My Beloved Target von Night_Baroness (Gin&Rye-FBI VS. Black Organization) ================================================================================ Kapitel 21: Fire ---------------- Vor seinem inneren Auge sah er schwarze Blitze tanzen, die sich, je öfter sie kollidierten, immer mehr in bunte Energieknäule verwandelten. Dieses außergewöhnliche Schauspiel wurde durch den sanften Druck unterbrochen, den er auf einmal auf seinen Lippen spürte. Ein weicher, warmer Druck, der durch ein angenehmes Prickeln begleitet wurde, ebenso wie durch eine raue, aufreizend feuchte Zunge. Er öffnete den Mund ein wenig und…Was zum Teufel sollte das denn? Gin schlug die Augen auf, nur um Rye zu erblickend, der sich über ihn beugte und ihn…Küsste!?! So fest er konnte biss Gin in die Unterlippe des Mundes, der sich so dreist auf den seinen gepresst hatte. Rye fuhr überrascht zurück und starrte ihn an. In seinem Blick lag doch nicht der kleinste Hauch von Scham oder Reue. Alles, was sich darin fand war Erleichterung. „Ich hoffe, du hast eine Erklärung für das, was gerade passiert ist. Und ich hoffe für dich, dass sie gut ist.“ Knurrte Gin und versuchte sich aufzurichten. Wenig später schickte ihn der beißende Schmerz zurück auf den blutigen Boden. „Wir müssen hier weg. Ich brauchte eine schnelle Möglichkeit dich aufzuwecken und da…“ „Und da küsst du mich? Sag mir nicht, dass das deiner Meinung nach eine gute Idee ist einen Kerl aufzuwecken.“ Rye grinste. „Bis jetzt war ich nicht dieser Ansicht. Aber anscheinend klappt es ganz gut.“ Gin setzte zu einer Erwiderung an, die jedoch von einem dumpfen Grollen und einem scheppernden Geräusch unterbrochen wurde. „Kannst du laufen?“ Gin nickte und erhob sich langsam, dass Brennen in seiner Magengegend ignorierend. Obwohl er hart im Nehmen war, ließ ihn der Schmerz in diesem Augenblick fast wieder ohnmächtig werden. Mühsam atmend stützte er sich auf den Tisch, der unversehrt geblieben war. Rye griff nach seinem Arm. „Finger weg!“ Gin funkelte ihn zornig an. „Wenn du weiterleben willst, dann lässt du dir jetzt besser helfen.“ Er packte ihn erneut. Diesmal fester und zog ihn in Richtung des Loches, dass einmal die Tür gewesen war. Unter anderen Umständen hätte Gin ihm für seine Frechheit eine Kugel in den Kopf gejagt. Allerdings hatte er seine Waffe bei der Explosion verloren und war zudem auch nicht gerade in bester Verfassung. Und sterben, bevor er den N.O.C. mit eigenen Händen ins Jenseits befördert hatte, wollte er nun wirklich nicht. Im Vergleich zum Rest des Gebäudes, wäre der Raum, in dem sie sich bis jetzt befunden hatten ein Paradebeispiel aus einem Möbelkatalog gewesen. Die Wände waren teilweise eingerissen und mit Ruß und Asche bedeckt. Am Boden wütenden immer noch vereinzelte Feuer, deren Flammen hungrig züngelten und alles fraßen, was brennbar war. „Was zur Hölle hat sich das FBI dabei gedacht uns einfach in die Luft zu jagen? Haben sie es jetzt nicht mal mehr nötig uns zu befragen?“ Er hustete, da der dunkle Rauch bereits in dichten Schwaden überall im Raum hing. „Du solltest nicht reden. Eine Rauchvergiftung ist das letzte, was du jetzt brauchst.“ Am liebsten hätte er erwidert, dass er sich seine fürsorgliche Ich-bin-jetzt-dein-Partner-und-deshalb-gehen-wir-durch-dick-und-dünn-Nummer sonst wo hin stecken konnte, doch er schwieg stattdessen eisern und bemühte sich verbissen die zerstörten Treppen hinunterzusteigen, ohne zu viel von seinem Gewicht auf Rye zu stützen. „Übrigens“ Sagte er schließlich, als sie mit letzter Kraft aus dem beschädigten Gebäude stolperten. „Falls wir beide das hier letzten Endes wirklich überleben, bringe ich dich um.“ Mit einem lauten Knall stürzte das Präsidium hinter ihnen zusammen und ließ nichts außer einem brennenden Haufen aus Schutt und Asche zurück. Die Decke des Krankenzimmers war von einem so dunklen Weiß, dass es an manchen Stellen eher wie ein schmutziges Asphaltgrau wirkte. Wie passend, dachte Gin zynisch. Er lag in der persönlichen Krankenstation der Organisation, war an zahlreiche Maschinen angeschlossen und schwebte laut des mürrischen, bartgesichtigen, ausländischen Arztes immer noch in Lebensgefahr. Rye hatte nur eine leichte Rauchvergiftung und ein paar kleinere Schnittwunden und Prellungen, weshalb er schnell wieder entlassen worden war. Zu Gins großer Erleichterung. Die ganze Zeit auch noch im selben Raum wie er zu sein, hätte ihn wahnsinnig gemacht. Er seufzte. Warum war er eigentlich so wütend? Rye war nicht der Verräter. Er war loyal. Das hatte er bewiesen, als er sein Leben gerettet hatte. Niemand hätte etwas vermutet, wenn er allein aus dem brennenden Gebäude zurückgekehrt wäre. Niemand hätte daran gezweifelt, dass er bei diesem kleinen Unfall ums Leben gekommen wäre. Und Rye hätte einen neuen Partner bekommen, einen, den er dem FBI auf dem Silbertablett servieren konnte, weil er nicht ständig an seiner Loyalität zweifelte…Und trotzdem war er nicht zufrieden. Wieder spürte er dieses lästige Prickeln auf seinen Lippen. Ärgerlich biss er so lange auf seine Unterlippe, bis sie zu bluten begann. Ryes bescheuerte Ideen hatten rein gar nichts mit ihm zu tun. Wie konnte er nur ernsthaft noch an so eine Nichtigkeit denken? „Und, wie geht es dir?“ Lange schwarze Haare, eine abgenutzte Wollmütze und funkelnde grüne Augen schoben sich durch die Tür. Auch das noch. „Freut mich, dass es zumindest dir wieder besser geht.“ Spottete er. „Du bist also immer noch sauer?“ „Warum? Weil das FBI mich in eine Falle locken konnte und ich deshalb fast draufgegangen bin? Weil wir einen N.O.C. hier haben, der aus irgendeinem Grund immer noch nicht abgeknallt worden ist? Oder weil du mich auf den Mund geküsst hast? Nein, ich bin nicht sauer.“ Seine Stimme war bedrohlich leise. Rye seufzte. „Dann bist du also fit für noch mehr schlechte Nachrichten?“ Gin kniff die Augen zusammen. „Viel schlimmer kann es ja nicht mehr werden, oder?“ „Leider doch. Wie’s aussieht ist Fox entkommen.“ Gin ließ sich zurück in das viel zu harte Kissen fallen, schloss die Augen und wünschte sich tief unter die Erde. „Wundervoll. Und welcher Dilettant ist dafür verantwortlich?“ „Calvados sollte sie bewachen. Aber anscheinend war er wohl…abgelenkt.“ Gin blickte ihn fragend an und hob die Augenbrauen. „Vermouth.“ „Und wieder einmal macht diese Frau alles kaputt.“ Er betrachtete eine kleine Luftblase, die in seinem Infusionsbeutel aufstieg und hatte plötzlich das dringende Bedürfnis sie zu zerquetschen. „Was gibt es sonst noch Neues?“ Rye schloss die Tür hinter sich und setzte sich auf einen klapprigen Stuhl, der vor seinem Bett stand. „Kir ist verschwunden.“ Gin stieß ein trockenes Lachen aus. „Womit wir auch unseren N.O.C. gefunden hätten.“ Das Blut auf seiner Lippe schmeckte bleiern und schwer. Genauso, wie er sich jetzt fühlte. „Das glaube ich nicht.“ Rye blickte gedankenverloren aus dem Fenster. Es regnete. „Warum nicht? Alles spricht dafür.“ „Metaxa ist ebenfalls nicht zurückgekehrt. Die beiden hatten eigentlich den Auftrag zu unserer Unterstützung zum alten Präsidium zu kommen.“ Gin lächelte ironisch. „Und deshalb kann sie kein N.O.C. sein? Sie wird Metaxa eben beseitig haben.“ „Ich denke, dass jemand Anderes hinter dieser Falle steckt.“ Gin sah ihn misstrauisch an. „Und wer sollte das deiner Meinung nach sein? Wer glaubst du hat uns verraten?“ Seine geheimnisvoll glitzernden Augen trafen den Blick der seinen. „Du.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)