Manchmal werden Dämonen gemacht... von haki-pata (Von Menschen) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Schon seit Tagen hatte er seinen Vater bekniet und angebettelt, sich einen Tag frei zunehmen. Gelockt, mit „Ich bin ganz, ganz artig!“ und „Mein Zimmer habe ich allein aufgeräumt, frag Mom!“, oder genervt mit „Bitte, bitte, bitte, BITTE!“ Immer wieder hatte sein Vater gelächelt und beteuert, er würde es versuchen. Aber als Arzt hätte er den hippokratischen Eid geleistet und dürfte Kranke nicht abweisen. Bruce seufzte. Da kam doch bald dieser tolle Film ins Kino. Den wollte er sich SOO gern ansehen. Aber ohne seine Eltern kam er nicht rein… Nicht mal Alfred, der Butler, ließ sich dazu bewegen, ihn zu begleiten. „Mist!“ brummelte er und so spielte er die Rolle seines Lieblingshelden eben selbst. ZORRO Mit einem Ast versuchte er ein `Z´ in den Stamm zu ritzen. Klappte nicht. Dann eben in den Boden. Noch sah es aus, wie ein Fragezeichen ohne Punkt… aber mit ein bisschen Übung. Das konnte sich doch schon sehen lassen… „Thomas!“ Seine Frau zupfte seinen Kragen passend. „Nimm dir doch einen Tag frei. Bruce will den Film wirklich gern sehen. Mit uns!“ Der Arzt lachte. „Wir sollen nur mitkommen, damit er überhaupt reinkommt. Er ist doch erst acht!“ „Na und?“ Martha lächelte betörend. „Wäre das denn so schlimm, wenn wir gehen?“ Ihr Mann zählte auf: „Wir zahlen den Eintritt, das Popcorn und vielleicht noch das eine oder andere… Bestimmt will er einen von diesen Pappdegen…“ „Haben einen schönen Abend, gemeinsam...“ hielt sie dagegen. „Gehen vorher oder nachher was essen…“ „Ich denke darüber nach.“ versprach Dr. Thomas Wayne und packte seine Arzttasche. „Nimm dies, Schurke. En Garde!“ Ob er Fechtunterricht kriegen könnte? Phillip Wilson, ein Junge aus seiner Klasse bekam welchen, den er immer schwänzte. Bruce würde nie schwänzen. ZORRO hatte sicherlich auch nie geschwänzt. Vielleicht bekam er den Ausfallschritt auch so hin… Martha lächelte, als sie ihren Sohn beobachtete. Er war seinem Vater so ähnlich. Bloß nicht aufgeben! Er fiel, bei dem Versuch einen Ausfallschritt hinzubekommen und rappelte sich wieder auf. Keine Tränen, kein Jammern. Die Hose hatte einen Riss, das Knie darunter blutete etwas. Aber Bruce kapitulierte nicht. Martha lächelte etwas mehr. Das konnte sich doch schon sehen lassen. Das war aber jetzt kein Vogel, oder? Wo kam das Tier her? Neugierig folgte der Junge dem Tier und ging weiter nach hinten, in den verwilderten Teil des Gartens. Seine Mutter wollte der Natur ein Refugium lassen und hatte sich da auch gegen seinen Vater durchgesetzt. Früher fürchtete sich Bruce immer vor diesem Teil des Gartens. Aber da war er noch… klein. Jetzt war er schon fast ein Mann. Wie ZORRO. Und ZORRO hatte keine Angst vor ein bisschen wild gewuchertes Grünzeug. An einer Wurzel blieb er hängen und fiel in ein Dornengebüsch. Gegen die Tränen kämpfend wand er sich wieder heraus. ZORRO würde nicht weinen! Für so ein Pippifax! Da war wieder so ein Tier. Oder war es das gleiche wie eben? Bruce lachte auf, als er erkannte, was das für ein Tier war. Eine Fledermaus. Wohl von irgendetwas aufgeschreckt. Sie huschte an ihm vorbei. Der Junge wich aus, stolperte nach hinten. Der Boden gab unter ihm nach. Und er fiel. Zu erschrocken um zu schreien. Die Kehrseite tat ihm weh. Der Arm auch und das Knie sowieso. Wo war er denn hier? Alles war dunkel, bis auf das Licht, dass durch die Erdspalte schien. „Hallo?“ rief er laut und erhielt ein Echo. Hey! Das machte Spaß. Der Junge stand auf und holte tief Luft. „Wie heißt der Bürgermeister von Wesel?“ Er lachte, als ein „Esel.“ zurückschallte. Er pfiff auf zwei Fingern. So laut er konnte. Auch hier kam ein Echo. Dann hörte er ein Rauschen, Fiepen und Flügelschlagen. „Thomas!“ rief Martha, bevor ihr Mann das Haus verlassen konnte. „Bruce ist in den wilden Teil des Gartens gegangen.“ „Ja... Und?“ fragte Thomas. „Dann hat er eben keine Angst mehr davor.“ „Alfred sagt, er ist weg!“ „Was?“ Er ließ seine Arzttasche fallen und lief mit ihr nach hinten. Das Rauschen, Fiepen und Flügelschlagen kam immer näher. Plötzlich hatte Bruce tausende von Fledermäusen um sich, die – durch seinen Pfiff aufgeschreckt – wild durcheinander flogen. Einige knallten gegen seinen Körper und ins Gesicht, eine verfing sich in seinen Haaren. Er tat einen Schritt zurück und fiel wieder auf sein Hinterteil. Fast ein Mann sein zum Trotz. ZORRO zum Trotz. Bruce schrie. Er schrie nach seinem Vater. Thomas hörte den Schrei seines Sohnes. Hunderte von Fledermäusen kamen aufgescheucht durch ein Erdloch. Ein kurzer Blick nach unten… Nur einen Moment später hatte der Arzt ein Seil um die Hüften und seine Frau sowie Alfred abkommandiert, seinen Abstieg zu sichern. „Daddy!“ schluchzte Bruce, als Thomas seinen Sohn an sich drückte. „Da waren ganz, ganz viele…“ „Jetzt geht es für uns erstmal nach oben!“ Der Mann lächelte. „Das war ein Abenteuer, hm? So was erlebt ZORRO sicher nicht.“ Bruce wischte sich Tränen und Rotze mit dem Hemdsärmel vom Gesicht und lächelte auch schon wieder. Oben angekommen schüttelte der Arzt den Kopf. Das Gesicht des Jungen war durchzogen von Kratzern, das Knie blutete, der Arm gestaucht. Aber – weil es ihm peinlich war – sagte der Junge nichts von seiner Kehrseite. Lieber humpelte er mit tapferen Gesicht Richtung Manor. Martha kicherte leise. Bloß nicht aufgeben. *** Endlich war es geschafft! Der glücklichste Junge auf der Erde hieß heute Bruce Wayne. Sein Vater hatte sich frei genommen. Und die Karten schon reserviert. Bruce tanzte herum und sah seiner Mutter beim Frisieren zu. „Mom?“ fragte er und kam näher. „Legst du die Perlen an? Bitte, bitte, bitte!“ Sein Vater sah überrascht auf seinen Knirps, der eifrig nickte und ihr das Schmuckkästchen zuschob. „Also… Weißt du, Bruce…“ Sie lächelte. „Die Perlen sind für besondere Anlässe…“ „Können wir nicht einen besonderen Anlass daraus machen?“ Er gab wirklich nicht auf. Thomas trat heran, nahm das Schmuckstück aus der Schatulle und legte es seiner Frau an, um ihr danach zärtlich den Hals zu küssen. Wieder tanzte der Junge durch den Raum. „Du wirst die aller, aller schönste sein!“ trällerte er. „Nicht nur im Kino! Sondern auf der ganzen weiten Welt!“ „Das hat er eindeutig von dir!“ wisperte Martha und zupfte ihrem Mann liebevoll am Schnurrbart. Im Kino konnte Bruce kaum still sitzen. Er hibbelte auf dem Sitz und verteilte gleichmäßig sein Popcorn. Sogar in den Haaren klebte es ihm. Thomas flüsterte ihm einige ermahnende Worte zu, während Martha das Popcorn aus den Haaren ihres Sohnes fischte. „Ja! TSCHAK! Gib´s ihm!“ rief Bruce und wedelte mit seinem ausgestreckten Finger als Degenersatz. „En Garde!“ „Scht!“ machte es von allen Seiten. Der Junge überhörte es, versuchte in der engen Sitzreihe sogar einen Ausfallschritt. Dabei trat er dem Vordermann ins Kreuz, der sich wütend umdrehte. „Ist was?“ fragte Thomas gelassen, Martha lächelte entwaffnend und zog ihren Sohn auf den Sitz zurück. Der Vordermann murmelte etwas von „Kleine Kinder.“ und „Nicht im Kino.“ und wandte sich wieder der Leinwand zu. Wenigstens fünf Minuten konnte Bruce still sitzen. „Du hast keine Chance!“ rief er dem Filmschurken zu. „ZORRO kommt bestimmt!“ „Das hat er eindeutig von dir!“ behauptete Thomas. „Der Glaube an das ewig Gute.“ Und küsste seine Frau. Dann sprang der Junge auf und malte das `Z´ in die Luft. „Da ist er! ZORRO!“ „Scht!“ klang es wieder. „Ich hab es dir gesagt!“ rief Bruce ungerührt. „Jetzt versohlt er dir den Ar…“ „Scht!“ Unglücklich sah Bruce auf den Abspann. „Wie? Schon zu ende?“ „Sicherlich wird noch ein ZORRO - Film gedreht.“ vermutete Martha. „Können wir uns den auch ansehen?“ Thomas nickte. „Wann denn?“ Sein Vater lachte. „Wenn er ins Kino kommt.“ Bruce hatte die Popcorntüte zusammengedreht und benutzte sie als Degen. „En Garde!“ rief er wieder, als sie zum Restaurant gingen. Ausgelassen sprang er vor seinen Eltern her. Voller Stolz zeigte er seinem Daddy den Ausfallschritt und wäre nur so eben gefallen. Martha hing bei ihrem Mann im Arm und flirtete mit ihm, wie schon lange nicht mehr. Thomas errötete sogar. Eine finstere Gestalt tauchte vor ihnen auf, einen Revolver in der Hand. „Los! Die Brieftasche her!“ Der Mann mit der Waffe fuchtelte ungeduldig und zielte abwechselnd auf Dr. Thomas Wayne und dessen Frau – Martha – die ihren Sohn Bruce schützend an sich presste. „Ich knall euch ab!“ Seine schrille Stimme und seine fahrigen Bewegungen; Er war auf Entzug und hatte mehr Angst, als seine Opfer. „Nein!“ Thomas näherte sich entschlossen mit einem Schritt und schob sich vor seine Familie. „Verschwinden Sie!“ Ein Schuss. Thomas Wayne ging zu Boden. Noch ehe seine Frau schreien konnte, knallte es ein zweites Mal. Ihre Perlenkette zerriss. Erst fielen ihre Perlen. Dann fiel sie. Bruce sah sie an, sah, wie das Lebenslicht in ihren Augen erlosch. Er blickte zum Gangster hinauf, erwartete auch erschossen zu werden. Wünschte es sich fast. Der Mann blickte direkt in die Augen des Jungen. Er wich zurück und flüchtete in die Dunkelheit der Gasse. Bruce schrie. Sein Schrei verhallte ungehört. Er hockte sich auf den Boden, fasste nach seiner Mutter – deren Blut um ihn herum eine Lache bildete – und schüttelte sie am Ärmel. „Mommy.“ flehte er. „Steh doch auf…“. Dann blickte Bruce auf seinen Vater, der mit leeren Augen den Himmel anstarrte. „Daddy…“ schluchzte er, als er die Hand nach ihm ausstreckte. „Daddy…“ Ein von tiefem Schmerz erfüllter Laut entwich dem Jungen. „Mom… Daddy…“ Er umschlang seine Knie, senkte den Kopf und schaukelte vor und zurück. Zu entsetzt, um zu weinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)