Smile von Bellchen (Soul x Maka) ================================================================================ Kapitel 3: Halt --------------- Diese Nacht bekam ich kein Auge zu. Die Geräusche, die ich hörte. Maka's Flehen. Ich konnte ihr Gesicht direkt vor mir sehen. War es wirklich richtig zu gehen? War es wirklich richtig, sie mit ihrem Vater allein zu lassen? Der Morgen brach an. Es war bereits zu spät sich diese Fragen zu stellen. Ich saß Kerzengerade in meinem Bett. Die Sonne schien mir bereits ins Gesicht. Irgendwie musste ich ihr helfen. Irgendwas musste ich tun. Ob Vater...nein. Er würde ihr nicht helfen. Sie war ein einfaches Mädchen. Vater würde so jemandem niemals helfen. Er würde überhaupt niemandem helfen... Wenn Mutter nur... Nein. Stopp. So durfte ich nicht denken. Bleib optimistisch, Soul. Es wird eine Lösung geben. Egal welche. Langsam stand ich auf. Ich war müde. Sehr sogar. Aber der Schlaf musste warten. Ich wollte mir nicht ausmalen, was in der Zwischenzeit schon passiert war. Ich konnte nur hoffen, das es ihr gut geht. Maka... Träge fischte ich mir ein paar Klamotten aus dem Schrank und begab mich ins Bad. Eine kalte Dusche würde mich wach machen. Zumindest hoffte ich das. Tatsächlich ging es mir danach etwas besser. Nachdem ich mir noch ein paar Brötchen vom Frühstück nahm, machte ich mich auch schon auf den Weg. Diesmal aber nicht zum Friedhof. Diesmal machte ich mich direkt auf den Weg zu ihr nach Hause. Es war nicht schwer dorthin zu kommen. Das Haus stand gar nicht so weit von unserem. Gerade mal sieben Straßen weite. Ich zögerte, bevor ich in die Straße bog. Was wenn er noch da war? Was wenn sie gar nicht da war und ich auf ihren Vater treffen würde? Meine Gedanken überschlugen sich. Bevor ich einen weiteren Schritt machen konnte, lief jemand in mich hinein. Das Mädchen fiel zurück auf ihren Hintern und ließ ein »Aua!« in die Welt hinaus. Schnell entschuldigte ich mich doch erschrak, als ich bemerkte, wer da in mich lief. Es war Maka. Schüchtern blickte sie zu mir hoch. Sie hatte mich wohl auch nicht gleich erkannt. Denn als sie mein entsetztes Gesicht sah, drehte sie sich weg. ''Soul-kun!'', sagte sie gespielt überrascht und klopfte sich den Dreck von ihrem Po. »Was machst du denn hier?« Ich ignorierte ihre Frage vollkommen. So sanft wie möglich drehte ich sie zu mir und umfasste ihr Kinn. Zwang sie so mich an zu sehen. Ich war in Rage. Starrte auf ihr blau angelaufenes Auge. »Er hat dich wirklich...?« Wie konnte er das seiner eigenen Tochter antun? Diesem kleinem, zierlichem Geschöpf. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ungläubig schaute ich sie an, als sie den Kopf schüttelte und verneinte. »Er hat mit einer Flasche geworfen. Ich stand nur im Weg....« Ich zitterte vor Wut. »Kein Wort mehr!«, knurrte ich. Wenn sie so weiter reden würde, würde ich mich nicht mehr beherrschen können. Sie zitterte unter meinem Griff. Das brachte mich langsam wieder zurück. Ein Seufzer entglitt mir. Ich konnte nicht anders. Sanft legte ich meine Arme um sie und zog sie so beschützerisch an mich. Niemals sollte ihr nochmal so etwas angetan werden. Ich wusste, das ich das nicht verhindern konnte, aber in diesem Moment wollte ihr einfach den Halt geben, denn sie brauchte. Leise weinte sie. Verlor langsam ihre ganzen Hemmungen. Ich hielt sie fest und wiegte sie sanft. Ich schwor mir für sie da zu sein. Ich würde ihr da raus helfen. Egal wie lange es dauerte. Egal, wie viel ich dafür geben musste. Es dauerte lange, bis sie sich beruhigte. Es kam mir vor, als ob es schon lange her war, das sie jemand so im Arm hielt. Ich nahm ihre Hand. Nur um ihr zu zeigen, das sie nicht allein war natürlich. Obwohl ich zugeben muss, das der leichte Druck den sie auf meiner Hand ausübte mir mehr gefiel, als es sollte. Viel mehr. Schweigend liefen wir los. In die Richtung des Friedhofes. Ich war mich sicher, das sie dorthin unterwegs war. Sie war immer dort. Zumindest jetzt, wo Ferien waren. Sicherlich wusste sie, das ich sie fragen würde, was mit ihrem Vater los sei. Das sie mitging war das Zeichen für mich, das sie es mir erzählen würde. Wir schlenderten den Friedhof entlang, bis wir an der Trauerweide ankamen. Gemeinsam setzten wir uns unter diese. Ich legte meinen Arm um sie. Diese Gesten kommen ganz von allein. Ich hatte Angst sie zu bedrängen, aber sie wehrte sich nicht. Das nahm ich als eine stummes Zustimmen an. Ich würde ihr nichts an tun. Sachte schmiegte sie sich an mich. Trotz allem genoss ich das. Ich hatte sowieso immer selten Kontakt zu anderen Menschen, aber seitdem Mutter dort war, war gar nichts mehr da. Dieses Mädchen gab mir gerade das was ich brauchte. Jemand, der mich brauchte un wollte. Sie schrie förmlich nach so jemandem und ich war da. Einige Zeit genoss ich die Stille zwischen uns. Dann regte sie sich. Sah zu mir hoch, direkt in meine Augen. »Mama begann Selbstmord.« Ein leises Hauchen. Ein leises Hauchen, das so viel Kraft, wie eine Atombombe hatte. Selbstmord. Etwas, das man oft lieber vertuschen würde. Selbstmörder. Feiglinge, die nicht weiter wissen. Sie lassen ihre Familienmitglieder einfach zurück. Sehen nur ihr leid, nicht das der anderen. Zumindest ist bei den meisten so. Sanft ließ ich meine Hand über ihren Arm streicheln, als sie weiter sprach. »Das ist 3 Jahre her...«, flüsterte sie nun. »Vater verlor ein Jahr davor seine Arbeit. Er begann zu trinken. Zwischen Mama und Papa lief es schon lange nicht mehr so, wie es sollte. Mama litt darunter. Sah sich lange mit an, wie er andere Frauen abschleppte und sich immer öfters betrank. Sie versuchte es zu verstecken. Vor den Menschen in der Umgebung. Vor allem aber vor mir. Dies gelang ihr aber nicht. Klassenkameraden kamen irgendwann zu mir. Zeigten mir Bilder und Videos von meinem Vater, wie er mir Jüngeren flirtete. Es schmerzte. Ich sah, wie Mutter immer depressiver wurde. Wusste aber nicht, wie ich helfen sollte. Vater wurde immer aggressiver. Er faste uns aber nie direkt an. Er warf lieber mit Gegenständen um sich. Ich glaube nicht, das er uns verletzen wollte. Aber er selbst wusste nichts mit sich an zu fangen... Glaube ich..« Sie sprach leise. Ich hörte es mir an. Hielt sie im Arm. Ließ sie weinen. Entsetzlich, was diesen Mädchen alles durchmachen musste. Ihre Schluchtzer waren mal lauter, mal leiser. Sie rang selbst um Fassung. »Lass es raus...«, flüsterte ich. »Ich bin hier...« Sie versuchte es weiter. Doch sie konnte nicht mehr. Schrie ihren Schmerz förmlich hinaus. Ich blieb bei ihr, ohne sie auch nur einmal los zu lassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)