, also muß ich dich wohl abschleppen..." "Warst du denn mal Seelensammler?" fragte Gabriel erstaunt. An jemanden mit so einem ungewöhnlichen Namen müßte er sich doch erinnnern...? "Nö," sagte Avazal. "Ich war Racheengel." "RACHEENGEL?!" wiederholte der Astralleib eines völlig geschockten Erzengels. "Aber... deine... KLEIDUNG..." -Ich hätte nicht gedacht, daß Racheengel sich SO geschmacklos anziehen!- fügte er in Gedanken hinzu, aber er traute sich nicht, das laut zu sagen, weil er schon froh war, daß Avazal sich bereiterklärt hatte, ihn in den Himmel zurückzubringen. "Stimmt was nicht mit meinen Klamotten?!" fauchte Avazal. "Ah, nein, alles in Ordnung. Ich dachte nur, daß,... Pastellviolett vielleicht eine etwas ungewöhnliche Farbe ist für... äh..." "Ja, das dachte der Alte auch. Deshalb bin ich geflogen." Gabriel war schockiert. Gott hatte einen Engel aus dem Himmel geworfen, weil der sich nicht passend kleidete? Aber eigentlich überraschte es ihn auch nicht sonderlich. Er erinnerte sich an Loriel, der gefallen war, weil er die falschen Sünden verkündet hatte, als Sodom und Gomorrha vernichtet wurden. Anstatt den Bewohnern Analsex und Sex mit Tieren vorzuwerfen, hatte Loriel verkündet, sie hätten Steuern hinterzogen und Computer geklaut. Das war wohl etwas... NACH seiner Zeit. Bis heute wußte noch niemand, woher er die Schriftrolle mit DIESEN Sünden gehabt hatte... Und dann gab es da noch Voltaj von den Exusiai, der für 300 Jahre in die Hölle verbannt wurde, weil er im Auftrag Gottes in menschlicher Gestalt in Ohio gewesen war, sich eine Wohnung gemietet hatte und später, als er seinen Auftrag erfüllt hatte und in den Himmel zurückkehrte, vergaß das Badezimmerlicht auszuknipsen. Gott übertrieb es wirklich manchmal. "Fertig?" fragte Avazal gelangweilt. Gabriel konnte nicht gut nicken, deshalb bestätigte er mit einem "Ja" und wurde hochgehoben. "Du weißt doch, wohin?" erkundigte er sich unterwegs. "Yo," sagte Avazal. "In den Machonon, Himmel Nummer 4!" "Nein, nein! Bring mich besser gleich in den fünften! Ich gebe mich doch nicht mit niederen Beamten ab, ich gehe gleich zu den Chefverwaltern!" widersprach Gabriel. Sie hatten fast den ersten Himmel erreicht. Und natürlich kam ihnen gleich ein wohlbekannter Vollidiot in Rüstung entgegen: "Michael..." stöhnte Gabriel. "Was macht DER denn hier?!" "War vielleicht auf der Erde und ist nur kurz in den Wilon, um sich 'n Brötchen zu schmieren..." vermutete Avazal. "Mist, ich komm nicht an mein Flammenschwert ran!" "Laß stecken! Wenn du gegen ihn kämpfst, läßt du mich sicher fallen!" meinte Gabriel und rief seinem himmlischen Kollegen zu: "He, Shoter! Ich bin's doch nur, Gabriel!" "Du hättest ihn nicht Shoter nennen sollen," zischte der Gefallene. "Das ist Samiels Spitzname für ihn! Er wird dir niemals glauben...!" "Ach was, Michael ist nicht so intelligent!" Zu Gabriels Glück tauchte hinter ihm mit lahmem Flügelschlag Raphael auf und erkannte den Todesengel gleich. "Äh, Aaaaaaaaaaaaaadom!" rief Raphael zaghaft. "Verdammt, kann mich hier keiner mit meinem richtigen Namen nennen?!" brüllte Michael wütend. "Was ist denn, Blödmann?!" "Das ist,... wie heißt der noch,... Gulgolet!" ließ Raphael sich unsicher vernehmen. "Nicht angreifen! Nicht angreifen!" "Raaaaaaaaaaaaaarrrrrgghhhhhh!!! Ich bring ihn um! Ich bring ihn um!" ereiferte der Todesengel sich. "Wenn ich doch bloß Flügel hätte, ich würde zu ihm hinschwirren und ihn zwingen, seine idiotischen Sandalen zu fressen!!!" Langsam reichte es wirklich. Schließlich waren die beiden unversehrten Erzengel heran. Michael musterte Avazal kritisch. "Ich hab dir gesagt, solange du Lila trägst, läßt Er dich nicht wieder heimkommen." "Wieso?" wollte Raphael wissen. "Ist doch 'ne hübsche Farbe! Und außerdem sieht's für mich eher aus wie Pastellviolett..." "Ich will ja auch nirgendwo leben, wo die Leute so unpink sind wie ihr! Und, danke, Raphael," meinte Avazal. "Kannst du den mal übernehmen?" Damit überreichte er dem himmlischen Heiler Gabriels Astralleib. Michael stöhnte und schüttelte den Kopf. "Ihr seid doch alle wahnsinnig! Ich bin die einzig intelligente Person hier!" Raphael kicherte leise, beherrschte sich aber, als er sich einen gestreßten Blick seines Mitstreiters fing und flatterte ein paar Meter weit weg. "Weißt du, was jetzt ist, Mister Pinky?" fauchte der himmlische Heerführer, als er sein Hirn genug geschüttelt hatte. Avazal ließ sich ein paar Meter sinken. "Nö." "Entenjagd!" Damit stürzte Michael dem davonfliegenden Gefallenen nach. "Ach, der und seine Spielchen! Er ist ja so kleingeistig und kindisch," meinte Raphael, als er Gabriel durch den ersten Himmel trug, wo die Exusiai gerade körperlos Fußball spielten. Die Dynameis waren ausgeflogen, um schlechtes Wetter zu machen. "Was du nicht sagst," bemerkte Gabriel. "Tja, ich bin die einzig intelligente Person hier!" seufzte der himmlische Heiler. "Entschuldige. Außer dir." "Das hast du gut erkannt," knurrte der Todesengel. Er erkannte Voltaj, der aus der Hölle zurück war und jetzt im Tor stand. Er sah ein bißchen zerfleddert aus, aber das ging allen so, die mal ein paar Minuten in Samiels Reich verbracht hatten. "Und weiter geht's in den zweiten Himmel! Bitte schnallen Sie sich an und stellen Sie das Rauchen ein!" verkündete Raphael fröhlich. In der Raquina, der zweiten himmlischen Stufe, die auch das Fegefeuer enthielt, herrschte Betrieb. Die Archai und Chor 9 hielten sich hier auf und trieben allerlei Blödsinn. Auch ein paar Seelensammler waren anwesend, was Gabriel zum Fluchen veranlaßte. "Was haben die hier verloren?! Die sollen im Zebul sein! Die spinnen wohl!" Doch er konnte nichts tun, Raphael trug ihn weiter durch den dritten Himmel und hielt erst im vierten, an den Toren des Himmlischen Jerusalem. "Soooo, da sind wir auch schon!" "Wenn du jetzt noch einen blöden Stewardessen-Spruch abläßt, bist du tot, klar?!" grummelte der Todesengel und sah sich um. "Hier sind wir falsch, ich muß zu den Chefverwaltern!" "Die haben Urlaub!" behauptete ein Kyrios, der sich ihnen unbemerkt genähert hatte. "Was willst du denn?" "Einen neuen Körper, sieht man das nicht?!" sagte Gabriel. "Bedaure, wir haben Mittagspause," erwiderte der Beamte und drehte sich um. "Ah," machte Gabriel. "Und wann ist die vorbei?!" "Im Jahr des Herrn 2005. Auf Wiedersehn." "Raphael," setzte Gabriel an. "Die machen 3 Jahre lang Mittagspause..." "Ja. Und? Du kennst doch die Beamten! Weißt du was, ich nehm dich mit zu mir, du darfst meine Katze mal halten und ich mach dir einen Tee." "Wovon um alles in der Welt redest du da?! Hier können doch gar keine Katzen überleben! Und in meinem Zustand kann ich nicht mal am Tee nippen!" "Oh, entschuldige!" meinte der Heiler. "Aber ich HABE eine Katze. Auf der Erde. Weißt du, ich habe mir eine Wohnung genommen, weil ich sowieso die meiste Zeit über da bin. Sie ist weiß und heißt Mausi." "Die Wohnung?!" fragte Gabriel, der allmählich nicht mehr durchblickte. "Nein, du Dummi, die Katze!" antwortete Raphael mit seinem gewöhnlichen lieben Lächeln. Seufzend ließ Gabriel sich abtransportieren. Er wußte zwar nicht, wohin es gehen sollte, aber er hatte ja auch nicht viele Möglichkeiten. Erst als er einen blendenden Schein und die Gegenwart der Seraphim bemerkte, wußte er, daß Raphael ihn zum Araboth, zum siebten Himmel, schleifte, wo sich das Fanum befand. "Bist du bescheuert?! Du darfst hier nicht rauf, wenn du nicht vorher deinen Körper und deine Stimme abgegeben hast!" regte Gabriel sich auf. "Das ist streng verboten!" "Wieso? Du machst es doch auch!" rechtfertigte der Heiler sich. "Aber ich bin... ICH!" behauptete der Todesengel. "Du kannst doch nicht einfach..." "Doch, doch!" Und schon war es passiert. Ein Seraph war auf sie aufmerksam geworden und näherte sich jetzt mit finsterer Miene, eingehüllt in eine Rauchwolke. "Ah, Lord extra!" stellte Gabriel fest. "Shin. Immer noch Kettenraucher?" "Klar. Bis ich was besseres finde. Was treibt ihr beiden Witzfiguren hier?" wollte Shin wissen. "Ihr Maden wißt genau, daß ihr die Körper und die Stimmen abgeben müßt, wenn ihr in den Araboth wollt!" "Hat er doch!" meinte Raphael und zeigte auf Gabriel. "Aber du nicht!" bemerkte Shin. "Wir machen Rollentausch, Shin," erklärte Gabriel säuerlich. "Heute kommt er mal so wie ich sonst immer und ich mach's wie er. Können wir hoch ins Fanum? Ich hab mit Meta ein Hühnchen zu rupfen." "Ja, wer hat das nicht? Der blöde Spanner!" "Laß uns durch," sagte Raphael nur. Und erstaunlicherweise zündete Shin sich noch eine Zigarette an und flog beiseite. "Wie machst du das?" fragte Gabriel. Raphael grinste und zog die Augenbrauen hoch. Für einen Moment wirkte er nicht ganz so dumm wie sonst. "Was glaubst du, wer ihm immer Gratis-Zigaretten mitbringt von der Erde?" "Ghimel?" riet Gabriel nicht sehr überzeugend. "Der ist immer noch nicht wieder aufgetaucht. Also mache ICH das." Gabriel blieb noch zirka eine Sekunde ruhig. Dann brüllte er los: "Dann hättest du mir verdammt nochmal auch meinen Kaffee besorgen können und deine scheiß Sonnenschutzcreme oder wonach du gejammert hast!!!" "Ich hatte gerade nichts zu tun unten. Wieso sollte ich mir die Erde antun, wenn ich es nicht unbedingt muß? Du wirst inzwischen doch wohl gemerkt haben, wie es dort zugeht oder?" Raphael flog auf das Fanum zu. "Und jetzt mach die Augen zu, äh... ich meine..." "Ich weiß," stöhnte Gabriel. "Das kann was werden..." Wird fortgesetzt... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)