Der Bund der Sieben von Niduan (Ein Bund aus sieben Freunden. Gegründet um den Frieden zu wahren...) ================================================================================ Kapitel 1: Der Unbekannte ------------------------- Sinata schoss keuchend mit weit aufgerissenen Augen aus ihrem Bett in die Höhe. Das Mädchen zitterte am ganzen Körper und kalter Schweiß rann über ihre Stirn. Die Tür zu ihrem Zimmer ging auf und ihre Mutter kam herein. Sie hatte eine Kerze in der Hand und trug ein weißes Nachthemd. Aus ihren Haaren ragten große weiße Fledermausohren. Sie sah sehr müde und erschrocken aus. „Sinata, Schatz, was ist den los?“, fragte sie und unterdrückte ein Gähnen. „Nichts, alles in Ordnung Mutter. Ich hab nur etwas geträumt.“, log Sinata und lächelte ihre Mutter an. Sinata schwitzte am ganzen Körper, obwohl es eine milde, etwas kühle Frühlingsnacht war. „Na gut.“, erwiderte die, „Sinata, denk bitte dran, dass wir morgen in das Adelshaus eingeladen sind. Du musst morgen ausgeschlafen sein, damit du einen guten Eindruck auf den jungen Herrn machst. Wir wollen schließlich, dass du ihn heiratest.“ Sinata nickte lächelnd und ihre Mutter verließ ihr Zimmer. Als sich die Tür geschlossen hatte verfinsterte sich Sinata's Gesicht und ihre Katzenaugen funkelten wütend. Sie stand leise auf und zündete die Kerze auf ihrem Schreibtisch an und sah durch ihr Zimmer. An einer Wand stand ein Schrank mit Klamotten, an der anderen Wand war ein Bett und vor dem Fenster stand der alte schwere Schreibtisch. Und an den setzte sich Sinata nun. Sie seufzte tief. „Ich bin jetzt 535 Jahre alt und Mutter behandelt mich immer noch wie ein Kind! Sie schreibt mir immer noch vor, was ich zu tun und zu lassen habe! Ich habe keine Lust zu heiraten! Und schon gar nicht den jungen Herrn! Der ist doch 1096 Jahre alt! Und ich nur 535! Das will ich nicht. Ich will wissen wer dieser alte Halbdämon ist, der in meinen Träumen immer sagt : „Trete mein Erbe an!“ Das ist das einzige, was ich im Moment wissen will!“, grummelte Sinata in Gedanken und zog einen Handspiegel aus einer Schublade und sah hinein. Man sah ihr ihre 535 Jahre absolut nicht an, sie sah eher aus wie 17. Sinata's Haare waren lang und dunkelblond, der gerade Pony fiel bis zu ihren Brauen in ihr Gesicht. Oben auf dem Kopf ragten zwei schwarze Katzenohren aus dem Haar. Normale Ohren hatte sie nicht. Ihre Augen waren smaragdgrün und ähnelten denen einer Katze. Knapp über dem Steißbein wuchs ein langer schwarzer Katzenschwanz mit einer weißen Spitze. Die Fingernägel liefen spitz zu und waren etwas gebogen. Sie waren etwa eineinhalb Zentimeter lang. Über ihre wahren Eltern wusste Sinata nur, das ein Elternteil ein Katzendämon gewesen war und das andere ein anderes Wesen. Sinata legte den Spiegel weg und sah traurig aus dem Fenster. Vor ihrem inneren Auge zeichnete sich wieder das Bild des merkwürdigen alten Halbdämons ab, der seit über drei Monaten in ihren Träumen erschien. Sinata stütze ihren Kopf auf die Hände und schloss die Augen, dachte sich wieder in ihren Traum hinein. Wind peitschte über die weite Ebene, auf der sie stand. In der Ferne ging ein brennender Mond auf und brennende Sternschnuppen schossen über dem Himmel und erleuchteten kurz die Erde. Dann zogen plötzlich vom Horizont mit dem brennenden Mond her schwarze Wolken auf. Sie wurden immer dichter, schienen fest und greifbar zu werden. Und plötzlich flossen die Wolken wie Wasser vom Himmel herunter und ballten sich direkt vor Sinata zusammen. Sie wurden dichter und dichter. Und schließlich nahmen sie die Gestalt eines alten Mannes an. Er ging gebückt, hatte lange sanft gewellte weiße Haare aus denen oben am Kopf zwei Hundeohren heraus ragten. Er trug eine Art Robe mit einem dicken blauen Umhang darüber. Die Robe ähnelte einer sehr langen Tunika und war tiefgrau. Die Stoffhose war schwarz und verschwand in braunen Lederstiefeln. Die Krallen, die Fingernägel waren, waren brüchig und sehr dick. Das Gesicht spiegelte all das Leid, das er gesehen haben musste wieder und seine Augen schienen immer noch verlorenen Freunden und Familienmitgliedern hinterher zu weinen. Er hob, wie immer seine Hand und streckte sie nach der unerreichbar scheinenden Sinata aus. Er öffnete den Mund und sprach. Seine Stimme war rau und bittend, die Augen tränten schon wieder. „Elamar braucht dich! Tritt mein Erbe an!“ Sinata schrak hoch und sah sich um. Draußen dämmerte es schon wieder! Sie war wirklich eingeschlafen! Der alte Halbdämon hatte etwas gesagt, was Sinata noch nicht gehört hatte! „Elamar braucht dich!“ Das hatte er noch nie zuvor gesagt! Sinata war so in Gedanken versunken, dass sie beinahe die Schritte ihrer Mutter auf dem Gang überhörte. Mit einem langen, katzenhaften Sprung sprang Sinata wieder auf ihr Bett und verkroch sich schnell unter der Decke. Dabei legte sie sich auf ihren Schwanz und bereute sofort, dass sie in der Nacht aufgestanden war. Es klopfte leise an die Tür. Dann rief die Stimme ihrer Mutter, „Sinata, bist du schon wach?“ Sinata antwortete nicht und versuchte stattdessen gleichmäßig und tief zu atmen, als würde sie schlafen. Die Türe öffnete sich und knarrte wie eh und je. Schritte kamen auf Sinata's Bett zu und verhaarten vor ihr. Dann packte eine Hand Sinata's Schulter und rüttelte kräftig an ihr. „Wach endlich auf!“, rief ihre Mutter dabei und dachte nicht daran sie wieder los zu lassen. Sinata riss die Augen auf, stieß die Hand ihrer Mutter weg und fauchte wütend, „Ich bin schon wach! Verdammt noch mal! Weck mich gefälligst etwas sanfter!“ Die nächsten Schimpfwörter wurden durch ein wildes Fauchen ersetzt. „Junge Dame, ich möchte Sie daran erinnern, dass von dem Verlauf des heutigen Tages Ihre gesamte Zukunft abhängt!“, zischte Sinata's Mutter böse, „Du sollst schließlich jemanden heiraten, der dir etwas bieten kann, jemanden der Geld hat! Außerdem wirst du dann adelig, wenn du ihn heiratest! Und jetzt, hinunter in die Küche. Iss etwas und ich suche dir ein schönes Kleid heraus. Und keine Widerrede!“ Sinata stand auf und stürmte hinaus auf den Gang. „Was ich will spielt wieder einmal keine Rolle!“, grollte sie in Gedanken, während sie den Gang zur Treppe entlang ging. Die Treppe war furchtbar steil und eng. Es war wirklich ein Kunststück sich nicht den Hals zu brechen! Als Sinata in die Küche kam stand ihr Vater gerade auf. Er war ein Fuchshalbdämon und sah entsprechend aus. Fuchsrotes Haar, Fuchsohre, spitze Nase und ein Fuchsschweif. „Wieder mal zu lang geschlafen?“, lachte er und legte sich seinen Umhang um. Er trug schon seine Tunika, die Hose und die Stiefel, er wollte wieder zur Arbeit auf den Markt von Lin. „Ja.“, murrte Sinata und ließ sich auf die Eckbank fallen, „Mutter will, dass ich den jungen Herrn heirate!“ „Da kann ich ihr nur zustimmen. Du sollst doch gut versorgt sein, wenn wir mal nicht mehr sind.“, meinte ihr Vater und ging den unteren Gang entlang zur Haustür, „Ich bin dann auf dem Markt.“ Und weg war er. Sinata knurrte vor sich hin, während sie sich ihr Frühstück machte und aß. Nach einiger Zeit rief ihre Mutter von oben, „Sinatalein! Komm zum Anziehen!“ Sinata tat kurz, als würde sie sich übergeben, ging dann aber hinauf in ihr Zimmer. „Nein!“, schrie sie, als sie das Kleid sah, das sie für den Besuch anziehen sollte, „Nicht diesen Fetzen!“ Sie kassierte einen tadelnden Blick von ihrer Mutter. „Es ist das hübscheste und weiblichste Kleid, das du hast. Das musst du, hörst du, musst du heute einfach anziehen.“, meinte sie in einem sehr bestimmenden Tonfall. „Es ist quietschpink und babyrosa! Noch dazu mit aufgestickten Herzen! Außerdem sind da überall diese verdammten Rüschen und Spitzen! Das ist eine Blamage!“, rief Sinata angewidert und schüttelte sich. „Na, das dunkelgrüne mit den silbernen Bändern kannst du nicht anziehen! Das ist doch viel zu schlicht und zu schmucklos!“, meinte ihre Mutter und zog Sinata in ihr Zimmer. Sie drückte Sinata das Kleid in die Arme und meinte bestimmend und streng, „Zieh du dich um. Ich hole den Korb mit den Kämmen und Bürsten und allem Haarschmuck.“ Sie verließ das Zimmer. Sinata warf das rosa Teil angewidert auf den Boden und schüttelte sich. Doch plötzlich erstarrte sie und fixierte das Kleid. Ein Lächeln umspielte ihren Mund, so konnte sie das Kleid loswerden! Sinata stürzte sich wie ein Raubtier auf seine Beute, auf das Kleid und zerfetzte es mit ihren Katzenkrallen. Als ihre Mutter wieder in das Zimmer kam, saß Sinata auf ihrem Bett und überall in dem Zimmer lagen die kleinen rosanen Fetzten, die Überreste des Kleides. „Was hast du getan?“, schrie Sinata's Mutter auf und die den Korb fallen, „Du hast das Kleid zerfetzt! Du hast dir damit deine Zukunft verbaut! Wenn du ein anderes Kleid anziehst wird dich der junge Herr nicht zur Frau nehmen. Was hast du nur getan?!“ „Ist mir doch egal, ob er mich heiraten will!“, meinte Sinata trotzig, „Selbst wenn er mich heiraten will, erteile ich ihm eine Abfuhr! Ich will nicht heiraten!“ „Doch, du wirst ihn heiraten! Dafür werde ich sorgen! Verlass dich drauf!“, fauchte Sinata's Mutter und marschierte zu Sinata's Schrank. Sie riss die Türen energisch auf und zerrte ein dunkelgrünes Etwas heraus. Es war Sinata's Lieblingskleid. Sie warf es Sinata zu und die fing es verdattert. „Zieh es an und dann mache ich deine Haare. Du wirst heute auf jeden Fall zum jungen Herrn gehen!“, fauchte sie wütend. Sinata seufzte und begann sich umzuziehen, während ihre Mutter die Sachen für die Haare wieder einsammelte. „Schade, ich habe eigentlich gehofft, dass ich, wenn ich das Kleid zerstöre, nicht mehr zu diesem verdammten Heiratskandidaten muss! Also war alle Mühe umsonst! Na ja, wenigstens muss ich nicht dieses rosa Kleid anziehen! Immerhin!“, dachte Sinata und schlüpfte in das Kleid. Es war schlicht geschnitten und hatte um die Taille, Oberarme, Ellenbogen, Handgelenke und den Halsausschnitt silberne Bänder. Der Rocksaum war ebenfalls mit einem silbernen Band umnäht. „Bist du endlich fertig?“, fauchte ihre Mutter und knallte den geflochtenen Korb auf Sinata's Schreibtisch. Sinata nickte und setzte sich schweigend auf den Stuhl vor dem Tisch. Ihre Mutter begann ihre Haare zu kämmen und flocht einen langen Zopf, in den sie ein silbernes Band mit einflocht. „Zu dem anderen Kleid hätte ich dir eine schönere Frisur machen können, aber zu diesem hässlichen Teil passt nur ein einfacher Zopf. Warum musst du nur so furchtbar eigensinnig sein! Wahrscheinlich habe ich dich nicht richtig erzogen.“, meinte Sinata's Mutter und packte die Sachen wieder in den Korb. „Wahrscheinlich sind das nur die Gene meiner Eltern, die da durchschlagen! Die von dem Katzendämon!“, dachte Sinata, sagte aber nichts, da sie wusste wie wütend ihre Mutter wurde, wenn sie von ihren leiblichen Eltern sprach. „Es ist schon zehn Uhr.“, sagte Sinata's Mutter plötzlich und warf Sinata ein Paar Schuhe zu, „Wir müssen uns beeilen! In einer halben Stunde kommt die Kutsche des jungen Herren und holt uns ab! Beeil dich Sinata, ich zieh mich schnell um!“ Sinata's Mutter lief aus dem Zimmer. Sekunden später knallte im Gang eine Türe und Sinata wusste, dass ihre Mutter in ihrem Zimmer angekommen war. Sinata setzte sich auf ihr Bett und schlüpfte in die hochhakigen Schuhe. Sie stand auf und stöckelte zu ihrem Schrank, wobei sie alle Mühe hatte überhaupt zu gehen! „Nein, die zieh ich nicht an! Nie und nimmer!“, dachte Sinata und schlüpfte wieder aus ihren Schuhen, stellte sie in den Schrank und holte ein Paar flache und dünnsohlige Schuhe heraus. Die zog sie an und konnte sofort besser und schmerzfreier gehen. „Nie wieder hochhakig!“, dachte Sinata und holte ihren Umhang aus dem Schrank, „Wenn ich wieder komme, vernichte ich alle hochhakigen Schuhe die ich habe!“ Das nahm sich Sinata felsenfest vor! Jetzt kamen wieder Schritte den Gang entlang und Sinata's Mutter rief im gehetzten Vorbeigehen, „Sinatalein, komm!“ Sinata verdrehte die Augen und nahm sich vor, sich für diese Erniedrigung irgendwann zu rächen. Aber das musste für den Moment warten. Sie warf sich ihren Umhang mit einer weiten Bewegung um die Schultern und folgte ihrer Mutter den Gang entlang, die Treppe hinunter und zur Haustüre. „Warum hast du nicht die schönen Schuhe an, die ich dir gekauft habe?“, fragte Sinata's Mutter tadelnd, als die Kutsche vorfuhr. „Weil ich in diesen furchtbaren Teilen nicht gehen kann! Das hab ich dir schon tausend Mal gesagt!“, gab Sinata zurück und betrachtete die Kutsche, die eben etwas ruckelnd anhielt. Ihre Mutter begann vor sich hinzugrummeln, irgendetwas von Undank und Dummheit. Die Kutsche war aus hellem Holz gebaut und mit schwarzen Beschlägen verziert. Ihr waren sechs Pferde vorgespannt, Schimmel. Vorne auf dem Kutschbock saß der Kutscher in einer tadellosen schwarz-blauen Uniform und hinten auf dem Trittbrett stand ebenfalls ein Mann in Uniform. Der sprang nun herab, öffnete die Türe und klappte eine kleine Treppe heraus. „Meine Damen, darf ich Ihnen beim Einsteigen behilflich sein?“, fragte der Diener mit einer höflichen Verbeugung. Sinata's Mutter nickte, nahm die Hand des Dieners und ließ sich zur Kutsche führen und hinein helfen. „Setzt die sich wieder in Szene! Das ist doch schon fast peinlich! Wie kann sie nur! Wie nur?“, dachte Sinata und schämte sich schon fast für ihre Mutter. Sie wollte sich eigentlich nicht helfen lassen, musste aber, weil ihre Mutter sie wieder einmal scharf beobachtete. Sinata ließ sich also helfen und setzte sich in der Kutsche ihrer Mutter gegenüber, mit dem Rücken zur Fahrtrichtung. Die Bänke waren mit dicken Polstern bespannt, die mit schwarzem Samt überzogen waren. Der Diener schloss die Kutschentüre und kletterte wieder auf sein Trittbrett, dann setzte sich die Kutsche wieder in Bewegung. Sinata sah gedankenversunken aus dem Fenster, während ihre Mutter schon überlegte, was sie zur Hochzeit anziehen sollt. Am Horizont war verschwommen ein Wald zu sehen. Sinata seufzte, wie gerne würde sie jetzt durch diesen Wald streifen. Über das kalte, nasse Moos laufen, an einigen Bäumen hinauf klettern und zum Abend hin in den alten Baum mit der riesigen Astgabel gehen, die schon aussah wie eine große Schüssel. Dort konnte man sich wunderbar hinsetzten und den Sonnenuntergang beobachten. Sinata wurde wieder wütend auf ihre Mutter. „Du denkst bestimmt an deinen Bräutigam!“, meinte ihre Mutter schließlich mit einem neckischen Unterton in der Stimme, „Das ist bei Verliebten so!“ „Also, erstens: Ich denke nicht an den jungen Herr, wieso sollte ich auch! Zweitens: Ich bin nicht in ihn verliebt und werde mich auch nicht in ihn verlieben. Und drittens: Sollte er irgendetwas tun, sagen oder machen das mir nicht gefällt bekommt er eine Ohrfeige, dass er gegen die nächsten Wand fliegt!“, zählte Sinata mit ruhiger Stimme auf und klang dabei unheimlich bedrohlich. „Du wirst ihn heiraten! Er ist doch so furchtbar hübsch und liebenswert!“, konterte ihre Mutter, sie versuchte es zumindest. „Nimm du ihn doch, wenn er dir so gut gefällt! Du wärst vielleicht etwas älter als er, aber sonst.“, erwiderte Sinata und sah weiterhin aus dem Fenster. Der Wald war kaum mehr zu sehen. „Du weißt genau, dass ich verheiratet bin!“, empörte sich Sinata's Mutter und errötete. Sinata sah ihre Mutter an, ohne den Kopf zu drehen. „Es gibt doch Nebenfrauen, warum sollte es nicht auch Nebenmänner geben?“, fragte Sinata unglaublich kalt. Dir Ohren ihrer Mutter zuckten nach oben und sie fauchte leise vor sich hin, bis sie beim Herrenhaus ankamen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)