Die Legende vom Avatar von NarutoNinja ================================================================================ Kapitel 9: ----------- Kenai kam gar nicht erst dazu sich zu verteidigen. Bevor er überhaupt in der Lage war zu begreifen, was sich da auf ihn stürzte, wurde er auch schon von den Füßen gerissen und unter einem wuchtigen Körper begraben. Entsetzt wirbelten die Wasserbändiger herum, sofort zum Angriff bereit, doch noch bevor sie die Chance dazu hatten, ihre Wasserflaschen zu öffnen, brüllte das Vieh sie an, so laut, so markerschütternd, mit so viel Wucht, dass sie nach hinten geschleudert wurden und hilflos über die Erde rollten, bis sie ächzend gegen die kahle Felswand knallten und einen Moment benommen liegen blieben. Sofort stürzte sich die Spinne auf sie, brüllend, mit haarigen Beinen, die sich plötzlich in dolchartige Pranken wandelten, bereit sie ohne zu zögern niederzustrecken. „Tsai Shen!“ Die Pranke erstarrte, nur Millimeter von Kuroks Gesicht entfernt, der gerade erst wieder zur Besinnung kam. Panisch starrte er das Vieh an, unfähig sich zu bewegen. Langsam drehte sich die Spinne um. Kenai kniete auf der Erde, völlig zerzaust, jedoch vom Aufprall der Kreatur unverletzt. „Bitte. Tu ihnen nichts.“ Der Geist, Tsai Shen, rührte sich nicht. Mit glühenden Augen sah er ihn in, lange, schweigend, doch ohne Zorn. Dann ließ er die Pranke sinken, die sich wieder in ein haariges Spinnenbein verwandelte. Schließlich ließ er von der Gruppe ab, wandte ihr den Rücken zu und trat auf Kenai zu, der nicht vor ihm zurückwich. Schweigend sahen sie sich an, während am Horizont langsam die ersten Sonnenstrahlen die Welt erhellten. Hinter Tsai Shen zogen sich die Wasserbändiger langsam wieder auf die Beine. Atka war kreideweiß im Gesicht, die Augen vor Entsetzten auf die monströse Spinne gerichtet. Meister Kurok hatte seine Fassung wiedererlang. Mit ausdrucksloser Miene beobachtete er die Szene. Doch einer der Wasserbändiger, die unter ihm dienten, war nicht so gelassen. Vorsichtig, von allen unbemerkt, öffnete er seine Wasserflasche. Die langsam herausschwebende Flüssigkeit schimmerte, als sie sich in einen Eiszapfen verwandelte. Plötzlich ging alles ganz schnell. Kenai bemerkte den Splitter, doch sein warnendes „Nicht!“ kam zu spät. Der Eissplitter sauste durch die Luft und traf den Geist, der sich just in diesem Moment umwandte, mitten in die Stirn, ohne ihn jedoch zu verletzen. Der Eissplitter raste durch ihn hindurch und bohrte sich in das massive Gestein, doch es reichte, um Tsai Shens Zorn von neuem zu entfachen. Er brüllte, die Erde bebte. Risse jagten dem Boden entlang, Felsbrocken stürzten donnernd den Abhang hinab. Sofort versuchten sich die Wasserbändiger in Sicherheit zu bringen, doch Kenai war der Weg versperrt. Krampfhaft versuchte er wieder auf die Beine zu kommen, doch plötzlich rutschte die Erde unter ihm hinweg. Die Welt kippte. Alles drehte sich in rasender Geschwindigkeit. Felssplitter bohrten sich in seine Haut, Sterne explodierten vor seinem Blick. Etwas krachte und knackte und plötzlich, mit einem kräftigen Ruck, hörte das Drehen auf. Benommen öffnete Kenai die Augen. Alles drehte sich. Er blinzelte. Erst langsam klärte sich sein Blick und ihm gefror das Blut in den Adern, als ihm bewusst wurde, das er in eine bodenlose Tiefe starrte. Er wollte zurückweichen, doch etwas hielt ihn fest. Vorsichtig wandte er den Kopf. Tsai Shen klebte direkt hinter ihm am Felsen, noch immer in Gestalt einer Spinne, und hielt ihn mit einem seiner haarigen Beine fest. Es war das einzige, was ihn davor bewahrte in die tödliche Tiefe zu stürzen. Behutsam wurde er auf einen schmalen Felsvorsprung gezogen. Kaum hatte Kenai wieder festen Boden unter den Füßen, sackte er in sich zusammen, den Schreck noch immer in den Gliedern. Er zitterte einen Moment, dann riss er sich zusammen und verneigte sich vor dem Geist, der sich im Tageslicht langsam aufzulösen begann. „Danke.“ Dann war der Geist verschwunden. „KEINAI!“, erklang weit über ihn Atkas Stimme. „LEBST DU NOCH? KENAI!“ Benommen legte Kenai den Kopf in den Nacken und blickte nach oben. Ihm wurde übel als ihm bewusst wurde, wie tief er gestürzt war. Er konnte seinen Freund zwar hören, jedoch nicht sehen. „ATKA!“, rief er, die Hände als Trichter vor seinem Mund geformt. „ICH BIN HIER!“ „BIST DU VERLETZT?“, erklang Meister Kuroks dunkle Stimme. Kenai antwortete nicht gleich. Vorsichtig stellte er sich auf die Beine, ließ seine Schultern kreisen und machte einige Dehnübungen, bevor er sich seinen Nacken rieb, der ein wenig schmerzte. „NEIN!“, rief er schließlich. „NUR EIN PAAR KRATZER!“ „WO BIST DU?“, fragte Atka. „WIR KÖNNEN DICH NICHT SEHEN!“ „ICH STEHE AUF EINEM FELSVORSPRUNG!“ Er sah sich um, in der Hoffnung irgendetwas zu finden, was ihm weiterhelfen konnte. Er hatte Glück. „HIER GIBT ES EINEN SCHMALEN PFAD. ICH WEIß ABER NICHT WOHIN ER FÜHRT.“ Es dauerte eine Weile, bis Kurok ihm antwortete. „HÖR MIR ZU, KENAI. WIR KÖNNEN DICH NICHT HOLEN KOMMEN. DAS GESTEIN IST ZU BRÜCHIG. ES WÜRDE SOFORT NACHGEBEN. BENUTZE DEN PFAD UND VERSUCHE ZURÜCK ZUM SEE ZU KOMMEN. DU WEIßT JA, WO ER IST. ZUR NOT WARTE, BIS EINER DER WACHEN DICH SIEHT. HAST DU MICH VERSTANDEN?“ Kenai schluckte. Er hatte nicht die geringste Lust darauf alleine in einem für ihn völlig fremden Gebirge herumzuirren um nach einem Ort zu suchen, an den er eigentlich gar nicht zurück wollte, doch er verstand, dass es wohl keine andere Möglichkeit gab. Er war ein Wasserbändiger. Er würde auch alleine zurechtkommen, vorausgesetzt, er wurde nicht das Opfer eines wütenden Geistes … Aber der Geist hatte sich gar nicht auf ihn gestürzt, fiel ihm plötzlich auf. Ganz im Gegenteil. Er hatte ihm sogar das Leben gerettet, während er auf die anderen losgegangen war. Aber warum? „KENAI?“, rief Atka besorgt. „JA“, antwortete er sofort. „ICH HABE EUCH GEHÖRT. KEINE SORGE. ICH SCHAFFE DAS SCHON … PASST AUF EUCH AUF!“ „DU AUCH!“, kam die Antwort aus mehreren Kehlen, dann wurde es still. Im Licht des beginnenden Tages war Kenai mit einem Mal vollkommen allein. Etwas ratlos stand er auf seinem Felsvorsprung und starrte noch immer nach oben, dann wandte er sich vom rauen Gestein ab und betrachtete Land, das sich vor ihm erstreckte. Sie waren tiefer in den Berg eingedrungen als er gedacht hatte. Unter ihm fielen die Felswände steil ab, nur unterbrochen von spitzen, dolchartigen Gebilden, die nur darauf warteten unvorsichtige Wanderer schmerzhaft in Empfang zu nehmen. Doch dort, wo sich die Erde dann endlich zu ebnen begann, lugten erste Sträucher zwischen den Felsklippen hervor, bis erste karge Bäume ihre Schatten warfen, eingebettet in einem Gemisch aus Sand und Geröll. Irgendwo in weiter Ferne schimmerte ein kleiner, schmaler Bach. Die Gegend war wild und gefährlich, doch auf ihre eigene Art und Weise strahlte sie eine Schönheit aus, die Kenais Nerven ein wenig beruhigten. Er holte einige Male tief Luft, dann begann er den schmalen Weg entlang zu klettern. Es kostete ihn viel Kraft sich gegen die karge Wand zu pressen, die keine Möglichkeit für einen ordentlichen Halt bot, doch irgendwann, die heiße Sonne begann bereits ihm den Nacken zu verbrennen, wurde der Weg breiter, so das er schließlich normal gehen konnte. Er folgte dem Pfad einen halben Tag lang, manchmal den Berg hinauf, manchmal wieder hinab, bis er sich schließlich in einer sandigen Schlucht verlor, die seinen Weg in verschiedene Wege gabelte. Unschlüssig blieb Kenai stehen. Er hatte keine Ahnung wo er war. Er wusste weder, ob er sich dem Höhlensee näherte oder sich von ihm entfernte, noch, in welche Richtung er sich begeben sollte. Nachdenklich kratzte er sich den Kopf, ging dann zum linken Weg, nur um sich dann anders zu entscheiden und den rechten Weg einzuschlagen, den er jedoch abermals nach nur wenigen Schritten abbrach. Er war sich einfach nicht sicher, welchen Weg er einschlagen sollte. „Na komm schon!“, rügte er sich selbst. „Es ist doch vollkommen egal wohin du gehst. Du hast doch eh keine Ahnung wo du bist.“ Er wollte sich gerade wieder dem linken Weg zuwenden, als er plötzlich auf dem rechten etwas hörte. „Hallo?“, fragte er vorsichtig, die Hand auf seiner Wasserflasche ruhend. Nur für den Fall. Niemand antwortete ihm, doch irgendetwas wimmerte, so leise, dass es kaum zu hören war. Wachsam folgte Kenai dem Geräusch, bereit, beim kleinsten Anzeichen von Gefahr zu reagieren. Doch nichts rührte sich, nichts stürzte sich auf ihn nieder oder griff ihn an. Alles war friedlich, bis auf das leise, klägliche Wimmern, das langsam immer lauter wurde. Die Schlucht begann sich langsam etwas zu weiten. Trockene Sträucher ragten aus der Erde hervor Lange Schatten warfen sich über das Gebiet und spendeten so eine angenehme Kühle vor der sengenden Sonne. Kenai blieb plötzlich stehen. Das Wimmern war nun so laut, dass es ganz aus seiner Nähe kommen musste, doch egal wohin er auch sah, er konnte nichts auffälliges entdecken, selbst an den Wänden nicht. Da fiel ihm ein Busch ins Auge, der leicht zitterte. Mit einem letzten Blick auf seine Umgebung näherte er sich dem Gestrüpp und schob vorsichtig die knorrigen Äste beiseite. Dann sah er es. Halb von Sand bergraben wimmerte und fiepte kläglich ein verletztes Jungtier. Es sah aus wie ein schneeweißes Fellknäul mit dicken, übergroßen Pranken, die in krampfhaften Schmerzanfällen unkontrolliert zuckten, mit an den Spitzen geknickten Ohren und einer angeschwollenen Zunge, die ausgedörrt aus dem halb geöffneten Maul ragte. Sofort trat Kenai auf das arme Geschöpf zu, nahm es in die Arme und beschwor ein wenig Wasser aus seiner Flasche, das er vor dem Tier in der Luft schweben ließ, doch es war zu schwach um es zu erreichen. Sofort benetzte er damit die geschwollene Zunge. „Na komm schon!“, beschwor er das Tier. „Trink. Du brauchst das.“ Das Tier zitterte, versuchte seine Zunge in sein Maul zu ziehen, doch es schaffte es nicht. Es war vollkommen entkräftet. Hilflos sah Kenai das kleine Geschöpf an. Etwas regte sich in ihm, eine Erinnerung, die tief in ihm verborgen lag. Er konnte sie nicht greifen, nicht heraufbeschwören und doch reichte es, um in ihm eine Flamme der Entschlossenheit lodern zu lassen. Ohne recht darüber nachzudenken zwang er die Kiefern des Jungtieres auseinander, nahm den Schlauch von seiner Seite und führte es an die ausgedörrten Lippen, so wie er es bei einem Menschen getan hätte, doch anstatt ihm große Schlucke zu geben, versuchte er nur so wenig wie möglich ins Maul zu tropfen, aus Sorge, das erschöpfte Wesen könnte sich verschlucken. Einen furchtbar langen Moment lang passierte nichts, doch dann, endlich, schaffte es das Tier die Zunge wieder ins Maul zu ziehen und die lebensspendende Flüssigkeit hinunter zu schlucken, doch diese kleine Bewegung kostete ihm so viel Kraft, dass es in seinen Armen erschlaffte. „Oh nein! Nicht sterben!“, rief er erschrocken, doch dann zuckte das kleine Wesen wieder unkontrollierbar mit den Pfoten, fiepte und wimmerte, der kleine Körper von Schmerzen gepeinigt. Verzweiflung regte sich in Kenai. „Es tut mir leid, Kleiner“, flüsterte er. „Wenn ich Heilen könnte wie meine Freundin Kaija, könnte ich dir helfen, aber ich habe keine Ahnung was ich tun soll.“ Jeder vernünftig denkende Mensch hätte das Tier von seinen Leiden erlöst, doch Kenai konnte es nicht. Traurig hielt er den kleinen Körper in seinen Armen. Er konnte den schwachen Herzschlag fühlen, das rasselnde Atmen, das Zucken der Muskeln. Doch da war noch etwas anderes. Etwas, was er nur schwach in den trüben Augen erkennen konnte. Ein ungetrübter Lebenswille. Das Tier wollte nicht sterben. Mit all der Kraft, die dem kleinen Ding noch verblieben war, kämpfte es dagegen an, bäumte sich innerlich gegen die langsam hereinziehende Dunkelheit auf. Leise fiepend sah es Kenai an und Kenai blickte zurück, mit zugeschnürter Kehle. Die Sekunden verstrichen, dann presste er das Tier fester an seine Brust, stand auf und setzte entschlossen seinen Weg fort. Er machte sich keine Gedanken darüber wohin ihn der Weg führen würde, es ging ihm einzig darum jemanden zu finden, der diesem armen Wesen helfen konnte. Selbst wenn es aussichtslos war, so musste er es wenigstens versuchen. „Halte durch, Kleiner“, sprach er dem Tier immer wieder Mut zu. „Wir finden schon jemanden, der dich wieder auf die Beine bringt. Du musst nur durchhalten, ja? So leicht lässt du dich doch nicht unterkriegen. Du hast bestimmt schon lange durchgehalten, da wirst du doch nicht so einfach aufgeben wollen.“ Das Kleine fiepte kläglich, doch er hatte das Gefühl, als ob es ihn verstanden hätte. Seine Hoffnungen wurden jedoch jäh zerstört, als die Schlucht abrupt endete und sich eine gewaltige Felswand vor ihm in den Himmel bohrte. Fassungslos starrte er sie an. Das war nicht gut. Das war überhaupt nicht gut! „Ach komm schon!“, beschwerte er sich mit zittriger Stimme. „Das kann doch jetzt nicht wahr sein!“ Verzweifelt sah er sich um. Nirgendwo gab es einen Pfad, nirgendwo gab es einen Weg, dem er hätte folgen können. Es gab noch nicht einmal eine Höhle, durch die er hätte gehen können. Ihm blieb nur der Weg zurück, doch das würde das kleine Ding in seinen Armen nicht überleben, das spürte er, auch wenn er sich hartnäckig weigerte diese Tatsache zu akzeptieren. Er wusste nicht warum es ihm so wichtig war, doch er würde nicht zulassen, dass dieses Tier in seinen Armen starb! Auf gar keinen Fall! Es musste doch einen Weg geben! „Keine Angst, Kleiner“, beruhigte er das Junge. „Ich muss nur kurz nachdenken. Keine Angst, ja? Alles wird gut.“ Mit rasenden Gedanken schritt er vor der Felswand auf und ab, raufte sich die Haare, blieb immer wieder stehen und sah nach oben. Plötzlich hatte er eine Idee. Vorsichtig steckte er das Tier unter sein Hemd, so das nur noch der Kopf hervorlugte und beschwor dann Wasser hervor, das sich über seine Fingerspitzen legte und zu Eis gefror. „Ich hoffe das klappt.“ Ohne zu zögern trat er an die Wand heran, bohrte das Eis ins raue Gestein und begann langsam daran hinaufzuklettern. Seine Muskeln schmerzten, Schweiß brannte in seinen Augen, doch er biss hartnäckig die Zähne zusammen und zwang sich immer weiter nach oben zu klettern, einen Schritt nach dem anderen. Plötzlich bebte die Erde. Geröll schlug ihm entgegen, verfehlte ihn nur um Haaresbereite und rutschte Donnernd den Abhang hinab. Kenai sah den purzelnden Steinen nach, dann sah er wieder nach oben und stieß einen erschrockenen Schrei aus, bevor er von mehreren Felsbrocken in die Tiefe gerissen wurde. Er spürte, wie er auf der Erde aufschlug, doch plötzlich gab irgendetwas unter ihm nach und er stürzte in absolute Finsternis, die ihn unter sich begrub. Schmerz explodierte in seiner Seite, dann verlor er das Bewusstsein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)