Die Legende vom Avatar von NarutoNinja ================================================================================ Kapitel 2: ----------- Das Dorf war in heller Aufregung. Jeder, der gehört hatte, dass Nuka wieder da war, drängte sich nun auf dem großen Platz und versuchte einen guten Blick auf den Mann zu erhaschen, der im Zentrum der ganzen Aufmerksamkeit stand. Bei seinem Anblick brachen einige in Tränen aus, andere schrien ihm irgendetwas zu, doch es war unmöglich bei dem Stimmengewirr irgendetwas herauszuhören. Es kehrte erst schlagartig Ruhe ein, als sich Harun einen Weg durch die Menge bahnte, sichtlich erzürnt über ihr hier sein und übersät mit Fußabdrücken. So wie sein Sohn zuvor, war auch von einer plötzlich aufgetauchten Frauenherde niedergetrampelt worden. Direkt hinter ihm und von ihm unbemerkt, drängte sich Kenai überraschend gewandt durch die Menge, wobei er höllisch aufpassen musste nicht von einem Ellenbogen erschlagen zu werden. In der zweiten Reihe blieb er stehen und reckte den Hals um besser sehen zu können. Sein Vater stand beinahe gänzlich mit dem Rücken zu ihm, wobei er den Fremden mit dem Namen Nuka halb bedeckte. „Du bist also der, der behauptet Nuka zu sein?“, fragte Harun mit harter Stimme, woraufhin ihn nicht nur Kenai, sondern auch einige andere (vorwiegend die jüngere Generation) verwirrt ansahen. Sein Vater hatte eigentlich eine sehr weiche und freundliche Stimme, doch davon war in diesem Augenblick nichts mehr zu hören. „Habe ich mich etwa so sehr verändert?“, kam es unbekümmert als Antwort. „Aber was sehe ich da? Ein Speer? Ich bin beeindruckt, Harun. Ich hätte nicht gedacht, dass du ihn jemals wieder anfassen würdest.“ „Was willst du hier?“ Nuka schwieg einen kurzen Moment und in diesen kurzen Sekunden war es, als wäre die Welt verstummt. Jeder schien dem Atem anzuhalten. Jeder bis auf Kenai und die wenigen anderen Kinder, die, angelockt von der Menschenmenge, aus Neugierde hinzugekommen waren. Doch auch diese wagten es nicht die angespannte Stille zu stören. Schließlich war es an Nuka, das Schweigen zu brechen. „Ich bin gekommen, weil ich eure Hilfe brauche.“ Er wagte es nicht in die Menge zu blicken, die schlagartig wieder in helle Aufregung geriet. Abermals war es unmöglich irgendetwas aus dem Stimmengewirr herauszuhören. Plötzlich packte jemand Kenai am Arm. „Hey. Was ist hier los?“ Erschrocken blickte Kenai in das Gesicht seines drei Jahre älteren Freundes Atka, der ihn mit gerunzelter Stirn fragend ansah. Eine Strähne seines dunklen Haares fiel ihm ins Gesicht, die er ärgerlich fort zu pusten versuchte. „Keine Ahnung. Das versuche ich auch gerade herauszufinden. Aber ich verstehe kaum ein Wort.“ Atka nickte ihm nachdenklich zu, dann zerrte er seinen Freund aus der Menge hinaus, ohne auf dessen Protest zu achten. Es dauerte einige Sekunden bis Kenai begriff, was Atka vorhatte und gemeinsam kletterten sie auf das nächstbeste Haus, von dem aus sie zwar nur bedingt besser hören konnten, doch dafür einen viel besseren Blick hatten. Nun konnten sie zum ersten Mal Nuka erkennen und für einen winzigen Augenblick vergaßen die beiden zu atmen. Nuka und Harun schienen etwa im selben Alter zu sein, aber ebenso gut konnte ersterer auch etwas jünger sein, oder um Jahre älter. Es war unmöglich zu sagen, denn Nukas Gesicht war von mehreren tiefen, fürchterlich aussehenden Narben entstellt. Selbst sein kurzer Bart konnte daran nichts ändern. Im Gegenteil. Dadurch wirkte er nicht nur älter als er in Wirklichkeit war, sondern auch noch wie ein Kriegsveteran. „Wieso sollten wir dir helfen?“, fragte Harun scharf. Wieder wurde es still. Nuka antwortete nicht sofort. Er stand einfach nur da, stolz und aufrecht, die Augen fest auf sein Gegenüber gerichtet. Er schien nach den richtigen Worten zu suchen, wissend, wie wichtig diese werden konnten. Langsam befeuchtete er nachdenklich mit seiner Zunge die Lippen, dann holte er tief Luft. „Ich bin nicht wegen mir hier, Harun. Wenn es nach mir gehen würde, wäre ich immer noch im Land der brennenden Erde, an der Seite unserer Brüder und Väter und Kinder, die für unser Volk kämpfen, während wir hier unsere Zeit mit Reden vergeuden. Ich bin hier her gekommen, weil ich darum gebeten wurde. Wir brauchen Hilfe. Eure Hilfe. Wir-“ „Ich habe es dir damals gesagt und ich sage es dir noch einmal“, unterbrach ihn Harun wirsch. „Wir haben mit deinem Krieg nichts zu tun.“ „Meinem Krieg?“ Ungläubig starrte Nuka den Stammesfürst an. „Mein Krieg?! Ich habe diesen Krieg nicht angefangen!“ „Was für ein Krieg?“, fragte Kenai leise, doch sein Freund blickte ebenso ratlos drein wie er. „Wer hat denn angefangen?“ Nukas Stimme zitterte vor unterdrücktem Zorn. „Wer hat denn unser Dorf angegriffen? Wer hat denn unsere Frauen und Kinder abgeschlachtet als wären sie Vieh?! Erinnerst du dich noch, oder hast du es etwa verdrängt? Hast du es etwa verdrängt, wie sie vor vierzehn Jahren hier einfielen, erst zu dutzenden, dann zu hunderten? Hast du etwa den Geruch der brennenden Luft vergessen? Hast du etwa die Schreie vergessen? Das Weinen? Das Flehen? Die Klagelaute der Familien, als sie um ihre Toten weinten? ICH habe das nicht vergessen! Und eure Männer, Brüder, Onkels, Großväter und Söhne auch nicht, die für euch immer noch da draußen kämpfen, fern ab ihrer Heimat! Seit vierzehn Jahren kämpfen sie für euch, für jene, die wir verloren haben! Und wir sind so kurz davor! Wir sind so kurz davor zu gewinnen! Alles, was wir dazu noch brauchen, sind ein paar tapfere Krieger, die uns helfen!“ „Deswegen bist du hier hergekommen?“, donnerte Harun ungerührt. „Du bist hier hergekommen, um auch noch unsere letzten Söhne mitzunehmen? Um noch mehr Familien zu zerstören? Du hast schon genug angerichtet mit deinem Wahn nach Rache! Wie viele Familien müssen wegen dir trauern, hm? Wie vielen Müttern, Ehefrauen und Kindern musst du gleich in die Augen sehen und ihnen sagen, dass ihre Liebsten nicht mehr nach Hause zurückkehren werden? Wie vielen? Sag es mir!“ Nuka sagte nichts, doch er senkte auch nicht seinen Blick. „Dein Kampf wird unsere Toten nicht zurück bringen.“ „Unser Kampf wird unsere Toten nicht zurück bringen, das ist wahr. Aber unser Sieg wird ihren Seelen Frieden geben! Du hast doch keine Ahnung, Harun! Du hast doch keine Ahnung, wie es da draußen aussieht! Du sitzt hier, inmitten unseres Stammes und verkriechst dich in deiner Eishütte! Du schimpfst dich Clanführer? Du bist ein Feigling! Du hättest an meiner Stelle ausziehen müssen! Du hättest unsere Krieger in den Kampf führen müssen und nicht ich! Du müsstest es sein der mit ihnen redet, ihnen Mut zu spricht, mit ihnen Feiert und triumphiert! Gib mir mehr Männer, Harun! 50, nein 25 reichen wenn sich unter ihnen mindestens drei Wasserbändiger befinden und in wenigen Monden könnten wir wieder zu Hause sein! Dieser Krieg ist fast vorbei und wir sind so kurz davor den Sieg davon zu tragen! Begreift ihr es denn etwa nicht? Eure Familien könnten wieder nach Hause kommen!“ Nuka wandte sich dem Dorf zu. Die Zahl der Lauscher hatte sich verdreifacht während er gesprochen hatte. Es gab wohl niemanden, der nicht anwesend war. Doch alle schwiegen. Einige hielten sich stumm fest, andere schluchzten und wieder andere hingen fasziniert an seinen Lippen. „Stellt euch das vor! Nach vierzehn Jahren können wir wieder nach Hause kommen! Ihr könnt eure Männer wieder in die Arme schließen! Eure Familien können endlich wieder Frieden finden!“ „Niemand kann Frieden finden, wenn dieser Frieden mit Blut errungen wird.“ Harun sprach ruhig. Er musste sich arg zusammenreißen um nicht seine Fassung zu verlieren. In jedes Wort, dass seine Lippen verließ, legte er all seine Autorität die er aufbringen konnte. „Ich werde dir keine Männer geben. Keinen einzigen.“ „Du willst uns also wieder im Stich lassen, was? Das sind deine Männer da draußen!“ „Und sie können jeder Zeit gerne wieder hier her zurück kommen. Keiner von denen, die hier zurückgeblieben sind wollten das sie gehen. Es war ihre Entscheidung. Wir haben an jenem Tag alle geliebte Menschen verloren. Ich lasse nicht zu, dass wir deswegen noch mehr verlieren. Die einzigen Krieger, die wir haben, sind noch halbe Kinder. Sie sind unsere Zukunft. Ich werde nicht zulassen, dass dein Krieg unsere Zukunft ruiniert!“ „Ach ja?“ In Nukas Augen lag plötzlich ein seltsamer Glanz. Sein Blick huschte über die Menschenmenge, suchte Gesichter, die er nicht kannte und fand sie in der Jugend, die sich zwischen den Erwachsenen versammelt hatte. „Sie wissen es nicht, oder? Ihr habt es ihnen also nicht gesagt? Habt ihr ihnen etwa nicht gesagt, warum einige von ihnen keine Mutter oder keinen Vater haben? Warum manche bei ihren Großeltern oder gar Fremden aufwachsen müssen?“ Sein Blick richtete sich wieder auf Harun, so scharf, als würde er ihn erdolchen wollen. „Was ist mit deinem Jungen? Was hast du ihm gesagt?“ „Halte Kenai daraus!“ „Glaubst du, er wird nicht wissen wollen was mit seiner Mutter passiert ist? Ich glaube kaum, dass er sich darüber freuen wird wenn er erfährt, dass du ihn angelogen hast. Oder hast du ihm die Wahrheit gesagt?“ „ES REICHT!“, donnerte Harun und seine Stimme hallte von den eisigen Klippen wieder die den Ort umgaben. „Ich habe genug gehört! Ich lehne deine Bitte ab! Ruh dich aus, fülle deinen Proviant auf und verschwinde von hier. Ich will dich hier erst wieder sehen, wenn du unsere Männer wieder zu uns nach Hause zurück bringst.“ Mit einem letzten, harten Blick sah er Nuka an, dann wandte er sich ab und verschwand in der Menge. Kaum war er verschwunden, brach Chaos aus. Oben auf dem Dach saß Kenai, stumm, verwirrt und aufgewühlt. Er hatte gesehen, was es zu sehen gab, hatte gehört, was es zu hören gab und doch fühlte er sich mit einem Mal sehr leer. Er sah Atka an und in seinem Blick lagen dieselbe Frage, die auch ihn beschäftigte: Was war hier gerade passiert? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)