Sirenengelächter von Blaetterklingen (Halfjack gewidmet) ================================================================================ Kapitel 6: Schlechtes Ende (Die Kreuzungnädige) ----------------------------------------------- Schlechtes Ende (Die Kreuzungnädige) Da ist etwas hinter mir. Ich drehe mich um. Dort steht mein Vater, in einem übergroßen Brautkleid, einem hilflosen Gesichtsausdruck und weit geöffneten, zitternden Armen. Was für ein erbärmlicher Anblick. Angewidert wende ich mich ab und sehe meinen Vater vor dem Schminkspiegel, an dem er sich immer fein machte, wenn Mutter nicht da war, und an dem ich ihn als Kind überrascht habe. Wieder drehe ich mich um und sehe ein Krankenhausbett, verschiedene lebenserhaltende Maschinen und höre ihre piependen und pfeifenden Arbeitsgeräusche. Dieser Mann stirbt, aber meine Wut ist größer als jede Vergebung und Vernunft in mir. „Wie du es gehasst hast, dass ich nie die Frau sein wollte, die du niemals sein konntest. Und dieser ganze Alptraum, das alles hier ist deine Schuld!“ Er reißt die Augen auf, sieht mich traurig an und sagt trotz des Schlauchs in seiner Kehle klar und wehmütig: „Kannst du mir jemals verzeihen?“ „Nein“, zische ich. „Dann bist du das geworden, was ich niemals sein wollte.“ Ich wende mich ein letztes Mal ab. Soll sich doch der Boden gefräßig um ihn legen. „Es tut mir Leid, es tut mir so entsetzlich Leid.“ „Was ist geschehen?“, will ich fragen, doch ich vernehme nur ein rasselndes Gurgeln und keines der Worte, die ich versuchte zu artikulieren. Irgendwas teilt meine Sicht. Es tut weh, die Augen offen zu halten. Ich spüre den Griff einer Waffe in meiner Hand, halte mich an ihr fest... „Du bist…“ Sie versteht mich trotzdem, immer noch, auch ohne Worte... „Du bist zu jemandem geworden, der eine Strafe für andere darstellt.“ Etwas unglaublich Heißes zieht seine Bahnen über meinen Körper, über meine Brüste und Schultern, setzt dann ab und ich spüre es an meinem Mund abwärts ziehen über Hals, Bauchnabel, bis in meinen Intimbereich. Vor Schmerzen fast ohnmächtig will ich aufschreien, doch meine Stimmbänder reagieren nun überhaupt nicht mehr. „Du musst jetzt immer über andere richten...“ Meine Handinnenfläche reißt auf und es schmeckt nach Schweiß, Dreck und Blut. Ein neuer Mund hat sich gebildet und ich spüre, wie die Zähne knirschend übereinander reiben. „Soll ich...“, setzt Averrot von Neuem an, „soll ich dich befreien?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)