Falling Down von abgemeldet (Gabriels Fall - FERTIG) ================================================================================ Kapitel 2: Gabriels erste Schritte auf der grausamen, gemeinen und ekelhaften Erde, die schließlich dazu führen werden, daß er komplett ausrastet ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Falling Down Teil 2 Er landete im Zentrum einer kleinen Stadt und machte sich gleich auf den Weg zum nächsten Laden. Zielstrebig bewegte er sich auf ein Gebäude zu, das als >Coffee-Shop< ausgeschildert war... Drinnen war es sehr verqualmt. Niemand hatte auch nur eine einzige Tasse vor sich stehen. Das hätte den Todesengel mißtrauisch machen sollen, aber er war viel zu wütend, zu genervt und viel zu sehr auf Entzug, als daß er sich darum gekümmert hätte. An der Theke baute er sich zu seiner gesamten, schon ziemlich ehrfurchtgebietenden Größe auf und verlangte laut einen Espresso. Im Raum wurde es still. Dann fingen ein paar Menschen, die wahrscheinlich zu bekifft waren, um es besser zu wissen, an zu lachen. Bald wieherte der ganze Laden. "Was ist so verdammt lustig?!" brüllte Gabriel sie wutschnaubend an. Der Mann hinter der Theke hörte kurz mit dem Lachen auf und erklärte: "Hör mal, Mann, wir verticken hier Stoff!" "Und was glaubst du, was ICH will?! Jetzt schenk mir endlich einen verdammten Espresso ein, bevor ich dich zur Hölle schicke für diese Unverschämtheit!" heulte Gabriel gierig. Er bemerkte, daß hinter dem Tresen keine Tassen oder ähnliches aufgebaut waren und die Erkenntnis, daß in >Coffee-Shops< in Holland vielleicht nicht unbedingt Kaffee verkauft wurde, gewann einen Platz in seinem kaffeelosen Hirn. Trotzdem schlug er mit der Hand auf den Tresen, wobei er ein kleines Plastikpäckchen mit weißem Pulver traf, das aufplatzte und seinen Inhalt auf die Schürze des Barkeepers losließ. Gabriel begriff, daß er soeben einen Fehler gemacht hatte. "Mann,..." grollte das Muskelpaket mit den Kokskrümeln auf der Schürze. "Mann...!!!" Gabriel rannte um sein unsterbliches Leben. Diverse Hände griffen nach ihm und versuchten ihn aufzuhalten, aber er schaffte es mit einem etwas verknitterten Umhang und nur noch einem Schuh aus dem Laden. Dann versteckte er sich in einer Seitengasse hinter dem Shop vor dem wütenden Mob. "Diese gottverdammten scheiß Holländer sollen gefälligst mal eine ordentliche Beschilderung erfinden!" fluchte er lautlos. "Wenn da >Coffee< drauf steht, sollte es da drin gefälligst auch welchen geben, verfluchte Scheiße! Himmel, Arsch und Zwirn, das ist Etikettenschwindel!" Er war kurz davor, sich einen Anwalt zu nehmen und alle Coffee-Shop-Besitzer und -Betreiber anzuzeigen und vor Gericht zu verlangen, daß sie in Zukunft auch Espresso ausschenken sollten, als ihn jemand am Nacken packte und nach hinten riß. Gabriel verlor perplex das Gleichgewicht und landete - wie zuvor Amos - auf dem Hintern. Über ihm stand eine jugendliche Person mit Wollmütze, dreckiger Kleidung und einem Butterfly-Messer. "Raus mit der Kohle, sofort!" Der Todesengel stöhnte entnervt und kam auf die Knie. "Soll ich dir einen Tritt verpassen oder was?! Bleib bloß schön, wo du bist, Opa, und gib mir den Cash raus!" verlangte der Typ, der gleich eine Leiche sein würde, wenn es nach dem Herrn der Seelensammler ging. "Junge, du hast gar keine Ahnung, mit wem du dich anlegst...!" zischte Gabriel, bevor er tatsächlich einen Tritt in die Rippen bekam. Und die Springerstiefel mit den Stahlkappen taten so richtig WEH, auch wenn Gabriels Schmerzempfinden eigentlich ausgeschaltet sein sollte. Aber allein die Vorstellung von einem Fuß, der mit Wucht in seine Seite gekickt wurde, war mehr als eindeutig. "Da hast du's, du Grufti!" rief der jugendliche Straftäter und rannte davon, als er vor der Gasse Schritte hörte. "Dem Himmel sei Dank!" seufzte Gabriel. "Und das sage ich nicht oft, soviel steht fest!" "Kein Grund sarkastisch zu werden, Meister!" behauptete die Person, die die Schritte verursacht hatte. "Wir haben noch eine Rechnung offen!" In Gabriels Blickfeld trat ein Engel. "Wer bist du?" fragte der Erzengel unwillig. Langsam reichte es ihm wirklich. "Du kennst mich nicht? Natürlich nicht! Dein feiner Kumpel Michael beherrscht ja meinesgleichen!" fauchte der Engel. "Was bist du? Ein Soldat? Ein Racheengel?" "Beides falsch. Ich bin ein Verkünder." "Aha." Gabriel kam mühsam auf die Beine. "Dann will ich dir mal was sagen, Verkünder: Mein Tag fing scheiße an und wie es aussieht, wird er nicht gerade besser." "Da könntest du recht haben, Mann Gottes," entgegnete der Verkünder bissig. "Ich würde sogar sagen, das trifft den Nagel auf den Kopf!" "Also geh mir aus dem Weg oder besorg mir einen Kaffee!" setzte Gabriel hinzu. Hinter ihm polterte etwas und er fuhr herum, um sich mit einem weiteren Engel konfrontiert zu sehen - mit dem Unterschied, daß dieser hier bewaffnet war. "Was habt ihr vor?" fragte Gabriel dumpf. Es kam ihm plötzlich nicht mehr wie eine gute Idee vor, selbst zur Erde zu fliegen wegen einer dummen Tasse Kaffee. Der Verkünder musterte ihn angewidert. "Mit deinen Eskapaden bringst du den neunten Chor immer wieder in Schwierigkeiten. Du wirst nie bestraft, aber wir müssen den Unsinn, den du treibst, ausbaden! Das ist unfair! Das ist ungerecht! DU sollst mal am eigenen Leib erfahren, wie es ist, wenn man der Gearschte ist!" Der mit einer Axt bewaffnete Engel hinter Gabriel maulte: "Mensch, Samuel, leg dir mal eine ordentliche Sprache zu! Herr Shalgiel muß sich ja schämen!" "Shalgiel?" wiederholte Gabriel. "Kyriotetes? FORTBILDUNGKURS?" Er grinste anmaßend, obwohl er wußte, daß er es nicht tun sollte. Am liebsten wäre er davongelaufen, aber er konnte nicht anders. "Du bist so dämlich wie Lael?" Das war wohl ein dummer Spruch zuviel. Gabriel merkte es in der Sekunde, in der Samuel brüllte: "Verdammter Hirnakrobat, das bekommst du zurück! Heute verzichte ich auf das verfickte Sündenregister! Hack ihm die beschissenen Flügel ab, Thomas!" Allmählich schwante Gabriel, was hier los war. "Äh, Jungs..." Doch es war zu spät. Die Axt sauste auf seinen Rücken nieder und traf präzise die Flügel, die er nur unsichtbar gemacht, aber nicht eingezogen hatte, wofür er sich jetzt gerne selbst geohrfeigt hätte. Gleichzeitig wurde er gepackt und ein sehr wütender Samuel zwang ihm eine Thermosflasche an die Lippen. Espresso!!! Gabriel konnte sich einfach nicht mehr beherrschen, riß Samuel die Kanne aus der Hand und nahm einen tiefen Zug. Er wußte, daß das ein Fehler war. Er wußte, was mit Engeln passierte, die die Flügel verloren und dann Nahrung zu sich nahmen. Und das galt auch für Nahrung in flüssiger Form. Aber die beiden, die ihn überfallen hatten, hatten gewußt, daß er seinem Lieblingsgetränk nicht würde widerstehen können. Vor allem, weil er bereits Stunden ohne eine Espresso-Infusion verbracht hatte. "Das ist für den neunten Chor!" schrie Samuel triumphierend und schlug Gabriel den Kaffee aus der Hand. "Aaaaaaaaargh!" machte der Mann mit dem blutverschmierten Rücken und sprang dem zu Boden fallenden Behälter nach - es nützte nichts, der Inhalt ergoß sich in den Rinnstein. "Das könnt ihr doch nicht machen!" platzte Gabriel heraus. "Wieso tut ihr das?!" Thomas, der Axtschwinger, versteckte schnell das blutige Mordinsturment hinter seinem breiten Rücken und erklärte dann ein bißchen verlegen: "Du bist gemein zu unserem Chor. Du machst uns immer Ärger und es ist dir egal, wenn wir dann dafür gefoltert werden." "Du hast uns nur einmal zuviel zu den Dämonen geschickt, Freund Gabi!" donnerte auch Samuel los. "Uns reicht es, wir haben genug! Und wir finden, Engel sollten nicht mehr gefoltert werden! Du siehst ja, was mit Lael passiert ist deswegen!" "Lael! Was soll das eigentlich?! Und außerdem kann ich nichts dafür, wenn ihr gefoltert werdet! Das ist GOTTES Entscheidung, nicht MEINE!" "Aber du könntest ein gutes Wort für uns einlegen!" knurrte Thomas. "Lael ist einmal zu oft und zu heftig von den Dämonen in die Mangel genommen worden! Die haben ihm das Hirn kaputtgefoltert! Was glaubst du, warum er so ist, wie er ist?!" "Keine Ahnung!" brüllte Gabriel dagegen. Die Wunden auf seinem Rücken brannten wie Feuer und der Espresso brachte seinen plötzlich wieder aufgetauchten Magen zum Rebellieren. -Ich kotze gleich,- dachte er, hatte aber noch genug Verstand, um sich an Laels Werdegang zu erinnern. "Als Lael zu den Seelensammlern kam, war er schon so wie jetzt! MICH trifft ÜBERHAUPT KEINE Schuld! Das muß bei den Boten passiert sein - hackt Uriel dafür die Flügel ab, nicht MIR!" "Lael ist nicht aufgetaucht, als Jesus Christus geboren wurde - dafür hat der Herr ihn in die Kerker geschickt und als er wieder rauskam, war er völlig blöd!" erläuterte Thomas, der offenbar das größere nicht vorhandene Gehirn hatte, die Zusammenhänge. "DU als Herr der Erzengel hättest ja mal was sagen können! Als der Messias zur Welt kam, hielt Uriel nämlich schon Wache vor dem Paradies und alle Angelegenheiten, die die Kapellisten und die Boten betrafen, wurden vom Erzengel-Rat geregelt! Du hast das Formular, mit dem Lael zur Folter verurteilt wurde, bestimmt auf deinem Schreibtisch gehabt!" "Und du hast unterzeichnet!" grollte Samuel wütend. "Hab ich recht?!" Gabriel dachte einen Moment nach. Schock, Blutverlust und Sodbrennen sprachen eine eindeutige Sprache - und zwar eine, die ihn ziemlich beim Denken störte. "Kann sein, ja. Ja," murmelte er schließlich. "Ich hab... nicht drauf geachtet." Dann wurde er wieder laut - immerhin mußte er sich hier verteidigen! Er war angegriffen worden, heimtückisch, von niederen Engeln, die es wagten, ihm einen menschlichen Körper zu verpassen! "Na und?! Was geht mich der dämliche neunte Chor an?! Ihr seid nichts weiter als Sklaven und das wißt ihr auch! Nur daß ihr noch weniger wert seid als wir übrigen! Ihr seid die Sklaven von Sklaven von Sklaven und so weiter! Und jetzt tragt mich gefälligst rauf zu den Kyriotetes, damit sie mir die Flügel wiedergeben!" Thomas und Samuel schüttelten nur synchron die Köpfe. "Nein, Herr," antwortete der Racheengel. "Wenn du zurück in den Himmel willst, mußt du schon sterben. Bis dahin bleibst du hier auf der Erde als Mensch." "Das sollte dir eigentlich gefallen," bemerkte Samuel nicht sehr begeistert. "Jetzt kannst du wieder normal trinken und... noch ein paar andere Sachen." "Ja, außer Coffee-Shops gibt's hier in Holland auch noch verdammt viele Pornoläden," pflichtete Thomas ihm bei. Dann ließen sie Gabriel einfach stehen und lösten sich in Luft auf. "Ihr verdammten beknackten Engel! Kommt gefälligst zurück!" schrie der vermenschlichte Gabriel ihnen nach - einmal, zweimal,... Bis schließlich eine Frau auf ihn aufmerksam wurde. "Och, Sie Armer, Sie bluten ja!" "Und halluzinieren tut er auch," meinte ein Mann, der sich im Gegensatz zu ihr nicht in die Gasse hineinwagte. "Diese hirnrissigen Junkies, die hasse ich echt!" Die Unbekannte faßte Gabriel am Handgelenk und tätschelte beruhigend seinen Arm. "Das kommt alles wieder in Ordnung, keine Sorge. Mein Sohn redet nur Blödsinn, wie immer." Also der Sohn. Der plärrte auch gleich los: "Mamaaaaaaaaa, laß doch den verlausten Penner, komm, wir gehen ins Kino!" "Das können wir auch später noch! Jetzt sei still, Henk, und hol das Auto! Wir fahren diesen armen Mann ins Krankenhaus." >Henk< machte grummelnd ziemlich deutlich, daß er sich im Augenblick cooleres vorstellen konnte, als mit seiner samaritermäßigen Mutter und einem völlig fremden, unter Wahnvorstellungen leidenen, mit Blut besudelten Kerl in Gothic-Klamotten und mit nur einem Schuh in einem Auto zu sitzen. "Henk, du bekommst kein Abendessen, wenn du so weitermachst!" erklärte die Mutter streng. Gabriel verdrehte die Augen. Wenn die Lage nicht so furchtbar wäre, würde er lauthals lachen! Er hatte es nicht nur mit übergeschnappten Mitgliedern des neunten Chors zu tun, sondern auch noch mit völlig abgedrehten Menschen! Und wenn die Ärzte auf der Erde ungefähr so krank im Kopf waren wie Raphael, hatte er, um ehrlich zu sein, keine große Lust, in ein Krankenhaus eingeliefert zu werden. Doch dazu mußte man sagen, daß er sich immer noch utopische Vorstellungen über das Gesundheitswesen auf der Erde machte. Hätte er gewußt, was ihm bevorstand, wäre er laut schreiend davongelaufen! Wird fortgesetzt... Da sind wir aber beruhigt: Lael ist nicht allein dumm! Und wir haben endlich den Grund für Schnuckis Dummheit gefunden - Gabriel ist der Übeltäter! Und... hm,... ist er schon genervt genug, was meint ihr? Nöööööööööö, ich mach noch ein paar Folgen, ok? ^^ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)