Never gonna happen again von Anuri (Face Down - The Red Jumpsiut Apparatus) ================================================================================ Kapitel 1: Story of a girl -------------------------- Ich lernte sie an einem grauen Septembertag kennen. Sie fiel mir sofort auf. Die meisten Menschen liefen durch die Straße, ohne auf zu sehen. Ihre Stimmung passend zu dem grauen Tag. Doch sie war anders, auf ihrem Gesicht lag ein wundervolles Lächeln. Das einen irgendwie sofort in den Bann zog. Es war der Tag, an dem ein neuer Abschnitt begann. Der erste Tag der Ausbildung. Sozusagen die Einschulung. Massen an Menschen strömten auf die Schule zu. Wir waren zwei von ihnen. Bei den vielen Menschen verlor ich sie aus den Augen, aber wenn ich sie nochmal sah, dann würde ich sie ansprechen. Das nahm ich mir vor. Doch zu erst musste ich mich um den Papierkram kümmern, so wie alle anderen Schüler, und dann warten, bis wir in die Klassen eingeteilt wurden. Nur wenig interessiert folgte ich dem Geschehen. Ich wartete nur darauf meinen Namen zu vernehmen und mich dann zu der Klasse zu begeben. Dann sah ich, wie sie nach vorne trat, und ich hatte Glück. Kurz nach ihr wurde ich aufgerufen. Meine Beine trugen mich nach vorne und ich blieb neben ihr stehen. Hey girl, you know you drive me crazy Es war nicht schwer, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Sie war offen und fröhlich. Damals war sie 19 Jahre alt und hatte gerade ihr Abi gemacht. Viel zu schnell kamen wir an dem Klassenraum an und doch war es keine Frage. Wir ließen uns auf unseren zukünftigen Plätzen nieder - nebeneinander. Der Lehrer gab einige Informationen und spielte die üblichen Kennlernspielchen, die wir wohl in der Schule jetzt bei jedem Lehrer machen mussten. Die Ausbildung war nicht anders als an anderen Schulen. Viel hatten wir mit den anderen in dieser Woche nicht zu tun. Wir waren vom ersten Moment an sowas wie ein eingeschworenes Team. Vor Allem lernten wie uns kennen. Ihr Name war Nataly und sie war ziemlich ehrgeizig. Die Ausbildung wollte sie so gut wie möglich abschließen...sicher wollte das jeder, doch sie wollte danach ins Ausland gehen. Genauer gesagt nach London und dort bei der WPP-Group arbeiten. Keine andere Werbeagentur. Alles was mit Kreativität zu tun hatte, gefiel ihr. Sie zeichnete gerne und probierte immer wieder neue Techniken aus.Wenn sie nicht selbst kreativ war, liebte sie es, sich Kunstaustellungen anzusehen oder auch mal ein gutes Buch zu lesen. Doch die meiste Zeit verbrachte sie mit ihrem Freund. Scheinbar kannten sie sich schon ihr ganzes Leben lang. Nach ihrer Aussage hatten sie schon viel gemeinsam durchgestanden. Zusammen waren sie nun schon drei Jahre. Die sie wohl auch ohne Beziehungskrisen überstanden hatten. Ihre Augen leuchteten förmlich, wenn sie von ihm redete. Was musste das für ein besonderer Mensch sein, der es schaffte, sie so für sich einzunehmen, fragte ich mich immer wieder. Außerdem liebte sie Tiere und manchmal dachte ich, dass ich noch nie ein sanfteres Geschöpf als sie gesehen hatte. Sie war so voller Liebe und Lebensfreude, wie ich es keinem anderen Menschen zuschreiben würde. Ihr ganzes Wesen faszinierte mich, nahm mich völlig gefangen und ihr Lächeln ließ mich so viele Dinge einfach übersehen. Die Ausbildung war aufgeteilt. Eine Woche würden wir in der Schule verbringen und zwei Wochen im Betrieb. Die Wochen in der Schule hingen wir eigentlich immer zusammen. Die Projekte und Arbeiten bearbeiteten wir gemeinsam. In den Pausen gingen wir immer raus. Sie liebte die frische Luft und ließ sich auch von der Kälte oder vom Regen nicht abschrecken. Nach der Schule lernten wir manchmal gemeinsam oder besuchten irgendwelche Ausstellungen. Während der Wochen, die wir in Betrieb waren, hatten wir wenig Kontakt. Ab und zu chatteten wir per MSN oder im Studi, aber das war es auch. Ich wusste, es lag daran, dass sie viel arbeitete. Und die Zeit, die dann übrig blieb, wollte sie mit ihrem Freund verbringen. Es war wohl nicht einfach, die beiden Ausbildungen unter einen Hut zu bringen. Aber sie versuchten ihr Bestes. Die Wochenenden waren ganz alleine für ihn freigehalten. Manchmal fragte ich mich, ob sie es nicht etwas übertrieb. Ob sie nicht eigentlich einsam war...zu sehr an ihrem Freund hing. Doch dann sah ich ihr strahlendes Lächeln und ich verwarf die Gedanken. Sie kam schließlich mit allen klar und in der Schulwoche unternahm sie auch was mit den anderen. Eine Außenseiterin war sie bei uns in der Klasse auf gar keinen Fall. Im Gegenteil sie kam mit allen gut klar. Das erste Jahr in unserer Ausbildung machte uns zu wirklich guten Freunden. Teilweise verstanden wir uns ohne Worte. Sie schaffte es immer, mich aufzuheitern. Sie selbst hatte ich in diesem Jahr nicht einmal irgendwie traurig oder bedrückt gesehen. Doch wirkte ihr Lächeln nie aufgesetzt. Immer lag dieses Strahlen in den Augen. Ja, ihr Lächeln erreichte immer ihre Augen. Sie war einfach ein Mensch, den scheinbar nichts runterziehen konnte. Uns allen kam sie so unglaublich stark und selbstsicher vor. Am Ende des ersten Schuljahres erzählte sie mir, dass sie nun endlich mit ihren Freund zusammen zog. Sie wirkte dabei so, als ob sie vor Glück platzen würde. Nur die Nachricht, dass wir nächstes Schuljahr Sport statt Englisch haben würden, verpasste ihrer Laune einen kleinen Dämpfer. Sport war wohl einfach nicht ihr Ding. One look puts the rhythm in my hand. Die Sommerferien kamen mir so endlos vor. Eigentlich war es mir nie schwer gefallen, irgendeine Beschäftigung zu finden, aber dieses Mal wanderten meine Gedanken andauernd zu ihr. Den ganzen Sommer hatte ich nichts von ihr gehört, was mich eigentlich nicht wunderte. Schließlich mussten sie den ganzen Umzug organisieren. Zwar hatte ich ihr meine Hilfe angeboten, aber die hatte sie dankend abgelehnt. Also hatte ich auch nichts anderes erwartet...trotzdem konnte ich nicht umhin, andauernd online zu sein, um zu sehen, ob sie wirklich nicht schrieb. Ich war meinen Freunden echt dankbar, dass sie mich dazu zwangen, etwas zu unternehmen, und trotzdem wanderten meine Gedanken immer wieder zu ihrem Lächeln. Dann kam endlich der erste Schultag und da war sie. Wieder mit diesem wundervollen Lächeln auf den Lippen. Sie wirkte so gar noch etwas glücklicher als sonst. Ihr Lachen sprühte voller Unternehmungslust und Lebensfreude. Es hatte sich nichts verändert. Es war angenehm, endlich wieder ihr Lächeln zu sehen. Manchmal fragte ich mich, ob ich süchtig danach war. Aber es war einfach so ... voller Freude ... Damals war ich mir sicher, nichts und niemand könnte sie brechen und ihr das Lächeln rauben. In der ersten Sportstunde hatte sie ihr Sportzeug vergessen und saß auf der Bank. Ich erinnere mich sehr genau daran. Es war das erste Mal, dass sie etwas vergessen hatte. Sie hatte immer alles dabei gehabt. Schließlich ging es darum, ihren Wunsch zu erfüllen und in London zu arbeiten. Doch jetzt hatte sie das Sportzeug vergessen in der ersten Stunde, das machte keinen guten Eindruck, dabei war sie es immer, die mir erklärte, dass der erste Eindruck der wichtigste war. Dass die meisten Menschen sich nicht die Mühe machen würden, ein zweites Mal hinzusehen. Still I'll never understand why you hang around Es mag dumm klingen, aber damals war das ein Schock für mich. Bei jedem anderen hätte ich es abgetan, aber bei ihr war es etwas anderes...es war wie ein Sprung in dem perfekten Bild. Die ersten Male - muss ich zugeben - hatte ich es eigentlich kaum wahrgenommen, dass sie nie mitmachte. Alles war wie immer. Sie war genauso fröhlich wie sonst ... wahrscheinlich verdrängte ich es einfach, weil es nicht zu ihr passte. Aber als ich begann, darüber nachzudenken, fiel es mir auf. Immer wieder hatte sie eine andere Ausrede parat und als es mir erst einmal aufgefallen war, da bekam ich es mit: Wie sie jedes Mal eine neue Ausrede erfand. Sie hatte immer irgendwas. Eine Verletzung, eine ganz schlimme Erkältung, Übelkeit oder ihre Tage. Das erste Schuljahr war sie nie krank gewesen. Sie war nie verletzt gewesen oder hatte ich das nur nicht bemerkt? Tatsache war, dass sie in jeder Sportstunde auf der Bank saß. Nicht ein einziges Mal machte sie in Sport mit. Einige unserer Klassenkameraden sprachen sie darauf an, doch sie lächelte nur und sagte, sie wäre einfach ein Pechvogel. Keiner fragte näher nach. Bei jedem anderen hätte man sich sicher Sorgen gemacht. Aber bei ihr... warum sollte man sich Sorgen machen um jemanden, der so glücklich war? Denn dieses Lächeln, da war sich jeder sicher, das war keine Maske. Dieses Lächeln war echt...so echt ein Lächeln sein konnte. Ein unechtes Lächeln könnte uns auch niemals so berühren. Also nahmen es alle hin. Auch ich. Im Nachhinein wünschte ich, ich hätte es nicht getan. Aber sie hätte mir nicht geantwortet. Sie hätte auf so was nie geantwortet. I see what's going down. Sie erzählte viel über ihren hoffentlich zukünftigen Arbeitsplatz oder über die Stadt. Sie brannte darauf, mit ihrem Freund diese Stadt zu erkunden, mit ihm im London Eye zu fahren. Sie machte bereits so viele Pläne, wie das Leben nach der Ausbildung aussehen würde. Ich lauschte ihr. Fasziniert von ihrem Optimismus, von ihrer Freude. Ich versuchte, sie zu unterstützen, wo ich nur konnte. Jemanden wie sie wollte ich nicht scheitern sehen, obwohl ihr eher alles zuzufliegen schien. Doch aus ihren Andeutungen, die sie manchmal machte, schloss ich, dass sie nicht immer so viel Glück im Leben gehabt hatte. Heute würde ich sagen, hatte sie gar kein Glück. Das zweite Schuljahr ging zu ende. Sie hatte mal wieder ein Einser-Zeugnis mit der Ausnahme von Sport... „ohne Beurteilung“. Sie hatte in dem ganzen Schuljahr nicht einmal an dem Unterricht teilgenommen...der Lehrer hatte sich daran gewöhnt. Ich glaube, er erwartete auch nicht, dass sie nächstes Jahr mitmachen würde. Der Tag, der mein Bild von ihr änderte, war ein Dienstag in den Sommerferien. Wir hatten uns mit einigen Leute aus unserer Klasse getroffen, an einem See. Wir wollten etwas schwimmen, Bier trinken und Grillen. Eigentlich einfach etwas Spaß haben. Nataly kam zu spät. Sie war nie zu spät. Aber an diesem Tag war sie es eine halbe Stunde. Sie sah etwas gehetzt aus. Doch als sie bei uns ankam, lächelte sie so fröhlich. Sodass wir nicht weiter nachfragten, sondern ihre Entschuldigung einfach annahmen. Schwimmengehen konnte sie allerdings nicht. Sie hatte ihre Tage und wollte deswegen nicht ins Wasser. Wir akzeptierte ihre Entscheidung. Was sollten wir auch machen? Es war aber eigentlich ein sehr schöner Tag. Irgendwann setzten wir uns etwas von den anderen ab, um reden zu können. Wir redeten oft und viel. Sie erzählte mir, wie gut es doch mit ihren Freund lief und sie überlegten, ob sie schon nach der Ausbildung heiraten sollten. Ich wusste nicht wirklich, was ich dazu sagen sollte. Doch sie erwartete keine Antwort von mir - sie nahm ihren Rock etwas hoch und ging leicht in den See bis zu den Knien. Sie strahlte, als ob das Wasser ein Wunder wäre. Das ganze konnte ich einfach nur fasziniert beobachten. Sie war wirklich wunderschön... . Ein großer Hund sprang sie an. Lachend verlor sie das Gleichgewicht. In kürzester Zeit war sie durchnässt. Es schien sie nicht zu stören, im Gegenteil: Sie spielte lächelnd mit dem Hund. Dabei strich sie die nassen Haare aus dem Gesicht und wischte das Wasser aus den Augen. Sie merkte es kaum...doch ich sah es. Am Anfang so leicht, dass ich es für Einbildung abtat...oder für verlaufene Wimperntusche. Durch das Spielen mit dem Hund und ihren Versuchen, die verlaufene Wimperntusche wieder in Ordnung zu bringen, wurde das Blau ... das Grün ... immer deutlicher. Das war ein blaues Auge! Sie schien meinen Blick zu spüren. „Ich bin gegen die Tür gerannt.“, sagte sie lachend. „Manchmal bin ich echt dumm.“ Cover up with make up in the mirror Sie klingt so ehrlich ... so überzeugend ... Für eine Lüge kommt es viel zu leicht über ihre Lippen. Also hatte ich es wieder getan, die Gedanken weit weggeschoben. Doch diesmal blieb es in meinem Hinterkopf. Dann ging sie nach Hause. Ihr Freund würde schon auf sie warten, hatte sie mir erklärt. Ich blieb alleine zurück. In den zwei Jahren hatte ich ihren Freund nicht einmal gesehen... . Danach fielen mir viele Kleinigkeiten auf. Einen Tag da humpelte sie leicht. Ein anderes Mal schien ihr die Hand wehzutun, doch nie kam ein negatives Wort über ihre Lippen. Sie behielt ihr Lächeln. Langsam kam mir ihr Lächeln trotz der Ehrlichkeit in ihm wie eine Lüge vor. Immer wieder musterte ich sie aufmerksam. Hatte sie wieder mit Make up irgendwelche blauen Flecken abgedeckt? Machte sie deswegen beim Sport nicht mit? Oder hatte ich einfach viel zu viele Filme gesehen? Gingen meine Gedanken in eine völlig falsche Richtung? War das ihr Freund gewesen? Mit dem sie so glücklich war? Dann kam der Tag, an dem ich sie das erste Mal mit ihren Freund sah. Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt hatte. Es war ein normaler Kerl. Sein Gesicht wirkte sehr verschlossen. Sie hatte sich bei ihm untergehackt und zog ihn fröhlich von Schaufenster zu Schaufenster. Ihre Stimme erzählte ihm Geschichten, während er total unbeteiligt wirkte. Doch dann war da dieser Moment...der Moment, in dem sich ein kleines Lächeln auf die Lippen schlich und er etwas sagte, dass sie strahlen ließ. Sie küssten sich und ich glaubte, meine Sorgen wären umsonst gewesen. Ihre Beziehung schien wirklich sehr harmonisch zu sein. Vielleicht wollte ich auch einfach nicht, dass dieses Lächeln auf ihrem Gesicht eine riesige Lüge war. Ich wollte einfach nicht herausfinden, dass das Strahlen nicht echt war. Dass das Mädchen, was ich kennengelernt hatte, in Wirklichkeit gar nicht so existierte. Doch am meisten hatte ich wohl Angst, dass ich ihren Kummer die ganze Zeit übersehen hatte. Dass ich ihr hätte helfen können, aber es einfach nicht getan hatte. Es war kurz vor den Abschlussprüfungen, als ich sie zufällig sah. Ich hatte einfach etwas Abstand gebraucht und hatte einen Ort gesucht, an den man etwas für sich sein konnte und ich hatte ihn gefunden. Nur hatte sie ihn vor mir gefunden. Es war dunkel und trotzdem erkannte ich sie sofort. Doch sie lächelte nicht wie sonst. Ich konnte ihr Schluchzen hören. Sie weinte hier ganz alleine, als ich sie so verloren weinen sah, war es, als bräche eine Welt zusammen. Vorsichtig trat ich zu ihr. Als sie mich bemerkte, versuchte sie die Tränen wegzuwischen und zu lächeln. Ich schüttelte den Kopf. „Bitte nicht...“, entkam es meinen Lippen. Sie hatte wieder einmal ein blaues Auge, wie ich bemerkte. Sanft zog ich sie in meinen Arm. Jetzt wollte ich einfach für sie da sein. Fragen würde ich später stellen und ich würde sie stellen...diesmal würde ich nicht wegsehen. Wie oft wohl hatte sie hier schon alleine geweint? Wie oft war sie schon so verzweifelt gewesen? Irgendwann kam dann die Frage über meine Lippen. Doch sie erzählte mir nur, wie schwer er es in seinem Leben gehabt hatte. Immer wieder erzählte sie mir, dass er es nie leicht gehabt hatte...dass sein Leben immer so schlimm gewesen war. Er hatte so viel durchmachen müssen. Ich versuchte ihr zu sagen, dass es nichts rechtfertigte, nichts entschuldigte..., doch sie sagte nur, es würde nie wieder passieren... nie wieder würde es passieren... . Tell yourself, it's never gonna happen again Das sagte sie jedes Mal. Jedes Mal, wenn ich sie dort in der Dunkelheit weinen sah. Jedes Mal erzählte sie mir, wie schlimm und schwer sein Leben gewesen war, wie sehr er sie lieben und brauchen würde und dass es nie wieder passieren würde. Ich versuchte ihr zu erklären, dass sie weg musste,dass sie sich Hilfe holen sollte. Doch das alles kam bei ihr nicht an. Sie wollte keine Hilfe, sie wollte nicht weg von ihm. Alles, was sie immer gewollt hatte, war bei ihm zu sein. Sie sah nicht, wie sie ihr Leben zerstörte. Sie sah den Abgrund nicht... und ich? Ich sah ihn, doch konnte nichts tun. Ich konnte nur hilflos mitansehen, wie sie fiel..., versuchen, sie festzuhalten...versuchen, sie nicht gehen zu lassen... Doch immer wieder ging sie zu ihm zurück... immer wieder ließ sie mich hilflos und verzweifelt zurück... . You cry alone and then he swears he loves you. Jedes Mal, wenn ich sie dort sitzen sah... so leidend... so zerbrochen, begann, Wut in mir hochzusteigen. Wut auf diesen Kerl, der ihr das antat. Immer wenn ich ihr glückliches Lächeln sah, wuchs der Hass auf ihn. Wie konnte man so einem Menschen das antun? Was für ein Mensch musste er sein, um sie so zu behandeln? Do you feel like a man when you push her around? Do you feel better now as she falls to the ground? Well I'll tell you my friend, one day this world's going to end As your lies crumble down, a new life she has found. Fühlt er sich dann besser? Brauchte dieser Feigling das? Aber irgendwann... irgendwann würde sie die Wahrheit sehen. Irgendwann würde sie ihn verlassen. Irgendwann würde sie seine Lügen durchschauen und sich ein neues Leben aufbauen... irgendwann... irgendwann würde er die Konsequenzen seines Handelns tragen müssen. Irgendwann würde er alles zurück kriegen, denn jetzt wusste ich, was hier vor sich ging, und ich würde alles in meiner Macht stehende tun, um es zu verhindern! Ich begann, mich zu informieren. Doch alles, was ich fand, war, was sie tun könnte. Doch sie wollte nichts tun... gut zureden... Mut machen... warum gab es nicht eine Komplettlösung, in der genau stand, wie ich sie dazu bringen konnte, die Wahrheit zu sehen? Warum war das Leben so grausam? Die Zeit, die ich sie in der Schule sah, war sie wie immer. Sie lächelte und lachte. Doch inzwischen kam es mir so verlogen vor. Wie konnte sie glücklich sein? Wie konnte sie glauben, dass er sie liebte? Warum fiel sie immer wieder darauf hinein? Ihr Blick wanderte zu mir und langsam hatte ich das Gefühl, um so mehr ich versuchte, sie von ihm abzubringen, um so weiter entfernte sie sich von mir. Ich wollte sie nicht verlieren. Doch hatte ich das Gefühl, egal was ich tat, ich würde sie für immer verlieren. Doch konnte ich sie nicht einfach weitermachen lassen... . Dann lud sie mich zu ihnen ein. Sie wollte mir beweisen, dass alles okay war. Dass er sie liebte und dass ihr Leben völlig in Ordnung war. Ich kam ihr zu Liebe. Doch bei diesem Leientheater wurde mir fast schlecht. Er behandelte sie sehr liebevoll und mit Respekt. Doch ich wusste, dass das nur war, weil ich da war. Ich kannte die Wahrheit und hinter dieser glücklichen Fassade war das Bild einer grausamen Beziehung. A pebble in the water makes a ripple effect Every action in this world would bear a consequence If you wade around forever you will surely drown I see what's going down. Ich merkte, wie die Stimmung umschwang. Sie hatte einen Fehler gemacht und er beschimpfte sie. Es war so verletzend. Wie konnte man einen Menschen so erniedrigen? Doch sie lächelte mich an. Ihr Blick sagte 'mir geht’s gut'. Wie konnte man sich selbst nur so belügen? Was konnte ich tun? Er machte immer weiter... diese ganze Wut, die sich angesammelt hatte, stieg nun in mir empor. Ohne weiter nachzudenken ging ich dazwischen. Ohne über die Konsequenzen nachzudenken... Ich schrie ihn an. Dass er ein Feigling war. Ob er sich besser fühlte, wenn er sie so verletzte. Dass sie irgendwann gehen würde, dass sie irgendwann seine Lügen durchschauen würde. Dann sah ich seine Wut und ich wusste, dass sie nicht hierbleiben durfte. Ich griff nach ihrer Hand und zog sie mit mir mit. Sie versuchte, sich zu wehren. Sie wollte bleiben... ich sollte sie loslassen. Doch das tat ich nicht. Immer weiter zog ich sie mit mir - weg von ihm. Ich musste ihr die Augen öffnen. Ich musste sie dazu bringen, die Wahrheit zu sehen. Ich flehte sie an, endlich ehrlich zu sich selbst zu sein. Endlich einzusehen, dass sie das nicht verdient hatte. Doch sie weigerte sich, wie immer begann sie zu erzählen, was er hatte durchmachen müssen, was für ein grausames Leben er gehabt hatte. Sie erzählte mir seine Geschichte, wie sehr er sie brauchte, dass er es alleine nicht schaffen würde... dass sie versprochen hatte, ihn nie im Stich zu lassen. Wieder flehte ich sie an. Ich wusste nicht mehr weiter... ich redete gegen eine Wand. Sie war wie ein Papagei, der immer wieder nachplapperte, was man ihr vorgesagt hatte. Eine Platte mit einem Sprung... . Ich zeigte ihr die Verschiedenen Internetseiten, zeigte ihr den Kreislauf, versuchte ihr zu erklären, dass es nicht besser, sondern nur schlimmer werden würde. Doch ich stieß auf taube Ohren. Sie wollte davon nichts wissen. Bei ihr wäre das alles ganz anders... ihr Freund war niemand von diesen gewalttätigen Menschen. Er hatte einfach nur Probleme und sie hatte Fehler gemacht. Das alles hatte seine Ordnung. Bei ihnen war einfach alles okay. Ich verstand sie einfach nicht. Ich konnte sie einfach nicht mehr verstehen. Ich kam nicht bei ihr an. Egal, was ich tat... ich sah ihr an, dass sie wollte, dass ich ihr zu stimme... dass ich sagte, dass alles okay war... dass ich mich irren würde... aber das konnte ich einfach nicht... ich konnte es nicht...ich sah sie da verloren sitzen...wie sie verzweifelt nach Zustimmung suchte, um in ihre Traumwelt zurückzukehren... . Ich konnte ihre zerbrochene Seele sehen, konnte die Scherben sehen, sah das blutende Herz, ich konnte die Schmerzen in ihren Augen sehen, ich konnte die Verzweiflung sehen, mit der sie sich an seine Liebe klammerte. Sie liebte ihn. Egal, was er tat...scheinbar würde sich das nie ändern... sie... ja sie hatten zusammen sehr viel durchgemacht, dass hatte sie aneinander geschweißt. Dieses Band konnte ich unmöglich zertrennen. Für sie war es ihre Schuld. Sie würde ihr Versprechen brechen. Den Menschen den sie ihr Leben lang geliebt hatte im Stich lassen... . I see the way you go and say you're right again, Say you're right again Heed my lecture Ich schaute sie an. Dann stimmte ich ihr zu. Ich sagte ihr, dass sie Recht hatte, dass er wirklich eine schlimme Vergangenheit hatte, dass er Hilfe brauchte und es alleine nicht schaffen würde. Sie wirkte so erleichtert bei den Worten. Doch sie verspannte sich gleich wieder als ich weitersprach. Er brauchte nicht ihre Hilfe... er brauchte professionelle Hilfe...sie müsste als erstes an sich selbst denken und dass er es sicher irgendwann verstehen würde... . Es war ein erster Erfolg. Ich sah, wie die erste Schicht zu bröckeln begann. Also redete ich weiter. Sie solle ihn nicht verlassen, aber ein paar Tage Auszeit würde ihnen beiden gut tun. Sie konnten beide darüber nachdenken, wie sie die Probleme lösen konnten. Schließlich stimmte sie zu, zumindest heute bei mir zu schlafen. Etwas Hoffnung schlich sich ein. Hoffnung, dass sie die Augen öffnen würde. Am nächsten Tag zeigte ich ihr wieder die Informationen und ließ sie dann alleine, nach dem ich ihr das Versprechen abgenommen hatte, dass sie nicht gehen würde, ohne sich von mir zu verabschieden. Wenn das alles nicht half, wusste ich auch nicht mehr weiter. Langsam lief ich durch die Straßen. Vielleicht konnte ich jemanden ausfindig machen, der sowas schon durchgemacht hatte. Diese kam vielleicht besser zu ihr durch als ich. Vielleicht glaubte sie ihr eher. Als ich nach Hause kam, war sie verschwunden. Eigentlich hatte ich mir das schon fast gedacht gehabt...Aber ich brauchte auch was zu essen... . Sie war wieder zurück zu ihm. Hoffentlich war er nicht immer noch so wütend wie gestern...ich lief los. Ich klingelte an ihrer Wohnungstür, doch niemand machte auf. Es drangen auch keine Geräusche aus der Wohnung. Angst kroch in mir hoch, Angst um sie. Angst, dass ihr etwas zugestoßen war...Angst, dass ihr Freund endgültig die Kontrolle verloren hatte. Do you feel like a man when you push her around? Do you feel better now as she falls to the ground? Well I'll tell you my friend, one day this world's going to end As your lies crumble down, a new life she has found. Keine Ahnung, wieviele Stunden ich vor ihrer Tür gehockt hatte. Doch irgendwann war ich gegangen. In der Hoffnung, dass es ihr gut gehen würde... in der Hoffnung, dass alles gut werden würde. Ich sah sie erst zu unserer Abschlussverleihung wieder. Sie hatte einen eingegipsten Arm. Angeblich war sie die Treppen heruntergestürtzt. Ich hatte da eher eine andere Vermutung. Doch das hätte sie niemals zugegeben. Niemals... Erst dachte ich, sie würde mich meiden. Aber sie stand wie immer bei mir und wir alberten rum. Dies sollte ein schöner Tag sein. Ein Tag, an den sie sich gerne erinnerte... ein Tag, der nicht von ihrem Freund überschattet wurde. Wir genossen jede Sekunde dieses Tages. Ich bin mir nicht sicher, ob es ihr wirklich genauso ging. Ob das Lächeln echt oder nur ein Spiel war...ich wusste es bei ihr einfach nicht mehr. Man konnte sich bei ihr auf nichts verlassen. Aber ich hoffte, dass sie den Tag genossen hatte. Nachdem die meisten gegangen waren, suchte sie sich ein ruhiges Plätzchen und holte ein Fotoalbum hervor. Sie lächelte mich an und ich setzte mich neben sie. Es waren Fotos aus ihrem Leben mit ihrem Freund. Sie beide sahen so glücklich aus. Als ob nichts und niemand sie jemals trennen würde...als ob sie sich über alles lieben würden... Face down in the dirt, she said, This doesn't hurt, she said, I finally had enough One day she will tell you that she has had enough It's coming round again. Zu einigen Bildern erklärte sie etwas und ich hörte ihr einfach nur zu. Schließlich schaute sie mich an. „Kommst du noch mit zum Flughafen?“ Ich schaute sie erstaunt an. Flughafen? „Ich hab den Job bekommen...erst einmal ist es zwar nur ein Praktikum, aber immerhin.“, sagte sie lächelnd und ich nickte. „Alleine?“ Jetzt nickte sie. Leise sagte sie. „Ich habe genug...“ „Dann lass uns zum Flughafen gehen.“ Ich stand auf und hielt ihr die Hand hin. Sie ergriff sie und ließ sich von mir auf die Beine ziehen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg. Ein unglaubliches Gefühl stieg in mir auf. Sie hatte es erkannt, sie hatte die Wahrheit endlich wahrgenommen. Endlich... ich war so erleichtert. Ich fühlte mich gleich so viel leichter... so frei und unbeschwert. Es machte mich glücklich. Es war ein tränenreicher Abschied. Kurz bevor sie ging, erzählte sie mir noch, dass er jetzt eine Therapie machen würde. Dann war sie weg. Noch einmal kurz drehte sie sich um und lächelte mich an. Ihr Traum war wahr geworden. Sie hatte es geschafft. Ich beobachtete noch, wie das Flugzeug startete und da wusste ich es...Sie würde ihm verzeihen. Er würde die Therapie machen und schon deshalb würde sie ihm verzeihen. Eine Träne lief über meine Wange. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)