Der Geliebte der Geliebten von Shizana (Ich vertraue dir) ================================================================================ Kapitel 1: Part I ----------------- Verdammt… Wütend über mich selbst lasse ich die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Mein Weg führt mich ins Bad, wo ich das Wasser aufdrehe und mir eine Hand voll dem kühlen Nass in den Nacken träufel. Mir ist übel. In meinem Kopf wüten die Gedanken und mein Magen rebelliert abstreitend. Doch wieso reagiere ich so? Ich habe es doch die ganze Zeit über gewusst. Als ich meinen Blick hebe begegnen mir zwei trübe, braune Augen. Ein paar schwere, schwarze Strähnen meines etwas durcheinander geratenen Haares haben sich über sie gelegt. Die Haut darunter ist etwas gerötet und auf meiner Stirn zeichnen sich Falten ab. Gott, bin ich so echt durch die Stadt zurück nach Hause gelaufen? Ich sehe ja furchtbar aus… und das ist noch milde ausgedrückt. Ich nehme meine Brille ab und lege sie zur Seite aufs Waschbecken, beuge mich etwas vor und wasche mir das Gesicht. Wenn ich damit nur auch all die Sorgen wegwaschen könnte… Blind greife ich neben mir zum Handtuch und trockne mir flüchtig das Gesicht, ohne nochmal in den Spiegel zu sehen. Ich ertrage meinen eigenen, erbärmlichen Anblick nicht. Was soll das, Soushi? Was machst du dich so fertig? Du Idiot, du hast es doch eh schon die ganze Zeit gewusst! Wieso macht es dich jetzt so fertig? "Es tut mir Leid, Soushi. Ich liebe Night!", klingen die bitteren Worte noch immer in meinen Ohren. Wie Kirchenglocken, schwer mit einer tiefen Bedeutung. Ich spüre, wie sich meine Kiefer aufeinanderpressen. Du blöde Kuh! Ich Idiot! Wieso, Riiko, gibst du ihm den Vorzug? Ihm, wo er doch nicht mal ein richtiger Mensch ist?! Hätte ich nur früher das Maul aufgemacht und dir früher gesagt, was ich für dich empfinde! "Aber es ist zu spät…", höre ich meine eigene Stimme im bitterem Flüstern sagen. In dem Moment scheint mein Herz in meiner Brust zu einer Minimalstgröße zusammenzuschrumpfen. Im Fortgehen schiebe ich mir die Brille wieder auf die Nase, auch wenn ich die klare Sicht nicht benötige. Ich finde auch blind in die Küche. Im oberem Schrank greife ich gezielt über einige kleinere Gegenstände hinweg zu einer breiten Flasche mit schmalem Hals. Nur einen Meter weiter hole ich aus einem weiterem Schrank ein kleines Glas hervor. Noch immer in Gedanken, welche zwar trüb und grau, aber dennoch viel zu klar vor meinem geistigem Auge sind, öffne ich die Flasche und ein stechender Geruch steigt mir bittersüß in die Nase. Ich gieße mir nicht viel von der klaren, bernsteinfarbenen Flüssigkeit ein und hebe schließlich zu einem einzigen Zug an. Der Alkohol kitzelt in einem sanften, beruhigenden Brennen meine Kehle hinab. Mir scheint, als könnte ich jedem Tropfen jeden noch so kleinen Millimeter den Weg hinunter nachspüren. Das Brennen hinterlässt eine wohlige Wärme, die sich weiter in meinem Körper ausbreitet und mich etwas schaudern lässt. Der gute alte Scotch von meinem Vater. Ich glaube, ich kann ihm nachfühlen, wieso ihm so viel an diesem bitterem Zeugs liegt. Von nebenan höre ich ein Klacken. Wahrscheinlich ist Riiko auch eben Nachhause gekommen. Erstaunlich, dass ich sowas höre. Als hätte ich insgeheim gewartet, dieses Klacken der Nachbartür zu hören, als sie ins Schloss fällt. Ich spüre, wie sich Bilder in meinen Kopf schleichen. Dunkle, große Augen mit einem weichen Blick… Nein! Tu dir das nicht an, Soushi! Neben mir erblicke ich einen großen Sack auf dem Boden, bis zum Rand gefüllt. Masaki, du solltest doch den Müll rausbringen! Aber egal… ich könnte ohnehin etwas frische Luft gebrauchen. Und der Balkon erscheint mir jetzt, wo ich Riiko nebenan weiß, überhaupt nicht einladend. Also binde ich den Sack zusammen und mache mich daran, das Bündel rauszuschaffen. Gerade bin ich wieder auf dem Weg zur Haustür, als ich vertraute Schritte vernehme. Verdammt, selbst das höre ich! Und ich wünschte, ich hätte dem Reflex widerstanden, zur Seite aufzublicken. Diese blonden Zottelhaare mit den dunklen Schattierungen sind mir leider nur allzu gut bekannt, wie diese klaren blauen Augen. Auf den sanften Zügen des Jungen, der in meinem Herzen solchen Hass schürte, glaube ich ein unsicheres Erstaunen zu erkennen. Hach, wieso immer ich?! "Soushi…" Seine sanfte Stimme schmerzt, breitet schweres Unbehagen auf meiner Brust aus. Es fällt mir schwer, zu atmen. In meinem Kopf dreht es sich, als mir wieder jene Worte des Mädchens, welches ich so sehr liebe, in den Sinn kommen. Dieser verfluchte…! Dieser Hass, diese Abscheu, welche ich empfinde, schnürt mir fast die Kehle zu. Wortlos wende ich meinen Schlüssel im Schloss und ich bin selbst erstaunt, wie sicher mich meine Schritte voranführen. Rein aus meiner gewohnten Höflichkeit halte ich ihm die Tür auf, sodass auch er eintreten kann. Und schweigend bemerke ich, dass er mir ins Haus folgt. Ohne, dass auch nur einer von uns einen weiteren Mucks von sich gibt, gehen wir die Treppen zu den Wohnungen hinauf. Die Tatsache, dass er mir stillschweigend folgt, übermittelt mir das Gefühl, selbst mehr wie eine Steinstatue zu sein – beherrscht und ohne jegliche Emotion. Ich spüre seinen bedrückten Blick in meinem Nacken. Was starrst du mich so an?! Vor meiner Tür bleibe ich stehen und noch immer schweigend stecke ich den passenden Schlüssel ins Schloss. Ein lauer Windzug vermittelt mir, dass Night an mir vorbeigeht, um die Nachbarswohnung zu betreten. Und ich kann nicht verhindern, dass meine Hand zittert. "Tenjou!" Aus dem Augenwinkel bemerke ich, wie der von mir Angesprochene stehenbleibt. Obgleich er versucht, keine Regung in seiner Miene zu zeigen, erkenne ich noch immer die Betroffenheit in seinem Blick. Was soll das? Hör auf damit, Idiot! "Ich muss mit dir reden. Komm bitte noch kurz mit rein, das muss nicht hier auf dem Flur sein." Nur kurz blicke ich zur Seite und bemerke das leichte Nicken des blonden Jungen mit der ernsten Miene, bevor ich die Tür zu meiner Wohnung öffne und eintrete. Nur wenig später folgt er mir hinein und schließt die Tür hinter sich. Das Geräusch, welches das Einrasten ins Schloss verursacht, klingt schwer. "Setz dich.", und nur flüchtig deute ich dem Anderen ins Wohnzimmer, während ich selbst meinen unkontrollierten Schritten in die Küche folge. Wortlos greife ich nach Glas und Flasche, welche ich vorhin aus dem Schrank geholt hatte, und rein aus Höflichkeit wieder hole ich noch ein zweites, identisches Glas hervor, ehe ich zurück zum Wohnzimmer gehe. Dort sehe ich ihn nun. Meinen verhassten Rivalen, der so viele unangenehme Emotionen in mir wachruft. Dieser Kerl, der einfach so in das Leben von mir und Riiko getreten ist – und alles so durcheinander gebracht hat. Der Kerl, dem das Mädchen, das ich liebe, ihr Herz geschenkt hat. Meine Hand verkrampft sich um die Gläser und ich muss mich zusammenreißen, dass sie nicht unter dem Druck zerspringen – auch wenn ich bezweifele, dass meine Kraft dazu ausreichen würde. Reiß dich zusammen, Soushi! Immerhin hast DU ihn gebeten, herzukommen! Ich knie mich ihm gegenüber an den niedrigen Kotatsu, welchen ich zu dieser Jahreszeit nicht beheizte. Dennoch benutzte ich den niedrigen Tisch gerne für meine sitzenden Arbeiten. Vor uns stelle ich die Gläser ab und öffne erneut die Flasche. Gerade, als ich ihm einschenken will, stoppe ich und schaue prüfend zu ihm herüber. "Ach, du trinkst ja gar nicht, oder?" Betretenes Schweigen. Anhand seiner steifen Haltung, obgleich er versuchte, gelassen zu wirken, erkenne ich, dass ihm das Thema wohl unangenehm war. "Ich brauche es nicht.", erwidert er leise und ich verstehe, wie es gemeint ist. Also schiebe ich das unbenutzte Glas beiseite und schenke in mein Glas bis zum Viertel ein. Nachdem ich die Flasche wieder gut verschlossen habe, versuche ich mich in meiner Sitzposition zu entspannen. Ich ziehe den bittersüßen Geruch tief in mich ein und lasse das wohlige Aroma auf mich übergehen. "Soushi, was…?" "Hör zu, Tenjou.", unterbreche ich ihn, noch ehe er seinen Satz richtig begonnen hatte. In einem, vielleicht etwas zu hecktischen, Zug leere ich das Glas und stelle es wieder vor mir ab. Ernst schaue ich zu meinem Rivalen hinüber. "Ich liebe Riiko! Und ich gedenke nicht, sie aufzugeben!" Schweigend haftet sein Blick auf mir und ich kann eine bedrückte Trauer von ihm vernehmen. Tu doch nicht so, als täte dich das schockieren! "Riiko mag es ja egal sein, aber mir nicht! Du bist nicht mal ein richtiger Mensch! Wie habt ihr euch das vorgestellt? Habt ihr jemals an die Zukunft gedacht?!" Stille. In mir kochen die Emotionen, meine Wangen fühlen sich heiß an vor Zorn. Ich bin wütend. Bin ich das? Oder ist es einfach nur Verzweiflung? Ich kann es nicht ertragen, ihn so anzusehen, wie er mich betroffen und doch unnachgiebig anschaut. "Wie will einer wie du sie glücklich machen?" "Soushi…" Es ist so schwer! So verdammt schwer, seine Stimme zu hören! Wie er meinen Namen ausspricht, schwer und traurig. Verdammt, lass das! Hier geht es doch nicht um mich, verdammt! "Vielleicht hast du ja Recht. Ich bin kein Mensch wie du, oder wie Riiko. Aber eins steht fest: Ich liebe Riiko. Dieses Gefühl ist echt. Es erfüllt mich, warm. Ich existiere nur für sie. Und ich werde alles dafür tun, was in meiner Macht steht, um sich glücklich zu machen." Tze, "alles was in deiner Macht steht" also… Was soll das groß sein? Du Idiot! Ihr seid beide solche Idioten. "Ha… und du denkst, das würde mir reichen? Mich zufriedenstellen? Mich überzeugen?" Mir schwindelt leicht, als ich meinen Blick wieder hebe und auf ihn hefte. Gott, wie ich diese Unschuldsmiene von ihm hasse! "Damit das klar ist: Solange du deine Aussage nicht bewiesen hast, werde ich nicht aufhören, um sie zu kämpfen!" Wieder dieses betretene Schweigen. Noch immer glühe ich. Aufgewühlt von all den Gefühlen der letzten Zeit, die in meiner Brust unerbitterlich miteinander kämpfen. Meine Hände zittern. Ich muss sie zu Fäusten ballen um mich zu beherrschen. Ich muss mich zwingen, ihn anzusehen. Unnachgiebig, damit er versteht, dass es mir todernst ist. Oder hatte er wirklich erwartet, das wäre für mich abgeschlossen? Es wäre für mich okay? Nein, so nicht! Ich kann nicht einfach so blind darauf vertrauen, dass Riiko weiß, was sie da tut und dir das Feld überlassen. Dir… "Wie?" Seine Frage glich eher einem Flüstern, obgleich er nicht sonderlich leiser gesprochen hatte als die ganze Zeit schon. Ich kann sehen, wie es hinter seiner schönen Stirn ratterte. Ja, ich konnte ihm glauben, dass er sich vielleicht wirklich Gedanken machte. Aber das ist seine Sache! Wenn ich selbst wüsste… nein, selbst dann würde ich es ihm nicht sagen. Soweit kommt's noch! Ich schrecke aus meinen Gedanken hoch – wann hatte ich den Blick von ihm abgewandt? Und wie lange hatte ich so vor mir hingestarrt, vollkommen in Gedanken an nichts versunken? – als ich einen festen Druck auf meinen Lippen verspüre. Was zum…?! Meine Hände schnellen schneller hervor, als ich es selbst realisieren konnte. Mit einer Wucht stoße ich den Körper zurück und starre mit großen Augen zu meinem Gegenüber. Hat er etwa gerade…?! Nein, das kann nicht sein! "Was…?!", zischt es zwischen meinen gepressten Lippen, welche bebten, hervor. Als er seinen Blick wieder mir entgegenhob, versank ich in den blauen Augen wie in einem tiefen, weiten Ozean. Klar mit einem tiefen, untermalenden Grau. Was soll das? Wieso siehst du mich so an? Wieso kann ich meinen Blick nicht einfach von dir abwenden? Ich bemerke, wie er wieder zu mir herüberrutscht. Seine Hände heben sich meinem Gesicht entgegen. Was soll das werden, Tenjou?! Wieso ist mein Körper so starr? Kapitel 2: Part II ------------------ Da ist dieses Gefühl wieder. Dieser Druck auf meinen Lippen, sanft, fast zart. Kaum Widerstand, und doch unnachgiebig. Ich bräuchte nur den Kopf weiter zurückzulehnen, ich bin mir sicher, er würde mir nicht folgen. Woher weiß ich das? Aber nicht mal eine solch mühelose Regung bringe ich über mich. Sein Blick hält mich gefangen. Diese zwei lebendigen, unergründlichen Ozeane. Was ist das für ein Gefühl in deinen Augen? Ist das… Schmerz? Sekunden, die sich zäh wie Gummi in eine unbeschreibliche Länge zogen, verstrichen, bis er sich wieder von mir löste und eine einsame Kälte auf meinen Lippen zurücklässt. Sein Gesicht entfernte sich kaum einen Millimeter und es gelang mir einfach nicht, meinen Blick von seinen Augen zu lösen, die mich bis in seine Seele hätten blicken lassen. Wenn ich nur wollte. Mir ist heiß. Ich bin mir ziemlich sicher, dass mir die Röte im Gesicht steht. Mir scheint, als könne ich mein eigenes Blut in meinen Ohren rauschen hören. Mir schwindelt. Was soll das alles?! Wieso, zum Geier, tust du das?! Und wieso… tue ich nichts dagegen? Du bist ein Kerl und ich bin gewiss nicht schwul! Selbst jetzt noch schreit mein Herz nach dem lieblichen Lachen des Mädchens, das ich über alles liebe. Aber wieso… strahlst du so eine Vertrautheit aus? "Soushi, ich weiß nicht, wie ich es dir beweisen soll. Du wirst mir vertrauen müssen." Seine Worte sind sanft und singen zugleich von Trauer und Schmerz. Sie holen mich in die Gegenwart zurück und wieder spüre ich meine Emotionen hochkochen. Ich hasse ihn! Nicht für das, was er ist. Wer oder gar wie er ist. Aber weil ich weiß, dass er meine Riiko traurig machen wird. Und ich nichts dagegen tun kann. In mir verspannt sich jeder Muskel, um ihn zurückzuschlagen. Ich will meiner Wut, meinem Schmerz freien Lauf lassen! Aber mein Körper fühlt sich an wie Blei. "Dir vertrauen…", höre ich mich selbst kehlig sagen. Zittert meine Stimme etwa? Verdammt, wie schwach ich klinge! Das muss sich auch Tenjou denken, denn ich spüre heiß, wie er mir einige Haarsträhnen hinters Ohr streicht. Es fühlt sich an wie der Scotch von meinem Vater: Kribbelnd, brennend, warm. Und dabei ist es nur eine flüchtige Berührung, wie ich sie selbst schon oft Riiko geschenkt habe. "Und was ist mit Riiko? Vertraust du ihr etwa nicht?" Du kleiner…! Wie kann einer wie du es nur wagen, mich sowas zu fragen?! Niemand kennt Riiko besser als ich! Wir waren von kleinauf zusammen. Sie war wie eine Schwester für mich, und doch noch so viel mehr. Ich kenne sie – manchmal sogar besser, als sie sich selbst! Würde ich mir sonst solche Gedanken um sie machen?! Bisher habe ich mich immer aus ihren Liebesangelegenheiten rausgehalten. Aber bei dir… geht das schlichtweg nicht! Ich kann nicht tatenlos zusehen! Ich will etwas sagen. Will etwas erwidern. Ich will dir klarmachen, dass du kein Recht besitzt, so mit mir zu reden! Mich so etwas zu fragen! Aber kein Laut verlässt meine Kehle. Ich erschaudere leicht fröstelnd, als mich das unbekannte Gemisch aus Wärme und Kälte am Hals trifft. Ich habe nicht mitbekommen, wie ich deine Augen aus dem Blick verlor. Wie du dein Gesicht herabgesenkt hast, um deine Lippen warm auf meinen Hals zu legen. Deine zarten Küsse sind warm, eigentlich sogar auf eine seltsame Art heiß! Dennoch lässt mich der leichte Windzug, der sich zwischen deine Lippen und meiner Haut zieht, leicht frösteln. Mir schlägt das Herz bis zum Hals – wieso? Ich kann meine Empfindungen nicht einordnen. Ist es Entsetzen oder Wohlgefühl? Ich sollte Unbehagen empfinden, aber nichts in mir regt sich zu einer Abwehrreaktion. Ich verstehe das nicht! Und wieder scheinen sich die Gedanken und Gefühle in meinem Kopf zu überschlagen. Ich spüre alles sehr genau. Jeden einzelnen deiner Küsse. Ich könnte sie zählen, aber mein Kopf ist nicht dazu imstande, die Zahlen gedanklich zu formen und zu ordnen. Obgleich ich tief durchatme, als mich deine Küsse an der Halsbeuge zur Schulter treffen und verwöhnen, habe ich das Gefühl, ich bekäme zu wenig Sauerstoff. Ich kann nicht mehr klar denken. Riiko… Das ist nicht Riiko! Das würde sie auch nicht tun, glaube ich. Aber ich bin auch nicht Riiko! Das alles ist mir noch immer so klar, trotzdem reagiert nichts von mir logisch darauf. Noch immer spüre ich keine Gegenwehr in mir, nicht mal Abscheu! Dabei verstehe ich nicht, was hier geschieht. Ich weiß, dass irgendetwas nicht richtig ist… aber nichts davon erscheint mir falsch. "Ich liebe sie." Eine federsanfte Stimme, die sich in mein Ohr legt. Mir wird heiß. Mir ist schwindelig. Ich verstand seine Worte, verstand auch ihre Bedeutung. Ich merkte es daran, dass mir schwer ums Herz wurde. Zwar bemerke ich, wie er mich sanft an der Brust zurück nach hinten drückt, dennoch erscheint mir das als ein unnützes Detail. Nichts wehrt sich dagegen, auch nicht, als ich den unnachgiebigen Boden unter meinem Rücken spüre. Es kommt mir vor, als hätte ich die gesamte Scotch-Flasche geleert, so heiß ist mir. Mein Blick kommt mir, obgleich ich alles klar und deutlich sehe – ihn ganz klar und deutlich sehe – etwas fiebrig vor. Noch während seine weichen und doch festen Lippen gegen die Mulde unterhalb meiner Kehle drücken und die so empfindliche Stelle sanft liebkosen, spüre ich seine Hände, wie sie in einer Seelenruhe die Knöpfe meines Hemdes öffnen. Wieder trifft mich das ungewohnte Gemisch aus Hitze und Kühle, was an dem Kontrast des leichten Windzuges auf meiner nackten Haut und seinen warmen, fast schon heißen Händen liegt. Ich spüre den weichen, vertrauten Stoff, der sich auf einmal im Vergleich zu dem zarten Streicheln etwas unangenehm rau anfühlt, wie er an meinem Körper abgestriffen wird. Wie das gelang, ob ich ihm dabei half, bekomme ich nicht mit. "Ich will ihr niemals wehtun." Seine Hände gleiten bestimmt über meinen Oberkörper. Angespannt ziehe ich die Luft ein und werfe den Kopf in den Nacken, soweit es mir möglich ist. Es war, als wolle ich seinen Berührungen entfliehen – und mich doch seinen Händen entgegenstrecken. Seine Haare kitzeln meine empfindliche Haut und folgen der Spur, die seine Lippen hinterließen. Gott, bin das wirklich noch ich? Mein Körper? Ich hätte nie gedacht, dass ich so auf fremde Berührungen reagieren könnte. Und dann auch noch bei einem anderen Mann. Nein, nicht mal irgendeinem anderen Mann! Ausgerechnet bei ihm! Diesem Kerl, den ich am liebsten aus Riiko's Leben gestrichen hätte. Aus jedermanns Erinnerung! Als hätte es ihn nie gegeben. Und ausgerechnet ihm… ausgerechnet er versetzt mich in solches Wohlwollen. Meine Gedanken, meine Gefühle fahren Achterbahn. Folgen dem schlängelndem Weg, welchen er sich über meine Brust bahnt. Ich vernehme das verzückte Zucken meines Körpers, als seine Hände weich und kundig über meine Seiten streichen. Mein Rücken krümmt sich ihm leicht entgegen, als sein warmer Atem über meine Brustwarzen gleitet. War das ein Stöhnen? Kam das wirklich von mir? Seine Lippen umschlossen den empfindlichen Knoten und ich spüre seine Zunge mit der gehärteten Perle spielen. Feuchte, brennende Bahnen ziehen sich um den Punkt, stupsen mal von oben mal von unten. Der leichte, zarte Biss entlockt mir einen mir fremden Laut. Unter meinen Händen finde ich keinen Halt. Ich fühle mich wie in einem schweren Schwebezustand, keine Worte könnten das jemals beschreiben, was ich empfand. Jegliche meiner Mühen, noch an irgendetwas klar zu denken, erstickten schon im Keim. Mich umgab nur noch Hitze und wohlige Wellen überspülten mein Denken. Ein kleiner Druck bringt mich dazu, die Luft anzuhalten. Für einen kurzen Moment über Protest abzuwägen. Doch der Moment ist so kurz, dass ich zu keiner Entscheidung komme. Schon hat dieser Kerl den Knopf meiner Hose geöffnet und unmerklich den Reißverschluss hinuntergezogen. Federleicht, und doch nur zu deutlich, spüre ich seine starke Hand voller Sänfte über meinen Schoß streichen. Dieser Widerstand, er macht mir meine eigene Erektion nur zu deutlich! Das kann nicht sein! Was macht mein Körper da mit mir? Entgegen meinem gesunden Menschenverstand?! "Ich will immer für sie da sein." Während sein Mund sich an meinem Bauch nährt, vernehme ich nebelig, wie seine Hände mir langsam und behutsam den schweren Jeansstoff die Beine hinunterschoben. Behutsam, als befänden sich darunter zahlreiche frische Wunden, die er streifen könnte. Und jeden Zentimeter, den er der Nacktheit darbot, zierte seine Hitze, wo er mich beim Entkleiden berührte. Mit stillem Erschrecken bemerke ich, wie ich von mir aus die Beine anwinkele und mein Becken leicht anhob, um es ihm leichter zu machen. Herrgott, was tue ich da?! Mit müdem Blick, der trotz allem nie wacher war als jetzt in diesem Moment, beobachte ich ihn dabei. Fasziniert beobachte ich das Spiel seiner angedeuteten Muskeln an seinen Armen, die nur ein wenig besser ausgeprägt waren als meine, während er mir die Hose gänzlich abstreift. Zum ersten Mal, so schien es mir in diesem Augenblick, sah ich meinen ärgsten Rivalen mit den Augen meiner geliebten Riiko. Ich ertappe mich benommen bei dem Gedanken, wie schön er doch ist. Dieses schöne, liebevolle Gesicht, umrahmt von dem dunkelblonden Haar, welches ihm locker von allen Seiten abstand. Diese Stufungen im Schnitt, die dunklen Schatten im Glanz seiner Haare – es sieht wirklich cool aus. Kein Wunder, dass sich ihm die Mädchen zu Füßen warfen. Selbst, wenn er seinen Blick wie gerade auch gesenkt hielt, leuchtete das dunkle Blau seiner Augen. Wie das Glitzern des Meeres, wenn sich die Sonnenstrahlen in den Wellen brachen. Die breiten Schultern, die sich in sanften Rundungen in seine Arme vollendeten. Ich schrecke von meiner Bewunderung auf, als mich ein einhüllender Hitzschlag am Hüftknochen trifft. Dort spüre ich seine Lippen, weich und unnachgiebig, wie er mit Zunge und Zähnen der Härte unter der weichen Haut folgt. Meine Seite kribbelt angenehm warm, wo mich seine Hand sanft streichelt. Ein leichtes Zittern beantwortete die Zärtlichkeit seiner anderen Hand an meinen Innenschenkeln. Als bestünde ich aus Zucker knabbert er den Hautring an meinem Bauchnabel entlang und lässt seine Zunge erfrischend kühl darin kreisen. Ein Teil von mir verfolgte aufmerksam, wo die Hand welche Stellen meiner Schenkel berührte. Der sanfte Druck war deutlich und jagte einen Schauer nach dem anderen durch meinen Unterleib, um sich an einer Stelle zu etwas Großem zu sammeln. Ich habe das Gefühl, als würde ich an jenen Stellen verbrennen, wo er mich berührte. Doch kaum, dass seine Finger behutsam erneut über die erhitze Haut fuhr, wusste ich, dass meine Nerven durchaus noch immer jede seiner Berührung empfindlich jubelnd aufnahmen und weitergaben. Unbewusst konzentriere ich mich darauf, wie seine Finger deutlich immer weiter nach oben wandern. Wieder werde ich mir meiner Erregung bewusst, die ich schon länger nicht mehr leugnen konnte, selbst wenn ich es noch so sehr gewollt hätte. Ich wusste, dass sich in meinem Schoß alle Beweise dafür befanden, man musste sie nicht mal suchen. "Ah!" Mir wird erst mit diesem Aufstöhnen, welches fremd in meinen Ohren nachklingt, bewusst, dass ich die Luft angehalten hatte. Bis ich spüre, wie er mit der Hand, welche noch eben mein Kreuz am Rücken gestreichelt hatte, den Saum meiner Shorts etwas hinabgeschoben hatte und mutig weiter vorgedrungen war. Die Hitze seiner Hand unter dem Stoff, der mich bis eben noch vor dem Gefühl völliger Darbietung geschützt hatte, jagt mir einen ekstatischen Schock durch alle Nervenbahnen. Ich sehe schwarz. Ich sehe bunt. Ich sehe nichts mehr, höre nichts mehr. Ich bin nur noch Nervenzellen, Empfindungen, die sich auf jene Körperstelle konzentrieren. Ich kann sogar mein eigenes Erzittern spüren, während seine Hand meinen Schaft umarmt. Er hält mich fest, als wolle er mich vor dem Fall bewahren. Er übt kaum Druck aus, doch ich spüre seine Finger ganz deutlich, wie sie sich um meine Härte legen. Diese Hitze... Es ist kaum zu ertragen! Sie liegt schwer auf meiner Erektion und umgibt sie schützend, obgleich ich mich unsagbar ausgeliefert fühle. Noch nie hatte ich dort etwas anderes gespürt, als meine eigenen Hände – und selbst dieses vertraute Gefühl war keinesfalls gewohnt für mich! Mein Kopf weigert sich gegen den Gedanken, wer mich so berührte. Wer mir diese Schauer durch den Körper jagte und mich an den Rand der Verzweiflung brachte. Und doch wusste ich ganz genau, wen meine Augen durch diesen fiebrigen Schleier aufsuchten. Wen ich anflehen wollte, ohne zu wissen, wonach. "Ich will nichts weiter, als sie glücklich machen." Meine Shorts wird noch etwas weiter hinuntergezogen. Der Stoff kratzt wohlig über meine Hüften, nur um von seiner freien Hand beruhigend getröstet zu werden. Ich spüre den leichten Druck seiner Finger an meiner Härte, wie sie sich an ihr bewegen. Auf und ab. Fordernd. Nein. Bittend? Sein warmer Blick irritiert mich… Dieses Leuchten in den beiden Tiefen. Sein Atem streift wieder und wieder schwer und heiß meine Wange, während ich die Röte auf seinem Gesicht bestaune. In mir tobt eine aufbrausende Welt von Emotionen und Empfindungen. In meinen Lenden spüre ich ein wohltuendes, leicht schmerzendes Ziehen, als der Druck seiner Finger um mein empfindsamstes Glied zunimmt. Gott, was macht er mit mir? Ich würde vermutlich sterben, sollte er jetzt aufhören und mich hier so liegenlassen! Entblößt bis aufs Innerste, schutzlos vor seinem Blick. "Ha!" Oh mein Gott! Seine Finger berührten einen Punkt, der irgendwo zwischen meinem Hoden und Anus lag. Dass ich da so empfindlich reagiere, hatte ich selbst noch nicht gewusst! Panik kommt in mir hoch, dass ich kommen würde. Ich realisiere nicht mehr, was genau er da tut. Aber die Art, wie seine Finger mich dort massieren und gleichzeitig unnachgiebig meine Erektion schmeicheln bringt mich beinahe um den Verstand! Nur das fremde Gefühl eines Widerstandes, einer heißen Härte an meiner Bauchdecke, lässt mir einen Teil meiner Besinnung. Wie an einem schmalen Waldrand wird mir bewusst, dass das seine Erregung war. Ich kann das fordernde Pochen durch den Stoff seiner Hose spüren, wo seine eigene Erektion nach Freiheit lechzt. Ich kann es deutlich spüren, fühle mich aber wie gelähmt und vernehme nur das Karussell in meinem Unterleib. Night bewegt sich leicht auf mir, reibt sich an mir, aber er unternahm nichts, um sich selbst Linderung zu beschaffen. Als mir das bewusst wird, sehe ich fragend in seine tiefen Augen auf. "Ich zwinge sie zu nichts." Wärme. Liebe. In seinem Blick lag so viel, was mir das Gefühl von Freiheit gab. Lächle ich ihn etwa an? "Nng… ah!" Gott, seine Hand! Er hatte den Druck auf meine verlangende Männlichkeit erhöht. Mir wird unsagbar warm. Es brennt. Alles in mir zieht sich zu einem leichten, wohligen Schmerz zusammen. Für kurz habe ich das Gefühl, ich könnte jeden meiner Muskeln lebendiger denn je spüren. In mir explodierte etwas so heftig und ich spüre unter dem erlösenden Krampfen, wie sich alles in mir befreite und sich fallen ließ. Hitze umarmte mich und fing mich auf, ließ mich gleiten und ich schwamm im blauen Meer davon. Ich weiß nicht, wielange sich alles in mir ausgeschaltete hatte. Mein Kopf. Mein Denken. Meine gesamte Wahrnehmung. Wielange ich mich diesem überwältigendem Gefühl hingegeben hatte, welches mich hatte friedlich davontreiben lassen. Doch nach einer Weile fühlte ich mich, als würde ich an den warmen Strand gespült. Mein Arm fühlte sich unsagbar schwer an, als ich ihn an meine Stirn hebe und in die Helligkeit blinzele. Keuchen. Ganz leise, wie ein stilles Wimmern, und doch mit deutlich weniger Schmerz höre ich neben meinem eigenem Atmen noch dieses weitere Geräusch. Ich muss meinen Kopf etwas neigen, was kurz schmerzte, um in Richtung meiner Füße zu schauen. Über mir erkenne ich Night. Seine Gesichtszüge hatten etwas Warmes, Weiches. Es fing mich auf. Langsam wurde mir alles klar. Es wurde unabstreitbar deutlich. Ich hebe beide Arme über mein Gesicht, weil ich sein sonniges Lächeln nicht verkraften kann. Und noch weniger, was sich in meinem Herzen breit gemacht hatte. "Bei dir ist Riiko in guten Händen. Pass gut auf sie auf und liebe sie, wie sie es verdient." Meine Augen brennen. Meine Kehle fühlt sich rau und geschwollen an. Ich weine? Aber komischerweise empfinde ich keine Trauer. Mir wird bewusst, dass mein Kampfgeist gebrochen war. Sämtlicher Zorn war erloschen. Ich hatte verloren. Ich gab meinen Anspruch auf, zu dem ich nie berechtigt war, und überließ meinem ehemaligen Rivalen freiwillig das Schlachtfeld. Da war kein Hass mehr. Keine Zweifel. Ich wusste, dass jedes Wort von ihm aus seinem Herzen sprach, wo nur ehrliche Aufrichtigkeit wohnte. Ich war mir sicher, dass ich ihm vertrauen konnte. Stille. Dann ein Rascheln. Leise Schritte. Meine Tür fällt beinahe sanft wieder ins Schloss zurück. Weitere Momente der Stille. Dann antwortete die Nachbarstür mit einem leisen Klacken. Ich schmecke das Salz meiner Tränen, als sich meine Lippen zu einem Lächeln zogen. ~ ~ ~ ~ ~ Owari ~ ~ ~ ~ ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)