Gedanken, Erinnerungen, Gespräche eines Zauberbrechers von Kyrethil (Oneshot(-Sammlung)) ================================================================================ Kapitel 4: Ein verlockendes Angebot ----------------------------------- „Bitte, Valrea, tretet doch ein.“ Varendil lächelte die Hausdame an. Sie hatte ihm einst angeboten, sie beim Vornamen zu nennen. Die Elfe nickte und betrat den Salon, sah sich verhalten um. „Setzt euch doch. Wünscht ihr etwas zu trinken?“ Sie blickte ihn an und sagte dann leise: „Ein.. Glas Wasser, das wäre sehr freundlich.“ Ela, die im Türrahmen stand, nickte ihr zu und ging davon, um das Gewünschte zu holen. Valrea setzte sich dann zögerlich auf den Diwan. Varendil nahm ihr gegenüber auf dem anderen Diwan Platz. „Nun, ihr fragt euch sicherlich, warum ich mit euch sprechen will.“ „Hat es etwas mit.. Ist etwas mit Lady Abendklang geschehen?“, fragte sie schnell. „Was?.. Oh nein, natürlich nicht. Verzeiht, ich hätte daran denken sollen, dass ihr so etwas vermutet. Nein, es geht mir um etwas anderes.“ Er rieb sich mit dem rechten Zeigefinger den rechten Nasenflügel und hielt einen Moment inne. Er wusste nicht genau, wie er sein Anliegen vorbringen konnte. „Ich wünsche, dass von diesem Gespräch kein Wort zu Madame Abendklang dringt, selbst wenn ihr das Angebot ablehnt. Ist dies möglich?“ Valrea verengte etwas die Augen. „Es ist nichts Unmoralisches.“, beeilte Varendil ihr zu versichern, wollte gerade weiterfahren mit Sprechen, als sich die Salontür wieder öffnete. Ela lächelte Valrea an: „Hier, euer Glas Wasser mit etwas frischer Zitrone.“, sagte sie und reichte Valrea das Glas. Diese nahm es dankend entgegen und trank einen Schluck, während Varendil abwartete, dass Ela wieder aus dem Salon ging. „Ich habe erfahren, dass ihr seit kurzem eine Anstellung bei der Familie Sonnenlied habt, zusätzlich zu eurem Dienst bei Madame Abendklang, ist das richtig?“ „Dem ist so, aber.. Mit Verlaub, warum kümmert euch so etwas?“, wagte Valrea sich nun etwas vor, und musterte Varendil. „Macht es euch Spass?“ Valrea zuckte mit den Schultern. „Ich weiss nicht, ob ich mit euch darüber reden sollte.“ Varendil seufzte und rieb sic h noch einmal den Nasenflügel. „Ich weiss, dass ihr diese Anstellung annehmen musstet, weil Madame Abendklang euch nicht mehr jeden Tag die Woche beschäftigen kann. Ich frage dies, weil ich erfahren möchte, ob ihr dies wider ändern wollt.“ Valrea blickte ihn nun das erste Mal direkt an, hatte sie doch vorher die ganze Zeit ihren Kopf gesenkt gehabt. Dann blickte sie wieder in ihr Glas, offensichtlich überlegend. „Wenn ich es könnte, würde ich es schon ändern. Ich mag ihren Sohn sehr gerne. Aber es geht ja nicht.“, sagte sie schliesslich und zuckte mit den Schultern. Varendil lächelte. „Das wollte ich hören. Ich habe euch einen Vorschlag zu machen, Valrea.“ „Einen Vorschlag? Wofür?“ „Für diese Situation. Ich denke, es gibt eine Lösung, dass ihr wieder nur bei Madame Abendklang in Diensten steht.“ „Aber sie kann mich nicht bezahlen“, wagte Valrea sich nun erneut vor. Varendil nickte. „Nein, kann sie nicht, auch wenn sie alles tut, um es sich nicht anmerken zu lassen. Deswegen..“ Er hielt kurz inne. „Deswegen werde ich euch bezahlen.“ „Ihr? Aber.. Wie?“ Valrea blickte ihn verständnislos an. „Ihr steht von nun an für die restlichen Tage der Woche in meinem Dienst, werdet diesen Dienst aber bei Madame Abendklang verrichten.“ Valrea trank einen Schluck Wasser auf diese Ankündigung hin. „Sofern ihr dies wirklich in Betracht zieht, natürlich. Sollte euch der Dienst bei Familie Sonnenlied besser gefallen, dann ist mein Angebot natürlich hinfällig.“ „Nein,nein“, sagte Valrea schnell. „Ich würde liebend gern.. ich bin nur etwas überrascht.. ich..“ „Ich bezahle euch eine Goldmünze pro Woche, in der ihr bei ihr Dienst tut. Dafür erwarte ich Verschwiegenheit.“ Valrea starrte ihn nun regelrecht an, setzte an etwas zu sagen, doch dann hielt sie inne. Varendil schmunzelte. Das Angebot war zu gut, um es nicht anzunehmen, und er wusste es. Nicht, dass es für ihn ein Problem gewesen wäre, sie zu bezahlen. Er tat es gerne. „Also.. Nehmt ihr das Angebot an?“ Valrea nickte. „Aber natürlich, edler Herr Leyklinge. Das ist.. sehr grosszügig.“ Schnell trank sie noch einen Schluck Wasser. „Gute Arbeit wird belohnt. Und ihr habt so einen Anreiz, die beste Arbeit überhaupt zu leisten.“ „Aber..“ sie zögerte plötzlich, „was soll ich ihr erzählen, wenn ich nicht von euch erzählen darf?“ Varendil tippte mit dem Zeigefinger auf das Kinn. „Sagt einfach, ihr hättet eine Erbschaft gemacht. Eure Grosstante sei gestorben. Und da ihr nun keinerlei Geldprobleme mehr hättet, würdet ihr liebend gern den Dienst nur noch bei ihr verrichten.“ Valrea nickte langsam. „Das klingt.. ja, das kann ich sagen.“ „Ich verlasse mich auf euch. Sie darf euch nichts anmerken.“ Erneut ein Nicken. „Gut“, sagte Varendil und stand auf. Er griff nach einem kleinen Säckchen, welches er vorsorglich auf den Tisch gelegt hatte. „Eine Goldmünze pro Woche, dies macht vier Goldmünzen in einem Mond. Hier sind 48 Goldmünzen, dies ist eine Vorauszahlung für das ganze nächste Jahr und zwei Gold zusätzlich dafür, dass ihr euch so schnell entschlossen habt.“ Er trat zu ihr und hielt ihr das Säckchen hin. Valrea starrte ihn ungläubig an, dann griff sie nach dem Säckchen, öffnete es und blickte hinein, so als ob sie nicht glauben konnte, dass er das Angebot wirklich ernst gemeint hatte. „Das macht es euch vielleicht etwas leichter, von einer Erbschaft zu sprechen“, schmunzelte Varendil. „Äh.. ja.. sicherlich.. oh, edler Herr.. Vielen Dank. Das ist.. ihr seid sehr freundlich zu mir.. und zu Lady Abendklang. Sehr freundlich.“ Schnell schloss sie das Säckchen mit der Kordel und verstaute es in ihrer Tasche. Varendil nickte nur. „Ich habe ein Interesse daran, dass meine Kämpfer ihren Dienst gut verrichten können.“ Valrea blickte ihn an. „Verstehe“, sagte sie langsam. „Nun, dann.. werde ich ihr dies nun ausrichten. Also.. dass ich nur noch für sie arbeite.“ „Ja, tut dies. Ich geleite euch noch zur Tür.“ Als Valrea das Anwesen verlassen hatte, setzte sich Varendil zurück in den Salon. Nur wenige Moment espäter kam Ela zu ihm und blickte ihn an. „Soso.. Ein guter Zweck..“ „Ela! Hast du etwa gelauscht?“ „Ich? Niemals“, sie schmunzelte. Varendil seufzte. „Frag bitte nicht nach. Ich muss jetzt noch was anderes erledigen.“ „Ich schweige wie ein Grab.. Für heute. Vorläufig.“ „Wie gnädig“, murmelte Varendil, als sie den Salon wieder verliess. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)