Expecto Patronum - Ich erwarte meinen Schutzherrn von Kaiserin ================================================================================ Kapitel 1: Müdigkeit -------------------- Es regnete. Hogwarts lag bereits im dunklen, für diese Jahreszeit nichts ungewöhnliches. In der großen Halle fand gerade das Abendessen statt und unter all dem bunten Schülergewirr saß ein schwarzhaariger Schopf, der abwesend in seinen Tee starrte. Harry fühlte sich seit Tagen matt. Nicht etwa, weil er von Voldemort träumte, nein, viel eher war es die Tatsache, dass er aus Angst vor diesen Träumen versuchte, überhaupt nicht erst zu schlafen! Und erlaubte er sich dennoch die Augen zu schließen, dann nur so, dass er in einem seichten Dämmerzustand lag – mehr nicht. Doch das hatte wiederum zur Folge, dass sein gesammter Körper auf Sparflamme arbeitete. Er fühlte sich wie in Watte gepackt, bekam alles langsamer mit; es wirkte, als würde er alles durch den Regen sehen und hören, der draußen so strömte. Er atmete schwerfälliger und tiefer, um überhaupt das Gefühl zu haben, Sauerstoff zu bekommen… Und dieses Dröhnen in ihm! Der Gryffindor spürte seinen Herzschlag schwer und dröhnend, und sein gesamter Körper pulsierte mit! Ein widerliches Gefühl! Harry verzog das Gesicht, rieb sich über die Brust, als wolle er es wegreiben, als eine Hand sich auf seinen Arm legte. Er sah auf, direkt in Hermines besorgtes Gesicht. Innerlich seufzte der Schwarzhaarige. „Mine“, begann er ruhig, „mach nicht schon wieder so ein Gesicht. Ich bin nur hundemüde und dieser Tee wird auch nicht kühl.“ Ein mattes Lächeln seitens Harry. Na wenigstens hatte er sie grade nicht angelogen. Hermine zog etwas mitleidig die Augenbraue hinauf. „Wenn man mit dir befreundet ist, hat man das Gefühl, dauernd so dreinschauen zu müssen, Harry.“ Sie biss von ihrem Toast ab und schielte ihn weiterhin seitlich an. Der Grünäugige lächelte schief und nickte schulbewusst. Ja, sie hatte schon Recht, er hatte dem Lockenschopf schon viele Sorgen gemacht. Das wusste er. Aber nicht nur ihr. Auch Ron und eigentlich jedem mit dem er zu tun hatte. Sogar der Dunkle Lord machte sich Sorgen. Allerdings weniger UM Harry; vielmehr WEGEN ihm. Er zog die Stirn kraus, sein Blick glitt durch die große Halle. Wie immer: ein bunter, schmatzender, einigermaßen gesittet lärmender Haufen. Und doch hörte es sich in seinen Ohren wie ein einheitliches Summen an. Er strich sich über die Stirn. Es war ein Ton, der ein gewisses Dröhnen verursachte, das dann nichts als ein leises, fiependes Ohrensausen hinterließ. Eklig… Und dieser Herzschlag. Lieber lenkte er sich wieder ab, indem er die anderen beobachtete. Die Zwillinge hatten die Köpfe zusammen gesteckt und bildeten ab und an Formen mit den Händen, hatten ihr schelmisches Lachen im Gesicht – ein klares Zeichen, dass sie wieder etwas planten. Neville las in einem Buch über Kräuterkunde. Harry musste sich unweigerlich einen weißen Kittel an dem Jungen vorstellen. "Ja, ein Apotheker, das wärs!", dachte er. Er sah neben sich. Ron versuchte Ginny gerade etwas aus einem Buch zu erklären, scheiterte jedoch kläglich daran, so dass Hermine sich dessen annahm. Potter schmunzelte. Armer Ron. Die grünen Augen wanderten hinauf zu den Lehrern, wo Dumbledore vergnügt versuchte, aus Madame Trelawneys Teetasse zu lesen, während diese erklärend, was er zu beachten habe, daneben saß. Wahrsagen… das hatte er gleich auch noch. Da konnte er wenigstens seine strapazierten Sinne etwas ruhen lassen. Immerhin etwas. Aber am Abend? Unterricht? Das fand er trotzdem blöd. Heute war einiges im Stundenablauf durcheinander geraten, da Vorbereitungen für einen Halloweenball im Hause standen. Deswegen hatte er nach dem Abendessen noch eine Stunde. Seine Hauslehrerin McGonagall unterhielt sich während des Essens mit Flitwick. Dann kam er zu schwarzen Haaren, die leicht in das dazugehörige Gesicht fielen, der Kopf war leicht zur Seite geneigt, so wie es der gesamte Körper war, denn – Professor Snape las Zeitung. Harry wusste zwar, dass er das öfter mal beim Abendessen tat. Dennoch war es ein seltsamer Anblick. Seine Augenbrauen waren dabei leicht zusammen gezogen. Scheinbar war der Artikel interessant. Nur ab und an ließ er seinen Blick über die Schüler gleiten, immer so, dass sein Haustisch der letzte war, den er betrachtete, ehe er wieder auf die Druckerschwärze blickte. Harry konnte nicht umhin etwas zu lächeln. Seit er wusste, dass dieser Mann ihn heimlich beschützte – auch wenn Snape das nie zugeben würde - kam er nicht umhin zu behaupten, er konnte den Mann leiden. Er war zwar oftmals immer noch skeptisch ihm gegenüber, auch wenn es keine mistrauische Skepsis mehr gab. Was jedoch nicht hieß, dass sich irgendetwas an ihrem Verhältnis dem anderen gegenüber geändert hatte. Wobei, Harry bemühte sich ein wenig mehr, seinem Unterricht zu folgen; allerdings hatte er schnell gemerkt, dass er wohl irgendwie schlicht unbegabt in Tränken war. Er war zu ungeduldig. Da wurden aus einer vorgeschriebenen Kochzeit von 15 Minuten, gerne mal nur 5 und hinüber war das Gebraute. Ein schiefes Grinsen zierte sein Gesicht. An Snapes persönlichen Schützling und Hermine kam in diesem Fach sowieso niemand ran. Apropos… Harry sah Richtung Slytherin-Tisch, fast automatisch legten sich seine Augen auf einen blonden Schopf der ab und zu nickend gewippt wurde. Malfoy unterhielt sich mit Blaise, schien sich von ihm etwas erklären zu lassen, so konzentriert wie er aussah. Ab und zu zupfte er sich etwas von seinem Pfannkuchen ab und lies ihn in seinem Mund verschwinden. Der Gryffindor legte etwas den Kopf schief. Ihm war schon oft aufgefallen, dass Draco meistens etwas mit Fleisch oder Süßkram aß. Er grinste. Der Slytherin war wohl eine Fleisch- und Naschkatze. Ebenso war ihm aufgefallen, dass der blonde Schönling angefangen hatte, sich die Haare wachsen zu lassen. An seinen Vater kam er zwar noch lange nicht heran, aber mit Harrys Wuschelkopf konnte er inzwischen mithalten. Natürlich auf stilvollere Weise als das Gestrüpp, das er seine Frisur nannte! Aber es stand Draco. Noch ehe der Gryffindor sich weiter in seine Beobachtungen ergeben konnte, wurde er von Hermine angestoßen, die er daraufhin etwas irritiert ansah. Das Mädchen stand vor ihm, hatte die Schulsachen bereits auf den Armen. Er blinzelte. Ach ja, Wahrsagen hatte er ja jetzt. Eine Schnute ziehend, die seinen deutlichen Unwillen zum Ausdruck brachte, erhob auch er sich, kippte seinen nun endlich abgekühlten Tee hinunter, packte seine Sachen und eilte mit den anderen gen Turm. +++ Kaum war er die silberne Leiter hinauf gehuscht und eingetaucht in das schwere, leicht rauchige Zimmer, das erfüllt war von Düften, die er bei bestem Willen nicht ausmachen konnte, stutzte er. Da saßen Slytherin. Da saß Draco Malfoy. Wann war der hier angekommen? Er hatte ihn doch in der Halle so lange beobachtet. Und vor allem – warum war er hier? Wahrsagen hatten sie noch nie mit den Slytherin. „Auf Grund… der momentanen Schwankungen der Stundentafel… Wurde der Unterricht von Gryffindor und Slytherin… für diese Stunde zusammengelegt…“ Trelawney hatte den Raum betreten. Harry zog die Augenbraue zusammen "Was hat sie gesagt? Dieses Singsang erträgt ja keiner…" Erst, als er den Wortlaut nochmal in seinem müden Kopf durchging, begriff er. „Na toll…“, grummelte er leise und setzte sich an seinen üblichen Platz. Wie immer begann die Stunde äußerst entspannt – sie tranken Tee. Und während Ron versuchte, Hermine zu beruhigen, die sich immer wieder leise zischelnd über dieses ach so stumpfsinnige Fach beschwerte, konnte er nur weiter zu Malfoy starren und sich fragen, warum der blonde Wahrsagen gewählt hatte. Und warum er so stilvoll aussah beim Teetrinken. Konnten das alle aus reicher Familie? Als dann alle nur noch den bitteren Satz am Tassenboden hatten, begann das eigentliche „übel“. Sie sollten aus dem Matsch lesen. Und wie immer blieb die Lehrerin bei ihm stehen, linste in seine Tasse. Harry strich sich bereits übers Gesicht. Und schon lag alle Aufmerksamkeit bei ihm. Wunderbar. Die Stimme dieser Frau dröhnte wieder so unangenehm in seinen Ohren wie zuvor der Geräuschpegel in der großen Halle. Und was sie von sich gab war auch nicht grade neu. "Jaa, ich werde sterben… Oh Hilfe… Kann die Frau nicht einmal ohne ihre theatralischen pseudoramatischen Ergüsse bleiben?", dachte er bei sich. So ziemlich alles, was der Gryffindor dachte, spiegelte sich haarklein in seinem Gesicht wieder. Seine Mimik war derart genervt und miesepetrig, dass Ron schon rot anlief, um sich das Lachen zu verkneifen. Doch Harrys ausweichender Blick, der nach etwas suchte, das seine Aufmerksamkeit genügend fesselte, um dieses schwarzseherische Gänsegeschnatter ignorieren zu können, blieb ausgerechnet abermals am Eisprinzen in Person hängen. Dieser hatte leicht eine Augenbraue gehoben und ein hauchfeines Schmunzeln um seine Lippen. Der Grünäugige konnte es nicht einordnen, doch er wollte gerade nichts Böswilliges darin erkennen. Die Frau neben ihm machte ihn aggressiv genug. So rollte er demonstrativ mit den Augen, lies seine Mimik auf die Lehrerin deuten und leise bewegte er etwas die Lippen, als würde er sagen: „Wenn die noch länger labert, fall ich gern tot um“. Und Draco grinste. Es war kein böses Grinsen, nein, es war ein… amüsiertes. Belustigt. Ja, Draco war belustigt über Harrys Grimassen. Das ließ ihn ebenso belustigt schnauben und er schüttelte leicht den Kopf. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter und er sah wieder auf in das bebrillte Gesicht der Wahrsagerin. „Seien Sie auf der Hut…“ säuselte sie in diesem Singsang und Harry nickte einfach eifrig, tat, als wäre er tief getroffen. „Das werd ich, Professor, vielen tausend Dank!“ Seine Stimme war theatralisch. Ron brach in Husten aus, hatte er doch krampfhaft sein Lachen verschlucken wollen. Hermine blickte düster drein und schmiedete wohl Pläne, dieses Turmzimmer einfach anzuzünden. Wahrscheinlich gäbe es eine alles vernichtende Gasexplosion. Und Malfoy hatte seinen Blick wieder desinteressiert aus dem Fenster gerichtet, das Kinn auf die Hand gestützt. ~~~ „Harry, du willst sicher nicht mit nach Hogsmeade?“ Hermine sah ihn leicht von unten her an. Sie musterte ihn, versuchte aus seinen Augen zu analysieren, was der wahre Grund war, warum er diesen Samstag nicht mit ihnen im Dorf verbringen wollte. Seine einfache Angabe, er hinke mit den Hausaufgaben hinterher, glaubte sie ihm nicht recht. Gut, das war auch ne blöde Ausrede; immerhin kümmerte ihn das sonst auch nicht. Ein roter Haarschopf erschien im Blickfeld, der den Wuschelkopf zu sich zog, locker die Arme um ihre Schultern legtte und das Kinn auf ihrem Kopf platzierte. „Alter“, begann Ron und sah ihn leicht murrig an, „du warst ewig nicht mehr mit uns in Hogsmeade… Dir würds sicher nich schaden, mal was anderes zu sehen als das alte Gemäuer hier!“ Ja, Ron hatte recht, es würde ihm mit Sicherheit gut tun, etwas rauszukommen, aber Tatsache war nun mal, dass er etwas Wichtigeres zu erledigen hatte und das konnte er den beiden nicht sagen. Entschuldigend lächelte er. „Sorry, Leute… Das nächste Mal komm ich bestimmt wieder mit – versprochen! Nur im Moment ist halt irgendwie… ungünstig…“ Beschwichtigend hob Harry die Hände, duckte sich ein wenig unter Rons ungnädigem Blick. Hermine seufzte, drehte sich zu dem Fuchshaarigen um. „Na, wenn Harry heute zu beschäftigt ist, dann machen wir zwei uns halt einen schönen Tag!“ Ein bezauberndes Lächeln und der junge Weasley sagte zu allem ja und amen! So machten sie sich kurz darauf Hand in Hand auf den Weg, verabschiedeten sich von Harry, welcher genau wusste, dass Hermine ahnte, dass er etwas anderes zu erledigen hatte, als seine versäumten Hausaufgaben. „Er ist seltsam momentan…“ meinte sie leise zu ihrem Freund als sie auf dem Weg hinunter ins Dorf wahren. Sie trugen dicke Mäntel, denn inzwischen war es schon ziemlich kalt. Es schneite sicher bald, doch im Moment kam höchstens Regen, aber wenigstens heute war das Wetter zumindest trocken. Ron sah sie an. „Harry ist immer seltsam. Aber ich weiß, was du meinst… Denkst du, es ist gut, wenn wir ihn damit alleine lassen?“ Der Junge war längst nichtmehr so begriffsstutzig wie früher und er machte sich ernsthafte Sorgen; auch wenn er es weniger deutlich zeigte. Langsames Nicken seitens der Braunhaarigen. „Wir lassen ihn ja nicht alleine… Und bisher kam er immer zu uns, wenn er uns gebraucht hat. Aber ich glaube, er muss es für sich selbst erstmals alleine probieren… was auch immer es ist.“ Sie sah ihn an. „Er wird schon keinen Unsinn machen. Zumindest nicht ohne uns!“ Ein Grinsen das ebenso erwidert wurde. Doch so wirklich wohl fühlten sie sich dennoch nicht. Harry ging es nicht gut. +++ Eben jener stand gerade in den Kerkern vor einer ganz bestimmten Tür. Er druckste herum anzuklopfen, aber es war wichtig. Harry wollte den Professor bitten, ihm wieder Unterricht in Okklumentik und Legilimentik zu geben. Er wusste, dass er das brauchte und dass das vielleicht der Schlüssel war, um wieder schlafen zu können. Der Gryffindor versuchte es nicht allzu deutlich zu machen, aber er schwächelte gewaltig. Wenn das Quidditch Training in ein paar Wochen wieder anfangen würde, würde er eiskalt vom Besen fallen. Und gegen irgendwelche Feinde wollte er in dieser Lage jetzt auch nicht unbedingt antreten. Und dieser dröhnende Herzschlag. Er verzog abermals das Gesicht. Und nun stand der Grünäugige hier und traute sich nicht anzuklopfen. Dabei wusste er, dass der Tränkemeister ja eigentlich kein schlechter Kerl war. Er hatte ihn damals vor Quirrell beschützt, hatte sich vor ihn und seine Freunde gestellt, als Remus sich in einen Werwolf verwandelte. Es gab noch weitere Beispiele, die dazu führten, dass Harry mit der Zeit keinesfalls mehr Abneigung gegen den Lehrer hegte, doch umgekehrt sah es leider immer noch so aus, dass eben jener ihn wegen irgendetwas nicht leiden konnte. Er hatte zwar gesehen, dass sein Vater zu ihrer Schulzeit oft mit Snape aneinander geraten war aber konnte das wirklich das einzige sein? Selbst Harrys Bild von James hatte damals einen Knacks bekommen, aber saß der Schmerz bei Snape so tief, dass er diesen Hass allen Ernstes auf ihn projezierte? Konnte das ernsthaft alles sein? Ein plötzliches Geräusch lies Potter hochschrecken. Die Tür war plötzlich aufgegangen und Severus Snape stand mit verschränkten Armen im Türstock und sah ihn missbilligend an. „Potter...“, zischelte er, „entweder Sie entscheiden sich endlich, was Sie hier vorhaben oder Sie verschwinden wieder!“ Mit großen Augen sah er den Lehrer an. „Woher wussten Sie, dass ich hier stehe?“, war seine verblüffte Frage. Sein Gegenüber zog eine Augenbraue hinauf. „Ich weiß immer, wo Sie sind, Potter… Leider.“ Immer noch baff starrte Harry den Mann an. Stimmte ja… Snape fand ihn überall. Aber woher? Und warum? War es eine Art Zauber? Ein genervt klingendes Räuspern ließ ihn abermals aufhorchen, gepaart mit einem geschnarrten: „Also?“ „Professor ich…. Ich wollte Sie bitten, mir wieder Unterricht in Okklumentik und Legilimentik zu geben!“ Mit festem Blick sah er den anderen an, um ihm zu zeigen, dass er es ernst meinte und unbedingt versuchen wollte. Doch der Schwarzhaarige drehte sich schnippisch um und keifte dabei nur ein ungnädiges „Niemals! Das können Sie sich abschminken, Potter!“ Aber Harry gab nicht auf, lief ihm in sein Klassenzimmer nach, schloss dabei die Tür hinter sich und beobachtete, wie der Andere sich hinter seinen Tisch nieder ließ, um stur Aufsätze durch zu gehen. Langsam kam der Junge näher und blieb schließlich vor ihm stehen. „Warum nicht? Weil es letztes Mal so schief gegangen ist? Diesmal wird es besser!“ Genervt rieb sich Snape über die Stirn. Er schrieb stur weiter. „Und zu dieser Wahnvorstellung kommst du – warum? Weil du jetzt… erfahrener bist? Stärker?“ Die letzten Worte sprach er höhnisch. Harry stützte sich auf den Tisch, hatte die Augenbraue zusammengezogen. Er verstand diese Ablehnung einfach nicht. „Nein, weil ich mir mehr Mühe geben werde! Ich hab keine Lust mehr, Voldemorts Spielball zu sein, und Sie sind der einzige Lehrer, der mich nicht in Watte packen will! Sie sind der einzige, von dem ich wenigstens irgendwas Anständiges lernen kann, was mir hilft und wenn es nur ist, dass ich endlich wieder schlafen kann!“ Entnervt wurde die Feder auf den Tisch geknallt und der Professor rieb sich über Augen und Nase. „Du bist ein nervtötendes Individuum, Potter!“, brummte er, dann sah er den Jungen an und erhob sich. „Ich werde dir keinen Unterricht mehr erteilen! Weil ich keine Lust habe, mich mit einem schwachen Geist wie dem deinen herumzuschlagen, ich habe dringlicheres zu erledigen! Und wenn du jetzt die Güte hättest, aus meinen Räumen zu verschwinden!“ Giftig wurde der Goldjunge angesehen. Jener blickte empört zurück. „Von wegen keine Lust! Sie haben doch bloß Schiss, dass ich es nochmal schaffe in IHRE Gedanken einzudringen! Dass ich den wahren Grund rausfinde, warum Sie mich nicht leiden können und mich trotzdem dauernd unter Schutz halten! Ich weiß ganz genau, dass das nicht allein an meinem Vater liegt, so charakterschwach sind Sie nämlich nicht!“ „RAUS!“, brüllte der Tränkemeister und plötzlich fand sich der junge Retter der Zauberwelt vor der geschlossenen Tür wieder. Ein Zauber… Snape hatte ihn gerade ernsthaft mit einem Zauber vor die Tür gesetzt! Jetzt war er sauer! Mit voller Wucht trat er gegen die Tür. „DANN VERRECK ICH HALT!!“ brüllte er und stapfte davon. Severus hatte das Gesicht in den Händen vergraben und saß eingesunken auf seinem Stuhl. Kapitel 2: Occlumency --------------------- Eeey! 13 Leute hams aufa Favo-Liste und keiner schreibtn Kommi; kann ja wohl nich angehn hiaaaaa °A°/ ~~~~ Missmutig schabte Harry im vor ihm liegenden Kiesboden herum. Er saß auf einer Steinbank im Innenhof und das während der Unterrichtszeit. Warum? Nun das war einfach: Seit Snapes Ablehnung hatte er damit angefangen, eben jenen mit wütenden, bösen Blicken zu strafen, wann immer sie sich sahen. Und eben genau das hatte den Professor während des Unterrichts dazu veranlasst, ihn hinauszuwerfen. Nun saß er also hier und war schlecht gelaunter denn je. Denn nach all der Schlafdefizite war er nun nicht einfach nur müde, sondern auch gereizt und übellaunig geworden. Seine körperlichen Symptome trieben ihn in den Wahnsinn. Am liebsten würde er sich dieses grausam schlagende Herz herausholen. Hinzu kam, dass seine schwere Atmung ihn oftmals schwindeln ließ. Inzwischen hatte er auch seine Freunde aufklären müssen, die Zeter und Mordio keifend nach einem, von einem dieser Schwindelatacken ausgelösten Beinaheabsturz die Treppe hinunter, endlich wissen wollten, was los war. Harry freute sich ja, dass sie sich solche Sorgen um ihn machten, aber gleichermaßen ging es ihm langsam auf die Nerven. Alles nervte ihn. Inzwischen war es schon soweit, dass er das Gefühl hatte, er könnte nichteinmal mehr schlafen, wenn er es wollte. Er nahm seine Brille ab und rieb sich über die müden, leicht brennenden Augen. In eben jenem Moment setzte sich eine Gestalt neben ihn. Der Grffindor erschrak, blickte aber im nächsten Moment verwundert auf. „Professor Dumbledore?“ Eben jener weißbärtige Mann saß neben ihm und lächelte ihm entgegen. „Mir ist zu Ohren gekommen du und Professor Snape seit momentan nicht gut aufeinander zu sprechen?“ Natürlich. Albus Dumbledore wusste wie immer alles. Dennoch schnaubte der Goldjunge nur. „Waren wir jemals GUT aufeinander zu sprechen?“ Er richtete seine Brille wieder ordentlich und blickte zu seinen Füßen, wo er etwaige Muster gescharrt hatte. „Nun“, begann der Alte, „das nicht gerade, aber zur Zeit wohl besonders… Sonst würdest du nicht hier, sondern in seinem Unterricht sitzen, oder? Möchtest du mir nicht sagen, was vorgefallen ist? Aus Severus bekomme ich nämlich auch nichts heraus.“ Mit einem amüsierten freundlichen Blick, wie er ihn immer hatte, sah er auf den Schwarzhaarigen. Dieser seufzte kurz, ehe er fast genuschelt meinte: „Das wissen Sie doch sowieso schon…“ „Ich würde es aber gern von dir hören.“ Abermals ein Seufzen. „Professor Snape weigert sich, mir wieder Unterricht in Okklumentik und Legilimentik zu geben! Obwohl ich ihn sogar darum gebeten hab! Und das schöne daran ist: Er sagt mir nichtmal einen anständigen Grund!“ Bockig verschränkte er die Arme. „Ich hab ja mitbekommen, dass mein Vater nicht der strahlende Ritter war, für den ich ihn als Kind immer gehalten habe, aber warum kann Professor Snape MICH nicht ausstehen?“ Der lange, weiße Bart wurde bedächtig glattgestrichen. „Darauf kann ich dir leider auch keine Antwort geben.“ „Können Sie nicht oder wollen Sie nicht?“ Das war zwar etwas patziger als der Grünäugige gewollt hatte, aber eigentlich konnte es ihm auch egal sein. Er war so müde. Blaue Augen sahen ihn an. „Nun… Sagen wir, ich darf es nicht.“ Er erhob sich, wandte sich nochmal zu Harry um. „Im übrigen Harry… Du solltest dir etwas mehr Schlaf gönnen.“ Müde wie er sich fühlte, lächelte der Junge seinen Mentor an. „Wenn ich nur könnte…“, murmelte er, stand dann auf, da er sah, dass seine Stunde zu ende war und seine Klassenkameraden gerade um die Ecke bogen. „Entschldigen Sie mich, aber ich muss zum Unterricht!“ Damit lies er den Direktor zurück, der ihm mitfühlend nachblickte, ehe er den Weg zu den Kerkern einschlug und Severus einen kurzen Besuch abstattete, der diesen jedoch weniger freudig stimmte. ~~~ Zwei Tage später, es war bereits Abend, schritt der Junge, der lebte, mit Irritiertem Außdruck im Gesicht die Treppe zu den Kerkern hinab. Snape hatte ihn zu sich beordert, warum auch immer. Vielleicht hatte er sich doch dazu durchgerungen, ihm jetzt die Leviten zu lesen, nach den letzten Ereignissen. Aber das würde der kleinere sicher nicht auf sich sitzen lassen. Als er gerade die an die Tür klopfen wollte, wurde diese geöffnet und ein Gesicht, das mit platinblondem Haar gerahmt war, sah ihn an. Draco hatte einige Phiolen in der Hand, in denen eine Flüssigkeit in verschiedensten Rottönen umherwaberte. Sah hübsch aus. Aber Potter hatte dafür keine Zeit, denn er sah gerade in die intensivsten hellgrauen Augen, die er kannte. Der Slytherin schloss die Tür hinter sich und sah den Schwarzhaarigen dann wieder an. „Wenn du zu Professor Snape willst, sei bloß vorsichtig… Er hat ziemlich miese Laune.“ Ein eher amüsiertes Schmunzeln umspielte seine Lippen, ehe er sich abwandte und ging, dabei nur lässig eine Hand zum Abschied hob und schon um die nächste Ecke verschwunden war. Grüne Augen blinzelten. Ihm fiel gerade auf, dass er und der Blonde sich seit geraumer Zeit weder zankten, noch herunter machten oder sonst etwas feindseliges taten, so, wie es früher der Fall gewesen war. Neulich hatten sie sich sogar mit einem Kopfnicken begrüßt als sie im Gang aneinander vorbei gelaufen waren, was sogar Ron und Hermine stutzig gemacht hatte. Warum war der kühle Eisprinz neuerdings so handzahm? Nicht, dass es ihn störte, im Gegenteil, er freute sich, dass er wenigstens vor den Sticheleien seine Ruhe hatte. Aber komisch war es schon. Er fröstelte aufeinmal. "Komisch, warum ist es auf einmal so ka-" - ein Räuspern lies ihn schlucken - "Oh, scheiße…" Harry sah wie ein geschlagener Hund zur Tür, in der wie vor einigen Tagen schon der Professor stand und ihn kühl musterte. Daher also der Temperaturabsturz. „Sir", grüßte der Junge. „Wollen Sie dieses Spiel jetzt immer spielen, Potter?“, war die geschnarrte Frage des größeren, doch Harry kratzte sich nur verlegen an der Wange. „Ich war in Gedanken… Verzeihung…“ Er folgte der Fledermaus in das Klassenzimmer, schloss die Tür ordnungsgemäß, während er sich das Gemurre des anderen anhören musste. „In Gedanken also. Dass Sie überhaupt einen Gedanken fassen können, ist schon bemerkenswert.“ Der Goldjunge rollte nur mit den Augen über diese Äußerung. „Ja, alle Gryffindor sind dumm und ich bin ihr König. Nachdem das geklärt wäre, sagen Sie mir sicher, warum ich herkommen sollte?“ Bockig wie die letzten Tage verschränkte der 16 Jährige die Arme während er vor dem Pult stand, an dem sich sein Lehrer niedergelassen hatte. Jener verzog das Gesicht, als hätte er in eine Zitrone gebissen. „Professor Dumbledore war vor kurzem bei mir und klärte mich über deinen wohl… momentanen Zustand auf.“ Harry blinzelte. Sein momentaner Zustand? Etwa die Sache mit seinem Schlafdefizit? Das hatte er doch in seinem Gespräch vor ein paar Tagen lediglich angedeutet. Oh Gott, der Kerl wusste echt alles. Harry fragte sich ob der bärtige alte Mann wohl auch das Wetter vorhersagen konnte. Oder die Lottozahlen. Das wäre praktisch. Gab es hier in der Zauberwelt eigentlich so etwas wie Lotto? Und warum zum Geier dachte er über so etwas nach? „Ich muss schlafen…,“ murmelte er mit einer Art Entsetzen in der Stimme zu sich selbst. „So in etwa hat es der Direktor auch ausgedrückt.“ Severus Augenbraue wanderte spöttisch nach oben. Potters Kopf, den er leicht zur Seite geneigt hatte, schreckte wieder in die Richtung des größeren, der sich gerade erhob. „Ganz offensichtlich ist Ihr Geist, ebenso wie Ihr Körper angeschlagen. Das wird den Unterricht sicher nicht vereinfachen.“ – „Unterricht?“, fragte der Junge, der lebte, erstaunt nach. „Sie geben mir doch Unterricht?“ Snape ging um den Tisch herum und steuerte eine Tür an. Dort ging es zu Snapes Büro. Dahinter lagen seine privaten Räume. „Damit eins klar ist, Potter: Das geschieht allein auf Wunsch von Professor Dumbledore! Und jetzt komm endlich ich hab nicht den ganzen Abend Zeit und Lust mich mit dir zu plagen!“, moserte er, doch Harry war das egal. Er folgte dem älteren in dessen Büro, das ebenso düster war, wie eigentlich alles hier unten. +++ Nach zwei Stunden hing Harry wie ein Schluck Wasser auf seinem Stuhl. Er keuchte schwer, alles drehte sich und ihm war kalt. Fortschritte hatte er noch keine zu verbuchen, aber er wusste jetzt genau wie es sich anfühlte, wenn jemand in seinen Geist drang. Immerhin etwas. „Sir…“, Schwumrig sah er seinen Lehrer an. „Können wir nicht… für heute aufhören? Ich kann nicht mehr.“ Schwarze Augen blitzen ihn an. „Dann habe ich dich genau da, wo der Dunkle Lord dich haben will! Wolltest du dir nicht mehr Mühe geben?“ Snapes spöttisches Geschnarre kam dumpf bei ihm an. „Das tue ich! Wirklich! Aber ich fühle mich nicht gut…“ Doch der Slytherin lies ihm keine Zeit, um auszuruhen „Ich durchwühle gerade Ihren Kopf, wenn Sie sich dabei blendend fühlen würden, wären sie masochistischer, als ich bisher angenommen hatte!“, zischte er und schon spürte der Jüngere, wie er abermals in seinen Kopf drang, woraufhin er versuchte sich zu wehren, doch es funktionierte nicht. Mit einem Mal aber war alles, was Severus sah, Schwärze die ihn umfing. Er löste die Verbindung und fing den Gryffindor gerade noch so ab, als dieser einfach seitlich vom Stuhl kippte. +++ Um Harry herum war es warm. Als er seinen Arm bewegte spürte er weiches Gras unter sich. Er lag auf einer Wiese. Aber sein Kopf lag auf etwas anderem. Es war weich und warm. Er drehte den Kopf. Was er sah waren Füße. Zarte Füße, die an langen, hübschen Beinen hingen, die ab dem Knie etwa in ein Altrosafarbenes einfaches Sommerkleid verschwanden. „Harry…“ Eine liebevolle Stimme lies ihn den Kopf umwenden, eine Hand strich durch sein Haar, als er in grüne Augen blickte, die zu einem Gesicht gehörten, das von rubinrotem Haar eingesäumt wurde. „Mama…“ Er begann zu lächeln und die Frau strich über seine Wange. „Harry, mein Schatz. Du bist ja ganz müde. Du musst mehr schlafen!“ Ein mütterlicher Tonfall, doch immer noch sanft. Vertrauensvoll rückte sich der junge Potter an den Bauch seiner Mutter. Leidig sah er sie von unten her an. „Ich kann nicht… Ich habe Angst vor meinen Träumen.“, nuschelte er. Doch Lily strich ihm nur weiterhin durchs Haar und lächelte als sie sagte: „Mein Liebling. Du kannst ganz beruhigt schlafen! Ich werde auf dich Acht geben.“ Und leise begann sie zu summen. Harry kannte dieses Lied, aber er wusste nicht, woher. Die Melodie jedoch wurde leiser und um ihn herum wurde es hell. Langsam öffneten sich seine Augen, verwirrt sah er sich um. Er war nichtmehr in Professor Snapes Büro. Es war auch nicht sein Schlafsaal. Und die Krankenstation war es auch nicht. Wo konnte er hier in Hogwarts noch wach werden? Langsam sah er sich um. Viel erkannte er nicht, außer den Dingen, die weiter weg standen. Bücherregale… voll bis oben hin. Eine Tür. Vor ihm schien eine Art kleiner Tisch zu sein. Er befühlte, worauf er lag, und stellte fest, dass es weicher Samt war. Lag er auf einem Sofa? Aus den Augenwinkeln nahm er eine Bewegung wahr und seine Augen fixierten den Ausgangspunkt. Snape saß auf einem Polsterstuhl ihm gegenüber, hatte ein Buch in den Händen, das er leicht gesenkt hatte und sah ihn undefinierbar an. „Professor!“ Erschrocken setzte er sich ruckartig senkrecht auf, wurde aber sofort vom anderen wieder niedergedrückt. „Bleib liegen, dummer Junge!“ „Was ist passiert? Und wo ist meine Brille?“, stellte er gleich die zweitwichtigste Frage. Er fühlte sich unsicher, wenn er kaum etwas sah. Der Professor für Zaubertränke überreichte ihm eben jene, während er auf die erste Frage antwortete: „Das Training ist Ihnen nicht bekommen. Sie sind ohnmächtig geworden.“ Der schwarzhaarige Junge konnte nicht sagen, ob die Stimme der Fledermaus nun herablassend klang oder nicht. Als er wieder anständig sehen konnte, erkannte er, dass er wirklich auf einem durchaus bequemen, mit dunkelgrünem Samt überzogenem Sofa lag. Er war also allen Ernstes in Severus Snapes Privaträumen. Oder zumindest in seinem Wohnzimmer wie es aussah. Dann war die ihm am nächsten gelegene Tür wohl zum Schlafzimmer. Seine Aufmerksamkeit richtete sich wieder auf den Eigentümer dieser Räume, der aufgestanden war und in einem kleinen Wandschrank herumkramte. Harry hörte leises Klirren von Glas. „Warum bin ich hier?“, fragte er langsam. „Sie meinen, warum Sie nicht im Krankenflügel liegen? Weil es meines Erachtens nach nichts ist, das es wert wäre, die gute Miss Pomfrey extra aufzuscheuchen.“ Vor Harry wurde ein Glas mit Kürbissaft gestellt. „Trink das. Du brauchst Flüssigkeit.“ Mit diesen Worten ließ er sich zurück in seinen Polsterstuhl sinken. Langsamer als vorher setzte sich der Grünäugige wieder auf und nahm das Getränk dankbar an. Es verging gut eine halbe Stunde, in der die beiden schweigend dasaßen, Harry immer wieder am Saft nippte und der Slytherin ihn musterte. Harry konnte es einigermaßen ignorieren, immerhin war er das schon gewohnt. Obwohl es seltsam war, dass der andere das so offensichtlich tat. Aber da fiel dem Jungen sein seltsamer Traum von eben ein. Etwas unsicher schielte er zu seinem Lehrer und sah ihm unweigerlich in die dunklen Augen. Snape kannte seinen Vater. Dann kannte er doch auch seine Mutter, oder? Dass er von Lilly kaum etwas wusste, war ihm schon oft aufgefallen, immerhin erzählte ihm jeder wie toll und groß sein Vater war, aber von seiner Mum wusste er nur, dass er ihre Augen hatte, und dass sie sehr sanft und liebevoll gewesen sein muss. Aber sonst? So drehte er seinen Kopf völlig zum älteren, der ihn darauf hin erwartend ansah. „Ich hatte einen seltsamen Traum“, begann er leise, „von meiner Mutter…“ Ein kurzes Zucken ging über Snapes Züge. Oder doch nur Einbildung? „Kannten… Sie meine Mutter eigentlich?“ Die langen Haare wippten, als deren Besitzer den Kopf abwand. Harry zog die Stirn kraus als er das sah. „Also kannten Sie sie!“, stellte er fest und verschränkte die Arme. Er kannte das, der ältere blockte schon wieder ab! So wunderte sich der Goldjunge wenig über das gezischelte: „Ich wüsste nicht, was dich das angeht, Potter!“, des Tränkemeisters. „Entschuldigen Sie, aber es ist meine Mutter! Es geht mich also sehr wohl etwas an!“ „Selbst wenn ich sie gekannt hätte - was würde das für einen Unterschied machen?“ „Einen großen!“ Der schwarzhaarige setzte sich im Dchneidersitz auf das Sofa und lehnte sich an. „Dann whren Sie nämlich der einzige, der mir etwas über meine Mutter erzählen könnte!“ Severus schnaubte leise. „Mit nichten!“, raunte er. Harry sprang auf. „Das ist nicht fair! Jeder erzählt mir von meinem Vater, aber über meine Mutter weiß ich garnichts! Warum dürfen Sie Erinnerungen an sie haben und ich nicht?! Keiner will mir etwas erzählen!“ Der Lehrer erhob sich eben so. „Weil niemand Ihre Mutter wirklich gewürdigt hat!“, brauste er auf, was Harry aufhorchen lies. „Sie kannten sie also doch! Waren sie etwa Freunde, wenn sie das so sagen?“ Der Junge sah den Mann an der, die Hände leicht geballt hatte. „Ich wüsste nicht was dich das angeht, Potter! Und jetzt verschwinde gefälligst in deinen Turm!“ Mit ausgestrecktem Arm wurde auf die Tür gedeutet. Bockig zog Harry den Unterkiefer vor und sah den älteren giftig an. Er wusste, dass Snape ihn ohne weiteres wieder hinauszaubern könnte, so schnaubte er und stapfte die Tür knallend davon, während der Langhaarige ihm nachsah und sich über das Gesticht strich. „Er wirkt erwachsen… Aber er ist es noch nicht…“ Kapitel 3: Legilimens --------------------- Viermal die Woche hatte der 16 Jährige Unterricht bei der Fledermaus. Seit Beginn ihres Unterrichts hatte nichtmehr gefragt, ob Snape ihm etwas erzählen würde, denn er wusste, dass der Mann genauso stur war wie er es selbst. Er wusste, wenn er etwas wissen wollte, musste er es selbst heraus bekommen, und das beduetete, er musste diese Kunst beherrschen, um den Älteren in einem günstigen Moment zu lesen. Langsam begann er auch Fortschritte zu machen, er konnte seinen Geist immer länger verschlossen halten. Inzwischen waren zwei Wochen vergangen und er hatte es sich erlaubt eine Nacht zu schlafen. Das ging sogar die halbe Nacht lang gut, aber plötzlich war er hochgeschreckt und wusste beim besten Willen nicht wieso. Ein sich für besonders witzig haltender Gedanke, lißs ihn annehmen, er hätte vielleicht davon geträumt schlecht zu träumen. Frustrierend. Konnte man vergessen wie man schläft? Inzwischen hing er wie ein Gespenst im Unterricht und wunderte sich glatt, dass er es fertig brachte, mit zu schreiben. Hermine hatte glücklicherweise von sich aus die Aufgabe übernommen, ihm abends im Gemeinschaftsraum nochmal alles in aller Ruhe so zu erklären, dass er es schaffte, wenigstens dem Unterricht nicht hinterher zu hinken. Seine Freunde hatten es sogar geschafft, dass er es Mittags fertig brachte, kleine Nickerchen zu halten. Sie unterhielten sich einfach während er sich hingelegt hatte. Und das in normaler Lautstärke. So konnte Harry in einen Dämmerzustand absacken, schlief durch die Gespräche der anderen aber nicht vollständig ein. Es war nicht das Wahre, aber immerhin etwas. Nachts sorgte er durch Weckzauber dafür, dass er alle zwei Stunden wach wurde, kurz bevor er hätte träumen können. Es war anstrengend, und ganz gewiss kein anständiges Schlafen, aber anders wusste er sich einfach nicht zu helfen. Er hatte sich in eine solch panische Angst vor diesen Träumen geritten, dass er sich selbst gegenüber längst zugegeben hatte, paranoid zu sein. Aber er wollte es nicht sehen! Das Elend, das der Dunkle Lord verbreitete! Er konnte es nicht… Er würde es nicht ertragen. Da war ihm das hier lieber. Und doch, das ewig laute, stete Pochen seines Herzens ließ ihn oftmals unruhig auf seinem Stuhl umher rutschen und der Schwindel aufgrund der flachen Atmung ließ ihm übel werden. Den Extraunterricht beim Slytherin-Oberhaupt vereinfachte das auch nicht gerade. Nach jeder Unterrichtseinheit saß er da wie ein geschlagener Hund. Jedoch ließ das Ereignis vom ersten Mal den Professor darauf achten, wann es für den Jungen genug war. Er hatte eingesehen, dass er umsichtiger mit dem Gryffindor umgehen musste und so stand jedes Mal, wenn sie fertig waren, ein Glas Saft vor Harry, das dieser dankbar zu sich nahm. Denn essen und trinken fiel ihm auch langsam schwer. Er war einfach zu müde dazu. Viel zu erschöpft. Aber bald, so sagte er sich, müsste er nicht mehr solche Angst haben, denn bald könnte er den Lord aus seinen Gedanken aussperren, er musste nur die Okklumentik gut genug beherrschen. Da er diese schwächende Müdigkeit ertrug, ging es aber eben nur sehr schleppend vorran. Doch dass er trotz seines geschwächten Zustandes überhaupt Fortschritte machte, war eine bewundernswerte Sache. Das hatte sogar Professor Snape gesagt. Nun gut, er hatte es nicht so hübsch ausgedrückt, sondern lediglich monoton beigepflichtet, dass es bemerkenswert sei. Aber hey, das war immerhin ein Zuspruch! Doch trotz allem: er brauchte Übung! Snape ließ nicht zu, dass Harry versuchte, in seinen Geist einzudringen, bombadierte er ihn doch damit, in den seinen zu sehen. Das war zwar in erster Linie auch sein Hauptanliegen - immerhin wollte er sich vor genau solchen Angriffen schützen - aber dennoch empfand er es als Vorteil, die Gedanken seiner Feinde zu kennen. Doch wie sollte er üben? Nun, er könnte einfach die Gedanken seiner Mitschüler lesen, aber wäre das nicht verwerflich? Nicht umsonst wurden Okklumentik und Legilimentik nicht im regulären Unterricht gelehrt, um zu verhindern, dass Schüler sich gegenseitig ausspionierten. Er könnte auch Hermine und Ron fragen, ob er es an ihnen versuchen durfte, aber auch das erschien ihm irgendwie verkehrt, immerhin wollte er nicht, dass er etwas erfuhr, das er nicht erfahren sollte. Immerhin waren es seine Freunde, und jeder brauchte seine Geheimnisse! Es wäre unfair! Also musste doch jemand herhalten, mit dem er nichts zu tun hatte, und bei dem es, zumindest aus dieser Sicht, egal war. Beim Frühstück saß Harry da, löffelte sein Müsli und sah sich dabei aufmerksam um. Er brauchte jemanden, der ihn gerade ansah - immerhin benötigte er Augenkontakt. Da! Ein Hufflepuffjunge aus dem ersten Jahr sah ihn gerade an! Alle Moral bei Seite schiebend fixierten die grünen Augen die des Anderen und kurz darauf flogen Bilder in seinem Geist umher. Erinnerungen, alte, genauso wie frisch gemachte. Doch er blieb nicht lange, wollte sich auch nicht wirklich ansehen was er hier fand! Zufrieden brach er den Kontakt ab und lehnte sich etwas zurück, während der Junge verwirrt den Kopf schüttelte und sich etwas schwindlig mit beiden Händen den Kopf hielt. Na, das hatte doch ganz gut geklappt, und er fühlte sich gar nicht so schlecht wie er dachte, da er sich die Erinnerungen ja auch überhaupt nicht genau betrachtet hatte. In den nächsten Tagen übte er, wann immer sich die Gelegenheit bot, doch blieb er dabei, sich nichts von alldem was er sah, einzuprägen. Immerhin ging es nur um die Technik! ~~~ Inzwischen stand die letzte Oktoberwoche an und die Schule war mit vorfreudiger Unruhe belegt. Der Halloweenball rückte näher, alles war in Vorbereitungslaune, man sah Jungen, die mit hochroten Köpfen Mädchen baten, sie zu begleiten. Man hörte schwatzende Mädchen, die sich darüber unterhielten, welche Kleider oder Kostüme sie wohl tragen sollten. Nur an Harry zog die Vorfreude vorüber. Der Gryffindor zog sich eher zurück, verkroch sich noch etwas mehr als sonst und auch seine Freunde konnten ihn nicht locken. Doch diese mussten diesmal zumindest nicht lange den Grund erfragen, wussten sie es doch auch so. Der 31. Oktober – der Todestag seiner Eltern! Es war der Freitag vor dem Halloweenball, der 30. Müde, grüne Augen waren auf das übliche Glas Saft gerichtet, während er seinen trüben Gedanken nachging und versuchte, sich von der Doppelstunde bei Professor Snape zu erholen. Eben jener saß an seinem Schreibtisch und ging wie immer schweigend weiterhin seiner Arbeit nach und korrigierte Hausaufgaben. Dass dieser Unterricht für ihn, als hervorragenden Legilimentiker, natürlich keinerlei Herausforderung war, verstand sich von selbst. Doch Harry musste zugeben, dass er allein darauf neidisch war, dass dieser Mann nachts mit geschlossenen Augen in seinem Bett liegen konnte. „Sie waren miserabel heute, Potter!“ Angesprochener schreckte leicht hoch, fixierte seinen Lehrer, der nichteinmal den Kopf hob für diese Bemerkung. „Ich weiß", sagte er, sich seiner heutigen Missleistung durchaus bewusst. „Ich… bin diese Woche ziemlich abgelenkt… Es tut mir leid.“ Das meinte er sogar ernst, immerhin gab sich die alte Fledermaus Mühe mit ihm, Anweisung von Dumbledore hin oder her, wenn Snape etwas machte, dann richtig! Leider bezog sich dies auch darauf, seine Schüler über ihre Fehler genauenstens aufzuklären. „Denken Sie, der Dunkle Lord würde Rücksicht darauf nehmen, wann Halloween, Weihnachten, Ostern oder schlicht der Todestag Ihrer Eltern ist?“ Der Langhaarige hatte die Feder beiseite gelegt und sah seinen Schüler stechend an. Dessen Mund klappte empört auf und kurz könnte man meinen, er sei ein Fisch, als er nach den richtigen Worten suchte. „Oh, Entschuldigung, dass ich es wage, mich den Anlässen entsprechend zu verhalten! Sie haben natürich absolut Recht damit, dass ich mich weder über irgendetwas freuen, noch mich gar der absolut belanglosen Trauer über den Tod meiner Eltern hingeben sollte, immerhin kann ja schon an Nikolaus Lord Voldemort reinschneien, den ich dann natürlich mal locker flockig von der Kante kippen muss!“ Beleidigt hatte Harry wieder den Unterkiefer vorgeschoben - eindeutig eine Angewohnheit seines Vaters, während die abweisend verschränkten Arme eher von Lily kamen. „Wären sie wirklich ein Freund meiner Mutter gewesen, würden sie nicht so einen Mist reden!“ Der Tränkemeister seufzte und rieb sich das Nasenbein. „Fängst du schon wieder damit an?“, schnarrte er. Der Junge schnaubte abfällig. „Ist Ihnen schonmal aufgefallen, dass Sie jedesmal anfangen mich zu Duzen, wenn Sie sauer werden? Darauf sollten Sie mal achten, denn dadurch weiß ich ganz genau, wie Sie drauf sind!“, gab er die pampige Erwiederung. „Was fällt d-…“ Snape biss sich auf die Zunge. „Kleiner Aasgeier!“, zischelte er und sah den Jungen-der-lebte wütend an. „Was mir einfällt? Oh, eine Menge!“ Seine Hände knallten auf die Tischplatte, als er aufstand. „Zum Beispiel, dass sie mir endlich etwas über meine Mum erzählen könnten!“, keifte der Zauberlehrling seinen Professor an. Der wollte bereits zu einem erzürnten Konter ansetzen, als Harry ihm das Wort abschnitt! „Nein!“, bellte er ihn an, „Es ist einfach nur unfair, dass Sie um meine Mutter trauern können und ich nicht! Ich spüre jedes mal, wie sehr mein Vater mir fehlt, aber wenn ich an meine Ma denke, dann fühle ich nur, dass ich eigentlich gar nichts über sie weiß! Und dabei war sie es doch, die mich damals vor Voldemort bewahrt hat, ihr verdanke ich mein Leben! Und ich kann ihr nicht damit danken, die Erinnerung an sie zu wahren, nur weil ein verbitterter, alter, griesgrämiger Kerl zu feige ist, mir die Wahrheit zu sagen!“ Mit vor Aufregung rotem Gesicht, und angestrengtem Keuchen stand er vor dem Schwarzgekleideten, der aufgesprungen war und ihn vernichtend nieder zu stieren versuchte. Und dann war es Harry egal! Er erkannte die Unachtsamkeit des älteren, richtete seine Augen auf die Onyxe des anderen und drang in seinen Geist! ~~~ Ein warmer Wind strich durch Harrys Haar und als er sich umsah, erkannte er grünes Gras, Büsche und Bäume, die an eine Wiese grenzten. Ein schöner Ort. Der Junge vernahm ein leises Quietschen und als er den Kopf wand, erkannte er eine Schaukel, darauf saßen zwei klene Mädchen, die eine war vielleicht sieben, die andere etwas kleiner, höchstens fünf Jahre alt. Rote Haare wehten fröhlich im Wind während sie schaukelten und hellbraune Locken wippten auf und ab. Harry blinzelte. Das waren seine Mutter und seine Tante! Neben sich vernahm der Schwarzhaarige ein Rascheln und erschrak, als dort plötzlich ein magerer Junge von etwa sieben Jahren stand, seine langen schwarzen Haare fielen strähnig auf seine Schultern. Sein Blick war auf die Mädchen gerichtet. „Professor Snape?“, fragte er sich in Gedanken verwundert. Klar, als Jugendlichen hatte er ihn einmal gesehen, doch als Kind sah er nochmal anders aus. Der junge Severus ging mit schüchternem Schritt – von dem heute absolut nichts mehr vorhanden war – auf die Schaukel und somit auf die Mädchen zu. Petunia erspähte ihn als erste und stoppte neugierig dreinblickend ihre Schaukel, kurz darauf bemerkte auch Lily den Ankömmling und musterte ihn. Sie sprang von der Schaukel und stellte sich vor ihre Schwester, hatte die Arme verschränkt und sah Snape fragend und etwas misstrauisch an. Der langhaarige Junge hatte rote Wangen und fing dann schüchtern an zu fragen, ob er mitspielen dürfte. Harrys spätere Mutter sah den Gleichaltrigen von oben bis unten an, ehe sie anfing zu lächeln und ihm ihre Hand hinstreckte. An Harry flogen Bilder vorbei, Bilder von seiner Mutter, von Severus, die zusammen im Gras lagen, lachten sich Dinge erzählten. Auch Petunia war oft dabei. Und immer waren die Personen etwas älter geworden. Dann die ersten Szenen aus der Schule. Wie die Rothaarige versuchte, den hageren Jungen gegen die Rumtreiber zu verteidigen, die Enttäuschung in Snapes Gesicht, als das Mädchen in ein anderes Haus kam, gemeinsame Unterrichtsstunden in denen sie zusammenarbeiteten. Und immer wieder rotes Haar, immer wieder seine Mutter. Immer wieder Lily. Doch dann etwas, das aussah wie ein Streit. Lily stand mit abweisend verschränkten Armen vor dem Portrait der fetten Dame, während Snape verzweifelt versuchte etwas zu erklären, doch die Grünäugige wand sich wütend ab, verschwand im Gemeinschaftsraum der Löwen und ließ einen zukünftigen Professor zurück, der gerade dreinsah wie ein geprügelter Hund. Plötzlich war es düster und kalt um Harry. Ihn fröstelte und vor ihm stand ein erwachsener Snape. Vor diesem am Fenster jedoch stand eine dunkel umwaberte Gestallt, eine große Schlange wand sich um dessen Schultern. Harry drehte es leicht den Magen. Voldemort! Er konnte seine zischelnde Stimme vernehmen, wie sie dem Slytherin Versprechungen machte, mit jedem Wort tief in dessen Herz bohrte. Und kurz darauf sah er den Lehrer in Dunkle Gewänder gehüllt, neben ihm erkannte er einen Mann mit langem blonden Haar, der ihn sorgenvoll ansah. Ein Wimpernschlag und der Gryffindor stand vor einem großen Baum, der Himmel war düster und es windete. Er erkannte lange, weißgraue Haare. Professor Dumbledore stand dort und vor ihm kniend ein von Tränen gebeutelter Tränkemeister, der darum flehte er möge ihm vergeben und der beteuerte er würde alles tun. Der alte Zauberer legte ihm die Hand auf die Schulter. Hagrids Hütte. Der Schwarzhaarige stutzte, blinzelte, aber er stand wirklich in Hagrids Hütte, jener saß auf seinem Sessel und betrachtete etwas kritisch den Mann vor sich. Severus stand da – und hatte ein Baby auf dem Arm. Harrys Augen wurden groß als er die Narbe erkannte, SEINE Narbe! Der Tränkemeister hatte ihn tatsächlich auf dem Arm und wippte ihn leicht während er schlief. Den Außdruck, den der Mann dabei im Gesicht hatte, konnte der Junge beim besten Willen nicht beschreiben. Nur die Wehmut erkannte er. Und er sah sich vor einem Spiegel. Er kannte diesen Spiegel, es war der, der ihm seine Eltern gezeigt hatte. Doch dieses Mal sah er etwas anderes. Es war zwar seine Mutter, jedoch… Dies war, was Snape sah. Zittrig legte dieser seine Hand an den Spiegel, hatte ein Lächeln auf den Lippen, doch seine Augen waren voller Trauer. Harrys Mutter lächelte ihm entgegen. Ihr langes, rotes Haar viel lang und seidig bis zu ihren Hüften. Sie trug ein wunderschönes weißes Kleid, schlicht, aber elegant. Harry schluckte schwer. Ein Hochzeitskleid. ~~~ Schwer atmete der Tränkemeister und starrte dorthin wo bis eben noch Harrys grüne Augen waren. Sein Ausdruck war leer. Der Junge war, erschlagen von dem was er gesehen hatte einige Schritte zurück gegangen. Seine Hand hob sich an seinen Mund. „Professor, ich…ich wollte nicht...“, doch jäh wurde er unterbrochen, als plötzlich ein harter Schlag ihn traf. Sein Kopf war zur Seite geflogen, seine Wange gerötet. Der Langhaarige stand vor ihm, keuchte leicht und sah den Gryffindor wütend und hasserfüllt an. „Verschwinde…“, zischte er. Und Harry lief! Lief ohne sich noch einmal umzudrehen hinaus bis in den Gryffindorturm, wo er sofort in seinem Schlafsaal verschwand. Die roten Vorhänge um sein Bett wurden zugezogen und er saß wie gelähmt auf seinem Bett. Wie von einem Stein erschlagen fühlte er die Erkenntnis auf sich. Professor Snape hasste ihn nicht nur seines Vaters wegen. Er konnte es nicht ertragen, ihn in seiner Nähe zu haben, weil er der Sohn der Frau war… die er geliebt hatte. Die er immernoch liebte! Der Junge-der-lebte spürte, wie seine Augen heiß wurden und Tränen sich an seinem Kinn samelten und hinab tropften. Er erkannte, welche Qual es für diesen Mann sein musste, ihn auch nur anzusehen. Das Aussehen des verhassten Vaters und die Augen der geliebten Mutter, verkörperte er den reinsten Hohn für ihn. Für ihn musste es sein, als würde James ihm unter die Nase halten, was er ihm weggenommen hatte. Schluchzend vergrub Harry das Gesicht in den Händen. Er fühlte sich schuldig, obwohl er doch rein gar nichts dazu konnte. Snape war damals aus Einsamkeit und Verbitterung zu den Todessern gekommen. Wäre es damals anders gelaufen, dann - Der Vorhang wurde aufgezogen und zwei besorgte Augenpaare sahen auf ihn herab. Sofort legten sich Rons Hände auf seine Schultern, Hermine setzte sich neben ihn, fragte was los sei. „Professor Snape…er…“ schweres Atmen. Ron zog die Augenbrauen zusammen. „Was ist mit der Fledermaus?! Was hat er gemacht?!“, fragte er, bereit, seinen Freund zu rächen. Doch dieser sah ihn nur herzzerreißend an. Geflüstert waren seine Worte. „Professor Snape… könnte heute mein Vater sein…“ Kapitel 4: Friedhof ------------------- Btw, wer ne ENS von mir will, muss nur bescheid sagen ö.ö/ Und mein größter Wunsch: Das mal alle 31 Leute, die die Story hier in der Favo-Liste haben einmal EIN Adjektiv als Kommentar hiterlassen wie sie die Geschichte/das Kapitel fanden Vv/ Hach... das wär toll :D ~~~ Der Tag des Balles war ein typisch verregneter, nasskalter Herbsttag. Harry war am Morgen lange in seinem Bett gelegen, nachdem er am Vorabend eine Ewigkeit mit Hermine und Ron geredet hatte. Er hatte ihnen in etwa erzählt, was er gesehen hatte, doch nicht im Detail. Er fand das Snape gegenüber nicht fair, schließlich musste nicht jeder wissen, was damals gewesen war; immerhin waren es seine Erinnerungen. Doch der Gryffindor musste sie einfach sehen. Unbedingt wollte er mehr über seine Mutter wissen und das tat er jetzt. Lily war eine wundervolle Person gewesen, so bezaubernd, dass sie sogar das Herz des Slytherin erreicht hatte. Sie war liebevoll und ohne jedes Vorurteil. Geschlafen hatte der Grünäugige in dieser Nacht erst recht nicht. Nachdem seine Freunde gegangen waren, lag er an die Decke starrend in seinem Bett, bis die Sonne wieder aufging. Immer wieder ging er durch, was er gesehen hatte. Severus hatte Lily heiraten wollen. Das war sein Herzenswunsch. Wie weh musste es getan haben als sie starb. Viel schlimmer als für ein Baby, das damals viel zu klein gewesen war, um zu verstehen. Der 16 Jährige rappelte sich auf. Er hatte einen Entschluss gefasst, den er umsetzen wollte! +++ Es regnete junge Hunde, als der Goldjunge über den Innenhof schritt, alles war grau in grau, einzig die Buchshecken hier leuchteten grün heraus. Harry beeilte sich in die Kerker hinab zu kommen. Leicht fröstelte ihn, denn alles was er gerade trug, waren einfache, ausgewaschene Jeans und ein roter Pulli mit schwarzen Rändern, der etwas zu groß an ihm wirkte. Er stieg die enge Treppe hinab und stand wieder vor der so bekannten, alten Holztür. Nochmal schluckte der schmale Junge und klopfte dann beherzt an. Es dauerte eine Weile, aber Harry war sich sicher, dass der Professor ihn gehört hatte. Und wirklich, schwungvoll ging die Tür auf und sein Lehrer sah ihn argwöhnisch und missgünstig an, als würde er ihn gleich fressen wollen. Unter diesem Blick kleiner werdend sah er von unten her zu dem düsteren Mann auf. Erstaunlich wie klein er war, so im Vergleich. Aber gut, es war wirklich keine Leistung, größer zu sein als er. Allen Gryffindor-Mut zusammenkratzend straffte er etwas die Schultern. „Professor Snape, ich.. wollte mich wegen gestern entschuldigen und… Naja… Ich habe jedes Jahr die Erlaubnis, ans Grab meiner Eltern zu gehen … Ähm… Naja, also ich… Ich wollte Sie fragen ob“ - jetzt sah er den älteren fest an - „ja, ob Sie mit mir dort hingehen wollen… Meine Mutter besuchen, meine ich….“ Grüne Augen lagen abwartend auf schwarzen. Snape sah ihn undefinierbar an, stieß dann die Luft aus und fuhr sich durch die halblangen Haare, sah an Harry vorbei, diesen dann wieder an. Und plötzlich schloss sich die Tür vor der Nase des kleineren. Verwirrt blinzelte der 16 Jährige und zog stutzig die Augenbrauen zusammen. „Was war das denn?“, fragte er sich in Gedanken, starrte noch eine ganze Weile die dunkle Tür an, ob sie sich nicht doch noch einmal öffnete, doch diesmal blieb sie verschlossen. Seufzend wand sich Potter ab und stieg die Stufen wieder hinauf. +++ „Und er hat nichts gesagt? Also gar nichts?“, fragte Hermine bereits zum dritten Mal. Sie saßem im Gemeinschaftsraum auf dem roten Langhaarteppich vor dem Kamin und wärmten sich. Harry schüttelte den Kopf. „Nicht ein Wort, Mine. Er schien mir irgendwie… Keine Ahnung. Unentschlossen. Als wusste er nicht, was er überhaupt hätte sagen sollen. Ganz komisch…“ Den letzten Satz hatte er eher zu sich selbst gemurmelt. Ron, der bis jetzt auf seinem Bauch gelegen war, setzte sich im Schneidersitz auf. „Wahrscheinlich hat er schlicht und ergreifend nicht mit sowas gerechnet! Du hast den alten Mann überfordert!“ – „Ron!“ Mine sah ihn streng an, „Professor Snape ist doch kein alter Mann! Der ist doch keine 40!“ Der Fuchshaarige verzog das Gesicht. „Er sieht aber so aus!“ – „Das kommt, weil er so unter Stress steht, weil er dauernd neue Kessel kaufen muss wegen dir!“ Das Mädchen hatte die Lippen geschürzt. Harry musste anfangen zu lachen. „Ihr macht euch ja Gedanken!“ grinste er und erhob sich langsam vom Teppich. Die andern beiden sahen zu ihm hinauf. „Musst du schon los?“ Ihre braunen Locken fielen ihr über die Schulter, als sie den Kopf zur großen Uhr wandte, die im Gemeinschaftsraum stand. „Ja. Ich will die beiden nicht warten lassen“, lächelte der Schwarzhaarige. Ron erhob sich und legte die Hände auf seine Schultern. „Pass ja auf dich auf, klar, Harry?“ Der Angesprochene nickte, sah seinen Freund mit dankbarem Blick an. Hermine saß noch immer, lächelte ihn von unten her an. „Grüß deine Eltern von uns!“, meinte sie und legte ihre Hand auf die des jungen Weasley. Der Grünäugige sah sie warmherzig an und nickte. „Ja das mach ich. Ich hab immer das Gefühl, sie freuen sich darüber.“ Mit diesen Worten hatte er sich eine Regenjacke übergezogen und schritt, sich nochmal verabschiedend, aus dem Gemeinschaftsraum hinaus. +++ Still schritt er durch die belebten Gänge der Schule zum Büro des Direktors. Von dort aus würde er per Portschlüssel zum Friedhof gelangen, auf welchem seine Eltern begraben lagen. Er stand vor der großen Statue, nannte das Passwort und schon erschienen die Treppen, die hinauf zu Dumbledore führten. Dort angekommen klopfte er gegen die Tür, wurde eingelassen und blickte kurz darauf in ein freundliches Gesicht. Albus Dumbledore stand im Raum und lächelte ihm zu. „Guten Tag, Harry“, grüßte er und der Gryffindor erwiderte artig den Gruß. „Kein besonders schöner Tag, um deinen Eltern einen Besuch abzustatten.“ Der Alte sah aus dem Fenster, dann aber wieder lächelnd auf den Jungen. „Gut, dass du einen Schirm haben wirst. Aber nun beeile dich, du wirst nämlich bereits erwartet!“ Amüsiert schob Albus den Schwarzhaarigen in ein Nebenzimmer. Harry war etwas verwirrt. Er hatte doch garkeinen Schirm dabei. Er besaß nicht mal einen. Und was sollte das heißen, er würde erwartet? Das aber klärte sich schnell, als er im Nebenzimmer angekommen war. Seine Augen wurden groß. Schwarte Anzugschuhe, eine dazu passende, schwarze Hose. Das weiße, locker getragene Hemd wurde von einem abermals schwarzem Jackett ummantelt. Abschließen tat dieses Outfit ein Trenchcoat in dunklem grau, der bis zu den Knien ging und ebenso offen gelassen wurde wie das Jackett. Professor Snape sah überraschend gut aus. Wirklich gut aus, vor allem mit dem lockeren Pferdeschwanz, der nur einzelne Strähnen herausfallen ließ. Nüchtern sah der Lehrer ihn an und Harry sah, dass er tatsächlich einen Regenschirm in der Hand hatte. Den älteren immer noch mit stierem Blick ansehend, ging er zu diesem und dem Portschlüssel, welcher aus einem alten Quidditch-Pokal seines Vaters bestand. „Sie kommen also doch mit?“, fragte der Grünäugige lächelnd, als er aus seiner kurzen Starre erwacht war. Doch der nüchterne Blick seines Gegenübers veränderte sich kaum, als er die emotionslose Antwort bekam. „Wie es aussieht…“ Genau konnte Harry nicht sagen warum, aber er freute sich sehr darüber. Sie verabschiedeten sich vom Direktor und griffen den Pokal. +++ Ächzend kam der junge Retter der Zauberwelt vor den Toren des Friedhofs an, schwankte und konnte sich grade so an der Mauer festhalten. Snape dagegen schien gelassen und sah ihn mit erhobener Augenbraue an. Das wuschelige schwarze Haupt wurde geschüttelt und etwas peinlich berührt sah er seinen Lehrer an. „Was?“ moserte er, „Mir bekommt das halt nicht… Genau so wenig wie Apparieren… Alles der gleiche Mist!“, grummelte er und schob das Eisentor der Ruhestätte auf. Er ging den ordentlich gepflasterten Weg entlang, der um eine kleine, schlichte Kirche herumführte, auf deren Spitze ein Wetterhahn die Windrichtung deutete. Jener kühle Westwind schlug ihnen um die Ohren, als sie auf der anderen Seite des Friedhofes durch die Gräberreien schritten, der Tränkemeister immer dicht hinter seinem Schüler. Dieser sah sich verstohlen über seine Schulter hinweg den dunklen Mann an. Dessen Blick glitt über die Namen an den Grabsteinen, derer sie vorübergingen, der Ausdruck den er dabei hatte, wirkte niedergeschlagen, ja, man konnte guten Gewissens behaupten, es war ein trauriger Ausdruck. „Waren Sie… Schon mal hier, Professor?“, fragte der Jüngere und wand den Kopf wieder nach vorn. Angesprochener legte seinen Blick indes auf Harrys Rücken, als er antwortete: „Ich wusste nicht… Wo sie liegt…“ Seine Stimme war gedämpft, als wolle er der hier herrschenden Ruhe seine Ehre erweisen. Leicht nickte der Junge, befeuchtete sich seine Lippen und blieb stehn. Lächelnd sah er dann zu seinem Professor auf. „Wenn Sie wollen, können Sie so oft herkommen wie Sie möchten!“ Dann wandte er den Kopf zu dem Grabstein an welc hem sie stehen geblieben waren. Irritiert sah der Langhaarige ihn an, schloss den Mund, den er leicht geöffnet hatte, dann folgte er dem Blick Harrys. Sie waren angekommen. In schönen, vergoldeten Buchstaben standen die Namen von James und Lily Potter auf dem schwarzgrauen Marmor. Harry hatte sich hingekniet, zupfte einige alte Blätter von der Bepflanzung und wischte etwas Moos vom Grabstein. „Schönen Gruß von Hermine und Ron!“, sagte er leise und lächelte. Der Professor indes ließ sich langsam auf die Knie sinken, hob bedächtig seine Hand und strich über Lilys Namen. Harry sah dem eine Weile zu, ehe er sich erhob und den alten Blumenstraus aus der Steckvase nahm. „Ich bring das hier eben zum Kompost. Schade, dass ich keine frischen dabei habe.“ Er ließ Snape gar keine Gelegenheit zu antworten, so schnell war er weg. Kurz sah der Syltherin dem anderen hinterher, ehe er sein Augenmerk wieder dem Grab zuwandte. Ein Lächeln huschte über seine Züge. „Hallo Lily…“, sagte er leise, „du wunderst dich sicher, mich hier zu sehen…“ Kurz massierte er sich das Nasenbein und schloss dabei die Augen. Dann sah er wieder auf, fing selbt an, einige welke Blätter abzuzupfen. „Ich habe lange gebraucht, um herzukommen…“ Als Harry zurückkam, blieb er einige Meter entfernt stehen und betrachtete sich, was er dort sah. Er hatte also gut daran getan, den Lehrer eine Weile allein zu lassen. Ein Lächeln lag auf seinen Lippen als er mit ansah, wie sein Lehrer leise sprach, dabei einen zärtlichen Ausdruck inne hatte. Langsam schritt er dann auf Snape zu, der sich erhob, da er ihn bereits bemerkt hatte. „Du hast Recht… Ein frischer Strauß wäre angebracht.“ Galant zog der ältere seinen Zauberstab aus der Innentasche seines Mantels, schwenkte ihn, sprach einen Verwandlungszauber und kurz darauf hatte er einen üppigen, schönen Strauß von weißen Lilien und roten Rosen in der Hand, den er an Harry übergab. Dieser besah sich den Strauß staunend und setzte ihn in die Steckvase, die von Snape ebenfalls per Magie mit frischem Wasser befüllt wurde. Zufrieden auf ihr Werk blickend standen sie noch eine Zeit lang vor dem Grab, schweigend, jeder in seine Gedanken versunken. Ein Tropfen, der ihn an der Wange traf, ließ Harry hinauf in den grauen Himmel blicken. Schon landete ein nächster direkt auf seiner Brille und Harry verzog mit einem missbilligenden Laut das Gesicht und nahm die Brille ab, um sie an seinem Pullover trocken zu reiben. „Wir sollten uns auf den Weg machen“, ertönte die ruhige Stimme Snapes an sein Ohr, er horte ein klappendes Geräusch und als er seine Brille wieder auf der Nase hatte und aufsah, hatte sein Lehrer den großen Schirm über sie beide aufgespannt und sah auf ihn herab. Der Junge nickte. „Ja, Sie haben Recht, es wird Zeit…“ Noch einmal legte er seine Hände auf den kalten Marmor. „Macht es gut ihr beiden… Bis zum nächsten Mal.“ Er grinste leicht. „Macht keinen Unsinn.“ Dann wandte er sich zum Gehen, blickte zu seinem Begleiter auf, der noch einen letzten Blick zu Lilys Namen warf und dann langsam mit Harry zurück zum Tor lief, während es anfing, heftig zu regnen. +++ Zurück in Hogwarts wurden sie bereits wieder vom Direktor erwartet, der lächelnd fragte, wie der Besuch war. „Sehr schön, Professor!“ Wurde munter geantwortet. „Sehr gut, sehr gut!“, nickte der alte Mann erfreut, legte Harry seine Hand auf die Schulter. „Dann husch nur schnell in deinen Aufenthaltsraum, deine Freunde warten sicher schon auf dich. Heute Abend ist der Ball und es gibt noch viel zu tun!“ Der junge Gryffindor nickte, bedankte sich bei seinem Mentor und verschwand. Auf seinem Weg zum Turm fragte er sich leise, was Snape wohl alles am Grab gesagt hatte, doch er nahm sich vor, nicht danach zu fragen. Es ging ihn nichts an, was Snape seiner Mutter zu sagen hatte. Dieser stand noch bei Albus im Büro, welcher den Pokal von James wieder in eine Vitrine stellte. „Und wie war es für dich, Severus?“, war die ruhige Frage an den Kollegen. Lautlos seufzte der Gefragte, sah dann zu dem Alten, als er die ehrliche Antwort nicht verschweigen wollte. „Befreiend…“ Dann schritt er aus des Direktors Büro hinaus, ließ einen zufrieden dreinblickenden Dumbledore zurück, der sich lächelnd über seinen Bart strich. Kapitel 5: Halloween -------------------- Danke für all die lieben Kommis :3~ Dies Kapitel hier ist etwas ereignisloser, also entspannt euch beim lesen :D Und wie gesagt, wer ne benachrichtigungs ENS will, einfach bescheid sagen! ~~~ Halb sieben. Um sieben Uhr sollte das Festmahl eröffnet werden und Hermine redete auf Harry ein. „Harry!“, sagte sie jammernd, „ALLE haben entweder ihre Festumhänge, oder ein Kostüm an!“ Sie raffte ihr schlicht gearbeitetes, aber doch sehr prunkvoll aussehendes victorianisches Kleid, in welchem sie ein bisschen wie eine Piratenbraut wirkte. Ron, der das passende männliche Gegenstück dazu bot – einen recht edel aussehenden Piraten – nickte nur beipfichtend. Harry stellte fest, dass diesmal sicherlich Hermine Rons Kleidung gewählt hatte und nicht dessen Mutter Molly. Doch er richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Situation, welche da wäre, dass Harry in einfachen Klamotten dastand, sprich, einer Jeans und einem schwarzen Kapuzenpullover, der ihm aber ausnahmsweise anständig passte. „Ich hab aber beides nicht zur Hand, Mine. Und mir ist auch nicht wirklich danach zu tanzen oder sowas. Ich sitz warscheinlich eh nur am Büffet rum. Ich hab ja nichtmal 'ne Tanzpartnerin!“, war seine ehrliche Erwiederung. Die lockenköpfige schnaubte unzufrieden. „Halloween ohne Köstüm ist kein anständiges Halloween!“, waren ihre bestimmenden Worte. Gryffindors Goldjunge sah seine Freundin entschuligend an. Doch was er gesagt hatte, entsprach nun mal der Wahrheit. Er hatte absolut nichts anderes, das er anziehen könnte. Zu beschäftigt war er gewesen, als dass der Grünäugige sich etwas hätte besorgen können. Ungnädig brummte das Mädchen. Doch plörtzlich bekam sie einen musternden Ausdruck in ihren Augen und sah sich Harry ganz genau an. Ein Grinsen schlich sich auf ihre Lippen, das Harry etwas skeptisch die Augenbraue heben ließ. „Was hast du vor?“, fragte er misstrauisch. „Wirst du schon sehn!“, kicherte die Gefragte. Sie zog Harry die Kapuze über, zog ihren Zauberstab und wirkte einen Verwandlungszauber auf Harry. Kurz darauf musste Ron lachen und Mine kicherte zufrieden. Der Junge der lebte, sah an sich hinab. Plüschige Pfotenfüße, ein wippender Schwanz mit buschigem Ende, begebrauner Plüschstoff, und als er mit seinen ebenfalls eingepfoteten Händen an seinen Kopf fasste, spürte er eine Mähne und runde Ohren. Hermine hatte ihn in ein Löwenkostüm gesteckt, dessen Kopf die Kapuze bildete. „Na toll!“, meinte er missmutig, doch die junge Miss Granger kniff ihm nur in beide Wangen. „Och komm schon! Sieht doch süß aus!“, grinste sie, „gehst eben als Gryffindors Maskottchen!“ Harry rieb sich über die Wangen. „Na, von mir aus…“, brummelte er in seinen nicht vorhanden Bart. „Aber lasst uns dann wenigstens endlich gehen, ich hab ausnahmsweise mal wieder Hunger!“ So begab Harry sich in sein Schicksal. +++ In der Großen Halle angekommen staunten sie nicht schlecht über das, was sie sahen! Die Säulen an den Seitenwänden waren in große, alt aussehende, knarrige Bäume verwandelt worden, das verzauberte Deckengewölbe zeigte einen klaren Sternenhimmel, an dem der Vollmond hell leuchtete, nur einzelne, düster bedrohlich wirkende, schwarze Wolken durchzogen das Bild wie umherirrende Schatten. Die Haustische, wie auch der Tisch der Lehrer, sahen aus, als wären sie aus einer einzigen, gigantischen, knorrigen Wurzel geschnitzt, überall standen Kürbisse mit Kerzen, die die geschnitzten Fratzen leuchten ließen. Auch in freier Luft schwebten Kerzen, die schummriges Licht warfen. Der Boden war ebene Erde, ab und an durchzogen von moosigen Stellen. Alles wirkte wie eine große, verzauberte Waldlichtung. Das goldene Trio setze sich zu den anderen Gryffindor an ihrem Tisch. Alle Schüler waren in ihre Festumhänge gekleidet, oder hatten die unterschiedlichsten Kostüme an. Ein bunter, fröhlicher Haufen. Harry lächelte entspannt. Es tat gut, die Sorgen, die die gesammte Zauberwelt beherrschten, zumindest hier vergessen zu können. Als alle Schüler eingetroffen waren, erhob sich der Direktor, der eingehüllt war in eine altertümlich anmutende Robe. Er war ein Abbild dessen, was man sich als typischen Zauberer vorstellte. Mit fröhlicher Stimme hieß er die Schüler willkommen, erzählte eine kurze Anekdote zu diesem Ball und eröffnete dann feierlich das Essen, welches üppig vor ihnen auf den Tischen erschien. Kräftig langten alle zu, denn das Angebot war reichich! Als das Essen dann beendet war, verwandelten sich plötzlich Tische und Bänke, wurden zu einzelnen runden Tischen, die aussahen wie verästelte Büsche mit gläsernen Platten darauf, und zu umgefallenen Baumstämmen, auf denen man bequem Platz nehmen konnte. Einzig der Lehrertisch blieb wie er war. In der Mitte des Saals war nun viel Platz um zu tanzen und schon war der Raum erfüllt von Musik, die sogleich viele Schüler lockte! Harry schwatzte an diesem Abend viel, oft bekam er zu hören wie niedlich sein Outfit war – vor allem von den Mädchen! Tanzen tat er auch nach einigen Aufforderungen, die er bekommen hatte, dennoch wirklich nicht an diesem Abend. Viel lieber hatte er es sich zwischen den Wurzeln eines der Bäume bequem gemacht mit einigen Flaschen Butterbier. Fred und George kamen öfter mal bei ihm vorbei, immer ein dickes Grinsen im Gesicht. Ron und Hermine kamen alle halbe Stunde, um vom tanzen auszuruhen, und auch Luna und Neville setzten sich für einen Plausch zu ihm. +++ Nach etwa drei Stunden wurde es für den angeschlagenen Harry dann aber doch zu viel. Er begann irgendwann seinen Herzschlag wieder überdeutlich zu spüren, die Geräusche der Halle begannen ihm in den Ohren zu schmerzen. So gab er Ron und Hermine Bescheid, dass er sich zurückziehen würde um etwas aus zu ruhen und erhob sich langsam. Er taumelte etwas und hielt sich am Stamm fest. „Holla!“, grinste Ron ihn an, „das letzte Butterbier war wohl eins zu viel!“ Der Schwarzhaarige grinste frech zurück und nickte nur beipfichtend. Etwas schwummrig machte sich der Löwe auf den Weg aus der Halle. Kaum war er aufgestanden, hatte er gespürt, wie sein Gesicht heiß wurde. Ja, da war wohl wirklich irgendeine Flasche zu viel gewesen. Er beschloss, noch ein wenig Frischluft zu schnappen, um seinem Kopf und seinen nach Sauerstoff schreienden Lungen etwas gutes zu tun. So führten ihn seine in Fellstoff gekleideten Füße in den Innenhof, wo er tief die kühle Nachtluft einsog. Eine schrille, laute Stimme störte jedoch barsch seine Ruhe! Als Harry in die Richtung sah, aus der das Keifen kam, sah er, wie ein Mädchen in einem dunkelblauen, ausladenden Kleid gerade um die Ecke kam. Sie zeterte vor sich hin, drehte sich dann um - offensichtlich stand dort der jemand, über den sie so herzog. Unschöne Worte verließen ihren Mund und wütend stapfte sie an Harry vorbei. Dieser blickte ihr blinzelnd nach, blickte dann aber zurück, um sehen zu können, wer so angeherrscht worden war. Dort war gerade niemand anderer als der junge Malfoy um die Ecke gebogen, der jetzt hier im Säulengang stand und seiner Begleitung verständnislos nachsah. Harry musste grinsen. „Na, Malfoy? Abserviert worden?“, flötete er dem Blonden entgegen. Der Slytherin bemerkte den Löwen erst jetzt und sah ihn musternd an. „Potter? Was um Merlins Willen trägst du da für einen Bettvorleger?“ Das Gesicht abfällig verziehend und Harrys Kostüm weiterhin ansehend kam er auf ihn zu. Doch Harry hob nur die Augenbraue. „Naaaa“, begann er leicht lallend, „und du? Bist auch nich grad einfallsreich!“ Damit drückte er seinen Zeigefinger fest auf Dracos Kinn, welcher so den Mund öffnete und spitz gezauberte Eckzähne entblöste. „Vampire sin sowas von Klischeehaft für Halloween!“, verkündete der Junge mit der Blitznarbe lautstark. Draco entzog sich seinem Griff. „Wenigstens mach ich was her!“, gab er ebenso schrill die Antwort. Der Gryffindor verzog murrig die Mundwinkel, ließ sich dann auf die vor ihm liegende Steinbank plumsen und guckte im gartenähnlichen Innenhof herum, ehe er sich leicht nach hinten lehnte und in die grauen Augen seines gegenübers sah. „Hat die dich jetzt echt abblitzen lassen oder was? Die hat dich ganz schön zur Sau gemacht!“ Malfoy zog die Augenbrauen zusammen, ließ sich neben ihn auf die kühle Sitzgelegenheit fallen. „Ach die…“, murrte er, „Nur weil ich meinte, sie bräuchte noch etwas Übung beim tanzen…“ Er stützte die Hände auf die Oberschenkel. „Aber Madmoiselle hat ja einen Tanzkurs belegt und wie könnte ich sowas nur sagen, und ihr Tanzlehrer hat gesagt, dass sie die beste im Kurs sei und blablabla! Dann soll sie doch ihrem Tanzlehrer auf die Füße steigen!“ maulte der Slytherin, vollkommen Haus- und Malfoy- untypisch. Der Schwarzhaarige grinste. „So sieht das also aus wenn ein Malfoy normal is", stellte er nickend fest. „Ach, halt die Klappe, Potter!“, brummte der Blonde missmutig. Aber Harry sah ihn nur spitzbübisch an. „Weißt du, was ich glaube?“ Er sah Draco besserwisserisch an, und hob zur Untermalung dieser Geste den Zeigefinger. „Ich glaube, dass du betrunken bist! Sonst würdest du hier nicht sitzen und mir sowas erzählen!“ Gut, es stimmte, dass auch der junge Slytherin einige Butterbier intus hatte, aber das würde er nie zugeben! Ein Malfoy wurde nicht betrunken! „Ach,“ erwiederte er deswegen etwas garstig, „und sowas kommt von einem, der selber riecht wie ein Butterbierfass!“ Harry zog nur die Schultern hoch als würde er sagen: „Na, und?“ Still saßen sie eine Weile neben einander und atmeten die feuchte Herbstluft ein, wurden wieder etwas klarer. „Warum bist du eigentlich auf einmal so normal zu mir?“, war die ruhige Frage seitens Harry. Draco sah ihn an, drehte den Kopf dann aber gen Himmel. Hier draußen war dieser durch und durch verhängt von dicken, schweren Wolken, die sich sicher über Nacht auslassen würden. Lautlos seufze er, vergrub seine kalten Hände in den Hosentaschen. „Sagen wir einfach“, begann er ebenso ruhig, „ich habe im Moment genügend eigene Sorgen, um die Lust zu entwickeln mit dir zu zanken… Irgendwie… finde ich, wir werden dafür auch langsam zu alt… Meinst du nicht?“ Die grauen Augen lagen wieder auf dem Löwen. Er blickte den Blonden lange an, ehe er nickte „Ja… Du hast recht.“ Plötzlich kam ihm Malfoy schrecklich erwachsen vor. Nicht, dass das etwas schlechtes wäre, doch Harry fühlte sich so gar nicht erwachsen. Draco war nur einige Wochen älter als er und doch hatte Harry das Gefühl, überhaupt nicht zu wissen wie es wahr, sich ehrlich erwachsen zu fühlen. Tat man das überhaupt irgenwann? Die grünen Augen richteten sich wieder auf sein Gegenüber, war er doch etwas abgeschweift mit seinem Blick. „Warum… Sind wir damals keine Freunde geworden?“ Der Slytherin schnaubte leise, hatte ein schiefes Grinsen im Gesicht. „Na, weil du das Wiesel vorgezogen hast.“ Harry verschränkte die Arme. „Hey, schieb die Schuld nicht auf mich! Ron war der erste Freund, den ich jemals hatte und du ziehst ihn runter! Dabei kanntest du ihn doch nich garnicht!“ – „Mh…“, machte der Blonde, und verzog leicht die Mundwinkel, „Familiengewohnheit… Mein und sein Vater können sich nicht leiden… Sowas ist halt generationsübergreifend“, brummte er, stieß ein Steinchen fort. Kurz bitzte der Mond hinter der grauen Decke hervor. Dracos Lackschuhe glänzten leicht, die schwarze Hose wieß keine Falte zu viel. Locker trug er darüber das weiße Hemd, das etwas mittelalterich anmutete. Er trug einen schwarzen, langen Umhang, mit grünem Saum und aufgestelltem Kragen. Sein adrett nach hinten gekämmtes blondes Haar schimmerte fast weiß, was von seinem von Natur aus blassen Gesicht noch untermalt wurde. Jetzt sah er wirklich wie ein Vampir aus. Bekanntes Gänsegeschnatter ließ sie in Richtung der großen Halle blicken. Von dort kamen gerade Professor Flitwick und eine quasselnde Professor Trelawney entgegen und verschwanden als bald im nächsten Gang. Harry schüttelte sich leicht. „Und es war so schön ohne ihr Gelalle!“, murrte er und Draco grinste ihn süffisant an. „Aber Harry!“, tat er gespielt entrüstet, „sie meints doch nur gut!“ – „Uuuuhh!“, stöhnte der Schwarzhaarige und drückte sich die Fellpfoten ins Gesicht. „Geh weg! Die Frau ist schlimmer als Voldemort!“, Draco blinzelte irritiert. Er war nicht gewohnt, dass jemand diesen Namen so offen aussprach. Aber Harry hob nur auf einmal den Kopf, als hätte er den Geistesblitz seines Lebens! „Wir sollten… Trelawney gegen Voldemort schicken! Die palavert ihn einfach tot!“ Er war aufgestanden, hatte die Arme ausgebreitet, während Draco sich bereits das Lachen verkniff. „Wir stellen sie hin, schützen sie mit Schildzaubern und lassen sie solange labern, bis die alte Glatze aus den Ohren blutet und mit Krampfanfällen zu Boden gleitet. Und dann ist er tot! Das ist die Lösung all unserr Probleme!“ Nun musste der Slytherin wirklich lachen. „Äh… Harry?“, grinste er breit, strich sich eine der Strähnen aus dem Gesicht. Harry drehte sich zu dem anderen um, sah herrlich verplant aus in seinem Kostüm. Draco schüttelte mit verkniffenem Ausdruck und amüsiertem Blick den Kopf, als wolle er sagen, dass das niemals so funktionieren würde. Der Schwarzhaarige seufze und rieb sich die Augen. „Ich bin so müde!“, jammerte er. Galant erhob sich der Blonde darauf und sah in die grünen Augen seines Gegenübers. „Dann sollten wir wohl langsam in unsere Räume.“ Harry nickte. Es würde ihm zwar nicht viel bringen, aber was sollte es schon. Außerdem wollte er langsam aus diesem Kleidungsstück raus. Es war zwar warm aber… Naja. So verabschiedeten sie sich und wandten sich dann in die unterschiedlichen Richtungen, die sie von hier aus zu gehen hatten, als Draco ihn nochmals aufhielt. „Hey, Harry!“ Angesprochener wand sich zu ihm um, sah ihn fragend an. „Vielleicht… sollte ich doch mal mit Weasley reden…“ Zwar lächelte er bei dieser Aussage zweifelnd, aber er hatte die Worte durchaus ernst gemeint. Eine Hand zum letzten Gruß hebend, wandte er sich schließlich zur Gänze ab und verschwand im nächsten Gang. Harry stand noch eine Weile dort, der kühle Wind ließ seine Polyestermähne wehen. Er hatte ihn Harry genannt. Vorhin auch schon. Und er wollte mit Ron reden. Der Löwe wandte sich um und ging Richtung des Turms. Der junge Malfoy war wirklich erwachsener geworden, fand Harry. War er es dann vielleicht auch irgendwo? Wenn er an die letzten Wochen dachte, dann kam es ihm nicht so vor. Nein, er hatte sogar das Gefühl, dass er immernoch ziemlich trotzig war. Er nannte der fetten Dame das Passwort und trat ein. Nur einige wenige waren bereits hier, lachten noch und erzählten vom Abend. Nachdenklich verschwand er in seinem Schlafraum und zog sich das Kostüm aus, das, kaum war es auf den Boden geglitten, wieder zu seinem Pulli und seiner Hose wurde. Er wusch sich kurz, ehe er sich unter seine Decke verkroch. Er sollte etwas an sich ändern. Wenn er genau darüber nachdachte, waren um ihn herum alle erwachsener geworden. Selbst Ron war viel besonnener als früher, hatte sogar eine gut laufende Beziehung mit Hermine, welche allerdings schon immer etwas reifer gewesen war als andere. Dafür wirkte sie jetzt etwas lockerer. Neville hatte sich extrem gut gemacht! Luna wirkte auch reifer auf ihn und einzig die Zwillinge schienen noch ihre kindliche Seite voll auszuleben. Aber sogar sie hatten ihre ernsten Momente und waren dann völlig andere Menschen. Harry seufzte, hing noch eine Weile seinen Gedanken nach und bemerkte gar nicht, wie er langsam aber sicher einschlief. Kapitel 6: Katerstimmung ------------------------ An dieser Stelle vielen, vielen Dank nochmal, an mein Mariklein! T3T Ich weiß, meine Rechtschreibung ist eine Folter V_V ~~~ Stöhnend drehte sich der Schwarzharige am nächsten Morgen um und fasste sich an die Stirn. „Gute Güte!“, dachte er sich, „Geschlafen hab ich ja gut, aber mein Kopf…“ plötzlich schreckte er hoch. „Geschalfen!“, keuchte er erschrocken, „Ich hab geschlafen! Die ganze Nacht!“ Schnell war Harry aus dem Bett gesprungen und riss Rons Vorhänge auf, der mit ebenso verzerrtem Ausdruck die Decke über seinen Kopf zog und sich wegdrehte. Doch keine Chance! Harry kletterte auf sein Bett und rüttelte Ron. „Ron! Ich hab geschlafen! Die ganze Nacht geschlafen!“ – „Jaaaaa!“, kam es mürrisch unter der Decke hervor. „Und ich nicht! Mein Schädel tut weh, Harry, und meine Beine! Kein Mensch interessiert´s ob du-…“ Ron wurde still. Dann schlug sich mit einem Mal die Bettdecke auf und der Fuchshaarige saß senkrecht im Bett, sah Harry mit großen Augen an. „Du hast geschlafen?“ Eifriges Nicken war die Antwort. „Du hast geschlafen!“ Weasley stürzte sich auf seinen Freund und vergnügt rangelten sie im Bett umher, bis sie aufeinmal einfach liegen blieben. „Au…“, kam es gequält von Ron. „Mein Kopf...“ jammerte Harry. +++ Als sie sich zwei Stunden später endlich aufgerafft und nach einem Katerfrühstück auch Hermine die frohe Botschaft kund getan hatten, saßen sie wieder im Gemeinschaftsraum auf dem Teppich. Ron hatte sauer die Arme verschränkt, Hermine schüttelte nur verzweifelt den Kopf und Harry seufzte schwer. Er hatte den beiden von Draco erzählt und wollte daher wissen, ob es bei Ron vielleicht auch eine Möglichkeit der Kommunikation gab. Doch so erwachsen ihm Draco gestern vorkam, so kindisch benahm sich heute Ron. „Niemals!“, keifte er, „Is ja schön, dass er nicht bei jedem Treffen gleich wieder irgendwas loslässt und sogar den Anstand hat, ordentlich zu grüßen! Aber das heißt nicht, dass ich gleich bereit bin, mit dem Adelspopo nach Disneyland zu fliegen!“ „Ron…“ Der Schwarzhaarige hatte die Augenbrauen zusammengezogen. „Es verlangt ja keiner, dass ihr sofort die besten Freunde werdet… Ihr sollt nur mal miteinander reden. Anständig, ohne dass gleich die Fetzen fliegen.“ Aber Weasley blieb bockig. „Der kackt doch Silberlöffel! Einer wie Malfoy lässt sich nicht dazu herab mit jemandem wie MIR“ - er betonte das letzte Wort mit Gänsefüßchen, die er mit den Fingern zeigte - „ein sogenanntes anständiges Gespräch zu führen! Dazu ist der sich doch viel zu fein, der Herr Malfoy! Der hat dich gestern verarscht, Harry!“ Der Grünäugige verschränkte die Arme. „Dafür waren seine Worte aber wesentlich erwachsener als deine, Ron! Selbst wenn, was macht das für ´nen Unterschied? Entweder, er hat mich wirklich verarscht und wir fangen wieder an wie früher und zanken, oder er meinte es ernst und wir haben endlich richtig Ruhe! Malfoy ist ein talentierter Zauberer, wir können ihn gut gebrauchen, wenn es irgendwann ernst wird!“ Sie diskutierten noch ewig herum, bis es Hermine schließlich zu bunt wurde und sie ein Machtwort sprach, das keine Widerrede zuließ, was zu Folge hatte, dass sich Ron und Malfoy beim nächsten Hogsmeade Wochenende zusammen setzen und ihre Differenzen klären würden. ~~~ Und genau dieses Wochenende stand schon eine Woche nach dem Ball ins Haus. Harry freute sich, wieder einmal dabei zu sein - er war das erste Mal dieses Schuljahr. Es war Samstag Vormittag und Harry zog sich warme Sachen an, denn die Temperaturen waren weiter gesunken, doch noch immer schien es in höheren Gefilden zu warm zu sein, denn noch immer kam nur trister Regen und kein Schnee. Er packte noch ein was er brauchte, legte sich seinen warmen Umhang zusätzlich über die Winterjacke und sah zu Ron, der noch nach irgenwas zu kramen schien. „Ich warte unten, okay?“ Der Fuchshaarige nickte nur konzentriert. Kurz fragte sich der Grünäugige, was der andere da wohl suchte, allerdings beschloss er, später danach zu fragen. Unten im Gemeinschaftsraum wartete bereits Hermine. Harry lächelte sie an, doch sie legte eine besorgte Miene auf. „Hey“, meinte Harry beruhigend, „es wird schon klappen. Die zwei werden sich nicht den Kopf abreissen.“ Hermine aber machte nur eine wegwischende Handbewegung. „Um die zwei mach ich mir weniger Sorgen als um dich… Sei nicht böse, Harry, aber du siehst … schlimm aus.“ Der Schwarzhaarige lächelte schief. „Danke, dass du nicht scheiße gesagt hast.“ Granger verzog mitleidig das Gesicht, lächelte aber unterdrückt. Harry hatte seit der Ballnacht wieder ziemlich schlecht und kaum geschlafen. Schon in der darauffolgenden Nacht hatte er einen furchtbaren Alptraum gehabt, der ihn wieder in sein altes Muster fallen ließ. Snape konnte ihm auch nicht mehr helfen. Er hatte unterkühlt gemeint, dass Harry alles wisse, was er benötigte. Einzig das Problem selbst hinderte ihn an der Ausführung. Ohne Schlaf keine Kraft für die Okklumentik – ohne Okklumentik kein Schlaf. Das war doch zum Wollmäuse melken! Da hatte er so viel Mühe investiert, Professor Snape war immer noch – verständlicher Weise – sauer wegen der Legilimens, die er gegen ihn eingesetzt hatte, und trotzdem stand er jetzt genauso da wie vorher! Gut, Professor Snape war nicht mehr direkt sauer auf ihn, seit dem Besuch an Lilys Grab jedenfalls, aber dafür hielt er irgendwie… Abstand zu Harry. Er ließ ihn im Regelunterricht in Ruhe, er hatte weiteren Unterricht der Okklumentik mit eben jener Angabe, dass es nichts mehr bringen würde, abgelehnt und wenn sie sich auf den Gängen begegneten, schien der Ältere ihn zu ignorieren. Ob er sich dafür schämte, dass Harry jetzt wusste, dass hinter der Fassade des strengen, unnahbaren, düsteren Lehrers, der mal Todesser war, im Grunde nichts als ein Junge mit gebrochenem Herzen stand, der in seinem Leben fast genauso einsam war wie Harry selbst? Wenn er genau darüber nachdachte, was er von Voldemort, beziehungsweise Tom Riddle, bisher wusste, kam er nicht um die Mutmaßung herum, dass es bei diesem vielleicht genauso war. Und Draco? Hatte der vielleicht auch keine so gute Kindheit, wie man meinen könnte? Vielleicht wurde er ja auch ein Psychopath… Wie in diesem Serien, wo die Kinder, die zu wenig Zuwendung bekommen hatten, entweder Prostituierte töteten oder selbst zu welchen wurden. Warum kam ihm gerade das Bild in den Sinn, als sie bei Remus damals diesen Irrwicht vorgesetzt bekommen hatten und Neville sich vorstellen sollte, Snape hätte die Sachen seiner Oma an? Und warum kam ihm dann das Bild, wie Snape in diesen Sachen am Straßenrand irgendeiner Hinterwäldler Straße stand und Autofahrer anhielt? „Oh Gott!“, keuchte Harry mit einer Mischung aus Entsetzen und Ekel. „Alles klar, Harry?“, riss ihn Rons besorgte Stimme – dem Himmel sei Dank – aus seinen Gedanken. „Was? Ja… NEIN!... Ich will schlafen!“, wimmerte er vor sich her. Dann sah er sich stuzig um. „Wann sind wir losgegangen?“ Sie waren nämlich bereits auf halbem Weg nach Hogsmeade und Harry hatte das nichtmal mitbekommen, so sehr war er in seinen Gedankengängen, die immer mekwürdiger wurden, gefangen gewesen. Mine, die ihn ebenso besorgt ansah, schüttelte leicht den Kopf. „Langsam wird’s schlimm…“, murmelte sie und der Grünäugige konnte nur gequält lächeln. +++ Als sie in Hogsmeade ankamen, machten sie ihre üblichen Besuche im Honigtopf, sahen im Scherzartikelladen Zonkos vorbei, wo sie die Zwillinge trafen, die sich jedoch weniger für die Scherzartikel selbst, als für deren Machart und Wirkungsweise interessierten. Recherche also. Als es dann Mittag wurde, machten sie sich auf den Weg zum Dorfgasthaus. Dort würde Draco auf sie warten. Und wirklich: Er stand bereits vor der Eingangstür des „Drei Besen“, redete dort mit Pansy, die voll beladen war mit Tüten. Auch Crabbe und Goyle standen dort. Als der junge Malfoy die anderen kommen sah, verabschiedete er sich von Pansy, die mit seltsamen Gesichtsausdruck an den drei Gryffindor vorbei ging. Auch die beiden anderen Slytherin schickte der Blonde fort. Als sie in den großen Gastraum traten, kam ihnen durchwachsenes Gemurmel entgegen. Ron und Draco sahen sich kurz an, der eine versucht um Höflichkeit, der andere mit Skepsis und Misstrauen. Der Blonde bat ihn dann in ein ruhiges Eck, während sich Harry und Mine etwas weiter weg setzten, um sich die Sache von weitem anzusehen. „Sollen wir sie belauschen?“, fragte der Schwarzhaarige. Er hatte erst vorhin im Zonkos noch eines dieser praktischen Ohren gekauft. Doch der braune Lockenkopf wurde verneinend geschüttelt. „Egal wie es ausgeht… Ron wird uns Haarklein davon erzählen.“ Eine gute halbe Stunde verging, in der die beiden Gryffindor nun wirklich nicht ausmachen konnten, wie dieses Gespräch lief. Ron schien ab und zu patzig zu werden, soviel seine Mimik verriet, Draco machte den Eindruck, auf jeden Fall ruhig bleiben zu wollen und die richtigen Worte zu finden. Er gab sich offensichtlich wirklich Mühe. Schließlich lehnte sich der Fuchshaarige zurück und strich sich seufzend übers Gesicht. „Okay…“, meinte er und sah den Slytherin vor sich an. Dieser lächelte ehrlich, erhob sich und reichte Ron die Hand. „Danke…“ Weasley blickte kurz die Hand an, ehe er abermals seufzte und die Hand ergriff. „Aber erwarte ja nicht zu viel! Wenn was mit Harry ist, und ich rauskriege, dass du dahinter steckst, verwandle ich meinen Zauberstab in ne Shotgun!“ - „Ich wird´s mir merken!“ grinste Malfoy zurück. Schließlich verabschiedete er sich höflich und wandte sich zum Gehen. Er nickte mit einem grüßenden: „Granger“, zu Hermine, sein Blick blieb etwas länger an Harry haften, ehe er auch jenem zunickte und dann aus der Gaststätte verschwand. Ron hatte sich wieder zu ihnen gesetzt, fragend sahen sie ihn an. Doch Mines Freund ließ sich Zeit, bestellte in aller Ruhe etwas zu essen, wie es die anderen längst getan hatten, und bereits fertig waren. „Ihr hättet mit dem Essen gern auf mich warten können!“, mauschelte er in seinen nicht vorhandenen Bart. Potter und Granger verdrehten die Augen. „Erzähl keinen Mist und komm zur Sache!“ Ungeduldig zupfte die Lockenhaarige an Rons Ärmel. Da hatte er Erbarmen und erzählte von seinem Gespräch mit dem jungen Malfoy. Er erzählte, dass Draco wohl private Probleme hätte, weswegen er nicht auch hier in der Schule mit irgendwas zu kämpfen haben wolle; in diesem Falle mit Harry und den anderen. Er erzählte, dass Malfoy diese alte Familienfede beenden wolle, da sie sowieso keinen Sinn machte. Draco hatte Ron auch einiges von dem erzählt, was er in jener Nacht zu Harry gesagt hatte. Dass sie langsam erwachsen werden, und sich den wichtigen Dingen zuwenden sollten. Harry schweifte während den Erzählungen langsam ab, machte sich seine eigenen Gedanken. Private Probleme. Sicher ging es dabei um seine Familie! Lucius Malfoy saß seit der Sache im Ministerium in Askaban ein und Harry konnte sich nicht erinnern, dass er etwas von weiteren Verwandten Dracos, außer dessen Mutter, wusste. Hieß das, Draco führte jetzt praktisch die Familie? Er runzelte die Stirn. Der Blonde musste jetzt wohl viel Verantwortung tragen. Wirkte er darum so erwachsen? Weil er es jetzt sein musste? Harry machte sich auf dem Weg zum Schloss zurück noch viele solcher Gedanken. Auch, dass es wiedermal irgenwo seine Schuld war, dass Malfoy Senior jetzt einsaß. Irgendwie war er auch verwirrt darüber, was Lucius überhaupt für ein Mensch war. Er war ein Todesser, ein hoher Beamter im Ministerium, ein wohlhabender, einflussreicher Mann, der immer wie ein kühler Wind wirkte. Und trotzdem! Draco suchte ganz arglos den Frieden mit ihm, dem Feind, den er für den Lord der Todesser darstellte. Wäre der Langhaarige wirklich so fanatisch, hätte er seinem Sohn doch sicherlich eingebläut, dass er auf Gedeih und Verderb niemals mit Potter kooperieren dürfte! Und damals, in Snapes Erinnerungen, hatte er diesen so seltsam besorgt angesehen, als wüsste er, dass die Todesserreihen der falsche Weg für ihn wären. Er seufzte, als er bei all den Überlegungen und Erinnerungen bezüglich des Vorfalls, welcher zu Malfoys Inhaftierung geführt hatten, wieder an das dachte, was bis dahin das Schlimmste in seinem eigenen Leben gewesen war: Sirius´ Tod. Traurig ließ er seinen Blick über die Länderreien hinter dem Schultor gleiten. Er sollte auch seinen Paten wieder einmal besuchen. Er sollte Dumbledore bitten, an dessen Grab zu dürfen. Kapitel 7: Proud ---------------- Danke für die vielen lieben Kommentare! >< ~~~ In den nächsten Tagen sollte es Harry immer schlechter gehen. Seit 48 Stunden hatte er kein Auge zugetan. Er hatte geträumt. Von Voldemort geträumt! Ein halbes Jahr, hatte er gesagt, ein halbes Jahr, dann würde er kommen und seinen Krieg beginnen! Inzwischen war es Advent, in einer Woche begannen die Winterferien. Geschneit hatte es immer noch nicht. Erschöpft saß Harry beim Frühstück und starrte in seinen Tee. Viele besorgte Blicke lagen auf ihm, doch er bemerkte weder Ron und Hermine direkt neben sich, noch Draco oder Luna an den anderen Tischen. Auch nicht seine Hauslehrerin McGonagall, die leise mit Dumbledore sprach. Ohne seinen Tee oder irgendetwas Essbares zu sich genommen zu haben, erhob er sich mit den anderen, er jedoch wie ein Untoter, schulterte seine Schultasche und schlurfte zum Unterricht. Die ersten beiden Stunden hatte er Verwandlung, die er sogar einigermaßen meisterte. Sie sollten etwas aus dem nichts zaubern, also das Nichts verwandeln. Harry erinnerte sich, dass das das war, was Snape am Friedhof getan hatte; er hatte den Blumenstrauß herbeigezaubert. So fiel es ihm, anders als einigen anderen, nicht schwer, sich vorzustellen, was er wollte und wie er es machen musste. Er hatte den selben Strauß wie Snape gezaubert. Später in Zaubertränke sah das Ganze schon anders aus. Er hing da wie ein Schluck Wasser in der Kurve. Die Dämpfe und Kräutergerüche in diesem Raum machten ihn benebelt. Er bemerkte, dass der Professor ihn ebenso im Auge behielt, wie es seine Hauslehrerin zuvor getan hatte. „Ha…“, dachte sich Harry müde, „Und er achtet doch auf mich!“ Harry versuchte, das nächste Rezept zu verstehen, aber seine Gedanken konnten den Sinn der Worte einfach nicht fassen. Frustriert gab er das Buch an Ron, mit dem er arbeitete. „Ron, könntest du bitte?“ Sein Freund nickte nur verstehend. „Klar… Aber lass die Fledermaus nicht merken, dass du nichts machst…“, flüsterte er ihm zu. Fledermaus. Der Schwarzhaarige musste leicht lächeln. So hatte er Snape seit dem ersten Schuljahr bezeichnet. Inzwischen musste er aber zugeben, dass ihn der Ex-Todesser eher an eine mürrische Krähe erinnerte. „Todesser“, schoss es durch seine Gedanken. Plötzlich wurde ihm flau. „Voldemort! Ein halbes Jahr hat er gesagt…“ Das flaue Gefühl wurde zu Schwindel erregender Übelkeit. „Was soll ich jetzt machen? Ich muss mich vorbereiten!“ Seine Atmung wurde schwer und schnell, fest verkrallte er seine zitternden Hände ineinander. „Harry?“ Die geflüsterten Worte Rons kamen nicht an ihn heran. Seine grünen Augen starrten apathisch ins Nichts, waren geweitet. Sein Kopf legte sich leicht schräg und begann auf merkwürdige Weise minimal zu zucken. „Harry, was is´ los?“ Der Fuchshaarige wurde lauter, so dass die Schüler ihre Köpfe reckten. Snape, der gerade den Trank eines Schülers kontrollierte, drehte sich ebenso um, genau als man nur noch ein entsetztes: „Oh Gott, Harry!“, hörte, kurz darauf ein scheppern, als der Gryffindor einfach seitlich vom Stuhl kippte und Ron seinen umriss, als er aufgesprungen war. Sofort war der Lehrer alarmiert. „Weasley, laufen Sie vor zur Krankenstation! Sagen Sie Madame Pomfrey bescheid!“ Angesprochener nickte nur hastig und rannte was seine Beine hergaben, während Severus sich über seinen bewusstlosen Schüler beugte, vorsichtig dessen Kopf anhob. „Verdammt!“, zischelte er, als er das Blut an seiner Hand sah, das vom Hinterkopf des Jungen kam. „Draco, du übernimmst die Klasse! Keiner verlässt diesen Raum, bis die Stunde zu Ende ist oder ich wiederkomme!“ Mit diesen Worten schob er den zweiten Arm unter Harrys Knie, hob ihn hoch, sodass seine schwere Robe über den schmalen Körper fiel. Hastig trug er den Jungen dann aus den Kerkern in den Krankenflügel, wo eine aufgeregte Popy bereit stand und den Schwarzhaarigen sofort untersuchte und behandelte. +++ Erst spät abends wurden die grünen Augen langsam wieder aufgeschlagen. Erschöpft seufzte er, als er den dunklen Krankenflügel erkannte, nur eine Kerze an seinem Nachttisch erhellte den Raum. „Wissen Sie, Potter“, Harry erschrak fürchterlich, doch eine Hand legte sich beruhigend auf seine Schulter. Verschwommen erkannte er eine schwarze Gestalt, mit schwarzen Strähnen die das blasses Gesicht einrahmten. Ihm wurde seine Brille in die Hand gedrückt. „Immer wenn Sie bewusstlos werden, haben Sie keinerlei Probleme, ihren Geist zu verschließen.“ – „Professor Snape?“, antwortete der Junge verwirrt, als er sich die Brille auf die Nase geschoben hatte und den anderen nun richtig erkannte. „Was machen Sie hier?“, hing er gleich die nächste Frage an. Jener massierte sich wieder das Nasenbein, ehe er schnarrend antwortete: „Nun, wie Sie wissen… Ist es meine Aufgabe Sie zu beschützen. Und glauben Sie mir, wenn ich sage, dass mein Gehalt dafür - egal, um welche Summe es sich handelt - immer zu gering sein wird, um diese Strapazen auszugleichen.“ Das entlockte dem Jungen ein kleines Lächeln. „Was ist eigentlich passiert?“ Leichte Verwirrung lag in seiner Frage. Der Tränkemeister lehnte sich im Stuhl etwas zurück und sah ihn an. „Laut Madame Pomfrey haben Sie einen leichten neurologischen Schock erlitten.“ – „Also sowas wie ´nen Nervenzusammenbruch…“, erklärte er es für sich selbst. Sein Lehrer nickte. „Ihr Körper ist durch Ihre Schlaflosigkeit stark geschwächt, jetzt kommt noch der Stress wegen Ihres Traums hinzu. Sie sollten sich dringend schonen.“ Der Gryffindor seufzte schwer. „Für sowas hab ich keine Zeit! Wenn er mir wirklich nur noch ein halbes Jahr gibt, muss ich anfangen mich vorzubereiten! Ich kann mich nicht einfach verstecken, er wird nicht aufhören bis er mich – und nur mich – gefunden hat! Das wissen Sie genauso gut wie Professor Dumbledore und der ganze Rest des Ordens!“ Snape nickte, sein Blick war auf Harrys Bettdecke gerichtet. „Genau das bereitet mir Kopfschmerzen… Ich weiß noch besser als Sie, wozu der Dunkle Lord fähig ist. Ein halbes Jahr ist da ein Tropfen auf den heißen Stein“, schnarrte er missmutig, schlug die Beine übereinander und verzog sorgenvoll die Augenbraue. Harry sah ihn dabei musternd an. „Danke, Professor", waren auf einmal seine Worte und der Langhaarige sah auf, hatte einen fragenden Ausdruck im Blick. „Meine Mum ist sicher sehr froh, dass Sie auf mich aufpassen!“ Ehrlich lächelte er den Älteren an, welcher musternd zurück blickte. Dann schloss er die Augen, gab ein belustigtes Schnauben von sich, zog einen Mundwinkel zu einem Lächeln hinauf. „Sie sind der seltsamste Mensch der mir je untergekommen ist, Potter.“ Mit diesen Worten stand er auf und wandte sich zum gehen. Der Grünäugige grinste lediglich. „Das kann ich nur zurückgeben!“, gab er keck die Antwort. „Ruhen Sie sich jetzt besser aus“, verabschiedete sich der Lehrer. „Der war gut, Professor!“ drang es noch müde an sein Ohr, ehe er kopfschüttelnd die Krankenstation verließ. Harry sank mit einer gewissen Erleichterung in sein Kissen zurück. Er musste zugeben, er war ehrlich froh, dass Snape hier gewesen war, als er aufwachte. Irgendetwas sagte ihm, dass der Wind in ihrer Beziehung zueinander sich langsam drehte. Es freute ihn, dass der Ältere gemächlich auftaute, und er war stolz, dass er selber nicht mehr so bockig war, in dem anderen einen Gegner zu sehen. Er blickte auf seine Hände. Vielleicht war er ja doch schon erwachsener geworden. Er hoffte es zumindest. Langsam schweiften seine Gedanken ab und er erinnerte sich daran, dass er geträumt hatte. Was genau es war, wusste er nicht mehr, nur, dass es bei Weitem kein so beruhigender Traum war wie der, den er damals hatte, als er bei Snapes Unterricht das erste Mal ohnmächtig geworden war. Der Traum, den er jetzt gehabt hatte, hatte sich kalt angefühlt, irgendwie löste er bei ihm ein Gemisch aus Wut, Trauer und unsäglicher Einsamkeit aus. Der Schwarzhaarige fröstelte, wenn er daran dachte. Er zog die Decke höher, mummelte sich darunter und ließ seine Gedanken einfach laufen. +++ Als die Sonne ihre ersten Strahlen durchs Fenster auf sein Bett fallen ließ, erwachte er aus seinem tranceartigen Zustand, in den er sich durch sein Nachdenken gebracht hatte. Zum Schluss war er irgendwo zwischen Gestern und Heute angekommen. Nervenzusammenbruch… Ein paar störende Strähnen wurden aus der Stirn gestrichen. So gestresst war sein Körper also, dass er einfach ausschaltete? Aber er hatte keine Zeit, sich zu schonen! Harry schreckte auf, als sich die Türen des Krankenflügels öffneten. Herein kamen Hermine und Ron, zusammen mit einem üppig gefüllten Tablett. „Oooh! Ich liebe euch!“ Gierig nahm er ihnen das Mitbringsel ab. Er hatte wirklich großen Hunger! Ron lachte „Sorry, Harry! Ich glaub ich hab zu wenig Kraft, um mich um euch beide zu kümmern!“ Theatralisch fasste er sich an die linke Brust. Harry stopfte sich Toast in den Mund als er antwortete: „Och, da machen wir ´nen Dreier draus, das wird schon!“ - „Bah! Jungs!“ Ron und Harry lachten, als sich Hermine nur etwas schüttelte. „Ihr seid furchtbar!“, pikierte sie sich. Die beiden grinsten sich jedoch nur an, stießen ihre Fäuste gegeneinander. „Wer´s halt drauf hat!“ Eine ganze Weile sahen die beiden Gäste den Patienten dann beim Essen zu. Irgendwann jedoch sah der Schwarzhaarige auf, in zwei besorgte Gesichter. Irritiert zog er die Augenbraue zusammen. „Was ist?“ Kurz sah sich das Paar an, ehe Mine ihre Hand auf Harrys zugedecktes Schienbein legte. „Ron und ich… Naja… Wo es dir doch so schlecht geht im Moment… Haben wir überlegt und…“ Ron legte ihr den Arm um die Schulter und drückte sie etwas an sich, „Mine und ich, wir bleiben über die Ferien hier…“ Harry entglitten die Gesichtszüge. „Nein!“ –„Harry-…“ – „Nein!“ Protestierte er gleich wieder auf den Schlichtungsversuch seiner Freundin. „Ihr habt so viel, und so lange für diese Ferien geplant! Ihr wolltet nach London auf den Weihnachtsmarkt! Und Mines Eltern besuchen! Und was soll Molly sagen, wenn ihr einfach absagt?! Nein, ihr werdet gehen! Ihr werdet gehen und zusammen ein schönes Weihnachtsfest feiern, kümmert euch nicht immer so viel um mich! Ich komm schon klar, hier sind genug Leute die auf mich aufpassen!“ Ernst sah er die beiden an, die sich jedoch nur unsichere Blicke zuwarfen. „Kumpel,“ Ron sah ihn an, „bist du dir sicher? Ich meine, du kannst auch einfach mit uns mit kommen… Wir machen uns Sorgen.“ Doch der schwarze Schopf wurde vehement geschüttelt. „Ich will nicht immer an eurem Rockzipfel hängen. Ich bin euch dankbar für eure Bemühungen, aber ihr habt euch wirklich ´ne Auszeit verdient! Bitte… Kümmert euch um euch und denkt nicht an mich.“ Er schmunzelte leicht, „Sonst verlang ich wirklich ´nen Dreier von euch, wenn ihr schon bei gemeinsamen Ausflügen an mich denkt!“ Da fingen auch Ron und Mine an zu lachen. ~~~ „Und das ist wirklich okay?“ Sie standen am Bahngleis von Hogsmeade, unter Regenschirmen, denn es goss aus Eimern. Hermine sah ihn aus besorgten Augen an. „Ja, Mine… Es ist Okay.“ Der Zug pfiff, das Zeichen für die Passagiere einzusteigen. „Und wir sollen sicher nicht hierbleiben?“, fragte nun auch Ron noch einmal nach. Harry verdrehte die Augen. In den letzten Tagen hatten sie diese Diskussion oft. „Jetzt verpisst euch endlich!“, meinte er eindringlich und grinste. Hermine verzog das Gesicht. „Wir machen uns ja nur Sorgen!“ antwortete sie leiernd. „Ich weiß doch.“ Der Schwarzhaarige lächelte beschwichtigend. „Mach keinen Unsinn, ja, Harry?“, sagte sie noch und sah ihm in seine grünen Augen. „Nicht?“, grinste er, „Dabei wollte ich sehen wie lange es dauert, bis man von der Spitze des Astronomieturms unten angekommen ist. AU!“ Die Braunhaarige hatte ihm einen ordentlichen Klaps auf den Hinterkopf verpasst. „Das mein ich ernst!“, brüskierte sie sich. „Ich weiß…“ Er lächelte sie dankbar an, auch wenn er sich dabei den Hinterkopf rieb. Als die beiden in den Zug gestiegen waren, winkte er ihnen nach. „Und bringt mir ja was anständiges mit!“, rief er zum Abschied, erhielt aber nur ein: „Das kannst du knicken!“, als Antwort. Lachend winkten sie noch solange, bis man sie nicht mehr sah. Doch etwas traurig seufzend, da er ja nun über Weihnachten alleine war, wand er sich ab und ging zurück zum Schloss. Dort wurde er allerdings bereits erwartet und zwar wieder einmal von Professor Snape. Höflich grüßte er seinen Lehrer, sah ihn jedoch fragend an. Wie es für den düsteren Mann üblich war, legte er die Fingerspitzen aneinander und sah seinen Schüler an. „Ich hoffe, Sie haben in diesen Ferien noch nichts vor, Mr. Potter", schnarrte seine Stimme wie eh und je. „Ähm... Nein Professor… Aber warum?“ Süffisant wurde er angelächelt. „Nun, weil Sie Unterricht erhalten werden.“ – „Unterricht?“ Harrys Augen wurden groß. Musste er wegen irgendwas nachsitzen? „Unterricht", bestätigte der Langhaarige abermals. „Ein paar, sagen wir, extra Einheiten, die Sie sicherlich gebrauchen können.“ Damit wand er sich ab, erwartete natürlich, dass Harry ihm folgte. „In welchem Fach?“, fragte der Junge immer noch verwirrt. Doch er begann zu strahlen als er die Antwort hörte: „Verteidigung gegen die dunklen Künste.“ Am liebsten wäre er Snape um den Hals gefallen! „Sie geben mir darin Unterricht?“, fragte er voller Begeisterung nach, wusste er doch, dass er bei Snape wirklich lernte, sich gegen gefährliche Zauber zu schützen. Ein knappes Nicken kam als Antwort. Ganz aufgeregt lief er hinter dem Lehrer her, konnte er mit dessen Stechschritt doch noch nie gut mithalten. Aber das war egal. „Sagen Sie,“ er lief etwas schneller, um wieder neben dem Anderen zu sein, "wollten Sie dafür nicht eh immer Lehrer werden?“ Unverständliches Gebrummel kam als Antwort zurück, ehe Severus den Kopf zu ihm wand. „Ist es neuerdings modern, in den Wunden anderer Leute zu bohren?“ Der Grünäugige schluckte. Stimmte ja, Snape war darauf nicht gut zu sprechen. Und das mit der Legilimentik damals war wohl auch noch nicht so ganz vergeben und vergessen. Aber da fiel dem Jungen etwas anderes wieder ein. „Ähm… eigentlich wollte ich nicht nachfragen aber… Was haben Sie damals, am Grab meiner Mutter… eigentlich zu ihr gesagt?“ Seine Frage war leise, fast etwas kleinlaut. Inzwischen waren sie in den Kerkern vor Snapes Klassenraum angekommen. Dort drehte sich dieser gerade zu ihm um und funkelte ihn an. „Wenn Sie so etwas nicht wollen, sollten Sie es in Zukunft auch unterlassen!“ Er drückte die Klinke hinunter und trat ein, als er noch meinte: „Aber wenn du es unbedingt wissen willst: Ich habe ihr gesagt, was für ein Satansbraten du bist!“ Da musste Harry lachen. „Alles klar, Professor!“, grinste er. Dann stand etwas verloren im Klassenzimmer. Er war Snape einfach nachgelaufen. „Professor… Wann genau fangen wir an mit dem Unterricht?“ Doch da zückte sein Gegenüber bereits den Zauberstab. „Unverzüglich, Mr. Potter!“ Dieser Grinste, zog seinen Stab ebenso und die Lektionen begannen. Harry wusste natürlich, dass das sicher nicht das war, was Snape seiner Mutter gesagt hatte. Doch er hatte verstanden, dass es ein Geheimnis zwischen dem Professor und seiner Mutter war. Er würde nicht mehr fragen. Und jetzt hatte er sowieso etwas Wichtigeres zu tun! ~~~ Doch damals am Grab: „Lily, ich wäre stolz, einen so mutigen Sohn zu haben, wie deinen Jungen.“ Kapitel 8: Sickness ------------------- Wer noch auf die ENS-Liste will, bitte Hand hoch! Und ja, ich rede auch mit den Favo-Geheimagenten-Lesern die ihre Identität nicht in einem Kommentar preisgeben dürfen! °_° ~~~ Es war der zweite Ferientag und Harry saß gerade beim Frühstück in der Großen Halle und schrieb einen Brief an Ron und Mine. Der Unterricht, den er bis jetzt bei Professor Snape genoss, war hart und anstrengend und für jemanden in seiner Verfassung die reinste Folter! Aber der Gryffindor empfand es als alles, nur nicht das. Er war froh, dass endlich jemand den Mut, hatte ihn zu fordern. Denn mit dem, was er sich über all die Jahre hinweg selbst beigebracht hatte, war er alles andere als ein schwacher Gegner! Heute allerdings hatte er keinen Unterricht. Er sollte sich erholen, was auch dringend nötig war. Inzwischen konnte Harry wieder einigermaßen schlafen, jedoch unter den alten Bedingungen, sich alle zwei Stunden selbst zu wecken. Als er den Brief fertig hatte, in dem alles, was er für wichtig hielt, stand, steckte er ihn in seine Tasche, wollte er doch später zum Eulenturm. Er trank aus seiner Tasse, während er sich über deren Rand hinweg etwas umsah. Viele waren nicht geblieben. Logisch, über Weihnachten wollten alle zu ihren Familien. Hier in der Halle machte er 16 Leute aus, sich selbst mit eingerechnet. Sechs Ravenclaw, anscheinend aus dem letzten Jahrgang, die in einer Gruppe zusammensaßen. Sie waren sicherlich zum gemeinsamen Lernen noch hier und würden erst Ende der Woche nach Hause fahren. Die Hufflepuffs waren zu dritt. Ein älteres Mädchen mit zwei Erstklässlern, und so, wie sie sich benahmenv war sie wohl von einem der beiden die ältere Schwester. Die waren also sicher auch nicht mehr lange hier! Gryffindor zählte, mit ihm, noch vier Schüler. Die anderen drei waren aus dem zweiten und dritten Jahr. Er kannte sie nicht. Am Slytherin Tisch saßen noch drei Leute, von denen hinter zweien jedoch Koffer standen. Sie würden also gleich den nächsten Zug nehmen. Der letzte im Bunde war Blaise Zabini. Na immerhin ein bekanntes Gesicht, obwohl er nicht wusste, ob er sich darüber unbedingt freuen sollte. Er hatte zwar Frieden mit Draco geschlossen, doch er hatte das Gefühl, dass seine Freunde das noch ziemlich skeptisch betrachteten und nicht wussten, was sie von der Sache halten sollten. Seufzend Trank Harry seine Tasse leer, stellte sie auf dem Tisch ab und erhob sich. Er wusste noch nicht, was er mit seinem heutigen freien Tag anstellen sollte, aber erst einmal würde er den Brief wegschicken. So ging er den Eulenturm hinauf, während er den Brief aus seiner Tasche fischte. Stutzig blieb er stehen, als er blonde Haare erkannte, eine trainierte Statur und einfache, aber stilvolle Kleidung. Draco verstaute gerade einige Phiolen, die gefüllt waren mit diesem rotwabernden Inhalt, in sicheren Ledertäschchen und band sie penibel an eine sehr schöne Schleiereule, die er dann losschickte. Seufzend sah der Slytherin ihr nach. „Draco?“ Harry hatte beschlossen, sich endlich bemerkbar zu machen. Angesprochener fuhr erschrocken herum, atmete dann tief aus. „Ach du bists! Hi, Harry!“, lächelte er ihn an. Harry trat näher, erwiderte das Lächeln. „Hi! Was machst du noch hier? Fährst du etwa nicht nach Hause?“ Fragend ruhten die grünen Augen auf dem anderen, welcher abermals etwas seufzte und sich gegen die kalte Steinwand neben dem Fenster lehnte und hinaus sah. „Ich nehm mir ´ne Auszeit. Ich fahr erst Heiligabend nach Hause“, war die ruhige Antwort. Gerade als Harry fragen wollte, wovon sich der Blonde diese Auszeit nehmen wollte, landete plötzlich etwas auf seinem Kopf. Erschrocken schrie er auf, hörte, wie Draco anfing zu lachen und Hedwig auf seinem Kopf flatterte und ungnädig schu-hute! „Ist ja gut, Hedwig! Es tut mir leid! Es tut mir leid!“ Er bekam das Tier zu fassen und hob sie sich vom Kopf, ließ sie sich ordentlich auf seinen Arm sitzen und kraulte sie. „Sie hasst es, wenn ich raufkomme und sie ignoriere. Einmal hab ich Rons Eule ´ne Nachricht schicken lassen, du wirst nicht glauben, wie garstig sie war! Eine Woche lang hat sie mir den Rücken zugedreht wenn ich raufgekommen bin! Eine ganze Woche!“ Inzwischen hatte der Schwarzhaarige die Eule auf den Fenstersims gesetzt und band seine Nachricht an ihr Bein. „So, Hedwig. Als Eilkurier an Hermine und Ron!“ Mit diesen Worten ließ er sie fliegen, sah ihr nach, bis sie am trüben Himmel nicht mehr zu erkennen war. Bei diesem Anblick seufzte Harry und schnaubte leicht. „Ich frag mich, wann es endlich schneit. Das Matschwetter hab ich satt! Im Winter hat es gefälligst zu schneien!“ Draco, der die ganze Aktion mit einem Grinsen beobachtet hatte, sah Harry bei seinen Worten an, zuckte dann mit den Schultern, als er meinte: „Diesen Winter schneits wahrscheinlich gar nicht, hab ich das Gefühl.“ Der Grünäugige blickte noch eine Weile nach draußen, hatte einen etwas beleidigten Ausdruck im Gesicht. Er mochte es nicht, wenn es zu Weihnachten nicht weiß war! Manchmal hasste er England dafür, dass es so oft regnete! Irgendwann glitt sein Blick zu Malfoy, der scheinbar in Gedanken in die Ferne starrte. Seit sie Frieden hatten, hatten sie einige Male miteinander geredet, jedoch nie besonders viel, nie besonders tiefgründig. Harry wollte das ändern! „Hey,“ sprach er also den Grauäugigen an, „wir haben Ferien und dürfen nach Hogsmeade wann wir wollen, also… Hast du nicht Lust, mit mir runter ins Dorf zu gehen? Oder hast du schon was vor?“ Der blonde Schopf hatte sich ihm zugewandt, sah ihn eine Weile an, ehe er lächelte. „Nein, ich hab nichts vor.“ +++ So wanderten sie kurze Zeit später durch das Zaubererdorf. Den halben Tag verbrachten sie damit, Süßigkeiten und Knabberkram zu kaufen und Teile davon gleich zu essen, weswegen sie nun auch gerade auf einer Bank saßen – ihnen war unglaublich schlecht! „Bah!“ - Harry lehnte sich durchatmend zurück - „Ich ess´ das Zeug nie wieder!“ Draco war um die Nase herum noch blasser als sonst, mit zusammengezogenen Augenbrauen sah er den Schwarzhaarigen an. „Lüg doch nicht! Du hast noch fünf Packungen!“ Angesprochener grinste. „Du hast recht!“ Kurz lachten sie, hörten aber schnell wieder auf, da diese Erschütterung des Magens für selbigen nicht sonderlich gut war. Sie sahen einen Jungen an sich vorbeilaufen, der Eiscreme in der Hand hatte. Sie blinzelten „Wo um alles in der Welt hat der um diese Jahreszeit Eis her?“ Draco verzog leicht den Mundwinkel. Eine ganze Weile sahen sie dabei zu, wie der Kleine vor einem Schaufenster stand und das Eis futterte. Langsam legte Draco sich den Handrücken an den Mund und Harry verzog das Gesicht als sie sich losrissen von dem Anblick. „Mir is´ so schlecht! Der soll wo anders essen!“, jaulte Harry, „Ich kotze gleich!“, kam es gedämpft von Draco. Sie saßen noch eine gute halbe Stunde dort, ehe es ihnen wieder gut genug ging, um weiter zu marschieren. Im Zonkos hatten sie einigen Spaß damit, Scherzartikel aneinander auszuprobieren! Harry hatte seit etwa fünf Minuten einen herrlichen Afrolook, während Draco bereits mindestens genauso lange lachte und bald keine Luft mehr bekam, bei all den Posen die der Jüngere zum Besten gab. Erst nach weiteren fünf Minuten verflog der Zauber und der Blonde musste sich an einem Regal festhalten, um nicht umzufallen. Harry grinste ihn breit an. „Du bist ganz rot im Gesicht!“, neckte er ihn. Nie hätte er geglaubt, den kühlen Syltherin einmal so zu sehen! Hätte vor einigen Monaten jemand gesagt, dass er einmal so viel Spaß mit Draco haben würde, hätte er ihm schlicht nicht geglaubt! „Halt´ die Fresse!“, kam es nur gekeucht und etwas piepsig von seinem Mitschüler. Irgendwann gegen drei Uhr Nachmittags bekamen sie von all dem Gelaufe und Herumgealbere langsam Hunger, weswegen sie sich einen Tisch im Drei Besen suchten. Während sie auf ihr Bestelltes warteten, ruhten sie ein wenig aus und ließen es sich nicht nehmen, den jeweils anderen ein wenig zu mustern. Harrys schwarze Haare standen wuschelig ab, während Dracos weißblondes, schulterlanges Haar glatt hinab hing. Der blonde war selbst im Sitzen etwas größer als Harry, aber inzwischen empfand der Jüngere es als normal, dass jeder gleichaltrige größer war als er. Die Muskeln, die sie durch das Quidditch aufgebaut hatten, sah man allerdings beiden nicht an, erst recht nicht jetzt, wo sie von dicken Pullovern umhüllt waren. Ihnen wurden die Getränke serviert, und als Harry in seinen roten Tee blickte, erinnerte ihn das an etwas. „Sag mal, Draco...“ - Angesprochener sah ihn an - „Was ist das eigentlich, was du dir von Professor Snape immer holst? Dieses rote Zeug in den Phiolen. Ich hab dich oft weggehen sehen, wenn ich grade zum Unterricht zu ihm gegangen bin.“ Neugierige, interessierte Blicke lagen auf dem jungen Malfoy, welcher die grünen Augen eine Weile betrachtete, ehe er seufzend den Kopf wegdrehte und niedergeschlagen auf die Tischplatte sah. Eine Weile schwieg der Blonde und gerade, als Harry sagen wollte, er müsse darauf nicht antworten, wenn er nicht wollte, da erhob sich dessen Stimme doch. „Der ist für meine Mutter“, begann er, „Seit Vater inhaftiert wurde, hat sie ständig Nervenzusammenbrüche, sie ist total verstört! Inzwischen denkt sie sogar, Vater wäre tot und wir würden sie anlügen, wenn wir sagen, dass er bald wieder zu uns kommt. In den Phiolen ist ein starker Beruhigungstrank.“ Seine grauen Augen lagen wieder auf Harry, welcher ein betrübtes Gesicht machte. Das waren wohl die privaten Probleme, weswegen der Blonde den Frieden mit ihm suchte. Ein krankes Familienmitglied – noch dazu die eigene Mutter – war sicher keine leichte Bürde. „Dann… ist es das, wovon du dir eine Auszeit nimmst?“, erinnerte er sich an die Worte, die Draco im Eulenturm gesagt hatte. Jener nickte leicht. „Manchmal… sitzt sie einfach da, redet mit mir… Und plötzlich fängt sie an, von Vater zu erzählen, als wäre er seit Jahren tot und fängt an zu weinen und zu schreien.“ Er stützte die Ellbogen auf den Tisch, verschränkte die Hände und lehnte die Stirn dagegen. „Manchmal hört es erst auf, wenn sie vor Erschöpfung einfach einschläft.“ Ihnen wurde ihr Essen hingestellt, doch sie achteten gerade nicht darauf. Traurig sah Harry Draco an. „Tut mir leid“, sagte er leise. Draco hingegen sah wieder auf, lächelte ihn beruhigend an. „Schon in Ordnung. Ist gar nicht mal so schlecht, mit jemandem darüber zu reden“, waren seine ehrlichen Worte. Harry tat es dem Blonden dann gleich und nahm die Gabel in die Hand, stocherte jedoch in seinen Bratkartoffeln herum. „Trotzdem… Ich meine, dass dein Vater nach Askaban musste, das…“, doch der Slytherin unterbrach ihn, „Hör auf, Harry! Du bist nicht schuld an dem, was mein Vater getan hat, es ist die des-“, er sah sich etwas um, hier waren zu viele Menschen, „... Du weißt schon…“, meinte er dann, wollte hier nicht einfach dessen Namen nennen. „Er hat ihm immerhin den Auftrag gegeben, diese Prophezeiung zu holen. Ich bin nicht dumm, Harry, ich weiß wer hier der Gegner im Spiel ist und du bist es sicher nicht!“ Mit einiger Verwirrung sah Harry sein Gegenüber an. „Und was ist mit deinem Vater?“ – „Mein Vater war nie Todesser! Zumindest nicht aus Überzeugung! Er mag ein wenig Muggelfeindlich sein, aber was erwartest du? Seine Erziehung stammt aus einer Zeit, als Deutschland noch unser Feind war, meine Großeltern waren ziemlich aufs Reinblüterdasein getrimmt.“ Eine Gabel voll Reis verschwand in Dracos Mund, nach seiner Erklärung. Der Schwarzhaarige blinzelte etwas. Damit hatte er irgendwie nicht so recht gerechnet. „Dann,… soll das heißen, dass dein Dad…“ – „Für den Orden arbeitet, ja. Genau wie Snape, nur dass mein Vater von vornherein mit der Absicht der Spionage in den Ring der Todesser beigetreten ist. Alles, was er bis dato getan hat, diente nur dem Orden, oder nur auf geringste Weise dem Lord, um die Deckung zu wahren.“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen schob sich der Gryffindor eine Kartoffel zwischen die Zähne. Während er kaute, fragte er weiter. „Warum hat er das nie gesagt? Warum hat mir das generell nie irgendjemand gesagt? Bei Snape is´ es das Gleiche! Jahrelang hass´ ich den Kerl, dabei hilft er mir die ganze Zeit!“ Draco zuckte mit den Schultern. „So einfach ist das nicht, Harry. Mein Vater hat den Weg gewählt, weil er wusste, er muss dem Lord beitreten, sonst wäre unsere Familie in Gefahr. Wir haben in England weitaus mehr Einfluss als viele denken, würde ER uns einfach alle von der Bildfläche verschwinden lassen, weil wir diesen Einfluss nicht ihm zu gute kommen lassen wollen, wäre das eine Tragödie! Und hätte jemand gemerkt, dass er nur halbherzig hinter dem Lord steht, wäre es das Selbe gewesen. Er wollte uns beschützen mit dem, was er tut.“ – „Und was ist mit Professor Snape?“ Die grünen Augen blinzelten. „Severus kam aus Frust und Depression zu den Todessern. Der Lord hatte sein Talent fürs Brauen erkannt und ebenso, dass er sehr gut mit der schwarzen Magie umgehen kann. Er hat ihn mit falschen Versprechungen geködert, wohl auch irgendwas bezüglich deiner Mutter.“ Ja, das hatte Harry in den Erinnerungen damals sehen können. Dann war das also auch der Grund, warum er Dracos Vater damals so besorgt gesehen hatte. Er wusste, dass Snape einen Fehler machte, als er diesem dunklen Ring beitrat, dass es der falsche Weg war! „Naja“, sprach der Blonde dann weiter, sodass Harry ihn wieder ansah, „mein Vater und Severus sind sehr gute Freunde, das wird wohl auch ein Grund gewesen sein, warum Vater etwas kratzbürstig zu dir war. Er wusste auch, dass dein Vater… naja… Nicht besonders kameradschaftlich war. Vater nimmt es sehr ernst, seine Freunde und mich und Mutter zu beschützen!“ „Wieso wissen eigentlich alle mehr als ich?“ Etwas beleidigt verschränkte er die Arme vor der Brust. Der Grauäugige lächelte etwas und schob seinen leeren Teller von sich. „Ich weiß von der Sache mit deiner Mutter und deinem Vater auch nur deshalb, weil Severus ein Freund meines Vaters ist und ich oft im Zimmer gespielt habe, wenn er zu Besuch war. Eigentlich hab ich es also nur aufgeschnappt.“ Ein etwas missmutiges „Hm“, kam darauf hin vom Gryffindor und er stopfte sich seine letzten Kartoffeln in den Mund. Als sie gezahlt hatten, machten sie sich auf den Weg zurück nach Hogwarts. Inzwischen war es 17 Uhr geworden und schon relativ finster. Sie gingen gemächlich nebeneinander her, ehe Draco wieder das Wort erhob. „Weißt du“, sagte er und blickte nach vorn, „ich glaube, es hat noch einen Grund, warum du weniger weißt als alle anderen.“ Grüne Augen richteten sich fragend auf den Blondschopf. „Na, stell dir mal vor, du wüsstest, wie viel im Hintergrund alles gemacht wird, wie viele auf deiner Seite sind und auch WER auf deiner Seite steht. Würdest du dich einfach so mit Severus unterhalten, oder mit meinem Vater Kontakt haben, dann würde das der Lord irgendwann mitbekommen. Er denkt doch jetzt, dass du im Grunde nichts als ein eingeschüchterter Junge bist, dem kaum jemand hilft, weil niemand daran glaubt, dass Voldemort wieder da ist. Dementsprechend lasch ist auch seine Gegenoffensive. Er weiß nicht, wie viele Ordensmitglieder es wirklich gibt, er weiß nicht, dass seine Reihen längst durchwachsen sind von Spionen, die ihn, wo sie können, sabotieren!“ Das stimmte. Harry hatte sich das meiste, was er bisher wusste, selbst zusammengereimt oder durch Zufälle herausgefunden. Aber es kam ihm schon lange so vor, als würde er nur die Puzzleteile bekommen, die er gerade brauchte. Ein komplettes Bild hatte er somit noch lange nicht. Und er verstand jetzt, nach Dracos Erklärungen, warum das so war. Es war einfach zu gefährlich, nicht nur für ihn; hauptsächlich für andere. Snape war vielleicht ein guter Okklumentiker, der seinen Geist sogar vor dem Lord zu verschließen verstand, aber die meisten Anderen waren dem Tode geweiht, könnte er in ihnen lesen, dass sie Kontakt zu ihm hatten. Harry seufzte. Das war vielleicht alles kompliziert! Außerdem… „Ähm Draco?... Jetzt weiß ich doch, dass Snape und dein Vater auf meiner Seite sind…“ Er zog die Augenbraue zusammen. Aber der junge Malfoy winkte nur ab. „Schon, aber du weißt es von mir. Ich habe wenig mit den Todessern zu tun, ich werde genauso abgeschirmt wie du.“ Ein leichtes Lächeln legte sich um seine Lippen. „Du musst nur versprechen, keinem zu sagen, was du von mir weißt und weiter so zu tun, als würdest du dir Sorgen machen.“ – „Oh, ich MACHE mir Sorgen, Draco!“, meinte der Schwarzhaarige etwas brüskiert. Der Blonde lächelte jedoch nur und griff nach Harrys Hand, welcher sich nur wundern konnte, wieso sie bei diesen Temperaturen so angenehm warm war. „Ich weiß, Harry. Geht ja immerhin um dein Leben“ , sagte er ruhig. Eine Weile schwiegen sie, und hingen ihren Gedanken nach. „Sag mal, Draco“ - Angesprochener sah zu ihm; mittlerweile waren sie fast wieder vor den Toren der Schule - „Du hast gesagt, deine Familie hat mehr Einfluss auf England, als viele denken. Wie meinst du das?“ Grüne Augen lagen auf grauen. „Ähm… naja.“ Fast etwas verlegen krazte sich Draco an der Wange. „Weißt du, mein Vater sitzt auch im Parlament. Als Lord.“ Die Augen des jungen Potters wurden groß. „Dein Dad darf an der Gesetzgebung Englands mitmischen?“ Ein Nicken seitens Dracos. „Aber das ist nicht alles. Die Familie Malfoy…“, er räusperte sich und nuschelte dann irgendetwas, in einer Sprachgeschwindigkeit, die man dem gut erzogenen Jungen nicht zutrauen würde. Aber Harry hatte es durchaus verstanden und jetzt gingen ihm wirklich beinahe die Augen über. „Ihr seid mit dem Königshaus VERWANDT?! Heißt das, du kannst mal König von England werden?“ – „PSCHSCHSCHT! Verdammt! Brüll das nicht so rum!“, herrschte der Slytherin ihn an, hielt ihm sogar den Mund zu. Kurz wartete er, ehe er den anderen wieder los ließ und seufzte. „Und nein, ich kann nicht König werden! Das heißt… Schon, aber ich steh irgendwo an 500.000ster Stelle, was weiß ich, keine Ahnung! Auf jeden Fall müssten schon einige Leute tot umfallen, inklusive meinem Vater, ehe das mir zufallen würde.“ Harry grinste trotzdem. „König Draco, der Erste.“ Leise prustete er. „Das klingt scheiße!“ Draco verdrehte die Augen und knurrte: „Moar, DU klingst scheiße!“ Damit fiel das Tor zu und die beiden verschwanden im Schloss. Kapitel 9: Freier Fall ---------------------- Danke für die vielen, lieben Kommentare ^-^ Und danke Marik fürs Beta-lesen T3T *lüpphäääh* *mit Eiswagenglocke bimmel* ENS-LISTE! Wer will noch auf die ENS-LISTE? ~~~ Seine Hände zitterten so sehr, dass das Schriftstück in seinen Händen leise raschelte. Es war Samstag früh, morgen würde der 4. Advent sein und Montag daraug Heiligabend. Schnell war der Atem des Jungen, als er fassungslos wieder und wieder über die Zeilen las. Draußen hatte es immer noch nicht begonnen zu schneien. Seine grünen Augen wurden glasig, eine Hand hob sich und er drückte den Handrücken gegen seine Lippen, schluchzte leise. Und mit einem Mal rannte Harry! Er rannte hinaus aus seinem Schlafsaal, hinaus aus dem Gemeinschaftsraum, hinaus aus dem Gryffindorturm. Er rannte durch die ganze Schule, hinab in die Kerker. Er musste es jemandem erzählen! Doch nicht Dumbledore war es, dem er diese unglaubliche, unfassbare Botschaft überbringen wollte. Nein, er wollte zu Snape. Laut hämmerte er gegen die Tür des Mannes, der ihm in den letzten Tagen so viel beigebracht hatte. Nicht nur was die Zauberei anging, nein, Snape hatte ihm inzwischen sogar zugestanden, ihm einiges mehr über seine Mutter zu erzählen! Als endlich die Tür geöffnet wurde, sprang Harry dem älteren fast entgegen, wedelte mit dem Brief herum. „Professor! Sirius! Das ist ein Brief von Sirius! Er lebt! Professor Snape, er lebt!“ Jener musste den Jungen glatt an den Schultern festhalten, damit er nicht vor Aufregung um ihn herum hüpfte wie ein kleines Kind. Als der Langhaarige begriff, was sein Schüler da gesagt hatte, sah er ihn fassungslos und ungläubig an. „Was? Aber… Das ist unmöglich! Zeig mir den Brief!“ Kaum hatte er das Pergament entfaltet, wurde sein Gesicht etwas blass, während seine dunklen Augen über die Wörter flogen. Er gab den Brief an Harry zurück. „Wir gehen jetzt sofort zu Professor Dumbledore!“ Überglücklich, drückte der Junge den Brief an sich, während er den schnellen Schritten seines Lehrers nachstolperte. Was dort geschrieben stand, ließ für diesen Moment alle Müdigkeit, alle Erschöpfung von ihm abfallen. „Mein lieber Harry, sicher wirst du erschrocken und verwundert sein, diese Zeilen zu lesen. Ich war lange fort, doch nun habe ich endlich die Möglichkeit dir mitzuteilen, dass es mir gut geht. Aber allem vorran, dass ich lebe! Wie das möglich ist, weiß ich selbst nicht so genau, ich kann mich nicht an besonders viel erinnern. Ich weiß nur, dass ich irgendwann hier aufgewacht bin. Und mit hier meine ich in diesem Fall: Süd-Afrika! Ich weiß nicht, wie ich hierhergekommen bin, aber anscheinend hat der Eingeborenenstamm, bei dem ich gerade lebe, mich wohl gerettet. Es ist alles sehr kompliziert - zu kompliziert für diesen Brief! Ich war sehr lange außer Gefecht gesetzt, weshalb es so lange gedauert hat, ehe ich dir nun endlich eine Nachricht zukommen lassen kann. Harry, mein Junge, ich werde auf schnellstem Wege zurück nach England kommen! Wahrscheinlich bin ich schon fast bei dir, wenn dieser Brief eintrifft! Bitte sag auch den anderen Ordensmitgliedern Bescheid. In baldiger Wiedersehensfreude, Sirius Black“ Als nun auch der Direktor der Schule den Brief niederlegte, sah er den vor Freude überlaufenden Harry sanft an. „Das ist ganz eindeutig die Handschrift von Sirius Black“, nickte er bedächtig und Harrys Grinsen schien noch breiter zu werden. „Ich muss sofort Hermine und Ron schreiben!“ Lachend nickte der alte Mann und Harry war bereits aus seinem Büro gestürmt. Der Tränkemeister blickte ihm mürrisch nach. „Dann ist es also wirklich die Wahrheit?“, schnarrte er missgünstig. „Ja, so ist es wohl, Severus. Und ich bin froh, dass es so ist! Sirius ist nicht nur für den Jungen wichtig, es war ein großer Verlust für den Orden!“ Die leuchtend blauen Augen Dumbledores lagen auf seinem Kollegen, der immer noch die Tür anstarrte, aus der Harry verschwunden war. „Weißt du, Severus, ich hatte immer so ein Gefühl, dass dieser Torbogen im Ministerium eine tiefere Bedeutung hat. Er ist uralt und steckt voller Magie. Ich hoffe, Sirius wird uns einiges erzählen können.“ Snape schnaubte abfällig und verließ dann mit einem letzten Gruß ebenfalls das Büro. Albus sah ihn mit einem leichten Lächeln hinterher, nickte nur wissend. +++ Flatternd erhob sich Hedwig in das ewige Grau des Himmels und verschwomm bald mit den Farben, als sie in die Ferne verschwand. Glücklich seufzte Harry, wischte sich über die Augen. Er war so glücklich, dass er nicht aufhören konnte zu weinen. Schniefend ging er die Treppen des Eulenturms hinab, zurück ins warme Schloss. Dort sah er Draco, der gerade zusammen mit Blaise aus der Bibliothek kam und lief auf ihn zu. Als der Blonde ihn sah, machte er sofort ein besorgtes Gesicht, aber Harry strahlte ihn nur an. „Draco! Mein Pate! Mein Pate lebt noch!“, erzählte er ihm und hatte noch immer eine ganz zittrige Stimme. Der junge Malfoy blinzelte, musste diese Nachricht erst einordnen. Als er sie schließlich begriff, bekam er einen freudigen Glanz in den Augen. „Is nich dein Ernst!?“ – „Doch! Hier schau!“ Bereitwillig übergab Harry den Brief, der sogleich gelesen wurde. „Das ist unglaublich!“, staunte Draco. Plötzlich fiel Harry ihm um den Hals. „Ich hab gedacht, ich sehe ihn nie wieder!“, drang es tränenerstickt an Dracos Ohr. „Harry…“ Leicht überfordert blinzelte der Grauäugige. „Ich geh dann schon mal vor. Soll ich deine Tasche mitnehmen, Draco?“ Blaise hatte jene Tasche bereits geschultert und sah ihn abwartend an. Sein Gesichtsausdruck blieb neutral, fast gelangweilt. Er konnte nicht viel mit dem Gryffindor anfangen, weswegen es ihm egal war was hier passierte. „Ahm, ja, danke Blaise. Ich komme dann später nach.“ Mit einem stummen Nicken nahm der Slytherin das zur Kenntnis, wandte sich um und ging von dannen. Harry indes weinte noch immer an des Blonden Brust. „Komm, lass uns irgendwo hingehen, wo du dich beruhigen kannst“, sprach er ruhig, fasste den Schwarzhaarigen an den Schultern und ging mit ihm in den Innenhof. Auf einer der Steinbänke, auf welcher sie schon damals bei der Halloweenparty gesessen waren, ließen sie sich nieder. „Und der Brief ist wirklich echt?“ Draco überflog noch einmal die Zeilen. Harry nickte eifrig, wischte sich über die Augen und schniefte. „Professor Dumbledore hat gesagt, es ist ohne Zweifel seine Handschrift! Und ich bin mir auch ganz sicher!“ Lächelnd nahm er den Brief vom Blonden zurück und sah ihn an. „Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk überhaupt…“, flüsterte er. Dann aber musste er etwas lachen. „Oh Mann, ich flenn hier rum wie ein kleines Mädchen! Sorry, Draco!“ Abermals wischte er sich mit dem Ärmel übers Gesicht. Aber Angesprochener winkte nur ab. „Ach was! Du hast geglaubt er wäre tot, da ist das doch klar, dass du dich freust!“ – „Danke!“ Erneut spürte der Slytherin, wie sich die Arme des Jüngeren um ihn legten und er konnte nicht verhindern, dass sich eine leichte Röte von irgendwoher auf seinen Wangen niederließ. „Ob er wohl bald kommt?“ Als er wieder in die grünen Augen sah, die heller leuchteten als jemals vorher, lächelte er. „Natürlich, hat er doch geschrieben! Vielleicht ist er schon in England.“ Harry sprang auf. „Ich muss es unbedingt noch Remus schreiben! Er wird umkippen!“ - „Kipp du mal nicht um!“, schmunzelte Malfoy. Der Gryffindor grinste, verabschiedete sich noch von Draco und eilte dann noch einmal in den Eulenturm. Harry war so leicht ums Herz, dass er das Gefühl hatte, zu fliegen. Der Zurückgelassene sah ihm noch nach, als er längst außer Sichtweite war. Das Gefühl, welches ihm gerade ums Herz schwadete, ließ ihn irritiert und verwundert eine geraume Zeit einfach so sitzen, ehe er kurz den Kopf schüttelte und sich endlich erhob, um in die warme Halle zu kommen, wo Blaise bereits auf ihn wartete. +++ Montagmittag. Heute war Heiligabend. Ein wenig einsam kam er sich schon vor. Er war inzwischen der einzige Gryffindor, der noch da war. Zwei Ravenclaws aus der letzten Klasse, keiner mehr aus Hufflepuff und nur drei aus Slytherin waren außer ihm anwesend. Darunter Draco, der heute zu seiner Mutter nach Hause fuhr. Leise seufzte er. Draco war irgendwie seltsam seit Samstag. Immer, wenn sie miteinander redeten, starrte er ihn mit so einem nachdenklichen Gesichtsausdruck an und hörte kaum zu. Aber Draco war nicht der einzige, der sich komisch benahm. Auch Snape war abweisend zu ihm, gestern hatte er sogar den Extraunterricht ausfallen lassen. Wenn Harry es nicht besser wüsste, würde er sagen der Lehrer wirkte angefressen, ja irgendwie angesäuert. Aber wusste er es denn besser? Vielleicht war Snape wütend darüber, dass Tatze - immerhin einer derer, die ihm als Jugendlicher das Leben schwer gemacht hatten - doch noch lebte und wieder auftauchte. Dieser Gedanke behagte dem Jungen ganz und gar nicht. Er wollte nicht, dass die beiden wieder anfingen zu zanken und ihren Kleinkrieg fort führen würden. Abermals seufzte er und stocherte lustlos in seinem Mittagessen herum. Ein paar Bissen fanden noch den Weg in seinen Mund, ehe er endgültig die Gabel weglegte. Missmutig erhob er sich und ging aus der Halle. Vielleicht war ja inzwischen ein Brief von Remus angekommen. Doch als er seinen Schlafsaal kam, sah er gleich, dass keine Hedwig am Fensterbrett saß, kein Pig und auch nicht die Eule von Remus. Schwerfällig ließ sich der Schwarzhaarige auf sein Bett fallen und seufzte abermals. Das konnten ja tolle Weihnachten werden, er hätte doch mit Ron und Hermine mitfahren sollen. Murrend vergrub er das Gesicht im Kissen. Hoffentlich kam Sirius bald an. Sirius. Harry knautschte sein Kissen. Wie er sich freute! +++ Harry stand im Gang zu den Kerkern und wartete auf Draco. Der würde gleich abreisen und er wollte sich von ihm verabschieden. Er wartete nicht lange, da sah er den blonden Schopf die Treppen raufkommen. In Begleitung von Zabini. Dieser nahm Draco die Koffer ab und meinte er ginge schon mal vor, als er Harry sah. Etwas verwirrt sah Potter ihm nach. „Ich weiß nich, irgendwie glaub ich, er kann mich nich leiden.“ Draco lächelte nur und winkte ab. „Er kann generell mit wenigen etwas anfangen. Ist n Wunder, dass er mit mir befreundet ist.“ Harry nickte und sah wieder in die grauen Augen des anderen. „Dann fährst du wohl jetzt, was?“ Er konnte nicht verhindern etwas missmutig zu klingen. Dracos leichtes Schlucken bemerkte er nicht. „Ja, ich… kann meine Mutter ja nicht über Weihnachten alleine lassen. Tut mir leid, dass du dafür alleine bist.“ –„Ach, was!“, Harry winkte ab, „Sirius kommt bald!“ Fröhlich grinste er den Jungen vor sich an. Dann aber sah der Schwarzhaarige den jungen Malfoy musternd an. „Du machst das schon wieder!“, stellte er fest. Draco blinzelte. „Was machen?“ – „Du siehst mich so nachdenklich an. Das machst du ständig, seit Samstag. Ist irgendwas nicht in Ordnung?“ Harry lehnte sich mit verschränkten Armen gegen die Steinwand und sah den Slytherin auffordernd an. Er wollte eine Erklärung für dieses Verhalten. Wieder schluckte Draco, doch diesmal sah Harry es und zog die Augenbraue zusammen. „Was ist los?“, fragte er nochmal eindringlicher. Draco atmete tief ein, sah zur Seite, ehe er wieder in die grünen Augen sah und die Luft ausstieß. „Ich… denke über etwas nach, aber ich komme zu keinem Ergebnis. Etwas, von dem ich nicht weiß, ob ich es einfach machen kann, oder ob es alles nur schlimmer macht.“ Harry erkannte die Art und Weise, wie Draco um das Thema herumredete. Das machte er selbst immerhin oft genug, wenn er nicht sagen wollte, um was genau es eigentlich ging. Harry nickte. „Dann… vielleicht solltest du es dann einfach mal ausprobieren und sehen was passiert. Wenn es nicht gut ist, ist es für jemanden wie dich sicher nicht schwer, es wieder auszugleichen.“ Aufmunternd lächelte er den Blonden an, welcher den Blick fest auf ihn gerichtet hatte bei seinen Worten. „Wer nicht wagt, der nicht gewinnt, heißt es doch, oder?“ Plötzlich fand er sich zwischen Dracos abgestützten Händen wieder und schreckte etwas auf. „Vielleicht hast du Recht…“, sagte der Slytherin mit einem Raunen, das Harry vollkommen fremd war, das ihm jedoch zur selben Zeit leicht erschaudern ließ. Verwirrt sah er in die grauen Augen, die dunkler wirkten als sonst. „Draco?“ – „Scht…“ Und dann… Warme Lippen schmiegten sich gegen die seinen, eine ebenso warme Hand hatte sich an seine Wange gelegt, während er ganz still stand, erschrocken und verwirrt. Er konnte sehen, dass Dracos Augen nun geschlossen waren, während er nicht einmal blinzelte. Doch dann hörte er etwas in sich, das er lange nicht gehört hatte. Es war sein Herz. Sein Herz, das nicht so schnell und dröhnend schlug wie all die letzten, zehrenden Wochen. Es schlug ruhig. In sanftem Rhythmus. Wie angenehm. Langsam wollte auch Harry seine Augen schließen, da durchzuckten plötzlich Bilder seinen Geist. Zeitungsartikel, die ihn zerrupften. Mitschüler, die sich das Maul über ihn zerrissen. Hermine, wie sie ihn verständnislos zur Vernunft bringen wollte. Ron, wie er ihn genauso missgünstig ansah wie damals, beim Trimagischen Turnier, als alle dachten er hätte sich eingeschlichen. Alles weil er hier stand, einen Jungen küssend. Was würde nur sein Mentor sagen? Was würde wohl Snape sagen? Und Sirius? Plötzlich raste sein Herz wieder! Draco spürte einen harten Stoß gegen seine Brust, als Harry ihn mit aller Kraft fort stieß. Darüber erschrocken und vom Kuss leicht außer Atem, sah er auf Harry. Glatt stockte ihm der Atem, als er in das aufgelöste Gesicht blickte, in die panischen Augen. Er sah wie heftig Harry atmete, als würde er gleich zusammenbrechen. „Harry, es-“ Doch kaum hatte er das Wort erhoben, durchfuhr es den Angesprochenen wie ein Blitz und er wandte sich um, rannte so schnell er konnte fort. Ein gezischtes: „Scheiße!“, verließ Dracos Lippen, als er reagierte und dem verstörten Jungen nachlief. „Harry! Harry, bleib stehen, bitte!“, rief er ihm nach. Doch Harry rannte weiter, als ginge es um sein Leben. „Ich bin so ein Idiot!“, zog es durch Malfoys Gedanken. Durch die halbe Schule ging ihr Hetzen, als dann klar wurde, dass Harry zum Gryffindor Turm lief. Der Slytherin legte zu, denn wenn der Andere im Gemeinschaftsraum verschwandt, kam er nichtmehr hinterher, da das Gemälde ohne Passwort den Weg versperrte. „Harry! Jetzt lass es mich erklären!“, schrie er ihm weiter zu, betend, dass der andere doch stehen blieb. „Es tut mir leid! Warte doch!“ Doch nichts half! Der Schwarzhaarige rannte wie mit Scheuklappen die ersten Stufen des Turms hinauf. Nichts erreichte ihn, sein Kopf war voll dieser Bilder und Stimmengewirr und diesem lauten antreibenden Herz. Die sich bewegenden Treppen kamen in Sichtweite, Dracos gehetzter Atem stach ihn in die Brust. Wieder und wieder versuchte er den anderen zum Stehenbleiben zu bewegen. Harry rannte eine der Treppen hinauf, bekam nicht mit, wie sie sich zu drehen begann. In diesem Moment blieb Draco plötzlich stehen, als wäre er gegen eine Wand gelaufen. „Oh Gott, Harry, bleib stehn!“, konnte er sich selbst schreien, ja gar brüllen hören. Doch fast im selben Moment war die Treppe am oberen Absatz vorbei, Harry verfehlte den letzten Tritt und für einen kurzen Augenblick hörte man einen markerschütternden Schrei durch den Turm hallen, der abgelöst wurde von einem kurzen, dumpfen Prallen, als der schmale Körper auf einer darunterliegenden Treppe aufschlug und bewusstlos liegen blieb. Dracos geschockter Blick starrte auf das dünne Rinnsal Blut, das sich langsam von Harrys Hinterkopf ausbreitete. Kapitel 10: Pensieve -------------------- „Ich sage es ungern“, Madam Pomfrey sah Albus ernst an, „aber dass der Junge noch lebt ist ein Wunder! Er hätte sich auch das Genick brechen können! Oder einen Schädelbruch! Gebrochene Rippen, die in seine Lunge-“ – „Poppy“, wurde sie vom Schulleiter unterbrochen, „ich denke, wir wissen alle selbst, was hätte passieren können.“ Sein Blick glitt dabei zu Draco, der völlig fertig an Harrys Bett saß. Bei den Ausführungen der Ärztin war er immer wieder zusammen gezuckt. Jene seufzte und rieb sich mit den Fingerspitzen die Stirn. „Es tut mir leid, aber… Er wird wohl die ersten Tage wenn er aufwacht… nicht laufen können.“ Erschrocken riss Draco den Kopf zu ihr hoch; er war völlig bleich um die Nase. „Was? Wieso nicht?“, fragte er erschrocken. Eine Hand legte sich auf seine Schulter. Es war die von Professor Snape, der ernster dreinsah als sonst. „Durch den Sturz auf die Stufen… Ist sein Rücken verletzt worden. Zwei seiner Wirbel sind gebrochen, aber die heilen bereits durch den Trank.“ Ihr mitleidiger Blick lag auf dem schwarzhaarigen Jungen, der bewusstlos in dem weißen Bettzeug lag. „Aber unglücklicher Weise wurden dabei einige Nervenbahnen stark beschädigt. Bis das wieder in Ordnung ist, wird es etwas dauern. Wie lange kann ich allerdings nicht sagen. Wenn es länger als eine Woche dauert, muss ich ihn nach Sankt Mungos verlegen.“ Wieder seufzte sie schwer. „Wäre er ein gewöhnlicher Muggel… wäre er jetzt von der Hüfte ab Querschnittsgelähmt.“ Selbst Dumbledore schluckte schwer bei dieser Feststellung. Poppy verabschiedete sich und zog sich vorerst in ihre Räume zurück. Dumbledore sprach etwas abseits einige leise Worte mit Snape, blickte dabei immer wieder auf den blassen Draco, dem einfach nur noch schlecht war. Dann ging der Schulleiter. Als er fort war, drehte sich der Hauslehrer zu Draco um, sah ihn nichtssagend an und schritt auf ihn zu. Als er vor ihm stehen blieb, musste der Blonde zu ihm auf sehen. Eigentlich wäre er höflich vor seinem Professor aufgestanden, aber sein ganzer Körper zitterte. Hart schlucke er, wusste nicht was jetzt auf ihn zukam. Doch statt einer erwarteten Schelte, hörte er nur die ruhige Stimme seines Vertrauten seit Kindertagen. „Professor Dumbledore hält es für besser, wenn ich mit dir spreche. Draco, was ist passiert?“ Plötzlich musste der Langhaarige mit ansehen, wie sich die silbergrauen Augen seines Schützlings mit heißen Tränen füllten, wie er anfing zu hicksen und bitterlich weinte. Er vergrub sein Gesicht in den Händen, schluchzte laut. „Es ist alles meine Schuld!“, wimmerte er. Mit zusammengezogenen Augenbrauen ging Severus in die Knie, legte beruhigend die Hände auf Dracos Schultern. „Habt ihr gestritten?“, fragte er mit einer Ruhe, die anderen Schülern wahrscheinlich Angst gemacht hätte, weil sie sie nicht kannten. „Ja… Nein… Nein, nicht gestritten es… Ich hab ihn überfordert und erschreckt und er… er bekam plötzlich Panik und ist weggerannt! Ich bin ihm nach, aber er ist nicht stehen geblieben und… dann war da diese Treppe! Und plötzlich lag er da unten!“ Fest bohrten sich seine Fingernägel in seine Kopfhaut, als er die Finger seiner übers Gesicht gelegten Hände in sein blondes Haar grub. „Warum diese Panik?“ Severus war nach außen hin immer noch ruhig und durchdacht, doch innerlich konnte er kaum mit ansehen, wie sein Schützling sich selbst verletzte. Doch er wusste, er würde es jetzt nicht unterbinden können. Doch Draco schüttelte nur den Kopf, bebte vor Tränen. Er wollte nicht sagen, was passiert war, war er sich doch sicher, dass genau das der Grund für Harrys Flucht gewesen sein musste. Er hatte Angst, jemand könnte es erfahren. Für Harry wäre dieser Umstand momentan sogar noch weit schlimmer als für Draco selbst. Was hatte er sich nur dabei gedacht? Er war so ein Idiot! Lautloses Seufzen ertönte von Snape, als er sich wieder aufrichtete. „Ich werde dem Schulleiter mitteilen, was du mir erzählt hast… Bleib hier bei Harry. Vielleicht wacht er ja auf.“ Mit diesen Worten wandte er sich ab, und verließ die Krankenstation. +++ Spät nachts wurde der am Bettrand eingenickte Draco von unruhigem Wimmern geweckt. Schnell sah er auf, direkt in das verschwitzte Gesicht Harrys. So, wie er nun dalag, erkannte man sehr gut, wie ausgelaugt und erschöpft der junge Zauberer war. Die letzten Monate waren Gift für ihn gewesen. Draco seufzte schwer. Und er hatte es nur noch schlimmer gemacht! Ein weiteres Wimmern und unruhiges Zucken ließ den Blonden aus seinen Gedanken schrecken. „Harry?“ Vorsichtig legte er eine Hand an dessen Stirn und erschrak. „Er ist ja eiskalt!“, schoss es durch seine Gedanken. Hinter ihm raschelte es und er fuhr zusammen, wirbelte herum und blinzelte verwundert. Professor Snape rieb sich mit einer Hand die Augen, schien sich gerade aus dem Stuhl, auf dem er saß, aufgesetzt zu haben. Hatte er auch hier gesessen und war eingeschlafen? Es sah ganz danach aus. „Was ist mit ihm?“, hörte er das schläfrige und müde Brummen des Lehrers. Er klang etwas heiser, was dafür sprach, dass er wirklich hier gesessen und eingenickt war. „Er ist ganz kalt, Severus! Aber er schwitzt, als hätte er Fieber!“ Mit zusammengezogenen Augenbrauen trat der Langhaarige ans Bett und besah sich Harry, befühlte seine Stirn. „Das ist beunruhigend… Vielleicht aber nur Nebenwirkungen eines der Medikamente, sowas kann vorkommen", murmelte er, wollte Draco – aber auch irgendwie sich selbst – damit beruhigen. Doch der junge Malfoy sah weiter besorgt auf das blasse Gesicht, über dessen Lippen erneut leises Wimmern kam. „Was hast du denn?“, flüsterte der Slytherin dem Jungen leise zu, legte seine Hand auf die des Anderen. Er und Snape hörten, wie die Tür zur Krankenstation auf ging und wieder geschlossen wurde. Sie sahen sich um und erkannten den Schulleiter. „Er träumt…“, entließ dieser die nur leise gesprochenen Worte in den Raum. Langsam trat er näher und im gedimmten Licht der beiden Kerzen, die links und rechts zu Harrys Bett standen, kam nun auch ein zweiter Schatten hervor. Severus Blick wurde düster, während Draco überrascht blinzelte. Doch der, den sie sahen, achtete nicht auf die beiden, sondern eilte schnell zu seinem Paten. Sirius Black war wieder da. „Harry, mein Junge…“, flüsterte er, streichelte durch das schweißnasse Haar. Erst dann blickte er um sich, sah die beiden Slytherin an und richtete sich auf. Severus legte wie für ihn üblich die Fingerspitzen aneinander und sah sein Gegenüber missgünstig an. „Black…“, meinte er nur als schwachen Gruß. Jenem zuckte eine Art Lächeln über den Mundwinkel. „Snape…“, erwiderte er ebenso lustlos. Dann aber fiel sein Blick auf den Blonden und er bekam ein wütendes Funkeln. „Und du? Balg eines Todessers! Was hast du angerichtet? Er hätte sterben können, du -“ – „Sirius!“, ermahnte ihn die Stimme Dumbledores. „Draco ist sich wohl darüber im Klaren, was hätte passieren können und ist bestürzt genug darüber! Es ist nicht nötig, dass du ihn noch mehr Schuldgefühle einredest! Das Ganze war ein schlimmer Unfall, der nicht hätte passieren müssen. Doch Harry liegt nun hier und ist schwer verletzt, wir sollten an seinem Krankenbett nicht in Streitereien und Anschuldigungen verfallen!“ Trotz dessen, dass der Rektor ihn in Schutz nahm, stiegen ihm wieder die Tränen in die Augen. Harry hätte jetzt tot sein können, wegen seiner Dummheit! Laut schniefte er. Ohne ein Wort zu sagen legte Severus seinen Arm um die Schultern des Jungen und zog ihn schlicht an seine Seite. Dann sah er zu Albus. „Sie sagten, er träumt", lenkte er ein anderes Thema ein. Der Angesprochene nickte, sah besorgt zu dem Jungen hinab, der immer wieder zuckte. „Ja, er träumt. Und es sind wohl keine angenehmen Träume.“ Harrys Pate beugte sich wieder über den Jungen und tupfte ihm mit einem Tuch, das auf dem Nachttisch lag, sachte die Stirn ab. „Träumt er etwa von Voldemort?“, fragte er besorgt. Doch der Älteste im Bunde schüttelte nur sacht den Kopf. „Ich weiß es nicht", war die ruhige und wahrheitsgemäße Antwort. „Können wir ihm nicht helfen?“, kam es da erstickt von Draco. Professor Snape runzelte die Stirn. „Dazu müssten wir wissen, was er träumt. Aber er schläft ja nicht einfach nur, er liegt in einem komatösen Zustand. Ich habe schon früher festgestellt, dass seine geistige Barriere in einem solchen Zustand immens ist! Nicht einmal ich habe die Möglichkeit, in ihm zu lesen.“ Sirius schnaubte. „War ja klar, dass deine ach so tollen Fähigkeiten genauso nutzlos sind, wenn man sie braucht, wie alles andere!“ Snape verschränkte die Arme und sah ihn stechend an. „Das muss ich mir nicht sagen lassen von einem räudigen Köter, der wegen seiner eigenen Dummheit alles ruiniert hat!“, keifte er zurück. Gerade als Black wieder anfangen wollte, ging Dumbledore abermals dazwischen. „Nun hört doch endlich auf! Was im Ministerium passiert ist, hat niemand vorhersehen können, es hat keinen Sinn, dass ihr euch streitet! Harry ist jetzt viel wichtiger!“ Draco stand auf und sah die beiden finster an. „Das finde ich auch! Euren Kleinkrieg könnt ihr später austragen!“ Er stellte sich neben Albus und sah ihn fest an. „Wie können wir ihm helfen?“ - „Nun,“ der Schulleiter blickte lächelnd zu ihm, „eine Möglichkeit gibt es, die wir versuchen könnten… Dazu müssen wir allerdings in mein Büro. Sirius, wärst du so freundlich?“ Der Angesprochene nickte, wenn auch noch etwas verwirrt. Er hob Harry auf die Arme, achtete darauf, dass er ihn sicher hatte und ging dann dem bereits aus der Krankenstation huschenden Direktor nach. Severus und Draco warfen sich fragende Blicke zu, ehe auch sie schnell zu den Anderen aufschlossen. +++ In Professor Dumbledores Büro angekommen, stellte Sirius nun die Frage, die der Alte bei allen aufkommen hatte lassen. „Was werden wir jetzt tun?“ Besorgt und mitleidig sah er in das Gesicht seines Paten. Doch der alte Magier antwortete nicht, holte stattdessen sein Denkarium hervor. „Bringt ihn hier herüber!“, gab er die Anweisung. Die drei sahen sich kurz fragend an, ehe Tatze mit Harry näher schritt. Albus sprach leise einen Vergrößerungszauber auf das Bassin des Denkariums, welches nun so groß wurde wie eine runde Badewanne. „Leg ihn dort hinein…“, sprach der Alte, doch Sirius klammerte sich an Harry. Snape nahm ihm die Frage, die er gerade stellen, wollte ab: „Was haben Sie vor, Albus?“ Der Schulleiter lächelte. „Harrys Gedanken sind fest in ihm verankert. Wie eine Erinnerung in einem Tiegel. Mit dem richtigen Zauber können wir sie hier im Denkarium einfach öffnen.“, erklärte er ruhig. Doch Draco verzog die Augenbraue. „Wird er nicht… ertrinken?“ Seine grauen Augen richteten sich auf das Wasserbassin. „Mein Junge,“ Dumbledore sah ihn etwas amüsiert an. „Bin ich denn je ertrunken, wenn ich meine Gedanken betrachtet habe?“ Draco blinzelte. Natürlich, man musste ja das Gesicht in dieses Wasser tauchen, um die Gedanken zu sehen! Er biss sich auf die Unterlippe. So eine dumme Frage, die er da gestellt hatte… „Sirius, wärst du dann so freundlich?“ Schnell waren alle wieder beim Geschehen. Langsam und vorsichtig legte Sirius seinen Neffen auf dem Wasser ab. Kurz schien er auf der Oberfläche liegen zu bleiben, doch bald darauf schien es, als würde er hinab schweben. Keine Welle, kein Luftbläschen regte sich, als Harry einfach unter die Wasseroberfläche gezogen wurde. Sein Haar und das einfache weiße Krankenhausgewand waberten sachte, als würde Harry schlicht in einem leichten Wind stehen. Stumm wirkte Dumbledore einen Zauber und kurz darauf war Harry von nebelartigen, leuchtenden Streifen umgeben, die sich um seinen Körper zogen; diese seine Gedanken. Der Direktor winkte die anderen näher. Er nickte ihnen allen zu und sie legten ihre Gesichter auf das Wasser. Nur Draco war kurz gefesselt vom Anblick des Schwarzhaarigen. Dann tauchte aber auch er ein, in die Gedanken von Harry Potter. Kapitel 11: Childhood --------------------- Als sie ihre Augen öffneten, fanden sie sich in einem Raum wieder. Offensichtlich ein Wohnzimmer. Es traf nicht unbedingt den Geschmack der Anwesenden, doch man konnte es auch nicht als ungemütlich bezeichnen. Es war wohl bereits spät, denn wenn man aus den Fenstern sah, war alles dunkel und in der näheren Umgebung waren die Lichter angeschaltet. Der Fernseher lief, und davor saßen Vernon und Petunia Dursley. Die Frau hatte ein kleines Baby auf dem Arm, dass gierig aus seiner Flasche trank. Wenn man genauer hinsah, konnte man schon jetzt die Ähnlichkeit zu Vernon ausmachen. Das war dann wohl Dudley. Die Nachrichten begannen gerade und das Datum wurde bekannt gegeben. Professor Dumbledore strich sich über den Bart. „Das ist etwa zwei Wochen nachdem ich Harry hier her gebracht habe…“, murmelte er nachdenklich. „Dann ist er ja noch ein Baby", warf Sirius ein. „An Dinge, die so weit zurück liegen, kann er sich erinnern?“ – „Das Unterbewusstsein erinnert sich an dein gesamtes Leben, auch wenn man diese Erinnerungen nicht mehr aufrufen kann“, gab der Alte als Antwort. Suchend blickte er sich im Raum um. „Hier drüben“, kam es da von Draco. Er stand vor einem Kinderbettchen. Es sah gebraucht aus, denn es war mit Aufklebern übersät, von denen einige zur Hälfte wieder abgerissen worden waren und hatte schon mehrere Gebrauchsspuren, wie Kratzer in der Holzlackierung und Dellen. Darin lag ein kleines Bündel unter seinem Deckchen und schaute in die Welt um sich herum. Es hatte schwarze Haare und eine bekannte Narbe auf der Stirn. Harry lag da, strampelte ein wenig und nuckelte fest an seinem Daumen, machte einen unleidigen Eindruck dabei. Und während die Anwesenden noch den kleinen Jungen begutachteten, ging mit einem mal der Fernseher aus, die Lichter wurden gelöscht und man hörte Schritte, die wohl über eine Treppe nach oben führten. „Nehmen die ihn denn gar nicht mit? Und was ist mit füttern?“ Black zog die Augenbraue zusammen. Draco sah fragend zu Severus, der genauso dreinsah wie der Animagus. Der Professor bemerkte diesen Blick und sah zu dem Blonden. „Harry hat offensichtlich Hunger… Außerdem sollten Eltern ihre Kinder nicht alleine im Wohnzimmer lassen.“ – „Zja, das da sind aber nicht Harrys Eltern.“ Sirius knirschte mit den Zähnen. Die vier wandten sich um, als der kleine Harry leise anfing zu wimmern, und schließlich laut weinte. Er strampelte und wandte den Kopf, die verweinten Augen sahen sich im dunklen Zimmer um, doch da war niemand mehr. Er schrie noch lauter, doch es kam niemand. So wurde das Weinen wieder zu einem Wimmern, leisem Hicksen und Schniefen. Sirius ballte die Hände zu Fäusten. „Diese miesen…!“, zischte er leise. +++ Doch da änderte sich auf einmal ihre Umgebung. Es war Spätsommer, die Sonne stand bereits relativ tief. Sie standen auf der Straße, die Dumbledore und Black als die Straße des Ligusterwegs erkannten. Auf der anderen Straßenseite waren einige Kinder, vielleicht zwischen fünf und acht Jahren. Sie hatten eine Kuhle in die Erde gegraben und versuchten, diese mit Murmeln zu treffen. Als sie neben sich sahen, stand dort ein kleiner Junge von etwa vier oder fünf Jahren. An den Haaren und der Narbe erkannten sie Harry. Die Kleidung, die er an hatte, war ihm viel zu groß und hing mehr an ihm, als dass er sie trug. Er hatte ein paar Schrammen im Gesicht und einige Kratzer an den Armen. Er wirkte klein und schmal. Er stand etwas versteckt hinter einem Buchsbusch und sah den anderen Kindern beim Spielen zu. Eine ganze Weile stand er einfach nur da, ehe er tief einatmete und langsam zu den anderen Kindern ging. „Hallo“, sagte er schüchtern und spielte mit dem Saum seines T-Shirts. Die anderen Kinder sahen ihn komisch an, die größeren verzogen etwas das Gesicht. „Das ist doch der Junge von Nummer vier…“, hörte man einen Buben tuscheln. „Ja… sein Cousin sagt, er ist komisch", erklang die leise Antwort eines Mädchens. „Kommt, wir spielen lieber wo anders.“ Der Junge, der das gesagt hatte, packte eifrig all seine Murmeln in ein Säckchen. Sie sahen Harry seltsam an, als sie sich umdrehten und gingen. Harry sah ihnen hinterher und dann niedergeschlagen zu Boden. Er blinzelte, als ihm von dort etwas entgegen glitzerte und er ging in die Knie, grub ein wenig in der Kuhle und fand zwei Murmeln. Eine in grün, die andere blau. Staunend hob er sie auf, wischte den Dreck fort und hielt sie gegen die Sonne. Harry war fasziniert von dem Farbenspiel. Er sah sich nochmal nach den anderen Kindern um, doch diese waren bereits nichtmehr zu sehen. Sein Blick fiel wieder auf die gläsernen Kugeln. Nachdenklich sah er sie an. „Was macht er da?“, fragte Draco eher sich selbst als jemand anderen, bekam dennoch Antwort. „Er überlegt, ob er sie behalten soll…“ Snapes Gesichtsausdruck wirkte verschlossen. Er wusste wie es Harry ergangen war, seine Kindheit war ziemlich ähnlich gewesen. Schließlich kam Harry zu einer Entscheidung und er steckte die Murmeln tief in seine Hosentasche. +++ Einige Erinnerungen flogen an ihnen vorbei. Harry fand auf dem Spielplatz einen Teddybären. Er war ein wenig zerschlissen, eine Naht war geplatzt und eins seiner Augen fehlte. Mitten in der Nacht sah man, wie Harry den Bären im Badezimmer wusch, sich das Nähzeug seiner Tante stibitzte und ihn reparierte. Als Auge bekam er einen schwarzen Knopf. Harry saß auf dem Boden in dem Wandschrank, der sein Zimmer darstellte, und löste dort eine der Dielen vom Boden. Heraus nahm er eine kleine Keksdose und öffnete sie. Zum Vorschein kamen aber keine Kekse, sondern Spielzeug. Darunter befanden sich die beiden Murmeln. Auch der Teddy lag unterhalb der Dielen. In der Dose waren noch ein kleines Auto, dem ein Rad fehlte, eine gelbe Plastiktrillerpfeife, ein dunkelblauer Springball, viele kleine Federn und ein paar Aufkleber von Fußballspielern und Dinosauriern. Als Harry sich seinen Schatz betrachtete, konnten die vier Anwesenden zum ersten Mal in diesen Erinnerungen sehen, dass der Junge vor ihnen lächelte wie ein richtiges Kind. Die Erinnerung verschwamm bereits, als man schwere Schritte hörte und noch sah, wie Harry hastig seine Dose wieder versteckte. +++ Sie standen vor einer Schule. Es läutete und eine Horde Grundschüler stürmte aus dem Gebäude auf den Pausenhof, darunter auch Harry, der jetzt etwa acht Jahre alt war. Allerdings schien Harry nicht so schnell zu laufen, weil er sich auf die Pause freute. Eher im Gegenteil, denn hinter ihm rannten Dudley und drei andere Jungen, die nicht aussahen, als wollten sie mit ihm das Pausenbrot teilen. Und wie es kommen musste, trugen ihn seine kurzen Beine nicht schnell genug weg von der Gefahr. Sie erwischten ihn am Kragen, drehten ihn herum und drückten ihn gegen die Wand der Hofmauer. „Na, Harry? Biste jetzt bei den Brillenschlangen Mitglied?“, höhnte einer der Jungen. Ehe Harry sich noch hätte wehren können, wurde er herum geschubst, an den Haaren gezogen und verspottet. Fest kniff er die Augen zusammen, wünschte sich dabei, es würde aufhören. Und plötzlich: Ein schimmerndes Licht umfing ihn, welches anschließend von ihm ausging wie eine Kugel und die Peiniger fortstieß. Erschrocken fielen diese zu Boden, starrten den zierlichen Jungen an, der am seinerseits ebenfalls am Boden kauerte und verwirrt umblickte. Stotternd erhoben sich die anderen, „U-Ungeheuer! Was hast du gemacht?“ Dudley richtete sich auf „Das erzähl ich Dad! Dann kriegst du riesen Ärger! Ungeheuer!“ – „Du Ungeheuer!“ Sie rannten davon. Die vier Zuschauer waren mitgenommen von dem, was sie sahen. „War das etwa-?“ – „Ja, das war ein Patronus-Zauber“, antwortete Dumbledore auf Sirius unbeendete Frage. „Und für sein Alter und ohne Stab sogar schon ein beträchtlicher…“, nickte er, ehrlich erstaunt. +++ Wieder standen sie im Wohnzimmer der Dursleys. Vor ihnen erhob sich ein großer, nahezu kitschig geschmückter Weihnachtsbaum. Alles im Raum glitzerte, war von Kerzen erleuchtet und dekoriert. Vernon und Petunia saßen auf dem Sofa und sahen begeistert zu, wie ihr „Dudy-Schatz“ seinen Paketstapel abarbeitete und eines nach dem anderen aufriss, um jedes Mal aufs Neue in Gekreische und Jubelstürme auszubrechen. Harry war nirgends zu sehen, als sich die vier Erinnerungs-Gäste umsahen. Doch dort, hinter der Wohnzimmertür versteckt, stand er, barfuß auf dem kalten Fliesenboden des Flurs, nur mit einem viel zu großen Schlafanzug bekleidet. Große, grüne Augen sahen dem fröhlichen Treiben der anderen zu, als wäre das Geschehen ganz weit fort, unerreichbar für ihn. +++ All diese Erinnerungen an Harrys Kindheit kamen den Zuschauern unglaublich kalt und leblos vor. „Dass Harry unter diesen Umständen überhaupt ein sozial kompetenter Mensch geworden ist, grenzt an ein Wunder“, kam es schnarrend von Snape. Er kannte Petunia von früher, doch dass aus ihr eine solch lieblose Frau geworden war, hätte er nicht gedacht. Dumbledore wirkte traurig, als er seine Zustimmung kund tat. „In der Tat… Auf dem Jungen liegt von Geburt an eine schwere Last. Und so sehr er heute auch Freunde gefunden haben mag… Er trägt sie trotz allem immer noch allein.“ Sirius ballte die Hände zu Fäusten. „Hast du denn das alles gar nicht gewusst, Albus? Wie konntest du ihn bei solchen Leuten lassen? Blutschutz hin oder her, wenn er nicht so stark gewesen wäre, wäre er doch jetzt psychisch total am Ende! Ein Kind geht doch kaputt, wenn es so behandelt wird! Allein dieser Wandschrank, in den sie ihn jahrelang gesperrt haben!“ Fast hätte man denken können, dass alles, was der Animagus von sich gab, ebenso aggressiv gebellt war, als wäre er in seiner Hundeform. Albus seufzte schwer, seine Miene war leidend. „Natürlich wusste ich, dass sein Zimmer ein Wandschrank ist und dass diese Leute nicht gut zu ihm sind. Aber Sirius, wo hätte ich ihn denn verstecken sollen? Es war wichtig, dass er, egal was passiert, durch den Blutschutz unsichtbar für alles Böse ist. Der Lord hätte ihn sonst überall gefunden. Nicht einmal Hogwarts wäre sicher gewesen!“ Black schluckte. Er wusste, der Alte hatte recht, doch diese seelischen Grausamkeiten, die sein eigener Neffe erfahren musste, machten ihn wütend. Am liebsten würde er losziehen und diesen erbärmlichen Muggel die Kehle durchbeißen! Den Ruf als Massenmörder verlor er dadurch ja sicherlich nicht! Aber auch Snape zog die Augenbrauen zusammen. Die ersten zwei Wochen nach dem Tod seiner Eltern war Harry bei Hagrid gewesen. In der Schule konnten sie ein Baby schlecht unterbringen. Das wäre irgendwann nach außen gedrungen, insofern hätte Hogwarts sicherlich keinen sicherer Ort dargestellt. Er war in dieser Zeit oft bei dem Jungen gewesen. Als er klein war, war es nicht James gewesen, dem er ähnlich sah, sondern er war Lily wie aus dem Gesicht geschnitten. Erst als die weichen Kleinkinderzüge verschwanden, kam die Ähnlichkeit zu James durch. Kurze Zeit war er damals versucht gewesen, dem Direktor die Bitte vorzutragen, sich selbst um den Jungen kümmern zu dürfen. Doch er wusste damals schon, dass das eine dumme Idee gewesen wäre. Dracos Stimme riss alle aus ihren Gedanken. „Wer ist das da?“ Er deutete auf eine Rothaarige Frau, auf deren Schoß Harrys Kopf gebettet lag. Erst jetzt erkannten alle, dass sie sich in einer weiteren Erinnerung befanden. Jedoch fühlte es sich komplett anders an als zuvor. Es war wärmer, heller und friedlicher. „Das ist…“ – „Lily", endete Severus den erstaunten Satz von Black. Dracos Erstaunen war nicht minder. Das war also Harrys Mutter? „Sie ist schön…“, murmelte er leise. „Wunderschön…“ Draco sah zu seinem Lehrer auf, als er dessen geflüstertes Wort hörte. Er konnte nicht sagen, was sich gerade alles in Snapes Blick wiederspiegelte. „Kannst du wieder nicht schlafen, mein Schatz?“ Hell und klar ertönte die Stimme Harrys Mutter. Müde nickte dieser und lächelte leicht, als sie über seine Wange streichelte. Sanft und ruhig erhob sie ihre Stimme und sang ein altes Schlaflied. Verwundert lauschten alle dieser Melodie. „Was ist das für eine Sprache?“, kam es abermals von Draco. Dumbledore lächelte. „Das ist die Sprache der Löwen.“ – „Die Sprache der Löwen?“ Der Blonde blinzelte. „Fabelwesen, mein Junge. Tierische Geschöpfe, die den Menschen ihre Sprache offenbarten. Sie können so sprechen wie wir, und doch hat jede Rasse auch ihre ganz eigene Sprache. Ich erinnere mich, dass die junge Miss Evans sich immer sehr dafür interessiert hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass sie einige Fabelsprachen beherrschte.“ – „Und warum ausgerechnet ... Löwisch?“ Draco hob eine Augenbraue. Er hatte natürlich schon von Fabelwesen gehört, aber auch, dass sie sehr selten geworden waren. Die Tiere sprachen nichtmehr oft mit den Menschen. „Nun“, Dumbledore schmunzelte. „Sie ist eine Gryffindor, oder nicht?“ +++ Langsam erlosch die Erinnerung, das Lied klang verschwommener, die Töne schienen weit entfernt und als sie auftauchten aus den Erinnerungen war ihnen, als wären sie weit fort gewesen. Still holten sie Harry aus dem Wasser heraus. Kein Tropfen hing an seiner Haut, er war völlig trocken. Sie trugen ihn zurück in sein Bett auf der Krankenstation, standen schweigend eine Weile davor und sahen auf den nun ruhiger schlafenden Jungen. „Eigentlich ist er das doch schon, oder?“ Fragend blickten alle den Blonden an. „Psychisch kaputt… meine ich. Er hält doch all dem, was passiert, kaum stand, er kann sich nicht gehen lassen. Egal, was er tut, er muss immer Angst haben, dass es am nächsten Tag in irgendeinem Schmierblatt als Aufmacher steht.“ Er legte seine Hand auf die von Harry. Er spürte tiefste Bewunderung für den jungen Zauberer, der trotz allem immer versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, stark zu bleiben und wenn es nur war, um allen anderen die Sorgen leichter zu machen. Draußen dämmerte langsam der Morgen. Kapitel 12: African Story ------------------------- Die Sonne erhellte bereits in der Mittagslage das Krankenzimmer. Alles war ruhig, niemand außer Harry war im Moment hier. Und eben jener öffnete langsam die Augen, blinzelte kurz und sah sich um. Müde drehte er den Kopf. „Krankenstation…“, ging es durch seinen Kopf. Warum war er hier? Langsam kamen die Erinnerungen wieder. Da war Draco… Und dann… Der Kuss! Harry schreckte hoch, als ihn die Erkenntnis einholte, doch im selben Moment schrie er gepeinigt auf, krümmte den Rücken und fasste an die schmerzende Stelle, ließ sich schnell zurücksinken. Er glaubte, ein Messer würde ihm in den Rücken gerammt! Von diesem Schrei aufgescheucht kam Madam Pomfrey keine Sekunde später und eilte sofort auf ihn zu. Mit ein paar versierten Griffen sorgte sie dafür, dass Harry wieder gerade lag und einen Trank gegen die Schmerzen später, den der Junge mit einem Zug herunter gekippt hatte, lag er wieder ruhig da, nur noch etwas schwer atmend. Die Krankenschwester lächelte ihn beruhigend an. „Du darfst noch nicht aufstehen, Harry… Und keine hastigen Bewegungen!“, war ihr mütterlicher Ton. Harry nickte nur und sah sie an. Leicht zog er die Stirn kraus. „Madam Pomfrey… Ich- ich kann meine Beine nicht spüren… Warum kann ich-“, doch Poppy legte ihm nur beruhigend die Hand auf die Schulter, auch wenn ihr Gesichtsausdruck bedrückt aussah. „Bei dem Sturz auf die Treppe wurde dein Rücken verletzt… Es wird noch etwas dauern bis das wieder in Ordnung ist, aber danach wird alles wieder in Ordnung sein, das verspreche ich dir.“ Zumindest hoffte sie das. Aber sie wollte den Jungen nicht ängstigen, indem sie davon sprach, dass es nicht sicher war ob alles so ablaufen würde, wie es sollte. Stattdessen schüttelte sie etwas Harrys Kissen auf, während sie ihn fragte ob er etwas essen wolle. „Ich hab keinen Appetit“, antwortete Harry etwas kleinlaut. Er wusste, er sollte eigentlich etwas essen, aber ihm war nach der ganzen Sache einfach nicht danach. Die Heilerin lächelte ihn an. „Vielleicht brauchst du nur die richtige Gesellschaft zum Essen. Ich kenne da jemanden, der sicher gern mit dir essen wird!“ Der Schwarzhaarige blinzelte verwirrt, ehe sein Gesicht sich erhellte. „Siriu-“ – „Liegen bleiben!“ Er wurde zurück gedrückt, als er sich vor Freude bereits wieder aufsetzen wollte. „Ist er da? Ist er endlich da?“, fragte er aufgeregt. Madam Pomfrey konnte nur lächelnd nicken. „Er wird gleich bei dir sein. Ich werde ihn holen.“ Kurz drückte sie Harrys Schulter, ehe sie sich lächelnd abwandte und die Krankenstation verließ. Harry war aufgeregt und gespannt. Ob er sich wohl verändert hatte? Und was war damals nur passiert? Er wollte alles wissen! Endlich, nach schier einer halben Ewigkeit – die gerade einmal aus einer halben Stunde bestand, ging die Tür zum Krankenflügel wieder auf und herein kam ein mit einem Tablett beladener Sirius Black. Harrys Gesicht erhellte sich, pures Glück durchströmte ihn. Sirius setzte das Tablett auf dem Nachttisch ab und erwiderte das strahlende Lächeln. Dann fielen sie einander in die Arme und nun war sich Harry sicher, dass das alles kein Traum war. „Sirius! Ich hab dich so vermisst!“, schniefte er leise. Sein Pate lächelte. „Ich weiß… Es tut mir leid…“ Er setzte sich auf den Stuhl der neben dem Bett stand und reichte Harry einen reich beladenen Teller mit Hühnersuppe. Harry nahm ihn artig entgegen und sah hinein. „Wie… wie hast du überlebt?“ Sirius gab ein amüsiertes Schnauben von sich. „Das ist eine lange Geschichte…“ Sein Neffe schmunzelte. „Ich hab sowieso nichts vor.“ Er nahm einen ersten Löffel seiner Suppe. War gar nicht so schlecht! So aß er weiter während Black sich auf sein Bett stützte, einen Apfel nahm und erst mal hinein biss, ehe er dem Jungen schließlich zu erzählen begann. +++ Zaubereiministerium. Die Kinder waren eingekesselt von den Todessern. Lucius Malfoy verlangte nach der Prophezeiung, als plötzlich der Orden erschien! Harry und Sirius kämpften Seite an Seite. Bellatrix Lestrange tauchte auf, nutzte ihre Chance und sprach einen Fluch. Ein roter Lichtblitz traf Sirius. Doch es war nicht der Todesfluch gewesen! Ein Schock-Zauber, stark genug um zu töten, doch Sirius fiel in den Nebel des geheimnisvollen Torbogens. Um ihn herum hörte er Stimmengewirr, wabernde Gestallten flatterten um ihn herum. Er schien zu schweben, ließ sich einlullen von dem Gewisper und schloss die Augen. Er war wohl tot. Leise Stimmen, in einer Sprache, die er nicht verstand, der Geruch von verkohltem Holz und die Geräusche von klapperndem Ton ließen ihn langsam wach werden. Verwirrt öffnete er langsam die Augen; über sich sah er getrocknete Blätter, aus denen das Dach der Hütte, in der er sich befand, war. Er wand den Kopf zur Seite, erkannte dort eine Feuerstelle und eine Frau, die an jener wohl kochte. Mit einem Mal bemerkte er was für dröhnende Kopfschmerzen er hatte und fasste sich leise ächzend an die Stirn. Dies jedoch schreckte die Frau auf, die prompt die Schüssel fallen ließ, ihn ansah und dann laut rufend aus der Hüte rannte. Sirius war das egal! Wie war er hierhergekommen? Und wo war HIER eigentlich? Mit Sicherheit nicht mehr England, das konnte er sagen. Keuchend setze er sich auf, musste sich dabei schwer abstützen. Die Hütte war schlicht, aus einfachem Holz, neben ihm war die Feuerstelle. Er lag auf einer dünnen Matte und hatte ein Laken als Decke. In einem kleinen, alt wirkendem Regal, von dem der weiße Lack schon lange blätterte, standen Tonschüsseln und zwei verbeulte Kannen aus Metall. Viel mehr befand sich hier nicht. Ihm schräg gegenüber war ein Durchgang, der zu einem anderen Zimmer führte und geradeaus konnte er nach draußen sehen. Und von dort kamen gerade die Frau und ein Mann auf ihn zu. Der Fremde war in roten Stoff gehüllt, trug Schmuck aus Zähnen und Knochen, außerdem Sandalen, die schon zerschlissen wirkten, aber noch gut waren. Eben jener setzte sich nun genau vor ihn hin und betrachtete ihn einige Zeit lang still. Sirius erwiderte den Blick mit Unbehagen und Misstrauen. Umso mehr erschreckte es ihn, als sein Gegenüber plötzlich in bestem Englisch anfing mit ihm zu sprechen! „Es freut uns sehr, dass du wieder erwacht bist, Magier.“ Sirius blinzelte. „Woher wissen Sie, dass ich zaubern kann? Und wer ist „uns“? Und wo bin ich und wie bin ich hergekommen?“ Der Fremde lächelte und nickte nur bei Sirius Fragenschwall. Doch er antwortete ihm auf jede einzelne Frage. „Mir und meinem Stamm wurde vorhergesagt, dass ein Lebender unter den Toten erscheinen würde, der Magie mächtig und dass er uns helfen würde, unseren Schamanen zu finden. Wir sind das Volk der Lewe und du befinest dich in unserem Dorf. Wir liegen etwa 200 Meilen Nord-östlich von Kapstadt entfernt und gekommen bist du durch das Geistertor", erklärte der vermeintliche Häuptling. Black stand der Mund offen. Kapstadt? Das hieße ja „Südafrika…“, keuchte er leise. So weit von England war er weg? „Und warum euren Schamanen finden? Ist er verschwunden?“, fragte Sirius dann doch nach. Der Stammesführer nickte. „Vor drei Tagen ging er fort, er sagte er käme bei Anbruch der Nacht zurück; er kam bis heute nicht wieder. Doch dann erschien mir der Schutzgeist unseres Stammes im Traum und er sagte mir, dass du kommen würdest, um uns zu helfen!“ Ein zufriedenes Lächeln lag auf seinen Lippen und erwartungsvoll sah er Sirius an. Dieser saß da und konnte nur schlucken. Er konnte einfach noch immer nicht fassen, was hier passierte und doch war er erleichtert, dass er am Leben war. Da durchfuhr ihn ein Ruck! „Harry!“ Mit einem Mal stand er senkrecht vor seiner Lagerstädte. „Ich kann nicht hierbleiben! Ich muss zurück zu meinem Patensohn! Zurück nach England!“ Sirius stürmte entschlossen aus der Hütte, doch kaum stand er im Sonnenlicht, erstarrte er vor Fassungslosigkeit. Gute 50 Menschen standen da, sahen ihn freudestrahlend an und jubelten! Durch die Menge drängten sich zwei Männer, die eine kleine Sänfte trugen, darauf aufgebahrt war die kunstvoll geschnitzte, hölzerne Figur eines großen schwarzen Hundes. Abermals klappte Sirius der Mund auf. Von hinten klopfte ihm der Häuptling auf die Schulter und trat stolz neben ihn. „Dies ist der Schutzgeist unseres Volkes!“ Black wimmerte leise auf. „D-Das bin ich…“ Es kam ihm vor, als würde er in einen Spiegel sehen, als er diesen Holzschnitz vor sich sah, der seiner Animagus-Form schlicht mehr als einfach nur ähnlich sah. +++ „Was?“ Harry grinste breit. „Die Staute sah 1:1 aus wie du?“ – „Ja! Eins kann ich dir sagen, das war das Verrückteste was ich je erlebt habe…“ Sein Patenonkel schüttelte leicht den Kopf. Als müsse er all diese Gedanken immer noch erst zuordnen. „Und dann? Was kam dann? Hast du den Schamanen gefunden?“ – „Oh ja, das hab ich. Und es war viel unspektakulärer als man bei dem Anfang dieser Geschichte meinen könnte.“ Der Jüngere blinzelte neugierig. Sirius lächelte und erzählte: „Naja erst wusste ich nicht so recht wie ich es anstellen sollte, den Mann zu finden. Dabei war die Antwort darauf ziemlich banal: Ich benutzte meine Animagus-Form, ließ mir die Unterkunft des Schamanen zeigen und prägte mir seinen Geruch ein. Danach war es ein Kinderspiel, seine Fährte aufzunehmen und ihn zu finden. Die Dorfleute waren schwer beeindruckt, dass ich wohl ein direkter Getreuer des Großen Hundes sei!“ Er lachte auf bei dieser Feststellung. „Sie waren so überrascht, wie ähnlich ich ihrem Götzen war, ein Paar sind glatt vor mir auf die Knie gefallen… Mann, war das verrückt!“ Grinsend sahen sich die beiden an. „Und? Was war mit dem Schamanen? Wo hast du ihn gefunden?“ – „In einer Höhle“, antwortete Black. „Es war eine sehr große Höhle, doch der Eingang war sehr schmal und eng. Das besondere waren allerdings die Kristalle, die es massenhaft in dieser Höhle gab. Das sind genau solche, aus denen man Kristallkugeln herstellt für die Wahrsagerei. Der Schamane wollte welche davon holen, aber als er einen aus der Wand brach, führte das dazu, dass sich von oben ein Stein löste und ihm auf den Kopf fiel.“ Er lehnte sich zurück und verschränkte bequem die Arme. „Er hatte eine Gehirnerschütterung davongetragen, es war ihm unmöglich gradeaus zu laufen. Deshalb schaffte er es nicht aus dem unwegsamen Eingang der Höhle. Wir brachten ihn zurück ins Dorf und versorgten ihn. Nach ein paar Tagen war er wieder fit.“ „Klingt nach einer Menge Trubel.“ Der Verletzte lächelte seinen Onkel an. „Oh ja. Danach schlug ich mich dann nach Kapstadt durch, von wo aus ich dir dann den Brief schreiben konnte. Und zwei Tage später nahm ich die nächste Maschine nach England.“ – „Und jetzt bist du hier…“, flüsterte der junge Gryffindor. Er konnte nicht verhindern, dass er leise schniefte und ihm die Tränen in die Augen stiegen. Sein Pate sah ihn sanft an, legte eine Hand auf die seine und nickte. „Ja, jetzt bin ich hier. Und nochmal lass ich mich nicht so einfach von dir trennen!“ Harry hickste leise. „Sirius…“ – „Schh…“ Black stützte sich auf und gab seinem Neffen einen Kuss auf die Stirn während dieser die Arme um dessen Nacken schloss und vor Erleichterung und Freude, aber auch abfallender Angst und Trauer um des anderen Tod noch eine ganze Weile weinte. Kapitel 13: Some things happen ------------------------------ Es war der zweite Weihnachtsfeiertag und Harry langweilte sich auf der Krankenstation unglaublich. Seine Freunde, die ihm sonst Gesellschaft leisteten solange er hier war, waren im – wenn auch wohlverdienten - Urlaub, Sirius musste noch einen Haufen Dinge erledigen und er konnte sich nicht einmal umdrehen. Er hoffte inständig, dass sein Rücken bald verheilte, dass er wieder aufstehen konnte, um herum zu laufen. Was sollte er nur machen, falls das vielleicht ausblieb? Poppy sah ihn immer so seltsam an, wenn sie seine Reflexe testete. Ihm wurde immer etwas schlecht, sobald er sich darüber Gedanken machte. Dann könnte er nicht mehr einfach herumlaufen, nicht mehr rennen. Wie sollte er so gegen den Dunklen Lord ankommen? Aber das wohl schlimmste für ihn: Wie sollte er so fliegen? Er könnte sich nicht auf einem Besen halten mit Beinen, die wie tote Äste herum baumelten! Doch schnell schüttelte er diese Gedanken wieder ab und sah wartend zur Tür des Krankenflügels. Sirius hatte ihm für heute eine Überraschung versprochen. Harry war gespannt! Der Junge lächelte, als er sich die Geschichte wieder durch den Kopf gehen ließ, die sein Pate da erlebt hatte. Wer hätte gedacht, dass dieses seltsame Tor im Ministerium scheinbar so eine Art Geisterportal war. Hermine hatte ihm einmal erzählt, dass die früheren Naturvölker ihren Geist von ihren Körpern trennen und durch solche Portale reisen konnten. Sie waren wie… Zwischenwelten. War man nicht willensstark genug, blieb der Geist darin gefangen. Harry schauderte. Sirius war damals stark geschwächt; hätten diese Leute ihn nicht aus dem Tor gezogen, wäre seine Seele für immer dort geblieben! Dann wäre er wirklich gestorben! Doch so war es nicht gekommen. Der Schwarzhaarige lächelte erleichtert. Sein Pate hatte ihn nun auch endlich etwas mehr aufgeklärt, über das, was im Orden so passierte. Zu viel durfte er ihm nicht sagen, aber durch Draco wusste Harry ja nun immerhin, warum er nichts wissen durfte. Draco… Harry hatte erfahren, dass das, was Lucius im Ministerium getan hatte, nur Show war. Geplant war gewesen, dass Lucius gegen Sirius antritt, den Kampf gewinnt und die Prophezeiung mitnimmt. Anschließend hätte er bei der Flucht aus dem Ministerium von anderen Ordensmitgliedern abgefangen und samt der Kugel „entführt“ werden sollen. So wäre die Prophezeiung unauffällig in die Hände des Ordens gelangt und Malfoy Senior in Sicherheit. Und damit auch Narcissa und Draco. Alles hätte funktioniert, hätte er nicht davon Wind bekommen und wäre mit den anderen ins Ministerium gegangen. Wieder ein Seufzen. Er fühlte sich schuldig. Hätten sie ihm denn wenigstens nicht IRGENDWAS sagen können, dass alles unter Kontrolle war, dass er sich nicht zu kümmern brauchte?! Immerhin hatte dieser Vorfall dazu geführt, dass der Orden einsah, dass Harry nun einfach kein kleiner Junge mehr war, den man von der Gefahr fernhallten musste, dazu war er nun schon viel zu oft damit konfrontiert worden. Deshalb durfte Sirius ihm nun auch etwas erzählen - Harry war froh darüber. Ein amüsiertes Schnauben ließ ihn aufblicken, direkt ins Gesicht seines Paten, der ihm zulächelte. „Es ist schon interessant, deiner Mimik zuzusehen.“ Schalk blitzte in seinen Augen auf. Der Jüngere blinzelte verwirrt. „Seit wann stehst du da?“ – „Lange genug um zu sehen, wie du lächelst, seufzt, niedergeschlagen dreinsiehst, dann wieder erleichtert bist und nebenbei deine Decke tötest!“, antwortete der Animagus grinsend auf Harrys Frage. Jener blickte auf den Deckenzipfel, den er in seinen Händen zerknautscht hatte und der nun reichlich verknittert aussah. „Njach!“, machte Harry und schlug die Bettdecke etwas nach unten. „Ich hab nur nachgedacht! Was soll ich denn auch sonst machen, hier ist es stink langweilig!“, motzte er. Sirius lächelte und wuschelte ihm durchs Haar. „Dafür bin ich ja jetzt da! Wie versprochen habe ich eine Überraschung für dich!“ Sein Patensohn blickte auf, ein erwartungsvolles Glänzen in den grünen Augen. Im selben Moment betrat Madame Pomfrey die Krankenstation. Verwundert blickte Harry auf das, was sie bei sich hatte. „Ein Rollstuhl?“, fragte er. „Ja", antwortete Sirius, „wir machen einen Ausflug!“ Mit Freude stellte er fest, dass die Augen seines Neffen groß wurden. „Wir reisen nach Muggel-London! Du sollst nicht ganz Weihnachten hier verbringen!“ ~~~ Und so kam es, dass sie nur wenige Stunden später dick eingepackt in warme Kleidung, über den Londoner Weihnachtsmarkt spazierten. Ein wenig seltsam kam sich Harry schon vor, wie er so von Sirius geschoben wurde, andererseits war es auch ziemlich bequem und schön warm, da er eine Decke über seinen Beinen hatte. Er beschloss, das Beste daraus zu machen und den Tag einfach zu genießen. Und der Grünäugige konnte mit Fug und Recht behaupten, dass dies einer der schönsten Tage seines Lebens war. Zusammen mit seinem Paten kauften sie gebrannte Mandeln, Kekse, Plätzchen, Lebkuchen und sogar eine Tasse Glühwein erlaubte ihm Sirius. Sie gingen an Ständen mit glitzernden Glasfiguren, liebevoll gearbeiteten Holzfiguren, Fellen und Wollsachen vorbei, an Schmuckständen und Feinkostbuden und etlichen Karussells für Kinder, bei denen Harry mehr als einmal wünschte, er wäre nicht schon zu alt dafür. Vor dem großen Weihnachtsbaum hatte Sirius sich auf eine Bank gesetzt und gemeinsam tranken sie roten Tee und bewunderten die vielen Lichter und das Farbenspiel, das sie mit sich brachten, und damit den großen Tannenbaum zu etwas Besonderem machten. Ein freudiges: „Harry!“, ließ die beiden aufsehen, direkt in die Gesichter von Hermine und Ron. „Hermine! Ron!“ Der Junge freute sich wahnsinnig, seine beiden Freunde zu sehen. Doch als sie zu ihnen kamen, konnte er die Irritation in ihren Zügen erkennen, die sofort in Sorge ausartete. „Aber Harry, was hast du denn gemacht? Warum sitzt du im Rollstuhl?“ Hermine sah ihn fassungslos an. „Hey! Bitte keine Panik! Leute, das war nur…“ Ja, was? War es Dracos Schuld? Er selbst war immerhin weggerannt wie ein durchgehendes Pferd mit Scheuklappen! Was war eigentlich los mit dem Blonden? Seit der Sache im Gang hatte er ihn nicht mehr gesehen. Aber er hatte gespürt, dass er da gewesen sein musste. Rons Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. „Was? Was war das? Alter, was treibst du, wenn wir nicht da sind?“ Sein Blick war genauso sorgenvoll wie der von Mine. Der Schwarzhaarige lächelte bei so viel Fürsorge. „Ein blöder Unfall. Ich hab´s wohl mit dem Training übertrieben, meine Beine haben mitten auf ´ner Treppe nachgegeben und ich bin blöd aufgekommen. Madam Pomfrey sagt, in ein paar Tagen sollte ich wieder laufen können.“ Aus den Augenwinkeln sah er, wie Sirius ihn etwas skeptisch ansah, jedoch nichts dazu sagte - wofür ihm Harry dankbar war. Ron schien über diese Erklärung etwas beruhigter, doch Mine klammerte sich an Rons Arm. „Siehst du, wir hätten doch dort bleiben sollen, oder ihn mitnehmen oder-“ – „Mensch, Mine.“ Ron legte sacht seine Hand auf die ihre, „Er is´ ja nich gefressen worden. Das hätte auch passieren können, wenn wir da gewesen wären!“ Harry nickte. „Ron hat Recht, außerdem hattet ihr doch sicher eine schöne Zeit zu zweit.“ Die Braunhaarige wurde etwas rot und nickte sacht. „Ja, schon…“, meinte sie leise und die beiden Jungen lächelten sich an. ~~~ Ob der Kälte hatten sie sich in ein kleines gemütliches Café nahe dem Markt gesetzt. Durch das große Schaufenster hatten sie eine tolle Aussicht auf den Platz und konnten dem bunten Treiben zusehen während sie redeten, ihre Getränke und den Kuchen genossen. Draußen fegte ein kalter Wind, der ein paar Blätter mit sich riss und sie tanzen ließ. Ron ließ den Kopf auf die Tischplatte sinken. „Maaann,“ stöhnte er auf, „Weihnachten ohne Schnee ist echt ätzend! Ich hoffe, wir bekommen wenigstens zu Silvester welchen… Der Winter dieses Jahr ist doch echt ein Reinfall!“ Die anderen konnten dem Fuchshaarigen nur seufzend zustimmen und etwas melancholisch blickten sie nach draußen. Sirius lächelte nur über diesen kindlichen Wunsch der drei, auch wenn er es selbst schön gefunden hätte, sich als Hund etwas im Schnee zu wälzen. Mit einem Mal ruckte Rons Kopf wieder in die Höhe, sodass seine Freunde ihn fragend ansahen. „Seht mal!“ - Er deutete hinaus - „Ist das nicht Draco?“ – „Wo?“ Die anderen reckten die Hälse, bis auch Hermine ihn sah, aber nicht nur ihn. „Ja, du hast Recht! Und da ist Professor Snape! Oh, sie kommen hier her!“ Kurz darauf klingelte es emsig von den Schellen über der Ladentür und eben jene traten ein, lockerten sich etwas die Schäle und zogen die Handschuhe aus. „Professor Snape!“ Hermine winkte ihnen fröhlich, während Sirius und Ron sich duckten und leicht die Augen verdrehten. Harry hingegen schmunzelte verschmitzt über dieses Verhalten, sah dann aber freundlich zu dem Professor als dieser die Augenbraue erhebend zu ihnen trat. „Professor,“ meinte Harry lächelnd, „was tun Sie denn hier? Sonst sind Sie doch immer in Hogwarts?“ – „Nun,“ erwiderte der Lehrer näselnd wie immer „zu dieser Jahreszeit hat selbst Spinner´s End etwas erbauliches an sich… Und zu Zeiten wie diesen kann man so etwas nur schwerlich finden. Ich frage mich allerdings, was Sie hier tun, Mr. Potter. Sollten Sie nicht das Bett in der Krankenstation hüten?“ „Naja, mir wurde etwas Ausgang gestattet.“ Er lächelte weiterhin. „Nun, 'Ausgang' im weitesten Sinne.“ Immerhin konnte er ja nicht wirklich von 'gehen' sprechen. Draco, der bis jetzt noch nichts gesagt hatte, sich sogar fast schon hinter dem Professor versteckte, blickte bei dem, was der Grünäugige sagte, auf den Rollstuhl und schluckte kaum merklich. Sirius seufzte angesäuert auf und gab dem gegenüberliegenden leeren Stuhl einen Stoß mit dem Fuß. Galant wurde dieser von Snape abgefangen, welcher eine Augenbraue hob. „Setzt euch endlich hin! Wenn ihr weiter da rumsteht, macht ihr mich ganz nervös!“, brummte ersterer. „Respekt, Flohzirkus. Du bist ja fast gut erzogen, dass du mir einen Stuhl anbietest…“, schnarrte die Fledermaus und setzte sich ihm gegenüber. Der Hundeanimagus verzog motzig sein Gesicht. Ron musste unweigerlich lachen. „Kommt mir vor wie ein altes Ehepaar!“, lallte er und erntete dafür sofort giftige Blicke von zwei schwarzhaarigen Magiern, während Hermine in lautes Gelächter ausbrach. Draco hingegen ließ sich langsam auf den letzten freien Stuhl sinken – neben Harry. Dieser sah belustigt dem Treiben der anderen zu. Der Blonde sah ihn kurz an, ehe sein Blick gen Tischplatte wanderte. „Wie… geht es dir?“, fragte er leise und Angesprochener sah ihn an, ehe er auf die Decke über seinem Schoß blickte und etwas nervös daran herum zupfte. „Gut… soweit… Madam Pomfrey sagt, in einigen Tagen ist alles wieder normal…“ Der Blonde nickte nur und betretenes Schweigen kam über die beiden. Draco wusste nicht was er sagen sollte, ob er versuchen sollte, sich zu erklären, doch im Grunde konnte er das gar nicht. Er konnte sich nicht mal mehr erinnern, warum er Harry damals überhaupt geküsst hatte. Harry hingegen wusste nicht, wie er sich Draco gegenüber verhalten sollte. Er öffnete kurz den Mund, machte eine einatmende Bewegung, woraufhin der Blonde ihn kurz hoffnungsvoll ansah, doch schließlich schweifte Harrys Blick dann doch wieder aus dem Fenster. Der junge Malfoy biss sich auf die Unterlippe, ehe er dann aber einfach die Hand auf die von Harry legte, was diesen dazu veranlasste, sich ihm doch wieder zuzuwenden. Direkt sahen sie sich an. „Harry“, begann er, „es tut mir leid, was passiert ist… Es ist meine Schuld und-“ - er stockte kurz - „ich… würde dir wahnsinnig gern erklären, warum aber – ich kann es nicht!“ Eine Weile sagte der Schwarzhaarige nichts, sah einfach nur in das schuldbewusste Gesicht seines Gegenübers. Doch dann lächelte er leicht, machte eine wegwerfende Handbewegung. „Es ist gut. Manche Dinge passieren eben.“ Draco lächelte leicht. Ja, manche Dinge passierten eben. Und so passierte es auch, dass urplötzlich die Luft brannte, Schaufenster zersprangen und laute Panikrufe den Winterabend durchschnitten wie eine scharfe Klinge. Als Harry sich umsah, lag er auf dem Boden, seine Hände waren vom Glas des Fensters zerschnitten. Er sah, wie Severus Draco deckte, wie Ron und Hermine versuchten, Sirius zu helfen. Und er sah Schwarz - das Schwarz der Todesserkleidung und ihre silbernen Masken. Ein Angriff! Er wollte aufstehen, doch er wurde schmerzlich daran erinnert, dass er nicht konnte, als seine Beine ihren Dienst versagten! Er hörte, wie die anderem ihm zuriefen, er solle in Deckung bleiben! Er sah, wie Severus und Draco versuchten zu verschwinden – sie durften hier nicht gesehen werden! Und er sah Dracos graue Augen, die ihn verzweifelt ansahen, da er ihm nicht helfen konnte. Kapitel 14: Expecto Patronum ---------------------------- Immer wieder schien die Erde zu beben, als die Angreifer die Stände des Weihnachtsmarktes, Geschäfte und Häuser unter Beschuss nahmen, dabei hämisch schrill lachten, wärend die Menschen in Panik schreiend auseinander liefen. Harry hörte die Zauber seiner Freunde, die versuchten, gegen die Überzahl an Gegner anzukommen. Es mussten mindestens zwanzig sein, von denen Harry aber immer nur schwarze Schatten zu sehen bekam. Er musste hier weg! Raus aus dem Café, er musste seinen Freunden helfen! Doch wie sollte er nur? Mühselig zog er sich am Boden entlang zum Tresen, an dem er sich hochstemmte und festklammerte. Seine Beine gaben ihm keinen Halt und so hing er mehr schlecht als recht an der marmorierten Arbeitsfläche. Ächzend wandte er sich um, so dass er nun mit dem Rücken dagegen lehnte, die Arme angestrengt zitternd, da sie sein gesamtes Gewicht alleine tragen mussten. Von hier aus konnte er allerdings hinaus auf den Platz sehen. Noch immer rannten vereinzelt Leute durch die Gegend, und viele der Buden und selbst der Weihnachtsbaum brannten. Trümmer des Karusells lagen herum, die Scherben fallengelassener Punschtassen und Bruchstücke dessen, was man hier vor kurzem noch an schönen Dingen kaufen konnte. Und in mitten all dieses Chaos standen Hermine und Ron, die sich schwer taten gegen die viel zu schnellen Angreifer, und Sirius, der damit beschäftigt war nicht nur sich selbst, sondern auch die beiden anderen mit Schilden und Abwehrzaubern zu schützen. Harry biss die Zähne knirschend zusammen. Wie sollten drei Leute gegen 20 Todesser bestehen? Er löste eine Hand vom Tresen, fasste in die Innentasche seiner Jacke und kramte nach seinem Zauberstab, doch im selben Moment konnte sein anderer Arm ihn nicht halten und seine Beine knickten ein, sodass er hart auf dem Boden aufkam. Kurz ächzte er, drehte sich jedoch schnell auf die Seite, um hastig wieder nach seinem Stab zu fingern. Endlich konnten seine zitternden Finger ihn fassen und bereits einen Spruch auf den Lippen blickte er auf, doch was er sah, ließ ihn im Wort stocken. Sein Pate war gerade knapp an ihm vorbei geflogen, und mit der vollen Wucht des Zaubers , der ihn getroffen hatte, gegen den Tresen geschmettert worden. Reglos blieb er dort liegen. Erschrocken weitete der Schwarzhaarige seine Augen und robbte kurz darauf hastig auf den Getroffenen zu. „Sirius! Sirius, bitte! Mach die Augen auf!“ Er schüttelte ihn leicht an der Schulter rief immer wieder seinen Namen! Doch die schmerzvollen Rufe seiner Freunde ließen ihn aufschrecken. Der Fuchshaarige und seine Freundin fielen zu Boden und blieben benommen liegen. Hämisch lachend kamen nun die in schwarz gehüllten Gestalten auf ihn zu, er konnte hören wie sie seinen Namen raunten. Harry wurde von Angst und Hilflosigkeit gepackt und dennoch konnte er nichts weiter tun, als sich an die Brust seines Paten zu drücken! ~~~ „Draco! Draco, bleib auf der Stelle stehn!“, herrschte Snape seinen Schüler an. Doch dieser stapfte schnellen und entschlossenen Schrittes weiter. „Ich kann nicht! Severus, ich kann nicht! Das schaffen die doch alleine nie!“ Erst der harte Griff des Tränkemeisters, der sich um des blonden Jungen Arm legte, konnte diesen zum Anhalten bewegen. Barsch drehte er den Jungen zu sich um und hielt ihn eisern an den Schultern fest. „Sei kein Narr! Wenn die Todesser sehen wer du bist und auf welcher Seite du kämpfst, bringst du dich und deine Familie in Schwierigkeiten! Denk an deine Mutter, Draco, wenn du tot bist, kannst du sie nicht beschützen! Wir haben die Auroren verständigt… Sie werden bald hier sein.“ Er versuchte beruhigend zu klingen, doch der blonde Schopf schüttelte sich nur kräftig. „Bis die da sind ist er doch längst tot!“ Fest sah er seinem Lehrer und Freund in die Augen. Da sah der Professor, was aus dem einst so zierlich wirkenden, aristokratischen Jungen geworden war: Ein moderner junger Mann, der wusste, was er wollte, der Verantwortung für Familie und Freunde übernahm und alles tun würde, um deren Sicherheit zu gewährleisten. Ergeben schnaubte Snape, neigte den Kopf mit einem kleinen Lächeln zur seite „Du bist wie dein Vater… Der selbe sturköpfige Esel!“ Er sah ihn wieder an. „Ich werde zurück gehen. Du wirst dich gefälligst verstecken und deine Haut retten!“ – „Aber Professor-“ – „ Mein Leben“, wurde alles Aufbegehren des Kleineren unterbrochen, „ist weit weniger wert als das deinige, Draco. Derweilen ist es meine Aufgabe, den Jungen zu beschützen. Dieses Versprechen werde ich auch diesmal einhalten. Und nun lauf zurück nach Spinners End! Und bleib dort!“ Den letzten Satz hatte er schon rufen müssen, da er bereits angefangen hatte zurück zu laufen. Draco indess stand nur da und sah dem Schwarzhaarigen hinterher. Er wünschte ihm viel Glück, auch wenn er nichtsdestotrotz am liebsten selbst gelaufen wäre. Zu Harry! ~~~ Zitternd und mit fest zugedrückten Augen presste sich Harry an seinen Onkel. Er wollte es nicht sehen, wenn die Todesser gleiche ihre Stäbe heben würden. Sie würden ihn nicht töten, doch sie würden ihn zu Voldemort bringen, was im Grunde das selbe war. In seinem wirren Kopf formte sich nicht einmal der Gedanke ans Zaubern, obwohl er seinen Stab so fest in seiner Hand hatte, dass man meinen könnte, er würde gleich in dem kräftigen Griff zerbersten. Und doch konnte der Junge an nichts anderes denken, als an die vielen Feinde, seinen Onkel, der ihm nicht helfen konnte, seine Freunde, die dort draußen lagen und an seine Beine, die ihn nicht trugen. Könnte er doch nur stehen, laufen! Vielleicht hätte er eine Chance, wenn er sich bewegen könnte! »Willst du aufstehen, junge Seele?« Überrascht riss Harry seine Augen auf. Was war das? »Willst du gehen, junge Seele?« Eine Stimme, so warm und von angenehmem Klang, wie er es noch nie gehört hatte. „Wer bist du?“, hauchte er die Frage. »Willst du leben, junge Seele?« „W-… J-Ja! Ja, ich will leben! Bitte, wer immer du bist, Hilf mir!“ Selbst wenn er Gefahr lief, sich diese Stimme in seiner Angst nur einzubilden, er wollte diesen Strohalm, um sich daran fest zu klammern! »Willst du also dafür kämpfen, junge Seele?« „Ich…“ Kämpfen? Wie sollte er kämpfen? Nicht einmal stehen konnte er, wie sollte er da-? Sein Blick glitt zu Sirius. Er lebte noch, und auch seine Freunde dort draußen. Durfte er sich wirklich einfach fallen lassen, nur weil er glaubte, keine Chance zu haben? Er hatte schon sehr oft scheinbar keine Chance gehabt, und immer wieder war etwas geschehen, das ihn gerettet hatte. Und diesmal? Diesmal war da diese Stimme. Eine Stimme, der er auf seltsame Weise bedingungslos vertraute. Und so war seine feste, entschlossene Antwort: „Ja!“ Gleißendes Licht ließ die Angreifer geblendet aufstöhnen und zurückweichen, denn es brannte ihnen auf der Haut. ~~~ Harry fand sich wieder in Dunkelheit. Doch es war keine bedrohliche Dunkelheit, im Gegenteil, er fühlte sich hier sicher und vertraut. „Wo bin ich?“ fragte er mehr sich selbst, und so schreckte er auf als er Antwort von der Stimme erhielt. »Du bist bei mir.« Vor ihm erschien ein Lichtkegel, und Harrys Augen weiteten sich erstaunt, als sich vor ihm ein großer, kraftausstrahlender leuchtender Hirsch manifestierte. Sein Patronus! Harry erzitterte fast vor Ehrfuchrt. So war er diesem Wesen noch nie gegenüber gestanden. „D-du bist-…“ – „Ich bin dein Schutzherr… Doch sage mir, warum rufst du nicht nach mir, junge Seele?“ Harry schluckte leicht und senkte den Kopf. „Ich habe Angst… Ich bekomme keinen glücklichen Gedanken zu stande… Mein Pate ist verletzt, meine Freunde auch und ich… ich kann nicht einmal alleine aufstehen!“ Resigniert schlug der Junge mit der Faust auf den Boden. Der große Hirsch betrachtete ihn, ehe er erhaben seinen Kopf etwas senkte. „Dein Wunsch ist es, dich zu erheben?“ „Ja! Ja, ich will meinen Freunden helfen können!“ „Dann nimm deinen Zauberstab, steh auf und rufe nach mir!“, sprach der Hirsch, erhob sich auf die Hinterbeine und als er sich donnernd wieder zu Boden warf, war es, als erwache Harry aus einem Traum. Schnell war er sich wieder der Gefahr um sich herum gewahr, als er das mürrische Zischeln der Todesser vernahm. „Schnappt ihn endlich!“ Die Zauberstäbe der schwarzen Gestalten erhoben sich und der Junge zuckte auf, schnell zückte er seinen Stab. „Ich erwarte meinen Schutzherrn…“, wisperte er, erhob dann den Stab. „Expecto Patronum!“, rief er mit fester Stimme und abermals war er von Licht umgeben, doch vor ihm erschien etwas, wie ein Bannkreis, ein Hexenstern in der Mitte, umrandet von alten Runen und Symbolen, die zu lesen er nicht im Stande war. Auf der anderen Seite stand der große Hirsch und als dieser Harrys Namen rief, fasste der Junge all seine Kraft, stand auf und lief in den Kreis, wärend es war als würde der Hirsch von seiner Seite aus hindruchspringen. Draco hatte sich einen Arm über die Augen gelegt, zu grell war dieses magisch durchflutete Licht, das von dort kam wo der Schwarzhaarige gewesen war. Er hatte es nicht ausgehalten, war entgegen Snapes Anordnungen zurückgerannt, doch was er nun, da das Licht weg war sah, ließ seinen Atem stocken. Vor Sirius bewustlosem Körper stand ein Wesen, den Oberkörper eines Menschen, die Beine eines kräftigen weißen Hirsches. Wie eine Krone trug er ein schwarzes Geweih, langes schwarzes Haar, das bis zur Hüfte reichte und das hübsche, doch männlich erwachsene Gesicht rahmte. Grüne Augen schimmerten wie flüssige Magie und zwei silberne Reife an seinen Oberarmen waren das einzige was er trug. Die Todesser starrten verwirrt auf die Gestalt, die ihnen plötzlich gegenüber stand, doch bald fassten sie sich und wollten abermals angreifen. In diesem Moment jedoch kam Regung in den Körper, denn sein Blick zuckte auf, fixierte den, der vor ihm stand, eine Bewegung durchfuhr die starken Beine und im nächsten Augenblick preschte er nach vorn, spießte den Feind auf sein Geweih, durchschlug mit ihm die Reste der Schaufensterscheibe des Cafés und schleuderte ihn dann gegen die übriggebliebene Holzwand eines Weihnachtsstandes, wo er reglos liegenblieb. Erschrocken von der Geschwindigkeit dieses plötzlichen Angriffes waren die Todesser wie erstarrt, konnten sich keinen Reim darauf machen, was gerade geschehen war. Draco stand der Mund offen. Was für ein Wesen war das nur, das dort stand und ein so heroisches Bild abgab? Eine ähnliche Frage stellte sich auch eine dunkle Gestalt, die unbemerkt auf einem der Dächer saß. Seine spitzen Ohren zuckten nervös, es wusste nicht was es von dieser Sache halten sollte. Ersteinmal wollte es beobachten. Beobachten und sehen was passierte, wärend ein kalter Wind aufkam, der die schweren Wolken mit sich trieb. Kapitel 15: Kampfgeist ---------------------- Murmelnd und aufgewühlt stand die Gruppe der Todesser da, ihre Angriffskonstellation schien stark durcheinander geraten zu sein. Sie konnten sich einfach nicht erklären, was hier geschah! Gerade stand vor ihnen noch ein verletzter, geschwächter Junge - mit Leichtigkeit hätten sie es diesmal geschafft, ihn zu ihrem Lord zu bringen. Sie hätten ihre Aufgabe erfüllen können und reich wären sie belohnt worden von ihrem Herrn. Doch was ihnen da nun entgegen trat, war alles andere als schwach. „Was ist das nur? Dieses Wesen?“, hörte man sie tuscheln. „So etwas habe ich noch nie gesehen!“ – „Es ist mächtig! Ich spüre seine Aura!“ Über das Gesicht des Wesens selbst hingegen zuckte nur ein kleines, süffisantes Lächeln. Er spürte die Unsicherheit. Die Karten lagen in seiner Hand! Jemand anderes blieb allerdings nicht so reglos. Draco nutzte die Gelegenheit, zu Hermine und Ron zu eilen, die immer noch reglos mitten auf dem Platz lagen. Er kniete sich neben das Mädchen, drehte sie um, legte die Hand an ihren Puls. Gleichmäßig ruhig. Sie lebte also und schien nur ohnmächtig zu sein. Anschließend besah er die Schrammen und schnell wurden Heilsprüche gesprochen; kaum war sein letztes Wort verstummt, da öffnete der Lockenkopf bereits die Augen, setze sich stöhnend auf und hielt sich den noch schmerzenden Kopf. „Was ist passiert?“- fragte sie mit schwacher Stimme. Draco kniete unterdes bei Ron, dem es nicht anders ging als seiner Freundin, und auch ihn konnte er schnell heilen. „Sieh es dir selbst an“, sprach der Blonde nur, stützte Ronald, der sich ebenso stöhnend aufsetzte. Als Hermine den Kopf zum Geschehen wandte, brauchte sie einen kurzen Moment um alles zu erfassen. Die Todesser waren noch immer da, doch schienen sie… Verwirrt, ja geradezu verängstigt. Dann fiel ihr Blick auf den Grund dafür. Hufe wie Ebenholz, weißes, im Wind wippendes Fell, eine starke Brust und schwarzes, langes Haar. Dazu ein Geweih. Und grüne Augen. Schimmernde, magiedurchtränkte Augen. Hermine stand der Mund offen. In keinem Buch, das sie irgendwann auch nur in Händen gehalten hatte, war je ein solches Wesen beschrieben worden. „Was, bei Merlins Bart, ist DAS fürn Vieh?“, kam es mit weit weniger stiller Ehrfurcht vom Rothaarigen, der mit offenstehendem Mund glotzte und sich nebenbei mit Dracos Hilfe aufrappelte. Mine schaffte es alleine auf die Beine, doch auch ihr Blick blieb dabei an dem Mischwesen haften. „Das ist Harry…“, flüsterte sie. Der junge Weasley war neben sie getreten. „Was? DAS soll Harry sein? Red´ keinen Stuss, Hermine!“ – „Doch, es IST Harry! Diese Augen… Solche Augen hat nur er.“ Hermine ballte die Hände zu Fäusten. Was ging hier ab? „Es stimmt, das ist wirklich Harry. Ich habe gesehen wie er sich… Zu dem, was auch immer er jetzt ist, verwandelt hat.“ Malfoy trat an Hermines andere Seite, betrachtete skeptisch das Geschehen. Es war, als wüssten die Todesser nicht, wie sie nun reagieren sollten. Und Harry? Der stand weiterhin einfach da. Wartend. Lächelnd. Ruhig. Alles andere als ruhig jedoch war einer der Schädelträger, der urplötzlich einen Schrei von sich gab, sich abwandte und in einer schwarzen Rauchwolke disapperierte. Da zuckte der Blick des Hirschwesens, eine Bewegung durchfuhr seine Läufe. Erschrocken zogen alle die Luft ein und erstarrten, denn auf einmal erschien er hoch in der Luft neben einem Gebäude, direkt so, dass er den Disapperierenden zum plötzlichen Stopp zwang. War er gesprungen? Gerannt? Geflogen?! Das alles passierte in Sekundenbruchteilen. Die drei jungen Magier konnten kaum dem Geschehen folgen. Die kräftigen Beine wurden angezogen, dann folgte auch schon ein gezielter Tritt, der die Schädelmaske zerspringen ließ. Die Kinder zuckten zurück als der reglose Körper zu Boden fiel. Sie wollten gar nicht wissen, ob er einfach nur bewusstlos war, oder ob ihr bester Freund, der elegant auf dem Asphalt landete, dem Mann gerade den Schädel zertrümmert hatte. Doch diese Tat ließ Regung in die restlichen Todesser kommen - eine Regung, geboren aus Panik. Alle versuchten sie zu disapperieren, doch der Hirsch stieß sich abermals vom Boden ab! Die grauen Wolken wurden aufgehalten, von harten Tritten, von Faustschlägen, die es in sich hatten und von Geweihhieben, die Respekt einflößten! Bei all dem schien es, als wäre die Luft selbst sein Sprungbrett, von dem er sich so schnell abstoßen konnte, dass nur wenige Todesser es schafften, zu entkommen. Einen von ihnen schickte er hart zurück zu Boden, sein Körper kam mehrere Male auf dem Grund auf, drehte sich dabei um die eigene Achse, bis er nach einigen Metern des Schlitterns liegenblieb. Doch nur für kurze Zeit, denn ächzend rappelte sich dieser wieder auf und zückte den Zauberstab. Klackend kamen die scharfen Hufe auf dem Pflaster auf, als Harry sich dem Todesser gegenüber stellte. Jener hob seinen Stab, machte einen Ausfallschritt, als er im Begriff war, den Todesfluch auszusprechen. Im selben Moment preschte der Schwarzhaarige einen Satz nach vorn, seine Augen erglühten und er warf den Kopf in den Nacken, als auch sein Geweih von einem weißen Schimmern umhüllt wurde. Noch bevor sein Gegner den Fluch auf ihn schleudern konnte, richtete er seine Krone auf ihn und eine Energiewelle ging von ihm aus. Die geweiteten Augen des Maskenträgers sprachen von Fassungslosigkeit. Ächzende Laute verließen seinen Mund, er versuchte, sich abzuwenden und sackte ein! Vor den Augen der letzten Verbliebenen zerfiel er zu Staub, den der kalte Wind mit sich fort trug. Und es ist ganz still geworden. Stumm starrten die Kinder nun auf den zerstörten Weihnachtsmarkt, im halbdämmrigen Licht des näher rückenden Abends schimmerten die kleinen Flammen, die überall durch die Zerstörung verursacht wurden. Harrys mysteriöse Gestallt schimmerte wahrlich hervor, als sein langes Haar im Wind wehte und nun – endlich – die ersten Stille bringenden Schneeflocken vom Himmel hernieder tanzten. Dieses Bild würden sie niemals vergessen; kraftvoll und ruhebringend zugleich. Das in Schatten gehüllte Wesen, das sich den ganzen Kampf von hoch über den Dächern angesehen hatte, erhob sich und blickte hinunter. Es war sich noch immer nicht sicher, was es von dieser Sache zu halten hatte, doch es war sich auf jeden Fall bewusst, dass dies nur der Anfang war. Es schloss die Augen, wandt sich um und verschwand. Allein Draco sah den Schatten für einen kurzen Augenblick und zog die Augenbrauen zusammen. ~~~ Holz knisterte und knackste im Kamin vor sich hin, während das Wärme spendende Feuer es verzehrte. Leise Stimmen und das sich wiederholende Klackern von Geschirr ließen die grünen Augen langsam öffnen. Sich leicht erschöpft fühlend, wandte er den Kopf auf dem weichen Kissen. Verschwommen - hatte er doch keine Brille auf seiner Nase - nahm er die Gestalten seiner Freunde und seines Professors wahr. Sie saßen am runden Sofatisch und tranken wohl Tee und aßen Gebäck; letzteres konnte er riechen. Sie waren wohl in Spinners End, in Snapes Haus. Leise konnte er sie über das Geschehene sprechen hören. Aber was war überhaupt geschehen? Da waren die Todesser gewesen… Und dann, dann war da dieses warme Licht. Und dieser wunderschöne Hirsch. Er konnte sich an ein erhabenes Gefühl erinnern, an Kraft, die seinen ganzen Körper durchfloss. Was auch immer er getan hatte, es hatte wohl funktioniert. Mit einem Mal schreckte er hoch. „Sirius!“ Er war doch schwer verletzt! Aufgescheucht durch Harrys abruptes Aufsetzen, hätte Hermine fast ihre Tasse fallen lassen, während Ron vor Schreck den Tee, den er aus der Kanne gießen wollte, auf dem Tisch verteilte. Severus setzte sich auf und stellte seine Tasse ab. „Ganz ruhig, Harry…“ Er spürte, wie sich eine Hand auf seine Schulter legte, während er von Snape seine Brille auf die Nase gesetzt bekam. Kurz blinzelte er, doch dann erkannte er vor sich Draco. Harry lag auf einem Sofa, seine Beine waren allerdings auf des Blonden Schoß gelegt. „Der alte Hund liegt jetzt oben und verteilt seine Flöhe in einem meiner Gästebetten", gab der sich wieder in seinen Sessel sinken lassende Tränkemeister von sich. Potter nahm den Blick des Blonden wahr und sah zu ihm. „Wie geht es ihm?“, war seine besorgte Frage. „Soweit gut. Zwei gebrochene Rippen, einige Kratzer und blaue Flecke, aber bis morgen sollte alles wieder in Ordnung sein. Ich habe ihm die nötigen Medikamente verabreicht.“ Snape schob Harry eine Tasse Tee hin, ehe er sich seine eigene wieder nahm und sich, die Beine überschlagend, wieder zurücklehnte. „Was ist mit dir, Harry?“ Hermine beugte sich etwas nach vorn, während der Angesprochene nach seiner Tasse angelte. „Uhm… Gut… Gut soweit.“ Er zog die Augenbrauen zusammen. Irgendwie wunderte er sich, dass er sich so fühlte. Hatte er nicht auch einiges abbekommen? Ron hatte einen verbundenen Unterarm und Hermine eine verbundene Hand. An ihm jedoch war noch alles dran und alles heil. „Was …“ - er sah zu seinem Professor - „Was ist denn nun eigentlich passiert? Ich meine so allgemein … Und mit mir… Vor allem mit mir!“ Ein tiefes Seufzen entwich jenem, als er sich wieder aufrecht setzte und seine Tasse beiseite stellte. Er verschränkte die Finger miteinander und sah den Jungen vor sich aufmerksam an. „Was dir wiederfahren ist“, begann er, “ nennt sich ´uni cum patronum´. Ein sehr alter, sehr seltener und überaus machtvoller Zauber.“ Die Kinder sahen ihn mit offenem Mund an. „Sie meinen, Harry ist mit seinem Patronus fusioniert?“ Hermine konnte sich nicht erinnern, je über so etwas gelesen zu haben. Doch der Älteste nickte. „Ganz recht. Und wie ich das so mitbekommen habe, war diese Verschmelzung äußerst kraftvoll. Nur sehr wenige Magier waren je in der Lage, sich auf diese Art mit ihrem Schutzgeist zu verschmelzen. Alle paar Generationen soll es jedoch solche geben, denen es gelingt. Und unser Harry hier macht seinem Ruf als Wunderkind mal wieder alle Ehre.“ „Mann Alter, das ist sowas von cool!“ Ron hatte vor Begeisterung ganz rote Wangen. „Stell dir vor, du machst das während einem Quidditch Spiel! Mit deinen Hörnern haust du alle vom Platz!“ Die Kinder lachten auf, Hermine legte dem Rothaarigen die Hand auf den Arm. „Ron, ich glaube nicht, dass das so funktioniert!“, kicherte sie. Ron zog eine Schnute und begann mit ihr eine Diskussion darüber, was alles besser laufen würde, könnten sie beim Quidditch etwas mehr die Sau raus lassen. Harry indes grinste nur und blickte in seine Teetasse, dachte nach über das, was er grade erfahren hatte. Eine Verschmelzung mit seinem Patronus also... Auf gewisse Weise fühlte er sich so seinem Vater wieder ein Stück näher. Sein Patronus war immerhin ein Hirsch, die Animagusgestalt von James. Darum sah er so aus. Als hätte sein Vater selbst ihn in diesem Kampf auf die Beine gezogen und ihm geholfen. Harrys Wangen wurden ganz warm bei diesem Gedanken! Ein Streicheln an seinem Schienbein ließ ihn aufblicken. Draco hatte seine Hände auf die Decke, unter der seine Beine lagen, gelegt. Seine Beine, die auf Dracos Schoß lagen. Die beiden Jungen sahen sich an. „Wie geht es deinen Beinen?“ Mit dieser Frage erhob der Blonde seine Stimme. Und diese Frage war es auch, die die Aufmerksamkeit aller wieder auf den Schwarzhaarigen richtete. Dieser zog die Augenbrauen tief. „Ich kann sie immer noch nicht bewegen.“ Der junge Weasley begehrte auf. „Was? Aber du bist doch rumgelaufen! Sogar durch die Luft gesprungen, als würdest du fliegen!“ – „Ron! Das war nicht Harry!“, erwiderte Hermine. „Das war der Hirsch. Der Hirsch hat ihm seine Beine geliehen. Darum konnte er sich frei bewegen.“ Sie seufzte. „Ich hatte allerdings auch gehofft, dass du dadurch vielleicht wieder laufen kannst.“ Harry zuckte nur leicht mit den Schultern. Da konnte man eben nichts machen. Resigniert blickte er auf seine eingemummelten Beine, spürte die Wärme die von Dracos Hand ausging. Der grünäugige hob eine Augenbraue an. Wärme. Spüren. Wärme spüren. Bewegen konnte er sie nicht… „Ich spüre sie aber …“, murmelte er. Die anderen blickten auf, der junge Potter sah ihnen entgegen. „Ich kann meine Beine wieder spüren! Nicht bewegen, aber spüren!“ Mit einem Mal kam in ihm Euphorie auf. Die Gesichter der anderen erhellten sich. „Das ist ein sehr gutes Zeichen“, kam es gelassen von Snape, der sich leicht lächelnd erhob. Mit kaum merklicher Anstrengung hob er kurz darauf Harry einfach auf seine Arme, welcher sich überrascht an ihm festhielt. „Auf jeden Fall wird es für uns alle jetzt besser sein wenn wir allmählich ins Bett gehen. Ihr könnt heute Nacht von mir aus hierbleiben.“ Kommentarlos ließ sich Harry also nach oben tragen. Ron und Hermine bedankten sich artig, auch wenn es ihnen schon etwas unangenehm war, im Haus ihres mürrischen Tränkeprofessors zu nächtigen. Doch sie folgten hinauf ins obere Stockwerk. Einzig Draco konnte Harrys Blick noch über die Schulter Severus' erhaschen, welcher ordentlich die Wolldecke wieder faltete, und begann den Tisch abzuräumen. Kapitel 16: Bluttreue --------------------- So nach einer etwas längeren Pause gehts nun weiter :D/ Ich hoffe ich komme schnell wieder zum schreiben ^-^ An dieser Stelle bitte ein wenig Applaus für meine Beta-Leserin PierrotKirito die uns dieses Kapitel noch Nachts um 05:00 fertig Korrigiert hat! *liebe liebe* Ich freue mich btw. über Kommentare aller Art, hauptsache ihr lasst mich wissen das meine FF es euch wert ist zu lesen! Viel Spaß! ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Der sanfte Gesang in seinen Träumen verstummte abrupt, als Harry die Augen öffnete. Er konnte Kirchenglocken hören und als er zum Fenster sah, erkannte er, dass es zwar bereits sehr hell, aber wohl immer noch recht früh am Morgen sein musste. Langsam setzte er sich auf und sah sich in dem Raum um, in den Snape ihn gestern Abend gebracht hatte. Es war ein sehr hübsches Gästezimmer, nicht überschwänglich möbliert oder dekoriert, aber weit weniger trist als er es von seinem Professor erwartet hätte. Auf dem Nachschränkchen neben sich fand Harry neben seinem Zauberstab auch eine Uhr vor, von der er nun, nachdem er seine Brille aufgesetzt hatte, auch eine genaue Uhrzeit ablesen konnte. Es war gerade kurz nach halb acht. Der Grünäugige empfand das als eine gute Zeit um aufzustehen, da mit Sicherheit auch bereits ein paar von den anderen wach waren; der Hausherr zumindest auf jeden Fall. Er konnte sich Professor Snape einfach nicht als Langschläfer vorstellen, schon gar nicht wenn er Gäste im Haus hatte. Die Frage war jetzt nur: wie sollte er aus dem Zimmer, beziehungsweise fürs erste aus dem Bett kommen? Sollte er laut nach jemandem rufen? Da entdeckte er jedoch in der Nische zwischen Schrank und der Wandseite, an der die Tür war, seinen Rollstuhl. Er konnte sich vage erinnern, dass der bei dem Angriff einiges abbekommen hatte, jetzt jedoch völlig in Ordnung war. Reparo. Der Junge griff sich seinen Zauberstab und richtete diesen auf seinen fahrbaren Untersatz. "Accio-..." Harry musste unweigerlich seufzen. "Accio - Rollstuhl!", beendete er den Zauber und sah zu, wie eben jener wie ein braves Haustier auf ihn zurollte und neben seinem Bett stehen blieb. So schlug er die Decke zurück, robbte an die Bettkannte und hievte sich auf das Leder, das ihm so frisch aus dem Bett erst mal unangenehm kalt vorkam. Harry seufzte. Das ging ja gar nicht mal so schnell mit dem aufstehen. Er hoffte, dass seine Beine bald wieder ihren Dienst taten, denn er wollte nicht jeden Morgen fünf Minuten allein fürs aus dem Bett kommen brauchen. "Locomotor - Rollstuhl!", und schon bewegte sich dieser mit einigen leichten Stabbewegungen in Richtung Zimmertür, die sich Harry noch mit einem "Alohomora" öffnete, sodass er einfach hindurch fahren konnte. Ein bisschen seltsam kam er sich schon vor, wie er so durch den Gang fuhr. Er kam sich vor wie der alte Mann, der bei ihnen im Ligusterweg wohnte, der eines dieser elektrisch betriebenen Fortbewegungsmittel besaß, mit dem er immer morgens mit seinem kleinen Jack Russel seine Runde drehte. Von seinen eigenen Gedanken, wie ein alter Mann zu sein, gekränkt, verzog er stinkig die Miene. "Ich werde jetzt so viel süßes Zeug Frühstücken, bis mir schlecht ist!", brummte er leise zu sich selbst. Süßes munterte immer auf, das hatte er von Remus abgeschaut. Doch noch ehe Harry an der Treppe angelangt war, horchte er auf und drehte den Kopf in Richtung einer Tür, die eine Hand breit offenstand. Er erkannte die Stimme von Draco, wie sie sanftmütig auf jemanden einzureden schien, und erst als er näher kam wurde er einer zweiten, weiblichen Stimme gewahr. Sie klang etwas schwach und irgendwie hatte man den Eindruck, die Person wäre nicht ganz bei sich. Harry kam näher, öffnete die Tür noch ein wenig weiter und sah ins Zimmer. Er erkannte die Frau nun als Lady Malfoy, Dracos Mutter. Er hatte sie erst einmal gesehen, jetzt jedoch erinnerte sie ihn nur schwach an die willensstarke, sich ihrer Schönheit beinah überschwänglich bewussten Adeligen. Sie wirkte verwirrt, zerbrechlich und geschwächt, ihre Augen zeugten von Müdigkeit und Erschöpfung. Harry sah, wie Draco eine der Phiolen entkorkte - die mit der roten Flüssigkeit - die Draco ihm als Beruhigungsmittel erklärt hatte. "Hier, Mutter." Der Blonde reichte die Phiole seiner Mutter, die jedoch die Nase rümpfte. "Ich mag das nicht", gab sie in fast kindlicher Manier zu verstehen. Draco versuchte zu lächeln, doch er sah etwas gequält dabei aus. "Aber das wird dir gut tun." Der Schwarzhaarige vor der Tür bemerkte den seltsamen Unterton in des blonden Stimme, der sich scheinbar schwer tat, sacht und bedächtig zu bleiben. "Wir haben doch noch nicht einmal Gefrühstückt!", kam es wirsch von Narcissa, doch Draco nahm zärtlich ihre Hand und legte den gläsernen Behälter so in ihre Finger. "Auf leeren Magen wirkt es am besten! Wenn du es schnell trinkst, gehen wir gleich runter und dann bekommst du einen frischen Kaffee. Du magst doch Onkel Severus´ Kaffee so gern." - "Severus?" Die blauen Augen der Frau sahen ihren Sohn verwirrt und fragend an. Dieser strich eine verirrte blonde Haarsträhne aus ihrer Stirn und lächelte unbeirrt weiter. "Ja, wir sind doch seit vorgestern hier in Spinners End. Bei Severus zu Hause. Weißt du das etwa nicht mehr?" Er lachte, doch Harry hörte wie unecht es war. Ein "Ach, ja", das klang, wie ein schwaches Seufzen, kam von Lady Malfoy und kurz blickte sie still vor sich hin. Erst als Draco sie sacht an der Schulter berührte, sah sie ihn an, lächelte fröhlich und hob die Phiole an. "Ich gehe aber erst ins Bad ehe wir Frühstücken! So kann ich mich ja nicht sehen lassen!" Dann trank sie in einem Zug den Inhalt aus, erhob sich schwungvoll und ging auf eine andere Tür - wohl das Badezimmer - zu. Als sie darin verschwunden war, ließ Draco sich schwer auf dem Bett nieder, dort, wo zuvor seine Mutter gesessen hatte. Er stützte die Ellbogen auf den Knien ab, legte die Hände zusammen und stützte die Stirn daran. Ein leise gesagtes: "Mama...", kam kaum bis zu Harry vor, doch er hörte es und ihm war, als könne er Dracos Sorge und seinen Schwermut geradezu greifen. Leise, um Draco nicht zu erschrecken, öffnete er die Tür und bewegte sich etwas in den Raum hinein. "Draco?" Der Angesprochene hob den Kopf und seine Züge schienen sich zu glätten; als er Harry erblickte, fing er an zu lächeln. "Guten Morgen, Harry. Hast du gut geschlafen?" Er straffte die Schultern und versuchte sich nichts anmerken zu lassen, doch nachdem Harry nur ein monotones: "Ja", von sich gab und ihn kontinuierlich mitfühliend ansah, zog er die Augenbrauen leicht zusammen. Der blonde junge Mann seufzte leise und ließ die Schultern betrübt wieder sinken. Harry zupfte unbeholfen an seinem Schlafanzughemd. "Ich wollte nicht lauschen oder sowas... Ich hab nur deine Stimme gehört und dachte... Uhm..." Ja, was? Was hatte er gedacht? Gar nichts hatte er gedacht, er war schlicht und einfach neugierig gewesen. Doch Draco schüttelte nur den Kopf. "Ist schon in Ordnung." Wehmütig sah er zur Badezimmertür. "Es ist nur im Moment so furchtbar anstrengend. Ich bin so froh gewesen als Severus angeboten hat, dass wir über die Feiertage zu ihm kommen, so bin ich mit Mutter nicht allein gewesen. In dem großen Anwesen mit ihr allein ... Ich wäre wohl ausgerastet." Eine Hand legte sich aufmunternd auf seine Schulter und hellgraue Augen trafen auf magisches Grün. "Wie schlimm ist es?", fragte er ruhig, mit ehrlichem Interesse. Er wusste nicht wirklich, was er sagen oder tun sollte, doch er fühlte, dass er Anteil nehmen wollte. Harry hatte das Bedürfnis für Draco da zu sein, egal wie. Dieser lächelte müde und legte eine seiner, wie Harry kurzzeitig stutzig feststellte, immer warmen Hände auf die, die an seiner Schulter ruhte. "Manchmal benimmt sie sich wie ein junges Mädchen... Dann ist sie wieder ganz abwesend und melancholisch. Dann ist sie wieder völlig normal, so wie früher. Und dann mit einem mal... Sieht sie mich an und fragt wann wir zu Mittag essen, obwohl es längst Abend ist. Sie vergisst Dinge und erinnert sich an Sachen, die entweder komplett anders oder gar nicht passiert sind. Und ständig weint sie um Vater! Ich wünschte, er hätte endlich die Möglichkeit, aus Askaban frei zu kommen, dann würde Mutter nicht mehr so leiden!" Die blonden Haare fielen geschmeidig nach vorn, als Draco sein Gesicht schwer in seinen Händen vergrub. Harrys Blick lag furchtbar traurig und mitfühlend auf dem Anblick des anderen und altbekannte Schuldgefühle überkamen ihn. "Es tut mir so leid...", flüsterte er, doch der blonde Schopf schüttelte sich stark. Tief einatmend richtete der junge Malfoy sich wieder auf, auch wenn sein Blick - den er wohl ob des leicht verräterischen Glanzes nicht direkt auf sein Gegenüber richtete - an dem anderen vorbei gen Zimmerdecke ging. "Ich habe dir schon einmal gesagt, dass dich keinerlei Schuld trifft. Du hast nach bestem Wissen und Gewissen gehandelt, als du damals ins Ministerium gegangen bist. Du wolltest deine Freunde beschützen. Wenn überhaupt sind die vom Orden schuld, weil die nicht einsehen wollten, dass du eben keiner von der Sorte bist, die brav abwarten was passiert. Eigentlich hätten sie es besser wissen sollen, ernsthaft, bei allem Respekt!" Die grauen Seen lagen nun wieder mit festem Blick auf Harry, der ihn zum Teil dankbar anlächelte. Eine kleine Weile sahen sie sich einfach nur an. Harry spürte, dass es ihm weder unangenehm war, noch komisch vorkam hier bei Draco zu sein. Genauso wenig war es ihm unangenehm gewesen, dass seine Beine gestern Abend auf des Blonden Schoß gebettet waren, oder gar die leichten Streicheleinheiten, die ihm der andere wohl eher unbewusst erteilt hatte. Er hatte es sogar als angenehm empfunden. Nicht zuletzt weil es das erste war, das er gespürt hatte, als sein Gefühl langsam wiedergekehrt war. Und das, obwohl er doch wegen Draco nun hier in diesem Ding festsaß. Doch war es wirklich Dracos Schuld? Der hatte das zumindest selbst gesagt und aufrichtig um Verzeihung gebeten. Harry hatte bis jetzt gar nicht mehr an diese Sache gedacht, immerhin war viel passiert. Doch jetzt gerade war die Erinnerung sehr intensiv und klar. Der Junge, der lebt, spürte, wie seine Wangen heiß wurden. Nein, Dracos Kuss war nicht der Auslöser für das hier gewesen. Es waren seine eigenen Ängste! Ängste, die immer und zu jeder Zeit tief in ihm lagen und die Angewohnheit hatten, zu den unmöglichsten Zeiten auszubrechen. Nein, es war nicht Dracos Schuld. Harry hatte das dringende Bedürfnis, jetzt mit Draco darüber zu sprechen, denn das hatten sie nicht wirklich damals im Café. Draco war schließlich nicht schuld. Dracos Kuss war nämlich eigentlich, er war- Noch ehe Harry den Mund öffnen konnte, um ein Gespräch zu beginnen, öffnete sich die Badezimmertür und eine hübsch zurechtgemachte Lady Malfoy stand wieder im Raum. Mit einem überraschten "Huch?", blickten ihre intensiven, blauen Augen auf Harry. Dieser blinzelte sie etwas aus der Fassung gebracht an, stotterte dann jedoch ein höfliches "Guten Morgen!", welches die Adlige in kindlicher Fröhlichkeit erwiderte. ~~~ Kurz darauf saßen fast alle um Snapes magisch vergrößerten Esstisch; heute brauchte er immerhin Platz für sieben Leute. Überglücklich hatte sich Harry in Sirius Arme ziehen lassen, als er diesen bereits am Tisch sitzen sah bei seiner Ankunft. Nun saß er auf dessen Schoß - die Tatsache, dass er 16 Jahre alt war und damit eigentlich etwas zu alt, um noch auf seines Patenonkels Schoß zu sitzen, völlig ignorierend. Niemand störte sich daran und Harry und Sirius hatten ihre Freude. Einzig Severus rümpfte etwas die Nase und Harry bemerkte den selben missgünstigen Ausdruck, den der andere bereits auf Hogwarts hatte, nachdem er von Tatzes Rückkehr erfahren hatte. Der einzige im Bunde, der noch fehlte, war Ron. Hermine hatte sich bereits ausgiebig darüber ausgelassen, wie unerhört schwer es doch war, den Fuchshaarigen morgens aus dem Bett zu bekommen. Erst eine halbe Stunde später kam jener verschlafen dazu. Die Kinder unterhielten sich prächtig, auch wenn Draco immer wieder sorgenvoll zu seiner Mutter blickte, um die sich jedoch Severus und Sirius bedächtig kümmerten. Auch Harry merkte neben all den sprudelnden Unterhaltungen, wie sanft sein Pate mit Narcissa umging und er wurde sich erst jetzt in diesem Moment gewahr, dass sein Pate und Dracos Mutter ja Cousin und Cousine waren und dass Draco damit auch ein Cousin zweiten Grades zu Sirius war. Die beiden waren Vettern. Harry lächelte mit einem mal breit. Er fühlte sich in diesem Augenblick so unglaublich behütet. Als wären sie alle die selbe Familie! Erst ein euphorisches: "Stimmts, Harry? So wars doch?!", seitens Ron ließ ihn wieder aufblicken. Er zog kurz verwirrt die Augenbrauen zusammen, ehe ihm bewusst wurde, dass Ron gerade die gestrigen Ereignisse Sirius mitgeteilt hatte. "Wenn du es sagst, wird es stimmen, Ron. Ich hab eigentlich keinerlei Erinnerungen mehr daran, was nach der Verschmelzung passiert ist." Er hatte wirklich keine Ahnung, was er überhaupt angestellt hatte. Jetzt wäre es gut gewesen, wenn auch er selbst dem Rothaarigen zugehört hätte, denn dann wüsste er es. Doch brachte ihn das Ganze grade zu einer anderen Frage. "Wie bin ich gestern eigentlich hier her gekommen?" Fragend blickte er in die Runde, ehe Hermine das Wort ergriff. "Nachdem der Angriff vorbei war, hat sich die Verschmelzung gelöst und du lagst bewusstlos am Boden. Kurz darauf kam Snape zurück, der eigentlich unterwegs war, um uns zu helfen, aber von Todessern in einer Seitenstraße aufgehalten wurde." Hier ergriff der Gemeinte selbst das Wort. "Ich musste sie unschädlich machen, sonst hätten sie Voldemort Bericht erstattet und das wäre äußerst ungünstig gewesen. Als ich dann endlich zu euch kam, blieb mir erst einmal nur der Ausweg, auch alle hierher zu apparieren, kurz bevor Scotland Yard und die Auroren auf der Matte standen." Harry staunte ein bisschen. "Sie haben uns alle fünf auf einmal mitgenommen?" - "Apparieren wird schnell zu etwas, das du gut beherrschst, wenn du so lebst wie ich." Sie sahen sich kurz an und in des Jüngeren Blick spiegelte sich ehrliches Bedauern, doch Severus stand bereits auf und fing an, den Tisch abzuräumen. Sofort war auch Hermine hilfsbereit dabei, gab Ron einen kurzen Stoß, der der Höflichkeit halber dann das selbe tat. "Severus, denkst du, uns hat jemand gesehen?" Dracos Frage ließ den Professor zu ihm sehen. "Ich denke nicht. Das wird wohl alles untergegangen sein hinter Harrys Showeinlage." Er zog einen Ärmel etwas herunter, so dass man eine Ecke des Dunklen Mals erkennen konnte. "Außerdem hätten wir sonst längst davon mitbekommen." Beruhigt nickte der Jüngere. Die Sorgen sah man ihm dennoch an. Sirius rückte sich den doch allmählich schwerer werdenden Jungen auf seinem Schoß zurecht, räusperte sich leise und als er Harrys Aufmerksamkeit hatte, erhob er seine Stimme. "Harry, unter den gegebenen Umständen ist es wohl besser, wir bringen dich nach Hogwarts zurück." Harry verzog das Gesicht. "Ich dachte, wir würden bis zum Ende der Ferien zu dir nach Hause fahren, zum Grimmauldplatz?" Deutlich hörte man die Enttäuschung aus seiner Stimme und Sirius verging fast unter den anklagenden grünen Augen. Schnell gab er seinem Patensohn einen entschuldigenden Kuss auf die Stirn, ehe er sich erklärte. "Nach diesem Vorfall wird sich sicherlich der Orden wieder einfinden. Außerdem habe ich noch einige Dinge zu erledigen. Es tut mir wirklich leid, Harry. Ich verspreche dir, wir holen das alles nach." Der Grünäugige verstand schon, dass es jetzt leider wichtigeres gab, doch es passte ihm dennoch nicht. "Und was soll ich im Schloss? Mit dem Ding komm ich doch nirgends hin und im Krankenflügel bleib ich sicher nicht die ganze Zeit, mir hat Weihnachten gereicht, da will ich Silvester nich auch noch da vergammeln." "Warum kommst du nicht mit mir?" Draco bekam nun die ungeteilte Aufmerksamkeit. "Naja, ich und Mutter können auch nichtmehr hier bleiben, wenn Severus die nächsten Tage wohl zwischen Orden und Todessern hin und her rennen darf und seit Vater..." - er blickte kurz zu seiner Mutter - "... Jedenfalls hat Dumbledore veranlasst, dass um Malfoy Manor herum Apparierschutzzauber und Schilde angebracht wurden. Und warum sollte irgendjemand Harry bei uns vermuten?" Sirius sah seinen jungen Cousin skeptisch an. "Bist du dir da auch sicher? Ich meine, auch wegen..." Er nickte kurz zu Narcissa, die ihrerseits die ganze Zeit aus dem Fenster starrte und den sanften Schneefall betrachtete. Draco sah zu seiner Mutter. "Eigentlich wäre mir etwas Gesellschaft dann ganz recht... Harry, wenn es für dich kein Problem darstellt?" - "Warum sollte es denn ein Problem für mich sein?", lächelte der Schwarzhaarige. ~~~ Einige Zeit später saßen Hermine, Ron, Sirius und Harry im Wohnzimmer, während Narcissa oben noch einmal schlief. Malfoy und Snape waren im Keller, in des Professors heimischen Tränkelabors; sie bereiteten dort nämlich noch einige Beruhigungstränke zu. "Dracos Mutter tut mir leid", murmelte Hermine anteilnehmend. "Das muss schwer für ihn sein", fügte sie noch an. Harry blickte nach draußen in den Schnee. "Ist es auch", meinte er nur, ignorierte die fragenden Blicke der anderen beiden. "Harry, also... Wenn du magst, kannst du auch mit zu uns kommen." Das Mädchen rutschte auf dem Sofa etwas nach vorn. Ron sah erst sie, dann Harry an. "Ja, oder wir gehen gemeinsam zum Fuchsbau." Noch ehe der Junge darauf antworten konnte, lehnte sich sein Pate etwas vor und lächelte. "Das ist sehr lieb von euch beiden. Doch Hermines Eltern sollten nicht so viel von allem mitbekommen und Ron, deine Eltern werden jetzt genauso viel mit dem Orden um die Ohren haben. Am besten macht ihr beide hier noch euren Urlaub zu Ende und Anfang der Schule seht ihr euch alle unversehrt in Hogwarts wieder." Dankbar lächelte Harry, denn er hätte länger gebraucht um genau dass seinen beiden Freunden zu sagen. Außerdem wollte er nach wie vor nicht in ihre Pärchen -Ferien platzen. Im Keller indes mischte ein konzentrierter Magier seine Zutaten zusammen und murmelte dabei immer wieder Heilsprüche. Ein kurzes Schweigen folgte, ehe er sich zu seinem Schützling umwandte und ihn ernst ansah. "Bist du dir sicher?" Draco hatte bis dahin mit dem Rücken an einer Tischkannte gelehnt, verschränkte nun die Arme und sah entschlossen drein. "Ich habe den Bluttreuebann beschworen." Snapes Augen weiteten sich leicht. "Du hast was? Dazu warst du in der Lage?" Der Bluttreuebann war ein sehr komplexer Zauber. Es war ein Bannkreis, den ein Hausherr um sein zu Hause errichten konnte, sofern es wirklich das seinige war. Und das war bei Malfoy Manor ja bereits seit König Wilhelm dem I der Fall. Dennoch war dieser Schutzzauber weit stärker als ein einfacher Bannkreis. Er konnte nur gebrochen werden, wenn derjenige, der ihn beschworen hatte, selbigen selbst auflöste - oder getötet wurde. Und nur der Beschwörer konnte entscheiden, wer in diesen Bannkreis eintreten konnte und wer abgewehrt wurde. "Es ist mein zu Hause, oder nicht? Es hat zwar lange gedauert und war anstrengend, aber ja, ich war dazu in der Lage." Fest sah er in die Augen des Älteren. "Niemand, der meiner Familie etwas antun will, kommt in dieses Haus!" Severus starrte ihn eine Weile an, ehe er ein amüsiertes Schnauben von sich gab, auf den Jungen zukam und ihm die Hand auf die Schulter legte. "Dein Vater kann stolzer nicht sein, finde ich", sagte er. Draco lächelte und nickte dankbar ob dieses offensichtlichen Kompliments. Snape hatte sich bereits wieder seinem köchelnden Trank zugewandt, als der Blonde mit einer anderen Frage aufwartete. "Wie soll ich eigentlich mit ihm nach Manor kommen? Mit ihm UND Mutter. Flohen geht nicht, das ist zu riskant, wenn er seine Beine nicht bewegen kann. Fliegen fällt aus demselben Grund weg und Mutter will ich gar nicht auf einen Besen steigen lassen. Apparieren kann ich nicht. Außer du bringst uns hin." - "Harry verträgt es auch nicht sehr gut. Er wird wohl nie jemand werden, der großartig appariert." Er tat noch einige letzte Zutaten hinzu und das Gebräu verfärbte sich in das typisch wabernde Rot. "Malfoy Manor ist auch etwas weiter weg. Das ist mir ein wenig zu risikobehaftet. Es war schon anstrengend genug, euch alle hierher zu schaffen. Drei Leute nach Wiltshire zu verfrachten, ist nochmal was ganz anderes." Snape begann, den Trank reihenweise in Phiolen abzufüllen und Draco half ihm, diese zu verkorken. "Warum fährst du nicht mit dem Auto?" - "Huh?" Ein wenig verwirrt sah Draco den anderen an. "Na, wozu hast du denn den falschen Muggelpass und den Führerschein?" Severus packte die fertigen Phiolen in eine stabile Holzschatulle. Mit 16 wollte der junge Malfoy unbedingt Autofahren lernen. Seine Eltern waren von dieser Muggelmethode zu reisen zwar nicht sehr angetan, hatten es ihm allerdings dennoch erlaubt. Und dass sie alle Muggel-Ausweise besaßen, war nichts ungewöhnliches; immerhin hatten sie auch ein Leben als Adelsfamilie in der Muggelwelt. Und Draco hatte sich, als er Fahren lernen wollte, mal eben zwei Jahre älter gemacht auf dem Papier. Außerdem mochte er das Autofahren. Es war ein bisschen wie Fliegen, nur war der Untersatz weitaus bequemer. Er war damals jedoch nicht einfach so auf diese Idee gekommen, denn: "Dann musst du mir aber dein Auto leihen." Snape zog die Augenbraue zusammen. Er mochte seinen kleinen Vauxhall Astra, den er mal günstig bei einem Gebrauchtwagenhändler erworben hatte. Draco konnte zwar gut fahren, aber - wie das eben so war, wenn man ein Auto hatte - es war zwar nur ein lebloses Gefährt, doch man hing daran wie an einem Haustier. Der junge Malfoy hob die Augenbraue. "Na, mein Bentley steht in der Auffahrt vom Manor, damit kann ich schlecht fahren." Kurze Zeit herrschte Stille, während der der Schwarzhaarige nachdenklich die Augenbrauen zusammengezogen hatte. Erst als er die letzte Phiole verpackt hatte, seufzte er und brummelte ein: "Na gut". Anschließend folgte ein strenger Blick zu Draco. "Wehe, er hat auch nur einen Kratzer!", zischelte er in seiner nur zu bekannten Lehrer-Manier und drückte Draco dann die Schatulle in die Hand. "Und nimm dann auch gleich Ms. Granger und Mr. Weasley mit. Du kannst sie - soweit ich weiß - am Westend raus lassen", brummelte er noch und stapfte die Treppen wieder hinauf, gefolgt von einem grinsenden blonden jungen Mann. Kapitel 17: Was diesmal zählt ----------------------------- Es tut mir außerordentlich leid das es so lange dauert. In letzter Zeit ist einiges passiert da mich nicht gerade zum Schreiben motiviert und meine Beta-Leserin ist nun auch voll eingenommen von ihrer Ausbildung! Seht es uns also bitte nach wenn es länger dauert, die Geschichte wird auf jedenfall fertig gemacht, darüber braucht ihr euch nicht zu sorgen! Viel Spaß mit Kapitel 17: ~~~~~~ Inzwischen waren die fünf eine gute Stunde unterwegs in Richtung Westend. Mit mürrischem Blick und verschränkten Armen hatte ihnen ihr Lehrer nachgesehen, und Draco glaubte ab und zu immer noch, den warnenden Blick im Nacken zu spüren. Harry musste jedes Mal ein bisschen grinsen, wenn er sah, wie der Blonde sich mit unwohlem Ausdruck über den Nacken rieb. Doch der Schwarzhaarige fand, dass es überhaupt keinen Grund für Draco gab, sich Sorgen zu machen - er war schließlich ein ausgezeichneter Fahrer. Bisher war Harry rasante Busfahrer oder seinen aggressiven, ungeduldigen Onkel gewohnt; Draco jedoch fuhr wie er zauberte. Selbstsicher und schwungvoll, jedoch nie zu riskant. "Du fährst wirklich gut, Draco", sprach Hermine vom Rücksitz aus Harrys Gedanken mehr oder weniger aus. Der Angesprochene dankte grinsend für das Kompliment und der neben ihm sitzende Harry erkannte genau, dass er sich geschmeichelt fühlte. "Wie geht es meiner Mutter? Ist sie eingeschlafen?", stellte er seine Frage an Hermine und Ron, die Lady Malfoy in ihrer Mitte sitzen hatten. "Ja, ist sie", antwortete Ron. "Ist es nicht ein bisschen komisch, wenn sie so viel schläft?" Immerhin hatte die Blonde bis kurz vor ihrer Abreise ebenfalls geschlafen. Doch ihr Sohn schüttelte nur leicht den Kopf. "Nebenwirkungen des Beruhigungstranks. Er wirkt auch recht ermüdend, aber wenn sie die Heimfahrt verschläft ist das auch in Ordnung. Ah, kann ich euch hier schon raus lassen?" Kurz darauf fuhr Draco an den Straßenrand und hielt. Das Mädchen und der Fuchshaarige stiegen aus und kamen zu Harrys geöffnetem Fenster. "Danke fürs Mitnehmen Draco! Passt gut auf euch auf und Harry..." - Hermine lächelte ihren Freund warmherzig an - "... lass es dir ein bisschen gut gehen und schreib uns, falls etwas ist." Ron schob seinen Kopf ins Fenster und fügte an: "Natürlich kannst du uns auch einfach so mal schreiben!" Und Harry musste lachen, da er wusste, dass das kein Vorschlag, sondern eine direkte Aufforderung war. "Klar Leute. Wir sehen uns dann nach den Ferien wieder! Habt noch eine schöne Zeit!" So verabschiedeten sich alle von einander und Draco reihte sich wieder in den fließenden Verkehr ein, während sein Beifahrer das Fenster wieder schloss. ~~~ Nach einer weiteren Stunde hatten sie die Stadtgrenze Londons nun hinter sich gelassen und fuhren über Landstraßen in einer verschneiten Umgebung. Ein wenig schneite es auch jetzt und die grünen Augen konnten sich kaum sattsehen an dem winterlichen Schauspiel. Der junge Malfoy hatte inzwischen einen Ellbogen auf die Tür gestützt und fuhr recht lässig mit einer Hand am Steuer. Es war nicht viel los um diese Uhrzeit und die Straßen waren trotz Schneefalls gut befahrbar. "Gefällt es dir?", fragte er, blickte kurz zu Harry und lächelte leicht. Dieser wandte den Kopf zu seinem Fahrer, nickte und grinste fröhlich. "Dann warte, bis wir beim Manor angekommen sind. Der Park wird dir gefallen!" Selbst Draco wusste, dass es lange her war, seit der Andere so losgelöst war. Die vergangenen Ereignisse hatten Harry ein wenig stärker werden lassen. Er wusste nun, dass er eine Menge helfender Hände hinter sich hatte, Sirus war am Leben und es schien, als hätte Harry wohl eine verborgene Kraft in sich, die ihn auf unbeschreibliche Weise mit seinem Patronus verband. Was Harry selbst mit Freuden festgestellt hatte, war, dass er wieder durchschlafen konnte. Sein Herz war ruhiger geworden, seine Gedanken gesetzter, sein ganzer Geist war viel ausgeglichener. Es war so viel angenehmer als noch vor einigen Monaten. Er hatte es bisher niemandem erzählt, doch der Traum seiner Mutter, die ihm in dieser seltsamen Sprache vorsang, ihm immer wieder versicherte, dass er behütet war, war inzwischen keine Seltenheit mehr. Beinah jede Nacht verdrängte sie die Alpträume, flutete seinen Geist mit Licht und Wärme. War es, weil er nun so viel mehr über sie wusste? Er hatte so viel von Professor Snape erfahren. Wie sie als Kind war, wie sie als Schülerin und junge Frau war. Und was für eine liebende Mutter sie gewesen war. Ja und dann war da noch... Sein aus dem Fenster gerichteter Blick fokussierte sich auf die Spiegelung des Anderen. Harry wusste nicht genau, was das jetzt war mit ihm und Draco. War der Blonde in ihn verliebt? Oder war es nur jugendliche Neugierde? Und bei ihm selbst? Bis auf die kurze Sache mit Cho hatte er sich nicht wirklich mit romantischen Dingen beschäftigt. Doch vielleicht war die Sache ja auch gar nicht romantischer Natur, sondern entsprang wirklich nur der Neugierde ihrer jungen und aufgescheuchten Hormone. Und selbst wenn - wäre es ein Problem für ihn? Musternd betrachtete er Dracos unklare Spiegelung. Mal objektiv betrachtet war Draco ein schneidiger junger Mann. Er war intelligent, wohlerzogen - wenn man seine charaktereigene Arroganz mal außer Acht lies - und war ein hervorragender Magier. Er kümmerte sich intensiv um seine Mutter und ihm fehlte sein Vater, was aus dem Blonden einen Familienmenschen machte. Was würden Dracos Eltern wohl dazu sagen, würde er ihnen Harry als seinen Freund vorstellen? Unweigerlich erinnerte sich der Schwarzhaarige an die Worte, die der Andere ihm vor ihrem Kuss sagte: „Ich denke über etwas nach, aber ich komme zu keinem Ergebnis. Etwas, von dem ich nicht weiß, ob ich es einfach machen kann, oder ob es alles nur schlimmer macht.“ Im Nachhinein verstand der Junge viel besser, was der Slytherin damals gemeint hatte. Die Malfoys waren nicht irgendeine Zauberer-Familie! Lucius saß im Parlament und über einige Ecken waren sie Mitglied im britischen Königshaus. Durfte Draco es sich erlauben, mit einem Mann zusammen zu sein? Oder hätte das nachreichende Konsequenzen für ihn, vielleicht auch für seine Eltern? In diesem Hin und Her seiner Überlegungen, stellte Harry fest, dass es ihm persönlich gar nicht so viel ausmachen würde, fände er auch an Männern Gefallen. Würden seine Freunde es gut heißen? Hermine würde sicherlich irgendwelche wissenschaftlichen Beiträge abgeben, dass es zur heutigen Zeit völlig egal sei, mit wem man zusammen ist, da die Menschheit sicher keinen Fortpflanzungsnotstand hätte. Bei Sirius konnte er sich vorstellen, dass dieser vielleicht etwas distanziert zu der Sache stehen würde, es ihm aber egal wäre, solange sein Patensohn glücklich damit sein könnte. Und Ron? Was würde sein bester Freund dazu sagen? Der Rothaarige wäre sicher eine harte Nuss diesbezüglich. Wobei - vielleicht auch nicht, immerhin hatte es Ronald "Sturkopf" Weasley fertig gebracht, sich mit Malfoy anzufreunden. Seufzend ließ Harry seine Stirn gegen die kühle Scheibe sinken. Durch diese Geste fing er sich die Aufmerksamkeit Dracos wieder ein. "Was ist?", fragte er. Harry brauchte ein wenig, bis er sich gewahr wurde, dass der Andere etwas gesagt hatte. "Nichts, ich hab nur etwas nachgedacht", beruhigte er. Die blassen, aristokratischen Lippen verzogen sich zu einem milden Lächeln. "Dann solltest du jetzt vielleicht damit aufhören und einen Blick nach vorn werfen." Er nickte kurz nach vorn und der schwarze Schopf folgte dieser Geste. Die grünen Augen fingen begeistert an zu leuchten als er sah, wie sich in geringer Entfernung ein prächtiges Herrenhaus aus dem weißen Schnee hervorhob. Seine Mauern waren beinah ebenso rein, dennoch stach es deutlich heraus. Nebenbei bemerkte Harry das Schild, auf dem stand, dass sie nun Privatgrund befuhren. Die Straße führte sie vorbei an alten, schneegeschmückten Bäumen und Nadelgehölzern, deren immergrünes Laub beinah schwarz wirkte durch den hellen Hintergrund. Auf einem der gezuckerten Felder erspähte Harry einen Sprung Rehe, die sich ihr Futter mit den Hufen freischarrten, nicht weit davon entfernt einen zugefrorenen See. Und schon tauchten sie wieder in den Wald ein. Ehrfürchtig blickte der Junge auf das gusseiserne Tor, welches sich vor ihnen mittels Magie öffnete, und die Initialen der Familie trug. Der lange, von Hecken gesäumte Vorgarten lag still und friedlich, während Draco vor dem Haus eine kurze Wende vollzug und den roten Vauxhall direkt neben einem silberblauen Bentley unter ein Vordach parkte. Harry gaffte das Auto an, dann wandte er den Kopf mit offenem Mund zu Draco, der mit einem fast machomäßigem Gesichtsausdruck nickte. "Das da ist mein Baby", bestätigte er Potters unausgesprochene Frage, ehe er ausstieg, die hintere Tür öffnete und sanft seine Mutter weckte. "Harry, ich bringe Mutter eben ins Haus dann hole ich dich! Es dauert nicht lang!", versprach der Blonde und half Lady Malfoy elegant aus dem Wagen zu steigen. "Ach hetz dich nicht, ich sitz hier ja bequem", erwiderte dieser lächelnd. Er sah zu, wie der ältere seine Mutter ums Auto herumführte und sie die stolzen Treppen hinauf zur Eingangstür geleitete, die sich kurz darauf öffnete und wieder schloss. Der junge Zauberer besah sich unterdes den vor ihm liegenden Garten abermals. Er erkannte, dass sich linker Hand noch mehrere, höhere Hecken befanden. Das war wohl ein Labyrinth. Rechts lag hinter den Hecken scheinbar nichts außer einem blanken Schneefeld, doch an einigen Stellen lag es etwas eingesunken. Dort waren wohl Wege unterhalb der Schneedecke, was Harry darauf schließen ließ, dass dort sonst üppig bepflanzte Blumenbeete gerade Winterruhe hielten. Am Ende der Auffahrt, direkt vor ihm, ruhte ein Brunnen mit einer wunderschönen Engelsfigur, die einen Krug in der Hand hielt, aus welchem bei warmen Temperaturen sicher das Wasser hinab in das runde Becken floss. Er schreckte glatt auf, als sich die Tür neben ihm öffnete und der Blonde ihn fragend ansah. Sein Rollstuhl stand schon bereit, so ließ er sich bereitwillig von Draco aus dem Auto heben. Beim Einsteigen hatte Sirius das gemacht, bei diesem hatte Harry allerdings nicht diese leichte, unterschwellige Aufregung verspürt wie eben bei Draco. Kurz sahen sie sich direkt in die Augen, nachdem Harry abgesetzt worden war, ehe der junge Hausherr dann auch ihm ins Warme verhalf. ~~~ Drinnen stand dem Helden der Zauberwelt erneut der Mund offen; vor ihm lag nämlich eine große Eingangshalle, die zu zwei bogenförmig nach oben verlaufenden Treppen zu einer Galerie führten. Dort zweigten dann links und rechts Gänge ab. Überall hingen Ahnengemälde, die die beiden Eingetroffenen eingehend musterten, jedoch nichts sagten. Harry emfpfand es glatt als angenehm, wenn lebendige Portraits mal nicht anfingen, wild auf ihn einzureden. Er war sich beinahe sicher, dass sie nicht wussten, wer er war. "Hoffentlich bleibt das so", dachte Harry, nickte den hohen Herrschaften jedoch artig grüßend zu. Als Harry zu Boden sah, erkannte er einen weinroten Teppich, der die Geräusche ihres Vorüberschreitens beinah vollständig schluckte. Draco brachte ihn geradeaus duch die Halle, zu einer zwischen den Treppen befindlichen schweren Holztür. Draco öffnete sie und schob den Jüngeren hindurch. Vor dem Schwarzhaarigen erstreckte sich ein Salon, mit einem prunkvollen, wunderschön gearbeiteten Kamin, in dem bereits ein warmes Feuer prasselte. Dracos Mutter saß an einem hübschen Glastisch, dessen Fassung und Beine aus Messing waren, die in floralem Muster Blätter und vereinzelt einige Blüten darstellten. Die Sitzmöbel hier waren allesamt beige gepolstert und mit schwarzen Stickereien verziert. Gerade erschien ein Hauself mit einem Tablett, das vorsichtig auf dem Tisch abgesetzt wurde. "Möchtest du auch Tee, Harry?" Draco goss zwei Tassen ein und lächelte Harry leicht an. Als dieser ebenso lächelnd nickte, wurde eine dritte Tasse eingegossen und an ihn überreicht. "Das Haus ist wirklich schön. Ich hatte es mir ehrlich gesagt etwas düsterer vorgestellt", gab der Goldjunge grinsend zu und wärmte sich an der Teetasse aus Porzellan erst einmal die Hände. Draco, der seiner Mutter noch die Tasse reichte und sich dann mit der eigenen elegant auf das Sofa gleiten ließ, schmunzelte. "Vater hat erzählt, dass es hier früher, als er noch ein Kind war, immer recht schwer und drückend war. Anscheinend hat mein Großvater alles mögliche an magischen Gegenständen herumstehen gehabt. Er meinte, dass Mutter hier erstmal alles auf den Kopf gestellt hat, als sie eingezogen ist." Er lachte etwas. "Sie hat alles was sie nicht schön fand in die Kellergewölbe bringen lassen, und das ganze Manor komplett umgestaltet." Potter lachte auf. Das konnte er sich wahrlich gut vorstellen. Sie saßen noch eine ganze Weile da, tranken Tee und zwischendrin hatte auch Lady Malfoy einen wachen Eindruck gemacht. Nun wirkte die Dame des Hauses jedoch bereits wieder müde, so dass Draco sich kurz entschuldigte und seine Mutter in ihre Gemächer führte. Der Goldjunge indes wartete geduldig; einzig in seinem Rollstuhl wollte er nicht mehr bleiben, und so hangelte er sich müsehlig auf das Sofa. Er seufzte auf, als er feststellte, um wie viel bequemer es dort war. Er nutzte Dracos Abwesenheit und ließ sich der länge nach darauf nieder. So konnte man es aushalten. Ein prasselndes Feuerchen, eine gute Tasse Tee und eine weiche Unterlage. Wohlig schloss er die Augen. Die nächsten Tage könnten gar nicht mal so ungemütlich werden. Ein warmstimmiges Kichern ließ ihn die Augen wieder öffnen und er sah direkt in zwei hellgraue Kristalle. Der junge Malfoy war auf die Sofalehne gestützt und lächelte amüsiert. "Da fühlt sich ja jemand schon richtig wohl." Die grauen Tiefen glänzten silbrig und das magische Grün schien etwas aufzuflackern. Woher war Harry das bekannt? So intensiv nah hatte er das schon einmal erlebt. Und auch Draco spürte die Vertrautheit der Situation. Doch anders als Harry konnte sich der Blonde mit einem mal sehr genau erinnern. "Harry..." Sein Gesichtsausdruck wurde etwas bedrückter. Er löste ihre Blicke voneinander und ging um das Sofa herum, hob Harrys Beine etwas an und setzte sich. Fragende Blicke des Anderen waren die Ernte. Doch er sah ihn nicht an, schien eher im Feuer nach Worten zu suchen. "Was da in der Schule passiert ist..." Harry horchte auf. "Es war nicht deine Schuld, Draco! Wirklich! Ich hab ernst gemeint, was ich im Café gesagt habe." Doch der blonde Schopf schüttelte sich leicht. "Ja, ich weiß. Aber trotzdem will ich mich entschuldigen. Für... für den Kuss." Betreten sah er weiterhin in die ruhig züngelnden Flammen. Harry betrachtete sein Profil. Das Silber seiner Augen mischte sich mit dem Kupferton, den das Feuer ihnen verlieh und wirkten dadurch beinah mystisch. Er erkannte in den Gesichtszügen die ehrliche Betroffenheit und musste lächeln. "Warum denn?", war seine ehrliche Frage und Dracos Augenbraue zogen sich leicht zusammen. "Ich habe dich damit bedrängt. Ich hätte soweit nicht gehen dürfen! Ich wusste, wie dein Zustand war und dass dich das nur noch mehr stressen würde." Nachdem Harry sich aufgesetzt hatte, betrachteten dessen grünen Augen sein Gegenüber weiterhin. "Warum hast du ... mich eigentlich geküsst? Du sagtest damals, du wüsstest nicht, ob du etwas machen kannst, ohne negative Konsequenzen zu erhalten. Was genau hast du damit gemeint? Wolltest du wissen ob du ...", ein wenig verlegen grinste er, "naja... auf Jungs stehst? Oder AUCH auf Jungs... Ich weiß ja nicht." Doch der Andere schüttelte leicht den Kopf und schloss die Augen. "Nein, nicht direkt das." - "Was dann?" Es war wohl nicht so leicht für Draco. Eine Weile war es still im Zimmer, nur das Feuerprasseln ließ es nicht unangenehm sein. Doch dann hob sich Dracos bedachte Stimme. "Ich wollte wissen ob...", nun wandte er den Kopf zu Harry und öffnete in der selben Bewegung seine Augen, deren Silber nun umher zu wabern schien wie Silberstaub. Leise aber ehrlich drangen die Worte an Harrys Ohr, die ihm mit einem Schlag vergessen ließen, dass draußen Minusgrade herrschten und abermals Schnee fiel. "Ob ich in dich verliebt bin." Der Gryffindor schluckte. "U-und bist zu zu nem Ergebnis gekommen?" Seine Stimme schwankte. Er war aufgeregt und nervös. Aber es fühlte sich nicht unangenehm an. Der Hauch eines Schmunzelns zog über Malfoys Lippen. "Leider ist mein Testobjekt vor Versuchsende davon gelaufen." Ihre Augen fingen einander wieder ein. Harry spürte , dass seine Wangen heiß waren; er war sich außerdem ganz sicher, dass sie glühend rot sein mussten. "Oh, wie ... unglücklich." - "Allerdings." Der Abstand zwischen ihnen wurde geringer. "Vielleicht sollte dann ein neuer Versuch angesetzt werden?" - "Vielleicht." Die Worte wurden leiser, zu Raunen und Hauchen. Dracos Hand glitt an Harrys Wange vorbei in dessen Nacken. Ihre Augen waren magiegefüllt und flüssige Seen aus Silber und Smaragd - Kostbarkeiten, die zueinander fließen wollten. Warmer Atem streifte über leicht bebende Lippen. Eine kleine Ewigkeit bleiben sie so dicht beieinander, sahen sich an, wie sie nie zuvor jemanden angesehen hatten. Sie waren gefangen von der Magie in den Seelenspiegeln des jeweils anderen. Erst nach einer schatzgleichen Unendlichkeit schienen ihrer beider Augen mit einem Mal müde. Ihre Lider schlossen sich ebenso sanft wie ihre Münder sich aufeinander legten. Der Kuss war warm. Viel wärmer als der erste. Und dieses Mal verbannte Harry alles andere, kettete es fest an einem Felsen im Meer und ließ es dort achtlos ertrinken. Dieses Mal zählte nur das hier. Kapitel 18: Happy New Year! --------------------------- ha ha ha XD" Wie passend der Titel ist! Das erste Kapitel dieses Jahres! Die Zeit vergeht so Bocke schnell D:" Naja: Viel spaß jetzt mit Kapitel 18! Ich hab bereits das 19te angefangen! :3V ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ Harry kritzelte aufgeregt seinen Namen unter den Brief, den er gleich darauf am Bein einer der Schleiereulen der Malfoys befestigte. Gerade als er sie durch das Fenster entfliegen ließ, öffnete sich die Tür zu seinem Gästezimmer und ein blonder Schopf lugte hindurch. "Bist du fertig, kann ich reinkommen?" Harry lächelte fröhlich und nickte. "Jap! In ein paar Stunden sollten wir eine Antwort bekommen!" Während dieser Worte ließ der Grünäugige sich zu seinem Bett rollen und hievte sich dann der Länge nach auf die Matratze. Draco setzte sich an die Bettkannte und strich durch das weiche, schwarze Haar. "Freust du dich?", fragte er. "Und wie!" Harry drehte sich vom Bauch auf den Rücken und sah den Anderen an. "Danke, dass ich sie zu Silvester einladen darf! Grade Hermine wird das supertoll finden!" Es war kein großes Geheimnis, dass das kluge Mädchen - eben immer noch ein Mädchen - einen Spleen für schöne Schlösser, Villen oder eben Herrenhäuser hatte. Sie würde die Gelegenheit sicher nutzen und eines ihrer besten Kleider anziehen damit sie irgendwo in ihrem Hinterkopf ein bisschen Prinzessin spielen konnte. Der Goldjunge lachte vergnügt. "Ziehst du denn auch was schickes an?" Die Hand, die durch sein Haar kraulte, wurde eingefangen und festgehalten. Daraufhin lehnte Draco sich etwas mehr aufs Bett. "Hmm. Warum nicht? Wir feiern immerhin den Beginn eines neuen Jahres, das sollte man in gebührlicher Kleidung tun, oder?" Ein Kuss auf weiche Lippen folgte. Harry schmunzelte und strich durch das platinblonde Haar. "Ich bin gespannt." - "Und du? Willst du dich auch schick machen? Ich kann dir etwas leihen." Wieder gab es einen Kuss und Harry sah ihn freudig an. "Das wäre toll!" Er legte die Arme um den Nacken des Anderen und wieder legten sich ihre Lippen aufeinander. Gemütliches Grummeln kam vom Blonden. "Du siehst in einem Anzug sicher gut aus." Draco zog Harry zu sich auf die Brust und strich über seinen Rücken. Dieser lachte leise und schmiegte sich an den unter ihm Liegenden. "Denkst du, die beiden werden überrascht sein?" Der Dunkelhaarige rieb schmusend die Nase am Hals des Anderen, welcher nur zufrieden seufzte und die Hände verspielt unter das Oberteil Harrys gleiten ließ. "Mit Sicherheit! Aber sie werden sich auch unglaublich freuen. Wir haben in den paar Tagen unglaubliche Fortschritte gemacht - das ging quasi über Nacht." - "Stimmt!" Die beiden schmiegten sich eng aneinander und ihre Lippen fanden sich ein weiteres Mal. Die Unterhaltung, die sie eben noch geführt hatten, ebbte immer mehr ab, wurde abgelöst von immer mehr, immer längeren Küssen. Sie streichelten sich über Arme und Brust, schlüpften unter die Kleidung und streichelten über des Anderen Seiten. Heiß keuchten sie sich entgegen während ihre Münder immer wieder nach einander schnappten und sie rieben ihre Körper dicht aneinander. Ein Klopfen am Fenster ließ sie ihr Tun unterbrechen, und sie sahen sich tief in die Augen, ehe ein weiteres Klopfen ihre Aufmerksamkeit auf sich zog. Nach Luft schnappend drehte Harry sich vom jungen Malfoy, der aufstand und die Eule hereinließ. Er nahm den Brief von ihrem Bein und rollte ihn auf. "Eine Antwort von Hermine und Ron. Sie schreiben, dass sie sehr gerne vorbeikommen." Draco setzte sich zu Harry aufs Bett, der in den Brief linste. "Jetzt schon eine Antwort? Das ging ja schnell." , murmelte er, doch Draco sah zur Uhr und grinste. "Wir haben ja auch zwei Stunden damit verbracht, uns intensiv mit uns zu beschäftigen", gurrte er. Angesprochener schaute verwundert ebenfalls auf die Uhr und machte einen überraschten Laut. Kurz fragte er sich, was wohl gewesen wäre, hätte die Eule sie nicht unterbrochen. Ob sie dann vielleicht? Harry wurde rot um die Nase und schüttelte den Gedanken ab. ~~~ Am 31. Dezember, Punkt 18:30 Uhr parkte ein fliegendes blaues Auto im Hof der Malfoys. Daraus stiegen ein recht adrett gekleideter, rothaariger junger Mann, der es sich nicht nehmen ließ, seiner hübschen lockenhaarigen Begleitung die Tür des Wagens zu öffnen. "Sieh sie dir an!", grinste Harry, der mit Draco zusammen in der offenen Tür stand, um die beiden zu begrüßen. "Das Wiesel hat ja richtige Manieren, hätte ich ihm gar nicht zugetraut." Der Blonde hob eine Augenbraue, zuckte jedoch zusammen, als er Harrys Ellbogen in die Hüfte gerammt bekam. "Das war ein Kompliment!", empörte er sich, dennoch wusste er genau, dass diese Strafe sich gegen das ´Wiesel´ richtete. Aber es tat ihm nicht leid. Er war immernoch ein Malfoy und Ron war immernoch ein Wiesley. Sie neckten und diskutierten immernoch mit Vorliebe, auch wenn es inzwischen keinerlei Feindseeligkeiten mehr beinhaltete. "Was war ein Kompliment? Ich hoffe ihr redet von mir." Hermine war nun mit Ron die Treppen hinaufgeschritten. Sie kicherte fröhlich und präsentierte sich den beiden anderen Jungs in ihrem sehr hübschen Abendkleid. Es war bordeauxfarben, trägerlos und schlicht im Schnitt. Es ging bis etwas über die Knie war bis zur Taile enganliegend, hatte dann eine sehr zierende etwas seitlich sitzende Schleife nach der es dann weiter wurde. Der Stoff war samten und ließ den einfachen Schnitt so doch sehr edel aussehen. Die beiden Männer betrachteten das Gesamtbild und nickten dann nur eifrig. "Von wem denn sonst?", schmunzelte Harry und Draco bat die beiden gleich zur Tür herein. Immerhin war es kalt draußen und gerade die junge Dame sollte sich ja nicht verkühlen. Beeindruckt sahen sich die beiden Ankömmlinge in der Eingangshalle um, während Draco voran schritt und die kleine Gruppe in den Salon führte. "Oh Ron, sieh nur!", rief Hermine begeistert aus. Hier standen viele magische Gegenstände, die sie faszinierten, und während die anderen sich auf die gemütliche Sofaecke vor den warmen Kamin niederließen, wuselte das Mädchen neugierig durch den ganzen Raum. "Warte, bis du die Bibliothek siehst. Vom dortigen Balkon sehen wir uns nämlich das Feuerwerk an!" Harry amüsierte sich sehr über den Glanz, der in Mines Augen aufblitzte, ehe sie sich schließlich neben Ron auf die Polster sinken ließ. "Das Manor ist wirklich toll!", verkündete sie begeistert und blinzelte dabei Draco zu, der nur amüsiert etwas den Kopf schüttelte, verstand er doch die stumme Bitte, die sie ihm mit ihren Wimpern morste. "Ich führe euch gern nachher etwas herum. Abendessen gibt es um sieben, danach haben wir ja Zeit. Wollt ihr fürs erste einen Tee?" Er rief nach einem Hauselfen, der gleich ein silbernes Tablett mit Porzellangeschirr und einer dampfenden Kanne Tee auf den Tisch stellte. "Oh ja, bitte!" Ron ließ es sich nicht nehmen und goss sich eine Tasse ein. "Die Fahrt hier her war so arschkalt, Mann! Wir hatten ´ne Decke über dem Schoß! Und sie rennt in diesem kurzen Ding rum! Ich frier beim hinsehn, ey!" Schnell umklammerte er mit den kalten Händen die Tasse. Auch die mit dem kurzen Ding am Leibe nahm sich eine Tasse voll. "Hach. Wer schön sein will muss eben leiden. Und ich bin schön!" Gespielt extravagant lehnte sie sich mit Tasse und Unterteller zurück, überkreuzte die schlanken Beine und schüttelte sich divenhaft einige Haare aus der Stirn, ehe sie belustigt grinste und auch die Jungs amüsiert schnauben ließ. "Tja, Ron. Sicher, dass das Zittern von der Kälte kommt?", belustigte sich der Hausherr, während er Harry eine volle Tasse reichte, sich anschließend mit der eigenen zurück lehnte und es Mine gleich tat, die Beine zu überschlagen. Der Fuchshaarige funkelte ihn über den Rand seiner Tasse kurz an. "Neidisch?", fragte er schnippisch. Doch der junge Malfoy schnaubte amüsiert und teilte mit Harry einen ganz kurzen Blick, ehe er antwortete. "Mit Nichten, pass du nur gut auf deine Perle auf." Er zwinkerte das Mädchen kurz an, die geschmeichelt schmunzelte und sich gegen ihren Freund lehnte. "Harry", fing sie an und widmete ihre Aufmerksamkeit dem jungen Helden. "Wie geht es dir denn eigentlich? Du machst einen munteren Eindruck." - "Recht gut", antwortete er lächelnd. "Ich fühle mich inzwischen sehr gut ausgeruht und schlafe auch wieder richtig anständig!" - "Wirklich, Alter? Keine Albträume von unserm Möchtegern Michael Jackson?", fragte Ron nach und der Schwarzhaarige lachte. "Nein, momentan nicht. Ich weiß auch nicht, wieso... aber... Ich träume viel von meiner Mutter." Mine lehnte sich etwas vor und legte ihre Hand auf Harrys. "Sie beschützt dich eben immer noch. Du hast wirklich Glück." Der Angesprochene nickte und lächelte sacht. Doch dann blickte er auf und hatte einen fröhlichen Ausdruck. "Ich hab nachher noch eine Überraschung für euch!" Das Paar sah sich fragend an. ~~~ Das Abendessen ging gemütlich von statten und sogar Lady Malfoy schien bester Laune und vorallem wachen Zustandes zu sein. Draco sah man an, wie erleichtert er ob dieser Tatsache war. Sie unterhielt sich blendend mit Hermine über Mode und was sie in ihrer Jugend bevorzugt hatte, während Ron sich mehr für den schicken Bentley des adligen Junggesellen interessierte. Nach dem Essen, zurück im Salon, gönnte man sich ausnahmsweise ein Glas Wein und sie unterhielten sich noch den ganzen Abend über dies und jenes. Eine Viertelstunde vor Mitternacht gingen alle hinauf in den ersten Stock und fanden sich in der Bibliothek ein. Ein riesiges Zimmer mit hohen Decken, bis zum Rand gefüllt mit Regalen, die die unterschiedlichsten Bücher beherbergten. In der Mitte stand ein schwarzer, lackglänzender Flügel und drei hohe Fenster mit Rundbögen darüber ließen helles Mondlicht herein. Der Himmel war inzwischen klar geworden, wo es vor einigen Stunden noch üppig geschneit hatte. Hermine war - wie zu erwarten gewesen - begeistert von all diesen Büchern. Sie schritt die Regale ab und immer wieder entfuhr ihr ein begeisterter oder erstaunter Laut. Als jedoch die erste Rakete den Nachthimmel pfeifend durchschnitt und in goldenem Glanz zerplatzte, eilten alle nach draußen auf den Balkon und begrüßten das neue Jahr mit vielen "Aahs" und "Oohs" und Glückwünschen und bestem Hoffen. Sie stießen an mit Sekt, während sich die umliegenden Dorfgemeinden jede erdenkliche Mühe gaben, das neue Jahr gebührend zu empfangen. Eine halbe Stunde standen sie dort und betrachteten die bunten Lichter, bis Hermine aufmerkte und Harry aufgeregt ansah. "Was ist denn nun die Überraschung, die du für uns hast?", fragte sie sichtlich neugierig und auch Ron klinkte sich jetzt aufmerksam ein. "Ja Alter, du hast uns den ganzen Abend warten lassen." Der Grünäugige blinzelte kurz, ehe er und Draco sich ansahen und anschließend breit grinsten. "Draco und ich", fing er an, "haben trainiert." Er fasste die Armlehnen des Rollstuhls. "Tja, und das ist dabei herausgekommen." Mit einigem Kraftaufwand hievte er sich in die Senkrechte und machte einige wacklige Schritte bis zum Balkongeländer. Hermine und Ron stand der Mund offen. "Alter... Ich bin baff!", gab der Rothaarige von sich. Das Mädchen umarmte ihn dafür fest. "Oh Harry! Endlich!" Sie betrachtete den jungen Mann vor sich. "Das wurde aber auch Zeit! Wie habt ihr das gemacht? Es sah doch wirklich nicht gut aus! Madame Pomfrey wollte ich ja schon fast nach St. Mungos bringen lassen." "Tja", antwortete Potter, "anscheinend hatten meine Beine ein wenig Urlaub nötig und haben sich Zeit gelassen. Als ich gemerkt hab, dass ich langsam wieder Gefühl und Kraft in den Beinen bekomme, hat Draco mit mir ne Art Reha gemacht. Und allmählich geht es wieder ganz gut." Er lachte kurz "Im wahrsten Sinne!" Was für ein guter Start ins Jahr! Kapitel 19: Sweetest Music -------------------------- Ich bin mir nicht sicher, ob der Adult-Inhalt hier wirklich so grawierend ist das es schon so richtig "Adult" ist aber Oo" bevors ärger gibt XDV Viel Spaß :3 Kap. 20 ist auch schon begonnen ^^/ ~~~~~~~~~~~~~ Die Freunde feierten noch bis in die Morgenstunden mit ausgelassener Laune und reichlich Freude am Leben selbst. Es waren Momente wie diese, in denen Harry wusste, wofür er kämpfte. Denn über all dem, was in den letzten Tagen passiert war, hatte er nicht ein einziges Mal vergessen, welcher Feind ihm im Nacken saß und welche Hürden er meistern musste. Hinzu kam, diese neue Kraft zu erforschen die er zu besitzen schien, denn er war sich sicher dass er das, was er damals im Kampf gegen die Todesser vollbracht hatte, noch immer in sich trug. Er wusste noch nicht wie, aber er wollte es für sich nutzen. Es war vier Uhr früh, als Draco Harry ins Zimmer schob. Der junge Held hatte nach seinem Auftritt den Rest der Zeit doch lieber wieder im Rollstuhl verbracht, da es ihn, trotz allem, immer noch anstrengte zu gehen oder gar aufrecht zu stehen. Bäuchlings hievte er sich quer übers Bett. Er war erschöpft und müde aber lächelte dennoch gut gelaunt. "Das war ein wirklich schönes Silvester. Danke, dass wir es so feiern konnten, Draco." Er drehte den Kopf auf der Matratze so, dass er den anderen ansehen konnte. Dieser lächelte ihn ob seiner Worte sanft an, während er sich gerade das Hemd auszog und die Gürtelschnalle öffnete. "Das hab ich gern gemacht. Normalerweise feiern wir zu Silvester immer mit irgendwelchen Leuten, die Vater aus dem Ministerium kennt. Das sind dann irgendwelche festlichen Bankette mit viel politischem Bla Bla. Aber so im kleinen Kreis hat es sehr viel Spaß gemacht. Ich bin froh..."- er sah den Schwarzhaarigen an - "...Ich bin sehr, sehr froh, dass es sich zwischen uns so entwickelt hat, Harry." Sie blickten sich zärtlich an, ihre Augen erfüllten sich wie schon einige Male mit Magie und begannen zu schimmern in den edelsten Farben. Draco ging ums Bett herum, legte ein Knie auf die Matratze, neben Harry. Er beugte sich über den anderen und schob dessen Hemd nach oben und bedachte die freigelegte Haut nun mit zarten Küssen. Über die Lendenwirbel, seitlich über den Rücken hinauf, wo er ob des Stoffes kurz absetze, um ihm die Haare beiseite zu streichen und auch seinen Nacken zu bedenken. Harry gab wohliges Säuseln von sich, das kurz umschwang in ein raues Brummen. Der Schwarzhaarige spürte bei diesen Berührungen einen Zug, der deutlich bis in seine Leisten reichte. Natürlich bemerkte der Blonde die leichte Anspannung, die den anderen erbeben ließ und grinste dabei wie eine dicke Katze vor einer vollen Futterschale. "Finden sich hier etwa empfindliche Stellen, Potter?" Liebevoll benutzte er nun den Nachnahmen, der früher wie Spott und Hohn ausgesprochen wurde. Der Grünäugige hingegen bekam rote Wangen, schnappte sich ein Kissen und drückte die heißen Wangen in den kühlen Stoff. "Ärger mich nicht!", kam es genuschelt aus dem Federbett, was Draco nur auflachen ließ. Er setzte einen letzten Kuss genau in die Mitte von Harrys Rücken und erhob sich dann nochmal, tauschte seine Hose gegen eine Pyjamahose und setzte sich auf seine Betthälfte. "Wir sollten schlafen, Harry. Vor morgen Nachmittag ist sicher keiner mehr wach. Naja, außer, Hermine und Ron finden eine andere Möglichkeit, das Gästebett zu nutzen." Er schmunzelte amüsiert, während Harry mit verzogenem Gesicht den Kopf aus den Kissen hob. Das waren Dinge, an die er bei seinen besten Freunden nicht denken wollte! Zur Entschuldigung zauberte der Blonde dem andren auch dessen Nachtgewand an, auch wenn er so gar nicht reumütig dabei schaute. Dennoch legte Harry sich danach anständig ins Bett und legte die Decke über sich, ehe er sein Gegenüber etwas fragend ansah. "Bleibst du... hier heute Nacht?" Ein sanftes Streicheln an seiner Wange ließ ihn kurz die Augen schließen. Der junge Malfoy legte die Stirn an die des Anderen und begann leise zu antworten. "Nun, ich dachte, da Hermine und Ron sich sicherlich ein Bett teilen und nicht die angebotenen, einzelnen Zimmer beziehen... könnte ich doch auch dir etwas Gesellschaft leisten? Oder soll ich lieber in mein eigenes Bett?" "Nein." Die grünen Augen suchten wieder die grauen Tiefen. "Es, es wäre schön, wenn du bei mir bleibst." Und für diese Antwort bekam er einen Kuss auf seine Stirn, ehe er an die Brust des anderen gezogen wurde und dieser sacht durch sein Haar kraulte. So konnte der Jüngere sicher einschlafen. Auch wurde mit der Zeit die Hand auf seinem Schopf langsamer in ihrem Tun. Doch eine Sache blitzte kurz wieder in Harrys Gedanken auf. Leise und schon halb im Schlaf murmelte er vor sich hin. "Kannst du eigentlich spielen?" , fragte er mehr säuselnd als wirklich sprechend. Er spürte, wie sich der Brustkorb unter ihm etwas mehr hob, der Andere atmete tief ein, um sich noch einmal etwas wacher zu machen. "Was spielen?", antwortete er dann heiser raunend. Harry ließ weiterhin die Augen geschlossen und schmiegte den Kopf an den Herzschlag unter ihm ."Na, Klavier. Den Flügel in der Bibliothek..." - "Mmmh...", raunte Draco wieder und streichelte Harrys Arm. "Ja, ich kann spielen..." Die Stimme des Blonden war zäh, doch der Jüngere lächelte selig. "Spiel mir mal was vor..." - "Mach ich...", waren die letzen Worte ehe beide dann endlich in Morpheus´ Arme sanken. ~~~ Als sie wieder aufwachten, war es zwei Uhr nachmittags, aber wirklich fit waren sie nicht. Der Hunger trieb sie jedoch dazu, sich aus den Federn zu schälen, sich frisch zu machen und schließlich in die Küche zu gehen, wo sie zu ihrer Überraschung auf einen futternden Ron und eine Tee trinkende Hermine stießen. "Was macht ´n ihr schon hier?", nuschelte Harry und blinzelte den erscheinenden Hauselfen müde an, der fragte, ob er auch etwas essen wolle. Hermine lachte herzlich bei dem Anblick "Na, wir fahren bald wieder zurück. Molly erwartet uns zum Kuchen - was ist, wollt ihr nicht mitkommen?" Sie lächelte die beiden an und auch Ron nickte eifrig. Draco hatte sich und Harry eine Tasse geholt und setze sich zu den anderen an den Tisch. Seine Miene zeigte Skepsis. "Nehmt es nicht persönlich aber... Ich bin nicht sicher, ob ich die ganze Weasley-Truppe packe." Er hörte Ron leise schnauben. "Hast du Angst, dass meine Brüder dir was antun?", schmunzelte er frech. Er konnte sich lebhaft vorstellen, wie Fred und George dem blonden Aristokraten blaue Punkte aufhalsten oder seine Nase in eine Kartoffel verwandelten. Vielleicht auch rosarote Klamotten? Harry lachte herzlich über Rons Grinsen und Dracos mürrischen Gesichtsausdruck. "Aber um ehrlich zu sein", er stellte die Teetasse auf dem Tisch ab und sah das Pärchen an, "bin ich selber nicht ganz auf der Höhe heute. Und irgendwie käme ich euch lieber wieder besuchen, wenn ich in eurem Haus auch alleine herumlaufen kann." Der Schwarzhaarige lächelte entschuldigend, aber natürlich verstanden die beiden es. Der Fuchsbau war ja schon etwas eng. Und so verabschiedeten sich Hermine und Ron eine Stunde später von den beiden. Harry hatte noch viele liebe Grüße an die Weasleys in Auftrag gegeben und Ron warnte ihn vor einem Päckchen mit Zuckerrübenkuchen, den seine Mutter sicherlich als Neujahrsgeschenk an ihn schicken würde. Als die beiden Jungen dann endlich allein waren, fiel Harry auch die vergangene Nacht wieder ein. "Spielst du mir jetzt gleich was vor?", fragte er voller Enthusiasmus. Draco hingegen sah ihn fragend an. "Na, Klavier!" Harry grinste breit und beim Blonden kam die Erinnerung durch. "Ah! Natürlich. Wenn du willst, gerne, aber ich sehe vorher noch nach Mutter." So gingen die beiden nach oben zurück und während Harry in der Bibliothek wartete, besuchte der junge Malfoy das Schlafzimmer der Hausherrin. Zufrieden stellte er fest, dass sie heute einen guten Tag hatte. Sie lag bücherlesend auf ihrem Bett und schien ganz entspannt. Sie freute sich sogar als sie hörte, dass er Harry etwas vorspielen würde. Durch das, was er gesehen hatte beruhigt, kam Draco mit entspannter Miene in die Bibliothek nach und schmunzelte den Wartenden an. Dieser hatte sich auf den Klavierhocker gesetzt, denn er wollte unbedingt neben Draco sitzen, wenn dieser spielte. So kam auch der Blonde nun an den Flügel. Dieser war geschlossen, damit es nicht zu laut war; immerhin mussten sie keinen ganzen Konzertsaal unterhalten. "Was willst du für ein Stück hören?", fragte Draco an Harry gewandt, doch dieser zuckte nur mit den Schultern. "Ich weiß nicht.", meinte er, "Ich bin eigentlich nicht besonders bewandert in Musik. Spiel doch einfach etwas, das du gern magst!" Ein Lächeln zierte seine Lippen, das auch bald auf Draco überging und so nickte er und öffnete die Tastenklappe. Er legte die Hände auf die Tasten und schien kurz zu überlegen, ehe er dann die ersten Töne anstimmte und seine Finger über die schwarz-weiße Fläche huschten. Harry konnte sich an diesen Fingern gar nicht sattsehen, nachdem sie einmal angefangen hatten, sich zu bewegen. Fast, als würden sie tanzen. Die Melodie, die erklang, war wunderbar tragend. Er glaubte sogar, das Lied zu kennen, aber wirklich sicher war er sich nicht. Der Schwarzhaarige sah von den schönen blassen Händen auf in das Gesicht des Anderen. Dieser hatte die Augen halb geschlossen, ein kleines Lächeln zierte die schmalen Lippen und seine gesamte Haltung war entspannt und ausgelassen. Als Malfoy bemerkte, dass Harry ihn anstarrte, begann er zu schmunzeln und wandte den Kopf in seine Richtung, spielte jedoch unentwegt weiter. Harrys Wangen färbten sich ein wenig rot und er konnte nicht anders, als dem Blonden in die Augen zu starren, war ganz eingelullt von der Musik und den grauen Mondsteinen, die immer silberner wirkten. Er seufzte leise auf als er sah, wie Dracos Iris die Farbe änderte und merkte dabei gar nicht, dass seine Augen magieerfüllt wie grüner Nebel auch den anderen nicht mehr los ließen. Da war es wieder, das leise Knistern, die Wärme um sie herum und diese alles vergessen machende wohlige Anziehung. Längst hatte der Blonde sein Stück beendet und seine Hände lagen stumm auf dem Instrument. Sie kamen sich näher, ohne auch nur einmal den Augenkontakt zu unterbrechen, ihre Lippen umspielten sich, ohne sich zu berühren. Und als Harry schließlich für einen Sekundenbruchteil die Augen schloss, nur um dann wieder zu dem Anderen aufzublicken, da war es, als hätte sich ein Schalter umgelegt. Dracos Hände vergruben sich in den ohnehin zerwühlten Haaren des anderen und Harry konnte sich nur an Dracos Shirt festkrallen, während zwischen ihnen ein inniger und leidenschaftlicher Kuss entfachte. Sie versuchten nicht einmal, ihre Hände bei sich zu behalten; fahrig wiederholten sie immer wieder ihre Wege über Brust, Rücken, die Seiten hinab und Draco gefiel es, die Hüften des anderen zu umgarnen. Diesem gefiel das sichtlich, denn sein Körper wollte die Nähe, schien gar nicht genügend davon abzubekommen, als Draco schließlich die Initiative ergriff und mit einem kräftigen Ruck hatte er Harry auf den Flügel gehievt. Nur nebenbei klappte der Blonde noch die Tastenabdeckung zurück, ehe er sein Knie darauf platzierte, so über Harry beugen konnte um sogleich die keuchenden Lippen wieder einzufangen. Ihre Körper lagen dicht aneinander und umschmiegten sich innig, als auch schon die erste Hand unter Harrys Oberteil glitt und diesen genüsslich aufkeuchen ließ, als die geschickten Finger seine Brust liebkosten. Der jüngere unterdes schob Dracos Shirt hinauf und strich begierlich über die Muskelkonturen seiner Rückenpartie. Sie begannen sich aneinander zu reiben. Die Augen schließend legte der unten Liegende den Kopf beiseite und ließ den Anderen zu gern gewähren, als dieser begann, seinen Hals mit Küssen zu bedecken und daran zu knabbern, gerne auch einen sanften Biss hinterließ. Ihre Becken schoben sich gegeneinander und bald war ihnen die Kleidung so lästig, wie sie nie hätte sein können. So dauerte es nicht lange, bis ihre Hemden achtlos zu Boden segelten. Oh, was sie hier taten, war stürmisch! Des jungen Potters Hosen hingen nur noch an einem Knöchel, schienen sich festzuklammern und erleichtert keuchend öffnete der Blonde seine Verschlüsse und entließ die Hitze seiner Leidenschaft. Lüstern musterten sich die beiden und ihnen gefiel außerordentlich, was sie zu sehen bekamen. Es erregte sie, den jeweils anderen in dieser Situation zu sehen, so dauerte es nicht lange, bis sie sich wieder umeinander wanden, stöhnend kund taten, wie sehr ihnen dieses Abenteuer gefiel. Sie ließen sich mitreißen, bis es schließlich soweit war; Draco hob Harrys Hüften an und in innigem Küssen vertieft drang er ein in den heißen Körper. Heißeres Stöhnen zwang sie, ihre Lippen voneinander zu lösen. Harry wusste nicht, was er spürte. Da war so viel auf einmal! Er spürte Schmerz, den unangenehmsten, den er beschreiben konnte und doch war er um so vieles besser als alles andere. Er spürte Hitze, wie sich sein Brustkorb hektisch hob und senkte, wie sich seine Finger in Dracos Arme krallten. Er spürte, dass das lackierte Holz unter ihm von seiner Haut warm geworden war, dass es leicht rutschig wurde durch den Schweißfilm auf seiner Haut. Harry spürte Dracos hitzigen, keuchenden Atem und wie er seine Stirn an seine Schulter gedrückt hatte. Er konnte spüren, wie dessen Brust durch sein Stöhnen vibrierte. Doch am meisten spürte er Draco selbst. Als würden sie verschmelzen, so kam es ihm vor. Genau konnte er fühlen, wie sich diese Härte tief in ihn schob und es ließ ihn in Wonne erschaudern. Er leckte sich über die Lippen, ehe ein heiseres: "Mehr!", darüber entkam und ein rauhes Brummen ertönte an seinem Ohr. Draco vernarrte sich in diesem Moment in diese Enge, die ihn umgab - etwas besseres hatte er noch nie gehabt. Seine Muskeln waren angespannt wie noch nie und dennoch fühlte es sich so verheißungsvoll an, dass er diese Anstrengung für immer halten wollte! Harry war ihm so nah, dass ihm der Gedanke kam, er wolle den Jüngeren am liebsten gleich ganz verschlingen. Er begann sich zu bewegen und beide stimmten ein, mit entzückten Lauten ihr Spiel zu treiben, ihre Körper weiter aneinander aufzuheizen und es schien, als wolle jeder mit Kuss und Berührung den anderen übertrumpfen. Am Ende wusste keiner von beiden, wer begonnen und wer zuerst das Ziel erreicht hatte, nur dass sie eine ganz ausgezeichnete Partie hinter sich hatten, die ganz gewiss einen bleibenden Eindruck hinterlassen hatte! Kapitel 20: Happy Birthday -------------------------- So~ ich würd ja sagen das ich gern wieder etwas schneller schreiben würde aber ich glaube nicht das ich das jetzt wo mein Gesellen-Jahr anfängt schaffen werde D:" aber wer weiß Vv/ Viel Spaß ^^ (ist wieder ein wenig Rührseelig... tut mir leid Vv ... NIIIIIIIIIICHT \°w°/) ~~~~~~~~~~~~~~~ Eine Woche später war es wieder soweit, dass die Freunde gemeinsam in der großen Halle von Hogwarts saßen und gerade der Begrüßungsrede Dumbledors lauschten. Immer wieder wechselten Harry und Draco über die Haustische hinweg verstohlene Blicke und grinsten sich an. Ihr Abenteuer auf dem Flügel hatten sie zwar nicht wiederholt, doch sie umgarnten sich beinah automatisch, wann immer sie sich näher als einen halben Meter kamen. Sie verbargen es zwar nach wie vor den anderen gegenüber, doch sobald sie unbeobachtet waren, regnete es kleine Küsse, Berührungen und zarte Worte. Sie gestanden sich ein, dass sie verliebt waren und sie ließen es sich nicht nehmen, das auch auszukosten. Was sprach schon dagegen? Sie waren jung und das gehörte nun einmal dazu. Inzwischen konnte Harry auch wieder normal laufen. Zwar war ihm das Quidditsh bis auf weiteres noch nicht erlaubt und er musste sich diese Woche noch täglich bei Madame Pomfrey melden, doch er fühlte sich besser denn je. Er schlief ruhig, aß reichlich und der Unterricht kam ihm leichter vor als sonst. Seine Freunde bemerkten diese Umstände mit Wohlwollen, auch wenn sie sich einige Male fragten, woher dieser Elan kam. Nur Draco wusste es; immerhin war er einer der Gründe. An diesem Nachmittag, als Ron intensiv Nachhilfe von Hermine bekam, schlenderten die beiden langsam nebeneinander her, der Schnee knirschte unter ihren Schuhen und die Eiszapfen hingen groß und schwer von den Dachgiebeln des alten Schlosses. Sie gingen so dicht beisammen, dass ihre Schultern sich berührten. Sie schwiegen und genossen die Ruhe um sich herum, ebenso die traute Zweisamkeit. Und doch schien es, als wäre Harry ein wenig unruhig. "Harry", begann Draco nun mit einem sachten Schmunzeln auf den Lippen, "du hast jetzt schon zum fünften Mal Luft geholt, als wolltest du etwas sagen." Sie blieben stehen und der Blonde sah seinem Freund in die Augen. "Ist irgendwas nicht in Ordnung?" Der Jüngere zog die Augenbrauen zusammen, presste die Lippen aufeinander und blickte mit den Augen zu Boden. "Doch... Eigentlich schon." - "Aber?" Draco bückte sich etwas vorn über, um den Blick des anderen aufzufangen. "Na komm", versuchte er ihn zu ermutigen, "kann doch nicht so schlimm sein." Harry sah ihn eine Weile an und bekam dann zart rosa Wangen. "Was... Was wir neulich gemacht haben... Beim Klavierspielen..." Malfoy stellte sich wieder aufrecht hin und räusperte sich leicht. "Ja?" Auch seine Wangen wurden ein wenig farbiger. Was kam jetzt? "Denkst du..." Nun sahen ihn die grünen Augen direkt an. "Denkst du, das war okay so? Ich... Ich meine, war das nicht irgendwie... zu früh oder sowas...?" - "Öh...", war das erste, das Draco darauf antworten konnte. So eine Frage irritierte ihn dann doch ein wenig, aber er konnte sehen, dass es dem Anderen wohl wichtig war. Er strich sich durch die Haare. "Ganz ehrlich gesagt: Keine Ahnung." Er zuckte mit den Schultern. "Warum? Fandest du es überstürzt? Ich meine, ein bisschen schnell gings vielleicht schon, aber... also... Wir hatten doch beide Spaß?" Das hatte er bisher jedenfalls gedacht. Sollte Harry hinterher doch einen bitteren Beigeschmack bei der Erinnerung daran finden? Potter jedoch nickte eifrig. "Doch! Das schon, es war-", seine Stimme sank um ein vielfaches ab, "richtig toll." Egal, ob sie nun jemand sah oder nicht, Draco zog seinen Freund fest in die Arme und lächelte. "Weißt du, ich denke so etwas passiert dann, wenn alles passt... Und wenn es bei uns eben schon soweit wahr, dann... Ist es sicher in Ordnung." Dann grinste er Harry so breit an, wie es für einen jungen Mann seiner Herkunft schon fast Frevel war. "Und wer kann schon behaupten, er hätte sein erstes Mal auf ´nem Klavierflügel gehabt? Im Bett kann ja jeder!" Harrys Wangen glühten auf und er drückte den anderen weg, indem er ihm einfach die Hand ins Gesicht drückte. "Also, sag mal! Stehst du etwa auf ungewöhnliche Orte?" - "Keine Ahnung. Wir könnens ja ausprobieren! Schatz." Das letzte Wort betonte er extra und kassierte dafür einen Schneeball ins Gesicht. "Hilfe, ein Perverser!", grinste Harry breit und fing an zu laufen, forderte so ein kleines `Hasch mich!´ heraus, das damit endete, dass Draco in den Schnee fiel und solange vom Anderen ausgelacht wurde, bis er diesen ebenso in das kalte Element zog und ihm Schnee unter den Mantel schaufelte, was dieser mit lautem, FAST unmännlichem Quietschen quittierte. ~~~ Herzliches Lachen drang aus der Schlossküche, das nur unterbrochen wurde von gelegentlichem Schmatzen und einer erzählenden Stimme. Mal war es Harry, der erzählte, ein anderes Mal wieder war es die Stimme Sirius. Der Goldjunge und sein Pate hatten abgemacht, sich zweimal die Woche heimlich abends in der Schlossküche von Hogwarts zu treffen und Neuigkeiten und alte Geschichten zu teilen. Harry genoss die gemeinsame Zeit mit Sirius und er liebte es, viele alte Erinnerungen zu hören. Es war nun das dritte Mal, dass sie sich trafen und der Junge wusste, es würde noch tausend Treffen mehr benötigen, um all das Spannende zu hören, das der Langhaarige für ihn bereit hielt. "Oh Mann! Ich kann gar nicht so recht fassen, was ihr alles für Mist gemacht habt!", grinste Harry breit und ließ sich die Schokolade schmecken, die Sirius für ihn mitgebracht hatte. "Und ich kann nicht fassen, dass uns die alte Fledermaus bisher noch nicht gefunden hat, so viel Krach wie wir machen!", lachte der Ältere und trank sein Butterbier. Als Sirius den Professor erwähnte, wurde Harrys Gesichtsausdruck mit einem Mal nachdenklich, sodass sein Gegenüber die Flasche absetzte und ihn fragend ansah. "Stimmt was nicht?" "Doch... Nur, wo du Snape erwähnst..." - "Warum, was ist mit ihm?" Sirius goss seinem Schützling etwas Tee nach. Harry beobachtete, wie sich seine Tasse füllte, während er weiter sprach. "Naja, er ist in den letzten Tagen wieder so seltsam! Am Anfang war er mies drauf, wegen dem extra Unterricht, da ist er dann aber irgendwann ein wenig aufgetaut, jedenfalls bis ich seine Erinnerungen gelesen habe - dann war er sauer auf mich, dann hab ich ihn mit an Mom und Dads Grab genommen. Da war er dann wieder milder gestimmt, als wir bei ihm zu Hause waren, wirkte er total umgänglich und JETZT ist er wieder soweit, dass er mich im Unterricht nicht mal ansieht! Ich meine - was soll das?" Sein Onkel nickte, hörte zu während der Ausführungen und schien etwas grübelnd. "Hm, nun... Snape war schon immer ein ziemlich verschlossener Kerl. Merlin könnte dir nicht sagen, was in dem Mann vorgeht. Vielleicht ist ihm wieder eingefallen, warum er dich nicht mag und auf der anderen Seite weiß er, warum er das Gegenteil tut, also beschließt er, dich zu ignorieren." Harry stöhnte auf diese Antwort nur entnervt. "Weil er meine Mutter geliebt und Dad gehasst hat? Was soll ich denn machen? Ich färb mir sicher nicht die Haare oder ändere meine Augenfarbe wegen ihm! Ist er der Erwachsene oder ich?" Sirius musste ob dieser Worte lachen. "Wir leben alle in schwierigen Zeiten. Und wir alle haben doch unseren Knacks weg davon - oder nicht? Wahrscheinlich weiß er im Grunde genommen überhaupt nicht, wie er richtig damit umgehen soll!" Er stibitzte sich ein Stück von der Schokolade. "Wer weiß, vielleicht hat es auch einen viel simpleren Grund und er ist mürrisch wegen seinem Geburtstag. Oder dem deiner Mutter." Genüsslich ließ er die süße Köstlichkeit in seinem Mund verschwinden. Harry jedoch horchte auf. Was hatte er da gerade von Geburtstag gehört? "Geburtstag? Wann?" Mit großen Augen sah er Sirius an. Dieser blinzelte etwas stutzig. "Öh... am... neunten hatte er, glaub ich." - "Und Mom hat am 30ten. Ob die zwei zusammen gefeiert haben?" Sirius zuckte mit den Schultern. "Mit Sicherheit. Die beiden hingen ja bis zu dem Vorfall dauernd zusammen herum." Harrys Augen wurden etwas enger als sein Gehirn ratterte. "Nur mit meiner Mutter, sagst du?" Black hob gerade seine Flasche noch einmal an und blieb jedoch in der Bewegung stehen, als er Harrys ausheckenden Ausdruck sah. "Soweit ich weiß. Er war ja nie der Geselligste. Mit dem alten Malfoy hab ich ihn manchmal gesehen, aber ob die zwei jetzt Freunde waren oder heute sind, das weiß ich nicht." - "Hmmm...", kam es nur von Harry und er schien mit den Gedanken ganz weit weg zu sein. Sein Pate setzte die Flasche wieder ab und betrachtete den Jungen kritisch. "Harry?" Dieser drehte mit dem selben Gesichtsausdruck wie zuvor den Kopf zu ihm. "Ich brauch 'ne Flasche Wein dafür." - "Äh... ?" ~~~ Einige Tage später, am Abend des 29. Januars, klopfte es an Professor Snapes Tür. Dieser zog fragend die Augenbraue zusammen, als er davor Harry sah, bepackt mit einer kleinen bunten Tüte und einer Flasche Château Beychevelle. "Guten Abend, Professor, entschuldigen Sie die späte Störung, aber es hat seine Gründe!", war die Begrüßung des kleineren, der diesmal recht froh war, nicht so groß zu sein, denn er schlüpfte einfach unter dem Arm des Professors in dessen Räume. Dieser schien mehr als irritiert und überrumpelt. "Was soll das?", fragte er in strengem Tonfall. Nächtliche Überfälle mochte er nämlich gar nicht leiden. Harry grinste ihn nur fröhlich an, ehe er antwortete und dabei die Mitbringsel hochhielt. "Mir ist zu Ohren gekommen, dass sie am neunten Geburtstag hatten und da morgen meine Mutter Geburtstag hätte, fand ich es eine tolle Idee, Ihren Geburtstag nach- und in ihren reinzufeiern! Oh, hier, das ist von Draco. Mit stellvertretenden Grüßen seines Vaters." Er drückte ihm die bunte Tüte in die Hand und als Severus hineinsah, erkannte er die Likörpralinen-Mischung die ihn Lucius Malfoy für gewöhnlich jedes Jahr kredenzte. Das war etwas, wofür der Tränkemeister wahrlich eine Schwäche hegte. Er war auch nicht wirklich verwundert, dass Draco davon wusste. Allerdings wusste er jetzt trotzdem nicht, was er von Harrys überrumpelnder Aktion halten sollte. Er blickte auf, als er hörte, wie Harry seinen Gläserschrank öffnete und zwei Weingläser hervorholte, die er auf dem Sofatisch abstellte. "Tut mir Leid, dass ich Ihren einzigen Freund verknackt hab", nuschelte er und sah den Anderen mit schuldiger Mine an. Sein Lehrer verengte die Augen und hatte den Kopf etwas geneigt. Sollte er den Jungen nicht wieder in seinen Schlafsaal schicken? Dieser ließ sich in einen der beiden Sessel plumpsen und zog den Umhang, den er trug, etwas enger um sich. "Na, ist doch so, oder? Der alte Malfoy war doch der einzige, mit dem Sie außer mit meiner Mutter Kontakt hatten." Severus gab sich der - wohl offenkundig gut gemeinten - Dreistigkeit des Jungen geschlagen, stellte die Tüte auf dem Tisch ab, während er sich in den anderen Sessel niederließ. Er seufzte lautlos, blickte den Anderen kurz wehleidig an und musste dann mit einem Kopfschütteln amüsiert aufschnauben. "Der alte Malfoy. Sag das bloß nicht, wenn er daneben steht, dann frisst er dich!" Das Grinsen des Älteren ließ Harry leise glucksen. "Haben Sie einen Korkenzieher?", fragte er dann und Severus griff nach der Weiflasche. "Darfst du sowas überhaupt schon trinken?" Die Frage war eher rhetorischer Natur, doch Potter reckte nur leicht die Nase. "Ich werde dieses Jahr 17!" - "Oh natürlich, 17 und volljährig ist fast das selbe wie 16 und minderjährig" schnarrte er in gewohntem Tonfall und blickte auf das Etikett. "Weißt du eigentlich, was so ein Wein kostet?" Dass Harry ihm einen so teuren Wein schenkte, überraschte ihn fast so sehr, wie die lässige Antwort des Anderen. "Jap! Stand auf der Rechnung." Skeptisch sah der Ältere ihn an, während Harry nur zufrieden breit lächelte. "Ich bin reich." - "Und so bescheiden!" Herzlich lachte der Goldjunge auf, während Severus den Wein öffnete und ausnahmsweise auch seinem Schüler einschenkte. Doch er würde nur dies eine Glas erlauben! Und anders als er erwartet hatte, war der Abend mit Harry einer der angenehmsten, die er seit langer Zeit gehabt hatte. Insgeheim gefiel es ihm besonders, dass dies unter anderem wegen seinem Geburtstag stattfand. Es war ein bisschen wie damals, als er sich mit Lily getroffen hatte. Harry hatte sehr viel Freude an diesem Abend. Er hatte es einfach als wichtig empfunden, den Anderen nicht stehen zu lassen, sondern ihn, nach allem, was passiert war, mit in sein Leben zu integrieren. Wer wusste schon, was wäre, wenn! Dass der andere sein Vater hätte sein können, war ihm ja inzwischen klar, doch andererseits hätte es auch sein können, dass Severus ein zweiter Patenonkel wäre. Immerhin war er mal der beste Freund seiner Mutter, so wie Sirius der beste Freund seines Vaters war. Der Gedanke, zwei Patenonkel zu haben, gefiel ihm schon irgendwie. Es machte seine Familie größer. Trotzdem gab es da noch dieses Problem! "Professor Snape?" Er setzte sich im Sessel etwas auf. Angesprochener hatte sich gerade eine der Pralinen ausgepackt. (Er konnte doch nicht die ganze Zeit wiederstehen!) Doch jetzt blickte er den Anderen an. Harry räusperte sich. "Ich wollte wissen, warum Sie mich immer noch ignorieren. Im - im Unterricht meine ich. Und auch auf den Gängen, Sie grüßen zwar aber... Ansehen tun Sie mich dabei nicht. Sind Sie immer noch irgendwie sauer auf mich?" Der Lehrer sah ihn an, während er sprach, seufzte dann leise und legte die Süßigkeit zurück. "Nein, ich bin nicht wütend auf dich", antwortete er ruhig. "Was ist es dann? Mom? Dad?" Er deutete dabei erst auf seine Augen, dann auf seine restliche Erscheinung, bekam darauf aber nur ein Kopfschütteln. "Darüber mache ich mir schon lange keine Gedanken mehr." Snape ließ seinen Blick durch den Raum gleiten. Er wusste, dass sein Gegenüber ihn weiter abwartend ansah, darum mied er dessen Blick. Was sollte er denn machen? Es kam ihm selbst so albern vor. Aber was brachte es denn? Wieder ein lautloses Seufzen und er wagte den Blick des anderen zu erwidern. "Ich kümmere mich um deine Sicherheit, seit du hier an der Schule bist. Ich hätte mich noch viel eher um dich gekümmert, aber das hat man mir verboten. Nichts ging über den Blutschutzzauber, das musste ich einsehen." Harry erinnerte sich daran, wie Snape ihn in seiner Erinnerung auf dem Arm gehabt hatte, in Haggrits Hütte. "Wollten sie mich adoptieren?" Raues Auflachen war zu hören, ob der großen Augen die der Kleinere bei dieser Frage machte. "Nein, soweit wollte ich nicht gehen. Aber ich hätte dich großgezogen! Du warst Lillys Erbe und ihr Andenken. Aber vermutlich wäre das in einem Desaster geendet. So sah ich dich erst wieder, als du in die Schule kamst. In den Jahren dazwischen war ich hin und her gerissen zwischen den Reihen des Lords und denen des Ordens. Zeitweise wusste ich gar nicht mehr, wem ich jetzt die Treue wirklich geschworen hatte. Und ich war wütend auf alles um mich herum." Die dunklen Augen suchten den Schein des prasselnden Kaminfeuers. "Erst als ich begann, im Hintergrund für deine direkte Sicherheit zu sorgen, wusste ich wieder, was ich tat und aus welchen Gründen. In den letzten Monaten kamst du von allein zu mir und hast um Hilfe gebeten." Harry sah ihn unentwegt an. Der Ältere bemerkte dies, als er wieder in dessen Gesicht zurück blickte. "Ich lehnte das ab, weil ich wusste, dass du irgendwann gut genug wärst, um mich zu knacken und alles zu erfahren. Dumbledore bestand darauf, also konnte ich nicht länger 'nein' sagen. Ich lehrte dich das alles und du wurdest gut, so wie ich es erwartet hatte. Trotz der weniger erfreulichen Umstände dazwischen bin ich... stolz auf... unsere Arbeit." Der Kleinere blieb ganz still, doch sah man ihm seine Überraschung durchaus an. Von diesem Stolz hatte er nicht besonders viel mitbekommen - andererseits wunderte ihn das eigentlich nicht sonderlich. Er wurde wieder aufmerksam, als der Andere tief die Luft einatmete und die Beine verschränkte. Eine Geste, die Halt geben sollte. "Tja, dann kam dein Pate wie Jesus von den Toten zurück und..." Seine Augen richteten sich wieder auf die Flammen. "Ihr sitzt zweimal die Woche in der Küche und gebt euch euren Albernheiten hin. Und sonst lungerst du mit deinen "Geschwistern" herum." Blinzelnd zog der Jüngere die Augenbrauen zusammen. Außerdem wusste er jetzt nicht, ob er rot werden sollte deshalb, weil der Andere von den Ausflügen in die Küche wusste, oder weil er seine Freunde als "Geschwister" betitelt hatte. Es stimmte nämlich durchaus, dass er in Ron einen Bruder und in Hermine eine Schwester sah. In Draco natürlich nicht! Draco... Mann, jetzt wurde er wirklich rot! Aber Moment! Schnell schüttelte er den Kopf und damit die unpassenden Gedanken ab - darum würde er sich kümmern wenn er nachher im Bett lag! Zurück zum Thema. "Sind Sie... etwa eifersüchtig?" Deutlich sah man, wie sich die Haltung des Professors anspannte während er ein "Unsinn!" murrte. Äußerst glaubwürdig! "Wenn Sie möchten, dass ich Sie ab und zu besuchen komme, warum sagen Sie das dann nicht?" - "Humbug!", keifte Severus und sprang fast aus seinem Sessel, lief ein paar Schritte von ihrer Sitzgruppierung weg und blieb mit dem Rücken zu Harry stehen. Er rieb sich angestrengt das Nasenbein und hatte die Augen geschlossen. Grüne Augen lagen auf ihm, dessen Besitzer sich unsicher auf der Unterlippe herum biss. Sobald man Snape mit seiner Gefühlswelt konfrontierte, war er ein schlechter Lügner. Aber Harry wusste schon, worum es ging. Er spürte es, wusste es ja selbst! Ruhig stand er auf und ging ein paar Schritte auf den Anderen zu. "Sie wissen es sicher noch besser als ich", meinte er und der andere rührte sich nicht. "Dass... Jetzt Ihr Sohn hier stehen könnte." Die langen Haare wippten leicht als der andere den Kopf etwas drehte und halb über die Schulter zum Kleineren sah. "Es sterben niemals nur diejenigen, die getötet werden." Seine Stimme war etwas rau, was Harry schlucken ließ. "Ach Mann..." er strich sich die Haare nach hinten und trat dann um seinen Lehrer herum und tat das, wonach ihm gerade war. Er umarmte den Älteren. Jener weitete die Augen. "Abgesehen davon, dass alles besser gewesen wäre als die Dursleys: Sie wären ein prima Pflegevater gewesen!" Ein Lächeln kam über seine Lippen, als er spürte, wie Severus sich nach der anfänglichen Anspannung doch lockerte. Auch wenn er die Umarmung nicht erwiderte, drückte der Junge ihn nochmal fester und als die Uhr schließlich Mitternacht schlug, sahen beide auf. Harry löste sich, holte eilig die beiden noch halbvollen Gläser vom Tisch und reichte eines weiter. Dann hob er das seinige an. "Auf meine Mom!", grinste er fröhlich. Snape sah ihn und dann das Glas an. Doch dann lächelte er, als wäre er über etwas sehr erleichtert und hob sein Glas ebenso. "Happy Birthday." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)