Drizzle von Emmett-the-Cullen (Sirius und Regulus) ================================================================================ Kapitel 1: Grünzeug ------------------- Seufzend schloss Sirius die Tür hinter sich. Sommerferien. Die schlimmste Zeit des ganzen Jahres. Nicht nur, dass es so eklig heiß war und man sich viel zu schnell einen Sonnenbrand holte, nein, Sirius musste auch noch seine Familie ertragen. Nicht genug, dass er sich immer wieder anhören musste, wie schrecklich es war, dass ein Familienmitglied der Blacks in dem unwürdigsten Haus Hogwarts untergekommen war - schließlich wusste ja jeder ordentliche Reinblüter, dass besonders in Gryffindor die dreckigen, wertlosen und widerwärtigen Schlammblüter zu finden waren- nein, Sirius durfte während der Ferien das Grundstück nicht verlassen und seine sogenannten Freunde durften sich dem Anwesen der Blacks auch nicht nähern. Um das ganze noch schmackhafter zu gestalten, hatte sich Sirius’ Mutter etwas Wunderbares für ihren Sohn einfallen lassen. Da sie von seiner leichten Abneigung gegen das Sommerwetter wusste, durfte er seit dem Beginn seiner Schullaufbahn den Garten von Unkraut und anderen unnützen Dingen wie Gartengnomen befreien. Auf Muggelart versteht sich. Und der Garten war in etwa so groß wie das Areal des verbotenen Waldes. Sirius hatte nun bereits eine Woche hinter sich und strich seufzend einen weiteren Tag auf seinem postergroßen Kalender ab. Mit müden Armen führte er die Feder über das Papier und ließ sich dann auf das Bett sinken. Seit beginn der Ferien hatte ununterbrochen die Sonne geschienen und es war kein einziges winziges Wölkchen am Himmel zu sehen gewesen. Dementsprechend braun war Sirius jetzt und auch den ersten Sonnenbrand hatte er hinter sich. Nur gut, dass es wenigstens ein Familienmitglied gab, das noch nicht völlig verloren war, denn sein kleiner Bruder Regulus hatte ihm einen Trank besorgt, der den Sonnenbrand behob und zusätzlich einen natürlichen Schutz gegen den gemeinen Glutball am Himmel beinhaltete. Wenn die Beschriftung der Phiole stimmte, würde er diese Ferien ohne eine weitere Verletzung der Hautschichten davon kommen. So in Gedanken versunken ließ er sich nach hinten fallen und schloss die Augen. Wenn diese Wochen doch nur schon um wären und er wieder in seinem Bett in Hogwarts liegen könnte - neben ihm James, Remus und Peter. Aber nein, noch warteten fünf schreckliche Wochen Martyrium auf ihn. Ein leises Klopfen ließ ihn auffahren und mit monotoner Stimme rief er: “Ja?” Die Tür schwang auf und Regulus schaute hinein. “Wie geht es dir?” Braune Augen sahen fragend in graue. “Gut. Der Trank hat geholfen!” Sirius setzte sich lächelnd auf sein Bett und klopfte neben sich. Regulus setzte sich neben ihn. “Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass Mum und Dad morgen den ganzen Tag nicht da sind. Vielleicht willst du ja Potter oder so sehen. Ich würde für dich den Garten übernehmen.” Mit großen Augen sah Sirius zu seinem Bruder. Wenn es jemanden gab, der Gartenarbeit noch mehr hasste als er selbst, dann war das sein kleiner Bruder. Und nun saß er hier und bot ihm diesen Vorschlag an. Sirius war wirklich für einen Moment sprachlos und schüttelte dann den Kopf. “Nein, Kleiner, ist schon gut. Mir reicht es, wenn ich sie einen ganzen Tag nicht sehen muss. Außerdem gibt es niemanden, der das ganze Grünzeug da draußen so hasst, wie du.” Sirius wuschelte Regulus durch die schwarzen Haare und lächelte leicht. “Wenn du willst, kannst du lieber morgen kochen, damit ich mal was Vernünftiges zwischen die Zähne bekomme!” Sirius wusste nicht mehr, wann sein kleiner Bruder angefangen hatte, heimlich zu kochen. Allerdings wusste er noch sehr genau, dass jedes einzelne Gericht, dass er kosten durfte, richtig lecker war. Und Sirius durfte einige der Versuche essen, denn wer aß lieber als der älteste der Blacks? Und vor allem, wer konnte Unmengen von essen in sich hineinstopfen? Regulus hatte gewusst, dass außer seinem Bruder niemand anders dafür in Frage kommen würde. Das breite Grinsen auf Regulus’ Lippen war Sirius Antwort genug und er wusste, dass er morgen endlich wieder etwas Ordentliches zwischen den Zähnen haben würde. Regulus hatte Recht behalten. Schon sehr zeitig hatten Orion und Walpurga das Haus verlassen und die Kinder mit Aufgaben versehen. Das bedeutete, dass Sirius sich weiter im garten herumplagen durfte und Regulus hatte lediglich die “Aufsicht” über seinen Bruder bekommen. Während Sirius also noch vor dem Frühstück im Dahlienbeet hockte und fleißig Unkraut zupfte, war Regulus in der Küche am Werkeln. In der einen Pfanne brutzelte Schinken, während die Eier in der nächsten Pfanne brieten. Den Geruch der einzelnen Sachen konnte Sirius auch im Freien riechen. Schon jetzt freute er sich auf das Frühstück, das ihn heute erwartete. Selbst der Duft der Blumen um ihn herum konnten das nicht überdecken. Obwohl es bereits jetzt sehr warm war und die Sonne bereits ihre Strahlen in den Garten schickte, war Sirius heute mit wesentlich mehr Eifer bei der Arbeit. Unermüdlich zupfte er die kleinen grünen Pflänzchen aus der Erde, die nicht hier her gehörten. Der Berg an Unkraut in seinem Eimer wurde immer größer. Und als Regulus zum Essen rief, hatte Sirius eines der fünf Beete, die er heute zu bearbeiten hatte, bereits fertig. Mehr als zufrieden richtete er sich auf und wischte sich Schweiß von der Stirn. “Sehr gut.”, murmelte er, zog die Handschuhe aus und machte sich auf den Weg zur Terrasse, wo der gedeckte Tisch bereits auf ihn wartete. “Und, was gibt es Gutes?”, wollte er wissen, während sich Sirius auf seinen Stuhl fallen ließ. “Ich habe Spiegelei, Schinken, Kürbispasteten, Pudding, Toast und das hier.” Mit einer schnellen Bewegung deckte Regulus eine weitere Platte ab und Sirius kippte die Kinnlade herunter. Vor ihm stand ein riesiger Kuchen. Und was für ein Kuchen das war! Wenn es einen Kuchen gab, den Sirius gern aß, dann war es dieser. James hatte ihn auf den Geschmack dieses Gebäcks gebracht. Ein riesiger Kürbiskuchen. Merlin, was liebte er diesen Kuchen. Und nun stand genau dieser hier vor ihm und wartete nur darauf, verspeist zu werden. Regulus, dem das Funkeln in Sirius’ Augen nicht entgangen war, griff wortlos nach einer Gabel und reichte sie breit grinsend seinem Bruder, der sofort danach griff und sich freudig über den Kuchen hermachte. “Sag mal, wieso lässt du dir das eigentlich alles gefallen?”, fragte Regulus nach einer Weile. Verwirrt sah Sirius von seinem Kuchen auf und ließ die Gabel sinken. “Was genau meinst du?”, fragte er und zog die Stirn kraus. “Na wie Mutter dich behandelt, wie Vater und sie dich und deine Freunde beschimpfen und wie steckst du es so einfach weg, dass dich Bella und Zissa immer in Hogwarts verfluchen und dir bösartige Fallen legen?” Diese Frage beschäftigte Regulus schon eine ganze Weile, wenn er derjenige gewesen wäre, dem man immer wieder so übel mitspielen würde, er wäre mit Sicherheit schon längst durchgedreht und von zu Hause weggelaufen. Doch Sirius antwortete nicht. Er seufzte nur, wuschelte Regulus durch die Haare und stand dann lächelnd auf. “Danke für das Frühstück. Es war superlecker, kleiner Bruder.” Dann drehte er sich um und ging wieder in den Garten, wo er sich dem nächsten Blumenbeet widmete. Auch bei diesem kam er gut voran. Während er sich Meter um Meter nach vorn kämpfte, hallte die Frage vom Frühstück immer wieder in seinem Kopf wider. Er kannte die Antwort. Sie war so einfach. Doch er konnte unmöglich seinem Bruder sagen, was der Grund war. Wie sollte er ihm erklären, dass man ihn zwingen würde, dem dunklen Lord anzuschließen, wenn der Fokus nicht mehr auf Sirius lag? Regulus hatte keine Vorstellungen davon, was es bedeutete, ein Black mit Haut und Haaren zu sein. Was es bedeutete, seinen Willen durchzusetzen und sich zu behaupten, wenn es darauf ankam. Ihn allein zu lassen und ihn dieser Tortour auszusetzen konnte Sirius nicht zulassen. Noch konnte er ihn beschützen und das würde er tun, solange er konnte. Koste es, was es wolle. “AU!”, rief er plötzlich und zuckte erschrocken zusammen, als sich ein Rosenstachel in seinen Finger bohrte. Fluchend richtete er sich auf und zog schnell diesen unliebsamen Gast aus seiner Hand. “War ja klar.”, grummelte er. Es geschah nicht zum ersten mal, dass er von diesen verfluchten grünen Ungeheuern angriffen wurde. Hier im Anwesen der Blacks lauerte die Gefahr einfach überall. Sie kam von oben und von der Seite. Manchmal war es einfach zum Zentauren-melken. Nachdem er die schuldige Pflanze mit einem Blick bestrafte, den sogar seine Mutter ruhig gestellt hätte, streckte der Rose noch die Zunge raus und drehte sich dann demonstrativ weg. Das Beet würde er später fertig machen. Im wahrsten Sinne des Wortes. Im Stillen war sich Sirius sicher, dass seine Mutter das ganze Grünzeug verzaubert hatte, damit es ihn immer mal wieder angriff und irgendwelche Verletzungen zufügte. Schnaufend ließ er sich im nächsten Beet nieder. Auch diese Pflanzen hier sahen nicht sehr friedliebend aus. Die Stacheln an diesen Gewächsen waren noch länger und dicker als die der Rosen. Was immer das für Pflanzen waren, letztes Jahr waren sie noch nicht hier gewesen, also hatte sie Walpurga Black neu angeschafft. Sirius wollte gar nicht wissen, wie lange und ausgiebig seine Mutter gesucht und geforscht hatte, bis sie diese Monster gefunden hatte. Und was sie dafür bezahlt hatte, war wahrscheinlich ein Vermögen, denn es waren nichtwenige Pflanzen. Kopfschüttelnd griff er zwischen die Stängel und rupfte eines es Grasbüschel aus, die es zu entfernen galt. Gerade hatte er ein wenige die Erde abgeklopft und das Büschel in den Eimer getan, als er mit einem Schmerzensschrei aufsprang und beide Hände auf den Hintern drückte. “WAS BEI MERLINS STINKENDER SOCKE WAR DAS DENN?”, schrie er und fuhr herum. Die Pflanze hinter ihm wackelte kurz mit den Stacheln und stellte sie dann wie ein Igel in Angriffstellung gegen Sirius. Schnaufend beugte er sich ein Stück nach unten und fragte mit finsterer Stimme. “Hast du mich etwa gerade gepiekst?” Zur Antwort erhielt er wieder ein Rascheln. “Das glaub ich jetzt einfach nicht.!” Erbost auf die Pflanze starrend richtete er sich auf und richtete seinen Finger auf sie. “Willst du dich etwa mit mir anlegen? Glaub mir, du wirst in jedem Fall den Kürzeren ziehen! Ich hab die Schaufel und das Feuerzeug, Freundchen! Wenn du dich also nicht benimmst, landest du schneller auf dem Kompost bevor du pieks sagen kannst!” Einen Moment geschah nichts, dann raschelte die Pflanze noch einmal und ließ die Stacheln sinken. Sirius nickte: “Na also. Und jetzt werde ich dich von dem ganzen grünen Gelumpe befreien, wenn’s recht ist!”, brummte er und hockte sich langsam und äußerst misstrauisch wieder hin. Und noch vorsichtiger streckte er seine Hand aus, schließlich konnte man ja nie wissen, ob dieses Gemüse sein Wort hielt. Wenn er an die Alraunen in der Schule dachte, die bissen auch immer ohne Vorwarnung zu, wenn man nicht supervorsichtig war. Wenn er diese Pflanze so betrachtete, kam er nicht umhin, an Lily zu denken. Dieses Grünzeug passte wesentlich besser zu dem biestigen Mädchen, als die schönen Sonnenblumen, die ihr James am Ende des letztes Schuljahres geschenkt hatte. Noch einmal hielt er kurz inne und betrachtete die Pflanze skeptisch. Doch das kleine Monster vor ihm blieb lieb und als er sich zur nächsten Pflanze wandte, ließ auch die ihre Stachel sinken. Was allerdings nicht bedeutete, dass er seine Vorsicht komplett aufgab, denn er sah aus den Augenwinkeln immer wieder, dass bei den Pflanzen ab und an der eine oder andere Stachel zuckte und sich wahrscheinlich zu gern in sein Fleisch gebohrt hatte. Doch allem Anschein nach machte die Schaufel neben ihm zu viel Eindruck und so kam er nahezu unverletzt aus dem Beet heraus. Als er fertig war und sich aufrichtete und sich nicht zum ersten Mal an diesem Tag den Schweiß von der Stirn wischte, murmelte er: “Keine Sorge, ich werde euch dann gleich gießen, wenn ihr wollt. Diese verfluchte Sonne kriegt euch nicht klein, wenn, dann bin ich das.” Ein selbstgefälliges Grinsen legte sich auf seine Lippen und augenblicklich richteten sich sämtliche Stacheln wieder auf. Doch ihm war es ziemlich egal, er ging einfach weiter zum nächsten Beet. Stöhnend blieb er am Rand stehen. Das konnte doch jetzt nicht wahr sein! Zwar wusste er nicht, wie dieses verdammte Grünzeug vor ihm hieß, aber er wusste sehr wohl, dass es sich hier um ein Gewächs handelte, das wie die Teufelsschlinge war, nur dass es nicht empfindlich gegen Sonne war. Ganz im Gegenteil, je heißer desto besser. Hagrid hatte sich letztes Jahr dieses verfluchte Gestrüpp auch zugelegt und Sirius hatte bereits damit Bekanntschaft gemacht, als er einmal auf dem Weg zur Heulenden Hütte gewesen war. Und jetzt war dieses Dreckszeug hier vor ihm und wartete auf ihn und seine Hände. Wobei, wahrscheinlich doch mehr auf ihn, schließlich war an ihm mehr dran, als nur an seinen Händen. “Warte!”, hörte er Regulus rufen und sah, wie sein Bruder auf ihn zugelaufen kam. “Fass das bloß nicht an, das bringt dich um!” Sirius rollte mit den Augen. Als ob er das nicht auch schon gewusst hatte. Aber wenn er schon sterben musste, dann lieber durch irgendwelches Monstergrünzeug als durch seine Mutter, die ihn mit Sicherheit nicht davon kommen lassen würde, wenn er eines der Beete auslassen würde. Keuchend kam Regulus vor ihm zum Stehen. “Noch nicht!”, presste er hervor und hielt sich die Brust. Sirius zog fragend eine Augenbraue nach oben. “Noch nicht? Wann denn dann? ist doch egal, ob ich jetzt oder später verspeist werde!” Kopfschüttelnd drehte er seinem Bruder den Rücken zu und machte einen Schritt nach vorn. “Warte!” Bestimmend griff Regulus nach seinem Bruder und zog ihn nach hinten. “Die verträgt keinen Regen!” Sirius, der zurückgestolpert war, sah seinen Bruder überrascht an. “Regen?” “Ja, wenn es regnet, macht die sich ganz klein, ich hab das schon mal gesehen, in den Herbstferien letztes Jahr, da hat Mum sie neu gekauft! Und wenn die sich zusammenrollt, kannst du das Unkraut wegmachen!” Sirius war mehr als sprachlos. Regen. Dass es so eine einfach Sache gab, die dieses Machwerk des Teufels stoppen konnte, hatte er nicht gewusst. “Das ist ein ziemlich guter Hinweis, aber vielleicht ist dir ja entgangen, dass es seit Ferienbeginn noch nicht ein einziges Mal geregnet hat?” Sarkastisch sah Sirius auf seinen Bruder hinunter, der jetzt leicht grinste. “Dann ist dir vielleicht entgangen, dass es ziemlich nach Regen aussieht!”, sagte er und deutete nach oben. Sirius folgte mit seinen Augen der vorgegebenen Richtung und stellte erstaunt fest, dass es tatsächlich zugezogen hatte und dass es tatsächlich aussah, als würde es bald anfangen, zu regnen. Ein erleichterter Ausdruck schlich sich auf sein Gesicht und als er seinen Bruder anlächelte, sah er, dass er mehr als zufrieden mit sich selbst war. Ein belustigtes Augenrollen folgte und Sirius trat endgültig von dem Beet zurück. Würde er sich also zuerst mit den Rosen beschäftigen, die noch auf ihn warteten. Während Sirius schnaufend durch das Rosenbeet wütete, zog sich der Himmel immer mehr zu. Und als er in den letzten Zügen war, das Unkraut im Rosenbeet zu zupfen, fielen die ersten Tropfen. Langsam, aber durchaus spürbar, benetzte das Nass des Himmels seine Haut, sein Haar und seine Sachen. Erleichterung durchströmte ihn. Zufrieden schloss er die Augen und legte den Kopf in den Nacken. Der leichte Nieselregen, der niederging, war eine Wohltat. Für ihn, für die Pflanzen und für die Erde im Garten der Blacks. Als er sich schließlich aufrichtete, sah er überrascht, dass die Stacheldinger begierig ihre Folterinstrumente in den Himmel streckten. Er hatte fast das Gefühl, als würden sie um mehr betteln. Ein kurzes Grinsen huschte über sein Gesicht. Wie es aussah, gab es doch tatsächlich eine Sache, die er mit dem Gemüse gleich hatte. Der Wunsch und das große Bedürfnis nach Regen und somit die Unterbrechung von Sonnenschein. “Und, bereit?” Überrascht drehte sich Sirius um und sah sich seinem Bruder gegenüber, der jetzt genau wie Sirius in einer Gartenmontur vor ihm stand. Mit einem Kopfnicken deutete er hinter sich. “Das Unkraut wartet!” Sirius zog fragend die Augebraue nach oben. “Meinst du das Zeug, dass ich aus der Erde rupfe oder das, was einen umbringen will?” Regulus lachte nur und ging zu der Pflanze, die sich tatsächlich eng zusammengerollt hatte und nun kein Hindernis mehr bildete zur Beseitigung der Schädlingspflanzen. Während Sirius und Regulus sich über das Feld arbeiteten, wurde der Regen doller und es dauerte nicht lange, schüttete es wie aus Eimern. Dementsprechend schnell waren die Brüder nass bis auf die Haut. Doch es störte beide nicht, stumm gingen sie ihrer Arbeit nach und viel schneller als sie erwartet hatten, war sämtliches Unkraut weg. Zufrieden klopfte sich Regulus Erde von den Handschuhen und sah zum Himmel. Der Sommerschauer war vorbei und die Wolken verzogen sich langsam. Dann huschte sein Blick zu seinem Bruder, der sich eben aufrichtete. Es kam viel zu selten vor, dass sie mal etwas Zeit miteinander verbrachten. Nicht selten vermisste Regulus die Tage, als Sirius noch nicht in Hogwarts war. Da hatten sie oft im Garten gespielt, Sirius hatte ihm immer wieder irgendwelche Tricks und Streiche gezeigt, die ihm später helfen sollten. Und jetzt, wo sie in getrennten Häusern waren, beachteten sie einander kaum noch, wenn sie sich im Gang trafen. Das Ganze war Sirius’ Idee gewesen und obwohl Regulus komplett dagegen gewesen war, hatte der ältere Black keinen Widerspruch geduldet. Er hatte nur gemeint: “Ich werde nicht zulassen, dass sie dich fertig machen. Und glaub mir, das werden sie, wenn sie merken, dass wir uns weiterhin sehen und du mich nicht verachtest, weil ich in Gryffindor bin. Wenn wir uns auf dem Gang sehen, siehst du mich einfach nicht an. Und ich sehe dich nicht an. Verstanden? Ich werde dir eine Nachricht zukommen lassen, wann immer wir uns sehen können.” Dann hatte er ihm die Haare verwuschelt und war in den Zug gestiegen, auf der Suche nach Potter und seinen anderen Freunden. Am Anfang hatte Regulus Angst gehabt, dass Potter ihm seinen Bruder wegnehmen würde, doch er hatte schnell begriffen, dass Sirius’ bester Freund ein netter Kerl war. Nicht nur, weil auch er ihm bestimmte Sachen beibrachte, die ihm beim Zaubern halfen, sondern, weil er oft ein Alibi schaffte, um Sirius und ihm ein Treffen zu ermöglichen. “Sirius?”, fragte er vorsichtig und senkte den Blick. “Hm?” Sirius drehte sich um und sah fragend zu seinem Bruder. “Was wird aus uns werden, wenn wir den Schulabschluss haben?”, fragte er leise und wagte es noch immer nicht, aufzusehen. Er hörte lediglich, wie Sirius leise seufzte. Erst als er den Arm um seine Schultern spürte, sah er auf und blickte direkt in traurige graue Augen. “Das weiß ich nicht. Ich denke, es hängt von unseren Entscheidungen ab. Ich für meinen Teil habe mich bereits vor drei Jahren entschieden, als ich den Hut auf dem Kopf hatte.” Für einen Moment wurden die Augen noch trauriger. “Deine Entscheidung liegt noch vor dir, du musst wählen zwischen den Traditionen der Familie Black und dem schwierigen Weg. Niemand kann dir diese Entscheidung abnehmen. Nur du allein kannst sagen, was du wirklich willst. Nur du kannst dein Leben in die Hand nehmen. Und abhängig davon wird unsere weitere Beziehung sein, sobald wir die Mauern Hogwarts verlassen. Wir werden uns entweder bekämpfen müssen oder ich werde dich mit meinem Leben beschützen.” Kurz musste Sirius schlucken, denn eines stand für ihn fest, egal, wie sich Regulus einmal entscheiden würde. “Vergiss nur eines nicht, kleiner Bruder. Du wirst immer mein Freund sein. Ich würde ohne zu fragen für dich sterben, wenn es dich rettet. Denn ich werde dich immer lieben und für dich da sein, wenn du mich brauchst.” Eine leichte Brise kam auf und als die Sonnenstrahlen durch die Wolken brachen, sah Sirius, wie eine einzelne Träne über die Wange seines Bruder lief. Denn auch wenn jetzt noch keine Entscheidung laut ausgesprochen werden musste, wussten doch beide, wie ihre Beziehung in Zukunft aussehen würde. Hass. Unverständnis. Ignoranz. Und am Ende wartete nur der Tod. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)