Schritt für Schritt von Emmett-the-Cullen (Lily und James) ================================================================================ Kapitel 1: Der steinige Weg ins Herz ------------------------------------ Atemlos hetzte Lily durch die Gänge. Sie durfte nicht zu spät kommen, das wäre ein Desaster. Nicht nur, dass man sie auslachen würde, nein, höchstwahrscheinlich wäre sie auf ewig disqualifiziert. Das konnte nur ein Troll geben. Niemand würde sie mehr für voll nehmen. Sie bog um eine Ecke und musste abrupt stoppen. Nein, hier ging es nicht weiter. Vor ihr war eine Sackgasse. Keuchend drehte sie sich herum und versuchte einen Weg zu finden. Das Kleid, welches sie trug, behinderte sie ungemein beim Rennen. Wieso hatte sie auch unbedingt auf Alice hören müssen und sich in so einen Fummel geworfen? Unwirsch schüttelte sie den Kopf. Nein, Alice konnte sie verfluchen, wenn sie hier raus war. Wenn sie dann überhaupt noch dazu kommen würde. Viel wahrscheinlicher war es, dass sich alle auf sie stürzten und beschimpften. Vielleicht würde man sie auch mit Eiern und faulen Tomaten beschmeißen. Von den magischen Schikanen mal abgesehen. Verzweifelt fuhr sich die hübsche Hexe durch das rote Haar. So etwas war ihr noch nie passiert. Noch nie! Vor allem, weil sie sich doch hier auskannte. Sie hatte fast ihr halbes Leben in diesen Gemäuern verbracht und jetzt das! Lily war den Tränen nahe, während sie den Gang zurücklief, aus dem sie gerade gekommen war. Sie DURFTE einfach nicht zu spät kommen. Nicht heute. Eine unglaubliche Unruhe hatte sie erfasst und trieb sie immer weiter. Fast panisch rannte sie Treppen hinauf und wieder hinunter, nur, um endlich den richtigen Weg zu finden. Aber es war im wahrsten Sinne des Wortes wie verhext. Fast hatte Lily das Gefühl, sie würde sich im Kreis drehen. An den Gemälden, die neben ihr hingen, war sie bestimmt schon drei mal vorbeigelaufen. Doch was sollte sie tun? Völlig außer Atem lehnte sie sich an die Wand und schloss kurz die Augen. So konnte das nicht weiter gehen. Zielloses Hin- und Herirren brachte nichts. Außerdem wurde ihr Kleid mächtig in Mitleidenschaft gezogen. Bevor sie vor alle Leute trat, würde sie es magisch wieder in seinen Urzustand versetzen müssen. Seufzend öffnete sie wieder ihre Augen. Eines war klar, sie musste sich etwas einfallen lassen. Fast schon trotzig strich sie eine Falte des langen und ausschweifenden Kleides glatt. Sie hätte wirklich etwas anderes anziehen sollen. So würde sie niemals… Moment. Was genau hatte sie eigentlich vor? Wieso hetzte sie sich so ab? Und warum in aller Welt trug sie dieses Kleid? Völlig verwirrt legte sie sich eine hand vor die Augen und versuchte sich zu konzentrieren. Das wichtigste war, Ruhe zu bewahren, sagte sie sich. Hier half jetzt nur Logik. Und Logik war das, was Lily immer schon geholfen hatte. Also würde sie jetzt wieder darauf zurückgreifen. Gut, dann eines nach dem anderen. Fest stand, sie war in Hogwarts, auch wenn ihr das Schloss gerade den letzten Nerv raubte. Außerdem war es mitten am Tag, denn draußen schien die Sonne. Sie wusste auch, dass sie in ihrem siebenten Schuljahr war. Ihrem letzten. Fragend legte Lily den Kopf schief. War heute die Zeugnisausgabe? War es das? Musste sie mit James ihre Rede halten und die Schüler verabschieden? Nein, das war es nicht, denn ihr fiel das Kleid ein, das sie gerade trug. Und das passte definitiv NICHT zu einem Schulabschluss. Wieder sah sie an sich hinunter und betrachtete es jetzt intensiver. Und desto länger sie es ansah, desto schneller schlug ihr Herz. Das konnte unmöglich sein. Nie und nimmer. Zu so etwas hatte sie niemals zugestimmt. Auf keinen Fall. Panisch schüttelte sie ihren Kopf. Nein, das konnte einfach nicht der Wahrheit entsprechen. Lily Evans steckte in einem Hochzeitskleid und hetzte durch die Gänge von Hogwarts. Nein, das war schlichtweg ein Ding der Unmöglichkeit. Wen sollte sie schließlich heiraten? Da gab es keinen! Severus, der früher einmal gesagt hatte, dass er Lily heiraten würde, gehörte nicht mehr zu den Menschen, die Lily um sich haben wollte und wertschätzte. Zumal sie ihn nie als jemanden betrachtet hatte, mit dem sie alt werden wollte. Wieder ging ihr Blick zu dem Kleid. Wer könnte noch in Frage kommen? Remus? Nein, der hatte noch nie eine Freundin gehabt und für Lily war er einfach nur der beste freund gewesen. Frank? Sofort schüttelte Lily den Kopf. Nein, auch Frank konnte es nicht sein, er war schon seit zwei Jahren glücklich mit Alice zusammen. Wer bei Merlins stinkender Socke… Plötzlich hörte Lily leise Schritte. Augenblicklich fuhr ihr Kopf hoch und sie lauschte angestrengt. Die Schritte kamen immer näher und als die Person hätte um die Ecke kommen müssen, verstummten die Schritte. Stattdessen hatte Lily das Gefühl, als ob jemand an ihr vorbei huschen würde. Sie sah und hörte allerdings niemanden. Unsicher blickte sie den Gang hinauf und herunter. Doch da war niemand. Dabei war sie sich hundertprozentig sicher, dass sie jemanden gehört hatte. “Hallo?”, rief sie vorsichtig. Wenn da jemand war, würde er sicherlich antworten. Doch es war lediglich der Hall ihrer Stimme, was zu hören war. “Hallo, ist da jemand? Ich habe mich verlaufen.”, rief sie noch einmal und sah sich nach beiden Seiten um. Doch da war niemand, der ihr antwortete. Seufzend und den Tränen nah schloss Lily die Augen. Was sollte sie nur tun? Sie fühlte sich völlig hilflos und verloren. Das Gefühl der Einsamkeit, das sich in ihrer Brust breitmachte, ließ sich einfach nicht abschütteln. Und genau in dem Moment erklangen wieder die Schritte. Sofort öffnete Lily die Augen und sah einen Schatten, der um die nächste Ecke bog. Augenblicklich raffte sie ihr Kleid zusammen und rannte - soweit ihr das möglich war - dem Schatten hinterher. Als sie jedoch um die Ecke bog, war da niemand. Sie hörte nur die Schritte. Schritte, die sich von ihr entfernten. Sofort setzte sie hinterher und rannte den nur spärlich beleuchteten Gang entlang, immer dem Geräusch der Schritte hinterher. Und desto länger Lily sich von dem Unbekannten führen ließ, um so sicherer fühlte sie sich. Ihr war klar, dass das ziemlich dumm war, denn jemandem hinterher zu rennen, den sie weder kannte noch sehen konnte, konnte ihren Tot bedeuten. Das Verrückte war aber, dass sie nicht einmal einen Funken von Angst spürte. Ihre Umgebung betrachtete sie schon lange nicht mehr. Das Einzige, was jetzt wichtig für sie war, war, dass sie die Schritte nicht verlor. Denn sie war sich sicher, dass nur diese eine Person ihr helfen konnte, nur diese eine Person sie retten würde. Und so lief sie weiter, völlig außer Atem hetzte sie weiter durch das Schloss, kroch durch Gänge, die sie noch nie gegangen war, kletterte hinter Rüstungen durch Geheimgänge, sprang über Gegenstände, die ihr im Weg lagen, nur, um nicht den Anschluss zu den Schritten zu verlieren. Langsam hatte sie das Gefühl, den Schritten näher zu kommen, je weiter sie lief, umso deutlicher konnte Lily sie hören. Doch noch immer war niemand zu sehen. “…y!” Verwirrt hob Lily den Kopf. Hatte da gerade jemand etwas gesagt? “…ly!” Definitiv! Da sagte jemand etwas! Und diese Stimme! Auch wenn Lily sie nicht zuordnen konnte, in dem Moment, wo die junge Gryffindor sie hörte, schlug ihr Herz höher. Die Stimme klang nach Wärme! Und nach Sicherheit, Zuflucht und Vertrautheit. Und da war noch etwas anderes. Etwas, was Lily nicht zuordnen konnte, doch die tiefe, angenehme Stimme machte ihr Mut. Vielleicht war Lily bald am Ziel? Vielleicht war hier ein Ausgang? “Lily!” Ein Schauer lief ihr über den Rücken. Das war die schönste Stimme, die sie jemals gehört hatte. Wenn sie nur wüsste, wem sie gehörte. Eines wusste Lily, sie hatte schon oft diesen warmen Bass gehört. Verflixt! Wieso wollte ihr nicht einfallen, zu wem sie gehörte? Stolpernd lief sie weiter. Und tatsächlich! Da, keine fünfzig Meter mehr vor ihr sah sie eine Tür. Endlich! Die erste und einzige Tür auf ihrem ganzen Weg. Die Schritte hielten stetig auf die Tür zu und Lily folgte bedingungslos. Noch dreißig Schritte! ….. Noch zwanzig Schritte! ….. Noch zehn Schritte! ….. Noch fünf Schritte! Noch vier Schritte! Noch drei Schritte! Noch zwei Schritte! Noch einen Schritt! Erleichtert stieß sie die Tür auf und trat in das helle Licht. “Mensch Lily, ich glaub es einfach nicht!” Blinzelnd hielt sich Lily die Hand vor die Augen. “Wie kannst du hier liegen und schlafen? Du bist doch kein Unmensch!” Wütend hatte sich Alice über ihre beste Freundin gebeugt, die am schwarzen See lag und eingeschlafen war. “Alice! Was ist denn los?” Ziemlich verpeilt richtete sich Lily auf und rieb sich den Schlaf aus den grünen Augen. Doch Alice kannte heute keine Gnade. “Du hast mir versprochen, dass du darüber nachdenkst! Und was hast du getan? Du hast ihm [ik]schon wieder einen Korb gegeben!” Augenblicklich war Lily hellwach. Das war es also. Alice war wütend wegen James. Schon wieder. Ihre beste Freundin war ein fast schon fanatischer Verfechter der Leute, die meinten, dass Lily Evans und James Potter ein perfektes Paar wären. Wenn Lily sich nicht immer so gegen James sträuben würde. Bei dem Gedanken an eben jenen Kerl wollte Lily ihre Augen verdrehen, als sie auf einmal zusammen zuckte. James! Das war es! Fassungslos starrte Lily mit großen Augen ins Leere. James. Die Antwort war so einfach. Und so logisch! Abrupt sprang Lily auf. Alice hatte recht! Eigentlich unfassbar, dass Lily das auch nur in Erwägung zog, aber es war wirklich logisch. Folgerichtig und in allen Aspekten korrekt. James! Wieso war sie nicht darauf gekommen? Nur eine Stimme konnte sie einnehmen und ihr alle Sorgen nehmen. Es gab nur einen Schrittrhythmus, dem sie blind und ohne Bedenken gefolgt wäre. Weil sie ihn kannte. Weil er sie beruhigte. Weil er Sicherheit versprach. Kopfschüttelnd rannte sie Richtung Schloss. Was Alice jetzt von ihr denken mochte, war ihr völlig egal. Sie hatte aus dem Labyrinth gefunden. Oder sollte man sagen, es war jetzt Licht ins Dunkel gekommen? Eigentlich war es Lily egal, wie man es ausdrücken konnte, alles was jetzt wichtig war, war die Stimme zu finden. Die Stimme und den Besitzer. Doch gerade als Lily das Schlossportal erreicht hatte, stoppte sie. Nein, sie würde ihn nicht im Schloss finden. Heute war Hogesmeadewochenende. Der Grund, weshalb Alice so sauer auf sie war. Und der Grund, warum James vielleicht gerade zu tief ins Glas schaute. So schnell sie konnte, machte sie sich auf den Weg ins Zaubererdorf. Völlig abgehetzt, hochrot im Gesicht und mit zerzausten Haaren hielt Lily Sirius ihren Zauberstab ins Gesicht. “Wo ist er? Sag es mir, oder ich spieß dich auf!” Sirius, der wusste, dass Lily keine leeren Versprechungen machte, saß mit erhobenen Armen vor der ziemlich aufgelösten Hexe und starrte sie ziemlich verwirrt und perplex an. Natürlich war ihm klar, wen sie meinte, doch irgendwie war sich Sirius nicht sicher, ob es ratsam war, seinen besten Freund an diese - im Moment anscheinend reichlich verwirrten - Hexe auszuliefern. Schließlich hing er an seinem Quasibruder. Doch Lily hatte heute keine Geduld. Sie piekste Sirius mit der Zauberstabspitze kurz in die Wange. “Bitte! Wo ist er?” Verwundert riss der junge Black seine Augen auf. Hatte er da gerade wirklich ein BITTE aus ihrem Mund gehört? Doch er entschloss sich, lieber nicht nachzufragen, stattdessen nickte er Richtung Ausgang. “Hier im Pub ist er nicht. Wenn mich nicht alles täuscht, ist er auf der Anhöhe bei der heulenden Hütte.” Kaum hatte Sirius das gesagt, schoss sie schon wieder hinaus. Völlig verwirrt starrte er ihr hinterher, bevor er sich zu Remus drehte und fragte: “Kannst du mir das erklären?” Es gab genau zwei Sachen, die Lily wie die Pest hasste. Das war zum einen Fliegen und zum anderen Klettern. Beides Disziplinen, für die ihr schmaler Körper nicht ausgelegt war. Dementsprechend keuchend und pustend kämpfte sich die Schulsprecherin die Anhöhe - wie Sirius den Berg nannte - hoch. Wenn sie jetzt jemand sah! Nein, lieber nicht darüber nachdenken! Der Schweiß, der ihr mittlerweile auf der Stirn stand, lief ihr langsam das Gesicht hinunter. Leise knurrend wischte sie ihn weg und prustete sich eine Strähne aus dem Gesicht. Verdammt, was um alles in der Welt war nur in sie gefahren, dass sie genau das hier tat? Warum musste sie so etwa träumen? Und wieso musste dieser Traum wie eine Erleuchtung wirken? Und weshalb drehte sich wie immer alles um James Potter? Nach weiteren anstrengenden fünf Minuten hatte sie es endlich geschafft. Lily stand ganz oben und hatte einen wunderbaren Blick über die Landschaft. Selbst wenn sie nicht wegen James hierher gekommen wäre, der Ausblick hätte sich auf alle Fälle gelohnt. Noch einmal atmete sie tief durch, hob den Zauberstab und beseitigte geschickt alle Spuren der Anstrengung aus ihrem Gesicht und sah sich dann nach James um. Es war gar nicht so leicht, ihn zu finden. Überall wuchsen Büsche und Bäume, hinter denen er sich verstecken konnte. Doch Lily hatte ja Zeit, sie würde ihn schon finden. Langsam ging auf den kleinen Park zu, der sich vor ihr erstreckte. Die Ruhe, die sie hier umgab, war unglaublich angenehm, das Einzige, was zu hören war, war das Zwitschern der Vögel. Ein kleines zufriedenes Lächeln legte sich auf die Lippen der Hexe, während sie weiter ging. Dass es hier in der Nähe spuken sollte, konnte sie sich beim besten Willen einfach nicht vorstellen. Obwohl es vielleicht auch anders aussah, wenn es Nacht war und kein Licht mehr die Gegend erhellte. Ein Rascheln riss sie aus ihren Gedanken und sofort sah sie sich um. Tatsächlich. Rechts von ihr sah sie auf dem Boden ausgestreckte Beine hinter einen Baum hervorschauen. Augenblicklich beschleunigte Lily ihre Schritte und trat neben die auf der Erde liegende Person. “Lily!” Fast schon entsetzt schoss James in die Höhe, als er die junge Frau neben sich sah. Was um alles in der Welt machte sie hier? Den Ort kannten nicht viele. Und die rothaarige Hexe vor ihm erst recht nicht. Fassungslos und etwas verunsichert sah er auf sie herunter. Grüne Augen musterten ihn interessiert und als er das kleine zaghafte Lächeln auf ihren Lippen sah, wusste er nicht, ob das hier vor ihm eine Fata Morgana war. Seit wann lächelte Lily in seiner Gegenw… Urplötzlich schoss Lily nach vorn und bevor James hätte Quidditch sagen können, lagen ihre Lippen auf seinen, während sich Lilys Arme um James’ Hals schlangen. Für einen Moment erstarrte er, war unsicher und verwirrt. Doch die weichen Lippen, die ihn herausforderten, ließen ihn dieses Gefühl vergessen und liebevoll legte er seine Arme um den zierlichen Körper und zog Lily fest an sich. Geschickte hob er sie ein Stück nach oben, während Lily den Kuss noch mehr vertiefte. In dem Augenblick, in dem sich ihre Lippen berührten, war es für beide, als wären sie endlich vollständig. Als wären sie komplett und ein Ganzes. Etwas, was Sinn ergab, was der Logik zufolge so sein musste. Etwas, was besser war als jeder Streich oder jeder Scherz. Etwas, was beide schon so lange gesucht hatten. James, der zwar den Weg kannte, ihn aber nicht alleine gehen wollte und konnte und Lily die sich führen ließ, weil sie den Weg alleine niemals gefunden hätte, da sie nicht wusste, welchen Ausgang sie gesucht hatte. Sie beide hatten das gefunden, was wir alle in der Tiefe unseres Herzens und Seins finden wollen. Liebe Schritt für Schritt hatte er sich in ihr Herz geschlichen. Schritt für Schritt hatte er sich in ihr Bewusstsein gegraben. Und Schritt für Schritt hatte er sie dazu gebracht ihn zu lieben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)