The Price to be Paid von KuraiOfAnagura (KaRe - alles hat seinen Preis) ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Er wusste nicht genau, wie lange er Kai's toten Körper gehalten hatte. Irgendwie hatte er sich in Erinnerungen verloren. Als er sich seiner Umgebung wieder bewusst wurde, konnte er nicht umhin, als dass er sich Sicherheit verschaffen musste. Zärtlich, um die Ruhe des etwaigen Toten nicht zu stören, schloss er ihm die Augen. Er hätte diesen Blick nicht noch wirklich länger ertragen können. Auch er hatte eine unsichtbare Grenze. Doch noch in der selben Bewegung schob er ganz leicht den linken Mundwinkel der nunmehr kalten Lippen nach oben. Der so sichtbare Eckzahn hatte sich merklich verlängert. „Verdammte Scheiße!“ entfuhr es Ray leise. Neinneinnein, das durfte doch nicht wahr sein! Wieso musste ausgerechnet ihm so etwas passieren! Was sollte er nun tun? Nunja, eigentlich wusste er was er tun musste. Doch dummerweise war das nicht das selbe, was er tun wollte. Es war wieder der selbe Automatismus, der ihn schon zuvor erfasst hatte, der ihn nun steuerte, als er Kai's Körper hochhob und mit einer fließenden Bewegung auf die Feuerleiter sprang. Neugierige Blicke aus der Nachbarschaft konnte er jetzt nicht wirklich vertragen. Ihre Wohnung betrat er, wie schon so oft, durch das Fenster im Flur. Der Fernseher lief immer noch, das Standbild des Videospiels zeigte ein deutliches 'Game Over' in roten Lettern. Wie recht es doch hatte. Alle seine Sinne sagten ihm, dass er hier eine Leiche in das Laken bettete. Kein Puls, fast keine Körperwärme mehr und überhaupt das Fehlen sämtlicher Dinge, die Kai zu Kai gemacht hatten. Doch das war er seinem besten Freund noch schuldig. Er musste auf Nummer sicher gehen. Und dann wohl tun, was von ihm verlangt wurde. Langsam ging er in sein eigenes Zimmer und sah sich um. Er hatte versucht so viel seiner Heimat hier einfließen zu lassen, wie es ging, doch leider fehlte ihm als Student das nötige Kleingeld, um sich eine traditionell chinesische Einrichtung zu leisten. Das machte sich auch jeden Morgen bemerkbar, wenn er von der billigen Matratze mit verknotetem Rücken aufstand. Er setzte sich an seinen Schreibtisch, räumte achtlos Bücher zur Seite und zog eine Schachtel hinter der letzten Schublade hervor. Seufzend öffnete er sie. Wenn er Kai schon umbringen musste, dann wollte er es wenigstens schnell und schmerzlos für seinen ehemaligen Teamleader machen. Die Ketten aus feinem Silber würden ihn halten, während er langsam mit seinem Kiefer den Kopf von den Schultern trennen würde... Verdammt! Wütend schmiss er die Schachtel an die nächste Wand, die Ketten gaben einen hellen Ton von sich, als sie sich daraus entrollten wie ekle Schlangen. All seinen Mut zusammen nehmend verließ er sein Zimmer und betrat Kai's. Die Welt draußen war immer noch dunkel. Es konnte gerade einmal Mitternacht sein und der Körper lag immer noch so da, wie er ihn drapiert hatte. Was aber wenn er sich irrte? Wie sollte er jemandem erklären, dass er die Leiche seines besten Freundes vom Tatort entfernt hatte und in dessen Bett gelegt hatte? Schock? Gute Idee. Draußen begannen sich Wolken zu sammeln, Ray hatte schon den ganzen Tag über gespürt, dass es in der Nacht wohl ein Gewitter geben würde. Das war auch nötig, nach der Hitze der vergangenen Tage. Gerade als sich die ersten Blitze entladen wollten, ging, für die meisten Menschen unmerklich, das erste Zucken durch den kalten Toten. Ray hätte am liebsten geweint. Er stürmte aus dem Zimmer, blinde Wut hatte ihn erfasst, als er den nächstbesten Gegenstand gegen die Wand schleuderte. Er raufte sich die Haare, schlug mit der Faust in den Boden, dass die Dielen unter ihm knackend aufrissen. Wie konnte so etwas geschehen. Wieso geschah etwas ausgerechnet ihm? Hatte er mit dieser schrecklichen Vergangenheit denn nicht schon genug gelitten? Weshalb tat der Himmel Kai und damit auch ihm so etwas an? Schnell wechselte er die Gestalt, bereit alles zu zerreißen, was sich ihm in den Weg stellte. Doch halt, er wechselte wieder zurück, so nicht. Er brauchte einen kühlen Kopf um nachzudenken. Erneut betrat er das dunkle Zimmer und vernahm sofort das gequälte Stöhnen. Immer wieder schlug sein bester Freund um sich, krampfte sich zusammen, versuchte unsichtbare Geister abzuwehren. Die Leiche bäumte sich auf, um kraftlos in die Laken zurückzufallen. Es war eine Qual das mit anzusehen und Ray wusste, dass er große Schmerzen haben musste. Sein Blick war voller Trauer und Mitleid. Er würde ihn erlösen müssen. Zum zweiten Mal wechselte er die Gestalt, doch nun war er ruhig und klar. Keine Wut verschleierte ihm die Sinne. Das Bett gab unter seinem Gewicht nach und mit einer Pranke presste er den fragilen Brustkorb tief in die Matratze. Langsam senkte er seinen Kopf. Kai war trotz allem recht zierlich für seine Größe, es würde ein leichtes sein, den Nacken zu zerbeißen. Sein heißer Atem fuhr über die nackte Haut der zerfetzten Kehle, der Vampir hatte zu beiden Seiten zugeschlagen, und stockte. Trotz all der Kälte und des Todes, die er riechen konnte, roch es doch auch immer noch nach Kai. Seinem besten Freund, den Jungen, den er seit Jahren tief in sein Herz geschlossen hatte. Dann riss der Körper unter ihm die Augen auf. Der Blick wie zerbrochenes Glas war geblieben, unfokusiert starrte er zu ihm auf, ein Stöhnen auf den Lippen. „... -...ay...“ Ray war so kurz davor, er müsste nur zubeißen und er könnte ihm so viel Leid ersparen... doch er konnte es nicht. Etwas tief in ihm lachte gequält auf. Nach so vielen Jahren des Blutes und des Kämpfens, des Zerfetzens und des Zerreißens konnte er diesen einen nicht töten. Er konnte es einfach nicht. Hastig zog er sich zurück, wechselte abermals die Gestalt, bis er ganz klein wurde und rollte sich dann unter Kai's Schreibtisch zusammen, den zuckenden und sich windenden Körper weiterhin im Auge behaltend. Er war froh, dass er in dieser Gestalt nicht weinen konnte, er hätte es als Mensch bestimmt getan. Irgendwann war es Morgen geworden und das Martyrium hielt noch weiter an. Ray hatte es sich auf dem ledernen Bürosessel von Kai bequem gemacht, den er ans andere Ende des Zimmers geschoben hatte, und beobachtet diesen Still. Die Nacht war ihm noch nie so lange vorgekommen. Kai hatte gestöhnt, geschrien und geweint. Immer wieder kamen Namen oder Sätze zusammenhanglos über seine Lippen. Ray wusste immer noch nicht, was er tun sollte. Es war seine Pflicht solche Wesen zu töten, die zu beschützen, die er schätzte und liebte. Doch schätzte und liebte er nicht auch Kai? Die stille Haltung des Chinesen strafte seinen inneren Aufruhr lügen, er litt Höllenqualen. Gegen Morgen hatte Kai angefangen von Durst zu fantasieren und begonnen um Wasser zu betteln. Vielleicht war es die Naivität und die Unschuld des anderen um Wasser anstatt um Blut zu fragen, die in Ray einen Entschluss keimen ließ. Wieso nur, Kai hatte es nicht verdient ohne eine Erklärung einfach dahingerafft zu werden. Er wusste dass er einen Fehler beging, einen großen Fehler, als er sich langsam anzog und zur Tür hinausging. Der Tag war noch grau und würde auch in Grau weitergehen. Doch jetzt wo die Welt noch nass und rein war, schien ihm die Sonne alle Sorgen kurz wegzublasen. Sein Weg führte ihn zum Metzger, der ironischerweise ebenfalls in dem kleinen lokalen Zentrum lag, wohin auch Kai sich letzte Nacht begeben hatte. „Für was brauchst du denn das!?“ fragte ihn der Mann in der weißen Schürze überrascht. „Ach, ich studiere doch Medizin, da brauche ich ein paar Skizzen von roten Blutkörperchen für meinen Kurs,“ es war faszinierend wie leicht es ihm doch immer wieder fiel zu lügen. Ja, jahrelange Übung machte eben doch perfekt, nicht wahr Kai? Zu Hause angekommen goss er den Inhalt der Dose in eine kleine Tasse und erwärmte sie kurz in der Mikrowelle. Irrwitziger weise schoss ihm der Gedanke durch den Kopf ob die Mirkowellenstrahlung das Schweineblut wohl ebenso unwirksam machen würden, wie sie Milch für den menschlichen Körper unbrauchbar machten. Mit einem starken Griff konnte er die zuckenden Glieder unter sich in seine Gewalt bringen, fast augenblicklich drückte sich Kai an seinen Brustkorb, an die Quelle der Wärme. Nachdem er ihm geholfen hatte die warme Tasse auszutrinken, setzte er sich wieder auf seinen Wachposten auf dem Sessel und wartete. Es war später Nachmittag als Kai endlich erwachte. Zwar registrierte er ihn, jedoch konnte er den Blick nicht von dem Ausblick vor ihm abwenden. Kein Herzschlag, keine Wärme und kein Atmen war von dem Wesen hinter ihm zu spüren. Der Regenschleier hatte die Konturen der Gebäude um sie herum verwischt, es war ihm, als würde nur dieses Zimmer existieren. „Ray?“ --- So, nachdem ihr das doch sehr kurze vorrangegangene Kapitel ertragen habt, hier nun die Geschehnisse aus Ray's Sicht. Ich tue mich immer schwer, solche "Erlebnissberichte" wie es ja die Verwandlung einer war, in einem Kapitel unterzubringen. Bevor ich einen ganzen Absatz in kursiv halte, schreibe ich lieber ein kleines Intermezzo-Kapitel, in dem ich meinen OS-Wahn ausleben kann *___* Ich verspreche aber, das das nächste Kapitel länger wird und das vor allem einige Unklarheiten beseitigt werden ;) Und für alle die es noch nicht wussten: wenn Milch in der Mikrowelle erhitzt wird, ändert sich die Drehrichtung der Aminosäure, was sie für unseren Körper unverwertbar machen. Demnach: immer schön auf dem Herd warm machen xD Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)