Eine Frage des Ego von haki-pata (Kommt drauf an, wen man(n) fragt) ================================================================================ Kapitel 27: Versprochen ist versprochen --------------------------------------- Die kleine alte Dame ist wirklich hart im Nehmen. Die Frage nach Schmerzmittel verneint sie. „Ich habe mehr erlebt, als einen mickrigen Beinbruch!“ Sie wirft Bruce Wayne einen Luftkuss zu. „Bis später, mein Herzensbrecher.“ „Oh, Rose!“ lacht er und nickt. „Bis später!“ Der junge Mann sieht, wie sich sein Ziehvater lachend und nickend vom Krankenwagen entfernt und noch einmal ins Innere winkt. Der kleinen alten Dame geht es dann den Umständen entsprechend, er ist beruhigt. Verstohlen schlägt sich Dick durch das wenige Gestrüpp, versteckt sich hinter Werbetafeln und schleicht zwischen Passanten und an Einkaufswagen geduckt zu seinem Falcon. Bruce hat ihn nicht gesehen – nicht einmal bemerkt, was Dick Grayson einen kleinen Erfolg auf dem Wege des… Nun… Erwachsenwerdens wertet. Wieder in seinem Wagen beschäftigt ihn der Gedanke, ob er bleiben sollte. Oder doch einfach abfahren. Eine Konfrontation mit Bruce Wayne – oder Batman – ist unausweichlich. Niemand weiß das so gut, wie der junge Mann. Er weiß auch, je länger er diese Begegnung aufschiebt, desto schlimmer wird die Maßregelung. „Was meinst du?“ fragt er den Schlumpf-Engel und stupst das Figürchen an. „Bleiben? Oder fahren?“ Das Engelchen dreht sich und schaut aus der Windschutzscheibe. „Fahren.“ entscheidet auch Dick. Der Falcon steht noch auf dem Parkplatz. Bruce Wayne lenkt den Madison in sicherer Entfernung und außer Sichtweite in eine Parklücke. Den Wagen verlassen schlendert er möglichst unauffällig Richtung Fahrzeug seines Mündels. Im Stillen formuliert er eine ungezwungene Einladung zum Essen. Alfred ist sicher erbötig und bereitet für Dick dessen heißgeliebte Ravioli zu. „Achtung!“ kreischt eine Frau entsetzt und ein hochvoller – ein ÜBERvoller Einkaufswagen rollt auf Bruce zu. Mit Mühe und Not hält er das schwere Ding davon ab, ihn zu überfahren oder – weit anstrengender – umzukippen und seinen Inhalt auf die asphaltierte Fläche zu verteilen. Der Lohn für seine Mühe und Not besteht darin, den Falcon wegfahren zu sehen. Bruce flucht. Derbe. Einen seltenen Madison unbemerkt auf einen Parkplatz fahren. Ja klar. Ein MADISON. Und unbemerkt. Also ehrlich! Für den Bruchteil einer Sekunde überlegt der junge Mann zu bleiben, wirft einen Blick auf den Schlumpf-Engel und entscheidet sich dafür zu fahren. Der Schlumpf-Engel kann sich nicht irren! Der übervolle Einkaufswagen ist auch ein Wink mit dem Lattenzaun. Er dampft ab. Jetzt. Hehehe! Soll er winken? Nein. Ein Blick in den Rückspiegel. Bruce flucht. Derbe. Holla! Würde Alfred hören, was Dick jetzt von den Lippen liest… Es hat keinen Zweck. Bruce Wayne sieht es ein. Sein Sohn will nicht mit ihm reden, was ihn bekümmert. „Danke.“ lenkt ihn eine Frau – mittleren Alters – mit einem Kind auf dem Arm ab. „Sie haben mich gerettet. Eine ganze Meute hungriger Mäuler direkt dazu.“ „Ja. Gern geschehen.“ Bruce seufzt. „Ich bringe Ihnen das Ungetüm zum Auto.“ „Sie sind ein Engel, Mister!“ „Wohl nur für Fremde.“ flüstert der Mann und schiebt den Einkaufswagen zu einem großen Familien-Van, in dem die meisten Plätze von Kindersitzen besetzt sind. Familie… Warum ist das immer alles so kompliziert? Warum sind Gefühle so kompliziert? Für ihn. Und nicht für andere Leute. Die Frau schwatzt auf ihn ein. Fröhlich plappernd erzählt sie von ihren vier Kindern. Wie toll ihre beiden Töchter – Eineiige Zwillinge! – im Fußball-Verein sind. Und ihr Großer besucht das College und wird Medizin zu studieren und… „Unser Nachzügler.“ Sie küsst das Kind auf ihrem Arm. „Dan – also mein Mann – und ich haben gar nicht mehr daran geglaubt. Aber da ist er ja. Hm… Mein kleiner süßer Fratz… Dan Junior.“ Sie knuddelt mit den Kleinen, der seine Fingerchen in den Haaren seiner Mutter vergräbt und gibbelt und gluckst. Bruce lädt ihre Tüten in den Kofferraum und verfolgt das Schauspiel mit einem fremdartigen bohrenden Gefühl in seinem Inneren. Einen Augenblick braucht er, um dieses Gefühl zu analysieren. Überrascht hebt er die Augenbrauen. Was er da fühlt ist… Schuld… Schuld darüber, kein guter Vater zu sein. Dabei… Aber… Er will doch bloß… Er will sein Mündel – seinen SOHN doch bloß beschützen. Das hat er versprochen. Geschworen sogar. Am Grab von Dicks Eltern. Und Dick lässt ihn nicht. Er ist flügge geworden. Längst kein kleiner Vogel mehr, der sich im Schatten der Fledermaus zu versteckt braucht. Und weder Bruce Wayne noch Batman hat den blassesten Hauch einer Ahnung, wie ein Mann mit seinem erwachsenen Sohn umgehen soll. „Danke.“ Die Frau hat Dan Junior angeschnallt und klopft die Schulter des Mannes, der ihren Einkauf gerettet hat. „Sie sind wirklich ein Engel.“ „Gern geschehen.“ gibt er zurück und versucht ein Lächeln. Einigermaßen scheint es ihm zu gelingen. Die Frau sieht jedenfalls nicht erschrocken aus oder hält ihn für drogensüchtig, so wie die – Bruce grinst jetzt – Granate in Uniform. Nach einem kurzen Abschiedsgruß und einem weiteren Dank steigt die Frau ein und fährt ab. Bruce winkt kurz. Die Hände daraufhin in den Hosentaschen spaziert er davon. Ein anderes – ihm nicht unbekanntes – bohrendes Gefühl macht sich in seinem Inneren breit und erinnert Bruce daran, wie lange seine letzte Mahlzeit schon her ist. Im Madison hat er Geld und er steht vor einem Supermarkt. Kauft er sich gleich einen Snack. Was rundweg Ungesundes. Randvoll mit künstlichen Farbstoffen, Konservierungsmittel und Geschmacksverstärkern. Oh ja! All das! Natürlich heimlich und von seinem Butler ungesehen. Und danach? Danach hält er eben ANDERE Versprechen. Zuerst Rose Greenfield, der er fünfundzwanzig rote Rosen mitbringen wird. Das Autogramm nicht zu vergessen. Im Anschluss in die Maske und ab zu Stevie und den ‚Glitter Palace’, Gabriel Opriskos zwei linke Hände unter Beweis stellen. „Ist nicht leicht, weißt du? Batman als Vater… Ein Fehler und du bist… Na ja… raus, halt.“ Das milde Lächeln des Schlumpf-Engels scheint verständnisvoll. „Heute habe ich einen Fehler nach dem anderen gemacht. In seinen Augen.“ Ein Stupser an das Figürchen. „Was hätte ich denn tun sollen? Abwarten? Die Beamten waren kurz davor zu stürmen. Und die Scheißkerle hockten da drin, Großkaliber im Anschlag. Copkiller bis zum Abwinken. Eine Panzerfaust war auch dabei. Schutzsichere Westen? Dagegen? Ein Witz! Also rein. Auch ohne Rückendeckung.“ Sacht schwingt der Schlumpf-Engel hin und her. „Ein Toter ist besser als EIN DUTZEND Tote, oder? Oder nicht? Die hätten sie niedergemäht. Eiskalt. Allesamt. Einfach so.“ Dick hebt gleichmütig die Schultern. „Und tot bin ich ja doch nicht. Und die Kratzer… Das heilt wieder.“ Das Figürchen stupst er erneut. „Also? Wohin?“ Wenn er die Antwort des Schlumpf-Engel richtig deutet, dann immer der Nase nach. Ein kurzer Blick auf die Tankanzeige. Voll. Warum nicht? Immer der Nase nach. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)