Anaeruin von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 22: V-E-R-S-C-H-W-U-N-D-E-N ----------------------------------- Stirnrunzelnd sah Severus über den Esstisch. Harry war nicht im Unterricht gewesen und auch hier konnte er ihn nicht entdecken. Was ihn beunruhigte. Niemand hatte ihm gesagt, dass der Junge heute nicht kommen würde, denn auch sein Legethimetiktraining in der Freistunde hatte er einfach so sausen lassen. Natürlich, wenn was passiert wäre, war das eine Sache, aber er hatte Charlie heute gesehen, er hatte seinen Unterricht abgehalten, wie immer, so hatte es zumindest gewirkt, also konnte keine Katastrophe geschehen sein, sonst würde der Rotschopf entweder bei Harry sein, oder mit mörderischem Blick hinter irgendwem her rennen, um denjenigen zu verprügeln. Er beugte sich zu Remus: „Wo ist Harry?“, fragte er mit seinem üblichen, ausdruckslosen Gesicht, er käme nie auf den Gedanken, anderen zu zeigen, dass er sich vielleicht Sorgen machte, sprich, Gefühle hatte. „Harry? Bei Charlie vermutlich. Du weißt, dass er es nicht mag, in der Halle zu essen,“ gab Remus zurück, der selbst aus irgendeinem Grund nervös war. „Harry war nicht beim Frühstück und nicht im Unterricht, Draco hat ihn seit gestern Mittag nicht mehr gesehen.“ „Was ist mit Charlie?“, fragte in dem Moment Lucius, der das Gespräch gehört hatte. „Das ist ja das Komische, er hat seinen Unterricht regulär gehalten,“ erklärte Severus. „Aber Harry würde nicht einfach so schwänzen, ohne sich z u entschuldigen.“ „Aber Charlie hätte doch Alarm geschlagen, wenn etwas gewesen wäre,“ versuchte Lucius, einzulenken. „Vielleicht hat er wirklich nur geschwänzt! Er ist ein Teenager, Sev, vergiss das nicht.“ „Nein, Harry würde nicht schwänzen,“ stimmte Remus los und erhob sich abrupt. „Ich gehe zu Charlie.“ Severus erhob sich ebenfalls. „Ich gehe mit,“ erklärte der Tränkemeister und folgte dem Wolf hin zu der kleinen Hütte, wo Charlie in aller Ruhe saß und etwas aß. „Charlie.“ Der Rotschopf sah seelenruhig auf. „Was gibt es?“, fragte er. „Wo ist Harry? Er war nicht im Unterricht.“ „Und?“, fragte der Drachenzähmer, zuckte mit den Schultern: „ Geht mich nichts an,“ fügte er an, packte sein Essen zusammen. „Bitte – was?!“, fragte Remus ungläubig, sicher, sich verhört zu haben. Hatte Charlie gerade gesagt, dass es ihm egal war, wo Harry sich befand?! „Habt ihr euch gestritten?“, fragte er ratlos. „Das habt ihr doch bisher auch nicht getan!“ Charlie sah die Anderen an, doch Severus sah, wie sich für den Bruchteil einer Sekunde sie Augen des Rotschopfes umnebelten, bevor dieser die Schultern zuckte. Ohne zu zögern, war fast wie ein angeborener Reflex, sprach er in rascher Reihenfolge zwei Schlafzauber, drei Bindezauber und einen Stasiszauber. „Severus? Was...?!“ „Seine Augen,“ erklärte der Tränkemeister, als der Mann zusammensackte und auf dem Boden aufkam. „Immer, wenn Harrys Name fiel, haben sie sich vernebelt. Er steht unter einem Zauber.“ „Bei Merlin!“, entsetzt und abrupt fuhr Remus herum, stürmte durch das Haus. „Was tut er?“ „Er vermutet, dass der Zauber Charlie dazu gebracht hat, Harry was anzutun und ihn einzuschließen.“ „Und du nicht?!“ „Nein,“ entgegnete Severus, dem langsam etwas schwante. „Ich denke, er ist weggelaufen.“ „Warum? Wieso hätte er das tun sollen?“ Der Tränkemeister verdrehte die Augen. „Stell dir vor, du bist ein verstörter, misshandelter Junge, der zum ersten Mal Jemanden liebt, der immer für dich da ist und auf ein Mal behandelt er dich wie Luft, dann stell dir vor, du bist Potter, der dann denkt, es ist seine Schuld. Was würdest du tun?“ Lucius verdeckte seine Augen mit der Hand, atmete tief ein, erst dann sah er auf. „Hilf mir, ihn hochzuheben und ihn ins Bett zu bringen, dann suchen wir nach Spuren.“ Severus nickte, doch er dachte gar nicht daran, den Rotschopf anzufassen, wer wusste schon, was das für ein Zauber war, er würde kein Risiko eingehen, dafür bewahrte ihn seine notorische Paranoia. Er sprach einen Schwebezauber, dirigierte den Mann so in dessen Schlafzimmer. In einem Nebenzimmer hörte er fluchen und wühlen, Remus war also gut beschäftigt. „Wenn wir was finden, dann in diesem Zimmer,“ erklärte er schließlich, begann, sich umzusehen. Lucius nickte, er ging auf die Knie, begann, den Boden systematisch abzusuchen, denn auch hier hatte Remus schon gewütet, er hatte die Schranktür regelrecht herausgerissen. Überall lagen Sachen herum, vollkommen unübersichtlich. Severus rutschte auf der anderen Seite herum, wühlte sich durch die Sachen, stockte dann aber, als ihm unter einem Pullover ein schlanker Ring entgegen rollte, der aussah, wie eine Ranke. Das war kein gutes Zeichen, das war gar kein gutes Zeichen. „Ich habe Harrys Hochzeitsring,“ sprach er leise. Lucius schoss nach oben, in seiner Hand ein zerknüllter Zettel. „Und ich einen Brief, den du lesen solltest, “ gab er immer noch schockiert zurück. „Ich... Merlin, ich habe keine Ahnung, wie ich das Draco sagen soll. Wir müssen diesen Jungen finden! Schleunigst!“ Ruhig streckte Severus die Hand aus, den Ring steckte er in seine Brusttasche, er würde ihn Charlie zurück geben, wenn der Mann wieder zu Verstand gekommen war. „Heb die Floosperre auf und bestell die Weasleys hierher. Molly ist gut im Recherchieren, Percy auch und Bill ist ein Fluchbrecher. Und Charlie wird seine Familie brauchen, wenn ihm klar wird, was passiert ist.“ „Warum ich?!“ „Weil ich den Wisch noch nicht gelesen habe,“ knurrte Severus und deutete auf die Tür zum Wohnzimmer, sah, wie Lucius davon schlich. Niemand würde sich darüber freuen, Molly eine solche Nachricht zu überbringen. Severus hingegen faltete das zerknitterte Papier auseinander. Das Erste, was ihm auffiel, war, dass ein Teil der Schrift von Wasser, von Tränen verwischt. Dummer Junge! Warum war er nicht erst zu ihnen gekommen, um ihnen zu sagen, dass Charlie sich komisch verhielt?! Nein, was tat der dumme Junge? Er rannte weg! Mein geliebter Charlie Es tut mir so leid, ich wusste nicht, wie dich das hier stört, hätte ich es gewusst, hätte ich nicht zugelassen, dass du mich heiratest. Es tut mir so leid! Ich wollte dir doch nicht im Weg stehen, ich liebe dich, du bist der Einzige, den ich je so geliebt habe und du wirst der Einzige bleiben. Aber ich werde dich nicht halten. Du willst gehen, das verstehe ich. Ich bringe nur Unglück, das war schon immer so, eine Freundschaft zu mir kostet einfach zu viel, und wie viel schlimmer muss das hier dann sein? Wegen mir ist Ginny vollkommen durchgedreht. Ich wollte deine Familie doch nicht kaputt machen! Mach dir keine Sorgen, wenn du dich scheiden lassen willst, musst du es tun, ich werde alles unterschreiben, ich will, dass du glücklich bist, ich werde alles tun, was geht. Darum ziehe ich jetzt los, ich bringe ihn um, ich bringe Voldemort um, ich werde das Einzige tun, wofür ich gut bin, ich werde den Tod bringen. So, dass du mit einer neuen Familie in Ruhe leben kannst. Ich habe deinen Ring hier gelassen, ich hoffe, du kannst ihn Jemandem geben, den du liebst, mehr als mich. Ich will dir trotzdem danken, du hast mir die schönste Zeit meines Lebens gegeben. Keine Angst, ich werde dich nicht suchen, dich nicht belästigen, weder dich noch irgendwen sonst. Sag Ron bitte, dass es mir Leid tut Ich liebe dich, Harry Toll! wirklich! Nur Potter konnte sich so einen Müll einreden! Er würde den Tod bringen! Und wie viele Leben hatte dieser Torftrottel schon gerettet? Unzählige! Aber das hatte in dieser lächerlichen Selbstanklage natürlich keinen Platz gefunden. Er war sich auch ziemlich sicher, dass das hier noch etwas Anderes bedeutete. Für Potter war Charlie sein Lebensinhalt, sein Fels in der Brandung, der einzige Anker, den er noch hatte. Wenn er dachte, diesen verloren zu haben... was würde Potter tun, wenn er seine Schlacht beendet hatte? Merlin, sie mussten diesen kleinen Trottel finden! Und er würde ihm eigenhändig zuerst den Hintern versohlen, ihn dann an Molly weiter geben! Zusammen mit Charlie, der sich wie ein blutiger Anfänger von irgendwem hatte verhexen lassen! „Was? Was ist mit meinen Beiden!?“, dröhnte in dem Moment auch schon Mollys Stimme durch die Räume, während Remus mit hängendem Kopf ins Schlafzimmer schlich. Severus verdrehte die Augen: „Wir müssen Potter finden,“ erklärte er knapp. „Der Junge will irgendwas dummes tun.“ Er drückte Remus das Papier in die Hand. „Charlie hat ihm körperlich wohl eher nichts getan, er hat ihn nur... ich weiß nicht, beleidigt vielleicht.“ Remus starrte auf den Brief, er roch die Tränen seines Welpen und er war stinksauer. „Ich bring ihn um! Ich habe ihn gewarnt, ich habe...!“ Hastig griff Lucius nach dem rasenden Werwolf und zum Glück half auch Bill, der gerade aus dem Kamin stieg, den Männern, erst mal ohne Fragen zu stellen. „Er hat das nicht getan! Er steht unter einem Zauber oder Fluch, Lupin!“, brüllte der Aristokrat. „Du musst ihn nicht umbringen! Das macht er schon selbst, wenn er erfährt, was er getan hat!“ Es dauerte mehrere Minuten, bevor Remus’ Widerstand nachließ und der ehemalige Werwolf sich beruhigt hatte. „Was ist mit Harry und was hat Charlie damit zu tun?“, fragte Arthur schließlich so ruhig wie möglich. Er verstand das nicht, er wusste, sein Sohn liebte seinen Mann, er würde nie etwas tun, das ihm schadete. Die Beiden waren füreinander bestimmt! „Charlie wurde von irgendeinem Zauber getroffen,“ erklärte Severus. „Ich weiß nicht von welchem, das müssen wir rausfinden, der Zauber hat ihn wohl dazu gebracht, Harry zu sagen, dass er ihn nicht liebt oder sonst was in der Art. Harry ist verschwunden.“ „Nein!“, brachte Molly irgendwie raus, hielt sich eine Hand vor den Mund, während Percy aschfahl wurde. Gerade er hatte ja viel mitbekommen, noch vor drei Tagen hatte er mit Charlie geredet, bei einem Glas Wein, nachdem Harry auf dessen Schoß eingeschlafen war. Sein Bruder hatte gesagt, dass er so froh war, dass sein Mann sich einigermaßen von all den Vorkommnissen erholt habe und dass es ihm gut ging, das er sich nur noch Sorgen um dessen manchmal etwas mitgenommene Psyche machte. Denn Charlie hatte beobachtet, dass der Jüngere manchmal vor sich hin brütete und nachts hatte er ein paar Mal Angstattacken bekommen, vor Allem, wenn er nicht da gewesen war. Niemals hätte Charlie Harry dann mit voller Absicht so einen Tiefschlag versetzt. Er wusste auch, wenn dem Jüngeren was passieren würde Charlie sich das nie verzeihen. Das hier würde die Hölle für seinen Bruder werden, die sich kaum von der seines Mannes unterscheiden dürfte. „Ich helfe, den Spruch zu finden,“ erklärte Bill auf ein Mal. „Ich habe die meiste Erfahrung und ich bin gut.“ „So war es geplant,“ gab Lucius zurück, wandte sich an die Zwillinge. „Ihr sollt Harry suchen und...“ „Ich mache das!“, knurrte Remus, der sich endlich wieder etwas gefangen hatte. Er wusste, da draußen lief ein vollkommen verstörter Junge herum, der sich leicht etwas antun könnte, ein Kind, das er zu schützen geschworen hatte. „Ich kann seine Spur aufnehmen!“ Er war noch nie so dankbar dafür gewesen, dass er den Geruchsinn eines Werwolfes hatte, noch immer, obwohl er keiner mehr war. „Gehen wir direkt los,“ schlug George ruhig vor. „Bevor die Spur sich in Wind auflöst,“ ergänzte Fred. Harry wusste nicht, wie lang er nur hier gesessen hatte, am Fenster, ohne etwas zu tun, ohne Essen, ohne Trinken, teilweise auch ohne zu denken, er hatte nur da gesessen, die Sonne war zumindest ein Mal unter und wieder auf gegangen, doch er hatte sich nicht überwinden können, sich zu bewegen. Es war, als würde jeder Atemzug höllisch brennen und schmerzen. Das Wissen, dass da niemand sein würde, wann er die Schlacht geschlagen hatte, keine Arme, in die er sich verkriechen konnte. Er hatte wohl auch immer wieder geweint. Er wusste, er konnte nicht mehr weiter machen, nicht funktionieren. Kurz bewegte Harry sich und sah auf die Ruine der Burg von der er sich sicher war, dass Tom sich hier versteckte. Nur hier konnte es sein. Er hatte einen Monat nachgeforscht, nur um sicher zu sein, eigentlich mit dem Ziel, dass Severus und Lucius endlich den Angriff planen konnte, damit er mit Charlie nach Bulgarien konnte. Nun war es einfach nur noch der Wunsch, Tom zu beseitigen, damit Charlie einen anderen Mann finden konnte, mit der er wirklich glücklich sein konnte. Und er musste es bald tun, damit er es zuende bringen konnte. Er mochte sich umbringen wollen, aber er durfte die Anderen nicht sterben lassen, das war nicht fair, sie hofften doch so auf ihn. Mühsam rutschte Harry vom Fenster und rieb sich die Augen. Er hätte einige Tränke mitnehmen sollen, doch das war jetzt auch egal. Er musste los, er konnte nicht viel länger warten. Er hatte schon zu viel Zeit vertrödelt. Mehr als vierundzwanzig Stunden, da war er ziemlich sicher. Er wollte die Ruine in Augenschein nehmen, einen Eingang finden und Tom eine Weile beobachten. Dann musste er nur noch zuschlagen und es anschließend beenden. Für sie beide, für Tom und ihn. Die Prophezeiung hatte gesagt, dass keiner leben konnte, solang der Andere noch da war. Nun, es passte, dass sie zusammen sterben würden. „Siri,“ flüsterte er in die Dunkelheit, die wieder herrschte. „Ich... hoffe, ich sehe dich dann wieder, bitte, sei nicht enttäuscht, aber... ich kann einfach nicht mehr, erst bist du gestorben, dann.. Charlie, er... muss mich hassen, er war so kalt, seine Augen, sie... er hat mich angesehen, wie Dreck unter seinen Füßen! Ich... kann einfach nicht mehr...“ Er sah auf den Rucksack, überlegte kurz, ob er sich umziehen sollte, doch er tat es nicht, er nahm nur den Dolch seines geliebten Patenonkels, es war seine einzige Waffe, doch sich mit ihr umzubringen kam nicht in Frage, er wollte die wenigen Dinge, die er von Sirius hatte, nicht so beschmutzen. Das schien ihm falsch. Es dauerte einige weitere Momente, bevor er sich dazu aufraffen konnte, sich wieder in Bewegung zu setzen. Er ging in das kleine Bad, trank etwas Wasser, füllte mehr davon in eine Flasche, die er sich aus seinem Pullover transfigurierte, dann verließ er das Zimmer, lautlos, um niemanden zu wecken. Den Rucksack ließ er, wo er war. Der würde ihn nur behindern. Im Grunde wusste er nicht mal, warum er ihn mitgenommen hatte. Er war nur unnötiger Ballast. Einfach nicht mehr nötig. Wozu brauchte er auch frische Wäsche? Als Harry draußen stand, spürte er den kühlen Wind, doch viel kälter, als ihm war, konnte es gar nicht mehr werden. Nicht mal bei seiner Reise durch den Schnee hatte er so erbärmlich gefroren, doch der Einzige, der ihn auftauen konnte, wollte ihn nie wieder sehen. Er hob den Kopf erst, als er spürte, wie Schnäbelchen sich auf seine Schulter setzte. „Hi du,“ flüsterte er. Er hielt seinen Zauberstab in der Hand, lief dann los. Den menschenleeren, nur vom Mond erhellten Weg entlang, immer auf die Ruine zu, ohne sich noch ein Mal umzuwenden. Es gab kein Leben mehr, auf das er zurückblicken konnte oder wollte, da war nur Schmerz und da vorn, da lag die Erlösung. Das Ende, das Licht am Ende des Tunnels. Mehr konnte und durfte er wohl nicht erwarten. Nur noch das Nichts. Aber das war es was nun einmal übrig war, er wusste, er würde nie wieder einen anderen lieben können, Charlie war der Einzige gewesen und der hatte ihn verstoßen. Er lief weiter, den immer unwegsameren Pfad entlang, den seine Füße wählten. Es war ihm gleich, er lief einfach, er wurde von Büschen an den Händen zerkratzt, seine einfache Jeans bekam auch einiges ab, sowie die denkbar ungeeigneten Sportschuhe. Es war nur ein weiterer Weg, sich von den Schmerzen in seiner Brust abzulenken, von dem Gewicht, das seine Hand herab zerren zu schien. Er wischte sich über die Augen, stellte, wenig verwundert fest, dass er wieder weinte, lief dann weiter. Sterne. Ob man, wenn man tot war, zu den Sternen kam? Er hatte diese kleinen, funkelnden Himmelskörper schon immer geliebt, sie beobachtet, wenn er konnte. Dort zu sein war sein Traum gewesen, weit weg von all den Dingen, die ihm hier auf der Erde passiert waren. „Hallo, was...?“, überrascht sah Karkaroff auf, direkt in zwei absolut identische Gesichter. „Ihr müsst Fred und George sein, rote Haare, absolut identisch und... mir fehlt das Grinsen,“ diagnostizierte der Direktor ruhig. „Das hier ist kein Anstandsbesuch bei eurer sturen Schwester, oder?“ George schüttelte den Kopf. „Ganz und gar nicht,“ gab er zu. „Es ist...“ „... um Einiges schlimmer.“ „Regel Nummer eins – ihr beendet nicht die Sätze des Anderen,“ befahl der Druide ruhig. Er musterte die beiden jungen Männer. Sie sahen vollkommen fertig aus, als hätten sie schon seit einer Weile nicht mehr geschlafen. „Gut, es ist nicht eure Schwester – darf dann erfahren in welchen Schwierigkeiten der junge Harry nun schon wieder steckt?“ Fred räusperte sich, riss sich zusammen. „Charlie ist unter einen Fluch gesetzt worden,“ erklärte er dumpf. „Ein Fluch, der Liebe in Hass verwandelt. Er hat was Dummes zu Harry gesagt und... Harry ist... weggerannt, wir können ihn nicht finden und Bill braucht Hilfe, um den Fluch zu brechen. Wenn jemand Harry finden kann, dann nur Charlie!“ „Liebe in Hass?“, fragte Karkaroff entsetzt, er stand auf, ging in das rechte Eck des Zimmers und holte seinen langen Druidenstab. Er konnte sich nur zu gut vorstellen, was das wohl für Folgen für den fragilen Jungen gehabt hatte. Die Anderen hatten Glück, dass der Grünäugige sich nicht direkt umgebracht hatte. George nickte. „Remus sucht ihn wie ein Verzweifelter, aber wir haben schon vorgestern seine Fährte verloren. Ohne Charlie haben wir keine Chance und dann... Merlin, Charlie wird sich schreckliche Vorwürfe machen! Warum ist er nicht zu einem von uns gekommen, als er angefangen hat, sich komisch zu benehmen?!“ „Weil er sich die Schuld gibt,“ gab der Direktor, ohne zu zögern, zurück. „Los, gehen wir, brechen wir den Zauber, dann können wir den Jungen suchen!“ Er machte sich Sorgen, er mochte Harry sehr gern und wollte ihn nicht verletzt sehen, so wenig, wie Charlie, das hatten sie Beide nicht verdient. Die Zwillinge nickten und gingen durch den Kamin zurück, dicht gefolgt von dem Druiden, sie landeten wieder im Wohnzimmer, dass Arthur schon leer geräumt hatte, während Bill gerade einen Kreis um seinen Bruder und das Pentagramm zog. Überall standen schwarze und rote Kerzen, Charlie lag bewusstlos und mit magischen Seilen gefesselt auf dem Boden, Severus streute gerade ein Pulver um den Kreis. Er erkannte die Vorbereitungen und er wusste, selbst mit all diesen Helfern würde das hier Kraft kosten, seine und die von Charlie. Nun, zumindest wusste er, dass der Drachenzähmer um Harry würde kämpfen wollen und dass sie das Alles nicht umsonst taten. Und solange er die Hauptkraft war, blieb den Anderen genug, um Harry zu suchen. Das war das Wichtigste, denn sonst war ohnehin alle Mühe vergeblich. Ruhig stellte Karkaroff sich an den Kopf des Pentagramms, wo auch Charlies Kopf war, er betrachtete den Mann, der vollkommen ruhig zu schlafen schien, nur die Fesseln machten das Bild etwas härter. Er seufzte etwas, sah dann auf und studierte die Leute, die da waren. Malfoy kannte er natürlich, Severus auch, er hatte schon oft versucht, den Tränkemeister abzuwerben, doch der Mann hing an dem Wenigen, was er in England noch zu haben schien und wollte es nicht verlieren, indem er von dort verschwand. Und natürlich eine Flotte von Rotschöpfen, allen Voran der Älteste, der sich selbst gerade vorbereitete und der, der nach Charlie kam und der neben Diesem saß, leise mit dem Schlafenden redete. Der Druide wartete ruhig, bis alle Vorbereitungen abgeschlossen waren, dann wandte er sich an den Fluchbrecher. „Muss ich ein Ritual durchführen, oder brauchst du nur mehr Kraft, um den Zauber zu brechen?“, fragte er direkt. „Ein Ritual,“ erklärte Bill. „Hier bin ich machtlos. Das ist ein sehr alter Spruch, nur ein Druide kann ihn ausführen, nur ein Druide soll ihn kennen, es ist Armor con Odium, so viel konnte ich herausfinden und es hat ihn hart getroffen,“ fügte er leise an. „Liebe zu Hass,“ sinnierte Karkaroff traurig. „Eine grausame Welt, die diesen Spruch überhaupt erst ins Leben gerufen hat, dumme Leute, die keine Ahnung haben, was sie zerstören,“ sprach er leise, nahm seinen Druidenstab in beide Hände und befahl mit wenigen Andeutungen fünf andere Leute an die Füße des Pentagramms. Bill, Severus, die Zwillinge und Arthur, dann nickte er. Ja, das war ausgeglichen. „Ich werde das Ritual beginnen und egal, was passiert, keiner wagt es, den Kreis zu betreten, oder Charlie zu helfen, sollte er aussehen als stirbt er, macht das gar nichts!“ Erst, als alle zustimmend genickt hatten, atmete Karkaroff tief durch, begann dann mit einem unverständlichen Singsang in einer alten, fast vergessenen Sprache, die nur noch von Druide zu Druide weiter gegeben wurde. So, wie dieses nicht ungefährliche Ritual, dass nur zu häufig von eifersüchtigen Männern angewandt worden war, um zu bekommen, was sie wollten und um Leben zu zerstören. Aber Charlie konnte noch nicht lang unter diesem Einfluss stehen, denn es dauerte nicht lange, bevor der Gefesselte sich aufzubäumen begann. „Mein Sohn, mein Sohn, mein Sohn,“ flüsterte Molly immer wieder, sie wollte zu ihm, doch der blonde Aristokrat hielt sie erbarmungslos und vermutlich zu Recht fest. Doch das war ein Anblick, den keine Mutter je sehen sollte, er war grausam und sie hatte das Gefühl, als würde man ihr das Herz heraus reißen. Severus spürte, wie ein Teil seiner Kraft ihm entzogen wurde, doch er gab ihn gern, denn auch, wenn er es nie zugeben würde, er hatte Harry lieb gewonnen, seit er begriffen hatte, dass der Sohn nicht der Vater war und seit der Grünäugige die Stärke bewiesen hatte, sich Dumbledore zu verweigern, mit dem einzigen Mittel, dass er gehabt hatte. Sein Blick war fest auf einen Punkt über dem eingeschlossenen Körper gerichtet, er empfand kein Mitleid, er wusste, es war falsch, aber er gab Weasley die Schuld daran. Natürlich, der hatte unter einem Zauber gehandelt, aber er war an erster Stelle dumm genug gewesen, sich verzaubern zu lassen! Er war unvorsichtig geworden, obwohl er gewusst hatte, dass er ein Hauptziel war, allein durch seine Beziehung zu dem Jungen. Das war für Severus schon genug Schuld. Daher empfand er die Schreie, die nun folgten, auch eher als gerechte Strafe für diese grenzenlose Dummheit, denn er selbst hatte den Mann noch vor zwei Wochen gewarnt. Offensichtlich war seine Warnung ein Mal mehr auf taube Ohren gestoßen! Sollte der Dummkopf doch leiden! Er hatte es nicht besser verdient! Karkaroff spürte den Wiederstand, der da war, er war enorm. Der Sprecher musste stark gewesen sein und er kannte diese Magie nur zu gut. Der Dunkle Lord. Also stimmte das, was Lucius erzählt hatte, darüber, dass der Lord auf ein Mal Harry für sein Bett haben wollte, etwas, das er kaum fassen konnte, doch der Beweis lag vor ihm. Und er hatte so einen einst unterstützt! Nun, auch ihm war ein Moment Blindheit verziehen, das hier war seine Wiedergutmachung, seine Hilfe dabei, den Mann zu stürzen. Dann, endlich, spürte der Druide, wie die Barriere brach, er musste nicht hinsehen, um zu wissen, dass das Toben des gefesselten Mannes aufgehört hatte und er wieder da lag, er zuckte immer noch herum, aber nur, weil er gefesselt war und das offensichtlich nicht sonderlich toll fand. „Disaparo,“ befahl er, und er sah, wie ein großer, schwarzer Ball sich immer weiter von dem Raum entfernte, schließlich von der anderen Magie im Raum gefressen wurde. Es war vollbracht. Der Zauber gelöst. Als Karkaroff das bewusst wurde, erlaubte er sich den Luxus zu schwanken, er fühlte, wie er auf einen Stuhl gedrückt wurde, jemand nahm seinen Stab, vermutlich, um ihn irgendwo gegen zu lehnen. Er schloss die Augen, wartete, bis er das Schwarz einer drohenden Ohnmacht zurück gedrängt hatte. Erst dann sah er wieder auf, erkannte Percy, der neben seinem aufgebrachten Bruder kniete, ihm half, sich aufzurichten, ihn aber nicht losband. Er beobachtete. Zu allem Anderen war er schlicht zu erschöpft. „Charlie! Charlie beruhige dich!“, befahl Percy, er saß inzwischen so auf dem Älteren, dass er Diesem ins Gesicht sehen konnte. „Dann kann ich dir auch erklären, warum du gefesselt bist und ich kann die Seile lösen! Aber erst beruhigst du dich, verdammt noch mal! Jetzt!“ Das verfehlte seine Wirkung nicht. Charlie hörte auf, sich zu wehren, musterte seinen Bruder ruhig. „Was ist hier los?“, fragte er. „Warum zum Henker bin ich gefesselt und... wo ist Harry?!“ „Er ist offensichtlich wieder bei Verstand,“ stellte der ebenfalls erschöpfte Bill erleichtert fest. Wenn sein Bruder nach seinem Mann fragte, konnte er Diesen nicht mehr hassen. „Bei Verstand? Wo ist Harry, verdammt noch mal?!“ „Du hast ihn vergrault,“ gab Severus kalt zurück und noch bevor Jemand ihn hätte hindern können, begann er, auf den Ahnungslosen einzubrüllen. „Du Idiot, du Arschloch hast dich verhexen lassen! Du wusstest, du bist ein Hauptziel, aber das Wort Vorsicht scheinst du trotzdem nicht kennen gelernt zu haben! Du hast den Jungen verletzt, er ist weggerannt, niemand hat auch nur eine Ahnung, wo der Junge ist, aber eines wissen wir: er will sich umbringen, um deinem glorreichen Arsch nicht mehr im Weg zu stehen!“ „Was?!“, Charlie wurde schneeweiß. „Ich würde Harry nie auch nur ein Haar krümmen! Ich liebe ihn!“ Er erinnerte sich nur daran, dass er einen Brief mit Siegel aus dem Drachenhorst bekommen hatte, er hatte ihn geöffnet... „Charlie, er hat Recht,“ gab Bill leise zurück. „Irgendwie hat Voldemort es geschafft, dich zu verhexen, deine Liebe in Hass zu verwandeln. Wir wissen nicht, was passiert ist, aber das hier hat Lucius gefunden...“, er gab seinem Bruder den zerknitterten Briefbogen, hielt ihn so, dass der immer noch Gefesselte ihn lesen konnte. „Was...?“, fragte Charlie, nun tödlich bleich. Er zerrte an den Fesseln, wie ein Wahnsinniger und er schaffte es tatsächlich fast, sie zu sprengen. „Wo ist er? Wo ist Harry?!“, fragte er entsetzt, denn er konnte sich selbst nicht erinnern, was er getan haben könnte, um Harry so weit zu treiben. Er musste ihn finden, er musste seinen Mann finden, bevor der wirklich was Dummes tat, etwas, das auch er nicht verkraften würde! „Rede ich türkisch?“, fragte Severus entnervt. „V-E-R-S-C-H-W-U-N-D-E-N!“ „Wohin?!“ „Sag mal, glaubst du nicht, dass wenn wir das wüssten, wir ihn schon längst wieder eingesammelt hätten?“, fragte Lucius, leicht irritiert. „Wir sind nicht ganz blöd,“ fügte er an. „Wir hatten gehofft, dass du eine Ahnung hast, wo er sein könnte.“ „Woher... soll ich das wissen? Er hat mir nichts gesagt, ich... ich erinnere mich nicht, ich... da war nur der Brief aus Rumänien, dann... ist alles... weg...!“ Lucius verdrehte die Augen: „Dann war das hier Zeitverschwendung,“ stellte er frustriert fest. „Nicht unbedingt,“ gab Percy zurück, er strich seinem Bruder tröstend über die Arme. „Er schreibt doch, er will Charlie helfen, irgendwen zu finden und in Frieden zu leben, ohne den Krieg – ohne Voldemort. Finden wir ihn, finden wir mit Sicherheit auch Harry!“, kam es dem drittältesten Weasley auf ein Mal. „Das ist doch vollkommen logisch!“ „Nein!“, brüllte Charlie. „Nein! Er...kann doch nicht allein gegangen sein! Warum hat er das getan! Er wird sterben!“ „Er WILL sterben, du Idiot!“, brüllte Severus, holte aus und klatschte dem Mann erst mal eine. „Er will nicht überleben, er denkt, er hat alles verloren! Was hat er denn noch zum Kämpfen, wenn er der festen Überzeugung ist, dich verloren zu haben? Er muss sich doch verarscht vorkommen! Erst scheinst du ihm die Familie zu geben, die er immer gewollt und gesucht hat, dann nimmst du sie ihm wieder weg! Merlin, da würde Jeder sich umbringen wollen! Dazu kommt, dass er nun mal labil ist! Das wusstest du auch von Anfang an! Du kannst froh sein, dass er sich immer nur gegen sich selbst wendet, statt wie bei Anderen den zu killen, der ihm weh getan hat!“ „Es reicht,“ brüllte Percy, als der Tränkemeister endlich mal Luft holen musste. „Charlie kann nichts dafür, er würde Harry nie von sich aus weh tun!“ Natürlich fand auch er es dumm, dass sein Bruder sich so hatte hinters Licht führen lassen, mit dem Brief, doch das hier brachte sie nicht weiter. „Wo können wir Harry finden?“, wiederholte er die einzig wichtige Frage. „Wir dürften nicht mehr viel Zeit haben, bedenkt man, dass er schon seit fünf Tagen weg ist.“ „Fünf Tage, von denen wir wissen,“ korrigierte Severus schlecht gelaunt. Er vermutete, dass es mehr Zeit war, doch er sagte nichts dazu. Dumm nur, dass er nicht wusste, wo der Lord sich gerade aufhielt. „Ich ’abe eine Spur!“, rief auf ein Mal Fleur, die ins Haus gerannt kam, aufgeregt, heftig atmend, sie sah sich um, merkte die gespannte Stimmung, etwas war geschehen. Oh, und Charlie schien wieder er selbst zu sein, dem bleichen Gesicht nach und der Tatsache nach zu schließen, dass er nicht mehr gefesselt herumlag „Eine Spur?“, fragte Bill erleichtert. „Der Knight-Bus! Der Fahrer konnte sich erinnern, er ’at den Jungen nach Loch Inverness gebracht!“ Augenblicklich sprang Charlie auf. „Los!“ „Loch Inverness?“, fragte Lucius überrascht. „Die Ruine?“ „Etwas Magie macht alles bewohnbar,“ knurrte Severus nur ungehalten. Auch er stand auf. „Gehen wir los, bevor dieser Junge etwas sehr, sehr Dummes tut!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)