Falling Down von abgemeldet (Gabriels Fall - FERTIG) ================================================================================ Kapitel 3: Das furchtbare, widerliche und entsetzliche Krankenhaus, das noch viel schlimmer ist als alles, was Gabriel sich jemals in Zusammenhang mit Medizin vorgestellt hat ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Falling Down Teil 3 Nachdem Gabriel zehn Minuten lang das Auto der beiden Verrückten vollgeblutet hatte, erreichten sie ein hohes Gebäude, vor dem hektisch einige Menschen herumliefen und auf dessen Dach gerade ein Helikopter landete. -Aha, das Irrenhaus!- dachte Gabriel sarkastisch. Die unanständig hilfsbereite Frau zerrte ihn aus dem Wagen, während ihr Sohn anfing, den Rücksitz, auf dem Gabriel gekauert hatte, mit einem Tempo abzureiben. Nicht, daß es viel genützt hätte, weil der ehemalige Todesengel mindestens anderthalb Liter Blut verloren hatte, aber... es ist der Gedanke, der zählt! Das zumindest schien der junge Holländer zu denken. Gabriel verlor ihn aus den Augen, als ein Sanitäter ihm einen Rollstuhl in die Kniekehlen rammte, ihn herunterdrückte und mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch die Gänge karrte, die alle gleich aussahen. "Verdammt, langsamer!" schrie Gabriel und sah sich hilfesuchend nach der Frau um. Doch die half ihrem Sohn eben dabei, das Auto zu säubern. Mitten auf dem Parkplatz für die Rettungswagen. -Menschen!- Die Knie des nicht mehr so ganz erzigen Erzengels prallten gegen eine Glastür, die sich widerstrebend öffnete. Der Sani sagte noch immer keinen Ton und wurde auch nicht langsamer, als er seinen Patienten in halsbrecherischer Fahrt umherschleuderte. Endlich rammten sie eine letzte Tür - Gabriel hatte den Eindruck, er hätte sich inzwischen bei all den Türen auch beide Schienbeine gebrochen - und der Rollstuhl wurde in einem Untersuchungszimmer abgestellt. Der Sani war so schnell wieder verschwunden, daß keine Zeit blieb, ihm noch eine reinzuhauen. "Aaaaaaaaaaaaargh!" war das einzige, was einem wütenden, blutigen Todesengel ohne Flügel dazu einfiel. "Ja? Herr...?" fragte ein Mann, den er bis eben nicht einmal bemerkt hatte. Er trug einen weißen Kittel, also gehörte er wohl nicht gerade zur Putzkolonne. "Mein Name ist Gabriel," knurrte Gabriel. "Vor- oder Nachname?" wollte der Arzt wissen und drückte, noch bevor sein Patient geantwortet hatte, auf ein Knöpfchen an der Sprechanlage. "Schwester van Huiten, kommen Sie bitte mal in Zimmer 11?" Der Apparat brabbelte irgendetwas unverständliches und schaltete sich mit einem lauten Tuten aus. "Äh, beides," bemerkte Gabriel benommen. Als Engel hatte man bloß einen Namen, aber wie sollte er das diesem menschlichen Hirni klarmachen? "Also Gabriel Gabriel," stellte der Arzt ruhig fest und kritzelte etwas auf einen Block. "Ja, meinetwegen," meinte der Ex-Chef der Seelensammler zähneknirschend. Diese Menschen waren auch wirklich zu blöd! Kein Wunder, daß er sich in letzter Zeit kaum noch herabgelassen hatte, persönlich zu ihnen herunter zu kommen. "Wie sind Sie versichert, Herr Gabriel?" "Äh, was?!" "Versichert. Privat, gesetzlich...?" Die Schwester betrat das Zimmer mit einer mindestens 30 Zentimeter langen Spitze. Gabriel preßte sich fest in seinen Stuhl und hoffte, daß er das bloß träumte - gleichzeitig schnellte er wieder vor, weil die kunstlederne Lehne ihm schmerzhaft gegen die Wunden drückte. "Das ist doch nicht Ihr Ernst!" flüsterte er und starrte die Spritze mit großen Augen an. "Sind Sie privat versichert, Herr Gabriel?" wiederholte der Arzt noch einmal nachdrücklich. "Könnte man so sagen..." murmelte der Todesengel. "Also gut. Was fehlt uns denn?" -Ein ordentlicher Schlag in die Fresse! Mann, ich wünschte wirklich, Michael wäre hier! Der hätte dem Idioten längst sein dummes Maul eingeschlagen!- dachte Gabriel verbissen. "Mich hat jemand mit einer Axt bearbeitet, die wahrscheinlich auch noch stellenweise rostig war! Also verbinden Sie mich jetzt, geben Sie mir irgendwas gegen die Schmerzen und dann bin ich raus hier und mache Ihnen keinen Ärger mehr!" verlangte er laut. Schwester van Huiten sah den Arzt an. "Soll ich ihm eine Beruhigungsspritze geben? Er scheint unter Schock zu stehen." "Ja, aber holen Sie die große!" wies der Mann im weißen Kittel sie an. Gabriel glaubte nicht, was er da hörte! "Doktor, ich brauche nur einen Verband, vielleicht ein bißchen Desinfektionsmittel und jede Menge Morphium!" erklärte er verzweifelt, aber das schien hier niemanden zu interessieren. "Ja, ja, wir nähen Sie gleich!" sagte der Arzt und dachte anscheinend, das würde beruhigend klingen! "NÄHEN?!" "Schwester van Huiten?" rief er die Trägerin der Monster-Spritze noch einmal zurück, die gerade dabei war, das Untersuchungszimmer zu verlassen, um eine Spritze zu holen, die wahrscheinlich sogar für einen Pottwal zu groß gewesen wäre. "Bringen Sie auch noch zwei Pfleger mit, der Patient ist offenbar panisch und muß vielleicht festgehalten werden." Die Frau nickte und ging. Gabriel hielt nichts mehr in seinem Rollstuhl - er sprang auf, wobei er sich den Knöchel verstauchte und humpelte auf den Arzt zu. "Hören Sie, Sie Quacksalber, Sie werden mich jetzt auf der Stelle verbinden und dann GEHE ich! Ich habe keine Lust als Versuchskaninchen für Ihre perversen Doktorspielchen herzuhalten, ich will hier weg und zwar schnellstens! Ist das klar?!" Der Arzt grinste nur dümmlich und schielte zur Tür, durch die jede Sekunde die Schreckschraube und die beiden Gorillas zurückkehren konnten. "Warten Sie doch noch einen Moment..." Gabriel packte ihn am Kragen seines Kittels. "JETZT!" Doch es war zu spät. Eine riesige behaarte Hand packte ihn und warf ihn bäuchlings auf die Untersuchungsliege. "So, jetzt entspannen wir uns mal schön, Herr Gabriel! Und dann gibt's auch gleich eine feine, feine Spritze!" verkündete eine ekelhaft freundliche Männerstimme. "Sollen wir ihn auf Drogen überprüfen?" fragte die Schwester. "Klar! Und rufen Sie die Polizei an - ich glaube nicht, daß er uns seinen richtigen Namen genannt hat!" meinte der Arzt und strich seinen Kittel glatt. Einer der Pfleger riß Gabriel die Hosen herunter und noch bevor er reagieren konnte, hatte der andere ihm auch schon die Nadel einer mindestens einen halben Meter langen Spritze in den Hintern gerammt. Gabriel schrie so laut auf, daß er die Sirenen eines gerade eintreffenden Rettungswagens übertönte. "Aaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhh!!! ... Wofür war das?!" keuchte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, als der Sadist das Metall wieder aus seinem Allerwertesten zog. "Tetanus!" verkündete das Muskel-Ungeheuer grinsend. "Sie sagten doch was von Rost auf der Axt," pflichtete der Arzt ihm bei. "Hätten Sie mir die verdammte Betäubung nicht VORHER geben können?!" beschwerte der Todesengel sich. "Wer sagt denn, daß Sie eine Betäubung bekommen?" fragte der Pfleger, der ihm die Hosen wieder hochzog, freundlich. Gabriel wurde schwarz vor Augen. Wie hielten die Menschen das bloß aus?! Als er langsam wieder zu sich kam, bemerkte er, daß er an ein Bett gefesselt war. Soviel zu den perversen Doktorspielchen, wie er schon vermutet hatte... Ein paar Schläuche steckten in seinen Armen und Elektroden an seinen Schläfen maßen die Hirnaktivität. Anscheinend hatten diese Blödmänner doch tatsächlich jemanden gefunden, der dieselbe Blutgruppe hatte wie er und füllten ihn jetzt damit wieder auf. Mühsam versuchte Gabriel, seine Arme zu befreien, die mit Lederschlaufen festgezurrt waren. -Na wartet, IHR könnt was erleben, wenn ich hier jemals wieder rauskomme!- fluchte er lautlos. Er hatte gewußt, daß die Erde ein beschissener Ort war, aber daß es SO schlimm war, hätte er nicht gedacht. Kein Wunder, daß die Menschen so völlig bekloppt waren! Ein Nilpferd in Uniform kam mit einer Schüssel ekelhaft riechendem Brei an. "Na, guten Morgen, Herr Gabriel! Haben Sie Lust auf ein bißchen Haferschleim?" Kaum hatte die überdimensionale Schwester zuende gesprochen, als sie ihm auch schon einen roten Plastiklöffel voll mit der ekeligen Masse in den Mund stopfte. Es bestand kein ernsthafter geschmacklicher Unterschied zwischen dem Plastik und dem Schleim, außer, daß das weiche, pappige Zeug vielleicht noch etwas grauenhafter und ungenießbarer war als der Löffel. Gabriel hatte keine Lust mehr auf diesen menschlichen Unsinn und spuckte die Pampe gleich wieder aus. "Na, na, Herr Gabriel! Das tut man aber nicht!" schimpfte die Schwester, kratzte einen weiteren Löffel voll zusammen, schob ihn Gabriel in den Mund und hielt ihm anschließend Nase und Mund zu, damit er schluckte. Auf die Art verfütterte sie ihm die ganze Schüssel. "Könnte ich nicht lieber etwas Nährlösung aus der Infusionsflasche haben?" bettelte der Engel schließlich, völlig am Ende seiner Kräfte. -Und von diesem Zeug soll man GESUND werden?!- "Nein, nein, Herr Gabriel, Sie müssen schön aufessen!" meinte das Nilpferd. Endlich verschwand sie, wurde aber gleich von einer Schwester abgelöst, die nicht wesentlich dünner oder hübscher war und es sich in den Kopf gesetzt hatte, Gabriel zu WASCHEN! Sämtliche Alarmglocken schrillten in seinem gemarterten Hirn auf, als sie ihm die Bettdecke wegzog und seine Anatomie unter dem Patientenkittel untersuchte. "Na, dann machen wir Sie mal schön sauber, Herr Gabriel! Brauchen Sie denn auch einen Nachttopf?" summte sie gutgelaunt und hantierte mit einem Waschlappen, der sich anfühlte wie ein nasser, kalter, alter Kartoffelsack. Der Haferschleim rumorte in Gabriels gepeinigtem Magen, der Espresso drückte auf die Blase und der Waschlappen scheuerte ihm die Haut wund. "Binden Sie mich los, dann geh ich aufs Klo!" verlangte Gabriel und versuchte den Rest seiner Würde zu wahren. Die ging jedoch gänzlich verloren, als die Schwester ihn anhob und ihm das Pflaster abriß, das seine Peiniger bei der Tetanus-Aktion auf seinen blanken Hintern gepappt hatten. "Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhhh!!!!!" Das schien neuerdings sein Lieblingswort zu sein. Obwohl es ja nicht wirklich ein Wort war. "Können Sie das nicht etwas sanfter?!" jammerte er. "Nein, nein, wir wollen doch hier nicht verweichlichen, Sie alter Warmduscher!" Die gute Laune dieser Person kotzte ihn einfach an. Und das auch noch so früh am Morgen! Einfach abartig. Wenn er im Vollbesitz seiner Kräfte gewesen wäre, hätte er sie kopfüber über eine der Schwefelgruben der Hölle gehängt und sie mit flüssiger Lava beworfen!!! Innerlich kochte er mindestens so sehr wie das geschmolzene Gestein im Inneren eines Vulkans. Aber er konnte aus dieser furchtbaren Situation nicht entkommen! Letztlich war er mit seinem derzeitigen Körper wirklich nichts anderes als ein Mensch. Und im Moment auch genauso hilflos. Es paßte ihm nicht, diesen minderbemittelten, laufenden Dreckklumpen so ausgeliefert zu sein. Und er begriff langsam, was Samiel, Lilith und die übrigen Gefallenen gegen Gottes zweite Kinder hatten. So bescheuert wie die hier konnte man doch gar nicht sein! Die Stelle, die der Waschlappen DANN erreichte, setzte dem ganzen die Krone auf. "Lassen Sie das gefälligst, das ist privat!" schrie der Ex-Chef der Seelensammler völlig außer sich. "Da haben nur meine Frau und ich was zu suchen, klar?!" "Aber, aber!" machte die Schwester und schrubbte gründlich über die bewußte Stelle. Gabriel versuchte zu strampeln und sie zu treten, damit sie verschwand, aber es half alles nichts! Die grauenhafte Wäsche wurde fortgeführt. Als diese unglaubliche Person endlich genug hatte und der Meinung war, ihr Patient wäre jetzt ausreichend - und vor allem: ÜBERALL - sauber, sammelte sie ihre Foltergräte ein und tappte mit schwingenden Hüften zur Tür. Gabriel konnte sich selbst kaum vom Schreien abhalten und eigentlich wollte er es auch gar nicht... Aber dann dachte er daran, daß sie ihn wahrscheinlich mit einer Menge Medikamente ruhigstellen würden, wenn er laut wurde. Also hielt er lieber den Mund und wartete auf den Arzt. Die Zeit bis zur Visitie schien überhaupt nicht zu vergehen. Es dauerte JAHRE, bis der blöde Idiot von einem Mediziner endlich auftauchte und schwachsinnig lächelnd das Stethoskop auspackte. Das Metall des Abhörgeräts war so unerhört kalt, daß Gabriel ihn am liebsten ordentlich zusammengeschissen hätte, aber er beherrschte sich und versuchte, geistig normal zu wirken, was in seinem derzeitigen Zustand gar nicht so leicht war. "Tja, Sie scheinen sich ja gut zu erholen, Herr... Gabriel," verkündete der Arzt schließlich mißtrauisch. -Bind. Mich. Los. Bind. Mich. Los. Bind. Mich. Los. ...- Der Todesengel versuchte den Mann mit Gedankenkraft dazu zu zwingen, ihm die Gurte abzunehmen. Aber er mußte feststellen, daß seine telepathischen Fähigkeiten das Flügelabhacken anscheinend nicht überlebt hatten. Ein weiteres Mal fragte er sich ernsthaft, wie die Menschen das nur aushielten! Doch da geschah das Wunder: "Ich werde Ihnen jetzt mal die Fesseln abnehmen. Sie scheinen ja langsam wieder vernünftig zu werden," sagte der Mann im weißen Kittel. Gabriel wäre gern sofort aufgesprungen und hätte ihn zusammengeschlagen, aber er fühlte sich noch nicht so besonders und außerdem hätte das seinen Fluchtplan vereitelt. Daher fragte er nur: "Wo sind meine Kleider?" "Haben Sie etwa schon vor, uns zu verlassen?" wollte der Arzt mit Zweifel in der Stimme wissen und hielt im Öffnen der Fesseln inne. "Äh, nein, ich laufe nur nicht gern in diesem Krankenhaushemdchen herum. Da sieht man meinen Hintern!" vertraute Gabriel ihm an. "Ahaaaaaa,... Soll ich Ihnen einen Psychologen schicken? Sie könnten sich mit ihm über Ihre Nacktheitsphobie unterhalten. Oder über die Beziehung zu Ihrer Mutter..." "Ich HABE gar keine..." Der Engel stoppte sich selbst gerade noch rechtzeitig und lenkte ein: "Ja, ähm, tun Sie das. Aber meine Kleider will ich trotzdem wieder haben. Da sind... mein Handy und mein Adressbuch drin und ich muß dringend zu Hause anrufen, Sie verstehen?" "Natürlich." Dieser Bastard grinste immer noch! "Ich lasse Ihnen alles bringen!" Er ging. Das war besser. Gabriel hatte wirklich keine Lust, in einem hinten offenen Krankenhaushemd auf die Straße zu laufen und sich lächerlich zu machen! Besser, er führte sein Vorhaben in Kleidern aus. Was sollten auch die Seelensammler denken, falls zufällig welche anwesend waren, wenn ihr Herr nur dürftig bekleidet draußen herumlief? Als eine Schwester die Kleider brachte, wartete Gabriel noch ein paar Minuten, bevor er aufstand. -GOTT, ist mir schwindelig!- dachte er und torkelte zum Stuhl, wo seine Sachen abgelegt worden waren. Dann zog er sich so schnell es ging an, schlich aus dem Zimmer und rannte den Flur entlang. Einem glücklichen Zufall - oder göttlicher Fügung - war es zu verdanken, daß er ungesehen aus dem Irrenhaus entkam. Jetzt mußte er nur noch sterben. Doch auch das sollte sich als schwieriger erweisen, als er gedacht hatte. Wird fortgesetzt... Es ist noch nicht vorbei für ihn!!! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)