Die Legende vom Avatar von NarutoNinja ================================================================================ Kapitel 8: ----------- In dieser Nacht schlief Kenai schlecht. Immer wieder schreckte er aus wirren Träumen auf, die er jedoch sogleich wieder vergaß, versuchte weiterzuschlafen, doch er sickerte Stundenlang in einer Art Dämmerzustand vor sich hin, bis er es irgendwann einfach nicht mehr aushielt und noch vor Sonnenaufgang unter seiner Plane hervor kroch. Ihm fröstelte es. Gähnend schlang er seine Arme um seinen Körper und torkelte ein wenig benommen im Lager herum. Alles schlief noch. Selbst der letzte Vertreter der Nachtwache saß am längst erloschenen Lagerfeuer, das Kinn auf der Brust ruhend und schnarchte leise vor sich hin. Es war der einzige Laut, den man hören konnte. Ansonsten war es still. Nichts rührte sich, als hätte die Zeit vergessen sich zu drehen. Erst langsam erwachten Kenais Lebensgeister, als er sich stolpernd seinen Weg zum kleinen Bach suchte. Kaum angekommen, kniete er sich am seichten Ufer nieder, tauchte die Hände ins kühle Nass und wusch sich das Gesicht. Tief durchatmend lehnte er sich zurück und sah zu dem Stückchen Himmel empor, der sich ihm offenbarte. Langsam wurde es hell. Die Sterne verschwanden und wichen einem gräulichen Blau, dem die ersten Sonnenstrahlen folgten. Kenai lächelte, doch plötzlich verdunkelte etwas den erwachenden Morgenhimmel. Etwas raste über ihn hinweg, so schnell, dass er es kaum erkennen konnte, begleitet von einem mächtigen Windstoß, der ihn über den Boden wirbelte. Einen Moment blieb er benommen liegen, dann stand er sofort wieder auf seinen Beinen. „Was war das denn?!“ Verwirrt starrte er in die Richtung, in der das Wesen verschwunden war, dann, nach kurzem Zögern, kehrte er ins Lager zurück, wo die ersten Krieger endlich aus ihrem Schlummer erwacht waren. Einer von ihnen Tuaq, der gerade aus seinem Zelt kroch. „Ah, Morgen Kenai! Schon wach?“ „Ja. Hast du das eben auch gesehen?“ „Nö. Was denn?“ „Keine Ahnung. Da ist gerade ein Wesen über uns hinweggeflogen, so schnell, dass es mich von den Füßen gerissen hat. Ich konnte es nicht richtig erkennen.“ „Hm.“ Nachdenklich kratzte sich Tuaq am Kopf. „Hört sich nach einem Drachen an.“ „Ein Drache?“ „Ja, ein Drache. Groß, lang, übellaunig, kaum zu besiegen, blutrünstige Bestie, frisst am Liebsten Menschenfleisch, gelegentliches Haustier besonders idiotischer Feuerbändiger, stinken schlimmer als Tartoks durchgelatschte Schuhe. Aber keine Sorge. Es kann kein Drache gewesen sein, denn wenn es ein Drache gewesen wäre, wären wir jetzt alle Tod.“ Kenai verzog das Gesicht. „Wie beruhigend.“ „Es sei denn natürlich es war ein Späher. In dem Fall werden wir nur dann Tod sein, wenn sie uns entdeckt haben … Vorausgesetzt es war ein Schoßtier. Wenn es ein wilder Drache war, haben wir nichts zu befürchten, es sei denn er hat Hunger und er kommt zurück. In dem Fall wären wir wirklich Tod … Vielleicht solltest du Nuka sagen was du gesehen hast. Nur für den Fall.“ „Ja, nur für den Fall.“ Kenai wandte sich gerade von Tuaq ab, als er plötzlich bemerkte, wie drei voll ausgerüstete Krieger ins Lager eilten. Er erkannte den Anführer sofort. Der Mann sah genauso aus, wie sich Kenai Atka immer vorgestellt hatte wenn dieser erwachsen war. Die Ähnlichkeit war kaum zu übersehen. Das gleiche markante Kinn, die gleichen hohen Wangenknochen, die gleiche Nase. Nur die Augen waren anders. Es waren Kaijas Augen. Dieser Mann musste unverkennbar Nakana sein. Kenai sah ihn an, doch Nakana hatte keinen Sinn für seine Umgebung. Mit weiten Schritten durchquerte er das Lager, packte einen ihm nahe stehenden Krieger am Kragen seines Hemdes und zog ihn zu sich heran. „Sieh zu, dass unsere Männer alle Sachen zusammenpacken. Wir müssen sofort weiterziehen. Die Feuerbändiger haben ihre Drachen ausgesandt. Los jetzt!“ Jeder, der ihn gehört hatte, gehorchte sofort. „Schon irgendwelche Neuigkeiten von Nuka?“, fragte Nakana. Er sah sich um und entdeckte zu seiner eigenen Überraschung ein ihm unbekanntes Gesicht. „Wer bist du?“ „Kenai. Ich bin mit Nuka gekommen. Er schläft dort drüben.“ Er deutete auf ein Zelt in der entgegengesetzten Richtung. „Ich habe den Drachen auch gesehen. Ich glaube nicht, dass er uns bemerkt hat.“ „Kennst du dich mit Drachen aus?“ „Nein.“ „Dann äußere dich auch nicht dazu. Drachen sind Bestien. Sie riechen dich aus mehreren Kilometern Entfernung und sehen selbst in absoluter Dunkelheit gestochen scharf. Wenn du ihn gesehen hast, hat er dich mit ziemlicher Sicherheit auch gesehen. Wenn du einen Drachen siehst, musst du sofort verschwinden. Selbst mehrere Wasserbändiger können es nicht mit ihnen aufnehmen. Sogar Feuerbändiger machen einen großen Bogen um sie. Nur sehr selten gelingt es einen von ihnen einen Drachen zu töten oder gar zu zähmen. Versprich mir, dass du dich von ihnen fernhältst, Junge. Ich habe schon genug tapfere Männer an sie verloren. Ich will nicht noch mehr an sie verlieren. Wenn es sich einmal doch nicht vermeiden lässt, dann hilft entweder nur noch beten oder dein Verstand. Merk dir das.“ Verdutzt sah Kenai ihn an, dann lächelte er. „Geht klar.“ Nakana wollte ihm gerade den Rücken zudrehen, als er sich anders entschied und sich ihm wieder zuwandte. „Wie alt bist du?“ „Ich bin vierzehn.“ „So jung.“ Nakana seufzte betrübt. „Du hättest nicht kommen sollen. Der Krieg ist nichts für vierzehnjährige. Er könnte dich zerstören. Aber da du schon einmal hier bist, lässt sich daran wohl nichts mehr ändern … Du kommst wohl aus unserem Stamm, wenn du mit Nuka gekommen bist.“ „Ja.“ Noch immer lächelte Kenai. Er sah in die Augen dieses Mannes, die ihn so sehr an Kaija erinnerten und erkannte auch die unausgesprochene Frage, die in ihnen ruhte. Er wollte darauf antworten, doch er tat es nicht. Sein Blick wanderte an Nakana vorbei, bis zu einem Punkt direkt hinter ihm, wo Atka gerade aus dem Zelt gekrochen kam, der sich wunderte, warum plötzlich so helle Aufregung herrschte. Als er Kenai entdeckte, eilte er auf ihn zu. „Was ist denn hier los?“ „Drachen“, antwortete Nakana knapp. „Wie ich sehe haben wir noch einen neuen … Rekruten … Oh mein …“ Seine Stimme brach, als er Atka erkannte. Fassungslos starrte er ihn an, das Gesicht eine Maske des puren Unglaubens. „Du … du bist … Atka?! Bist du das? Was … was hast du hier zu suchen?“ „Vater!“ Vollkommen überrumpelt starrte Atka Nakana an, hin und hergerissen zwischen unbeschreiblicher Freude und Ärger, denn sein Vater machte nicht gerade den Eindruck als würde er sich freuen ihn zu sehen. Ganz im Gegenteil. Er war regelrecht entsetzt. „Ich bin hier, weil ich dich sehen wollte … Und weil ich helfen will. Freust du dich etwa nicht mich zu sehen?“ „Ich … ich … doch! Natürlich! Es ist nur … Bei allen Geistern, bist du groß geworden! Als ich gegangen bin, warst du noch keine drei Jahre alt und jetzt sieh dich an!“ Fassungslos sah er ihn an. Er wagte es nicht einmal ihn in die Arme zu nehmen. „Du bist fast ein ganzer Mann! Wie geht es deiner Mutter? Und dem Baby? Geht es dem Baby gut?“ „Mutter geht es gut. Und Kaija auch.“ „Kaija?“ Nakana lächelte glücklich. „Eine Tochter also. Ich habe eine Tochter!“ Er strahlte, doch dann, urplötzlich, wurde er schlagartig wieder ernst. Der Vater war verschwunden und hatte dem Krieger Platz gemacht. „Wir reden später. Packt eure Sachen. Wir müssen los. Nuka!“ Sofort wandte er sich wieder seinen Pflichten zu. Kurze Zeit später teilte sich das Lager in zwei Gruppen, die sich in unterschiedliche Richtungen zerstreuten, jedoch das gleiche Ziel hatten. Während Atka mit seinem Vater ging, blieb Kenai bei seinem Onkel und Meister Kurok, die ihre Gruppe zur Eile antrieben. Kenai merkte schnell, dass die Krieger ein eingespieltes Team waren. Jeder hatte seine Aufgabe, der gewissenhaft nachgekommen wurde. Einige bildeten die Vorhut, andere den Rückhalt, wieder andere bewachten die Waffen und die Verpflegung. Er selbst kam sich dabei vor wie ein Fremdkörper. Er hatte keine Ahnung was man von ihm wollte oder wie er sich am besten nützlich machen konnte. Sein Onkel wechselte ständig die Position und war kaum auffindbar, so dass er sich an Meister Kurok hielt, der die linke Flanke deckte. Da dieser ihn nicht verscheuchte, nahm er das als Zustimmung. Sie wanderten den ganzen Tag und die halbe Nacht, bis sie endlich eine Pause einlegten, ohne jedoch ein Lager zu errichten. Jeder legte sich dort schlafen, wo er gerade stand, bevor es beim ersten Morgengrauen weiterging. Kenai merkte bald wie sich die Landschaft veränderte. Die Wälder verschwanden. Die Bäume lichteten sich und wichen immer öfters kahlen Stellen, die erst zu Hügeln, dann zu Felsen wurden. Nach fünf Tagen erreichten sie einen dunklen, furchteinflößenden Berg, der weite Schatten über das Land warf. Kenai erschauderte bei dessen Anblick. Er war nicht der einzige. Er konnte förmlich spüren wie die Stimmung umschlug. „Was wollen wir hier?“, fragte er leise. „Wir haben hier eines unsere Verstecke“, erklärte ihm Kurok. „Ein unterirdischer See. Bisher sind wir dort immer unentdeckt geblieben. Das einzige Problem ist nur, dass manche Erdbändiger sehr sensibel sind. Daher nutzen wir diesen Ort nur sehr selten und auch nur dann wenn wir wissen, dass keine feindlichen Bändiger in der Nähe sind. Nakana hat den Ort auskundschaften lassen. Wir sind dort eine Weile sicher und wir können uns deiner weiteren Ausbildung widmen. Du hast es nötig.“ Mit dem bitteren Geschmack der Erinnerung verzog Kenai das Gesicht. Er hatte die Schmach seiner sehr kurzen Bändigungsvorführung immer noch nicht überwunden. Als es Nachmittag wurde, erreichten sie einen geheimen Tunnel, so gut versteckt, dass nicht einmal eine Maus ihn bemerkt hätte, jedoch zugleich so eng, das man nur einzeln hindurch kriechen konnte. Als sich der Tunnel endlich lichtete, betrat Kenai eine gigantische Höhle, nur erleuchtet von grünlich schimmernden Kristallen. Hier gab es nichts weiteres als blanken Fels und einen ruhenden See, der die Mitte zierte. „Und hier sind wir wirklich sicher?“, fragte Kenai misstrauisch. Er hatte keine Ahnung wozu Erdbändiger fähig waren, von daher konnte er nicht sagen ob es klug war sich an einem Ort aufzuhalten, der von nacktem Gestein umgeben war. „Vollkommen sicher“, antwortete Nuka, der an die Seite seines Neffen trat. „Erdbändiger trauen sich nicht hier her, aus Angst vor den Geistern dieses Ortes. Vollkommener Humbug, aber äußerst nützlich. Wir warten hier noch auf die anderen. Sobald sie hier sind, gibt es eine Einsatzbesprechung.“ „Was denn für Geister?“, fragte Kenai unruhig. Er hatte nicht die geringste Lust darauf irgendwelche Geister zu erzürnen. Man hatte ihm von klein auf beigebracht sämtliche Geister zu respektieren und ungefragt in ihr Territorium einzudringen zeugte nicht gerade von Respekt. „Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen. Kümmere dich um dein Bändigungstraining. Du musst in Übung bleiben, denn du könntest jeder Zeit zu einem Einsatz gerufen werden.“ Das Bändigungstraining lief furchtbar. Er war noch nie so schlecht gewesen, aber irgendwie war es ihm vollkommen unmöglich sich zu konzentrieren. Der Ort hier machte ihm Angst. Alle seine Sinne schrien danach sofort von hier zu verschwinden, doch er traute sich nicht es auszusprechen, aus Furcht, man könne ihn für einen Feigling halten. Er fühlte sich von allen Seiten beobachtet und zwar nicht nur von den Kriegern, die ihm bei seinen lausigen Versuchen zusahen und ihre Witze über ihn rissen. Nein. Hier lauerte irgendetwas anderes im schwarzen Schatten der Felsen, was sich jedoch in Dunkelheit hüllte. Als er zum zehnten Mal in Eis eingefroren wurde, riss Meister Kurok der Geduldsfaden. „Was soll das, Kenai?“, fachte er ihn wütend an. „In einem echten Kampf hätte ich dich ein dutzend Mal töten können!“ „Tut mir ja leid.“ „Tut es gar nicht! Im Kampf müssen wir uns auf dich verlassen können! Wie soll das gehen wenn du schon beim Training versagst? Ich hatte mehr von dir erwartet.“ Kenai sagte nichts dazu. Mit halb geschlossenen Augen wich er Kuroks Blick aus, bis dieser sich erbarmte und das Eisgefängnis auflöste. „Wir machen Schluss für heute. Ich will dich erst einmal nicht mehr sehen.“ Mit diesen Worten zog er sich zurück. Genau diesen Augenblick nutzte plötzlich Nakanas Gruppe, um durch einen zweiten Gang ins Innere der Höhle zu gelangen. Einer nach dem anderen kam durch ein kaum wahrnehmbares Loch gekrochen, darunter auch Atka, der sich staunend umsah, beeindruckt von der Wucht dieser Zufluchtsstätte. „Es ist wundervoll hier!“, hauchte er ehrfurchtsvoll. „Ist es nicht“, brummte Kenai schlecht gelaunt, der zusammengesunken am Ufer des Sees saß, vollkommen durchnässt. „Das hier ist ein Ort, der nicht in seiner Ruhe gestört werden sollte.“ „Was ist denn mit dir los?“, fragte Atka verwundert, der zur Seite weichen musste, um seinem Vater Platz zu machen, der es deutlich schwerer hatte sich durch die schmale Öffnung zu zwängen. „Nichts“, brummte Kenai. Selbst ein Blinder hätte diese Lüge sofort durchschaut. „Ich mag nur diesen Ort nicht.“ „Hat dir irgendeiner der Männer die Geistergeschichte erzählt?“, fragte Nakana, der zwar keine Ahnung hatte worum es ging, sehr wohl jedoch eins und eins zusammenzählen konnte. „Glaub kein Wort davon.“ „Was denn für eine Geistergeschichte?“, wollte Atka wissen. „Angeblich soll in diesem Gebirge ein Geist namens Tsai Shen sein Unwesen treiben“, erklärte Nakana geduldig. „Kein Lebender hat ihn je gesehen, keiner weiß wie er aussieht. Es heißt er könne seine Gestalt verändern. Manchmal sähe er aus wie ein Tier, manchmal wie ein Mensch, manchmal sogar wie ein Fels, unmöglich vom Gestein um sich herum zu unterscheiden. Jeder, der ihn je zu Gesicht bekommen hat, wurde von ihm verschlungen, und ist nun dazu verdammt als ruheloser Geist auf dieser Welt umher zu irren. Das ist freilich nur das Schicksal jener, die versehentlich seine Ruhe stören. Diejenigen, die das mit Absicht tun, erwartet ein noch viel grausameres Schicksal, so grausam, dass selbst die Erdbändiger sich nicht trauen es auszusprechen. Die Höhle hier soll angeblich einer seiner Rückzugmöglichkeiten sein. Aber das sind alles nur Geschichten. Wir nutzten dieses Versteck bereits seit zehn Jahren und bisher ist uns noch nie etwas geschehen.“ „Was nicht ist kann noch werden“, brummte Kenai, den die Geschichte alles andere als beruhigte. „Vielleicht hattet ihr bisher einfach nur Glück.“ „Vielleicht.“ Einen Moment sah ihn Nakana nachdenklich an, dann zuckte er mit den Schultern und begab sich auf die Suche nach Nukas Zelt um Bericht zu erstatten. Nur wenige Minuten später befand er sich auch schon inmitten einer Einsatzbesprechung. „Wir haben Nachricht von Einsatzteam Zwei erhalten“, klärte ihn Nuka auf, kaum dass er das Zelt betreten hatte. „Feuerkrieger haben ihr Lager in einem kleinen Tal nicht weit von hier errichtet. Scheinbar planen sie einen Angriff auf die Luftbändiger. Sie haben mindestens einen Drachen, wahrscheinlich der, den sie als Kundschafter ausgesandt haben. Irgendwelche Vorschläge?“ „Wenn sie in einem Tal sind“, meldete sich Kurok mit ernstem Gesicht zu Wort, „können wir sie vielleicht einschließen und überfluten. Es muss nur genügend Wasser zur Verfügung stehen.“ „Wir haben keine Zeit das auszukundschaften. Nakana, ich weiß, wir haben alle eine lange Wanderung hinter uns und wir sind müde. Such dir eine schlagfertige Truppe zusammen und brich so schnell auf wie möglich. Das Gleiche gilt auch für dich, Kurok. Nimm einige Wasserbändiger mit und sieh zu, was ihr tun könnt. Wenn ihr sie mit einem Schlag vernichtet umso besser. Das zweite Einsatzteam wird euch erwarten. Ich werde auch umgehend eine Nachricht an unsere Verbündeten schicken.“ Kurok und Nakana nickten, erhoben sich und wollten zur Tat schreiten, doch Nuka hielt Kurok zurück. „Nimm die Jungs mit.“ „Dafür ist es noch zu früh.“ „Dafür ist es nie zu früh. Sie müssen lernen was es heißt zu kämpfen.“ „Hast du Kenai eben gesehen? Sein Bändigen war die reinste Katastrophe.“ „Du warst es, der ihn als Genie bezeichnet hat. Nimmst du das so schnell wieder zurück?“ Kurok zögerte kurz, dann schüttelte er den Kopf. „Nein.“ „Dann hast du meine Anweisungen gehört.“ Kurok war alles andere als begeistert, doch er wiedersprach nicht. Kaum hatte er das Zelt verlassen, suchte er sich fünf fähige Bändiger zusammen, bevor er sich auf die Suche nach den Jungen machte, die nicht schwer zu finden waren. Kenai hockte noch immer dort, wo er ihn zurückgelassen hatte, vollkommen zerknirscht. Atka stand ratlos daneben. „Packt eure Sachen“, wies er sie an, ohne ihnen eine Erklärung zu liefern. „Wir brechen in fünf Stunden auf. Ruht euch bis dahin aus. Wir haben einen Einsatz.“ Kenai konnte es gar nicht erwarten die Höhle so schnell es ging wieder zu verlassen, so dass die fünf Stunden wie eine Qual für ihn waren. An Ruhe war nicht zu denken. Umso erleichterter war er, als er sich wieder durch den engen Gang zwängen konnte, ausgerüstet mit einem vollen Wasserschlauch an seiner Seite, und kurz darauf frische, klare Nachtluft in seine Lungen sog. Sofort fühlte er sich wohler. Kurok bemerkte diese Veränderung. „Leidest du an Klaustrophobie?“, fragte er. „Klaustro-was?“ „Klaustrophobie. Hast du Angst vor engen, geschlossenen Räumen? Kaum bist du aus der Höhle raus, siehst du aus wie neu geboren.“ „Nein, eigentlich nicht“, antwortete Kenai wahrheitsgemäß. „Ich störe nur nicht gerne die Ruhe der Geister.“ „Hier gibt es keine Geister.“ Weisheitshalber hielt sich Kenai mit einem Kommentar zurück. Schweigend folgte die kleine Gruppe Kurok, ohne irgendwelche Fragen zu stellen und ohne zu wissen, dass sich Nakanas Truppe bereits eine Stunde vor ihnen auf den Weg gemacht hatte. Anstatt jedoch den Berg hinunter zu gehen, kletterten sie die steilen Berghänge entlang, folgten einigen schmalen Pfaden und beteten, das sie in der Dunkelheit nicht die Orientierung verlieren mögen. Kenai gähnte. Er war erschöpft und müde und bereute es bereits, dass er in den fünf Stunden, die ihnen vergönnt gewesen waren, keine Ruhe gefunden hatte. Langsam erreichte er das Maximum seiner Kräfte. Er war das ganze Reisen nicht gewöhnt und langsam kamen ihm Zweifel, ob es wirklich eine so gute Idee gewesen war, seine Heimat zu verlassen, nur um ein blödes Gefühl loszuwerden, welches er, zugegeben, kaum noch verspürte. Es ruhte, tief in ihm drinnen, half ihm jedoch nicht seine Müdigkeit zu vertreiben. Er gähnte abermals. Sie hatten einen schmalen Pass erreicht. Eisiger Wind fegte über ihnen hinweg, zerrte an ihren Kleidern und ihren Haaren, stellte sich ihnen mit aller Macht entgegen, als würde er sie daran hindern wollen ihren Weg fortzusetzen. Irgendwo in weiter Ferne war lautes Donnern zu hören. Steinsplitter rollten einem Abhang hinunter. Kenai sah auf. Ein Steinschlag war das Letzte, was sie in diesem Augenblick gebrauchen konnten. Doch was er schemenhaft im schwachen Licht des grauenden Morgens erkennen konnte war kein Steinschlag. Er spürte instinktiv, dass es noch nicht einmal menschlich war. Weit über ihnen, einer gigantischen Spinne gleich, und von allen bis auf ihm unbemerkt, klebte eine Kreatur am rauen Gestein, mit neun leuchtenden Augen, die sich zornig auf ihn richteten. Mit lautem Gebrüll stürzte sie sich auf ihn. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)