Eine Frage des Ego von haki-pata (Kommt drauf an, wen man(n) fragt) ================================================================================ Kapitel 1: Alles ist relativ. ----------------------------- „Ich weiß genau, wie das geht.“ „Nein. Weißt du nicht. Gib her.“ „Mann! Nie traust du mir was zu. Bin ich zu blöd für dich, oder was?“ Schweigen. „Ich höre?“ Schweigen, räuspern, Luftholen. „Ja? Sprich dich aus.“ „Nein. Natürlich bist du nicht zu blöd für mich. Du bist nur zu blöd für das hier.“ Nach Luft schnappen. „Ich bin also dafür zu blöd, ja?“ „Ja.“ „Und wenn ich dir zeige, wie es geht? Was dann? Bin ich dann immer noch zu blöd dafür? Hm? Sag schon?“ Ein resigniertes Seufzen. „Gut. Dann mach. Aber ich sage dir, das geht nicht gut aus!“ „Weil du mich doch für zu blöd hältst, stimmt’s?“ Ein Schniefen. „Mom hat dich immer mehr lieb gehabt als mich.“ „Diese Leier.“ Ein genervtes Seufzen. „Hat sie gar nicht.“ „Hat sie wohl! Und Dad ist mit dir immer zum Angeln gefahren. Und mit mir nicht!“ „Mann! Nichts Angeln! Ich musste immer Schmiere stehen wenn er…“ Ein Schnauben. „Dich hat unser feiner alter Herr immer aus seinen krummen Machenschaften herausgehalten. Weil er dich viel lieber gehabt hat, als mich.“ „Echt…?“ „Ja… Echt… Und jetzt mach hin! Wir liegen sowieso schon hinter dem Zeitplan.“ „Bei dem, was ihr da vorhattet, bleibt euch jetzt alle Zeit der Welt. Mindestens zehn Jahre.“ Ein Unisono: „Superman!“ Dann ein: „Weg hier!“ Flüchten, schnaufen und hektisches Umsehen. Zwei Schläge. Zwei bewusstlose Möchtegerneinbrecher. Ein Seil, zwei gefesselte bewusstlose Möchtegerneinbrecher. „Das hätte ich auch ohne dich geschafft.“ „Hm.“ „Du bist hier nicht in deiner Stadt.“ „Hm.“ „Eingeladen habe ich dich auch nicht.“ „Hm.“ „Ah ja! Der einsame, schweigsame Rächer…“ Gar nichts. „Wie? Kein ‚Hm’? Hat es dir die Sprache verschlagen?“ Das gedämpfte Zischen, mit dem ein kleiner Enterhaken abgeschossen wird. „Ach? Und jetzt machst du dich aus dem Staub, ja?“ „Du redest zuviel!“ „Was? Ich rede zuviel?“ „Deine Hände! Nicht in die Hüften! Damit siehst du… schwul aus!“ „Was?“ Kein weiterer Kommentar. Dafür ein Sirren, mit dem das Seil des Enterhakens auf eine Spule gewickelt wird und gleichzeitig den Mann mit der Maske wehenden Capes in die Höhe zieht. Ein kaum vernehmbares Rauschen, mit dem sich der andere in die Lüfte erhebt. „Sag das noch mal. Wenn du dich traust!“ Eine Landung auf dem Dach einer Teppichfabrik. „Du redest zuviel!“ Wieder das Zischen. Eine Sekunde später das Sirren. „Ich meine das andere! Ich sehe nicht schwul aus! Merk dir das!“ Die Ankunft auf einem Bürokomplex. „Hm.“ Ein Hüsteln. „Ich mag Schwule. Nett, höflich, umgänglich. Gilt alles nur nicht für dich. Und die meisten Schwulen können sich besser anziehen als du.“ Ein weiteres Hüsteln. „Weit besser.“ „Was willst du damit sagen?“ Eine Erklärung folgt nicht. „Du denkst wirklich, ich bin schwul, ja?“ Ein kurzes Zerren an schwarzem Stoff. „Na los. Sag es!“ „Ich denke… Du redest zuviel. Gute Nacht.“ Ein Verschwinden in die Schatten, dank bleihaltiger Fassadenfarbe ungesehen. „Lois?“ „Kent? „Sieht… Superman schwul aus?“ Ein Kichern. „Na ja…“ „Was heißt das?“ „Ich habe mal Batman gesehen. In seinem finsteren Dress.“ Ein sehnsuchtsvolles Seufzen. „Er sah so… gut aus. So männlich und so… unerreichbar.“ Sehnsuchtsvolles Seufzen, die zweite. „Bei ihm würde ich gern mal unter das Cape krabbeln…“ „Und Superman?“ Leichte Panik in der Stimme, die sich nicht verstecken lässt. „Was ist mit Superman?“ „Ach… Kent. Superman ist wie der nette Junge von nebenan. Ein Pfadfinder. Nichts… Na ja… Geheimnisvolles. Fast so, als hätte man Sie in diesen Dress gesteckt.“ Ein Lachen. „Das würde ich schon gern mal sehen. Clark Kent, im Superman-Outfit.“ Ein Brummeln. „Ach Kent. Jetzt ist aber mal gut. Superman ist ganz süß und so.“ Ein Schulternzucken. „Aber Batman… Ist halt… Nicht süß, sondern… aufregend. Erotisch. Hach ja… Purer Sex!“ Ein Aufspringen, ein Knallen mit dem ein Stuhl auf dem Boden landet. „Also sieht Superman schwul aus und Batman nicht?“ Geballte Faust auf dem Schreibtisch. „Meinen Sie das?“ „Kent!“ „Und wenn Batman schwul wäre? Was dann?“ „Bestimmt ein ganz süßer Schwuler!“ Sehnsuchtsvolles Seufzen zum dritten. „Und ich würde alles versuchen, ihn zum Hetero zu bekehren. Voller Körpereinsatz und so…“ Eilige Schritte, Türenknallen, sich entfernende Schritte, ein weiteres Türenknallen. „Lois? Was ist denn mit Kent los?“ „Keine Ahnung. Er redet ständig vom Schwulsein. Vielleicht will er sich outen…“ Kapitel 2: Das wäre geklärt... ------------------------------ „Lois hält Superman… Und mich… Clark Kent… für schwul!“ „Trotz des billigen Anzugs…? Na ja… Muss es auch geben… Geschmack war nie deine Stärke…“ „Bruce Wayne.“ „Allein das blau-rote Kostüm. Oder ist es rot-blau?“ Ein Schulternzucken. „Ich kenne nur einen, dem diese Farbkombi wirklich steht.“ Ein weiteres Schulterzucken. „Und er verzichtet auf eine rotes Bettlaken.“ Ein süffisantes Lächeln. „Du solltest es auch da lassen, wo es keiner sieht und niemals jemand sehen wird. Also in deinem Bett.“ „Bruce Wayne!“ „Guten Morgen, Mister Kent. Welch erfreuliche Überraschung. Ich habe Sie nicht einfliegen sehen. Mögen Sie einen Kaffee? Oder bevorzugen Sie ein Glas Erdbeermilch?“ „Siehst du? Dein Butler fängt auch schon an damit!“ „Sir?“ „Diese… Diese… Erdbeermilch!“ „Sofort, Sir.“ „Aargh!“ Haare raufen. „Ich will keine Erdbeermilch!“ „Nicht, Sir? Ich habe ganz frische Erdbeeren da.“ „Alfred. Machen Sie ihm eine kleine Erdbeermilch. Besser eine große! Seine Nerven liegen blank.“ „Sehr wohl, Master Bruce. Brauchen Sie noch etwas?“ „Einen schwarzen Kaffee.“ „Gern, Sir.“ Ein Zusammensinken und leises Schnüffeln. „Warum denken alle, ich bin schwul?“ „Stell dir mal vor, alle würden denken, du seiest schlau…“ „Ich hasse dich, Bruce Wayne!“ Wieder ein Schulternzucken. „Anderes würde mir Sorgen machen.“ „Ich bin nicht schwul!“ „Ja, ja… Je größer der Widerspruch, desto…“ „Was?“ Ein Aufspringen. „Desto, was?“ „Sirs… Ihre Getränke. Ihre Erdbeermilch, Mister Kent. Master Bruce, Ihr Kaffee.“ „Alfred…“ „Ja bitte, Mister Kent?“ „Das sind Streusel drauf.“ „In der Tat, Sir.“ „Rosa Streusel.“ „Aus gefriergetrockneten Erdbeeren, Sir. Sehr wohlschmeckend.“ „Alfred… Holen Sie mal Taschentücher. Clark fängt gleich an zu flennen.“ „Tu ich nicht!“ „Die ersten Tränchen kullern ja schon.“ „Ich hasse dich wirklich!“ „Die Taschentücher, Mister Kent.“ „Alfred…“ Ein Schnäuzen. „Ich bin nicht schwul.“ Eine Augenbraue geht in die Höhe, eine Erwiderung bleibt aus. „Ich mag Frauen.“ Ein neuerliches Schnäuzen. „Ganz besonders Lois Lane… Aber sie… hält mich… für…“ Ein Sturzbach von Tränen. „Und du bist daran Schuld. Du und dein finsteres Kostüm und dein Bad-Boy-Image und… all das!“ „Wer hat, der hat…“ „Ich hasse dich! Echt. Ich kann dich kein bisschen leiden!“ „Master Bruce…? Darf ich es wagen zu fragen, was mit Mister Kent los ist? So aufgelöst habe ich ihn noch nie erlebt.“ „Midlifecrisis. Oder der blanke Neid.“ „Nichts davon! Bin nur nicht schwul!“ Eine kurze Pause. „Die Erdbeermilch schmeckt wirklich gut.“ „Danke, Mister Kent. Sollten Sie mich brauchen, Sirs. Ich bin in der Küche.“ „Bruce… Mal unter uns… Hältst du mich wirklich für schwul?“ „Du willst meine ehrliche, schonungslose Meinung? Ja? Mit allen Konsequenzen?“ Ein Nicken. „Clark… Du redest zuviel und denkst zu wenig! Du hast keinerlei Geschmack, was deine Anzüge angeht! Kauf mal lieber einen Maßgeschneiderten, als drei von der Stange! Du bist ein Weichei und ein Jammerlappen! Und ich halte dich für…“ „Master Bruce. Verzeihen Sie die Störung. Sie werden am Telefon verlangt.“ Stuhl rücken, eine gemurmelte Entschuldigung, schnelle Schritte. „Alfred…“ „Ja bitte, Mister Kent?“ „Machen Sie mir noch eine Erdbeermilch? Mit den Streuseln oben drauf?“ Kapitel 3: Schein und Sein und Schein ------------------------------------- „Ich muss gehen. Clark, mach deine Erdbeermilch leer und dann raus aus meinem Haus! Alfred… Ich brauche Sie kurz unten.“ „Sehr wohl, Sir. Mister Kent, ich bin gleich wieder bei Ihnen.“ „Wie siehst du denn aus?“ „Du bist in meiner Höhle nicht willkommen.“ „Was ist das denn? Seidenhemd? Hellblau? Nicht mal richtig zugeknöpft. Ich kann fast deinen Bauchnabel sehen!“ „Du bist in meiner Höhle nicht willkommen.“ „Und der Anzug… Sieht teuer aus. Dunkelblau. Und diese Schuhe… Dunkelblaue Schuhe! Na! Passen ja zum Anzug, hm? Bruce… Für dich ist das Beste gerade gut genug, was?“ „Du bist in meiner Höhle nicht willkommen.“ „Master Bruce… Perücke, Bart und Kontaktlinsen…“ „Und der Glitzerkram?“ „Ist hier, Master Bruce.“ „Perücke, Bart und Kontaktlinsen? Und mit dem Schmuck… Was ist das? Eine echte Relox? Und Ringe? Und Goldkettchen? Du stehst auf Goldkettchen?“ Ein erheitertes Lachen. „Weißt du, wie du aussiehst?“ „Du bist in meiner Höhle nicht willkommen.“ „Bruce Wayne… Vorzeigeschwuchtel!“ „Mister Kent… Wenn ich vorstellen dürfte… Gabriel Oprisko.“ „Lassen Sie mal, Alfred. Clark versteht das nicht…“ „Ich verstehe sehr wohl! Bruce Wayne… Ein latenter Homo… Verkleidet sich, um… Das gibt eine Schlagzeile… Hey! Das tat fast weh!“ „Alfred. Holen Sie mir bitte den Ring mit dem Kryptonit. Ich möchte noch einmal zuschlagen.“ „Sehr wohl, Sir… Obwohl… Sie müssen sich beeilen, Master Bruce. Ich werde Sie jedoch später an Ihrem Vorhaben – Mister Kent zu schlagen – erinnern.“ Ein würdevolles Räuspern. „Und den Ring auf Wunsch bereithalten.“ „Du bist auch in meinem Auto nicht willkommen! Steig aus!“ „Sieh mal einer an! Ein echter Madison… Mann! Schwule Filmstars fahren so einen Wagen.“ „Steig aus!“ „Lebst du jetzt deine wahre dunkle Seite aus, oder was?“ „Steig aus!“ „Wenn du mich nicht mitnimmst, bitte schön. Aber ich könnte da wirklich eine Story draus machen… ‚Der wahre Bruce Wayne! Darum hat die Damenwelt keine Chance. Exklusiv von Clark Kent.’ Hey! Das tat auch fast weh.“ „Warte ab, bis ich den Ring habe…“ „Whoa… Ist das der ‚Glitter Palace’? Das ist doch ein… Striplokal… Für Homos…“ „Nein. Auch. Aber nicht nur!“ „Gabe.“ „Hey, Stevie.“ „Wer ist das? Dein Lebensgefährte? Seit wann ist dir der Geschmack abhanden gekommen? Er trägt einen hässlichen Anzug. Von der Stange bei ‚Greenings’, was? Und diese Brille? Wann war das Model das letzte Mal ‚In’? Da war meine Ur-Großmutter noch ein kleines Mädchen, hm?“ „Ich bin Clark Kent… Reporter beim ‚Daily Planet’. Ich habe nichts mit… dem werten Herrn hier. Und ich bin NICHT schwul!“ „Steven Monroe. Eigentümer und Betreiber des ‚Glitter Palace’. Ich habe auch nichts mit dem werten Herrn hier. Aber ich bin schwul und ich bin es gern. Gabriel. Warum hast du einen Reporter mitgebracht?“ „Er hat sich selbst mitgebracht. Stevie. Was ist los?“ „Unter vier Augen, Gabe. Die Brillenschlange ist mir zu aufdringlich.“ „Du hast ja keine Ahnung…“ Ein Seufzen. „Den wirst du nicht los. Glaub mir. Der ist schlimmer als Kaugummi an der Schuhsohle. Einmal rein getreten ist es egal wie oft du ihn trittst. Der bleibt an dir kleben.“ „Vielleicht will er ja was von dir. Dein Hintern ist recht schnuckelig.“ „Danke…“ „Ich bin NICHT schwul!“ „Hallo… Vielleicht kann ich das ändern… Hey, Gabe… Hey, Stevie…“ Der Klang von schmatzenden Küssen. „Oh! Olive! Dich schickt der Himmel. Das ist Clark Kent. Eine aufdringliche, schlechte Anzüge tragende, altes Brillengestell vorführende Reporternase. Zeig ihm ein bisschen. Aber halt ihn uns vom Leib.“ „Ich werde ganz, ganz eng bei ihm bleiben, Stevie. Für dich.“ Ein Giggeln. „Und für mich. Nackt ist er sicher ganz ansehnlich…“ „Hilfe…“ „Da musst du jetzt durch.“ Ein Grinsen. „Du WOLLTEST mitkommen! Stevie… Was gibt es?“ „Das… Bruce… Das…“ „Ist das ein Knutschfleck an deinem Hals?“ „Diese Olive… Das war ein Mann… Und dieser Mann… Bruce… Ich bin nicht schwul!“ „Wo ist denn deine Krawatte? Dein Hemd ist auch nicht mehr in der Hose.“ „Die… Der… wollte mich… AUSZIEHEN!“ „Klingt, als hättest du eine Menge Spaß gehabt, hm? Steig ein.“ „Ah! Master Bruce! Ich erlaube mir, Sie zu erinnern. Sie wollten Mister Kent schlagen. Ich hole Ihnen sofort den Ring.“ „Ist schon gut, Alfred. Clark hatte genug Lektion für heute.“ „Du nennst das Lektion? Ich nenne das… versuchte Vergewaltigung!“ „Olive ist keine ein Meter achtzig, wiegt keine sechzig Kilo und hat versucht, DICH zu vergewaltigen. Klar. Der Mann aus Stahl wird von einem kleinen und untergewichtigen Transvestiten vergewaltigt… Das ist doch mal eine Schlagzeile!“ „Und der Knutschfleck? Was ist das?“ „Liebesbeweis… Olive macht nicht jedem einen.“ Übertriebenes Bedauern. „Ich habe keinen bekommen. Bin nicht ihr Fall.“ „Bruce… Ich bin nicht schwul!“ „Weiß ich. Sonst hätte es Olive nie mit dir solange ausgehalten… Oh. Alfred… Wir brauchen noch einmal Taschentücher.“ „Hier, Sir.“ „Ich hasse dich, Bruce Wayne. Du bist… gemein… zu mir! Immer diese… Und ich… Und du…“ „Ich habe kein Wort verstanden. Sie etwa, Alfred?“ „Ich vermute, es handelt sich um Schuldzuweisungen ob Mister Kents Unzulänglichkeit, der angebeteten Miss Lane seine Liebe zu gestehen.“ Ein diskretes Hüsteln. „Wie gesagt, Sir. Ich VERMUTE es.“ Ein weiteres, nicht minder diskretes Hüsteln. „Ich werde Mister Kent eine Erdbeermilch bereiten. Das wird ihn gewiss etwas aufheitern. Möchten Sie auch eine, Sir?“ Kapitel 4: Das heißt jetzt was...? ---------------------------------- „Das war ein Scherz, oder Alfred?“ „In der Tat, Master Bruce. Nur ein winzig kleiner.“ „Eine Erdbeermilch für Clark. Mal wieder eine große. Und für mich noch mal einen Kaffee.“ „Sehr wohl, Sir.“ „Nicht mal Erdbeermilch… Ist dir wohl zu ROSA… Du… Du… Schwuli!“ „Sag mal, Clark…? Wirkt Alkohol eigentlich bei dir? Und hast du im ‚Glitter Palace’ etwas getrunken?“ „Du hättest mich retten müssen! Diese… DIESER Olive… Das war… Die… DER hat mich umklammert und abgeknutscht und… wollte mich gar nicht mehr weglassen!“ „Retten. Dich. Klar. Weichei und Jammerlappen. Sagte ich schon, hm?“ „Was wolltest du denn da, Gabriel Oprinski?“ „Oprisko. Geht dich nichts an.“ „Vielleicht sollte ich doch den Artikel schreiben…“ „Vielleicht sollte ich doch den Ring holen…“ „Sirs… Erdbeermilch und Kaffee.“ „Alfred… Bruce ist schwul!“ Wieder geht eine Augenbraue in die Höhe. Eine Erwiderung bleibt wieder aus. „Clark. Du bist doof. So was von doof! Tut dir das nicht weh?“ „Ach ja? Wieso gehst du in SO einen Schuppen? In DIESER Aufmachung? Und redest mit dem Besitzer? In trauter… ZWEISAMKEIT!“ Eine erneute kurze Pause. „Die Erdbeermilch schmeckt wirklich richtig gut!“ „Danke, Mister Kent.“ „Es MUSS wehtun!“ „Mister Kent… Wenn Master Bruce gestattet, möchte ich Sie etwas aufklären…“ „Er ist dafür zu doof, Alfred. Aber wenn Sie es versuchen möchten… Lassen Sie ihn dabei seine Erdbeermilch trinken und schmeißen Sie ihn anschließend raus. Ich will erst mal das Zeug hier loswerden.“ „Wie? Bruce hat in dem Club ermittelt? Undercover?“ „In der Tat, Sir.“ „Als… Als ein… SCHWULER Mann…?“ Ein leises, verzweifelt klingendes Seufzen. „Nein, Mister Kent. Master Bruce wurde als Gabriel Oprisko aufgrund seines etwas… extrovertierten Auftretens akzeptiert und…“ „Doch schwul!“ „Mister Kent, wie ich bemerken darf haben Sie Ihr Glas geleert. Ich werde Sie nun hinausbegleiten.“ „Muss wohl sein… Erzählen Sie mal, Alfred. Der total loyale Butler. Wird Ihnen der Job nicht langweilig?“ „Sir! Nicht bei einem Arbeitgeber wie Bruce Wayne! Guten Tag!“ „Clark ist neugierig, doof und er ist… anstrengend.“ „Ja, Master Bruce. In jedem Fall anstrengend.“ „Stevie erzählte es wurden Tänzerinnen und Tänzer aus seinem Club bedroht und angegriffen. Allen riet man, den Club zu wechseln. Außer Stevie würde für die Sicherheit bezahlen. Ihre Meinung?“ „Schutzgelderpressung, Sir.“ „Ja. Genau das. Und Steven Monroe wäre nicht Steven Monroe würde er sich so leicht einschüchtern lassen.“ „Somit tauschen Sie einige Nächte die eine Maske gegen die andere und Gabriel Oprisko hält sich verstärkt in diesem Etablissement auf.“ „Hm, hm…“ „Sir…?“ „Ja?“ „Verzeihen Sie, Sir. Ich bemerkte kein durch Unterdruck hervorgerufenes Hämatom an Mister Kents Hals.“ „Knutschfleck…?“ „Ja, Sir. Eben dieses.“ „Ich wollte ihn ein bisschen ärgern.“ „Master Bruce…? Gehe ich recht in der Annahme, Ihre Sympathie zu Mister Kent ist sehr eingeschränkt.“ „Sehr eingeschränkt. Stevie ist einer meiner… Freunde. Clark hat sich nicht mal getraut ihm die Hand zu geben. Und wie er sich angestellt hat, weil Olive ein bisschen an ihm grabbelte.“ „Wie mir auffiel, fehlte Mister Kent die Krawatte.“ Ein Grinsen. „Ich hole sie mir von Olive und Gabriel Oprisko bringt sie Clark Kent in die Redaktion des Daily Planet…“ „In der vollen Montur?“ „In der vollen Montur. Und ein Strauß roter Rosen…“ „Master Bruce… Ich erlaube mir offen zuzugeben, Mister Kent tut mir leid. Wenigstens eine kleine Winzigkeit.“ Kapitel 5: Ja! Guck genau hin! ------------------------------ „Gabriel! Hallo und guten Abend!“ „Stevie. Schön dich zu sehen.“ „Gleichfalls. Schon komisch. Mit dir in meiner Nähe fühle mich gleich viel wohler und sicherer. Wie mit einem Schutzengel. Magst du was trinken? Geht natürlich aufs Haus.“ „Danke. Lieb von dir. Aber später.“ „Diese Reporternase… Hör mal! Was war das bloß für einer? Hast du öfter mit dem zu tun?“ „Öfter, als mir lieb ist.“ „Den will ich hier nicht mehr sehen. Lokalverbot auf Lebenszeit. Olive war todunglücklich. WAS er ihr alles an den Kopf geworfen hat, erzählt sie nicht. Ich denke, Schwuchtel war noch das harmloseste. Drei Tage hat sie nur geweint.“ „Stevie… Clark Kent hat Angst vor Homosexuellen. Frag mich nicht warum.“ „Und du nicht?“ „Das hieße, ich habe Angst vor Menschen. Vor… Freunden.“ „Gabe… Unter uns… Nach dem letzten Mal… Diese Drogensache… Ich weiß, wer du bist.“ „Ja…? Dachte ich mir.“ „Und ich sage dir, wer du bist. Gabriel Oprisko, du bist… mein bester Freund!“ „Danke, Stevie.“ „Oh… Hallo Gabe. Allein hier? Oder ist dieser gemeine Typ wieder mitgekommen?“ „Olive! Hey, mein Schätzchen.“ Eine tröstende Umarmung. „Nein. Dieser gemeine Typ ist nicht wieder mitgekommen.“ „Hier. Die hat er vergessen. Die hässlichste Krawatte aller Zeiten! Gib sie ihm und einen Tritt dazu! In die Kronjuwelen! Dieser… Lump! Erst ein Mädchen verliebt machen und dann… sitzen lassen!“ „Glaub mir, Schätzchen. Ein Tritt wäre wahrlich nicht das Richtige. Wenn ich ihm das Teil zurückgebe, wird er sich wünschen, in den Erdboden versinken zu können. Stevie… Hast du noch den langen zotteligen rosa Plüschpelzmantel mit dem breiten Kragen und den Fransen überall?“ „Habe ich.“ „Kann ich ihn mir mal ausleihen?“ „Kannst du.“ „Ich bleibe aber noch ein bisschen.“ „Ja. Bleib du mal. Doch einen Drink?“ „Guten Morgen, Master Bruce! Was ist das für ein Ungetüm?“ „Von Stevie geliehen.“ „Sir…“ „Olive bat mich, Clark die Krawatte zu bringen und ich kann ihr schwerlich etwas abschlagen.“ „Verzeihen Sie, Sir. Sie sollten etwas anderes tragen. Und ein anderes Hemd. Wie wir wissen hat Mister Gabriel Oprisko einen extrovertierten wie erlesenen Geschmack. Und das was Sie im Augenblick tragen passt nicht zu dem Mantel.“ „Was sollte ich dann tragen?“ „DAS, Sir.“ „Alfred… Mir fehlen die Worte. Wo haben Sie denn DAS her?“ „Internet, Master Bruce.“ Ein winziges Lächeln. „Im Anbetracht der imminenten Ermittlungen hielt ich es für erforderlich, die Garderobe des Gabriel Oprisko auf adäquate Weise zu erweitern.“ „Sie sind großartig, alter Freund.“ „Danke Sir.“ „Hm… Sitzt nur ziemlich knapp.“ „Das sollte es, Sir. Ich habe es extra eine Nummer kleiner bestellt.“ Ein verwunderter Blick. „In der Tat, Sir. Manche Lehre ziehe ich bis heute aus meiner Bühnenerfahrung. Unter anderem: Ein hervorragender Schauspieler gewinnt IMMER durch ein hervorragendes Kostüm.“ „Ein wahres Wort. Na? Und? Wie sehe ich aus?“ „Aufsehen erregend, Sir. Nahezu… verboten Aufsehen erregend.“ „So muss das! Sollte was sein, ich bin im Daily Planet.“ „Sehr wohl, Sir.“ Ein weiteres winziges Lächeln. „Master Bruce. Ich erlaubte mir in Gabriel Opriskos Namen ein Dutzend Rosen vorzubestellen. Langstielig und tiefrot.“ „Alfred… Sie sind WIRKLICH großartig!“ „Danke, Sir. Nach meinen Möglichkeiten.“ „Hey, mein Hübscher. Wo muss ich denn hin, wenn ich zu Schnuckelchen will? Ich meine, zu Clark. Du weißt schon, hm? Clark Kent.“ „Äh…“ „Nun?“ „Äh…“ „Immer nur heraus mit der Sprache, mein Hübscher. Ich beiße nicht, obwohl du zuckersüß bist! Lieber schlecke ich dich ab. Von oben bis unten und zurück!“ „Fiep.“ „Nun, mein Hübscher, wo muss ich lang?“ „Äh… Da… Zum… Aufzug und… und… Ganz nach oben.“ „Danke, mein Hübscher. Vielleicht sollten wir mal miteinander ausgehen, hm? Ich würde dich schon gern einmal abschlecken.“ „Fiep.“ „Lois?“ „Jimmy?“ „Dave von der Rezeption hat angerufen. Da hat so ein Typ nach Kent gefragt.“ „Ja und?“ „Dave stand unter Schock. Der Typ war… Eine Tucke. Eine Tunte. Das Prachtexemplar eines…“ „Jimmy… Einzelheiten!“ „Goldene Hose. Lackleder, sagt Dave. Und hauteng. Also… HAUTENG! Hochhackige Stiefel auch in gold! Rosa Hemd. Dave vermutet aus Seide. Aufgeknöpft bis zum Bauchnabel. Soll gut gebaut sein. Darüber einen Mantel aus… Also einen langen rosa Zottelmantel und… Goldketten, Ringe, eine echte Relox. Eine Brille mit rosa Gläsern hat er auch auf. Und…“ Atemlosigkeit. „Und…?“ „Und tiefrote Rosen im Arm. Dave sagt, mindestens ein Dutzend.“ „Ist der jetzt im Aufzug?“ Eifriges Nicken. „Hast du Kent schon bescheid gesagt?“ Vehementes Kopfschütteln. „Gut. Das bleibt unter uns. Ab zum Aufzug. Den gucke ich mir an.“ Kapitel 6: Lift me up! Ohne gesprochene Worte --------------------------------------------- Die Hose zwickt und kneift. Wie Alfred da nur daran gekommen ist? Internet… Das Suchwort interessiert Bruce schon ein bisschen. Seufzend zupft er hier und da. Die Rosen rascheln in seiner Armbeuge. Die Stiefel könnten auch bequemer sein. Hochhackig. Ausgerechnet hochhackig! Der Mann hinter der Maske des Gabriel Oprisko wundert sich, so weit und bisher ohne Knochenbruch gekommen zu sein. Heimlich beglückwünscht er sich zu seiner rauchigen Stimme – wie von Whiskey gespült und Zigarren umnebelt – die dennoch leicht näselnd klang. Der arme zutiefst geschockte Kerl von der Rezeption hat Gabriel Opriskos Kommen gewiss angekündigt und im obersten Stockwerk wartet ein Empfangskomitee. Bruce wirft einen Blick auf die Stockwerksanzeige und überprüft den Sitz von Bärtchen, Perücke und – mit einem Griff in den Schritt – allem anderen. Perfekter Sitz, aber die Hose ist wirklich eng… Dazu diese Stiefel… Beides wird Gabriel Oprisko sicherlich nicht allzu oft tragen. Schon gar nicht kombiniert. Oder doch? Sieht ja nicht schlecht aus. Ist nur unbequem. Was Stevie wohl zu diesem Outfit sagt? Gar nichts. Er fällt erst einmal in Ohnmacht. Und Olive direkt dabei. Wie viele solcher Überraschungen sein alter Freund und getreuer Butler wohl noch aus dem Internet hat? Oh Mann! Diese Hose! Schlimmer als das neue Kostüm! Na ja… Im Dienste der Sache. Ein lautes PLING kündigt das Ende der Fahrstuhlfahrt an und Gabriel Oprisko fährt sich durch sein dichtes braunes Haar, rückt die Brille mit den rosa Gläsern passend und lächelt strahlend, bevor sich die Türen des Lifts öffnen. Kapitel 7: Leg dich nicht mit Gabriel an! Eine Geschichte --------------------------------------------------------- Die Türen gehen auf. Jimmy Olsen japst. „Whoa!“ Lois Lane stockt der Atem. „Jimmy…“ haucht sie. „Dave hat nicht untertrieben.“ Sie mustert die schillernde Gestalt, die mit einem Hüftschwung – der jedes Supermodel blass werden lässt – den Aufzug verlässt, sie ignoriert, Jimmy die Rosen in die Hände drückt und sich mit einer Bewegung der Schultern, die Lois niemals nachahmen kann, des Mantels entledigt. Doch nicht komplett ignoriert legt diese schillernde Gestalt der Frau den Mantel auf die Arme, nicht ohne zu ermahnen: „Pass gut darauf auf, Herzchen.“ Die Stimme klingt rauchig und näselnd zugleich. Wie die einer abgehalfterte Nachtclubdiva… Aber… Diese schillernde Gestalt ist ein Mann und dieser Mann ist – bei genauerer Betrachtung – richtig… Mjam! Dichtes braunes Haar und schöne Augen, in der gleichen Farbe – trotz dieser Brille ist eine Art treuer Dackelblick zu sehen, der Frauenherzen schmelzen lässt. Sicher nicht nur Frauenherzen. Der Bart steht ihm auch gut. Sogar aus der Nähe. Groß dazu und Dank des weit geöffneten Hemdes sieht Lois Lane Muskeln. Richtige Muskeln. Sie seufzt unglücklich. Alle Männer die Mjam! sind, sind entweder schwul oder Weicheier und Jammerlappen wie Clark Kent oder unerreichbar wie Bruce Wayne. Oder Batman. Lois seufzt direkt ein weiteres Mal. Direkt ein bisschen unglücklicher. Kann Kent denn nicht ein bisschen was von einem Helden haben? Wenn es richtig, richtig ernst wird und es hart auf hart kommt ist er der erste, der davonläuft. Dabei ist er doch eigentlich ganz süß und sie wartet schon eine ganze Weile auf eine Einladung zum Essen. Kommt die etwa nicht, weil Kent schwul ist? Mit dieser Frage fällt ihr Blick auf die schillernde Gestalt, die Jimmy die Rosen von den Armen nimmt, ihm einen Luftkuss zuwirft und auf den hohen goldenen Stiefeln durch die Redaktion stöckelt. Lois folgt den Bewegungen des Beckens wie in Trance. Links… Rechts… Links… Eine Frau schafft das nicht, ist sie sich sicher. Jedenfalls hat sie noch nie eine Frau SO gehen sehen. Und die Hose ist wirklich… Hauteng. Whoa! Was für ein Po! Und was für ein Powackeln… Sie seufzt zum dritten und versinkt in Gedanken, bis Jimmy sich erdreistet sie anzustupsen und fragt: „Gehen wir ihm nach?“ Lois Lanes Blick haftet an seiner Kehrseite. Bruce kann es spüren und er hofft, sie würde ihn nicht ausgerechnet daran erkennen. Nein. Keine Gefahr. Bruce Wayne trägt Anzüge und das Jackett verdeckt sonst immer, was jetzt gut sichtbar durch die Gegend wackelt. Diese Hose… Und mit diesen Stiefeln kann ein Mann einfach nicht anders gehen, als wie auf rohen Eiern und – wie Dick sich mal geäußert hat – mit einer Banane im Hintern. Zu der Gelegenheit fällt Bruce ein, nie danach gefragt zu haben, woher Dick so was weiß und solche Vergleiche ziehen kann und schon macht sich der Mann väterliche Sorgen. Sobald das hier… Und die Sache im ‚Glitter Palace’… Und sein Sohn wieder im Lande… Wird Bruce ihn danach fragen! Wenn er es nicht vergisst… ‚Memo an mich selbst…’ denkt er. ‚Dick nach der Bedeutung der Banane fragen!’ Hoppla… Beinahe fegt sein Hüftschwung einen Kaffeebecher von einem Schreibtisch. Genug stolziert! Genug angegafft worden! Zeit für: „Schnuckelchen? Wo bist du? Du hast deine Krawatte vergessen.“ Wie Bruce bemerkt, kaum hält er die Krawatte hoch, Lois Lane erkennt sie sofort. Frauen haben ein Auge für Details. Und Clark Kent hat die hässlichsten, geschmacklosesten und unvergessbarsten Krawatten auf der Welt. „Schnuckelchen. Komm doch raus und hol sie dir.“ Ein Tippen auf seiner Schulter. Natürlich weiß Bruce, es ist nicht ‚Schnuckelchen’. Dennoch wirbelt er herum, um laut und erfreut auszurufen: „Schnuckelchen!“ Im Anschluss zu stutzen und die Frau vor sich mit einem entschuldigenden Lächeln zu bedenken. „Ach je, Herzchen. Das tut mir Leid. Ja. Der Mantel ist ziemlich schwer.“ Er nimmt das zottelige Ungetüm an sich, klimpert mit seinen Wimpern und schürzt die Lippen. „Du bist Lois Lane. Nicht wahr, Herzchen? “ Lois nickt. „Ja. Und damit haben Sie… hast du mir was voraus. Du bist nämlich wer...?“ Das mag Bruce an Lois Lane. Sie lässt sich nicht einschüchtern. Weder vom Auftreten, noch von der Dreistigkeit des Gabriel Oprisko. Das ist im Grunde Kleinkram zu dem, was diese mutige Frau und findige Reporterin bereits erlebt hat. Bruce sieht sich kurz um, winkt Jimmy Olsen zu sich und übergibt ihm neuerlich die Rosen. „Die hältst du noch mal, ja, Süßer? Danke.“ Danach wendet er sich Lois zu und reicht ihr mit ausschweifender Geste die Hand. „Mein Name ist Gabriel Oprisko. Wer nicht von mir gehört hat, ist selbst schuld.“ „Und… Clark Kent hat von dir gehört?“ Reporter- und Polizistenkrankheit. Neugier. „Und wie er das hat, Herzchen.“ Das Zurückwerfen des Kopfes und das gezierte Kichern lässt die Frau noch neugieriger werden. „Aber, Herzchen… Der Gentleman genießt und schweigt.“ Das Auszulegen überlässt er Lois Lane. Für ihn ist es Zeit, Gabriel Opriskos ‚goldene’ Seite zu zeigen. Und jemanden vor Scham im Erdboden versinken zu lassen. Also alles auf Position, den Mantel dramatisch wie achtlos zu Boden fallen lassen – Sorry, Stevie! – und laut kreischend drauflos gestürzt. „SCHNUCKELCHEN!“ Clark Kent fallen das Milchglas aus der einen und der Aktenordner aus der anderen Hand. Keines von beidem war leer und bildet gemeinsam auf dem Linoleum einen Klumpatsch aus Papier und Milch. Zu Wort kommt er nicht, wird stürmisch von dieser… dieser… Person umarmt und… „Oh, Schnuckelchen!“ Einen Kuss auf die andere Wange. „Du hast mir ja soo gefehlt. Und angerufen hast du auch nicht!“ Einen Kuss – Im Dienste der Sache! – mitten auf den Mund. „Schau! Ich habe deine Krawatte mitgebracht! Du lässt ja immer was liegen, du Schusselchen.“ Dem röchelnden Luftschnappen nach kündigt sich gerade eine Herzattacke an. Auch die fahle Haut und die geweiteten Pupillen sind eindeutige Anzeichen. Oder… Clark ist einfach nur… höchst beunruhigt! Tja. Selbst Schuld. Leg dich nicht mit Gabriel an… „Oh je! Warte. Lauf nicht weg! Ich habe doch NOCH WAS für dich!“ Auf den hohen Absätzen herumgewirbelt rauscht Bruce auf Jimmy zu, der schon fast in Deckung geht und entreißt ihm die Rosen, wirbelt abermals und stürmt auf den Reporter zu, der die Augen weit und entsetzt aufgerissen hat und die Lippen fest aufeinander gepresst hält. Begleitet von einem „Ganz allein für dich, Schnuckelchen!“ nötigt Bruce ihm die Rosen auf, wirft sich Clark neuerlich in die Arme und presst ihm – Im Dienste der Sache! – einen weiteren Kuss auf den Mund. „Freust du dich?“ Nein! Er freut sich nicht. Bruce sieht es. Von fahl wird Clark augenblicklich rot. Nicht nur aus Scham. „Hallo… Gabriel…“ knirscht er. „Was willst du hier?“ „Deine Krawatte! Du Dummerchen hast sie vergessen. Du sagtest doch, es ist deine Glücks-Krawatte!“ „Danke…“ Nur für Bruce hörbar flüstert er: „Ich sollte dich umbringen! Jetzt sofort und auf der Stelle einäschern!“ Gabriel Oprisko kichert unbeeindruckt, seine Erwiderung ist nicht sinngemäß, aber laut und deutlich. „Du Schlimmer, du. Doch nicht hier! Gehen wir in dein Büro?“ „Ich bringe dich um!“ erklärt Clark nun vernehmlich. „Ich zerquetsche dich! Und zerstampf… Hmpf…“ Weiter kommt er nicht mit seinen Drohungen. Ein Kuss schneidet ihm das Wort ab. „Wir sind nicht allein!“ erinnert Bruce in seiner Maske und lässt seine rauchige, leicht näselnde Stimme lüstern klingen. „Und sieh nur. Diese… SCHWEINEREI! Und das HIER, bei deiner Arbeit!“ Er weist auf Akten und Milch. „Ich mache das weg für dich, hm?“ In dieser Sekunde hofft er auf die Qualität der Hosennähte, auf seinen Gleichgewichtssinn und die richtige Reaktion seitens Clarks. Die Beine gestreckt beugt sich Gabriel Oprisko vor und sammelt zuerst das geleerte, glücklicherweise heil gebliebene Glas auf. Die Nähte halten, der Gleichgewichtssinn auch. Und Clark… Wie vorhersehbar. Die Rosen fallen ihm aus der Hand und er schlägt seine Hände vor die Augen und schüttelt den Kopf. Lois Lane pfeift anerkennend. Auf diesen Stiefeln und sich so halten können… Die Frau stellt sich neben ihren Kollegen, der sich die Augen zuhält und den Kopf schüttelt. Ein wirklich toller Po! Und das in der Hose. Kapitel 8: Missverständnisse. Oder: Stell dich nicht so an. Wieder eine Geschichte ---------------------------------------------------------------------------------- „Geh!“ fordert Clark, dem Ton nach zunehmend wütend. „Raus aus der Redaktion! Weg vom Daily Planet! Am besten verschwindest du aus Metropolis!“ Bruce richtet sich auf und schafft es, seine Lippen zittern zu lassen. „Aber…“ Eine Träne kriegt er sicherlich auch herausgedrückt. Ja! Da kullert sie schon. Lois vergeht fast vor Mitleid, was Clark nur noch mehr wurmt. „Aber… Schnuckelchen…?“ „Wie redest denn du mit ihm?“ Lois zeigt sich verständnislos. „Er hat dir deine Krawatte gebracht. Und rote Rosen.“ Sie reckt das Kinn und wirft ihm einen tadelnden Blick zu. „Die du achtlos zu Boden hast fallen lassen!“ „Schnuckelchen…“ „ICH BIN NICHT DEIN SCHNUCKELCHEN!“ brüllt Clark Kent, das Gesicht hochrot. „RAUS HIER! ODER ICH SCHLAGE ZU!“ Die Fäuste gehoben schnauft er. „ICH MACHE ERNST!“ Eines Tages, wenn er den Umhang der Fledermaus an den Nagel hängt, geht er zu einer Laien-Schauspielgruppe, entscheidet Bruce. Scheinbar tief getroffen schluchzt er auf, hastet der Frau in die Arme und wirft Clark einen ängstlich anmutenden Blick zu. „Schnuckelchen… Wie kannst du so was nur sagen?“ jammert er. „Und das zu MIR? Wo du mir doch einen RING geschenkt hast.“ „Er hat dir einen Ring geschenkt?“ erkundigt sich Lois, Gabriel Oprisko tröstend den Rücken streichelnd. Bruce schnüffelt ein „Ja.“ Ein leises ZING. Damit verabschiedet sich Clark Kents Geduldsfaden. „DEN HABE ICH DIR NICHT GESCHENKT!“ schreit er außer sich. „DU SOLLTEST NUR DARAUF AUFPASSEN! FÜR DEN FALL…“ „Geschenkt!“ wispert Bruce als Gabriel Oprisko erstickt und holt tief Luft. „Du hast ihn mir gebracht und ich sollte ihn behalten!“ „Und so was, Clark Kent, nennt man geschenkt!“ mischt sich Lois ein. „Du bist ein herzloser, egoistischer… Sieh ihn dir an! Wie konntest du nur?“ Tränenreich klagt Bruce als Gabriel Oprisko sein Leid, sich immer in den Falschen… Und Clark will immer nur… „Was will Clark immer nur?“ Lois schleudert diesem giftige Blicke zu. Zu einer Antwort kommt Gabriel Oprisko nicht. Clark reißt ihn von Lois Schulter und schleift den Mann an seinem rosa Seidenhemd neben sich her, verfrachtete ihn in sein Büro und knallt die Tür hinter sich zu. „Ich hasse dich!“ bekundete Clark Kent aus tiefstem Herzen. „Warum tust du mir das an?“ Bruce antwortet nicht, nimmt die Brille ab und betrachtet ihn. „Weißt du, was du getan hast?“ Auf seinem Schreibtischstuhl platz genommen springt Clark doch wieder auf. „Ich werde mich nie wieder… Lois denkt jetzt… Jimmy denkt jetzt auch… ALLE denken jetzt, ich bin… Und habe… Und du…“ „Clark. Du tust mir leid. Ehrlich.“ Bruce setzt sich auf die Kante des Schreibtisches, ohne Clark auch nur einmal aus den Augen gelassen zu haben. „JETZT beschwerst du dich, aber wie du VORHER auf den Gefühlen anderer herumtrampelst ist dir egal.“ „Auf wessen Gefühle bin ICH – Bitte schön? – JEMALS herumgetrampelt?“ „Auf den Gefühlen von Steven Monroe, Olive Wrecketts und jedem Homosexuellen auf diesem Erdball. Und sonst wo.“ „Also auch auf deinen, ja?“ lästert Clark herausfordernd. „Jedem wie er glaubt.“ Völlig gelassen schiebt Bruce die Brille auf ihren Platz und steht auf. „Wo willst du hin?“ „Ich habe noch zu tun. Bis dann… SCHNUCKELCHEN.“ „Erst machst du den Schaden wieder gut! Und zwar…“ Clark stockt. Auch mit den braunen Augen und der rosa Brille davor fühlt er den kühlen Blick des Dunklen Ritters und ihm läuft eine Gänsehaut über den Rücken. Das Büro verlassen kommt Lois auf Gabriel Oprisko zu und überreicht ihm den Mantel. „Alles klar?“ fragt sie und sucht nach Spuren einer Auseinandersetzung. Offenbar rechnet sie bei Clark mittlerweile mit dem Schlimmsten. „Nein, Herzchen. Nichts ist klar. Gar nichts!“ Bruce seufzt. „Clark ist nicht schwul. Er ist nur… doof. Ungemein doof. Verklemmt, uneinsichtig und ignorant obendrein.“ Bruce seufzt erneut und lächelt, aber es wirkt müde. „Lad ihn mal zum Essen ein. Sonst wird das nie was mit euch.“ Lois sieht dieses Lächeln und greift die Hand des Gabriel Oprisko. „Ist wirklich alles klar? Ich meine… Clark hat dir doch nichts getan, oder?“ „Ach, Herzchen. Du bist wirklich lieb.“ Küsse auf die Wangen der Frau unterstreichen dieses Kompliment. „Er will immer nur von dir sprechen. ‚Lois ist die Frau meiner Träume.’ Oder: ‚Lois ist so süß!’“ zitierte er. „Das war auch dabei: ‚Ohne Lois ist für mich alles öde.’ Und: ‚Wenn ich mich doch nur trauen würde, sie einzuladen.’ All so was, Herzchen.“ Er schaut ihr über den Rand der rosa Gläser in die Augen. „Smallville-Boy ist ziemlich schüchtern.“ „Ach…?“ Das ist ihr selbst aufgefallen. „Smallville-Boy?“ Sie kichert. „Sag mal, Gabriel… Die Sache mit dem Ring…?“ „Eines Tages, Herzchen, sagt er es dir vielleicht.“ Er küsst ihr wieder die Wangen, verabschiedet sich gleich damit und verlässt die Redaktion. Auf seinem Stuhl kauernd, die Finger in den Haaren vergraben grübelt Clark Kent, ob er sich je wieder außerhalb seines Büros blicken lassen kann. Womit hat er DAS verdient? Nur weil er Steven Monroe nicht die Hand gegeben hat? Oder Olive mehr als rüde von sich geschubst? „Mist!“ flucht er. Bruce erteilt Lektionen, die nicht so schnell vergessen werden. Verdammt gute obendrein. Die Tür fliegt auf. Klar. Garantiert kriegt er jetzt noch mehr zu hören. Lois und ‚Gabriel’ haben gewiss miteinander gesprochen. Und er hat vergessen zu lauschen. Den Mantel zieht Bruce im Aufzug an und bedauert, seinen Vielzweckgürtel nicht zu tragen. Darin hat er Kaugummis und das ist genau das Richtige um den Geschmack von Clarks Wangen loszuwerden. Billiges Rasierwasser. Alkohol, Farbstoffe und irgendwas, was es stinkend macht. Und schlecht schmeckend. In den Hosentaschen braucht er nicht zu wühlen. Die Hose ist so eng, dass bis auf das was drin ist, nichts anderes mehr reinpasst. Fast so, als hat Alfred ZWEI Nummern kleiner bestellt! Also wühlt Bruce in den Taschen des Mantels. Einen gefalteten Zettel findet er darin. Ein eingeschweißtes Kondom – schwarz und mit Fruchtgeschmack, wie der Aufdruck verrät – und ein Eukalyptus-Bonbon. Ausgerechnet Eukalyptus. Seiner Abneigung zu diesem Zeug wegen zieht Bruce schon in Betracht auf dem Kondom zu kauen, entscheidet sich daraufhin doch für das Bonbon. Na ja… Besser als das Rasierwasser von Smallville-Boy und es klebt wenigstens nicht. Tief durchatmend lutscht er an dem Bonbon und faltet – ohne direkten Befehl des Kopfes – den Zettel auseinander. Stevies Handschrift ist das nicht. //Ich kenne dein Geheimnis! 10 000 in bar und ich schweige. Weitere Anweisungen folgen.// Bruce hebt die Augenbrauen und liest den Zettel erneut. Steven Monroe hat ein Geheimnis? Ein Geheimnis, das zu bewahren ihm eventuell 10 000 Dollar wert ist? „Hm…“ Lois Lane stellt sich vor dem Schreibtisch, die Fäuste auf die Tischplatte gestemmt und blickt ihm in die Augen. „Ich bin die Frau deiner Träume?“ „Also…“ Clark fällt ob dieses intensiven Blickes fast vom Stuhl. „Du findest mich also süß?“ „Äh?“ Rot wird er auch. Die Hitze in seinen Wangen verrät es ihm. „Und ohne mich ist für dich alles öde?“ „Ähm… Ähm…“ Warum fehlen ihm die Worte? „Morgen Abend! Halb acht! Im ‚Chez Majorette’. Sei pünktlich.“ „Agh…“ „Ja. Wir reden dann!“ Lois stellt sich aufrecht. „Du solltest dich bei Jimmy bedanken! Er hat deine Schweinerei beseitigt und die Papiere zum Trockenen aufgehängt.“ „Ja… Äh… Mach ich noch…“ „SOFORT!“ Wie von der Tarantel gestochen springt Clark vom Stuhl, kann sich einen schnittigen Salut gerade eben verkneifen und rast aus seinem Büro. Endlich im Erdgeschoss angekommen würgt Bruce das Bonbon herunter und verlässt den Fahrstuhl. Im Auto wird er zuerst diese Stiefel ausziehen! Ganz in der Rolle des Gabriel Oprisko bleibend stolziert er zum armen geschockten Kerl an der Rezeption, lässt sich auf dem Tresen nieder und wirft ihm einen Luftkuss zu. „Du bist wirklich süß.“ flötet er und tippt dem armen geschockten Kerl auf die Brust während er sich über die Lippen leckt. „Ich sollte dich doch abschlecken! Hier und jetzt!“ „Fiep.“ „Ach je…“ Bruce zeigt auf die linke Hand des armen geschockten Kerls. „Sehe ich das richtig, mein Hübscher? Du bist verheiratet?“ Ein schnelles Nicken. „Schade…“ Der Mann hinter der Maske des Gabriel Oprisko erhebt sich und geht zum Ausgang. Er hört das erleichterte Aufatmen und muss grinsen. Kapitel 9: Die Kunst gelassen zu bleiben und in dieser Kunst zu versagen. Oder: Wer sich die Suppe einbrockt… Auch das ist eine Geschichte. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Die Stiefel bleiben noch an Ort und Stelle, entscheidet Bruce. Er wollte erst den Mantel zurückbringen und sehen, wie Stevie und Olive in Ohnmacht fallen und im Anschluss mit Stevie ein ruhiges, aber ernstes Wörtchen reden. Wie war das mit ‚bester Freund’? Warum hat Steven Monroe nichts von einer Erpressung erzählt? Ruhig und ernst! Jimmy nimmt die Danksagung mit einem Nicken entgegen und starrt Clark Kent an. „Mann! So eine Hose habe ich bisher nur im Internet gesehen!“ bekundet der Hilfsreporter. „Und an Michael Jackson. Aber nicht… Hauteng!“ Er schnappt nach Luft. „Echt mal! Oder wie der auf diesen Stiefeln lief. Das waren bestimmt zwanzig Zentimeter Absätze! Wie konnte er sich darauf halten?“ „Training…“ vermutet Clark vorsichtig, vermag sich aber nicht vorzustellen, Batman übt das Laufen mit solchen Stiefeln in der Höhle. Er stellt es sich doch vor. Der finstere Kreuzritter im Cape und dann in goldenen hochhackigen Stiefeln. Das Bild in seinem Kopf ist dermaßen absurd, Clark erschaudert. „Bei den vier Winden!“ ist Stevies Begrüßung. „Gabe! Whoa! Was ist das?“ „Geballte Ladung Gay-Gabe-Power.“ erwidert Bruce und schmunzelt. „Ist das alles echt?“ will der Besitzer des ‚Glitter Palace’ wissen und zeigt auf Gabriel Opriskos Schritt. „Oder hast du dir Socken hinter den Reißverschluss gesteckt?“ „Stevie…“ lächelt Bruce und knufft ihn. „Diese Hose ist zu eng, um irgendeiner Weise irgendetwas anderes irgendwo hinter zu stecken.“ Er knufft den Mann erneut. „Echt mal, Stevie. Du hast mich vorher NIE so angesehen.“ „Echt mal, Gabe. Du hast vorher NIE ausgesehen, wie mein Beuteschema.“ Steven Monroes Blick wird glasig. „Gabe. Ich weiß, du bist hetero. Was an sich eine verdammte Schande ist. Ich weiß, du hast den ansehnlichsten Hintern entlang der Küste. Hör mal. Lass mich einmal grabschen, hinten und vorn, dann fehlen nur noch zwei Dinge und ich werde glücklich sein, bis ans Ende meiner Tage.“ „Gabe?“ kommt es ungläubig von dem kleinen Transvestiten. „Bist du das? Was… Also… Was IST das?“ Das beantwortet Bruce wie eben schon. „Geballte Ladung Gay-Gabe-Power.“ Olive kichert schadenfroh. „Du hast diesem Lump SO seine Krawatte gebracht?“ Das Kichern wird lauter, weil Bruce es bejaht. „Und?“ Die Hände vor die Brust gefaltet sieht sie ihn mit großen Augen an. „Ach…“ Die rosa Brille auf das braune Haar geschoben schnalzt Bruce mit der Zunge. „Im Nachhinein war ich doch wieder zu nett.“ „Hast du ihn auch in seine Kronjuwelen getreten?“ fragt sie gespannt. „Nein.“ In dieser Sekunde grübelt Bruce ernsthaft, ob es überhaupt möglich ist. Clark ist ja nahezu unverwundbar. Überall? Hm… „Schätzchen, das wollte ich meinen Stiefeln nicht antun.“ begründet er. Der Transvestit seufzt enttäuscht, lächelt aber wieder. „Du siehst toll aus.“ meint sie. „Du gehörst zu den Männern, die wahrhaftig ALLES tragen können.“ Sie errötet schüchtern und sinniert vor sich hin. „Wie du wohl im Stringtanga aussiehst… Oder mit überhaupt nichts an…“ „Das will ich auch sehen! Beides!“ bekundet Stevie und drückt Gabriel Oprisko seinen favorisierten und alkoholfreien ‚Black Sun’ in die Hand. Der Blick mit dem der Chefredakteur ihn ansieht gefällt Clark Kent gar nicht. Eindringlich und mitleidig zugleich. Ohne Zweifel hat jemand die Vorkommnisse an Perry White herangetragen, unter anderem der Ausraster seines Reporters. Bisher ist Clark Kent nie jemanden gegenüber laut geworden und eher als Duckmäuser bekannt. Bruce Wayne ist der einzige, der ihn zu Weißglut treiben kann und Bruce Wayne weiß das. Sein Auftritt hier… Mehr als auffällig. Clark schluckt trocken. Sein Boss winkt ihn zu sich ins Büro. Allein. Ohne Lois. Das bedeutet keine Story, sondern einen Abriss. „Viel Spaß.“ wünscht Eileen Winters und lächelt. „Vielleicht sollten wir DICH mal zu einer Schlagzeile machen.“ Lachend hebt sie die Augenbrauen. „Verstehst du? SCHLAGzeile.“ „Psycho-Reporter rastet aus und schlägt wehrlosen Homo nieder.“ spinnt Theodor Saul den Faden weiter. „Daily Planet steht nach Millionenklage vor dem Bankrott.“ „Ich habe ihn nicht geschlagen!“ verteidigt sich Clark. „Halloho?“ Nachsichtig schüttelt Eileen den Kopf. „Wir sind eine Zeitung. Seit wann nimmt man es da mit der Wahrheit ZU genau?“ „KENT!“ brüllt Perry White. „Ich warte!“ „Noch irgendwelche letzten Worte zum Abschied?“ Theo hält Clark sein Diktiergerät unter die Nase. Bruce nimmt den Besitzer des ‚Glitter Palace’ an die Seite und bittet ihn um eine Gespräch unter vier Augen. Kurz darauf stehen beide Männer im Büro des ‚Glitter Palace’ das – entgegen dem anderen Interieur – recht nüchtern gehalten ist. Ein Schreibtisch, zwei Stühle davor, einer dahinter. Ein paar Regale und ein paar Bilder an der Wand, die Steven Monroe mit Familie und Freunden, Angestellten und Bekanntschaften – männlich wie weiblich – zeigen. „Ich habe da was gefunden.“ beginnt Bruce das Gespräch. „In der Manteltasche.“ „Das Kondom meinst du bestimmt nicht.“ vermutet Stevie richtigerweise. „Gabe. Dieser Zettel. Das ist nicht dein Ding.“ wiegelt er sofort ab. „Das geht niemanden etwas an.“ „Hast du bezahlt?“ Bruce nippt an seinem Cocktail. „Hast du dich erpressen lassen? Ohne deinen – Du hast es selbst gesagt! – besten Freund um Hilfe zu bitten?“ Steven Monroe wendet sich ab. „Das ist nicht dein Ding. Das geht niemanden etwas an.“ wiederholt er und streicht über ein Foto, das ihn mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm zeigt. „Oh doch!“ widerspricht Bruce und stellt neben vor ihm. „Du schuldest mir wenigstens eine Erklärung!“ „Ich kann nicht!“ heisert Stevie. „Ich kann das nicht!“ Sacht schiebt er Gabriel Oprisko aus dem Weg und hastet aus dem Büro, auf den Hinterausgang zu. Zum ersten Mal sieht Bruce diesen Mann vor etwas flüchten, lässt Steven Monroe einen kurzen Vorsprung und folgt ihm letztendlich. Ihm den Rücken gekehrt steht Perry White am Fenster und sieht hinaus. Dabei pocht er leise gegen die Glasscheibe und es klingt nach einem Herzschlag. Zunehmend mulmig zerrt Clark Kent an seinem Kragen, der sich – mysteriöser Weise – um die Hälfte reduziert hat und sowohl Atmung, als auch Schlucken stark einschränkt. „Chef…“ krächzt er. „Was kann ich für Sie tun?“ „Hören Sie, Kent…“ Perry White sieht noch immer aus dem Fenster. „Damals, gerade hier, da waren Sie ein Greenhorn. Aber Sie haben sich gemacht. Wie lange sind Sie beim Daily Planet, Kent?“ Er dreht sich um und sieht seinem Reporter an, der seinen Kragen richtet und eine Antwort formuliert, die auch gekrächzt klingt. „Das sind jetzt… Einige Jahre…“ „Ja.“ stimmt der Chefredakteur zu. „Einige Jahre. Der Leisetreter, der Reporter für die HERZLICHEN Themen. Und das alles. Aber heute…? Was war das heute?“ „Ja… Ähm… Ich… Ähm…“ stammelt Clark. „Endlich haben Sie mal PEP gezeigt! Ja!“ Perry White ballt die rechte Faust und schlägt einen Haken, auf das Kinn eines imaginären Gegners gezielt. „Sie haben gezeigt, Sie können laut werden! Sie können BÖSE werden! Davon will ich mehr sehen, Kent. Und die passenden Stories! Sozialkritisches gut und schön, aber… Mehr eben! MIT diesem Pep! Verstanden?“ „Äh…“ „Ihr Besucher… Der hat mich auf eine Idee gebracht. Wäre das nichts? Für Sie? Eine Story aus der Schwulen-Szene? Hm? Sie, als… Na ja… verdeckter Ermittler? Meinetwegen auch als Transe.“ „Argl… Brkz… Agh…“ Davon ist Perry White nicht beeindruckt. „Überlegen Sie sich was und kommen in spätestens einer Stunde mit dem Konzept zu mir.“ Clark ist den Tränen nahe und er wünscht sich die fristlose Kündigung. „Chef…“ ächzt er. „Das mache ich nicht! Auf gar keinen Fall!“ Arbeitsverweigerung. Sehr gut. Perry schmeißt ihn gleich raus… Lange braucht er nicht zu suchen. Bruce findet Steven Monroe in der Nische zwischen dem Müllcontainer und der Mauer auf dem Boden kauernd. Noch etwas, was er zum ersten Mal bei diesem Mann sieht. Er weint. Wieder einmal ist Bruce dankbar um die soliden Hosennähte und geht vor Steven in die Knie. „Was ist mit deiner Tochter?“ erkundigt er sich direkt. „Ja… Wusste, du erkennst sie…“ Der Besitzer des ‚Glitter Palace’ zieht die Nase hoch. „Gabe… Lass gut sein. Das ist nicht dein Ding. Das geht niemanden etwas an.“ „Das hast du jetzt zum dritten Mal gesagt!“ Bruce versetzt ihm einen freundschaftlichen Boxhieb gegen die Schulter. „Steven… Ich bin jetzt seit über fünf Stunden in diesen Stiefeln unterwegs.“ erzählt er und tippt auf seine Stiefelspitzen. „Und das mir! Dazu diese Hose… Stevie… DIESE HOSE!“ Bruce seufzt übertrieben. „Wenn du wüsstest, WAS die mir alles einklemmt.“ „Sieht aber gut aus an dir.“ Steven Monroe wagt ein kleines Lächeln. „Oh Mann! Hättest du DAS damals angehabt… Ich hätte dich SOFORT auf den Tresen geworfen und vernascht!“ Sein Lächeln wird ein bisschen breiter, denn sein bester Freund hebt eine Augenbraue und erinnert ihn: „Bin hetero…“ „In allen Menschen steckt ein latenter Homo.“ hält der Besitzer des ‚Glitter Palace’ amüsiert dagegen. „Keiner erlebt das so oft wie ich. Ehrbare Familienväter… Und kommen regelmäßig in die Shows, weil sie nackte Männer geil finden.“ „Was ist mit deiner Tochter?“ „Das mag ich an dir Du verlierst nie dein Ziel vor Augen.“ Das Lächeln verschwindet augenblicklich. „Gabe. Du bist wirklich mein bester Freund, aber…“ „Wenn du mir jetzt noch einmal sagst, das ist nicht mein Ding oder es geht niemanden was an, machst du mich sauer.“ teilt Bruce mit. „Diese Stiefel! Diese Hose! Viel fehlt nicht und ich werde zum Berserker!“ Steven Monroe sieht in die braunen Augen und wischt sich über das Gesicht. „Gabe… Ich bin… nicht von hier und…“ Seine Hilflosigkeit ist ihm anzusehen. „Du bist illegitim in den Staaten?“ „Ja.“ Ein bitteres Lachen. „Illegitim… Komme nicht mal… von diesem… Erdteil… Und meine Tochter… Ich würde sie gern… Aber die Behörden… Sie würden…“ Er hebt das Kinn Richtung Hinterausgang des ‚Glitter Palace’. „Wenn sie mir den Laden zumachen…“ Er holt tief Luft. „Was wird dann aus Olive? Aus Jacob? Aus all den anderen?“ „Stevie…“ Bruce legt ihm eine Hand auf die Schulter und lächelt aufmunternd. „Ich kann helfen. Wirklich. Ich kenne einen, der einen kennt, der einen kennt.“ Orakel. Für sie ist die Erstellung einer ‚wahren’ Identität ein Klacks. „Mach dir keine Sorgen. Aus Steven Monroe machen wir einen echten Gothamite! Mit allem drum und dran.“ „Das wäre… illegal.“ „Im Dienste der Sache!“ Bruce grinst. „Legal, illegal, scheißegal.“ Und amüsiert sich über den verdutzten Gesichtsausdruck. Kapitel 10: … löffelt sie selbst aus. Eine KLEINE Geschichte. ------------------------------------------------------------- „Wie? Nicht?“ Clarks Erwiderung hat den Chefredakteur scheinbar überrascht. „Und dieser Rauschgoldengel, der Sie besucht hat? Mir wurde gesagt, Sie hätten ihm schon einen Ring geschenkt.“ Der Ring. Der RING! Immer wieder dieser… Das Teil soll Superman bezwingen können, für den Fall das… Aber doch nicht SO! „Er hat den Ring nur zum Aufpassen bekommen.“ erklärt Clark und stellt fest, sein Chef glaubt ihm nicht. „Nichts anderes!“ setzt er hinzu. „Ah ja…“ Wenn das nicht zweifelnd klingt… „Also keine Untergrund-Story über Schwule?“ Und das klingt bedauernd. „Nein!“ „Kent. Ich zahle alle Spesen und…“ „Nein, Chef. Ich mache das nicht!“ ereifert sich Clark. „Schicken Sie Jimmy auf Undercover-Einsatz. Er wartet doch auf eine solche Gelegenheit.“ „Kent.“ Perry White lächelt geduldig. „Unter uns… Sie sind der verklemmteste Schwule, der mir je begegnet ist.“ Verwundert verfolgt er die Reaktion seines Reporters, der Kopfschüttelnd auf dem Besucherstuhl niedersinkt und das Gesicht hinter seinen Händen versteckt, zu schluchzen anfängt, vor- und zurückwippt und ständig – wie ein Mantra wiederholt: „Ich hasse ihn. So sehr!“ Kapitel 11: Wie? Aus die Maus? Sagt wer? Die nächste Geschichte. ---------------------------------------------------------------- Den Kopf gesenkt sagt Steven Monroe gar nichts mehr. Wie soll er Gabriel Oprisko verdeutlichen, er will seinen besten Freund nicht in diese Sache mit hineinziehen. „Ich kann das nicht.“ flüstert er nach einer Weile, ohne aufzusehen. „Ich will nicht, dass du…“ „Ich bin schon ein großer Junge und weiß genau, was ich tue!“ unterbricht ihn Bruce. „Stevie! Wozu hat man Freunde?“ „Bestimmt nicht, um sie in illegale Geschäfte zu verwickeln.“ „Du bist nicht kriminell, NIE gewesen. Ergo ist an deiner neuen… Besser gesagt: Deiner LEGALEN Identität nichts Illegales!“ stellt Bruce klar. Das ‚Höchstens ein kleines bisschen.’ fügt er nur in Gedanken hinzu. Orakel schafft das. Er zweifelt nicht daran. Und sie schlägt ihm die Bitte nicht ab. Auch daran zweifelt er nicht. Stevie schaut auf, die Augen vom Weinen gerötet und leicht geschwollen. Ein Anblick, der jedem zu Herzen gehen muss! Auch Bruce ist nicht davor gefeit, was ihn selbst verwundert. Bruce Wayne einen emotionalen Menschen zu nennen ist nämlich… weit gefehlt. „Hey, bester Freund…“ In aller Vorsicht wischt er Stevie die Tränen von den Wangen. „Vertrau mir einfach.“ „Ist echt schon komisch.“ Steven Monroe nimmt die Hand Gabriel Opriskos und drückt sie. „Du bist wahrhaftig mein Schutzengel.“ Dazu sagt Bruce lieber nichts, steht auf und zieht den Besitzer des ‚Glitter Palace’ direkt mit in die Höhe. Alle Schubladen seines Schreibtisches durchsucht findet Perry White endlich eine Box mit Taschentüchern und zupft ein paar heraus, die er dem – in Rotz und Wasser aufgelösten – Clark Kent in die Hand drückt. „Na, na.“ meint er dazu. „Ist doch alles nicht so schlimm.“ „Do-hoch…“ heult Clark und schnäuzt sich. „ER macht mir immer alles kaputt! Sind wir irgendwo zusammen, gucken alle NUR auf IHN! ER hat IMMER den besseren Auftritt! Und ich… stehe daneben und… Keiner bemerkt mich und… ALLE wollen IMMER nur mit IHM zusammen sein und mit IHM reden und…“ „Bei den Klamotten… Na ja…“ Der Chefredakteur zeigt vollstes Verständnis. „Das ist auch aufsehen erregend. Da verblasst jeder. Ist er denn wenigstens treu?“ In allen Varianten von perplex blickt Clark seinen Chef in die Augen. „Höh?“ fragt er sogar, mit erstaunlich dümmlichem Gesicht. „Ist er denn wenigstens treu?“ wiederholt Perry White seinen Frage. „Wenn Ihr Freund nur annähernd so aussieht, wie Jimmy ihn beschrieben hat… Ist bestimmt nicht leicht, so einen zu halten.“ Und er seufzt. „Ich hatte mal einen Freundin… Eine echte Schönheit. Und das mir - Perry, der Kartoffelnase… Ständig waren da andere Männer, die besser aussahen, mehr Geld und Zeit hatten und alles.“ Ein neuerlicher Seufzer. „Und doch… Sie blieb bei mir. Bis zu dem Tag…“ Der Chefredakteur zieht die Augenbrauen zusammen und schnaubt abfällig. „Sie wurde… ‚entdeckt’. Von so einem Futzi vom Film…“ Er schüttelt den Kopf, um die Erinnerung loszuwerden und wendet sich seinem Reporter zu. „Nun? Ist Ihr Freund wenigstens treu?“ „Er ist NICHT mein Freund.“ „Oh. Klar.“ zeigt sich Perry White einsichtig. „Ich habe den Ring vergessen. Ihr Verlobter.“ Auch diese Reaktion verfolgt der Chefredakteur mit Verwunderung. Clark brammelt etwas Unverständliches und vergräbt sich in die Taschentücher. Zwischen herzzerreißenden Schluchzern hört Perry White: „Ich bringe ihn um! Ich töte ihn! Erst bringe ich ihn um und dann töte ich ihn!“ Herzeleid. Kennt der Chefredakteur des Daily Planet. Dieser Gabriel Oprisko ist wohl doch nicht der treueste… „Gabe…“ Vor ihm stehend holt Steven Monroe tief Luft. „Zu deiner Sicherheit… Knallst du mir mal eine? Oder zwei?“ „Warum das?“ „Weil ich… Weil ich…“ Verlegen reibt sich Steven Monroe die Stirn. „Na, weil ich…“ „Du willst grabschen.“ erkennt Bruce. Ein Nicken. „Hinten und vorn. Einmal. Und nie wieder.“ Ein Lächeln. „Du solltest mir wirklich eine knallen. Oder zwei. Ich tu es sonst.“ „Stevie. Ich bin ein… Verrückter.“ Prompt gluckst der Besitzer des ‚Glitter Palace’. „Weiß ich. Und wie ich das weiß! Oh Mann!“ „Und ein Verrückter macht verrückte Sachen.“ „Yeah! Weiß ich auch.“ „Gut. Grabsch und fertig. Ich will endlich aus den Stiefeln raus. Und aus der Hose.“ Bruce verteilt einen erneuten freundschaftlichen Boxhieb. „Letzteres nicht in deiner Nähe.“ „Ich grabsch wirklich.“ warnt Steven. „Halte mich lieber ab!“ Bruce hält ihn nicht ab. Ganz im Gegenteil. Er kehrt seinem besten Freund den Rücken und präsentiert ihm die – mit goldenem Lackleder überzogene Kehrseite. „Brauchst du es noch schriftlich?“ Zu seiner Verwunderung zwickt Stevie nicht hinein oder greift fest zu, wie Bruce eigentlich angenommen hat. Steven Monroes Finger berühren zärtlich den Rücken, fahren auf und ab, das Seifenhemd knistert sogar ein wenig. Langsam wandern sie zum Po, der nicht minder zärtlich gestreichelt wird. „Den hast du trainiert.“ stellt Steven fest. „Jahrelang.“ stimmt Bruce zu. „Mann!“ schwärmt der Besitzer des ‚Glitter Palace’. „Was für ein Hintern!“ Über Bruces Rippenbogen bahnen sich Steven Monroes Finger den Weg zum Bauch. Der Mann stellt sich vor ihm und öffnet die letzten Knöpfe des Hemdes. Die Höhen und Tiefen des Six-Packs der ausgeprägten Bauchmuskeln nachzeichnend räuspert er sich. „Wenn du… das nicht magst… Also…“ Stevie räuspert sich wieder und seine Fingerspitzen umkreisen den Bauchnabel seines besten Freundes. „Ich höre sofort auf.“ Bruce blickt ihm in die Augen. „Tust du mir weh, zerschmettere ich dein Nasenbein.“ ist alles, was er dazu bemerkt und es klingt vollkommen gelassen. Der Chefredakteur des Daily Planet überlegt, ob das ein Nervenzusammenbruch ist und ob Kent in letzter Zeit zu viel gearbeitet hat. In dieser Art und Weise hat er seinen Reporter noch nicht erlebt. Deprimiert sitzt Clark Kent da, wie ein Häuflein Elend und schnoddert ein Taschentuch nach dem anderen voll, bringt kein klares Wort heraus und das einzige, was ihm zurzeit durch den Kopf geht scheinen Mordgedanken zu sein, denn gut hörbar sind nur: „Töten!“ „Zerstampfen!“ und „Aus die Maus!“ „Hören Sie mal, Kent.“ Perry White hüstelt und tätschelt väterlich dessen Schulter. „Zurzeit ist es überall ruhig. Nehmen Sie ein paar Tage frei, fahren Sie weg und entspannen Sie sich.“ Er tätschelt erneut. „Irgendwohin, wo es schön ist. Mit Ihrem Verlobten…“ DAS ist wohl nicht die richtige Wortwahl. Sein Reporter jagt in die Höhe, ballt die Hände zu Fäusten und sein Blick wird… geistesgestört. Nur das Lächeln macht Perry White mehr Angst. „Chef…“ erklärt er ruhig und höflich, die Tonlage lässt den Chefredakteur jedoch die wenigen Haare zu Berge stehen. „Das ist ALLES ein IRRTUM. Ich bin NICHT schwul! Ich kann diesen Kerl nicht einmal leiden. Und wenn ich ihn in die Finger kriege… mache ich Häuptelsalat aus ihm…“ Kapitel 12: Sein und Schein und Sein. Oder: Was ist die Wahrheit? Noch mal eine Geschichte. ------------------------------------------------------------------------------------------- Steven Monroes Blick ruht auf dem Gesicht seines besten Freundes Gabriel Oprisko. Dieser lässt die Berührungen geduldig, gleichwohl ohne weitere Regung über sich ergehen. „Ich beneide die Frauenwelt um einen Mann wie dich.“ sagt der Besitzer des ‚Glitter Palace’ leise, sieht ein trauriges Lächeln und versteht, was es bedeutet. „Du bist allein.“ begreift er, legt eine Hand auf die breite Schulter seines besten Freundes, die andere streichelt dessen Gesicht. „Zwei Dinge… und ich werde glücklich sein, bis ans Ende meiner Tage.“ „Deine Tochter ist bald bei dir.“ verspricht Bruce. „Bei dem letzten kann ich dir nicht helfen.“ Er denkt daran, einen Schritt zurück zu machen. Jetzt. Genau jetzt. Aus gutem Grund. Und kann es nicht, denn nun ist es Steven Monroe, der traurig lächelt. „Gabriel… Einmal… Ein einziges Mal nur. Und nie wieder…“ Er zeichnet die Konturen von Bruces Lippen nach. „Ein Kuss, verstehst du? Nicht von… seinem besten Freund. Sondern von… von…“ Er atmet tief durch. „Von einem unerreichbaren Geliebten.“ Eine Antwort, die eine Ablehnung sein kann, will Steven nicht hören, tritt nah an seinen besten Freund heran und… Das Schlimmste verhütend lässt Perry White seinem Reporter eine Milch und sich einen Kaffee bringen, bugsiert Clark Kent behutsam zurück auf den Besucherstuhl und übergibt ihm die Milch. „Kent. Ich weiß alles.“ sagt er außerdem. „Ich habe Sie… Na ja… auf den Ast genommen.“ Clark schweigt und starrt in seine Milch. „Lois erzählte, Sie gehen morgen Abend ins ‚Chez Majorette’?“ Schweigen und Starren. „Probieren Sie die Zwiebelsuppe. Die hat was.“ Auch die folgende Stille ist unheimlich, findet der Chefredakteur und führt den Monolog fort. „Unter uns, Kent. Ich erzähle Ihnen mal was.“ entscheidet er obendrein. „Mein Automechaniker ist schwul. Jeder weiß das. Das ist okay. Wirklich. Ich unterhalte mich gern mit ihm, wir sind so was wie Freunde und ab und zu gehen wir zusammen auf die Piste. Und mich stört nicht, wenn andere dann denken, ich sei auch schwul.“ Wenigstens hebt Clark Kent den Kopf. Ein gutes Zeichen, wertet Perry White und redet weiter. „Wir haben immer viel Spaß. Mit ihm kann ich über alles reden. ALLES! Frauen, Arbeit…“ Ein noch besseres Zeichen. Sein Reporter nimmt einen Schluck Milch. „Menschen sind so, Kent. Voller kleiner und großer Schwächen und Fehlern. Das ist gut so. Das macht uns aus. Das Wichtigste ist, man bleibt sich selbst treu, verstehen Sie?“ Ein weiterer Schluck Milch und Schulterzucken. Zeit für ein Lob, befindet der Chefredakteur. So was muntert immer auf. „Sie sind der Beste, wenn es um geheime Infos geht, Kent. Ihre Reportagen sind der Grund für hohe Auflagen.“ Der nächste Schluck Milch, das nächste Schulterzucken und ein Seufzer. „Der Daily Planet braucht Sie.“ Okay. Jetzt trägt Perry White etwas dick auf, aber… Wenn es hilft. Aus seinem Reporter soll kein Amokläufer werden nur weil ihm das Herz schwer ist. „Also, Kent. Machen Sie sich nicht unglücklich, nur weil da ein Kerl ist, der… Na ja… Sie ärgert.“ „Ich hasse ihn.“ „Er hat Ihnen ganz übel mitgespielt, was?“ „Ja. Hat er. Und ich sollte es ihm heimzahlen!“ „Das ist gut!“ erwidert sein Chef begeistert. „Immer nur raus damit! Halten Sie Ihre Gefühle nicht hinter dem Berg!“ „Am besten mit gleicher Münze!“ überlegt Clark Kent. „Chef…“ Das Glas forsch beiseite gestellt erhebt er sich und ballt abermals die Fäuste. „Ich mache Ihnen die Story!“ Unerreichbare Geliebte. Die Augen geschlossen driften Bruces Gedanken ab. Selina Kyle. Catwoman. Ab und zu treffen sie aufeinander. Tag. Oder Nacht. Nur selten bleiben sie länger zusammen. Tag. Oder Nacht. Batman lässt Catwoman oft entkommen. Öfter als die maskierte Frau ahnt. Sie eingesperrt zu wissen erträgt er nicht. Sie ist doch ‚nur’ eine Diebin. Nichts anderes. Sie legt keine Bomben, vergiftet keine Menschen oder ängstigt sie bis zum Wahnsinn oder Tod. ‚Nur’ eine Diebin. Sein Herz hat sie ihm gestohlen und auch manches Mal den Verstand geraubt. Selina Kyle… Catwoman… Tag. Oder Nacht. Seine unerreichbare Geliebte. Der Geschmack von Eukalyptus holt ihn in die Wirklichkeit zurück und er realisiert, er küsst gerade einen Mann – genauso innig, wie er Selina küsst. Oder Catwoman. Tag. Oder Nacht. Ihre Lippen lösen sich und Bruce sieht zum dritten Mal etwas Neues an Steven Monroe. Der Mann wird rot. „Hey.“ wispert Stevie atemlos. „Du hast an jemanden gedacht. Bitte sage mir… An wen?“ „Ich dachte an meine…“ Alles andere als emotionslos spürt Bruce seine eigenen erhitzten Wangen und räuspert sich. „An MEINE unerreichbare Geliebte.“ Er tut es noch, hört im Grunde nie auf damit. Selina bestimmt einen Großteil seiner Gedanken- und Gefühlswelt. „Du liebst sie sehr, wenn du... Wenn du an sie denkst und so dabei küsst.“ Stevie nickt wissend. „Das ist wahre Liebe, Gabe. Halt sie gut fest und lass sie dir nicht wegnehmen.“ „Hm...“ Bruce hüstelt und ist froh, Steven Monroe belässt es dabei und meint, es sei an der Zeit, hineinzugehen. „Geh vor.“ bittet Bruce. „Ich brauche noch etwas frische Luft.“ Sein bester Freund tut es kommentarlos – obwohl die Nähe zu dem Müllcontainer alles andere als frische Luft ist. Er nimmt die Tür zum Hintereingang in die Hand und öffnet sie. „Stevie…“ Sonst ist er nicht neugierig, doch diesmal… Heute ist wohl alles anders und Bruce kann sich selbst nicht erklären, warum er sich danach erkundigt. „Woran… An wen… Hast du gedacht?“ Steven streicht sich über die Lippen. „Wahrscheinlich bin ich der einzige im gesamten Universum, aber heute bekam ich – einmal und nie wieder – einen Kuss von einem ganz besonderen Mann.“ Er lächelt versonnen. „Von Batman…“ Schon verschwindet er in das Innere des ‚Glitter Palace’. „Er weiß, du bis Batman.“ Bruce verneint. „Er weiß, Gabriel Oprisko ist Batman. Aber wer und was ist Gabriel Oprisko?“ „Der Hose nach…“ Nightwing tritt aus dem Schatten. „Ein ziemlich extrovertierter Typ.“ In seiner Stimme ist keinerlei witzelnder Unterton oder Spott, was den Mann alarmiert Bedächtig dreht sich Bruce zu seinem Ziehsohn um und mustert ihn eingehend. Das Gesicht ist ernst, trotz des Anblicks, der sich dem jungen Maskierten bietet. Genauso wenig stellt Nightwing Fragen oder gibt Anzüglichkeiten von sich. Nicht einmal über das Gesehene oder Gehörte lässt er sich aus, dabei hat er den Kuss mitbekommen. „Was gibt es?“ fragt Bruce. „Ich muss für ein paar Tage weg… Also… Weg eben…“ Nightwing versucht ein Lächeln, das ihm misslingt. „Passt du mal… Guckst du mal… Hin und wieder…“ Er zieht die Luft scharf durch die Nase ein. „Wenn du Zeit hast… Blüdhaven…? B-Bitte?“ Das B-Wort. Prompt ist Bruce mehr als alarmiert. Sämtliche Warnsirenen schrillen in seinem Kopf und er geht auf Nightwing zu. Dieser weicht zurück bis er größtenteils vom Schatten verdeckt wird, zückt seinen Enterhaken und schießt ihn ab. „Ein paar… Tage nur… Oder so. Danke. Muss weg…“ Der junge Maskierte schwingt sich in die Lüfte und wenig später aus dem Blickfeld seines Ziehvaters. „Da stimmt doch was nicht!“ murmelt Bruce. Auf dem Weg zur Hintertür rutscht er fast aus. In die Knie gehend erkennt er, was ihn da annähernd zu Fall gebracht hat. Es ist noch warm. Sein Sohn ist verletzt und blutet stark. Warum ist es ihm nicht aufgefallen? Warum hat er seinen Sohn nicht aufgehalten? Warum ist Nightwing buchstäblich vor ihm geflüchtet? Bruce beeilt sich, in das Clubinnere zu kommen. Er muss ganz dringend telefonieren. Zum Batcave? Nein. Alfred informiert Bruce sofort. Zu Barbara? Nein. Sie wird weinen. Und Bruce informieren. Zu Doktor Leslie? Nein. Auch sie informiert Bruce. Zur eigenen Wohnung? Nein. Da sucht Batman zuerst. Zu Roy? Hm… Roy petzt nicht. Roy hat bestimmt Naht- und Verbandmaterial da. Ja. Gut. Zu Roy. Den Bordcomputer seines Falcon füttert Nightwing mit den Koordinaten, was sich schwierig gestaltet, weil die Hände zittern und ihm der Blutverlust zu schaffen macht. Immer wieder verschwimmt alles vor seinen Augen. Ein paar Mal vertippt er sich. Nach einer Endlosigkeit ist es vollbracht, der Maskierte startet den Autopilot und lehnt sich erschöpft zurück. Einen tiefen Atemzug noch, dann wird alles um ihn herum schwarz. „Den Falcon. Ja.“ gibt Bruce seinem Butler telefonisch Anweisungen und lauscht. „Wie? Kein Signal? Ich habe doch extra… Er muss den Peilsender gefunden haben.“ Enttäuscht legt er nach kurzem Abschiedsgruß auf. „Ich kenne einen, der einen kennt, der einen kennt.“ sagt Steven Monroe neben ihm. „Wen du suchst, findet er.“ Und nickt. „Diesmal kann ICH helfen, weißt du. Dafür sind Freunde da.“ Der Sorgen zum Trotz, Bruce lächelt, weil er die Wahrheit erkennt. „Ja. Freunde.“ „BESTE Freunde!“ präzisiert Stevie. Kapitel 13: Denken ist Glückssache. Oder: Man(n) kann sich auch selbst in die Sch… ande reiten. Wieder mal eine KLEINE Geschichte --------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- In seinem Büro zurückgezogen vertieft sich Clark Kent in sein Konzept. Recherche in der Homo-Szene. Bietet sich da nicht der ‚Glitter Palace’ förmlich an? Oh ja! Und am Ende… entlarvt er Bruce Wayne als aktiven Schwulen! Egal, ob er sich Gabriel Oprisko oder sonst wie nennt. „Kent?“ Lois betritt das Büro und steht vor seinem Schreibtisch. „Was machen Sie da?“ „Ich arbeite an einer Story.“ teilt er gewichtig mit. „Mit Undercover-Einsatz.“ „Aha? Und… Wo? Wie? Als wer?“ Clark hebt den Blick und die Augenbrauen. Das waren Fragen, die er bis auf das ‚Wo?’ noch gar nicht geklärt hat. Das ‚Wie?’ zum Beispiel. Oder – weit wichtiger: ‚Als wer?’ Mal denken… Als – wie sein Chef es ausgedrückt hat – Transe geht er nicht. Das steht fest. Er läuft doch nicht in Frauenkleidern herum! Dann ein ganz normaler Mann? Oder so… auffällig wie es Bruce als Gabriel Oprisko tut. Mist! Bruce Wayne ist in so was besser. Er ist IMMER in so was besser. Ein Grund für den Reporter mit dem Gedanken zu spielen, Bruce Wayne in die Story mit einzubeziehen und anschließend eine Story aus IHM zu machen. „Nun?“ fordert Lois eine Antwort. „Das ist noch nicht spruchreif.“ windet sich Clark heraus, lächelt unschuldig und beugt sich wieder über seine Papiere. „Soll ich helfen?“ bietet sie an. „Ich kann das.“ „Nein, nein.“ winkt er ab, ohne aufzusehen. „Das mache ich lieber allein.“ „Selbst Schuld.“ sagt sie – beinahe schadenfroh, fügt hinzu: „Wie wollen Sie in der Homo-Szene ermitteln? Smallville-Boy, der Homophobiker? Na! Ist ja Ihre Beerdigung.“ Und verlässt sein Büro. Augenblicklich beschleicht Clark das Gefühl, sich falsch entschieden zu haben. Mit der Story. Und mit der Ablehnung von Lois Hilfe. Kapitel 14: Nicht lustig. ------------------------- Der Anruf bei Orakel bringt nur einen Erfolg. Sie weint. Was passiert ist, kann sie ihm auch nicht sagen. „Dick hat nur Waffenschmuggler erwähnt und…“ Ihr Schluchzen macht Bruce ein schlechtes Gewissen. Hat er seinen Sohn im Stich gelassen? Nightwing hat nicht um Hilfe gebeten. Tut er nie. „Ganz der Vater…“ seufzt Bruce, versucht sich an tröstenden Worten und scheitert. Nach dem Versprechen, ihn zu finden legt der Mann auf. Einen Versuch wagt er noch. Obwohl er weiß, Nightwing und Arsenal haben sich zerstritten, wählt er Roy Harpers Nummer. Zehnmal schellt es durch. Der Anrufbeantworter springt an. Nach dem Spruch, es könne eine Nachricht hinterlassen werden folgt der Signalton. Bruce tut, wie aufgefordert und hinterlässt eine Bitte um Rückruf. Die Bürotür öffnet sich, der Besitzer des ‚Glitter Palace’ tritt ein und klopft seinem besten Freund auf die Schulter. „Na komm. Ein Drink aufs Haus und dir geht es besser.“ verspricht er, hakt sich einfach bei Bruce unter und zieht ihn aus dem Büro Richtung Bar. Roy Harper sieht den Falcon auf seiner Garageneinfahrt. Die Scheiben verdunkelt und der Motor läuft noch. Zu dem Wagen hingeeilt reißt er die Fahrertür auf und schnappt nach Luft. Nightwing. Blutend. „Daddy!“ ruft seine Tochter erfreut, weil ihr Daddy endlich wieder da ist und verlässt das Haus. „Nein, Lian. Gleich!“ vertröstet er sie in einem – ihr ungewohnten – Befehlston. „Bitte geh ins Haus! Sofort!“ Die Tränchen schluckt seine fünfjährige Tochter tapfer hinunter und folgt der Anweisung. Er selbst wendet sich dem Verletzten zu. „Bruder.“ spricht er ihn an. Der Streit ist mit einem Mal vergessen. „Sag was!“ verlangt er und ist erleichtert, der Maskierte öffnet wenigstens die Augen. „Was soll das?“ fragt Roy und rauft sich sein rotes Haar. „Wieso bist du nicht in der Höhle? Scheiße! Guck dich an! Du gehörst in ein Krankenhaus.“ Den Mund geöffnet ist Nightwing zu keiner Erwiderung fähig und gibt auch keinen Ton von sich, als Roy ihn ungewollt unsanft aus dem Wagen zerrt. „Scheiße! Was ist denn passiert?“ „Zu… langsam…“ wispert der Maskierte, lächelt und sackt zusammen. Die Behandlung erfolgt auf dem Küchentisch. Die letzte Kugel fällt klackernd in eine Schale. „Alle guten Dinge sind drei.“ vermutet Roy. „Alle schlechten wahrscheinlich auch.“ Das mehrschichtige Kevlar in Nightwings Kostüm hat sie gebremst. Eingedrungen ist dennoch jede einzelne. Heiße Munition. Stahlmantelgeschosse. Copkiller. „Wenn du mir unter den Händen wegstirbst… Ich rede mit dir kein Wort mehr!“ schwört er und behandelt die Blutungen. Ohne Puls zwar, aber stark. Roy schaut in das demaskierte Gesicht. Dick ist leichenblass. Die Augen sind geschlossen, die Atmung ist flach und der Puls schwach. „Bruder! Mach keinen Scheiß, okay?“ Er zieht die Nase hoch. „Was soll ich Wally sagen, hm? Oder Donna? Oder noch schlimmer. Was soll ich Bruce sagen?“ „Sag… ihm… Ich… war…“ Dick öffnet die Augen. „Zu… langsam…“ „Ja… Scheiße auch! Mache ich nicht!“ schimpft Roy. „Mann! Weißt du, wie du aussiehst?“ „Nicht… gut.“ vermutet Dick und lächelt. „Danke… Bruder.“ „Drei Kugeln habe ich dir rausgeholt.“ schimpft Roy. „In Worten: DREI!“ „Ach…? Nur…?“ „Ich schätze, eine Rippe ist hin. MINDESTENS eine! Und darüber hinaus das Übliche, wie Riss- und Stichwunden, Quetschungen, Stauchungen, blaue Flecke…“ „Et cetera…“ ergänzt Dick und lacht, was er direkt wieder bereut, der Schmerzen wegen. „Mal so unter uns, Bruder.“ Roy holt sich einen Stuhl und setzt sich neben seinem Patienten. „Der Batcave ist viel näher als mein bescheidenes Heim. Und Alfred kennt sich besser aus im Versorgen von – was immer du hast.“ Der unwillige Zug um Dicks Mund entgeht ihm nicht, trotzdem – und er ist sicher, das Recht zu haben es zu erfahren – fragt er: „Warum bist du nicht dahin gefahren?“ „Hm.“ „War klar. Sagt Batman auch immer. Ich höre?“ Dick dreht den Kopf weg und schweigt. „Ja. Genau DAS sagt Batman auch immer.“ meint Roy und piekt seinen langjährigen Mitstreiter und empfundenen Bruder in den Bauch. „Rede mit mir. Ich petze auch nicht.“ Am Tresen sitzend unterhält sich Bruce in der Maske des Gabriel Oprisko mit dem Barkeeper Jacob, der zustimmend nickt. „Hab selbst einen Sohn. Ist jetzt einundzwanzig. Ein lieber Kerl, hat nur die falschen Freunde.“ Eine Visitenkarte wird Bruce zugeschoben. Er schaut hoch – es ist niemand zu sehen – und hebt die Karte auf. Das weiße Papier ist strukturiert und ungewöhnlich dick. Eine schwarze Sense ist aufgedruckt. Nur das. Kein Name, keine Anschrift. Umgedreht liest er eine Adresse, die von Roy Harper. „Ah.“ macht Steve neben ihm und nimmt die Karte aus der Hand seines besten Freundes. „Er hat ihn gefunden.“ Die Fragen, wer Nightwing gefunden hat, und wie, liegen Bruce schon auf der Zunge, aber er fragt nicht. „Ich sollte hinfahren.“ entscheidet er und Steven Monroe prustet los. „Ja.“ stimmt er zu. „Aber nicht so!“ Bruce wird in die Seite geknufft. „Komm. Ab ins Büro. Da habe ich was für dich.“ „Büro – Bar – Büro…“ klagt Bruce scherzhaft. „Da bleibt dein ansehnlicher Hintern wenigstens in Bewegung.“ grinst Stevie. Was Dick Grayson erzählt macht Roy Harper betroffen. „Du könntest es ihm sagen.“ meint er und schüttelt doch den Kopf. „Er würde es nicht verstehen.“ sieht er ein. „Und dir Vorwürfe machen.“ Sein Seufzer kommt aus tiefstem Herzen. „Einmal Sidekick, immer Sidekick.“ Dick nickt und rappelt sich auf. „Tut weh.“ bemerkt er. „Tja… Alfie hätte dich besser verarztet.“ „Ja. Aber auch gepetzt.“ Herum geschwungen baumeln Dicks Beine von der Tischplatte. „Danke, Bruder. Ich verschwinde jetzt. Sicher kommt er hier vorbei.“ Er klettert vom Tisch, hält sich kurz fest und atmet tief durch. „So. Jetzt geht es wieder.“ „Familie Fledermaus ist echt hart im nehmen.“ Roy schüttelt ein weiteres Mal den Kopf. „Drei Kugeln, Rippenbruch, Blutverlust, das eine und andere dazu. Und du stehst auf.“ „Schwäche tut es nicht bei Bruce Wayne.“ Dick umarmte Roy. „Danke Bruder. Wenn er fragt. Ich war nie hier.“ „Lügen tut es auch nicht bei Bruce Wayne.“ hält Roy dagegen, klopft Dick auf den Rücken und bittet ihn zu warten. „Ich lasse mir was einfallen. Und du fährst mir nicht halbnackt.“ Keine Minute später steckt Dick in einem Pullover von Roy. „Den will ich wiederhaben!“ gibt dieser von sich. „Das heißt, den bringst du mir wieder!“ Kapitel 15: Guten Freunden gibt man ein Küsschen. Was gibt man BESTEN Freunden? Seidene Boxershorts! ---------------------------------------------------------------------------------------------------- Den Falcon von Roy Harpers Garageneinfahrt auf die Straße gelenkt stellt sich für Dick Grayson neuerlich die Frage: Wohin? Zum Manor? Nein! Und zwar so was von nein! Zu Barbara? Nein. Besser nicht. Bestimmt hat Bruce bei ihr angerufen und sie ist in Tränen aufgelöst. Zur eigenen Wohnung? Nein. Wenn Bruce ihn bei Roy nicht antrifft fährt er garantiert schnurstracks dahin. Und in den eigenen vier Wänden will Dick sich nicht rechtfertigen. Warum auch? Die Waffenschmuggler hat Nightwing versand- und abholbereit zusammengeschnürt. Zivilisten sind auch nicht zu Schaden gekommen. Schusswunden – und alles andere – sind bei Familie Fledermaus nie ein Grund um aufzugeben oder sich auszuruhen. Zu Tim? Nein. Schlecht. Ganz schlecht. Sein kleiner Bruder ruft SOFORT Alfred an. Mist. Egal, wohin er sich verkriecht. Bruce – oder Batman – findet ihn unter allen Umständen. Mist, Mist und Mist! Dick haut auf sein Lenkrad ein. Ziehsohn des weltbesten Detektivs zu sein hat Nachteile. Verstecken? Unmöglich. Geheimnisse? Noch unmöglicher! Missmutig stiert er die Baustellenampel an, als sei das Teil an seiner Misere schuld. Eben rot geworden würde sie es – laut Auskunft des Schildes darüber – über hundertachtzig Sekunden bleiben. Ein Klopfen an der Scheibe seiner Fahrertür lässt ihn zusammenzucken. Er sieht hinaus. Ein Kind, zehn oder elf, steht neben dem Wagen, eine Sprühflasche in der einen, einen Lappen in der anderen Hand. Ob es ein Mädchen oder ein Junge ist, kann er nicht erkennen. Das Gesicht schmutzig, die Klamotten schlottern an Armen und Beinen. „Ich mache die Scheibe. Ja?“ Auf eine Antwort wartet das Kind nicht, klettert auf die Motorhaube und beginnt sein Werk. Derweil sucht der Fahrer im Innenraum nach Kleingeld und findet einen Zehn-Dollar-Schein. Das wäre ein bisschen viel Lohn, was anderes findet er allerdings nicht. Geld oder… Diese hässliche Schlumpfine im hässlich rosa Ballettkleid. Von MacRonalds. Dick hat sie doppelt, darum will er dem Kind die Entscheidung überlassen. Steven Monroe hat Stil. Bruce sieht es an den Anzügen die der Besitzer des ‚Glitter Palace’ trägt. Und an dem Anzug, den Stevie ihm überlässt. Sogar Unterwäsche, ein Paar Socken und Schuhe hält er bereit. Alles in der passenden Größe. „Hast du mit einem solchen Fall gerechnet?“ will Bruce wissen. Sein bester Freund nickt lächelnd, zwinkert ihm zu und verlässt das Büro, damit sich Bruce ungestört umziehen kann. Das rosa Hemd wirft er weit von sich, auch den Schmuck legt er nur allzu gern ab. Schon ist er gut und gern ein Kilo leichter. Oder zwei. Endlich aus Stiefeln und Hose geschält reckt und streckt er sich, nackt wie er ist, und greift die Unterwäsche. Seidene Boxershorts. Steven Monroe hat wirklich Stil. Nachdenklich dreht Steven Monroe die Visitenkarte in der Hand und betastet andächtig, nahezu zärtlich die schwarze Sense. Das kleine Stück weißen Papiers bringt Gewissheit und ihm fällt ein Stein vom Herzen. „Meine Karte, bitte.“ erklingt ein heiseres und tiefes Flüstern hinter ihm. „Hey. Wieder da, hm? Es hieß, du wärest tot. Bist es aber nicht, hm?“ Umschauen braucht der Besitzer des ‚Glitter Palace’ sich nicht, hält nur die Karte in die Höhe. Er fühlt, wie sie ihm sacht aus der Hand genommen wird und ein kurzer, dennoch liebevoller Kuss trifft seine Wange. „Danke. Ja. Nein.“ Steven Monroe weiß, damit ist der Besitzer der Karte und des heiseren tiefen Flüsterns nicht mehr im Club. Jacob kommt heran und stellt seinem Chef ein Glas Orangensaft hin. „Irre ich mich, oder war da nicht eben…?“ „Du irrst dich nicht.“ „Ah ja…“ macht Jacob und sortierte die Flaschen. „Es hieß, er wäre tot.“ Sein Glas in der Hand lächelt Steven Monroe. „Nein. Ist er aber nicht.“ Das Lächeln ist zufrieden als Stevie seinen besten Freund im Anzug sieht, die goldene Hose und das rosa Hemd über dem Arm. Die Stiefel in der Hand. „Du hast dein Glitzerzeug vergessen.“ sagt er. Bruce verneint. „In den Taschen.“ „Du machst dich jetzt auf den Weg, hm?“ Ein Nicken. „Gut. Olive bringt dich zu deinem Wagen.“ Mit einer Umarmung verabschiedet sich Stevie von seinem besten Freund und geht Richtung Büro. Bruce legt Hemd, Hose und Stiefel auf den Tresen und folgt ihm. Mit einer Hand auf der Schulter hält er ihn zurück. „Stevie.“ beginnt er und weiß nicht weiter. „Gern geschehen. Nicht dafür. Nein, sage ich dir nicht.“ nimmt der Besitzer des ‚Glitter Palace’ sämtliche Versuche sich zu bedanken oder etwas nachzufragen voraus. „Und: Dafür sind Freunde da.“ Bruce verpasst ihm einen freundschaftlichen Knuff. „BESTE Freunde!“ erinnert er ihn. „Fertig.“ Aus seinen Gedanken gerissen schaut Dick auf das Kind, das seine Arbeit getan hat und nun einen Lohn erwartet. „Wie bitte?“ „Fertig.“ wiederholt das Kind und hält die Hand auf. „Schön sauber, ja?“ Der junge Mann blickt durch die Windschutzscheibe. „Ja.“ bestätigt er. Hinter ihm hupt es. „Es ist grün, du Vollschwachmat!“ schreit einer. „Fahr jetzt und scheiß auf das Gör!“ In aller Eile drückt Dick dem Kind beides in die Hand. Den Zehner und die Schlumpfine. „Danke!“ strahlt das Kind glücklich. „Eine schöne Schlumpfine!“ „Mach dich endlich weg!“ brüllt der Hintermann und malträtiert seine Hupe. „Los jetzt!“ „Immer mit der Ruhe!“ ruft Dick nach hinten. Das Kind winkt ihm zu und huscht von der Straße. Die Verkleidung des Gabriel Oprisko packt Bruce sorgfältig in den Kofferraum. Das einzige, was an den extrovertierten Dandy erinnert ist Perücke, Bart und Kontaktlinsen. Olive steht neben ihm. „Diese Hose…“ Sie strahlt zu ihm hinauf. „Die ziehst du aber mal wieder an!“ „Für dich? Vielleicht.“ Bruce lächelt, küsst ihre Wangen und steigt ein. „Gute Fahrt.“ wünscht der kleine Transvestit. „Danke, Schätzchen.“ Er fährt los und sieht ihr Winken, bis er um die Ecke verschwunden ist. Einige Blocks vom ‚Glitter Palace’ entfernt zieht er sich die Perücke vom Kopf und knibbelt den Bart ab. Die Kontaktlinsen herausgenommen blinzelt er einige Male. Ob Dick noch bei Roy ist? Bruce hofft es und fährt geringfügig schneller, als erlaubt. Nicht ‚geringfügig’ genug. Ein Streifenwagen hinter dem Madison blinkt ihn an. Kurz darauf folgt die Aufforderung über Lautsprecher den Wagen an den Straßenrand zu lenken, den Motor auszumachen und die Hände auf das Lenkrad zu legen. Einer der seltenen Gelegenheiten, in denen sich Bruce Wayne einen Fluch gestattet, der weit über das Wort „Scheiße!“ hinausgeht. In den Rückspiegel gesehen erkennt er zwei Beamte im Streifenwagen, die miteinander reden. Wahrscheinlich losen sie aus, wer zum Wagen geht. Das dauert also… Ein weiterer ausschweifender Fluch. Zu gern würde er einfach Gas geben. „Im Dienste der Sache?“ fragt er sich. „Legal, illegal, scheißegal?“ Die Nummernschilder des Madisons sind Phantasieprodukte. Der Madison selbst in einem gängigen Schwarz lackiert und besondere Kennzeichen hat der Wagen auch nicht. ÄUSSERLICHE besondere Kennzeichen. Vom leistungsstarken Motor weiß nur Bruce, dazu sein fahrerisches Können. Die beiden Polizisten haben nicht den Hauch einer Chance und wer jetzt und hier hinter dem Steuer sitzt hat keiner der Beamten bisher erkannt. Den Rückspiegel ständig im Blick – Die beiden losen wirklich! – setzt Bruce sich die Perücke auf, klebt sich das Bärtchen ins Gesicht – eher gesagt, der Teil der kleben bleibt – und schiebt sich in aller Vorsicht eine Sonnenbrille aus dem Handschuhfach auf die Nase. Gemächlich und ohne Aufmerksamkeit zu erregen wandert seine Hand zum Zündschlüssel. „Legal, illegal, scheißegal. Sorry, Jungs.“ grinst er. „Aber das dauert mir zu lange.“ „Letzte Mal! Schnick – schnack – schnuck.“ Einer der Polizisten triumphiert. „Schere zerschneidet Papier. Du gehst.“ Sein Partner öffnet die Wagentür und ist fast draußen. „Kacke! Der haut ab!“ Kapitel 16: Immer mit der Ruhe, Smallville-Boy. Oder: Wer will DICH schon nackt sehen? -------------------------------------------------------------------------------------- Sein Konzept ist Mist. Er hätte Lois Lanes Hilfe nicht ablehnen sollen. Sie kennt sich aus, mit Menschen, die… anders sind. Clark knüllt sein Papier zusammen und schmeißt es in den Papierkorb. „Na, Smallville-Boy? Soll ich Ihnen doch ein wenig unter die Arme greifen?“ fragt seine Kollegin von der Tür aus und lächelt spöttisch. „Ja.“ gibt er zerknirscht zu. „Unter einer Bedingung.“ stellt sie ihm ein Ultimatum. „Sie wollen an der Story mitarbeiten.“ brummelt er. Eine weitere Ablehnung ist schlecht, er weiß es. Aber… Wenn Lois mitarbeitet, kann er die Enthüllung Bruce Waynes als Homo wohl abschreiben. Egal wie sehr er ihn hasst. Das Geheimnis des Dunklen Ritters will Clark nicht preisgeben. Das ist doch eine Frage der Ehre! „Erfasst!“ stimmt Lois zu. „Und ich weiß, womit wir anfangen!“ „Ach?“ Irgendwie macht ihm das ein bisschen Angst. „Tatsächlich?“ „Kein Problem.“ Lois Lane klatscht in die Hände. „Hoch mit Ihnen! Wir fahren.“ „Wohin?“ „Das sehen Sie dann.“ Zweifelnd schaut Clark Kent an der Hausfront empor. Ein kleines Geschäft der Kuriositäten zwischen einem Gemüsehändler und einer Firma für Sanitärbedarf. „Glauben Sie mir, Kent. Hier sind wir richtig!“ verspricht Lois Lane und öffnet die Ladentür. Ein leises Bimmeln ist zu hören. „Hey!“ ruft sie. „Monique!“ „Lois! Hallo! An mein Herz!“ Eine beleibte Frau kommt aus dem hinteren Teil des Ladens geeilt um die Reporterin stürmisch zu begrüßen und an ihre massige Brust zu drücken. Clark will lieber nicht stören – eher die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und auch in dieser Weise begrüßt werden – schleicht davon und sieht sich um. Dieser Laden ist voll gestopft mit allem Möglichen und Unmöglichen. Krimskrams, unnützes Zeug, Nippes, Pokale und Sammelkarten. Porzellanfiguren, alter Schmuck – nicht unbedingt alt und nicht unbedingt echt – und Kostüme. Allerlei Kostüme. Von der Rokoko-Kokette bis zum Rockstar mit viel Lack und Leder. „Na?“ Erschrocken springt Clark in die Höhe und einen Meter zurück und dreht sich um. Vor ihm steht ein Mann, so alt wie sein Vater, im Kostüm eines Gladiators und lächelt. „Na?“ wiederholt dieser und ergänzt es mit einem: „Schon was gefunden?“ „Ähm… Ähm… Ähm…“ „Also nicht.“ Der Mann nickt. „Wo soll es denn hingehen?“ „Glitter Palace in Gotham!“ ruft Lois und Clark möchte sich in ein Mauseloch verkriechen. „Whoa!“ Der Mann nickt. „Das ist kein Fetisch-Club oder so ein billiger Sexschuppen. Oh nein, mein Herr. Steven Monroe hat da was ganz Besonderes aufgebaut. Das heißt, wir brauchen für dich auch eine ganz besondere Verkleidung.“ Neben Clark gestellt sucht er in den Kostümen. „Ich gucke und du ziehst dich aus.“ „Ähm… Ähm… Ähm…“ „Lois?“ wendet sich der Mann an die Reporterin. „Ist der immer so schüchtern?“ „Smallville-Boy.“ kichert sie. „Russell. Mach was aus ihm!“ „Dom oder dev?“ fragt der Gladiator. „Dom.“ entscheidet Lois. „Dev ist er genug.“ Clark versteht gerade rein gar nichts. Oder Bahnhof. „Was heißt das?“ erkundigt er sich bei Russell, der in der Sparte Lederklamotten wühlt. „DOMinant oder DEVot.“ erklärt der Mann und trifft eine Wahl. „Du bist ja immer noch nicht ausgezogen!“ wundert er sich und reicht Clark, was er für passend hält. „Das?“ Der Reporter schluckt. „Das ist mehr Leder, als eine Kuhhaut.“ „Das.“ nickt Russel. „Zieh es an.“ „Aber…“ versucht Clark einzuwenden und errötet, denn Lois kommt heran um zu sehen, was der Gladiator ausgesucht hat. „Russell!“ Sie klopft ihm auf die Schulter. „Du bist der absolut Beste. Na los, Smallville-Boy. Rein da!“ Clark Kents Frage klingt gewinselt. „Haben Sie eine Kabine?“ Lois bricht in Gelächter aus. „Immer mit der Ruhe, Smallville-Boy.“ gluckst sie. „Wer will SIE schon nackt sehen?“ Kapitel 17: Gib Gas, ich will… WROOMM ------------------------------------- Dick Grayson stoppt auf dem Parkplatz eines Supermarktes, pausiert und gestattet sich ein kurzes Nickerchen. Keine zehn Minuten später erwacht durchsucht er neuerlich das Innere seines Falcon nach Kleingeld. Er hat Hunger. In seiner Wohnung erwartet ihn nur gähnende Leere. Im Kühlgerät wie in den Küchenschränken. Bei Roy hat er auch nichts gegessen. Nach intensiver Suche im Handschuhfach – Er hat es komplett ausgeräumt! – findet er seinen lange vermissten Schlaubi Schlumpf, den Gutschein für eine Autowäsche, ein Zeitungsinserat über die Auflösung einer Schlumpf-Sammlung – Sch…eibenhonig! Er hat vergessen da anzurufen! Sicher ist alles weg! – und endlich ein paar Münzen. Alles zusammengekratzt kommt er auf drei Dollar und siebzehn Cent. Für ein Sandwich reicht es durchaus. Ein Getränk obendrein. Ein Eiskaffee aus dem Kühlregal. Beim Aussteigen ziept es überall und dem jungen Mann fällt es leichter aufzuzählen, was NICHT wehtut. Kurz an den Falcon gelehnt holt er tief Luft. Besser. Artistenblut von über sechs Generationen und ein knallhartes Training von Batman. Die Nachtschichten dazu. Das härtet mehr ab als jeden Tag mehrmals am Tag eine eiskalte Dusche. Drei Kugeln, eine Rippe, alles andere… Das ist nicht einmal persönlicher Rekord! Gut… Er hat bei Roy ein klein wenig geschwächelt, aber… Das ist Hunger! Im Gegensatz zu Batman oder Bruce Wayne kommt sein Körper nicht ohne Nahrung aus. Sirenengeheul lässt ihn aufhorchen. Mehrere Streifenwagen jagen hinter einem schwarzen schnittigen Schlitten hinterher. Moment mal… Das ist… Dick lacht auf! Klar! Kein Zweifel! Das ist Bruces Madison. Und bei DEM Fahrstiel ist es Bruce hinter dem Steuer. Na! Das wird ja was! Die Daumen gehoben grinst er. Erstklassige Verfolgungsjagd. Seine Gothamer Kollegen haben nicht die geringste Chance! Oha! Zwei Streifenwagen weniger! Die Cops sollten aufgeben, sonst verlieren sie mehr. Just in dem Augenblick sehen es auch die Beamten ein. Die Sirenen verstummen bereits und das Leuchtfeuer der Blaulichter erlischt genauso. Er braucht kein Batmobil, um sie in ihre Schranken zu weisen. Bruce Wayne gibt Gas. Der Motor heult auf. Das Pedal durchgedrückt mogelt er sich gekonnt an anderen Verkehrsteilnehmern vorbei. Selbst das Motorrad, das er hinter sich lässt, wirkt auf der Stelle klebend. LKWs, Busse, Kleinwagen. Links, rechts, links. Jetzt ist es der Madison, der mit dem Po wackelt. Slalom Gotham City… Vielleicht sollte Batman dem Commissioner ein Fahrtraining für seine Beamten nahe legen. Hm… Nein. Wo bleibt denn da der Spaß? Wieder macht der Madison einen Satz nach vorn, das Lenkrad herumgerissen und die Handbremse angezogen schleudert der Wagen herum. Im Neunzig-Grad-Winkel um die Ecke. Handbremse los und ab. Im Rückspiegel beobachtet er die kümmerlichen Versuche der Polizei, ihm zu folgen. Es knirscht, als ein Streifenwagen seitlich an einer Mauer landet. Ein zweiter knallt in die intakte Seite. Keine Verletzten. Blechschaden. Und Verschwendung von Steuergeldern. Aha. Gesichtet. Supermarkt. Gut. Cops abschütteln, ruhiges Plätzchen suchen, Nummernschilder wechseln, Maske ablegen und Sohn einsammeln. Sicher denkt Dick, Bruce hat ihn bei voller Fahrt nicht gesehen. Der Mann hofft zumindest, dass Dick das denkt. Ah ja! Die Cops kapitulieren und im Polizeifunk hört er Wagen- und Fahrerbeschreibung und möglichen Fluchtweg. Sehr amüsant, wie er findet. Da hinten! Eine ruhige Ecke. Mit voller Fahrt rauscht Bruce in die abbruchreife Lagerhalle einer Kartonagen-Fabrik, sucht sich das abgelegenste Plätzchen aus und stoppt. Ein kurzer Knopfdruck und die Nummernschilder springen um. Schon sitzt Bruce Wayne in einem Madison, der auf Bruce Wayne zugelassen ist. Zeit also, wie Bruce Wayne auszusehen. Die Perücke, Bärtchen und Kontaktlinsen verstaut er in einem Geheimfach unter der Konsole. Auch den Schmuck packt er dort hinein. An den Rückspiegel bammelt er eine kleine violette Plüsch-Fledermaus und eine Diskokugel im Miniformat. Beidem gibt er einen Schups. Mit etwas anderem in der Hand verlässt er schnell den Wagen und bringt einen schmalen langen bedruckten Magneten am Heck an. Andere halten es für einen Aufkleber. ‚Reich, sexy und noch zu haben!’ Von Tim. Auch aus dem Internet. Na! Passt doch. Damit hat der Madison mit dem beschriebenen kaum noch Ähnlichkeit. Wieder hinter dem Steuer streicht sich der Mann über das schwarze Haar, setzt die Sonnenbrille auf und startet den Motor. Und jetzt: Sohn einsammeln. Mit dem Wunsch, von Cops unbehelligt zu bleiben, fährt er schön langsam. Hoffentlich hat Dick ihn wirklich nicht gesehen! Seufzend sucht Dick via Abzählreim aus. „Ene, mene…“ Und greift zu einem Cappuccino mit extra Milch und Zucker. Den kann er gebrauchen. Unschlüssiger steht er vor den Reihen von eingepackten Sandwiches. Sushi-Style. Low fat. Hotdog. Das ist ja alles zum Würgen! Oh. Was Neues. Mit einem Überraschungs-Schlumpf in der Packung. Sorgfältig liest er die Zutatenliste. Doch, ja. Essbar. Dazu ein Schlumpf – der ist allerdings nicht essbar. Der junge Mann wägt sorgfältig ab und rechnet. Drei Dollar und siebzehn Cent. Die anderen Packungen kosten weniger und haben mindestens fünfzig Gramm mehr verzehrbaren Inhalt. Dick legt das Schlumpf-Sandwich zurück, schnappt ein ordinäres – Und weit günstigeres! – Käse-Schinken-Brot und beeilt sich schnellen Schrittes – Genug Zeit verbummelt! – zur Kasse zu kommen. Bruce hat ihn gesehen. Das heißt: Erst abmampfen, dann abdampfen. Schnellstmöglich! Dick richtet sich darauf ein, während der Fahrt zu essen. Noch schnelleren Schrittes flitzt er zurück und tauscht um. Die Packung unter dem Arm versteckt braucht er seinem stänkernden Gewissen – Zu teuer und zu wenig Inhalt! – keine Rechenschaft ablegen. Immerhin ist da ein Überraschungs-Schlumpf drin! Kapitel 18: Shocking! Clark hat Lois. Und Lois hat Russell. Und Russell hat… STIL! ---------------------------------------------------------------------------------- Ungläubig, seines eigenen Anblicks wegen, dreht Clark Kent sich im Spiegel. Er muss wohl in vielen Dingen seine Meinung revidieren. Unter anderem diese: Leder hat nichts Anrüchiges an sich. Ganz im Gegenteil. Er selbst trägt einen Anzug. Es ist der beste, den er je angehabt hat. In einem tiefdunklen Weinrot. Oder – wie es der Gladiator ausgedrückt hat – Bordeauxfarben. Die Hose schmiegt sich an seine Beine, aber nicht zu eng und es sieht gut aus. Vorher hat er noch nie ein Seidenhemd am Leib gehabt und er ist überrascht, wie gut es sich anfühlt. Die weiße Seide liegt kühl und angenehm auf seiner Haut. Eine kurze Weste darüber und ein Sakko vervollständigen sein Bild. Beides genauso weinrot wie die Hose. „Wie maßgeschneidert.“ lobt Lois Lane begeistert. „Die Farbe steht Ihnen auch. Kent. So was sollten Sie öfter tragen. Wusste gar nicht, dass Sie so ein breites Kreuz haben.“ Sie schenkt ihm ein strahlendes Lächeln, das ihn nervös macht. „Sie sehen richtig gut aus.“ Prompt ist sein Gesicht vom gleichen Rot wie der Anzug. „Und wie er das tut!“ bestätigt Russell und befestigt an der Weste eine Kette mit einer Uhr daran, diese steckt er in eine kleine Tasche. „Der Typ für Leder!“ Er zwinkert der Reporterin zu. „Können wir ihn so gehen lassen?“ „Wir können!“ entscheidet die Frau. „Gut.“ Der Gladiator versetzt Clark Kent einen Klaps auf den Po. „Und nun ist dein Herzblatt dran.“ „Wie…? Was…? Herzblatt…?“ Russel schüttelt lächelnd den Kopf. „Smallville-Boy ist wirklich schüchtern!“ Er zwinkert wieder. „Wie sieht es aus, Lois? Hast du schon eine Idee?“ Die Frau hebt die Hand. „Das.“ zeigt sie. „Dazu diese eine Perücke. In pink. Und eine lange Federboa. Auch in pink“ „Ich sehe schon.“ Russell schmunzelt. „Bonnie Clyde ist wieder unterwegs.“ „Lois…?“ Clark hüstelt. „Was heißt das?“ „Das heißt, Smallville-Boy… Keine Fragen…“ Sie lächelt hintergründig. „Keine Lügen.“ Kapitel 19: Splitter -------------------- „Stevie, Stevie, Stevie…“ Ein junger Latino tätschelt dem Besitzer des ‚Glitter Palace’ mit jedem Wort die Wange, was er sicher in einem Film gesehen hat. „Du hast mich enttäuscht.“ Steven Monroe verzieht – ob dieser unerlaubten Berührung keine Miene und mustert den Eindringling, der sich in den geschlossenen ‚Glitter Palace’ Zutritt verschafft hat. Der beigefarbene Leinenanzug des jungen Mannes ist von der Stange, das blaue Hemd aus Chemiefaser billiger Import aus Asien, die schwarzen Schuhe sollen handgearbeiteten aus Italien gleichen. Tun sie aber nicht und das Gold, mit dem er sich schmückt, hat niemals eine Mine von innen gesehen. Der Junge, höchstens zwanzig, wirkt wie ein Möchtegern-Mafiosi. Nur seine Gefolgsleute sind noch schlechter gekleidet. „Mickrige zehntausend Dollar… Das ist doch für einen Mann wie dich so gut wie gar nichts.“ Ein überhebliches Lachen folgt diesen Worten. „Bist du überhaupt als Mann zu bezeichnen?“ Die Miene weiterhin emotionslos richtet Steven das Wort an den jungen Spund. „Miguel. Geh einfach Der Betrieb fängt nachher an und ich möchte meinen Gästen und Angestellten deinen Anblick und den deiner Kamarilla nicht zumuten.“ „Zumuten?“ Der junge Latino zieht die Augenbrauen zusammen. „Das – Du schwuler Sack! – war ein Fehler!“ Er nimmt einem seiner Gefolgsleute einen Schlagstock ab, begibt sich hinter den Ausschank und rammt seine Waffe in die Regale. Die gläsernen Einlegeböden bersten, Gläser zerspringen, Flaschen platzen und verteilen ihren Inhalt auf Holz und Teppich. „Miguel. Geh bitte.“ ersucht Steven Monroe ihn in aller Höflichkeit. „Der Preis ist gestiegen.“ Der Latino tobt sich aus und schlägt kurz und klein, was ihm vor dem Schlagstock kommt. „Fünfzig Riesen.“ Sein zerstörerisches Werk beendet streicht er sein Haar zurück und fegt die letzten Scherben von der Theke, die er demoliert. „Bis morgen. Oder dein Geheimnis ist keines mehr. Und damit du es nicht vergisst, nehme ich dir deinen Laden komplett auseinander.“ Selbstgefällig grinsend schnippt er mit den Fingern. „Nur keine Scheu, Jungs.“ Unbehelligt vom Club-Besitzer zertrümmert die Bande Tische und Stühle. Einer von ihnen reißt die schweren Vorhänge an der Bühne herunter. Das Bühnenbild und die Beleuchtung zerstört er ebenfalls. Ein anderer ‚kümmert’ sich um die Musikanlage und zertrümmert die Boxen. „Verschwindet!“ Olive stürmt auf diesen zu und entwindet ihm mit größter Anstrengung den Knüppel. „Haut ab!“ befiehlt sie. „Oder ich rufe die Polizei!“ „Wer ist denn das?“ Der Latino schleicht näher. „Ist das deine Frau? Bist du etwa gar nicht schwul?“ Er greift in das lange blonde Haar und zerrt daran. „Na. Das ist auf jeden Fall echt.“ Der kleine Transvestit schlägt ihm auf die Finger. „Nimm deine Schmutzpfoten von mir. Du dreckiger stinkender…“ „Eine kleine Furie, hm?“ „Lass sie los, Miguel.“ Steven Monroe holt tief Luft. „Lass sie SOFORT los. Oder du bittest den Teufel zum Tanz.“ Abermals macht er einen tiefen Atemzug. „Komm morgen. Und du wirst erhalten, was du verdienst.“ „Die Kleine nehme ich mit.“ beschließt der Latino. „Als Faustpfand.“ „Diesen Fehler solltest du nicht begehen!“ rät Steven Monroe. „Geh jetzt. Und komm morgen wieder!“ Er knurrt, wie er schon lange nicht mehr geknurrt hat. Für eine Sekunde schüchtert es den jungen Latino ein und tatsächlich er lässt seine Hände von Olive, die sich sofort in Steven Monroes Arme flüchtet. „Geh. Jetzt.“ weist der Club-Besitzer an. „Oder – bei der Großen Mutter, der Urälteste ist mein Zeuge – du bereust!“ Was dem Latino und seinen Gefolgsleuten auf dem Weg zum Ausgang entgegenkommt wird mit Schlagstöcken weiterhin zerkleinert. Viele der Stühle und Clubsessel sind ruiniert. Tische genauso. Mit Tränen in den Augen streicht Steven Monroe über das zersplitterte Holz, was seine Bar gewesen ist und blickt Richtung Bühne. Das Ausmaß der Zerstörung wagt er nicht zu erfassen. „Der Glitter Palace bleibt heute geschlossen.“ entscheidet er flüsternd. „Ich m-muss erst… aufräumen.“ Olive umarmt den Mann. „Stevie… Ich rufe jeden an. Es ist keiner dabei, der nicht kommt. Wir helfen alle.“ Er nickt nur und senkt den Kopf. Der kleine Transvestit hört ihn ein Gebet sprechen, in dem er sich bedankt, dass niemand zu Schaden gekommen ist. Kapitel 20: Warum komme ich nicht weg hier? ------------------------------------------- Nur eine Kasse. Daran eine lange Schlange. Viele mit einem hochvollen Einkaufswagen. Sch…eibenhonig! Und zwar im Quadrat! Mal eben ganz schnell verschwinden geht nicht! Von hinten schubst jemand, Dick schaut sich um und wird überholt. Ein Rentner schiebt sich an ihm vorbei. „Hab’s passend!“ erklärt der alternde Rüpel sein rüpelhaftes Verhalten und macht den jungen Mann sprachlos. „Können Sie noch eine Kasse…“ versucht Dick lauthals über das Getöse von schnatternden Gesprächen, quietschenden Rollen und Kindergeschrei zu fragen. „Kollegin krank!“ kriegt er zurückgeschmettert. Die Dame vor ihm – Winzigklein und vermutlich hundert Jahre älter denn Alfred! – schenkt ihm einen mitfühlenden Blick. „Hast es eilig, Jungchen?“ fragt sie. Dick nickt, zeigt seine Beinahe-Errungenschaft und grinst lausbubenhaft. „Hab doch nur eine kurze Pause.“ sagt er außerdem. Die Dame lässt ihn bestimmt vorgehen. „Ach je. Die Jugend von heute!“ mokiert der alternde Rüpel von eben. „Keine Zeit mehr an der Kasse zu stehen.“ Der junge Mann wird von dem alten gemustert. „So ein Sport-Freak, ja? Ja, ja. Die haben ja nie Zeit. Jogging und so. Ständig in Bewegung und so.“ Prompt blickt Dick an sich herunter. Obenrum… Normal. Dank Roy und dem Pulli von Roy. Untenrum… Er hat noch die Hose seines Nachtwächter-Kostüms an. Peinlich! So nachlässig ist er sonst nie. Nicht weiter schlimm. Die Hose ist ganz schwarz, gleicht damit einer Sporthose und seine Beine sind recht ansehnlich. „Willst du vor?“ fragt die Dame und zwinkert ihm zu. „Deine Beine sind recht ansehnlich. Jetzt bin ich auf deine Kehrseite gespannt.“ ‚Je oller, je doller.’ kommt dem jungen Mann in den Sinn, verschluckt diese Erwiderung jedoch. Er hat es eilig, bedankt sich artig und rückt vor. Eine Sekunde später zuckt er zusammen und verliert fast seinen Einkauf. Die Dame hat ihn gekniffen! Ein Räuspern und er dreht sich um. „Madam. Der ist VERGEBEN!“ verdeutlicht er inbrünstig. „Wer immer DAS ist…“ seufzt sie. „Muss absolut glücklich sein.“ „Tut mir Leid, Mister Wayne.“ Der junge Spund von Cop schiebt in einstudierter Geste seine Mütze etwas in den Nacken und lächelt. „Wir hatten da vorhin… Na ja… So viele Madison gibt es nicht in Gotham.“ „Ich bitte Sie.“ Bruce erwidert das Lächeln und nimmt seine Papiere entgegen. „Sie tun nur Ihre Pflicht.“ ‚Und das ein bisschen schneller, bitte!’ verlangt er in Gedanken. „Die ist ja cool.“ Der Beamte zeigt auf die Fledermaus am Rückspiegel. „Wo haben Sie die her?“ „Internet.“ Vermutet Bruce zumindest. Irgendwann baumelte das Tierchen am Rückspiegel. „Echt?“ Geistesabwesend kratzt sich der Cop am Kinn. „Wissen Sie, woher genau? Welche Adresse?“ ‚Muss los! Hau endlich ab!’ Wie viel Überwindung Bruce es kostet DAS nicht laut zu sagen, merkt ihm der aufdringliche Kerl in Uniform nicht an. „Nein. Leider nicht. Die hat mein Butler besorgt. Ich frag ihn mal und lasse Ihnen die Seite zukommen, Officer Ripley.“ Ein Hoch auf Namensschildchen! Und er wird den Polizisten immer noch nicht los. „Mister Wayne…?“ Der Cop wird rot. „Würden Sie mir ein Autogramm geben?“ Er gluckst. „Dann kann ich meiner Freundin erzählen, ich habe mal den berühmten Bruce Wayne angehalten.“ ‚Und aufgehalten!’ „Sicher. Haben Sie Zettel und Stift?“ Ja. Zettel und Stift hat der Beamte. Bruce will schon seinen Namen auf das Blatt krickeln und wird unterbrochen „Bitte Sir, wenn es keine Umstände macht…“ Der Officer wird röter. „Schreiben Sie bitte ‚Für meinen guten Freund Toni Ripley. Einer der besten Polizisten in Gotham.’“ „Natürlich gern…“ presst Bruce hervor. Plötzlich fallen ihm alle Möglichkeiten ein, einen Menschen innerhalb kürzester Zeit zu betäuben und unschädlich zu machen und er ist geneigt, all diese Möglichkeiten hier und jetzt an diesem Beamten auszuprobieren. Freudestrahlend nimmt Officer Ripley das Autogramm entgegen. „Danke Mister Wayne. Und gute Fahrt.“ Sagen möchte Bruce Wayne lieber nichts, obwohl ihm manches auf der Zunge liegt – genug um ihn eine Verhaftung wegen derbster Beamtenbeleidigung einzubringen. Darum winkt er nur, lässt aber auch das schnell bleiben. Er ist genauso geneigt zuzuschlagen. Jetzt aber! Sohn einsammeln! Kapitel 21: You can run. But you can’t hide. -------------------------------------------- In den unendlichen Weiten des Supermarktes hat sich doch ein Angestellter gefunden und erbarmt, eine zweite Kasse zu öffnen. Ehe andere ihre übervollen Einkaufswagen herüber gewuchtet haben tänzelt Dick an ihnen vorbei, ist der erste am Förderband, stellt seinen Einkauf darauf und freut sich auf eine schnelle Abwicklung. Die Freude vergeht ihm. Da ist schon wieder der alternde Rüpel. „Gucken Sie mal!“ fordert er den Kassierer auf und hält ihm den Kassenzettel unter die Nase. „Hier! Der Joghurt kostet nur siebzehn Cent. Und nicht neunzehn.“ „Ja… Äh… Da müssen Sie zu meiner Kollegin. Die hat das gebont.“ ‚Ewiger Dank!’ huldigt Dick dem Kassierer in Gedanken. ‚Das nenne ich mal Kompetenz weitergeben.’ „Ja. Aber Sie haben den Joghurt reingepackt!“ beharrt der Alte. „Eben gerade noch! Das muss Ihnen doch aufgefallen sein!“ „ICH gebe Ihnen die zwei Cent und dann ist es gut, ja?“ wagt Dick sich einzumischen. „Ich habe es nämlich eilig.“ „Der Herr Sport-Freak…“ Der alternde Rüpel wirft ihm einen geringschätzigen Blick zu. „Du wartest gefälligst, bis du dran bist.“ „Ich bin JETZT dran!“ wendet der junge Mann ein. „Sie haben sich genug vorgemogelt!“ Er bricht fast in Tränen aus. „Bitte, Sir. Ich will doch nur was essen und trinken und weg hier. Vielleicht auch erst weg hier und dann was essen und trinken.“ Die Hände gefaltet blickt er dem Alten flehentlich in die Augen. „Bitte, Sir. Geben Sie dem guten Mann hier nur zwei Minuten, mich abzukassieren. Bitte.“ Der alternde Rüpel grübelt und vor Dicks geistigem Auge taucht eine Sanduhr auf, in der es mächtig rieselt. „Eine Minute, Sir.“ verhandelt er beschwörend. „Eine einzige Minute. Und die zwei Cent kriegen Sie auch von mir.“ „Nein. Das muss alles seine Richtigkeit haben.“ lehnt der Alte entschieden ab und wendet sich an den Kassierer. „Holen Sie mal den Filialleiter.“ Egal wie sehr er dagegen ankämpft – Dick entkommt ein tiefer, unglücklicher Schluchzer. Hat dieser… Officer Toni Ripley weder Nummernschild noch Beschreibung durchgegeben? Wahrscheinlich nicht. Sonst würde er nicht am Straßenrand stehen, Fahrzeugpapiere und Führerschein aushändigen und sich anhören müssen, dass es nicht allzu viele Madisons in Gotham gibt und eine Überprüfung unumgänglich sei. Bruce Wayne lächelt – mehr als krampfhaft – und glaubt fest daran, dem Polizisten kommt es wie ein Zähnefletschen vor. „Mister Wayne…“ versuchte der weibliche Officer zu beruhigen. „Wir tun doch nur unsere Pflicht.“ „Ja. Weiß ich.“ entgegnet Bruce, ohne seine Mimik allzu sehr zu verändern. „Sir… Geht es Ihnen gut?“ fragt die Beamtin. „Ja. Danke.“ Auch diese Aussage, mit nahezu starren Gesichtszügen. „Sir.“ Sie hüstelt. „Haben Sie… Drogen genommen?“ „Nein, habe ich nicht.“ Ein weiteres Hüsteln. Die Frau in Uniform greift an ihr Pistolenholster und macht einen Schritt zurück. „Sir. Ich muss Sie bitten auszusteigen und einen Drogenschnelltest zu machen.“ Egal wie sehr er dagegen ankämpft – Bruce entkommt ein tiefer, unglücklicher Schluchzer. Kapitel 22: Familie ------------------- Nach einer Umarmung und mehreren Aufmunterungen „Du wirst sehen! Wir schaffen das! Das wird schon wieder! Kopf hoch!“ ist Olive im Büro und ruft seine Angestellten… Steven Monroe schüttelt den Kopf und lächelt. Olive ruft seine FAMILIE an. Jeder, der kommen kann, kommt. Oder bittet jemanden ersatzweise zu kommen. Er hat es im Gefühl. Auf die Menschen um ihn herum ist immer verlass. Hinter der Bar hockend – oder was davon übrig ist – sammelt er die Scherben der Glasböden, Gläser und Flaschen in einen großen Eimer. Der ‚Glitter Palace’ wird länger geschlossen bleiben. Selbst wenn alle helfen dauert die Renovierung ein paar Tage und Nächte. Von Olive ungesehen wischt er sich über die Augen. Von ihr ungehört grüßt er heiser. „Hey.“ sagt er und blickt auf. Ein stummes Nicken ist der erwiderte Gruß. „Hast es schon gehört, hm?“ schnieft Stevie und sieht seinen Gegenüber in die Knie gehen. Eine stumme Umarmung ist das tröstende Wort. Steven Monroe hört einen Herzschlag. Langsam, gleichmäßig und kräftig. Sein Haar wird gestreichelt, seine Stirn geküsst. „Wie lange kennen wir uns, geliebter Freund?“ fragt er erstickt und weiß seine Dankbarkeit für diese zärtlichen Gesten nicht auszudrücken. Die Antwort erfolgt in einem heiseren tiefen Flüstern. „Fünfundvierzig Jahre, geliebter Freund.“ „Hm, hm…“ Der Club-Besitzer seufzt. „Mein Spiegelbild zeigt mir nicht, wie die Zeit vergeht.“ erklärt er. Ein Lachen schüttelt ihn. „Hrrr, hrrr, hrrr.“ „Was ist daran so witzig?“ „Andere würden ein Vermögen dafür hergeben, mit Ende fünfzig noch auszusehen wie Anfang dreißig.“ „Du auch?“ erkundigt sich Steven und wird neuerlich geschüttelt. „Hrrr, hrrr, hrrr.“ „Na?“ „Nein. Ich werde gern alt und bin gern sterblich.“ „Du bist seltsam, geliebter Freund.“ urteilt Steven Monroe, löst sich aus der Umarmung und weist auf das Trümmerfeld um ihn herum. „Bist du gekommen um zu helfen?“ „Verdammte Tat! Was für eine Frage!“ Ein Blatt Papier in der Hand kommt Olive aus dem Büro. „Fast alle haben zugesagt!“ teilt sie eifrig mit. „Wer nicht kann schickt jemanden.“ „Danke Schätzchen.“ Stevie wirft ihr einen Luftkuss zu. Sie lächelt. „Keine Sorge, Big Daddy! In Nullkommanichts ist alles fertig.“ Ihr Blick fällt auf einen silbrig weißen Haarschopf im Gestänge für die Beleuchtung der Bühne. „Oh…“ haucht sie. „Er ist auch hier?“ Stevie bejaht wortlos. Der kleine Transvestit strahlt. „Dann kann sich alles nur zum Guten wenden!“ „Hast du das gehört?“ ruft der Besitzer des ‚Glitter Palace’. „Olive hält dich für eine Art ‚Superman’.“ „Hrrr, hrrr, hrrr.“ Das „Superman ist ein Schwachkopf!“ hört allein Steven Monroe und er gibt ihm Recht. Kapitel 23: Mit Methode zum Wahnsinn. Oder: Autogramm? ------------------------------------------------------ Der Drogenschnelltest ist negativ. Natürlich ist er negativ. Bruce Wayne hat es nicht anders erwartet. Alles, was er sich zu Schulden hat kommen lassen ist eine erhebliche Überdosis Koffein. Das ist dem Test glücklicherweise egal. „Entschuldigen Sie, Sir.“ bittet die Beamtin. „Unsere Pflicht…“ „Ich entschuldige. Wirklich.“ lässt Bruce sie gar nicht erst ausreden. „Officer O’Hara. Es tut mir leid, Ihnen diese Umstände gemacht zu haben, doch ich habe eine Verabredung, die mir sehr wichtig ist.“ Er hebt die Schultern. „Ja. Ich fahre nun mal dieses Wagen. Und jeder – äußerst fähige und nur seine Pflicht erfüllende – Cop ist der Meinung, mich anhalten zu müssen. Ich empfinde es diskriminierend und fühle mich genötigt, meinen Wagen stehen zu lassen – Hier! An Ort und Stelle! – um mit einem Taxi weiterzufahren, welches sicherlich bei weitem UNAUFFÄLLIGER ist. Dieses aber auf Kosten den G.C.P.D. und damit auf Kosten des Steuerzahlers. Ergo auch auf meinen.“ Müde reibt er sich die Nasenwurzel. „Bitte, Officer O’Hara. Hätten Sie die Güte Ihren Kolleginnen und Kollegen mitzuteilen, mein Madison sieht dem gesuchten nur ÄHNLICH. Bitte?“ Er bemerkt, die Frau hört ihm nicht zu. „Hallo?“ spricht er sie an und fragt sich ernsthaft, ob mit seiner Person die richtige Person den Test gemacht hat. Aus der Nähe betrachtet ist er tatsächlich niedlich, Gotham Citys bekanntester Playboy und reichster Mann der Ostküste. Meistens sind die Fotos von Prominenten geschönt. Nicht bei Bruce Wayne. Oh nein! Ludgera O’Hara hängt an seinen Lippen. Ihre Kolleginnen werden sicher blass vor Neid, wenn sie erzählt, WEN sie da zum Drogenschnelltest verdonnert hat. „Mister Wayne…?“ Sie kichert. „Bekomme ich ein Autogramm?“ Kapitel 24: Das kommt von so was! --------------------------------- Der alternde Rüpel, der Kassierer und der herbeigeholte Filialleiter diskutieren in aller Ruhe über den Joghurtpreis. Das Gespräch geht von Bau eines Freigeheges für Karnickel über die Qualität der ausländischen Autos bis hin zur Zubereitung eines Burgers auf dem Grill. Im Lotussitz setzt sich Dick Grayson auf das stillstehende Förderband, trinkt seinen Eiskaffee und öffnet die Sandwichpackung. Cool. Hefti Schlumpf mit dem Oberarm-Tattoo. Herz und Pfeil. Das Sandwich ist auch nicht übel, wie er nach dem ersten Bissen beurteilt. Die anderen Kunden stellen sich wieder an die erste Kasse, an der es wesentlich schneller voran geht. An dem jungen Mann zieht das alles vorbei. Er versinkt in seiner eigenen Welt, Eiskaffee trinkend, Sandwich essend und Hefti Schlumpf bewundernd. Der wird garantiert wertvoll, denn sein Oberarm-Tattoo ist auf der rechten Seite, obwohl es nach links gehört. „Runter vom Band und bezahlen Sie das!“ meckert der Kassierer im strengen Ton, weil sein Chef direkt hinter ihm steht. Dick nickt schweigend, legt die drei Dollar und siebzehn Cent in die Mulde für das Kleingeld, hüpft vom Band und macht sich auf dem Weg zum Ausgang, nur den Schlumpf in Händen haltend. Sein Gang ist leicht schlingernd. „So was habe ich noch nicht gesehen!“ meint der Filialleiter. „Was hat der denn?“ „Gedopt!“ ist der alternde Rüpel der Meinung. „Sind die Sportler heutzutage doch immer!“ In den Falcon gestiegen greift Dick unter den Pullover und tastet nach dem Verband, beguckt seine Finger und weiß, warum ihm schwindelig ist. Es blutet wieder. Gleichgültig hebt er die Schultern. Sobald das Koffein-Zucker-Gemisch wirkt, geht es ihm besser. Seinen Hefti stellt er an die Windschutzscheibe und rutscht tiefer in den Fahrersitz. Die Augen geschlossen versinkt er wieder in seiner eigenen Welt. ‚Das kommt von so was!’ sagt sich Bruce Wayne in Gedanken vor. ‚Du MUSSTEST ja den PLAYBOY machen.’ Ein gedanklicher Seufzer. ‚Null acht Strich Fünfzehn-Type wolltest du ja nicht! Selbst Schuld! Nun gib ihr das Autogramm!’ „Ihr Name, Officer O’Hara?“ fragt er. „Ludgera.“ Sie kichert erneut und es klingt irgendwie… auf Droge. Er schreibt ein freches ‚Für Ludgera. Eine Granate in Uniform.’ auf den Zettel, krakelt seinen Namen dazu und hält ihr das Blättchen entgegen. Überglücklich nimmt die Polizistin den Zettel mit seiner Unterschrift an sich. „Danke!“ „Gern.“ Bruce lächelt sein Zähnefletschen-Lächeln. „Ich sorge dafür, dass Sie unbehelligt fahren können.“ gelobt die Beamtin und beachtet das Zähnefletschen-Lächeln gar nicht. „Sehr nett.“ Eilig in den Madison gehuscht fährt er los. Schön langsam natürlich. So! Jetzt aber! Sohn einsammeln! Keine Minute später steht er wieder am Straßenrand. Allerdings zum Telefonieren. Olive hat Gabriel Oprisko angerufen, ihn – Drogentest sei Dank! – nicht erreicht und eine Nachricht hinterlassen, die Bruce sehr betroffen macht und in eine Zwickmühle steckt. Steven Monroe ist sein Freund. Sein bester sogar. Gewiss ist er das. Dick Grayson ist sein Sohn – Bruce fühlt so – und sein Sohn ist verletzt. Wie schwer weiß er noch nicht, aber es geht unbestreitbar über einen kleinen Kratzer hinaus. Einige Telefonate später hat der Mann die richtigen Helfer beisammen, meldet sich kurz bei Stevie und sagt bescheid. „Ist nicht so arg!“ beteuert sein bester Freund. „Olive hat übertrieben.“ „Und allein dieser Aussage wegen weiß ich, sie hat es NICHT!“ widerspricht Bruce. „Ich komme vorbei, so schnell ich kann.“ „Klar. Mach dir keinen Kopf. Olive hat ALLE angerufen.“ Kapitel 25: Wer nicht fragt, bleibt dumm. Oder: Bist du sicher, du willst die Antwort hören? -------------------------------------------------------------------------------------------- Die dralle Ladenbesitzerin stellt sich neben Russell. „Olive hat angerufen.“ flüstert sie ihm zu und berichtet nicht viel lauter von den Ereignissen im ‚Glitter Palace’. Clark Kent spitzt die Ohren und findet höchst interessant, was er zu hören bekommt. Da ist der feine Steven Monroe wohl an Schutzgelderpresser geraten. Die Story entwickelt sich nahezu selbstständig. Und zwar zu einer GUTEN Story! Russell erbleicht. „Schick Luke und Fritz! Hannibal auch! Sie sollen SOFORT alles stehen und liegen lassen und hinfahren!“ ordnet er gedämpft an. Monique küsst ihn. „Du bist mein Bester!“ versichert sie. „Ich rufe sie gleich an!“ Und huscht von dannen. Die folgenden Telefongespräche belauscht Clark ebenfalls. Wie er mitkriegt Luke, offensichtlich der Älteste von Monique und Russell, arbeitet als Glaser. Fritz – der zweite – ist Schreiner und Hannibal – dessen Lebensgefährte – ein Bühnenbildner. „Russell?“ Seine Unruhe bemerkt legt Lois ihm eine Hand auf die Schulter. „Alles in Ordnung?“ Der Gladiator schüttelt den Kopf und muss sich setzen. „Stevie… Mann! Warum können die Stevie nicht in Ruhe lassen?“ „Steven Monroe?“ fragt Lois nach und ist betroffen, als Russell nickt – was Clark überaus merkwürdig findet. „Du kennst Steven Monroe?“ erkundigt er sich. „Das ist doch der Besitzer von diesem ‚Glitter Palace’.“ „Ja.“ Lois lächelt. „Ein herzensguter Kerl.“ „Woher?“ „Sorry, Kent. Aber… Das geht Sie nichts an!“ Gedankenlesen können, das ist jetzt das Richtige, findet Clark. Was immer geschehen ist, Lois lässt es gerade Revue passieren. Ihr Lächeln erlischt und sie erschaudert kurz. „Erzählen Sie doch mal.“ drängelt er. „Das bleibt auch unter uns.“ „Er hat mir das Leben gerettet. Punkt. Mehr sage ich nicht. Doppelpunkt.“ „Ist der etwa ein Gutmensch?“ Der Ton ist abfällig und Clark wird für die Frage am Kragen gepackt und herumgewirbelt. Russell ist aufgesprungen und sieht dem Reporter in die Augen. „Höre, Smallville-Boy. Du wirst niemals erfassen, WER Steven Monroe ist.“ Er schubst Clark von sich und verschränkt die Arme. „Er hat Monique beschützt. Meine Söhne. Mich. Rede schlecht über ihn und du bist unten durch bei mir. Hast du das verstanden?“ „Was macht ihr nur für einen Wirbel um diesen Kerl?“ Clark lacht auf. „Ist das Superman, oder was?“ „Superman ist ein Schwachkopf!“ entgegnet der Gladiator prompt, kehrt ihm den Rücken und atmet tief durch. „Er… Also Steven Monroe… Er ist für Leute da, die sonst keiner haben will. Der ‚Glitter Palace’ ist kein Amüsierbetrieb im eigentlichen Sinne. Viele – Verdammt viele! – nennen den Club ihr Zuhause, den Besitzer ihren Big Daddy und die Arbeit bei und mit ihm ihr Leben.“ Ein Blick über die Schulter in Clark Kents Augen. „Du wirst nie und nie und nie erfassen, WER Steven Monroe ist.“ In dieser Sekunde kommt sich Clark Kent albern und dumm vor. Er hat seine feste Meinung über Steven Monroe, die nicht die beste ist – nur weil dieser Mann homosexuell ist und ihm ein Nachtclub gehört – und er begreift, es ist eine falsche Meinung. Bruce Wayne kennt den Besitzer des ‚Glitter Palace’ anders – besser – und nennt ihn einen Freund. „Tut mir leid.“ gibt er leise zu. „Ich wollte den Mann nicht beleidigen. Dich auch nicht.“ Der Gladiator nickt versöhnt, wendet sich Clark zu und reicht ihm einen Filzhut, ein und dasselbe Bordeaux wie der Anzug. „Er ist wirklich jemand besonderes, ja?“ fragt Clark. Die Antwort gibt Monique. „Ja. Das ist er. Jemand besonderes.“ Der Reporter räuspert sich. „Ist… Na ja… Superman nicht auch jemand besonders?“ Russell grunzt. „Superman ist ein Schwachkopf!“ wiederholt er und seine Frau nickt dazu. Kapitel 26: Welten ------------------ Nahezu seine gesamte Angestelltenschar marschiert auf. Männlich wie weiblich. Alle mit Eimern und Besen oder Werkzeug bewaffnet. Ein paar seiner Stripper und Stripperinnen sorgen für das leibliche Wohl während die anderen aufräumen und fegen, putzen und reparieren. Wer nicht selbst gekommen ist, hat Familie und Freunde geschickt. So voll ist der ‚Glitter Palace’ sonst nur zu den Shows. Steven Monroe sinkt auf einen der wenigen heilen Stühle und weint vor Dankbarkeit. Luke trifft ein, der Große von Monique und Russell. Direkt hinter ihm Fritz, der Kleine, Arm in Arm mit Hannibal. Nach einer kurzen Begrüßung, Schulterklopfen und tröstenden Worten macht sich jeder von ihnen an die Arbeit. „Kaffee?“ erkundigt sich Ryan, sein Star-Stripper und drückt ihm die Tasse in die Hand. „Wir machen das schon!“ versichert er und geht wieder ans Werk. „Danke.“ krächzt Stevie gerührt. „Danke euch allen.“ „Für unseren Big Daddy.“ entgegnet Sheila aus dem Service. „Du hast viel für uns getan. Endlich können wir uns ein kleines bisschen erkenntlich zeigen.“ „Für unseren Big Daddy!“ Jacob stellt den Besen beiseite und klatscht in die Hände. „Ohne ihn wären wir nicht frei.“ „Für unseren Big Daddy!“ schallt es aus allen Ecken des Clubs zurück. Beifall brandet auf. „Meine Familie…“ Steven Monroe stellt die Tasse beiseite und schluchzt in seine Hände. „D-Danke.“ Die Augen geschlossen grinst Dick Grayson vor sich hin. Ein leises Klopfen an der Seitenscheibe lässt ihn aufschrecken. Die kleine alte Dame, die ihn in den Po gezwickt hat. Mit einem Knopfdruck gleitet die Scheibe nach unten. „Ja, bitte?“ „Alles in Ordnung, Jungchen?“ Dick nickt müde. „Fahr nach Hause, Jungchen.“ rät die kleine alte Dame, langt durch das Fenster und streichelt sein Haar, wie sie es fraglos mit ihren Enkeln macht. „Ruh dich aus.“ „Nach Hause…?“ Der junge Mann nimmt die faltige Hand in seine. „Genau genommen… Ich habe kein ‚nach Hause’.“ „Ach?“ Die Frau streichelt wieder sein Haar. „Hast du nicht gesagt, dein schnuckeliger Hintern sei vergeben? Das heißt, du gehörst zu jemandem. Und das heißt, du hast sehr wohl ein ‚nach Hause’.“ Den Mund geöffnet fehlen ihm die Worte. „Du gehörst zu einer Familie.“ erzählt sie weiter. „Ganz bestimmt tust du das.“ „Ich weiß nicht.“ gibt Dick offen zu und hat keine Ahnung, warum er weiter spricht. „Das Verhältnis zwischen meinem… Also… Vater und mir… Das ist kompliziert.“ Die Hand der kleinen alten Dame abermals in der Hand lächelt er entschuldigend. „Danke… Aber ich muss jetzt los.“ „Sicher, Jungchen. Lass mich dir nur…“ In ihrer übergroßen Handtasche wühlend kramt sie nach einem kleinen Figürchen. „Sieh es als einen Talisman.“ erklärt sie, gibt es dem jungen Mann und streichelt ein letztes Mal sein Haar. „Jungchen. Sei frei von Angst.“ „Danke.“ Der junge Mann gluckst, das Figürchen in Augenschein nehmend. „Vielen Dank dafür.“ Er schaut auf. Die kleine alte Dame ist weg. Umsehend entdeckt er sie auch nicht auf dem Parkplatz. Sein Blick fällt auf den Schlumpf-Engel mit weißem Hemd und weißen Flügeln, der milde lächelt und eine Harfe in der Hand hält. Das Figürchen ist zum Aufhängen. „Danke.“ murmelt Dick und verziert sofort seinen Rückspiegel damit. Nur noch drei Wagen vor ihm und links abbiegen, dann ist Bruce Wayne endlich in der Nähe des Supermarkt-Parkplatzes. Er grübelt schon, wie er Dick anspricht und – noch mehr – davon überzeugt, ihm zum Manor zu folgen. Roy Harpers Künste, was andere zusammenzuflicken angeht, kann man getrost als ‚dürftig’, eher ‚notdürftig’ bezeichnen. Alfred. Der macht das. Beinahe besser als Leslie. Und Dick wird mal wieder was Vernünftiges zu essen bekommen. Kein MacRonalds oder Pizza oder Mikrowellen-Fraß oder so was. Frisch gekocht und schmecken tut es außerdem. Damit – überlegt Bruce – fängt er an. Mit dem Essen. Quietschende Bremsen vor ihm. Der Klang eines aufprallenden Körpers und brechenden Knochen. Sofort lenkt er den Madison an den Straßenrand und ruft einen Krankenwagen, steigt aus und hofft, helfen zu können. „Oh Gott, oh Gott, oh Gott!“ Ein Mann rauft sich das Haar und blickt geschockt auf das leblose Bündel vor seinem Wagen. „Ich habe sie nicht gesehen. Sie war einfach da. Und lief mir vor das Auto. Ich könnte nicht ausweichen, nicht bremsen… Oh Gott, oh Gott, oh Gott! Ist sie tot? Bestimmt ist sie das. Oh Gott, oh Gott, oh Gott!“ In die Knie gegangen tastet Bruce am Hals nach einem Puls. Eine kleine – geradezu winzige Dame. Neunzig. Oder älter. Die Beine sind gebrochen. Ihre Position verrät ihm, er irrt nicht. Der Brustkorb sieht… eingedrückt aus und ihr Atmen gleicht einem Pfeifen. Ganz schwach spürt er ihre Herzschläge durch die Pergamentartige Haut. „Madam?“ spricht er sie an und betet, sie kommt zu Bewusstsein. „Madam, können Sie mich hören? Ein Krankenwagen ist unterwegs.“ Ihre Lider flattern, aber die kleine alte Dame öffnet die Augen. Braun sind sie, Goldsprenkel finden sich darin und ihr Blick ist warm und liebevoll. „Oh… Hallo.“ wispert sie, hebt die Hand und tippt ihm auf die Nase. Ein Lächeln huscht über ihr runzeliges Gesicht. „Du bist Bruce Wayne, ja?“ „Ja.“ stimmt der Mann zu. „Der bin ich.“ Er will die Frau wach halten und plaudert mit ihr. „Sie haben mich gleich erkannt, hm?“ „Oh ja…“ Ihre eingefallenen Wangen färben sich in einem zarten Rot und sie kichert wie ein junges Mädchen. „Bekomme ich ein Autogramm?“ „Das gebe ich Ihnen in der Klinik.“ verspricht Bruce und hört den Krankenwagen. „Mit Widmung?“ bittet sie. Er nickt. „Natürlich. Auf gar keinen Fall anders.“ Und lächelt. „Sagen Sie mir, wie Sie heißen?“ „Ich bin Rose. Rose Greenfield.“ Sie seufzt. „Es ist schon ärgerlich, wenn eine Frau alt ist und die ganzen süßen Kerle die Ur-Großenkel oder Ur-Ur-Großenkel sein könnten.“ „Rose… Sie sehen toll aus.“ beteuert Bruce. „Zu Ihrem fünfundzwanzigsten Geburtstag laden Sie mich aber ein, hm?“ „Charmeur!“ winkt sie ab und kichert wieder. Was Bruce Wayne zu berichten hat, berichtet er. „Rose Greenfield. Ihre Behandlung wird von der Wayne-Foundation übernommen. Seien Sie gut zu ihr.“ ergänzt er außerdem. Der Sanitäter nickt und macht sich Notizen. „Ich erlebe das oft, Sir. Alte Leute sind hart im Nehmen. So ein Knochenbruch heilt zwar nicht mehr so schnell, aber die Dame, schätze ich, ist recht flott wieder auf den Beinen.“ „Gut.“ Bruce klettert in den Krankenwagen und streicht der kleinen alten Dame, die auf der Trage noch kleiner und noch älter wirkt, zärtlich einen Strähne ihres weißen Haares aus der Stirn. „Rose… Ich habe noch etwas zu erledigen. Danach komme ich Sie besuchen und Ihr Autogramm kriegen Sie außerdem.“ Er zwinkert ihr zu. „Und Blumen bringe ich Ihnen mit! Rote Rosen?“ „Oh ja!“ Sie kichert begeistert. „Ich warte auf dich, mein Herzensbrecher.“ Prompt ertönt ein weiteres Kichern. „Meine Freundinnen vom Bridge-Club werden tot umfallen vor Neid!“ Kapitel 27: Versprochen ist versprochen --------------------------------------- Die kleine alte Dame ist wirklich hart im Nehmen. Die Frage nach Schmerzmittel verneint sie. „Ich habe mehr erlebt, als einen mickrigen Beinbruch!“ Sie wirft Bruce Wayne einen Luftkuss zu. „Bis später, mein Herzensbrecher.“ „Oh, Rose!“ lacht er und nickt. „Bis später!“ Der junge Mann sieht, wie sich sein Ziehvater lachend und nickend vom Krankenwagen entfernt und noch einmal ins Innere winkt. Der kleinen alten Dame geht es dann den Umständen entsprechend, er ist beruhigt. Verstohlen schlägt sich Dick durch das wenige Gestrüpp, versteckt sich hinter Werbetafeln und schleicht zwischen Passanten und an Einkaufswagen geduckt zu seinem Falcon. Bruce hat ihn nicht gesehen – nicht einmal bemerkt, was Dick Grayson einen kleinen Erfolg auf dem Wege des… Nun… Erwachsenwerdens wertet. Wieder in seinem Wagen beschäftigt ihn der Gedanke, ob er bleiben sollte. Oder doch einfach abfahren. Eine Konfrontation mit Bruce Wayne – oder Batman – ist unausweichlich. Niemand weiß das so gut, wie der junge Mann. Er weiß auch, je länger er diese Begegnung aufschiebt, desto schlimmer wird die Maßregelung. „Was meinst du?“ fragt er den Schlumpf-Engel und stupst das Figürchen an. „Bleiben? Oder fahren?“ Das Engelchen dreht sich und schaut aus der Windschutzscheibe. „Fahren.“ entscheidet auch Dick. Der Falcon steht noch auf dem Parkplatz. Bruce Wayne lenkt den Madison in sicherer Entfernung und außer Sichtweite in eine Parklücke. Den Wagen verlassen schlendert er möglichst unauffällig Richtung Fahrzeug seines Mündels. Im Stillen formuliert er eine ungezwungene Einladung zum Essen. Alfred ist sicher erbötig und bereitet für Dick dessen heißgeliebte Ravioli zu. „Achtung!“ kreischt eine Frau entsetzt und ein hochvoller – ein ÜBERvoller Einkaufswagen rollt auf Bruce zu. Mit Mühe und Not hält er das schwere Ding davon ab, ihn zu überfahren oder – weit anstrengender – umzukippen und seinen Inhalt auf die asphaltierte Fläche zu verteilen. Der Lohn für seine Mühe und Not besteht darin, den Falcon wegfahren zu sehen. Bruce flucht. Derbe. Einen seltenen Madison unbemerkt auf einen Parkplatz fahren. Ja klar. Ein MADISON. Und unbemerkt. Also ehrlich! Für den Bruchteil einer Sekunde überlegt der junge Mann zu bleiben, wirft einen Blick auf den Schlumpf-Engel und entscheidet sich dafür zu fahren. Der Schlumpf-Engel kann sich nicht irren! Der übervolle Einkaufswagen ist auch ein Wink mit dem Lattenzaun. Er dampft ab. Jetzt. Hehehe! Soll er winken? Nein. Ein Blick in den Rückspiegel. Bruce flucht. Derbe. Holla! Würde Alfred hören, was Dick jetzt von den Lippen liest… Es hat keinen Zweck. Bruce Wayne sieht es ein. Sein Sohn will nicht mit ihm reden, was ihn bekümmert. „Danke.“ lenkt ihn eine Frau – mittleren Alters – mit einem Kind auf dem Arm ab. „Sie haben mich gerettet. Eine ganze Meute hungriger Mäuler direkt dazu.“ „Ja. Gern geschehen.“ Bruce seufzt. „Ich bringe Ihnen das Ungetüm zum Auto.“ „Sie sind ein Engel, Mister!“ „Wohl nur für Fremde.“ flüstert der Mann und schiebt den Einkaufswagen zu einem großen Familien-Van, in dem die meisten Plätze von Kindersitzen besetzt sind. Familie… Warum ist das immer alles so kompliziert? Warum sind Gefühle so kompliziert? Für ihn. Und nicht für andere Leute. Die Frau schwatzt auf ihn ein. Fröhlich plappernd erzählt sie von ihren vier Kindern. Wie toll ihre beiden Töchter – Eineiige Zwillinge! – im Fußball-Verein sind. Und ihr Großer besucht das College und wird Medizin zu studieren und… „Unser Nachzügler.“ Sie küsst das Kind auf ihrem Arm. „Dan – also mein Mann – und ich haben gar nicht mehr daran geglaubt. Aber da ist er ja. Hm… Mein kleiner süßer Fratz… Dan Junior.“ Sie knuddelt mit den Kleinen, der seine Fingerchen in den Haaren seiner Mutter vergräbt und gibbelt und gluckst. Bruce lädt ihre Tüten in den Kofferraum und verfolgt das Schauspiel mit einem fremdartigen bohrenden Gefühl in seinem Inneren. Einen Augenblick braucht er, um dieses Gefühl zu analysieren. Überrascht hebt er die Augenbrauen. Was er da fühlt ist… Schuld… Schuld darüber, kein guter Vater zu sein. Dabei… Aber… Er will doch bloß… Er will sein Mündel – seinen SOHN doch bloß beschützen. Das hat er versprochen. Geschworen sogar. Am Grab von Dicks Eltern. Und Dick lässt ihn nicht. Er ist flügge geworden. Längst kein kleiner Vogel mehr, der sich im Schatten der Fledermaus zu versteckt braucht. Und weder Bruce Wayne noch Batman hat den blassesten Hauch einer Ahnung, wie ein Mann mit seinem erwachsenen Sohn umgehen soll. „Danke.“ Die Frau hat Dan Junior angeschnallt und klopft die Schulter des Mannes, der ihren Einkauf gerettet hat. „Sie sind wirklich ein Engel.“ „Gern geschehen.“ gibt er zurück und versucht ein Lächeln. Einigermaßen scheint es ihm zu gelingen. Die Frau sieht jedenfalls nicht erschrocken aus oder hält ihn für drogensüchtig, so wie die – Bruce grinst jetzt – Granate in Uniform. Nach einem kurzen Abschiedsgruß und einem weiteren Dank steigt die Frau ein und fährt ab. Bruce winkt kurz. Die Hände daraufhin in den Hosentaschen spaziert er davon. Ein anderes – ihm nicht unbekanntes – bohrendes Gefühl macht sich in seinem Inneren breit und erinnert Bruce daran, wie lange seine letzte Mahlzeit schon her ist. Im Madison hat er Geld und er steht vor einem Supermarkt. Kauft er sich gleich einen Snack. Was rundweg Ungesundes. Randvoll mit künstlichen Farbstoffen, Konservierungsmittel und Geschmacksverstärkern. Oh ja! All das! Natürlich heimlich und von seinem Butler ungesehen. Und danach? Danach hält er eben ANDERE Versprechen. Zuerst Rose Greenfield, der er fünfundzwanzig rote Rosen mitbringen wird. Das Autogramm nicht zu vergessen. Im Anschluss in die Maske und ab zu Stevie und den ‚Glitter Palace’, Gabriel Opriskos zwei linke Hände unter Beweis stellen. „Ist nicht leicht, weißt du? Batman als Vater… Ein Fehler und du bist… Na ja… raus, halt.“ Das milde Lächeln des Schlumpf-Engels scheint verständnisvoll. „Heute habe ich einen Fehler nach dem anderen gemacht. In seinen Augen.“ Ein Stupser an das Figürchen. „Was hätte ich denn tun sollen? Abwarten? Die Beamten waren kurz davor zu stürmen. Und die Scheißkerle hockten da drin, Großkaliber im Anschlag. Copkiller bis zum Abwinken. Eine Panzerfaust war auch dabei. Schutzsichere Westen? Dagegen? Ein Witz! Also rein. Auch ohne Rückendeckung.“ Sacht schwingt der Schlumpf-Engel hin und her. „Ein Toter ist besser als EIN DUTZEND Tote, oder? Oder nicht? Die hätten sie niedergemäht. Eiskalt. Allesamt. Einfach so.“ Dick hebt gleichmütig die Schultern. „Und tot bin ich ja doch nicht. Und die Kratzer… Das heilt wieder.“ Das Figürchen stupst er erneut. „Also? Wohin?“ Wenn er die Antwort des Schlumpf-Engel richtig deutet, dann immer der Nase nach. Ein kurzer Blick auf die Tankanzeige. Voll. Warum nicht? Immer der Nase nach. Kapitel 28: Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, Clark Kent und Superman sind ein und dieselbe Person? ------------------------------------------------------------------------------------------------------ „Brille!“ verlangt Russell und reicht Clark Kent im Gegenzug eine Sonnenbrille. „Ohne die bin ich faktisch blind!“ beeilt sich der Reporter zu erwidern. „Ich sehe NIX mehr!“ Er schluckt. Die Brille ist seine Maske und ohne diese Maske wird Lois Lane ihn SOFORT erkennen. „Kontaktlinsen?“ schlägt der Gladiator vor. „Vertrage ich nicht.“ „Wenigstens ein MODISCHES Brillengestell? Von Chief oder Langenfeld?“ „Kann ich mir nicht leisten.“ „Lois…“ wendet sich Russell an diese. „Smallville-Boy ist ein hoffnungsloser Fall!“ „In was?“ empört sich Clark. „In allem!“ Russell kratzt sich am Haaransatz. „Immerhin steht dir der Anzug, sonst wäre ich selbst mit MEINEM Latein am Ende.“ „Und das ist noch nie vorgekommen.“ meint Lois und gluckst. „Ja, ja. Smallville-Boy ist eine echte Herausforderung.“ „WAS?“ Clark stemmt die Hände in die Hüften. „In was bin ICH eine Herausforderung?“ „In allem!“ sind sich seine Kollegin und der Gladiator einig. „Grmpf!“ Lachend reicht Russell ihm ein paar Schuhe. „Zieh die an und zeig mir, wie du läufst.“ Wenigstens keine hochhackigen goldenen Stiefel. Schwarz sind diese Schuhe, mit weißen Gamaschen. Ein weiches Leder. Sicher teuer. Bei dem Anblick kommt Clark eines in den Sinn: Gehobene Gangster-Klasse. Der Gladiator sieht die ausgeleierten und ausgebleichten blauen Socken des Reporters und seufzt mitleidig. „Stil kennst du nicht, was? Stil hast du nur, wenn du ein Eis in der Hand hältst, hm?“ „Höh? Ich esse mein Eis lieber in der Waffel.“ entgegnet Clark und begreift nicht, warum Lois und Monique sich vor Lachen die Bäuche halten, während Russell die Hände vor das Gesicht hebt und den Reporter zwischen den Fingern hindurch betrachtet. „Mach mal ein paar Schritte.“ fordert er, klingt abgekämpft und bricht fast in Tränen aus, als Clark der Aufforderung nachkommt. „Smallville-Ente.“ kommentiert der Gladiator den Gang. „Latschen, watscheln und wieder latschen.“ Er fasst Clarks Hüfte, was diesem gänzlich missfällt, und korrigiert. „Schwung, Smallville-Ente. Ausladende Schritte, die zeigen, du bist wer! Du hast Geld, Macht, Frauen! Du bist DER Macker. Ein KERL! Und du hast Bonnie Clyde an deiner Seite. Das heißeste Weibsstück unter der Sonne. Ein Weibsstück, um das dich BEIDE Geschlechter mehr als beneiden.“ „Eher lernt ein Elefant Ballett!“ prophezeit Monique und vollführt eine genauso graziöse wie perfekte Pirouette. „Geh wie ein Kerl, Clark Kent!“ Russell dreht dessen Hüfte und schlägt auf seinen Po. „Hier. Anspannen! Geh jetzt! Wie ein Chauvie-Schwein. Und damit ist Schluss! Ein für alle Mal!“ „Was denn?“ Völlig überfordert stolpert der Reporter nach vorn. „Womit ist Schluss?“ „Keine Hände in den Hüften!“ meckert der Gladiator und droht: „Sehe ich das noch ein Mal – EIN EINZIGES MAL NUR! – stecke ich dich in ein Korsagenkleid!“ Kurz davor aufzugeben, verschränkt Russell die Arme vor der Brust. „Smallville-Ente… Wo genau kommst du her? Was machen deine Eltern?“ „Bewirtschaften eine Farm.“ Um einen männlichen Gang bemüht erntet Clark Kopfschütteln, Gelächter – Von Lois und Monique! – und ein „So nicht!“ nach dem anderen von Russell. Dazu wieder Korrekturen seines Hüftschwungs. „Hilfst du ab und zu?“ Der Reporter nickt. „Gut… Wie sieht das aus, wenn du Strohballen schleppst?“ „Na… Äh… So…“ Imaginäre Strohballen links und rechts in Händen haltend demonstriert es Clark. Russell hebt die Augenbrauen und klatscht in die Hände. „DAMIT kann ich arbeiten! DER Gang hat was! Perfekt ist anders, doch den Anfang haben wir!“ „Endlich kann er mit dem Arsch wackeln!“ flüstert die dralle Ladenbesitzerin. „Noch nicht so wie mein Kerl, aber es wird.“ Sie zwinkert Lois zu. „Käffchen?“ „Hast du Nusskuchen?“ ist ihre Gegenfrage. Monique bejaht. „Dann gern.“ „Für uns später.“ erklärt Russell bedauernd. „Uns erwartet noch ein hartes Stück Arbeit, bis Smallville-Ente ‚Glitter Palace’- tauglich ist!“ „Süß ist er ja, dein Kollege.“ meinte Monique und schneidet der Reporterin ein nicht zu kleines Stück Kuchen ab. „Gut gebaut, symmetrische Statur, schöne Augen, schwarzes und dichtes Haar, gesunde Zähne…“ Lois Lane kichert in ihre Kaffeetasse. „Schüchtern, ab und an überängstlich, bei Rot geht er auch nicht über die Ampel…“ zählt sie weiter auf. „ICH musste IHN einladen.“ „Ah ja…“ Das Kuchenstück bei Lois abgeladen greift Monique ihre Tasse und lehnt sich zurück. „Und? Wie ist er im Bett?“ „Ich habe… keine… Ahnung…“ lacht Lois und stellt ihre eigene ab. „Wir haben morgen unser ERSTES Date.“ Sie kichert erneut. „Da wird nichts laufen.“ „Garantiert ist er unersättlich!“ meint die dralle Ladenbesitzerin. „Warte es ab! Stille Wasser sind tief!“ „Monique!“ „Oh ja… Und bei dem Körperbau macht es sicher Spaß!“ „Na!“ Monique piekt sie in die Seite. „Stell dir mal vor, er wäre Superman. Und das beim Sex…“ Sie gluckst. „Super-Standvermögen. Super-Ausdauer. Wer da wohl zuerst um Gnade winselt…“ Ein weiterer Piekser. „Aber Superman ist Superman und dein Kollege ist… Na ja… Dein Kollege ist wirklich süß. Und er passt zu dir! Sag mir nicht, du hast nicht schon daran gedacht, mit ihm über die Matratzen zu springen…“ Lois errötet und erspart sich die Antwort, in dem sie vom Kuchen beißt. Schade. Keine Antwort. „Mit den Gedanken bei der Sache, bitte!“ ermahnt Russell und verpasst ihm einen Schlag auf die Kehrseite. Der beleidigten Geste des Reporters begegnet er mit einer Frage: „Willst du doch in das Korsagenkleid?“ Kapitel 29: Und wird nicht gebrochen! ------------------------------------- Zu selten. Ganz klar. Bruce Wayne geht zu selten einkaufen. Vor allem Snacks. Er steht vor dem Kühlregal mit Zwischenmahlzeiten und damit vor einem schier unlösbaren Problem. Wo sind Salami-Käse und Schinken-Käse hin? Was ist das für ein Sch…-Zeug hier? Sushi-Style. Low fat. Hotdog. Das ist ja alles zum Würgen! Verkäufer fragen. Wenn sich einer findet. Im Vorbeigehen fällt sein Blick auf eine knallbunte Packung. Ein roter Stern erläutert, hier sei ein Überraschungsschlumpf drin. „Hm…“ überlegt der Mann, greift danach und vertieft sich in die Zutatenliste. Scheint essbar. Sogar einigermaßen gesund, mangels Farbstoffen und Konservierungsmitteln. Weißbrot, Käse, Schinken, ein bisschen was Undefinierbares in Rot und Grün – soll wohl Tomate und Salat sein – dazu eine gelbliche Soße – die allerdings strotzt vor Geschmacksverstärkern – und ein Überraschungs-Schlumpf – von dessen Verzehr allerdings abgeraten wird. Den Schlumpf kann er Dick geben. Wie Bruce bekannt ist, sammelt sein Sohn diese Figuren. Nach kurzer Grübelei entscheidet sich Bruce Wayne dafür, ZWEI Packungen zu kaufen, nimmt einen extra großen Eiskaffee dazu und wandert zur Kasse. Dick Grayson fährt. Immer der Nase nach. Mehrfach kontaktiert ihn Barbara. Jedes Mal drückt er das Gespräch weg. Sicher macht er sie damit wütend, im Augenblick kann er nicht anders. Er will allein sein. Seine Ruhe haben. Nachdenken. In seinem Leben geht zurzeit einiges drunter und drüber. Mehr, als ihm lieb ist und er denkt daran nach Gotham zurückzukommen. Als Police Officer Grayson. Und nur das. Police Officer Grayson. Vielleicht auch woanders hin. Dahin wo es SCHÖN ist und weniger kriminell. Wo die Sonne scheint. Weit weg von der Familie. Nicht nur den Nachtwächter-Job an den Nagel hängen. Das Polizisten-Dasein gleich mit dazu. Genauso wie die Existenz des Richard John Grayson. Weit weg von ALLEM! Neu anfangen. In einem Zirkus vielleicht. Nicht am Trapez, aber in der Manege. Der Duft von Holzspänen und Sand. Ein Clown. Ja! Das kann er auch gut. Sehr gut sogar! Hat Bruce Jahrelang erfolgreich was vorgespielt, den Heißsporn gemimt. Den ewig Halbwüchsigen, der nie ernst sein kann und Witzchen reißt. Der ewige Sidekick… Weiß sein Ziehvater überhaupt, wer Richard John Grayson wirklich ist? Das er mehr ist, als eine Maske, hinter der sich ein Nightwing versteckt? „Ach Scheiße…“ lästert Dick über sich. „Werd rührselig.“ Er stupst den Schlumpf-Engel. „Wir fahren einfach weiter, hm? Der Weg ist das Ziel.“ Das Figürchen zeigt sein mildes Lächeln und schwingt sacht hin und her, dreht sich und die Nase zeigt Richtung Windschutzscheibe. Mit dem Blick auf den Schlumpf-Engel tut sich dem jungen Mann ein ganz anderer Gedanke auf. Woanders hin. Weit weg. Seine Zwischenmahlzeit nimmt Bruce Wayne im Madison. Penibel darauf bedacht, keine verräterischen Krümel zu hinterlassen. Das Sandwich ist nicht übel. Nun ist der Mann auf den Überraschungsschlumpf gespannt. Ihm bleibt der letzte Bissen im Halse stecken und er fragt sich, ob er DIESE Packung umtauschen kann. Super-Schlumpf… Bruce betrachtet die kleine blaue Figur mit rotem Cape und blauen Dress mit doppelten ‚S’ auf der Brust, das eher nach einem Paragraphenzeichen aussieht. Der Pose nach fliegt der Super-Schlumpf gerade durch die Lüfte. Dem… ‚Original’ ziemlich ähnlich. Der Mann ist geneigt, Super-Schlumpf wirklich fliegen zu lassen. In den nächsten Abfalleimer. Er entscheidet sich dagegen. Das tut er Dick dann doch nicht an. Das Handschuhfach geöffnet fliegt Super-Schlumpf da hinein. „Tja!“ grinst Bruce. „Da muss wer noch an seiner Landung arbeiten.“ Klappe zu, Schlumpf tot. In dem Fall drin. Halbwegs satt und ganz neugierig macht er auch die andere Packung auf und lächelt. „Meiner!“ beschließt der Mann. Evil-Schlumpf. Ein schwarzes Schlumpf-Teufelchen mit Hörnern. In dunkelroter Hose und einem perlmuttfarbenen Dreizack in der Hand. Statt eines Stummels hat dieser hier einen richtigen Teufelsschwanz. Gedankenverloren isst Bruce das Sandwich und dreht Evil-Schlumpf dabei. Nein. Den gibt er nicht ab. Nach einem Schluck Eiskaffee – Wie kriegt Dick das Zeug nur herunter? – stellt Bruce SEINEN Evil-Schlumpf auf das Armaturenbrett und fährt los. Rose wartet noch auf ihn und Stevie nicht minder. In einem unscheinbaren Blumengeschäft findet Bruce, was er sucht. Fünfundzwanzig ausgesucht schöne rote Rosen, die tatsächlich duften, und ein kleines Kärtchen dabei. „Für die Schönste aller Rosen. Dein Herzensbrecher.’ Bruce beschreibt das Kärtchen langsam, in Ruhe und gut leserlich. Seine Unterschrift darunter gesetzt steckt er das Kärtchen in einen Umschlag, den er am Rosenstrauß festmachen lässt. Der Florist lächelt wissend. „So was kauft ein Mann nur für eine besondere Frau.“ meint er und wickelt die Rosen achtsam in braunes Papier. „So ist es.“ entgegnet Bruce, bezahlt und nimmt die Rosen entgegen, verabschiedet sich und verlässt den Laden. „Hey, Dick! Warum rufst du nicht an?“ Tim klingt aufgeregt und verärgert zugleich, wie ein kleiner Bruder, dem man die Action vorenthalten hat. „Barbara erzählte, du bist verletzt. Was ist los?“ „Nichts.“ sagt Dick nur und beendet das Gespräch. Keine drei Sekunden später ruft Tim wieder an. „Was soll das? Macht dir das Spaß? Alfie dreht vor Sorge um dich fast am Rad! Und Babs? Was ist mit Bru…“ Ein Knopfdruck und er würgt seinen kleinen Bruder ab. Beharrlich ist er ja. „Dick! Du Arsch! Das ist voll das Letzte! Echt mal! Spinnst du oder was? Mann! Ich habe Roy angerufen und er sagte, du blutest wie eine angestochene Sau! Komm gefälligst nach Hause! Wie kannst du mit drei Schusswunden auf Tour gehen? Bist du etwa lebensmüde? Mann! Du Arsch! Willst du dich umbringen? Sag was! Rede mit mir!“ Daran hat Dick kein Interesse und drückt nur wieder den Knopf. Beharrlich und nervend. „Dick! Ich sag es dir im Guten. Mach keinen Scheiß! Komm nach Hause! Alter! Ich finde dich! Habe ich damals schon! Was soll das? Ey! Komm schon! Dick! Hör mal! So geht das nicht! Das ist nicht… Echt mal! Das ist nicht fair, hörst du?“ „Tim… Nimm es ruhig persönlich. Du gehst mir auf den Geist. Lass es bleiben.“ Sein kleiner Bruder schnappt gut hörbar nach Luft. „Was soll das heißen?“ „Leck mich am…“ Den Rest lässt Dick ungesagt, reißt die Kabel für die Kommunikation heraus und befindet es für gut. Ruhe. Im Maryland-Hospital erkundigt sich Bruce an der Rezeption nach Rose Greenfield, wird auf Station und Zimmernummer verwiesen und bedankt sich lächelnd. Einzelzimmer. Die Tür steht weit offen und er hört ein Schwatzen und Lachen. Unbemerkt schaut er hinein. Die kleine alte Dame, beide Beine in Gips. Wie winzig, nahezu verloren sie in dem Krankenbett aussieht. Aber sie lacht. „Er war es! Wirklich!“ beteuert sie gerade. „Bruce Wayne! Und er hat versprochen, vorbeizukommen.“ „Ach, Granny.“ Das Mädchen, das bei ihr sitzt schüttelt den Kopf. „Ein Prominenter hat doch keine Zeit für so was…“ Bruce klopft an den Türrahmen und tritt ein. „Hallo Rose.“ grüßt er und lächelt. „Hier ist dein Herzensbrecher.“ „Und Rosen hast du mir auch mitgebracht!“ strahlt die kleine alte Dame. „Siehst du, Julie.“ meint sie an ihre Ur-Ur-Enkelin gewand. „Da ist er.“ Das Mädchen sagt lieber gar nichts mehr und staunt Gotham Citys berühmtesten Playboy mit geöffnetem Mund an. Endlich hat sie ihre Sprache wieder gefunden. „Krieg ich…“ „Ein Autogramm.“ vervollständigt Bruce Wayne den Satz und wundert sich nicht darüber, dass er Recht hat. Rose strahlt, ihre Wangen glühen förmlich. Die Rosen nimmt sie in den Arm und schnuppert daran. Kichernd liest sie das Kärtchen. „Charmeur!“ kommentiert sie und beauftragt ihre Ur-Ur-Enkelin, eine Vase zu besorgen. „Es ist schön, Sie so wohlauf zu sehen, Rose.“ Bruce meint, was er sagt. „Ach du… Charmeur.“ Nach ein paar Minuten kommt der behandelnde Arzt herein und bittet den Besuch zu gehen. „Mrs Greenfield benötigt Ruhe.“ betont der Doktor, sieht dem Mann prüfend ins Gesicht und überlegt, ob er jetzt vor sich hat, wen er vor sich hat. „Ich sehe ihm nur ähnlich!“ sagt Bruce sofort. Von Autogrammwünschen hat er die Nase voll. An Rose gewand schickt er ihr einen Luftkuss. „Gute Besserung, Schönste aller Rosen.“ „Herzensbrecher!“ kichert sie und winkt. Kapitel 30: Scherben -------------------- Ausschließlich was tauglich ist, verbleibt im Club. Dieser kärgliche und kümmerliche Rest treibt nicht nur dem Besitzer die Tränen in die Augen. „Diese…“ Olive sucht ein Schimpfwort, welches die passende Beschreibung für Miguel Esperanza und seine Truppe ist. „Blödmänner.“ fällt ihr nur ein. „Dieser ver*piep*te *piep* von einem *piep*!“ ist Jacob um vieles deutlicher. „Das nächste Mal ziehe ich dem *piep* und seine *piep*igen Spießgesellen mein MASSIVES Holzbein über die HOHLEN Schädel!“ Er schnaubt. „Solche *piep* von ver*piep*ten *piep*! Die gehören ge*piep*t und aufge*piep*t!“ „Na…“ heisert Steven. „Es kam keiner zu Schaden.“ Er holt tief Luft. „Renovieren wir.“ Er geht ein paar Schritte, bis er allein in einer Nische steht. Seine Familie soll ihn nicht wieder weinen sehen. „Geliebter Freund.“ Steven Monroe wirbelt herum. „Du gehst jetzt, hm?“ Und sieht seinen Gegenüber nicken. „Ja…“ Stevie seufzt. „Du bist echt seltsam, weißt du?“ „Hrrr, hrrr, hrrr.“ „Wann kommst du wieder?“ „Zu gegebener Zeit.“ Der Besitzer des ‚Glitter Palace’ schließt mit dem zärtlichen Kuss auf seine Stirn die Augen. Diese wieder geöffnet ist sein geliebter Freund nicht mehr im Club. Luke und Fritz kommen heran. Jeder eine Liste mit benötigtem Mobiliar sowie Material in der Hand und ihre Aufstellungen erläuternd. Ein paar Zeichnungen sind dabei. Für einen neuen Barbereich. Steven lächelt zufrieden. Familie. „Einverstanden?“ fragen die Brüder. „Einverstanden.“ nickt der Clubbesitzer. „Hey… Hallo… Ryan…“ Unsicher dreht sich Olive eine Haarsträhne um den Finger. Wie befürchtet, schaut der Star-Stripper des ‚Glitter Palace’ nicht einmal auf. Die Enttäuschung verbergend atmet der kleine Transvestit tief durch und wendet sich erneut an ihn. „Magst du etwas trinken? Oder essen? Sheila hat Hühnersuppe gekocht. Ich… Ich bring dir auch was.“ Völlig unempfänglich ob dieses Angebots kauert ihr Angebeteter weiterhin auf dem Boden und ist mit dem Zusammenschrauben einer Eckbank beschäftigt. „D-Du b-b-brauchst dich auch n-n-nicht zu b-b-bedanken….“ stottert sie, wartet auf eine Reaktion und seufzte bekümmert. Nicht nur, dass er so tut, als hat er sie nicht gehört. Er ignoriert sie komplett. „Ja… Dann nicht, hm?“ Schnell putzt sie sich die Nase und sieht ihm bei der Arbeit zu. Seine starken Hände… Wie schön das Gefühl sein muss, davon getragen, gehalten, gestreichelt zu werden… Ein erneuter bekümmerter Seufzer. „Du magst mich nicht, hm?“ fragt sie leise. „Weil ich… ein Mann bin? Oder… Weil ich es nicht bin? Oder…?“ Sie hebt die Schultern. „Nie redest du mit mir… Ich meine… Nur mal ein ‚Hallo.’ oder ‚Bye.’ oder so. Aber mehr nicht.“ Ryan setzt unermüdlich zusammen, sagt nichts, sieht sie nicht an und verkriecht sich unter der Bank. „Blödmann.“ schimpft Olive. „Du arroganter… Blödmann!“ So fest sie kann hämmert sie ihre Fäuste auf die Sitzfläche unter der der Star-Stripper liegt. Am Donnern hört sie, Rayn ist hoch geschreckt und hat sich von unten den Kopf gestoßen. Wutentbrannt kriecht er hervor und springt auf, reißt sich Ohrstöpsel aus den Ohren – Er hat sie tatsächlich nicht gehört! – und lässt Olive nicht aus den Augen, während er sich die Stirn reibt. „Das sollte jetzt was?“ schimpft er. „D-d-da w-w-war ei-ei-eine F-F-Fliege.“ redet sich Olive heraus, hebt die Hände und deutet eine Größe an, die eher einer Katze zuträglich ist. „S-s-so groß. M-mindestens.“ Verlegen dreht sie sich wieder eine Haarsträhne um den Finger. „Entschuldige…“ „Ja!“ grummelt er nur und verschwindet wieder unter der Eckbank. Am liebsten möchte sie ihn treten. „Blödmann! Arroganter Blödmann!“ „Hab meine Musik noch nicht im Ohr.“ meldet Ryan und guckt von unten zu ihr hoch. „Also? Was willst du?“ Röter, als es die Polster oder der Teppich je sein können, zwirbelt Olive erneut in ihrem Haar, fasst sich ein Herz und nimmt allen Mut zusammen. „Ach… Ich… Na ja… Weißt du… Ich möchte… bloß mal… Nun… mit dir… ausgehen.“ „Du bist doch BIG DADDYS Liebchen.“ meint der Star-Stripper. „Was…?“ Auf den Teppichboden gesunken schüttelt Olive vehement den Kopf. „Nein!“ „Und warum hängst du immer an ihm?“ „Weil ich… Weil ich…“ Mit Tränen in den Augen kehrt der kleine Transvestit ihm den Rücken. „Weil sie bei mir in Sicherheit ist.“ erklärt Steven Monroe und kniet neben der Bank. „Hast du vergessen, wie es dir in der ersten Zeit ging?“ Ryan verneint wortlos. „Ich auch nicht.“ sagt der Besitzer des ‚Glitter Palace’, nimmt die weinende Olive in den Arm und streichelt Ryan die Wangen. „Ich vergesse nicht, wie meine Familie zusammengekommen ist.“ Nein. Das vergisst Steven Monroe nicht. Niemals. Noch immer hat er vor Augen, wie Ryan in den Club kriecht. Auf allen vieren. Geflohen vor einem Dasein als Laborratte und voll gepumpt mit einer neuartigen Droge. Dem Tode näher, denn dem Leben. Oder Sheila. Verprügelt, vergewaltigt und zur Prostitution gezwungen, vom eigenen Vater. Oder Jacob. Als unbeteiligter Passant von Verbrechern und Polizisten gleichermaßen angeschossen, das linke Bein verloren und niemand fühlt sich zuständig ihm zu helfen. Oder Russell und Monique. Um Hab und Gut betrogen, mit Luke auf dem Arm und Fritz im Bauch aus dem eigenen Haus auf die Straße getrieben und von Ämtern im Stich gelassen. Dazu bedroht von einer Gang. Oder Olive. Für ihr Anderssein bestraft, von den elitären und absolut konservativen Eltern ausgesetzt wie ein Kätzchen, das keiner haben will. Mit dem Versprechen auf Schutz beinahe missbraucht von denen, die sich Diener Gottes nennen. Oder all die anderen. So viele. Seine Familie. Jeder von ihnen ist wie er. Eine verletzte Seele. Kapitel 31: Sein oder Nichtsein? Oder: Ist das mal eine blöde Frage! -------------------------------------------------------------------- Inmitten der seltenst befahrenen Robert-Kane-Bridge – Für viele zu alt und zu morsch. Die neue Franklin-Bridge ist besser, sicherer und vierspurig. – lenkt Dick Grayson seinen Falcon auf den Standstreifen. Er will sich die Beine vertreten, geht etwas auf und ab. Schließlich auf die Brüstung geklettert geht er darauf spazieren und schlägt bald ein Rad nach dem anderen. Ein paar Überschläge folgen. Artistenblut von über sieben Generationen. Ein phänomenaler Gleichgewichtssinn und keinerlei Höhenangst. Dazu das Training durch Batman, das einen Schmerz und Wunden nicht beachten – vielmehr vergessen lässt… Seine Übungen beendet lehnt er an einem Armdicken Stahlkabel und blickt in die Tiefe. Erst nach zweihundert Metern ist Wasser. Der junge Mann lacht leise. „Da ist es nicht der Fall, der einen umbringt…“ Ein Aufschlag von dieser Höhe ist wie ein Aufschlag auf härtesten Beton. MATSCH. Und untergehen. Was übrig bleibt fressen die Fische. Mjam. Lecker Nightwing-Überreste. Bei der Hose müssen sie gut kauen. „Eigentlich…“ meint er für sich. „Ein Tod spart Ärger. Und SO ein Tod spart nicht nur Ärger, sondern Kosten.“ An seinen Fingern zählt er ab. „Keine Anzeige, keine Karten, keine Grube, keinen Sarg, keinen Stein, keine Feier mit teurem Blumenschmuck und Kränzen und diesem sinnlosen Brimborium, kein Leichenschmaus und keinen Friedhofsgärtner…“ Am Stahl rutscht er abwärts bis er in der Hocke sitzt und sinniert vor sich hin. Den Falcon programmiert er, irgendwo hinzufahren. Bis der Sprit ausgeht. Danach löscht sich das Programm selbst. Das hinzukriegen ist leicht. Dick ist weniger doof in Computerdingen, als er sich gegenüber Barbara oder Tim hinstellt. Ohne Anhaltspunkte über seinen Verbleib ist er selbst für Batman… woanders hin. Weit weg. Geradezu… Spurlos verschwunden. Die Vorstellung ist amüsant. Dick grinst. Batman kriegt zuviel, weil spurlos verschwunden. Kein schlechter Plan. Die Durchführung ist denkbar einfach. Wer sagt denn, es gibt kein perfektes Verbrechen? DAS ist das perfekte Verbrechen. „Sein oder Nichtsein.“ zitiert er und gluckst. „Ist das mal eine blöde Frage!“ Nichtsein hört sich für ihn im Moment gar nicht so übel an… Damit beschäftigt die richtigen Koordinaten für den Falcon auszutüfteln wägt Dick ab. Sofort gesichtet werden soll sein Wagen ja nicht. Das ist zu einfach. Schleichwege also. Durch Tunnel und über Landstraßen, Feldwege und derlei. Dick grinst breiter und nickt. Ab durch die Pampa. Heißa! Das wird ein Spaß! Den Bruchteil einer Sekunde bedauert er, nicht hinter dem Steuer zu sitzen. Macht nichts! Er wird anderen Spaß haben. Die ersten Meter sind immer wie fliegen. Freiheit pur! Wen interessiert denn da die Landung? Einen Herzschlag lang nimmt er sich die Zeit nach einer Antwort auf dieser Frage zu forschen. Wen interessiert denn da nun die Landung? Niemanden. Am allerwenigsten ihn selbst. MATSCH. Und untergehen. Woanders hin. Weit weg. Nichtsein… Kapitel 32: Verletzte Seelen ---------------------------- „Stevie?“ ruft Hannibal und winkt von der Bühne. „Kommst du mal bitte?“ Steven Monroe nickt, wuschelt Ryan durch das Haar und lächelt Olive tröstend zu, bevor er sich erhebt und zur Bühne eilt. Der Star-Stripper schaut dem Besitzer des ‚Glitter Palace’ nach und dann auf den kleinen Transvestiten. Olive nestelt an ihrem grauen Arbeitskittel und zupft an sich herum, greift in ihr langes blondes Haar und streicht ständig über eine Strähne. Sie wagt es nicht aufzusehen. „Ich dachte echt, du hast was mit Big Daddy.“ erklärt Ryan. „Immer bist du in seiner Nähe. Ist aber andersherum, ja? Er ist in deiner Nähe, ja? Du hast Angst, ja? Auch… Alpträume?“ Sie nickt stumm, krampfhaft mit ihrem Haar beschäftigt. „Ja. War blöd von mir.“ Er setzt sich auf. „Als er mir damals das Angebot gemacht hat, für ihn zu arbeiten…“ Die Knie angezogen legt er seine Arme darauf. „Ich dachte, er will was von mir. Er hat den Entzug bezahlt und alle Arztrechnungen übernommen, mir eine gute Wohnung besorgt und das alles. Aber angefasst hat er mich nie. Also… Angefasst im Sinne von… Du weißt schon…“ Olive wischt sich über das Gesicht. Ihr sonst perfektes Make-up ist verlaufen und verschmiert. „Ich weiß schon.“ flüstert sie. „Niemals hat er einen von uns angerührt. Un-un-unsittlich… Niemals hat er einen von uns angeschrieen oder ge-ge-geschlagen. Er liebt uns. Wie wir sind. Wie… wir… sind…“ „Ja. Wie wir sind. Selbst wenn ich ‚Nein.’ gesagt hätte, wäre er weiterhin für mich da.“ „Er ist unser Big Daddy.“ Die Tränen laufen Olive über die Wangen. „Er… Er p-passt auf m-mich auf. Er hätte… Mi-Miguel sicher den Kopf abgerissen, wenn…“ Sie schluckt schwer. „Ich hatte keinen, der mich liebt, wie ich bin. Oder auf mich aufpasst. Nicht einmal meine Eltern wollten mich, wie ich bin. Sie luden mich kurzerhand am anderen Ende der Stadt ab und sie… sie behaupteten, ich wäre…“ Ein Ächzen ist zu hören. „Ich wäre tot.“ Ihre Lippen zittern. „Sie haben…“ Die Arme vor der Brust verschränkt schaukelt Olive vor und zurück. „MEINE Eltern haben mich… haben IHREN Sohn – Leroy Norman Collins – zu Grabe getragen. In aller Öffentlichkeit. In einem weißen Sarg. Mit weißen Blumen obendrauf. Mit Trauerrede und Beileidsbekundungen und…“ Sie atmet tief durch. „Entschuldige… Ich…“ Sie räuspert sich und wischt sich wieder über das Gesicht. „Da hinten… Der Teppich ist da… Mach du mal hier weiter…“ Ihr Lächeln misslingt. „Bis… dann…“ Ryan ist zuerst vom Boden und reicht dem kleinen Transvestiten die Hand. „Weißt du, was ER… Also… Big Daddys geliebter Freund immer sagt?“ „Nein…“ haucht sie und reicht dem Stripper ihre eigene nur sehr zaghaft. „Komm. Und sei frei von Angst.“ zitiert Ryan und zieht den kleinen Transvestiten auf die Füße. „Und ja. Wir gehen bestimmt mal miteinander aus.“ Er lächelt zuversichtlich. „Aber erst ist der ‚Palace’ dran. Okay?“ „Okay…“ wispert sie. Kapitel 33: Tun? Oder lassen? Tun! Nein. Lieber doch nicht. Oder doch…? ----------------------------------------------------------------------- Je länger er darüber nachdenkt, desto besser gefällt ihm die Idee mit dem Nichtsein. Geistesabwesend vor sich hin grinsend starrt Dick Grayson nach unten. Den Pullover legt er in den Falcon. Der gehört Roy. Und Roy will ihn wiederhaben. Der junge Mann erhebt sich, zieht den Pulli über den Kopf und faltet ihn ordentlich zusammen. Soll er eine Nachricht hinterlassen? Was soll er schreiben? „Such mich doch!“ flüstert er. „Du findest mich eh nicht!“ ergänzt er und gluckst. „Tja! Wohl doch nicht weltbester Detektiv.“ höhnt er lachend. „Verlierer!“ kommt hinzu. Ein kleines Gedicht? „Rosen sind rot, Veilchen sind blau. Ich bin weg und du bist nicht schlau!“ Hm… Das ist lyrischer Durchfall, aber… Batman wird ausrasten. Die Vorstellung ist unübertrefflich amüsant. Hat er überhaupt Schreibzeug in seinem Falcon? Mit einem Salto springt er von der Brüstung, setzt sich in seinen Wagen und legt den Pullover auf den Beifahrersitz. Abermals räumt er das gesamte Handschuhfach aus und sucht danach. Einen Bleistift hat er. Angespitzt ist der nicht. Mal wieder ein Sch…eibenhonig! Ah. Ein Kugelschreiber. Der tut es auch, wie der junge Mann mit einem Krickelkrakel auf seiner Hand feststellt. Jetzt noch ein Blatt Papier. Ein Zettel wenigstens. Einen Schnipsel vielleicht… Toll. Nichts. Gar nichts. Wo hat er denn das Zeitungsinserat über die Auflösung einer Schlumpf-Sammlung hingetan? „Mist!“ „Guten Tag. Kann ich helfen?“ ertönt ein heiseres und tiefes Flüstern. Dick zuckt zusammen. Ein Augenzeuge! Hier! Auf der Brücke! Sch…eibenhonig. Wo kommt der her? Sch…eibenhonig! Ach! Scheiß was auf Verniedlichung. Scheiße. Das ist absolute Scheiße. So schnell es geht schlüpft der junge Mann in den Pullover und verdeckt damit den Verband. „Nein.“ wehrt er ziemlich unhöflich ab und unterlässt es, den Augenzeugen anzusehen. Sein Gesicht soll sich der Augenzeuge nicht auch noch merken! „Hab alles, was ich brauche.“ „Na dann… Gute Fahrt. Und sei frei von Angst.“ „Ja… Danke…“ Die Tür knallt Dick zu, startet den Wagen und beeilt sich vom Standstreifen zu kommen und gibt Gas. Nach ein paar Metern ein Blick in den Rückspiegel. Ein Mann. Ein Weißer. Groß, breit, schwarzer bodenlanger Staubmantel. Sonnenbrille. Einen komischen Hut trägt er auf dem Kopf. Einen… Dreispitz? Er winkt, kehrt dem Falcon den Rücken und schlendert in die andere Richtung. „Seltsamer Kerl.“ ist Dick der Meinung. Dazu hat er das untrügliche Gefühl, hält er JETZT an und steigt JETZT aus… Dieser seltsame Kerl ist wieder da. Also wieder auf Tour. „Wohin?“ fragt der junge Mann den Schlumpf-Engel und tippt ihn an. „Soll ich DOCH… Na ja… nach Hause fahren?“ Ein Seufzer. „Und dann?“ Ein wenig bereut er, die Kabel herausgerissen zu haben. Sein Radio hat er damit ebenfalls lahm gelegt. Kapitel 34: Helfende Hände -------------------------- Mit Räuspern und Hüsteln versucht Steven Monroe über den Anblick, der sich ihm bietet, nicht zu lachen. Er zittert und sein Zwerchfell hält der Pein nicht länger stand. Prustend bricht es aus ihm heraus, er streckt den Finger und zeigt auf Gabriel Oprisko. Dieser im wenig modischen Outfit. Ein Overall. Knallorange. „Iiih!“ ergänzt der Club-Besitzer seine Geste. „Gabe… Igitt!“ „Nett.“ meint dieser. „Wirklich nett.“ „So was war in den ACHTZIGERN des letzten Jahrtausends ‚in’.“ Stevie gackert geradezu. „Oh, Gabe. Das ist mehr als EINE Modesünde!“ „Ich will ja nicht auf den Laufsteg, sondern komme zum Helfen.“ Bruce grinst. Sein bester Freund lacht. Ihm kommen sogar die Tränen vor Lachen und er hält sich mit einer Hand den Bauch. Die andere noch immer dazu genutzt auf Gabriel Opriskos Äußeres zu deuten. „Igitt!“ Die Arme vor der Brust verschränkt reckt Bruce das Kinn. „Ich dachte, ich gehöre zu den Männern, die wahrhaftig ALLES tragen können.“ „Ja… Stimmt schon… Aber nicht alles steht dir…“ Zwinkernd nähert sich der Besitzer des ‚Glitter Palace’. „Was hast du denn ‚drunter’ an?“ „Seidene Boxershorts.“ „Sonst nichts?“ „Sonst nichts.“ Bruce grinst breiter. „Stevie… Du guckst mich schon wieder so an.“ „Liegt an dir. Zu gern würde ich dich wie ein Orange pellen…“ Er leckt sich über die Lippen. „Und sehen, ob du ehrlich ‚sonst nichts’ anhast… Zeigst du es mir?“ „Als Stripper wollte ich hier nicht anfangen.“ bekundet der Mann in der Maske des Gabriel Oprisko. „Aber geht nicht anders, hm?“ Die Hand hat Bruce schon am Reißverschluss. „Soll ich?“ „Nein! Lass mal. Sonst falle ich über dich her! Hier und jetzt!“ wehrt Stevie ab und deutet auf den Barbereich. „Da brauchen wir noch jemanden.“ Bruce nickt und macht sich auf den Weg. Im Vorbeigehen klopft er seinen besten Freund auf die Schultern. „Wirst schon sehen. Wir kriegen das hin.“ „Daran zweifele ich nicht, bester Freund. Mein Schutzengel ist hier.“ Kapitel 35: Eine Frage des Ego. ------------------------------- „Nein! So nicht! Denk an die Strohballen! Mann!“ Russell holt tief Luft. „Okay… Du willst in den ‚Glitter Palace’. Kein Problem. Das richtige Outfit hast du. Die passenden Schuhe auch. Socken besorge ich dir noch! Aber dein GANG! Geh endlich wie ein MANN, Mann!“ „Tu ich doch. Die ganze Zeit!“ beschwert sich Clark. „Du gehst wie eine Ente am KRÜCKSTOCK!“ herrscht der Gladiator. „Und wenn du die Hände nicht SOFORT herunter nimmst, stecke ich dich in DAS HIER!“ Mit einem Griff in sein Sortiment hat Russell ein schwarzes, kurzes Lacklederndes Korsagenkleid in der Hand. „Ich WILL gar nicht so laufen, wie ein… ein…“ Der Reporter schnaubt. „Chauvie-Schwein.“ „Du bist ein kleines Trotzblag, was?“ Russell hängt das Kleid zurück. „Du läufst jetzt. Und zwar wie ein Chauvie-Schwein. Hüftschwung! Ausladende Schritte! Hopp!“ „Ich denke gar nicht daran!“ „Nimm SOFORT die Hände da herunter! Was bist du nur für ein undankbarer Lümmel? Lois bemüht sich um dich. Und du? Stellst dich an, wie ein pubertärer Teenager, der seinen Willen nicht kriegt!“ „Lois ist doch nur an der Story interessiert.“ „Du bist dümmer als ich dachte. Genauso ein Schwachkopf wie der blaue Riese, hm?“ Tief seufzend reibt sich der Gladiator die Nasenwurzel. „Lois Lane steckt dich als Bonnie Clyde dreifach in die Tasche, du… Landei!“ Er lächelt. „Sie hat dich hergebracht. Für DICH! Für DEINE Story. Mal ehrlich! Die jungen Leute von heute. Als ich Monique kennen lernte… Da wusste ich sofort, sie ist die Richtige für mich. Andersherum genauso. Und ihr? Ihr macht euch das kompliziert. Ohne Ende. Was ist es, Smallville-Ente? Eine Frage des Ego?“ „Was…? Was meinst du damit?“ „Oh Mann! Blind ist er selbst MIT Brille!“ Zu weiteren Erläuterungen ist der Gladiator nicht bereit, packt Clark an die Hüften und dreht sie. „So! Schwung jetzt! Du gehst endlich wie ein Chauvie-Schwein!“ Ein Schlag auf die Kehrseite des Reporters. „Zack! Und nimm die Hände runter!“ Kapitel 36: Begegnungen ----------------------- Den Manor schon in Sichtweite stoppt Dick Grayson den Falcon, legt die Hände auf das Lenkrad und bettet seinen Kopf darauf. Für die letzten Meter fehlt ihm immer noch der Mut. Er braucht Hilfe. Er weiß es. Sein Leben… läuft aus dem Ruder. Soll er sich Alfred anvertrauen? Oder wird der Butler das Siegel der Verschwiegenheit brechen und Bruce alles erzählen? Lieber jemand professionelles? Ein Psychiater? Der hat Schweigepflicht. „Ich Idiot! Wäre ich doch einfach gesprungen!“ Sauer auf sich selbst haut Dick weit ausholend auf das Lenkrad ein. Die Hupe röhrt und der Schlumpf-Engel löst sich vom Rückspiegel, knallt auf das Armaturenbrett und fällt ihm direkt in die Hände. Ein dumpfes Grollen ertönt neben dem Falcon, ein schweres Motorrad in mattem Schwarz überholt ihn und kommt direkt vor dem Wagen zum Stehen. Dick schluckt. Der Typ, der da von der Maschine steigt ist ihm nicht unbekannt. Der seltsame Kerl von der Brücke. Boah! Ist der groß. Und breit. Und er trägt echt einen Dreispitz. Gemächlichen Schrittes geht der seltsame Kerl auf den Falcon zu, beugt sich vor und klopft an die Seitenscheibe. „Hey. Du hast etwas auf der Brücke verloren.“ Die Scheibe einen winzigen Spalt geöffnet gibt Dick nur eines von sich. „Aha…“ „Schien mir, als wäre es wichtig für dich.“ Durch den winzigen Spalt reicht der seltsame Kerl das Zeitungsinserat über die Auflösung der Schlumpf-Sammlung. „Das war es, hm? Danach hast du gesucht. Hm, Richard?“ Er lächelt und schiebt seine Sonnenbrille etwas von der Nase. Tiefblaue Augen blitzen. „Leben ist manchmal zum Fürchten. Je mehr, umso verlockender ist der Gedanke alles hinter sich zu lassen. Du bist hier Zuhause. Deine Familie ist hier. Iss und ruh dich aus. Du wirst sehen, dein Willen und deine Kräfte kehren zurück. Sprich mit deinem Vater. Zu dieser Gelegenheit. Sag ihm einen Gruß von… Ach. Ist nicht so wichtig.“ Er zeigte auf den Schlumpf-Engel. „Der ist wertvoller, als du dir vorstellen kannst.“ Die Brille kam zurück an ihren Platz. „Bis dann, Richard John Grayson. Wir sehen uns wieder. Das allerdings in einer… anderen Geschichte.“ Er tippte sich an den Hut. „Nun fahr schon. Und sei frei von Angst.“ Ein Nicken noch, dann ist der seltsame Kerl längst wieder auf seiner Maschine und startet sie mit einem Kick, gewendet rollt er am Falcon vorbei und davon. Er hebt noch einmal die Hand, ohne sich umzusehen und ist verschwunden. „Scheiße!“ flüstert Dick. „Der ist ABSOLUT seltsam!“ Er japst, weil ihm einfällt, dieser seltsame Kerl hat ihn mit NAMEN angesprochen. Ein Blick auf das Figürchen. „Egal wie seltsam… Er hat Recht!“ Kapitel 37: Alle GUTEN Dinge… Oder: Ja… Oi? ------------------------------------------- Bemerkenswert, wie viele freiwillige Helfer im ‚Glitter Palace’ wuseln. Bruce wundert es nicht allzu sehr. Ihm ist bekannt, was Steven Monroe Gutes tut. Mehr, als je ein Sozialarbeiter des Staates tun würde. Im Unterschied zu einem Sozialarbeiter des Staates verlangt Steven Monroe für seine Hilfe keine Erkenntlichkeiten. Wer Hilfe braucht… Steven Monroe ist der erste, der gefragt wird und der letzte, der ablehnt. In Gotham fehlen engagierte Menschen wie er, die – anders als ein Batman, aber genauso effektiv – gegen Armut und Verbrechen kämpfen. „Tag.“ Fritz nickt dem Neuankömmling zu und gluckst. „Netter Look.“ Den Anzug von Stevie wollte Bruce nicht anlassen und was anderes hat der Kofferraum des Madison nicht hergegeben. Nun… Bis auf die goldene Lacklederhose, die für solche Arbeiten sicherlich ungeeignet ist. „Danke.“ gibt Bruce zurück und fragt direkt, wie er helfen und seine beiden linken Hände unter Beweis stellen kann. „Ja. Ich sehe schon…“ Fritz lacht. „Von der Säge halte ich dich besser fern!“ „Besser wär’s.“ „STEVIIIE!“ brüllt Fritz. „Gabriel hat’s erwischt!“ „Das ist nur ein Kratzer!“ beruhigt Bruce, belustigt über die Wortwahl. „Das sieht schlimmer aus, als es ist.“ Hier spricht er aus Erfahrung. Das muss er aber niemanden hier auf die Nase binden. „Bei der Großen Mutter!“ Der Besitzer des ‚Glitter Palace’ schlägt die Hände über den Kopf zusammen. „Wie ist das passiert?“ Fritz erzählt. Ein Balken habe sich verabschiedet und beim Herunterfallen Gabriels linke Seite angeratscht. Dabei nicht nur ein Stück Overall weggerissen, ein bisschen Haut gleich mit. „Darum blutet es und sieht tatsächlich schlimmer aus, als es ist.“ fügt Bruce hinzu. „Bitte! Keine Panik!“ Steven Monroe zupft am orangefarbenen Stoff und wirft einen Blick auf die Wunde. „Hast du Schmerzen?“ „Ja…“ meint Bruce halbherzig und verdreht die Augen. „Ganz doll.“ „Das wird verarztet. Ab ins Büro.“ „Steht voll!“ bemerkt Fritz. „Der ganze Kram für die Bar und alles.“ „Ab in mein Domizil!“ entscheidet sich der Club-Besitzer um. „Kannst du Treppen gehen?“ „Nein. Du musst mich wohl tragen!“ neckt Bruce. „Bedenke!“ Stevie knufft ihn. „Wenn ich dich über die Schwelle getragen habe, gehörst du mir!“ „Ich laufe!“ Steven Monroes Wohnung liegt über dem ‚Glitter Palace’. Die wenigen Treppen schafft Bruce mit Leichtigkeit, nichtsdestotrotz wirft ihm sein bester Freund bei jeder Stufe einen besorgten Blick zu. „Du blutest ganz schön.“ fällt ihm auf. „Ja. Das ist aber oberflächlich.“ Unzählige Male war Bruce Wayne in seiner Verkleidung als Gabriel Oprisko im ‚Glitter Palace’. Im Büro und auch in der Küche. Heute ist Premiere, was das Betreten von Steven Monroes Wohnung angeht. Ein riesiger Loft. Ein Raum, geteilt durch Paravents. Hell und Freundlich, aber – wie das Büro – nüchtern eingerichtet. Ein großer Schreibtisch mit gemütlichen Chefsessel steht an einem der Fenster und ein Futon im Kingsize-Format nimmt den Großteil einer Raumseite ein. Ansonsten gibt es bis auf einer kleinen Couch und einem Kleiderschrank keine weiteren Möbel. „So.“ Stevie verfrachtet seinen besten Freund an den Schreibtisch. „Setzt dich auf die Platte und freimachen, bitte.“ Nach dieser – keineswegs anzüglich klingenden Aufforderung huscht er ins Bad. Bruce tut wie geheißen. Die linke Seite des Overalls hat sich voll gesogen und klebt am Leib. Ein kleines Köfferchen mit Verbandmaterial in der einen und einem Spray in der anderen kommt Steven Monroe auf ihn zu. „Oh… Was so ein Kratzer anrichten kann, hm?“ „Passiert…“ gibt Bruce zurück und hebt die Schultern. „Aber ich sehe dich oben ohne. Ein herrlicher Anblick!“ Das lässt Bruce unkommentiert. Das Köfferchen auf der Tischplatte abgelegt und geöffnet entnimmt Stevie sterile Gaze, tupft das Blut ab und reinigt die Wunde. „Dir fehlt ein bisschen Haut. Und es tropft noch.“ „Bin eben mit Herzblut bei der Sache.“ Stevie sieht auf, direkt in die braunen Augen Gabriel Opriskos. „Du solltest mich verklagen. Auf Schmerzensgeld.“ rät er scherzhaft. „Mach ich.“ scherzt Bruce gleichfalls. „Überschreib mir direkt den ‚Glitter Palace’. Und wir sind quitt.“ „Aber ich verarzte dich gerade.“ hält Stevie breit grinsend dagegen. „Das kostet auch.“ „Gut… Dann überschreib ich dir den ‚Glitter Palace’ zurück.“ „Klingt nicht übel. Aber damit wir uns die Anwälte und all das sparen, lassen wir alles, wie es ist.“ schlägt der Club-Besitzer vor. „Gute Idee.“ stimmt sein bester Freund zu Steven nickt, legt die Gaze beiseite und greift zu einem Desinfektionsspray. „Das tut jetzt weh.“ warnt er. Das Spray brennt tatsächlich und Bruce zieht scharf die Luft ein. „Sorry. Ein Pflaster, dann hast du es überstanden.“ Aus seinem Köfferchen wählt Stevie die passenden Größe. „Sag mal…“ fängt er an und öffnet die Verpackung. „Hast du eigentlich schon mal mit einem Mann geschlafen?“ „Nein.“ erwidert Bruce prompt. „Wenn du das noch nie getan hast…“ Das Pflaster an seinem Platz streicht vorsichtig Steven darüber. „Woher willst du dann wissen… dass es dir nicht gefällt?“ „Interessante Logik.“ Stevies Finger wandern weiter. Von der Seite über das Sixpack, die muskulöse Brust hinauf bis zum Hals. Er tritt mit einem Schritt näher an den Schreibtisch heran und steht zwischen Bruces Beinen. „Und? Willst du mal experimentieren?“ „Du würdest dich opfern, hm?“ Lächelnd lässt sich Bruce diese Berührungen gefallen. „Völlig selbstlos, natürlich.“ „Natürlich. Völlig selbstlos.“ Vorgebeugt blickt Stevie seinem besten Freund erneut in die Augen. „Normale Hetero-Männer wären längst schreiend davon gelaufen, weil ein Homo sie anfasst.“ sagt er leise. „Du nicht.“ „Nein. Ich nicht. Ich bin ja auch nicht normal.“ „Stimmt. Ich entsinne mich.“ Der Besitzer des ‚Glitter Palace’ lacht heiser und liebkost das Gesicht seines besten Freundes. „Du bist ein Verrückter und ein Verrückter macht verrückte Sachen.“ „Genau das.“ „Kriege ich noch einen Kuss?“ fragt Steven Monroe übergangslos. „Wie war das mit: ‚Einmal und nie wieder’?“ fragt Bruce im Gegenzug. „Das war gelogen.“ gibt Stevie zu, beugt sich weiter vor, ohne seinen besten Freund aus den Augen zu lassen. Ihre Nasenspitzen berühren sich fast. „Du bist ja doch kriminell!“ „Oh ja! Und wenn du mir nicht AUF DER STELLE eine reinhaust… Ich küsse dich einfach.“ „Du bist mein bester Freund. UND du hast mich verarztet. Ich KANN und WILL dich nicht schlagen.“ „Tja… Dann küsse ich dich einfach.“ „Hm, hm… Dann küsst du mich einfach…“ Abermals ist da der Geschmack von Eukalyptus, den Bruce gar nicht mehr so unangenehm empfindet. Seine Gedanken driften nicht ab, sind nicht bei Selina. In voller Gewissheit, einen Mann zu küssen, küsst Bruce Wayne einen Mann. Seine Lippen berühren die Lippen eines Mannes, seine Zunge streichelt die Zunge eines Mannes. „Mmh…“ Die Münder voneinander gelöst strahlt Stevie buchstäblich. „Du bist ein verdammt guter Küsser.“ „Das Kompliment gebe ich zurück.“ „Noch mal?“ hofft der Club-Besitzer. „Alle guten Dinge sind drei.“ „Ja… Alle GUTEN Dinge…“ Ein erwartungsvolles Lächeln zeigend blinzelt Stevie dem Mann vor sich zu. „Also?“ erforscht er atemlos. „Schläfst du mit mir?“ Kapitel 38: Alle GUTEN Gründe. ------------------------------ Die Beklommenheit verschwindet nicht. Dick atmet erneut tief ein und langsam aus, wagt es endlich die Hand zu heben und drückt den Klingelknopf. Das melodische Glockenspiel erklingt. In Gedanken zählt er bis drei, dreht sich um und eilt auf seinen Wagen zu. Die Autotür geöffnet öffnet sich auch die schwere Eichentür des Anwesens und der Butler des Hauses tritt hinaus. „Master Dick!“ ruft Alfred, gleichermaßen erfreut und besorgt. „Bitte. Kommen Sie.“ „Ich w-w-wollte nur…“ Verzweifelt ringt Dick nach Worten. „Was immer Sie wollten, junger Mann. Einfach wieder fahren sollte nicht dazu gehören.“ „Aber… Aber… Mir geht es gut.“ behauptet Dick glattweg. „Wollte nur… kurz mal vorbeikommen und… ‚Tag’ sagen.“ Sein bekannt dreistes Lächeln krepiert ihm in den Mundwinkeln. „Tag.“ sagt er schließlich. „Bye.“ fügt er hinzu und macht Anstalten in seinen Wagen zu steigen. „Nix da, du Arsch!“ Tim stürmt an dem Butler vorbei, auf den Falcon zu und springt auf die Motorhaube. „Du kommst jetzt rein! Sonst kriegst du was auf die Mappe!“ droht er zornig, klettert weiter auf das Dach des Wagens und zerrt Dick an einer Handvoll Pullover zu sich. „Du bist ein verdammt egoistischer Arsch! Wir machen uns alle Hölle Sorgen. Und du? Du kurvst durch die Weltgeschichte.“ „Hab einen Führerschein.“ entgegnet Dick und löst die Finger seines kleinen Bruders von dem Stoff. „Ich DARF durch die Weltgeschichte kurven.“ „Ach ja?“ Tim greift erneut zu. „Alle machen sich Sorgen. Bruce ruft ständig an, ob du dich gemeldet hast. Und Babs weint sich die Augen aus dem Kopf.“ „Tim. Lass los.“ „Nein! Dafür musst du mir eine rein ballern. Eher nicht! Du kommst jetzt mit ins Haus! Zur Not schlag ICH zu und schleife dich an den OHREN rein!“ „Master Dick. Bitte. Master Tim hat Recht. Sie kommen herein!“ Energischen Schrittes geht Alfred auf den ältesten Ziehsohn seines Arbeitgebers zu und hebt den Pullover an. „Das werde ich gleich versorgen, Sir. Zu Ihrer Information, Master Dick. Ich bereite Ravioli zu.“ „Das sind alles GUTE Gründe zu bleiben.“ flüstert der junge Mann. „Und ich… Ich sollte… nachher mit Bruce…“ Der Butler nickt. „Doch erst werden Sie frisch verarztet, essen und sich ausruhen!“ bestimmt er. Frisch verarztet – Alfred hat der Unvernunft des jungen Mannes wegen des Öfteren den Kopf geschüttelt und ihm tadelnde Blicke zugeworfen. – und mit unzähligen Ravioli im Bauch – Da war es Tim, der dem Hunger seines großen Bruders wegen den Kopf geschüttelt hat. – sitzt Dick Grayson in einem Jogginganzug in der Bibliothek auf dem bequemen Sofa. Zurückgelehnt, die Beine gestreckt streicht er über den Schlumpf-Engel in seiner Hand. Sein kleiner Bruder lässt ihn in Ruhe, was garantiert an einem erheblichen Machtwort des Butlers liegt. Hat Bruce Wayne sich je so gefühlt? So ausgelaugt? So müde? Hat Bruce Wayne überhaupt Gefühle? „Das sollte ich zuerst fragen.“ nimmt sich der junge Mann vor und hebt sich das Figürchen vor die Augen. „Wäre dieser seltsame Kerl nicht gewesen…“ unterhält er sich leise damit. „Ich glaube, ich hätte es echt getan.“ Er lächelt versonnen, der Schlumpf-Engel erwidert das Lächeln. „Was war das für ein seltsamer Kerl? War das MEIN Schutzengel? Was meinst du?“ Die Hand gesenkt seufzt er. „Bruce schnauzt mich an. Jede Wette, er schnauzt mich an.“ „Das kannst du mal glauben!“ bestätigt Tim, schwingt sich über die Sofalehne und lässt sich neben Dick nieder. „Heute kommt es ganz schön dicke für ihn.“ Und der Teenager erzählt von den Ereignissen im ‚Glitter Palace’. „Oh, Scheiße!“ kommentiert Dick. „Stevie ist ein guter Kerl. Das hat er gar nicht verdient.“ „Du kennst ihn?“ Sein großer Bruder nickt. „Er hat Lois Lane mal das Leben gerettet. Und ein paar anderen dazu.“ Er lächelt. „Viele halten ihn für einen netten und harmlosen Schwulen, aber… Ich denke, Bruce weiß gar nicht, wie hart Steven Monroe zuschlagen kann.“ Sein Lächeln wird breiter. „Boah! Da konnte sogar Nightwing noch was lernen.“ „Erzähl mal!“ verlangt Tim. Aus dem Lächeln wird ein Grinsen. „Das ist erst ab achtzehn!“ „Erzähl mal.“ fordert der Teenager erneut. „Oder ich schlag dich echt. Dahin, wo es wehtut!“ „Okay. Aber sag nicht, ich habe dich nicht gewarnt.“ Dick holt tief Luft. „Steven Monroe macht sicherlich auch einen Batman blass…“ Kapitel 39: Was ist passiert? Oder: Wenn Clark Kent DAS wüsste! --------------------------------------------------------------- Voller Bewunderung pfeift Bruce. „Alle Achtung!“ meint er außerdem. Die gut sitzenden Anzüge des Steven Monroe verraten nichts von dessen Körperbau. „Den hast du trainiert!“ zitiert er auf den nackten Oberkörper blickend. „Ab und zu.“ Lächelnd stellt Steven Monroe in Pose, lässt Bizeps und Trizeps spielen und spannt Bauch- und Brustmuskeln an. „Na? Letzte Gelegenheit zum Anfassen! Noch kannst du.“ Schon ist Bruce bei ihm und hat seine Hände auf der Haut seines Freundes. „Sehr aufschlussreiche Erfahrung.“ teilt er mit. „Oh ja! Und du bist so herrlich neugierig.“ entgegnet Stevie, macht einen Schritte zurück und streift sich das Hemd über. „Und ja. Ab und zu. In meinem Alter sollte ein Mann sich fit halten.“ „In deinem Alter…? Stevie! Du bist jünger als ich.“ gibt Bruce zu bedenken. In den Overall geschlüpft zieht er den Reißverschluss hoch. „JAHRE jünger!“ „Oh…“ Diese Aussage bereitet den Club-Besitzer sichtlich Unbehagen zu. „Gabriel…“ „Hm?“ „Vergiss das mit dem Helfen, okay.“ „Warum?“ „Das… Also… Das ist nicht dein Ding.“ „Diese Leier!“ Ein Seufzer. „Ist es doch. Wir sind beste Freunde, wenn ich dich erinnern darf.“ Verwundert sieht Bruce, seinem Gegenüber fangen die Hände an zu zittern und er ist dadurch nicht mehr in der Lage, die Knöpfe seines Hemdes zu schließen. „Ist es nicht.“ beharrt Stevie. „Gabriel! Du machst dich möglicherweise… Du machst dich HUNDERPROZENTIG strafbar. Du! Ausgerechnet DU!“ Bruce knöpft Steven Monroe das Hemd zu. „Was ist los?“ „Du kennst mich nicht.“ schnieft der Besitzer des ‚Glitter Palace’. „Das ist los.“ Zögerlich bettet er seinen Kopf an die Schulter seines Gegenübers. „Wüsstest du, wer ich bin…“ flüstert er. „WAS ich bin… Du würdest… Ich wäre…“ „Du bist schwul. Du bist in mich verknallt.“ Bruce klopft ihm auf den Rücken. „Ehrlich. Ich fühle mich echt geschmeichelt deswegen.“ Dem Mann an seiner Schulter eine Kopfnuss verpasst spricht er weiter. „Und du bist und bleibst der einzige Mann, dem ich erlaubt habe, was ich DIR erlaubt habe.“ „Du bist mein bester Freund.“ heisert Steven gerührt. „Du bist meiner. Genau deswegen helfe ich. Ich KANN das.“ Er küsst Steven Monroe auf die Schläfe. „Ich bin schon ein großer Junge und weiß genau, was ich tue!“ „Aber… Du… Und illegal…“ Eine neuerliche Kopfnuss. „Legal, illegal, scheißegal!“ Der Barkeeper sieht auf die Uhr. „Ah ja.“ macht er und grinst dem Besitzer des ‚Glitter Palace’ und dessen Freund entgegen. „Habt euch ja ordentlich Zeit gelassen mit dem… ‚Verarzten’, was?“ Beide Männer lächeln hintergründig, schweigen sich allerdings aus. „Hunger?“ fragt Jacob und hebt das Kinn Richtung Sheila. „Der nächste Schlag Hühnersuppe ist fertig.“ Um es lautstark lobend zu erwähnen: „Ein Meisterwerk!“ „Danke, Jacob!“ kommt es von Sheila. Jacob winkt ihr zu und wendet sich an Steven Monroes besten Freund. „Gabe… Das wurde für dich abgegeben.“ Er hält ihm ein weißes Kärtchen entgegen. „Das schon wieder.“ murmelt Bruce und sieht die schwarze Sense. Umgedreht steht nur ein Wort darauf. „Zuhause.“ liest Steven Monroe über Bruces Schulter. „Bestens.“ „Stevie… Wer ist das? Von wem kommt diese Karte? Und woher weiß er das?“ Bedächtig zupft der Club-Besitzer das Kärtchen aus Bruces Hand. „Jeder von uns hat seine Geheimnisse.“ erwidert er zwinkernd. „Du hast deine. Ich habe meine. Manche teilen wir.“ Sein bester Freund bekommt einen Knuff. „Nach vorhin auf jeden Fall. Lassen wir es dabei.“ „Ja.“ zeigt sich Bruce einsichtig. Geheimnisse… Da kennt er sich aus. „Lassen wir es dabei.“ „Du möchtest jetzt nach Hause, oder?“ Bruce bejaht wortlos. „Dann ab.“ Stevie greift den Kragen des Overalls und zieht den Mann – den er als Gabriel Oprisko kennt – zu sich heran. „Du fährst vorsichtig! Und langsam!“ ordnet er an und küsst ihm die Lippen. „Ja. Ich fahre vorsichtig. Und langsam.“ beteuert Bruce und hastet zum Ausgang, kehrt um und gibt Stevie seinerseits einen Kuss, bedankt sich für alles und eilt aus dem Club. Ein paar Blocks vom ‚Glitter Palace’ entfernt hält Bruce, nimmt sein Mobilfunktelefon und seufzt. „War klar.“ meint er auf die Anzeige schauend – Akku leer! – und wirft das Teil zu ‚Super-Schlumpf’ ins Handschuhfach. Treffer. „Tat weh? Hoffentlich! Heh, heh!“ Also ein Münztelefon. Gut. Da ist schon eins. Anscheinend haben die Leute noch nie einen Mann in einem Overall gesehen. Oder ist es die Farbe? Oder der Blutfleck an der Seite? Er ignoriert die Blicke und ruft im Manor an. Nach der telefonischen Bestätigung seines Butlers – Dick befindet sich im Anwesen – ist Bruce fürs Erste beruhigt. Zurück im Madison knibbelt er sich das falsche Bärtchen ab, entledigt sich der Perücke und nimmt die Kontaktlinsen heraus. Gabriel Opriskos ‚Überreste’ kommen wieder in das Geheimfach. Die vergangenen Stunden resümierend schüttelt er über sich selbst den Kopf. Mit einem Lächeln auf den Lippen. „Wenn Clark Kent DAS wüsste.“ flüstert er, startet den Wagen und macht sich auf den Heimweg. Wie dem Club-Besitzer auffällt, sieht ihn der Großteil seiner Belegschaft gespannt an. Da hat Jacob wohl geschwatzt. Nicht zu knapp! Olive ist die einzige, die sich traut, das Wort direkt an ihn zu richten. „Und?“ fragt sie erwartungsvoll. „Wie ist er?“ Steven Monroe lacht. „Einmalig.“ schwärmt er. „Ein ECHTER Kerl.“ Sein seliges Lächeln spricht Bände. Er geht zu Sheila und lässt sich eine große Portion Hühnersuppe geben. „Mit extra Einlage“ bittet er. „Ich brauche das.“ Kapitel 40: Die Wahrheit. ------------------------- Seine Worte bestätigend nickt Dick Grayson. „Dieser Kick. Tim! Er ist so verdammt schnell. Die Schläge dazu. Ich weiß nicht, WAS für ein Stil das war. Aber es war effektiv!“ Er lächelt. „Danach richtet Stevie sich den Anzug, winkt mir zu und meint: ‚Das nimmst du auf deine Kappe, ja?’ Und kümmert sich um die Leute. Jeden einzelnen hat er umarmt und getrö…“ „Dick? Wolltest du dich umbringen?“ Die Frage kommt plötzlich und wie ein Hammerschlag. Der junge Mann erschrickt und ihm fällt der Schlumpf-Engel aus der Hand. „DAS ist ziemlich dämlich, oder?“ spöttelt er und bückt sich nach dem Figürchen, ohne seinem kleinen Bruder zu zeigen, wie schmerzhaft das ist. „Wieso meinst du denn so was?“ „Keine Ahnung… Du wurdest verletzt und kommst nicht nach Hause.“ „Warum auch? Ich hatte noch was zu klären. Unter anderem mit Roy. Der Streit von neulich. Und ich hatte über einiges nachzudenken. Allein! Und die paar Kratzer ‚verletzt’ nennen… Das ist die totale Übertreibung.“ „Roy hat erzählt…“ „Roy hat übertrieben!“ unterbricht Dick schroff. „Mann! Kaum will man seine Ruhe haben, werden einem schon solche Geschichten angedichtet! Danke, Tim. Du spinnst!“ „Bruce sagt dazu immer eins.“ Tim verschränkt die Arme und behält seinen großen Bruder im Blick. „Zitat: ‚Je größer der Widerspruch, desto näher ist es an der Wahrheit.’ Zitat Ende.“ Er atmet scharf ein. „Ist so, ja? Du wolltest es!“ steht für ihn fest. „Und was ist mit uns? An uns hast du nicht gedacht! Du… Du… Egoistischer Arsch!“ „Du spinnst!“ wiederholt Dick und steht auf. „Dick… Sag mir die Wahrheit!“ „Die Wahrheit…“ Der junge Mann hält inne und betrachtet den Teenager auf dem Sofa, knipst ein unbekümmertes – leicht neckisches Grinsen an und tippt Tim an die Stirn. „Die Wahrheit ist… Du spinnst!“ Ein Stupser folgt. „Mal sehen, ob Alfred noch Ravioli hat.“ Die Hände in den Taschen schlendert Dick betont lässig auf die Tür zu und hört Tims Gemurmel: „Ich spinne wohl wirklich.“ Hat er. Das sind auf jeden Fall zwei Portionen. Zweifellos für Bruce. Tja… „Annektiert!“ beschließt Dick. Wer zuerst kommt, frisst zuerst! Hehehe. „Master Dick! Das war Master Bruces Portion!“ „Macht nichts.“ nuschelt der junge Mann mit vollem Mund. „Sicher haben Sie noch was anderes.“ „Wann haben Sie das letzte Mal gegessen?“ Alfred hebt den Finger, um einer vorschnellen Antwort Einhalt zu gebieten. „Außer diesen abnormen Ungenießbarkeiten aus einem – von Ihnen bevorzugten Schnellrestaurant oder einer Pizzeria oder diese Fertigmenüs für die Mikrowelle, die Sie KALT und IM STEHEN zu verzehren pflegen.“ „Sandwiches?“ „Nein, Master Dick. Auch das werte ich nicht als nahrhafte – gar gesunde Mahlzeit.“ „Beim letzten Besuch auf dem Manor.“ meint Dick gleichgültig und kaut an einer gefüllten Nudel. „Vor einem viertel Jahr, ungefähr.“ „Ja, Sir. Das sehe ich! Sie haben MINDESTENS sieben Kilo abgenommen!“ „Neun.“ verlautet Dick zwischen zwei Bissen. „Die futtere ich mir wieder drauf und schon sind Sie beruhigt.“ „Ich hoffe sehr, junger Mann…“ zeigt sich der Butler ungewohnt parteiisch. „Master Bruce wird Ihnen den Kopf passend rücken!“ „Dazu bin ich zu alt.“ grinst Dick und häuft sich die letzte Portion der Nudeln auf den Teller. „Das wird nichts.“ „Und warum, Sir, sind Sie dann vor Master Bruce geflohen?“ Der junge Mann lacht auf. „Geflohen?“ „Ja, Sir. Geflohen!“ „Echt. Ganz nett, diese Geschichten hier. Das sieht nur so aus.“ Dick kehrt dem Butler den Rücken und vertilgt die restlichen Ravioli. „Hatte halt noch was zu tun.“ „Ah ja… Auf ein längeres Gespräch sollten Sie sich dennoch einstellen.“ Den Teller geleert grinst der junge Mann wieder. „Wird halb so schlimm.“ behauptet er. „Wo die kleinen Kinder herkommen weiß ich. Von Drogen halte ich nichts und mich fern. Bin kein Party-Typ – Werde ohnehin nur selten eingeladen, weil ich die Zeit im Sessel verpenne! – und fröne genauso wenig der Promiskuität.“ Er streckt sich. „So! Und jetzt hau ich mich weg!“ „Tatsächlich?“ Skeptisch hebt Alfred eine Augenbraue. „Oder werden Sie es vorziehen, sich heimlich, still und leise davonzuschleichen?“ „Das brauche ich nicht, Alfred!“ Den Kühlschrank geöffnet nimmt sich Dick eine Flasche Saft heraus. „Ich habe so gehandelt, wie er es mich lehrte.“ Ein Glas dazu und der junge Mann verlässt die Küche. Der Butler blickt ihm nach. „Zweifellos haben Sie das.“ weiß er. Kapitel 41: Also? Wie war das jetzt mit Clark Kent und Superman? ---------------------------------------------------------------- Endlich sieht Clark Kent etwas bei dem Gladiator, was er sich sein Beginn der ‚Laufübungen’ ersehnt hat. Ein anerkennendes Nicken. „Genau so!“ fügt Russell hinzu. „Das sieht gut aus. Yeah, Baby!“ Er grinst. „Bei dem Hüftschwung sollte ich dir einen Keuschheitsgürtel verpassen!“ „Was…?“ „Scherz, Smallville-Boy. Das war ein Scherz.“ Die Hände vor dem Mund zu einem Trichter geformt ruft Russell nach den beiden Frauen. „Kommt und seht! Er kann laufen! Er kann ENDLICH laufen!“ Lois Lane und Monique sind schneller im Raum, als Clark Kent lieb ist. Beide klatschen in die Hände. „Den Gang immer, Smallville-Boy!“ meint die Reporterin. „Mann! Sie sehen aus, wie ein Mann!“ „Das gewöhne ich ihm auch noch irgendwie ab!“ ist Russell bestrebt und deutet auf die zu Fäusten geballten Hände, die Clark in die Hüften gestemmt hat, um seine Empörung zu zeigen. „Korsagenkleid!“ sagt er und die Arme des Reportes baumeln an den Seiten. „Geht doch!“ zeigt sich der Gladiator zufrieden und winkt Clark zu. „Komm. Wir trinken jetzt was und du wirst den besten Nusskuchen der Welt essen.“ „Ach, du…“ Monique errötet. „Ist so!“ stellt Russell unbeirrt klar und küsst seine Frau. „Du kümmerst dich bitte um Lois.“ Er schnalzt mit der Zunge. „Bin gespannt, was Smallville-Boy für Augen macht, sobald er Bonnie Clyde sieht. Wo habe ich nur die Kamera…“ „Ein bisschen habe ich es vermisst.“ Zufrieden streicht Lois über das schwarze Leder. „Nichts fühlt sich auf der Haut so gut an.“ „Oh doch.“ hält Monique dagegen, an Lois Rücken mit der Schnürung beschäftigt. „Eines gibt es. Die Hände eines Mannes!“ Sie erschaudert wohlig. „Bei mir jedenfalls.“ Und zwickt Lois in die Seite. „Mein Russell… Das ist ein RICHTIGER Mann! Und wetten, Schätzchen? In deinem Kollegen steckt auch einer.“ In der Sekunde ist die Reporterin froh, ihr Kollege sieht nicht, wie rot sie gerade wird. „Ja…“ murmelt sie. „Mag sein.“ Sie seufzt. „Aber was tun, wenn sich derjenige welche, dessen Hände ich gern auf mir hätte, als komplettes Weichei darstellt?“ „Es IST Smallville-Boy!“ Monique kichert. „Das war mir von Anfang an klar. So wie du ihn ansiehst…“ „Monique…“ „Ja?“ „Das bleibt unter uns, ja?“ „Natürlich Schätzchen!“ „Ja. Er ist süß.“ gesteht Lois. „Auch seine Art. So unschuldig. Trotzdem… Er verbirgt etwas.“ Die Reporterin sieht sich nach der Ladenbesitzerin um. „Ich meine… Kein Psycho, oder so.“ In hilfloser Geste hebt sie die Schultern. „Ich habe da so einen Verdacht, weißt du. Immer wenn es brenzlig wird, haut er ab. Und kurz darauf ist… Superman da.“ „Du vermutest, dein Smallville-Boy und Superman sind ein und dieselbe Person.“ bringt Monique die Überlegungen der Reporterin auf den Punkt und sinniert weiter. „Der kleine schüchterne Reporter, immer im Brennpunkt des Geschehens. Und wird es schlimm, verschwindet er und der große Blaue taucht auf. Das ist ziemlich einleuchtend.“ „Genau das.“ bestätigt Lois Lane und ist froh zu hören, Monique meint es genauso ernst wie sie. „Eine bessere Tarnung gibt es doch bald gar nicht, oder? Er kommt an bessere Infos, als die Polizei erlaubt. Weiß immer, wo wann was los ist…“ „Ziemlich… Also… ZIEMLICH einleuchtend!“ stimmt die Ladenbesitzerin zu und zwickt Lois in die andere Seite. „Wie war das mit Super-Standvermögen und Super-Ausdauer?“ „Sollte ich mal austesten, hm?“ kichert die Reporterin. Dazu hat Monique nur eine Meinung: „Auf jeden Fall!“ Hustend und würgend versucht Clark Kent den Krümel Nusskuchen aus dem Hals zu kriegen. Kapitel 42: Merkwürdig. ----------------------- Das Anwesen betreten hastet sein Butler ihm entgegen und zeigt sich leicht besorgt. Ist etwas mit Dick? Nein. Den Grund erkennt Bruce Wayne eine Sekunde später, Alfreds Musterung feststellend. Umgezogen hat er sich nicht und trägt weiterhin den Overall, linksseitig mit Blut voll gesogen. „Ist alles gut, Alfred. Das wurde schon verarztet.“ sagt er. „Nur ein Kratzer.“ „Auf den ich einen Blick zu werfen gedenke!“ lässt sich Alfred nicht abbringen seine Künste als Lazarettarzt zum Besten zu geben und beordert seinen Arbeitgeber – jeglichen Protest unbeachtet lassend – ins Bad. „AU!“ entrüstet sich der Hausherr. „Das tat WEH!“ „Also bitte, Master Bruce!“ Erbarmungslos und ohne jegliche Gefühlsregung – wie Mitleid zum Beispiel – hat Alfred das Pflaster – RITSCH! – entfernt und hebt eine Augenbraue. „Was genau wurde da verarztet, Sir?“ erkundigt er sich. „Schürfwunde.“ Bruce sieht an sich herunter, schiebt seinen Butler beiseite und guckt in den Spiegel. „Die war genau da.“ berichtet er und tippt auf die unversehrte und glatte Haut. Eine Narbe erinnert ebenso wenig an eine Abschürfung. „Merkwürdig.“ murmelt er. „Das ist… Der Kratzer WAR da.“ „Sir… Was ich weit merkwürdiger finde…“ Alfred hüstelt sein diskretes Butlerhüsteln. „An Ihrer Schulter bemerke ich ein… Nun ja, Sir… durch Unterdruck entstandenes Hämatom.“ „Knutschfleck…?“ Welches sich der Mann sofort im Spiegel betrachtet. Ist das wirklich ein Knutschfleck? Wenn ja… WANN hat Stevie DEN gemacht? Heikel… Peinlich… Oh, oh… Nicht weniger diskret übersieht der Butler die Verlegenheit seines Arbeitgebers. „Ja, Sir.“ „Nein. Das… Das sieht nur so aus.“ „In der Tat, Sir. Diese Art Ausrede hat Master Dick also von Ihnen.“ „Das ist KEIN Knutschfleck, Alfred! Das sieht WIRKLICH nur so aus. Das habe ich mir… Also…“ Bruce räuspert sich ausgiebig, um Zeit für eine plausible Begründung zu schinden. „Letzte Nacht…“ sagt er und nickt bekräftigend. „Da war dieser… Na ja… Dieser…“ Und ärgert sich, weil ihm die Worte fehlen. Gewisse Dinge braucht auch sein engster Vertrauter nicht zu wissen! „Master Bruce… Bevor Sie sich weiter verraspeln…“ „Verhaspeln.“ korrigiert Bruce. „Eben jenes, Sir. Bevor Sie sich weiter verhaspeln…“ Der Butler schmunzelt eine nahezu unsichtbare Winzigkeit. Nichtsdestotrotz sieht es gleichermaßen wissend wie schadenfroh aus. „Ich habe Ihnen gefüllte Pfannkuchen zubereitet. Die Ravioli fanden größten Anklang bei Master Dick.“ Auf den Weg zur Küche erkundigt sich Bruce nach seinem Ältesten und lauscht der Schilderung des Butlers, die die eigenen medizinischen Erkenntnisse enthält sowie den Bericht Roy Harpers miteinbezieht. „Hm…“ macht der Hausherr und setzt sich an den Tisch. „Er handelte unvorsichtig! Leichtsinnig! Und…“ „Sir! Master Dick war das Leben der Polizisten wichtiger, als das eigene!“ gibt Alfred zu bedenken und serviert die Mahlzeit. „Der junge Mann handelte, wie Sie zu handeln lehrten.“ „Aber nicht…“ „GENAU so!“ bestätigt der Butler. „Bitte, Sir. Essen Sie jetzt. Im Anschluss sollten Sie sich ein wenig erfrischen, ausruhen und dann mit Master Dick sprechen.“ Er hüstelt erneut. „Und NICHT, um dem jungen Mann VÖLLIG UNVERDIENTE wie UNNÖTIGE Vorwürfe zu machen!“ Das war eine dieser Gelegenheiten zu denen sich Bruce Wayne fragt, wer wohl der wahre Herr des Hauses sei. Kapitel 43: Selbst ist der Mann! -------------------------------- „Darf ich vorstellen…“ kündigt Monique an und tritt beiseite. „Bonnie Clyde.“ Wer immer diese Frau ist, sie hat keinerlei Ähnlichkeit zur bodenständigen Lois Lane mit dem gesitteten Kleidungsstil, den eine gewisse Kollegin sogar als ‚spröde‘ bezeichnet. ‚Bonnie Clyde‘ steckt in einem schwarzen ledernen HAUTENGEN Minikleid, das kurz und knapp den Po verdeckt. Dazu trägt sie kniehohe Stiefel – schwarz und ledern wie das Kleid. Eine halblange, pinkfarbene Perücke verdeckt ihr dunkles Haar und das gekonnte Make-up ist eine vollendete Maske. Diese Frau vor ihm ist – Clark Kent errötet allein beim Gedanken an dieses Wort – SEXY. Was ihn weit mehr erröten lässt, ist ihr Dekolleté. Offenherzig. Mehr zeigend, denn versteckt. Ein Niesen und sie entblößt sich. ‚Nies. Bitte nies…‘ fleht er in Gedanken und schämt sich sofort dafür. Um ihre nackten Schultern schmeichelt sich eine lange Federboa, in dem gleichen Pink wie das Haar. „Na… Danny DaNino…“ Ihre sinnliche Stimme klingt ganz und gar nicht nach Lois Lane. Die Hüfte lasziv geschwungen kommt sie näher und wedelt das Ende ihrer Federboa durch das Gesicht ihres Kollegen. Das Kuchenstück fällt dem ihm aus der Hand und in den Schoß, als sie sich vorbeugt und er damit eine KOMPLETTE Einsicht in ihren Ausschnitt erhält. „Gefällt dir, was du siehst?“ flötet Lois. „Agh…“ ist die einzige Erwiderung zu der Clark fähig ist und er stiert wie hypnotisiert auf den sich ihm bietenden Anblick. „Und wie!“ behauptet hingegen Russell. „Ihm wird die Hose zu eng.“ flüstert er seiner Frau zu. „Wo habe ich nur die Kamera?“ „Ach je… Du hast dich… bekrümelt, Danny DaNino…“ haucht die Frau und greift nach dem Stück Nusskuchen. Gerade rechtzeitig wehrt Clark Kent das ab und sein Gesicht glüht in einem Hochrot, weil seine Kollegin mit diesem Griff feststellen wird, der Gladiator hat Recht. Ihre Hand in seiner hyperventiliert Clark fast. „Lass nur… Ich… mache… es mir… gleich… selbst…“ keucht er abgehackt. „Uuh…“ Lois zeichnet die Konturen seines Mundes nach. „So einer bist du also. Ein… SELFMADEMAN!“ Ihre Zunge fährt über ihre blutrot gefärbten Lippen. „Oder du lässt es MICH machen. JETZT!“ „Agh…“ Und ihm kommen die Tränen, dem schmerzhaften Ziehen in seinen Lenden wegen. „Süße…“ wendet sich Russell an Monique. „Hol Eis. VIEL Eis! Sonst platzt Smallville-Boy der Schritt.“ Monique zwinkert ihm zu. „Und die Kamera.“ Kapitel 44: Am Ende bleibt... ----------------------------- Alfreds gefüllten Pfannkuchen in ausreichender Menge zugesprochen, geduscht und einen leichten Anzug am Leib geht Bruce schon zum x-ten Mal am Zimmer seines Ältesten vorbei und überlegt, WIE er ihm WAS sagen soll. WOMIT beginnen? Einer Eingebung folgend rast Bruce aus dem Manor und auf den Madison zu, reißt die Beifahrertür auf und springt förmlich auf den Sitz, öffnet das Handschuhfach und holt Super-Schlumpf aus seinem dunklen Verlies. „Na!“ meint Bruce, mit Blick auf den Evil-Schlumpf. „Du kommst auch mit.“ Er grinst. „Ein bisschen angeben.“ Auf der breiten Fensterbank seines alten Zimmers sitzend trinkt Dick den letzten Schluck Saft aus der Flasche. Das Glas bleibt unbenutzt. Bis eben hat der junge Mann seinen Ziehvater vor seinem Zimmer auf- und abgehen hören. Plötzlich ist Bruce losgestürmt. Ein neuer Fall? Ihm selbst ist es momentan egal. Alles tut weh und er hat sich an den Ravioli überfressen. Fast jedenfalls. Die Stirn an der Scheibe grübelt Dick vor sich hin. Er MUSS mit Bruce reden. aber… „Aber nicht jetzt!“ Von der Fensterbank gesprungen tauscht er den Jogginganzug in aller Eile gegen eine Jeans und einen Sweater, verzichtet auf Socken und steckt seine nackten Füße in leichte Slipper. Ein Spaziergang… Frische Luft… Sonnenschein… Dem Schlumpf-Engel den Garten zeigen… In seinem Zimmer ist Dick nicht mehr, wie Bruce mit einem Blick hinein feststellt. Etwa doch abgehauen? In die Garage gehastet bestätigt sich diese Annahme nicht. Der Falcon seines Mündels steht noch da. Von den anderen Autos oder Motorrädern fehlt ebenfalls keins. Alle Räume im Manor sind durchsucht. Bruce hat vergessen, wie groß das Anwesen ist und in wie viele Zimmer er gucken muss. Keine Spur von Dick. In der Bibliothek sitzt Tim und spielt am Computer. „Dick?“ fragt Bruce knapp. „Nö.“ meldet Tim nicht weniger knapp und widmet seine volle Aufmerksamkeit dem Bildschirm und damit einer Riesenspinne, die er hämisch lachend ins Jenseits befördert. „Das soll ein Endgegner sein? Pah!“ Bruce spart sich die Frage, was ein Endgegner sei und sucht weiter. Unterhalb des Manors? Im Batcave? Kein Dick. Alle Fahrzeuge da. Hm… Wo kann er sich versteckt haben? Vielleicht sollte er noch einmal OBEN alle Zimmer… Oder Alfred fragen! Im hinteren Teil des Gartens, den sein Ziehvater verwildern lässt – so wie es dessen Mutter schon tat – klettert Dick auf eine verwitterte Mauer und hangelt sich an der alten Eiche hoch, setzt sich auf einen der dicken Äste und rückt in eine bequeme Position. Ein kleines Nickerchen an der frischen Luft… Wie damals schon. Wie Alfred das nur macht? Der Hausherr von Wayne Manor ist des Öfteren geneigt, seinem Butler übersinnliche Fähigkeiten zuzuschreiben. Im wilden Teil des Gartens auf dem Mäuerchen stehend und an der Eiche hochblickend entdeckt Bruce sein Mündel in halbwegs bequemer Position ein Nickerchen halten. Nach wenigen Handgriffen sitzt er ebenfalls auf einem Ast, beobachtet den jungen Mann und brütet wieder darüber, WIE und WAS… Und die Sache mit dem WOMIT… „Du meckerst einfach und gut.“ meint Dick, öffnet die Augen und sieht direkt in die seines Ziehvaters. „Du fängst an mit: Was mir einfiele. Dann: Ich habe völlig übereilt und absolut unvorsichtig gehandelt. Du fragst mich, wozu ich eigentlich meinen Kopf gebrauche, wenn schon nicht zum Nachdenken. Schließlich willst du wissen, ob du mir nichts beigebracht hast. Oder ob ich nur nicht Willens bin, es mir zu merken. Und zu guter Letzt verlangst du meinerseits eine Rechtfertigung, lässt mich aber nicht zu Wort kommen.“ „Hm… Hm, hm…“ Bruce reibt sich das Kinn und räuspert sich. „Mache ich das immer so?“ „Immer.“ „IMMER?“ „Ja. IMMER!“ „Hm… Gut, dann…“ Der Mann holt tief Luft. „Was fällt dir ein? Du hast völlig übereilt und absolut… Fang!“ Der Ausruf erfolgt plötzlich, dennoch ist Bruce nicht überrascht, Dick schnappt, was er ihm entgegenschleudert. Von einem Ohr zum anderen grinsend mustert der junge Mann den Super-Schlumpf. „Boah! DEN hast du tatsächlich behalten? Für mich? Danke!“ Er wirft das Figürchen hoch und fängt es wieder. „Hätte eher angenommen, du kloppst ihn in die Abfalltonne. Oder vergräbst ihn in die ewige Verdammnis deines Handschuhfachs.“ „Hm.“ meint Bruce belustigt. „Ich hatte es vor.“ „Aus der Sandwichpackung, was?“ „Hm, hm. Den auch.“ Der Mann präsentiert voller Stolz seinen Evil-Schlumpf. „Der bleibt aber mir.“ kündigt er sofort an und kann nicht so schnell gucken, wie sein Mündel ihm das Figürchen aus der Hand genommen hat. „Nein. Meiner.“ hält Dick dagegen. „Hab doch schon das Pendant.“ Und zeigt seinen Schlumpf-Engel. „Oh nein!“ Bruce streckt ihm die Hand hin. „MEINEN Evil-Schlumpf, bitte sehr.“ In stoischer Ruhe lässt Dick die Figürchen nacheinander in den Hosentaschen verschwinden. „Damit kannst du gar nichts anfangen! Zum Schlümpfe sammeln…“ Frech zeigt er seinem Ziehvater die Zunge. „Bist du zu alt!“ „WAS?“ „Ach je. Auch das noch! Er wird taub…“ Lachend schwingt sich Dick vom Baum und landet auf der Gartenmauer, hüpft davon herunter und bummelt den Weg entlang zum Anwesen. Bruce gibt ihm einen kleinen Vorsprung, klettert lautlos von Eiche und Mauer und setzt zum Sprint an. „Keine Chance!“ ruft sein Ältester und flitzt davon. „Bin dein erster Schüler!“ „Und mein bester.“ flüstert Bruce und ist erstaunt, Dick nicht einholen zu können. Wieder der Clown. Wieder der Heißsporn. Es wird seine beste Rolle bleiben. Hat er mit Bruce gesprochen? Nicht so wie er wollte. Und sollte. Wieder nimmt er vor ihm Reißaus. Na ja… Diesmal zum Spaß. Die Kletteraktion. Die Rennerei. Der Verband saugt sich mit Blut voll, wie Dick bemerkt. Ein – von Bruce unsichtbarer Griff unter den Sweater. Die Gaze ist durchweicht. Seine Finger rot. Egal. Dick läuft. „Wo bleibst du denn?“ scherzt er und legt einen Zahn zu, setzt über die – von Alfred gehegten und gepflegten Buchsbäume und Rosenbeete und läuft. „Was denn?“ ruft er mit kurzen Blick über seine Schulter. Bruce holt ihn nicht ein. „Wirst du WIRKLICH alt?“ Er lacht. In diesem Augenblick fühlt er sich danach und lacht. Noch einen Sprung und er ist auf der Terrasse. Er wird die Arme hochreißen und tanzen und jubeln und auf Bruce zeigen und ihn auslachen und… Seine Kräfte verlassen ihn augenblicklich. Er spürt nicht mehr, wie er mit dem Sprung abhebt, fliegt und hart auf dem Steinboden aufschlägt. Den entsetzten Ausruf seines Ziehvaters hört er ebenso wenig. „Dick!“ Seinen Sohn erreicht dreht Bruce ihn behutsam auf den Rücken. Dick hat eine Platzwunde an der Stirn und aus der Nase rinnt Blut. Bagatellen… Kleinkram… Pipifax… Bruce schluckt. Die Terrasse ist rot, der Sweater durchgeblutet, der Verband kann die Blutung längst nicht mehr stoppen. Sofort tastet Bruce nach dem Puls – am Handgelenk, an der Halsschlagader. „ALFRED!“ brüllt er und beginnt mit der Herzmassage. Kapitel 45: Alles Käse! ----------------------- Clark Kent japst erschrocken mit der Landung eines eiskalten Beutels ‚PrincePrat Premium Erbsen extra fein‘ auf seinem Schritt. „Sorry…“ giggelt Monique. „Habe kein Eis mehr.“ Sie hebt eine Digitalkamera. „Und jetzt… Lächeln, bitte.“ „Höh?“ KNIPS „Perfekt!“ „Das veröffentlichen wir!“ Lois klatscht in die Hände. „Ich bin sicher, SO blöd haben Sie NOCH NIE geguckt.“ Grummelnd verweigert Clark dazu jegliche Aussage. „Ach je…“ Lois nimmt den Beutel von seinem Schoß und setzt sich kurzerhand auf seine Knie. „Jetzt sei ein lieber Danny DaNino und sag ‚Käse‘. Ja?“ Clark tut sein Bestes, die Nähe der Frau zu ignorieren, sendet Befehle an seine Lendenregion – sich jetzt NICHT zu rühren und tastet in Gedanken nach den tiefgekühlten Erbsen. „Käse.“ krächzt er. KNIPS „Nicht perfekt!“ klagt Monique. „Smallville-Boy. Also ehrlich!“ „Tja…“ meint Russell. „Er sieht gut aus. Laufen kann er auch endlich. Nur das Fotografiert werden müssen wir noch üben.“ „Bin es eben nicht gewohnt.“ mosert Clark. „Bin eben derjenige HINTER der Kamera und HINTER Story.“ „Und wenn wir doch mal die Brille abnehmen?“ Lois hat die Finger schon am Gestell. „NEIN!“ schimpft Clark und ist kurz davor auszuspringen. Allein seine Kollegin auf seinen Knien hält ihn davon ab. „MEINE Brille bleibt auf MEINER Nase!“ KNIPS „Yeah, Baby!“ Monique ist begeistert. „Bleib so. Böse steht Danny DaNino total gut. Zeig mir deine böse Seite, Smallville-Boy.“ „ICH HABE KEINE BÖSE SEITE!“ Finster schaut er in die Kamera. KNIPS „Oh ja! Weiter so!“ „Lass es raus…“ haucht Lois und umwedelt ihn mit der Federboa. „Danny. Du bist ein ganz, ganz böser Gangster.“ „BIN ICH NICHT!“ KNIPS „Die werden immer besser!“ urteilt Russell neben seiner Frau stehend und auf das Display der Kamera blickend. „Mach weiter, Lois. Ihr seht toll zusammen aus.“ Beleidigt dreht Clark den Kopf weg und reckt das Kinn. KNIPS „Super-sexy. Sogar im Profil.“ Monique strahlt regelrecht. „Smallville-Boy… Du hast Potential!“ „Grmpf!“ KNIPS „Genau das!“ Lois zwickt ihm in die Nase. „Hey… Noch eins, hm?“ „Pah!“ „Wir beide, hm? Na komm schon.“ Richtig auf seine Schoss sitzend lehnt sich die Frau zurück, dreht Clarks Gesicht in die Kamera und küsst ihm eine Wange. KNIPS. „Ihr seid ein wahrlich schönes Paar!“ Monique seufzt. „Hach ja…“ „Das REICHT!“ Lois unrühmlich wie unsanft von seinem Schoss verbannt erhebt sich Clark vom Stuhl. „Ich will meine alten Klamotten zurück!“ KNIPS „Oh, Schätzchen.“ wendet sich die dralle Ladenbesitzerin an die Reporterin und hält ihr das Display entgegen. „Sieh ihn dir an! Was für ein Mann!“ Die Arme vor der Brust verschränkt steht Clark da, grimmig das Gesicht verzogen und wirft der Kamera einen bitterbösen Blick zu. KNIPS „Das Bild will ich!“ meldet Lois an. „Scheiße nein! Was kannst du GEIL aussehen!“ „Mir fällt gerade auf…“ merkt Russell vergnügt an. „Er stemmt seine Fäuste nicht mehr in die Hüfte.“ „Alles Käse!“ brummt Clark. KNIPS Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)