Das Wesentliche von Emmett-the-Cullen (Rose und Scorpius) ================================================================================ Kapitel 1: Das Wesentliche -------------------------- Mit wehendem Umhang schritt sie durch die leeren Gänge des Ministeriums. Was um diese Uhrzeit auch kein Wunder war, denn wer arbeitet schon gern bis spät in die Nacht? Höchstwahrscheinlich nur jemand, der kein Privatleben hatte oder haben wollte. Es war nicht das erste Mal, dass sie diesen Weg ging und nicht zum ersten Mal wünschte sie sich weit weg. Warum um alles in der Welt war dieser Mensch nur so verbohrt? Konnte er keinen anderen Bearbeiter anfordern? Jemanden, der nicht Herzrasen bekam, wenn er seinen Gegenüber ansah und ansprach? Und dann auch noch an so einem Tag wie heute? Ihre Nerven lagen blank, denn die Drachen, mit denen sie im Moment arbeitete, waren biestiger als sonst. Nicht nur, dass sie bereits den ganzen rechten Arm verbunden hatte, weil sich vor zwei Tagen ein Drache durch den Schutzpanzer gebissen hatte und dann seine scharfen und spitzen Zähne in ihr Fleisch versenkt hatte, nein, heute hatte ihr ein Drache den Rücken gegrillt, der jetzt mit großen, schmerzhaften Brandblasen übersät war. Selbst im Krankenhaus hatten sie da nicht mehr viel machen können außer den Schmerz nehmen und den Rücken etwas kühlen. Die Verbrennung war einfach zu tief. Jetzt war eine dicke Schicht Salbe darüber und sie hatte Schmerzmittel bekommen, die sie regelmäßig schlucken sollte. Und nun nervte sie auch noch Malfoy, der fünf neue Drachen für Gringotts brauchte. Ausgerechnet heute! Mit einem Seufzen stoppte sie vor der großen und schweren Tür, die mit der Aufschrift Scorpius Malfoy versehen war. Müde und nicht sehr motiviert hob sie den Arm und klopfte. Das tiefe “Ja, Bitte?” von drinnen war ihr Signal zum Eintreten und müde öffnete sie die Tür. Scorpius, der vor seinem Schreibtisch saß, hatte aufgesehen, als es geklopft hatte. Als er nun Rose ins Zimmer schlüpfen sah, huschte kurz ein Lächeln über seine Lippen. Egal, zu welcher Zeit er sie hierher bestellte, sie kam nie unpünktlich. Der Job war ihr wirklich wichtig. “Scorpius.”, begrüßte sie ihn mit einem kurzen Nicken und setzte sich auf den Stuhl ihm gegenüber. Müde, wie sie war, wollte sie sich anlehnen, doch sobald ihr Rücken die Stuhllehne berührte, zuckte sie vor Schmerz zusammen und ein Stöhnen entfuhr ihr. Allem Anschein nach ließ nun der Zaubertrank gegen die Schmerzen nach. Na toll, das konnte ja eine entspannte Nacht werden, schoss es Rose durch den Kopf und sie schloss kurz die Augen, um sich wieder zu fangen. Scorpius, dem das nicht entgangen war, sah sie mit hochgezogener Augenbraue an. Rose war nicht zimperlich. Ganz im Gegenteil, wenn jemand hart im Nehmen war, dann sie. Doch irgendwas schien heute nicht zu stimmen. Jetzt, wo er sie genauer ansah, fiel ihm auf, dass sie müde und abgekämpft aussah. Ihre sonst immer ordentlichen zusammengebundenen Haare hingen wirr herunter und auch ihre sonst immer saubere Kleidung war heute zerknittert und schmutzig. Und dann fiel ihm der dicke Verband um ihren Arm, der vorhin noch unter ihrem Umhang versteckt gewesen war, jetzt ins Auge. “Rose, wir könne das auch verschieben.”, murmelte er und seine Augen glitten immer noch über ihren Körper. Sie sah wirklich ganz und gar nicht gut aus. In dem Moment öffnete Rose ihre Augen und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. “Warum sollten wir? Lass es uns einfach schnell erledigen und dann kann ich nach Hause ins Bett.” Das, was sie jetzt am wenigsten gebrauchen konnte, was ein Scorpius Malfoy, der einen Termin verschob, weil es ihr nicht gut ging. “Rose, du siehst echt nicht gut aus.” Ein kleines Schnauben entfuhr Rose. “Danke für das Kompliment. Das möchte wirkliche jede Frau hören!” Scorpius konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. “Gut, dann lass uns das jetzt ausarbeiten und dann für heute die Arbeit beenden.” Rose nickte und beugte sich über die Papiere, die Scorpius ihr hinhielt. Es hatte länger gedauert, als sie gedacht hatte und so schlurfte sie nach zwei Stunden völlig übermüdet und schon halb schlafend neben Scorpius zum Fahrstuhl. “Was ist eigentlich mit deinem Arm passiert?”, fragte er und sah sie von der Seite an. “Drachenbiss, da hat auch der Schutzpanzer nichts mehr geholfen.” Rose rieb sich die Augen und hatte Mühe, geradeaus zu laufen. “War das einer der Drachen, die jetzt nach Gringotts kommen?”, wollte er wissen, doch Rose schüttelte den Kopf. “Nein, solche Tiere würden wir niemals in öffentliche Gebäude vergeben. Das ist viel zu gefährlich. Sowohl für das Tier als auch für alle anderen, die in dem Haus arbeiten. Es sei denn, du willst, dass Gringotts neue Mitarbeiter nach einem richtigen Massaker bekommt.” Scorpius lächelte leicht und schüttelte dann den Kopf. “Nein, eigentlich nicht, ich bin ganz zufrieden, wie es gerade so läuft.” Rose nickte nur und nahm glücklich wahr, dass sie den Fahrstuhl erreicht hatten. Scorpius drückte auf den Knopf und augenblicklich öffnete sich die Tür. Nachdem beide eingetreten waren und der junge Malfoy den Knopf nach ganz oben gedrückt hatte, lehnte sich Rose an die Fahrstuhlwand und schloss kurz die Augen. Etwas angenehm Kühles strich über ihren Rücken, während der Rest des Körpers von einer angenehmen Wärme umfangen wurde. Nur schwerfällig konnte sie die Augen öffnen und nahm das helle Licht um sie wahr. Mühsam richtete sie sich auf und bemerkte auf einmal, dass ihr Oberkörper nackt war. Erschrocken entfuhr ihr ein Schrei und schnell presste sie sich das seidene Kopfkissen, auf den ihr Gesicht gerade noch gelegen hatte, vor die Brust. Ihr Kopf schoss herum und zu ihrem Schrecken saß da eine Frau mit einem Lappen in der Hand. Irgendwie kam ihr die Frau bekannt vor, aber Rose wusste nicht so recht, woher. Angestrengt durchforstete sie ihr Hirn, doch es wollte ihr einfach nicht einfallen. Die Frau ihr gegenüber legte lächelnd den Lappen aus der Hand und sagte: “Guten Morgen. Ich hoffe, Sie haben gut geschlafen und die Schmerzmittel haben geholfen.” Schmerzmittel? Wovon redete die Frau? Besagte Frau schien zu merken, dass Rose gerade überfordert war mit der Situation und nicht wusste, was los war. Mit einem freundlichen Lächeln erklärte sie:” Als Sie gestern auf dem Heimweg waren, sind Sie im Fahrstuhl eingeschlafen. Dabei sind Sie nach vorn gefallen. Als mein Sohn Sie auffing, sind Ihnen Ihre Medikamente aus dem Umhang gefallen und Scorpius hat daraus geschlossen, dass Sie irgendwo Brandwunden haben. Da er aber nicht in Ihre Privatsphäre eingreifen wollte, hat er Sie zu mir gebracht, damit ich mich soweit wie möglich um Sie kümmere. Und wirklich, Miss Weasley, Sie hätten sich gleich eine Krankschreibung geben lassen sollen. Als Scorpius erfuhr, dass Sie heute eigentlich wieder arbeiten wollten, war er ziemlich wütend. Jedenfalls hat er einen Heiler herkommen lassen und nun sind Sie für den nächsten Monat krankgeschrieben. Und das nächste Mal lassen Sie sich bitte gleich einen Krankenschein geben. Wenn die Wunden keine Zeit zum Heilen haben, werden Sie starke Narben auf dem Rücken haben.” Das Lächeln war jetzt einem besorgten Blick gewichen und Rose hätte sich in den Hintern beißen können! Klar! Scorpius’ Mutter! Das hätte sie eigentlich gleich merken müssen. Und nun war sie wo? Bei Scorp’s Eltern? Na toll. Wenn es einen Ort gab, an den sie niemals gehen wollte, dann war es Malfoy Manor gewesen. Und nun war sie hier. In einem der Betten dieses Hauses. Ergeben nickte Rose. Was sollte sie auch sonst tun? Gegen solche besorgten Blicke war sie einfach machtlos. So hatten ihre Eltern sie auch immer wieder in die Knie gezwungen. Das war einer der Gründe, warum sie nach der Schule so schnell wie möglich von zu Hause ausgezogen war. “Gut. Wie geht es Ihrem Rücken?”, fragte Mrs. Malfoy und lächelte nun wieder. Vorsichtig dehnte sich Rose ein wenig und nickte dann. “Besser als gestern, aber es zwiebelt nach wie vor ziemlich doll.” “Ja, bei der Verbrennung glaub ich das gern.” Die brünette Frau griff neben sich und reichte Rose ihren Trank und ihre Tabletten. “Danke.”, murmelte Rose und griff nach den Medikamenten. “Dann lass ich Sie jetzt allein. Wenn Sie wollen, bringt sie unser Hauself dann nach unten, wo Sie frühstücken können. Rose nickte und schaute Scorpius’ Mutter hinterher, wie sie aus dem Zimmer ging. Kaum, dass die Tür zu war, ließ sich Rose mit einem Stöhnen wieder in die Kissen sinken. Wie hatte das nur passieren können? Sie in Malfoys Haus? Und dann auch noch ein besorgter und rücksichtsvoller Slytherin? Nun tat ihr nicht nur der Rücken weh, sondern auch der Kopf. “Ist sie munter?” Draco, der den Tagespropheten vor sich aufgeschlagen liegen hatte, sah auf, als seine Frau ins Esszimmer trat. Auch Scorpius hatte seine Kaffeetasse auf den Tisch zurückgestellt. Seine eisblauen Augen ruhten auf dem Gesicht seiner Mutter. “Ja, sie ist munter. Aber ich mache mir große Sorgen. Ihr Rücken sieht ziemlich schlimm aus. Ich habe noch nie so eine starke Blasenbildung gesehen.” “Sie ist so verdammt unvorsichtig!”, fluchte Scorpius leise und biss sich auf die Unterlippe. Draco verdrehte nur die Augen und sagte: “Sie ist eine Weasley. Die wussten noch nie, was gut für sie war.” “Dad!” Genervt verdrehte Scorpius seine Augen. Draco sah seinen Sohn kurz finster an und wandte sich dann wieder dem Tagespropheten zu. Rose kam nicht zum Essen. Ihr Rücken tat ihr zu sehr weh und da sie sowieso krankgeschrieben war, hatte sie nicht das Bedürfnis, sich irgendwelche Klamotten anzuziehen, die ihren Rücken berührten. Stattdessen hatte sie die Bettdecke bis zur Hüfte zurückgeschlagen und lag mit geschlossenen Augen in dem riesigen Bett. Ein Seufzer entfuhr ihr. Im Moment war die Position angenehm, aber sie konnte ja schlecht die nächsten Tage und Wochen so hier liegen bleiben. Aber vor allem konnte sie sich schlecht von den Malfoys pflegen lassen. Wieder stieß sie einen Seufzer aus. Was hatte sie nur verbrochen, um in so eine Situation zu kommen? Doch sie kam nicht dazu, weiter über diese Frage nachzudenken, denn in dem Moment klopfte es an der Tür und sie hörte von draußen, wie Scorpius fragte: “Darf ich reinkommen?” Einen kurzen Moment zögerte sie, aber dann meinte sie ergeben: “Ja, komm ruhig rein.” Was hätte sie auch machen sollen? Es war ja immerhin sein Zuhause und nur dank ihm ging es ihr im Moment verhältnismäßig gut. Die Tür ging auf und der blonde Kopf schaute ins Zimmer herein. “Ich habe dir etwas zu essen mitgebracht.” Dann drückte er die Tür mit der Schulter auf und trug das Tablett ins Zimmer. Nachdem er es auf den Nachttisch gestellt hatte, setzte er sich zu ihr auf die Bettkante und schaute sich nun zum ersten mal ihren kaputten Rücken an. Es lief ihm eiskalt über den Rücken. Er hatte ja schon schlimmes befürchtet, nachdem der Arzt seine Diagnose gegeben hatte, doch was er jetzt sah, stellte das alles in den Schatten. Wie sie hier so ruhig liegen konnte und keine Miene verzog, war ihm ein Rätsel. “Rose, wie konnte das passieren? Ihr tragt doch während der Arbeit spezielle Schutzkleidung!” Er hoffte, dass sie nicht merkte, wie sehr seine Stimme zitterte. Doch Rose schien es nicht zu bemerken, denn sie zuckte vorsichtig mit den Schultern und meinte: “Unsere Neulinge wollten sich an einem Hornschwanz probieren. Und zwar an einem, der gerade ein Junges bekommen hat. In der Zeit sind sie besonders schnell reizbar. Und glaub mir, wenn die so schon Biester sind, dann nun erst recht.” “Und warum hast du dann diese Verletzungen?” Auch wenn die Neuen unvorsichtig waren, sie würden ja wohl kaum einen ihren Kollegen solch einer Gefahr aussetzen. “Sagen wir mal so, es gibt Menschen, die denken, dass sie geboren wurden, um mit Drachen zu arbeiten, obwohl sie einen Hornschwanz kaum von einer Schildkröte unterscheiden können.” Wieder zuckte sie leicht mit den Schultern und verdrehte die Augen. Scorpius sah deutlich, was sie meinte und konnte nur den Kopf schütteln. “Das heißt also, dass du dich vor diesen Troll gestellt hast und deshalb gegrillt wurdest?” “Ja, so in etwa. Ich kann schlecht zulassen, dass einem meiner Schützlinge etwas passiert!”, versuchte sie sich zu rechtfertigen. Scorpius schüttelte nur den Kopf. Was sollte er dazu noch sagen? Zumal eine Diskussion mit ihr völlig sinnlos gewesen wäre, da ihr Rücken schon verletzt war. Deshalb griff er nach dem Teller, der auf dem Tablett stand und hielt ihn ihr hin. Rose sah vom Teller zu ihm und zog dann fragend eine Augenbraue nach oben. Scorpius, der wusste, was ihr durch den Kopf ging, verdrehte nur die Augen und sagte: “Komm schon, das ist nicht dein Ernst. Du wärst nicht die erste Frau, die ich nackt gesehen habe.” Rose schnaubte und konnte sich ein “Das glaub ich gern!” nicht verkneifen. Doch statt auf ihr Kommentar einzugehen, grinste er nur und hielt ihr weiterhin den Teller hin. Als Hermine die Nachricht las, hätte sie vor Schreck fast aufgeschrien. Stattdessen griff sie nach ihrem Umhang und stürzte zum Kamin. “Malfoy Manor!”, rief sie und schmiss das Flohpulver in den Kamin. Augenblicklich wurde sie von den Flammen verschluckt und wenige Augenblicke später trat sie in den Salon der Malfoys. Sofort erschien ein Hauself, verbeugte sich vor ihr und fragte nach ihrem Anliegen. “Ich will sofort zu meiner Tochter.”, sagte sie aufgebracht. Der Elf nickte, verbeugte sich noch einmal und war mit einem “plopp” verschwunden. Wenige Augenblicke Später hörte Hermine, wie sich Schritte näherten und im nächsten Moment bog Astoria um die Ecke. “Hermine, schön, Sie zu sehen. Wie geht es Ihnen?” Auch wenn Hermine Höflichkeit schätzte, im Moment wollte sie lediglich zu Rose. “Das sage ich Ihnen, nachdem ich meine Tochter gesehen habe.” Der beunruhigte Blick von Hermine ließ Astoria schnell nicken und mit einer Handbewegung bat sie die ehemalige Gryffindor, ihr zu folgen. “Ich weiß, dass Sie Rose mitnehmen wollen, aber ich denke, es ist das Beste, wenn sie noch ein paar tage hier bleibt und sich nicht bewegt. Desto besser werden die Wunden verheilen und wenn sie Glück hat, bleiben keine Narben zurück. Selbstverständlich werde ich Ihnen ein Zimmer herrichten, in dem Sie in Zeit wohnen können.” Doch Hermine winkte ab. “Keine Sorge, ich werde nicht hier bleiben. Und Rose auch nicht. Wir wollen Ihnen keine Umstände machen.” Astoria lächelte nur und meinte: “Sie machen keine Umstände. Und Ihre Tochter ist eine sehr höfliche junge Frau. Ich freue mich, wenn ich so nette und aufgeschlossene Menschen um mich habe.” Hermine wollte etwas erwidern, doch Astoria stoppte und klopfte leise gegen die Tür. Von drinnen kam ein tiefes “Ja” und Astoria öffnete die Tür. In dem Moment, wo sie die Tür aufschwang, ertönte ein lautes, schmerzerfülltes “AU! BIST DU WAHNSINNIG?” “Dann halt still! Der Heiler hat gesagt, du sollst dich nicht bewegen, aber dein Rücken muss regelmäßig mit der Tinktur eingerieben werden.” “Das weiß ich, aber deshalb musst du nicht so grob sein!” Scorpius hatte sich über Rose gebeugt und betupfte vorsichtig ihren Rücken. Als er seine und Roses Mutter ins Zimmer treten sah, richtete er sich ein wenig auf und stöhnte nur ins Kissen. Ihre Mutter war immer so überbesorgt und jetzt würde sie ihrer Tochter mit Sicherheit wieder einen Vortrag darüber halten, wie gefährlich ihr Job war und dass sie doch endlich über eine andere Arbeit nachdenken sollte. Mit wenigen Schritten war Hermine beim Bett und schob Scorpius zur Seite. Erschrocken weiteten sich ihre Augen, als sie den glänzend roten, mit großen Blasen übersäten Rücken sah. “Rose!”, keuchte sie entsetzt und ließ sich neben ihr auf die Bettkante sinken. “Rose!”, meinte sie noch einmal. “Wie konnte das nur passieren?” Rose verdrehte leicht die Augen und warf Scorpius einen strafenden Blick zu. Warum nur hatte er ihrer Mutter Bescheid geben müssen? Sie wohnte nicht ohne guten Grund alleine! Scorpius fing ihren Blick auf und zog fragend eine Augenbraue nach oben. Was sollte dieser finstere Blick? Es war doch nur ihre Mutter und nicht ihr Vater, der sie mit Sicherheit schon längst aus dem Bett und dem Haus gezerrt hätte - ungeachtet ihrer Verletzungen. “Ich bin zu nahe an einen Hornschwanz rangegangen. Mach dir keine Sorgen. Ist ja nicht die erste Verbrennung.”, versuchte Rose ihre Mutter zu beruhigen. “Ja, das weiß ich und das ist schlimm! Und das da? An deinem Arm? Was ist das?” Natürlich entging Hermine der dicke Verband nicht, der zum Großteil unter dem Kopfkissen lag, unter dem Rose ihn zu verstecken versucht hatte. Rose seufzte und zuckte dann leicht mit den Schultern. “Wie ich schon sagte: der Hornschwanz.” Hermine schüttelte den Kopf und realisierte erst dann, dass ihre Tochter oberkörperfrei war und Scorpius vorhin direkt über ihr gewesen war. Mit einem seltsamen Blick sah sie ihn an und bemerkte dann den Trank und den Tupfer in seinen Händen. Als nächstes realisierte sie, dass der Rücken von Rose bereits mit einer leicht bläulichen Substanz bedeckt war. Schnell stand sie auf und bedeutete Scorpius, weiter zu machen. Ein wenig überrascht trat er wieder ans Bett und feuchtete den Tupfer erneut an. Dann beugte er sich wieder über die junge Frau unter ihm und versorgte so vorsichtig wie möglich die noch unbedeckten Wunden. Jedes Mal, wenn Rose zusammenzuckte, hörte er sofort auf und blies sachte über die entsprechende Stelle. “So, fertig. Hier. Das musst du noch trinken. Ist gegen die Verbrennungen in den tieferen Hautschichten. Und gegen die Schmerzen.” Er hatte vom Nachttisch noch eine kleine Phiole genommen, in der eine grünliche Flüssigkeit schimmerte und hielt sie Rose hin. Seufzend griff sie danach und sah Scorpius dann auffordernd an. Mit einem Augenverdrehen drehte er sich um und schnell richtete sich Rose auf, um die Flüssigkeit zu trinken. Als Scorpius hörte, dass sie wieder ins Kissen gesunken war, wandte er sich erneut zu ihr um. Schnell hockte er sich hin, strich ihr eine Strähne aus dem Gesicht und sagte: “Ich muss erst mal ins Ministerium. Aber zum Mittag bin ich wieder da. Dann werde ich dir auch gleich die neuen Tränke mitbringen, die hier sind ja alle schon leer.” und ohne auf eine Antwort zu warten, stand er auf und ging - mit einem kurzen Nicken in Richtung der Mütter - aus dem Zimmer. Astoria folgte ihm und schloss leise die Tür hinter sich. Als sie ins Schloss fiel, machte Rose die Augen zu. Sie spürte, wie der Trank wirkte und ihre Augenlieder schwer wurden. Dann würde sie eben später über das äußerst seltsame Verhalten von Scorpius später nachdenken. Und jett, wo sie noch zusätzlich die kühlende und schmerzlindernde Wirkung der Tinktur auf ihrem Rücken spürte, konnte sie erst recht nicht mehr die Augen offen halten. Völlig entspannt schlief sie ein. Noch bevor Hermine auch nur ein Wort hate sagen können, war ihre Tochter ins Reich der Träume geglitten. Mit energischen Schritten eilte Scorpius durchs Ministerium und stieg in den Kamin. Wenige Augenblicke später stand er im Büro von Roses Chef, der überrascht aussah, als er erkannte, we da vor ihm stand. “Scorpius!”, grüßte er. “Rose ist nicht da. Sie ist krank.” natürlich kannte er den besten Freund seines Neffen und er wusste auch, dass Scorpius nur vorbei kam, wenn er etwas über oder wegen Rose besprechen wollte. “Mr. Weasley.”, grüßte Scorpius mit einem Kopfnicken zurück und setzte sich dann auf den Stuhl, den Charlie ihm anbot. “Ich weiß, dass Rose krank ist.” “Was führt dich dann zu mir?”, fragte Charlie verwirrt. “Wie Sie bereits sagten, Rose ist verletzt.” Charlie wusste, dass Scorpius eine Schwäche für seine Lieblingsnichte hatte. Wahrscheinlich die einzige Schwäche überhaupt, die dieser junge Mann hatte. Auch wenn das nur wenige Leute wussten - er, Charlie- hatte es bemerkt. Die Blicke, mit der Scorpius Rose ansah oder die Bitte, Rose alle Verbindungsarbeiten zwischen seinem und diesem Büro erledigen zu lassen, hatten es noch deutlicher gemacht. “Und was willst du mir jetzt sagen? Verletzungen sind in diesem Beruf nicht gerade selten, wie du weißt.” Auch er selbst hatte die ein oder andere Narbe von den Drachen bezogen. Scorpius nickte. “JA, das weiß ich. Aber Sie haben Rose nicht gesehen, ihr ganzer Rücken ist übersät mir Brandblasen. Und ich weiß, wie es zu dieser Verletzung gekommen ist.” Charlie zog die Stirn kraus und nickte. “Gut. Und?” “Ich will, dass der Volltroll von einem Zauberer sofort von dieser Ausbildung entfernt wird. Er ist eine Gefahr für sich selbst und seine Kollegen!” Obwohl Scorpius nach außen hin ruhig wirkte und für das Wohl aller bat, spürte Charlie deutlich, dass es unter der Oberfläche heftig brodelte und dass es ihm im Grunde nur um Rose ging. “Scorpius, dann kann ich nicht machen, ich..” “Doch, das können Sie!”, unterbrach er Charlie und sah ihn entschlossen und mit Nachdruck an. Charlie seufzte. Natürlich wusste und verstand er, warum Scorpius das von ihm verlangte. Doch Rose hatte von Vornherein gewusst, dass es zu solchen Verletzungen kommen konnte und sie würde sicher nicht wollen, dass es wegen ihr Ärger gab und dass einer der Lehrlinge seinen Platz verlor. Als er versuchte, das Scorpius zu erklären, sprang dieser wütend auf, die blauen Augen blitzten vor Zorn und er donnerte mit den Händen auf den Tisch. “Verflucht noch mal! Bei Merlins stinkender Socke! Rose liegt halb gegrillt bei mir im Manor und da soll ich nichts machen, sondern einfach nur zusehen und ihr viel Glück fürs nächste Mal wünschen? Kommt nicht in Frage!” Er drehte sich herum und ging zur Tür. “ich werde mich wohl an eine höhere Stelle wenden müssen.” Als seine Hand die Klinke berührten, meinte Charlie resigniert: “Scorpius, setz dich!” “Wozu?” “Setz dich.”, forderte er noch einmal. Tief durchatmend ließ sich Scorpius wieder auf den Stuhl sinken und sah dann herausfordernd seinen Gegenüber an. “Scorpius, vielleicht sagt dir der Spruch Wo man nehmen will, muss man geben.[/i[ etwas.” Fragend und nicht ganz verstehend zog Scorpius eine Augenbraue nach oben. “Was wollen Sie mir damit sagen?” Jetzt glitt ein Lächeln über das Gesicht von Charlie. “Pass auf. Ich weiß, warum du willst, dass ich deinen Wunsch erfülle, aber ich kann nicht einfach so einen Jungen rausschmeißen, nur weil jemand verletzt ist. Alle haben unterschrieben, dass sie das in Kauf nehmen.” Scorpius holte Luft, um etwas zu erwidern, aber Charlie hob die Hand. “Es gibt nur einen Weg, jemanden aus dem Vertrag zu lösen.” Jetzt war Scorpius ruhig und sah gespannt Charlie an, der erklärte: “Jeder muss gewisse Prüfungen ablegen. Diese Prüfungen werden durch einen Prüfungsausschuss abgenommen. Und wenn der Ausschuss der Meinung ist, dass die Prüfungen nicht bestanden sind, muss leider der Berufszweig überdacht werden.” Scorpius verstand durchaus, was Charlie ihm damit sagen wollte, aber so richtig wusste er noch nicht, was er nun tun sollte. Schließlich wurde der Ausschuss jedes Jahr neu gebildet und sein Büro war für die Auswahl der … Genau! SEIN Büro war für die Auswahl der Prüfer zuständig! Und wenn er genau die Leute auswählte, die Rose gern unverletzt sahen, dann war alles in Ordnung! Erleichtert atmete er ein wenig auf und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. “Gut, dann werde ich mich darum kümmern.”, meinte er mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. “Gut, aber dafür habe ich einen Wunsch. Oder besser gesagt eine Bedingung.“ “Eine Bedingung?“ Argwöhnisch hob Scorpius eine Augenbraue. “Ja, eine Bedingung. Wenn du das wirklich machen willst, dann sag es Rose. Nicht nur das mit der Prüfung sondern auch das, was du für sie empfindest.“ Scorpius erstarrte. “Was ich für sie empfinde?“, keuchte er. “Wie ist das gemeint?“ Charlie sah ihn nur kurz an und Scorpius wusste, dass Charlie ihn durchschaut hatte und genau sah, was in seinem Inneren vor sich ging. Scorpius räusperte sich und erhob sich mit einem unbehaglichen Gefühl. “Ich muss los, Rose braucht ihre Tränke.“ Schnell nickte er zum Abschied und war aus dem Zimmer. Eigentlich war Scorpius ein Mann, der wusste, was er wollte. Er wollte Rose. Das war die eine Sache. Die andere Sache war, dass er keinen Korb wollte. Dieses Mädchen war so undurchschaubar, dass er einfach nicht sagen konnte, ob sie auch nur das Geringste für ihn empfand. Bereits in der Schule hatte versucht, sie zu durchschauen und auch Albus hatte sein Glück versucht, doch Rose hatte nie etwas ihrer Gefühlswelt preisgegeben. Nicht einmal hatte sie eine Andeutung gemacht, ob sie ihn mochte oder nicht. Und da sollte er nun zu ihr gehen und ihr sagen, dass er sie liebte? Seit Jahren? Das resignierende Kopfschütteln zeugte deutlich, wie sehr er zweifelte. Und doch wollte er sie um jeden Preis beschützen. Koste es, was es wolle. Leise öffnete er die Zimmertür und trat ein. Ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als er die schlafende junge Frau sah. Seine Mutter hatte ihm gesagt, dass Rose erst einmal hier bleiben würde, da sie auf keinen Fall nach Hause wollte, da sie wusste, wie ihr Vater reagieren würde. Da Hermine aber verlangt hatte, dass sie unter Aufsicht blieb, hatte sie eingewilligt, hier zu bleiben. Und nun lag sie da, ruhig atmend und wunderschön. Er trat näher und ließ sich auf den Teppich vor ihrem Bett sinken. Langsam streckte er die Hand aus und strich mit den Fingerspitzen über ihren Handrücken. Wenn es doch nur immer so sein könnte, dass sie hier war, bei ihm - und nicht bei jemand anderem. Scorpius stützte seinen Kopf auf dem Bett ab und umschloss dann ihre Hand mit seiner. Es war lange her, dass er Rose so nahe gewesen war und sie einfach ansehen konnte. Das letzte Mal war das auf der Hochzeit von Albus und Dominique gewesen, als sie mit ihm getanzt hatte. Seitdem sah er sie nur noch, wenn mal eine Familienfeiern der Weasleys war oder er sie in sein Büro bestellte. Jetzt, wo er sie näher betrachten konnte, sah er, dass sie sich etwas verändert hatte. Die gelockten, rotbraunen Haare waren länger geworden und sie hatte dunkle Schatten unter den Augen. Außerdem sah sie blasser aus als sonst. Doch das konnte auch von den Verbrennungen kommen. Wie gern hätte er seinen Umhang abgenommen, sich neben sie gelegt und fest in seine Arme gezogen. Doch da er wusste, dass das nicht möglich war, blieb er einfach sitzen und nahm seine Augen nicht von ihr. Als Rose langsam und schwerfällig ihre Augen öffnete, wusste sie nicht so recht, wo sie war, obwohl sie sich sicher war, diesen Raum schon einmal gesehen zu haben. Als sie ihren Kopf hob und ihn herumdrehte, sah sie einen blonden Haarschopf direkt vor sich. Außerdem spürte sie eine warme Hand um ihre eigene. Mit großen Augen starrte sie auf einen schlafenden Scorpius, dessen Brustkorb sich ruhig hob und senkte. Er saß auf dem Fußboden und hatte lediglich seinen Kopf auf die Matratze gelegt. Ein kurzes Grinsen huschte über ihr Gesicht, während sie ihren Kopf wieder hinlegte, diesmal allerdings in Scorpius’ Richtung. Außerdem drehte sie ihren Körper ein Stück. Doch sein Gesicht konnte sie noch immer nicht sehen. Mit Mühe richtete sie sich auf und griff vorsichtig über ihn hinweg zum Nachttisch, auf dem ihr Zauberstab lag. Mit einem kurzen Wingardium Leviosa hatte sie ihn in die Luft gehoben und nachdem sie ein Stück zur Seite gerutscht war, ließ sie den jungen Mann neben sich ins Bett sinken. Noch immer hielt seine Hand ihre fest umschlossen und Rose hatte nicht das geringste Bedürfnis, das zu ändern. Doch wie um alles in der Welt sollte sie diese Geste werten? Schon in der Schulzeit hatte er es geschafft, ihr den Kopf zu verdrehen und sie hatte große Mühe gehabt, das vor ihm und allen anderen geheim zu halten. Lediglich Dominique hatte sie sich anvertraut und die hatte lachend gemeint, dass Rose es ruhig zeigen kann, denn Scorpius würde voll auf sie stehen. Doch Rose war bei Gefühlsangelegenheiten immer schon sehr vorsichtig gewesen. Oma Weasley hatte einmal zu ihr gesagt Richtig sieht man nur mit dem Herzen, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar.. Doch was genau meinte sie damit? Immer wieder hatte Rose versucht, diesen Satz zu verstehen und bis heute hatte sie keine gute Idee, was sie mit dieser Aussage anfangen sollte. Dabei war ihre Oma eine der klügsten Frauen, die es gab - neben ihrer Mutter- und Oma Weasley hatte immer den passenden rat. Doch damit hatte sie wirklich nie etwas anfangen können. Ihre Augen wanderten zu dem schlafenden Gesicht von Scorpius. Was gab es noch zu sehen außer dem Offensichtlichen? Und was ist das Wesentliche? Selbst ihre Mutter hatte ihr auf diese Frage keine wirkliche hilfreiche Antwort geben können, denn als sie fragte, was für sie das Wesentliche im Leben war, hatte sie nur lächelnd gemeint: “Das eine Wesentliche steht vor mir, das andere ist gerade in Hogwarts und das andere Wesentliche ist auf Arbeit.” Rose hatte zwar begriffen, wen ihre Mutter gemeint hatte, aber sie verstand nicht, warum. Schon oft hatte sie darüber nachgedacht, ob das “Wesentliche” das war, was alle als “Liebe” bezeichneten, doch als sie mit Dominique darüber gesprochen hatte, war ein Kopfschütteln die Antwort gewesen. “Nein, Rosie, ich denke, das Wesentliche ist das, was dir am wichtigsten auf der Welt ist. Etwas, was nur du kennst, etwas, was nur du verstehst. Dieses Wesentliche ist für mich das gewisse Etwas, was jeder Mensch hat. Und es gibt auf der Welt nur einen anderen Menschen, der dieses gewisse Etwas erkennt. Und wertschätzt. Das Wesentliche muss ja kein anderer verstehen, aber es ist das, was dich mit dieser Person verbindet.” “Also ist es das, was jemand anderen besonders in meinen Augen macht?”, hatte Rose gefragt und Dome hatte zustimmend genickt. Doch als Rose darüber nachgedacht hatte, schien ihr das Ganze einfach nicht logisch. Vor allem, weil sie immer Scorpius mit diesem Spruch in Verbindung brachte. Resigniert schloss sie die Augen und erwiderte nun den leichten Druck von Scorpius’ Hand. In dem Moment öffnete Scorpius die Augen und spürte, dass er nicht mehr auf dem harten Boden saß. Augenblicklich richtete er sich auf und ließ ihre Hand los. Dadurch öffnete sie ihre Augen auch wieder und schaute ihn fragend an. Im ersten Moment sah Scorpius völlig verwirrt aus und fuhr sich mit beiden Händen übers Gesicht. Dann sah er fragend zu Rose, die leise meinte: “Ich dachte, der Fußboden ist unbequem.” Ein leichtes Rot zog über ihre Wangen und Scorpius’ Magen schlug ein kleines Salto. Langsam ließ er sich wieder neben sie sinken und lächelte sie zufrieden an. Und dann passierte es. Rose hatte das Gefühl, ein Troll würde seine Keule auf ihren Schädel hauen. Denn sie fand das Wesentliche! Scorpius’ Augen ruhten auf ihr und alles, was sie sah, war sie selbst. Es war keine Spiegelung ihres Gesichts in seinen Augen - nein - es war etwas, das aus ihm zu kommen schien. Sie sah, dass er nur sie sah. Dass SIE das Wesentliche für IHN war. Und zum ersten Mal in ihrem Leben hatte sie das Gefühl, dass alles einen Sinn ergab. Ihre Oma hatte Recht gehabt, das Wesentliche ist für das Auge unsichtbar, aber es ist IN einem Auge sichtbar und als Scorpius vorsichtig ihre Hand in seine nahm und ihr mit der anderen eine Strähne aus dem Gesicht strich, wurde ihr klar, dass sie eigentlich immer blind gewesen war. Und in dem Moment, wo ihr das klar war, sah es Scorpius in ihren Augen. Er konnte die Veränderung genau beobachten. Und dann war es wie bei Rose - er sah sich. Nur sich. Wer das Wesentliche findet, findet sich. Und das Glück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)