Cassandra von Mad-Dental-Nurse (Das Ende der Volturi) ================================================================================ Kapitel 3: Enttäuscht! ---------------------- Die Tage dehnten sich. Wurden zu Wochen. Doch egal wieviel Zeit verging, ich konnte den Schmerz über den Verlust meiner Familie und die Erkenntniss, dass ich ein Vampir war, nicht vergessen. Beides brannte so tief und schmerzlich, noch schmerzlicher als der Durst, in mir, in meinem Herz, dass ich Nächte lang wachblieb und mir die Augen ausheulte. Gregor, mein Retter in der Not, hatte bisher geschwiegen und mich in Ruhe gelassen. Doch irgendwann schien ihn das ziemlich auf die Nerven zu gehen. „Hör endlich auf, zuweinen. Davon wird es auch nicht besser. Geschweige denn deine Familie lebendig machen!“, sagte er und in meiner Trauer mischte sich Wut. Ich sprang auf, ging auf ihn zu und wollte ihm ins Gesicht schlagen. Doch erfing meine Faust ab, als hätte ich in Zeitlupe zugeschlagen und drückte zu, sodass ich vor Schmerz aufkeuchte. „Anstatt deine Wut und deine Trauer an mir auszulasen, solltest du sie an denen auslassen, die für all das verantwortlich sind!“, sagte er ruhig. Hielt meine Hand noch eine Weile fest und ich konnte mich nicht mehr vor Schmerz auf den Beinen halten. Es fühlte sich an, als wäre meine Faust in einem Schraubenstock gefangen. Dann ließ er los und ich untersuchte meine Hand, ob sie gebrochen war. Minuten vergingen, ehe der Schmerz nachließ und ich wieder ruhig atmen konnte. Dann schaute ich zu ihm hoch. In dem Moment wirkte er so überlegen und mächtig, dass ich mir klein und unbedeutend vorkam. Und plötzlich war die Wut stärker. Für den Tod meiner Familie verantwortlich! Mit einenmal hatte ich sie wieder deutlich vor Augen. Diese Ungeheuer, die so scheinheilig freundlich getan hatten und uns dann angriffen. Ich konnte die Schreie hören und das Entsetzen darin. Einer dieser Schreie war meiner und ich konnte spüren, wie die scharfen Zähne sich in meinen Hals gruben und mir das Bewusstsein raubten. Doch das alles verlor an Bedeutung, wenn ich daran denke, dass meine Eltern und mein Bruder dadurch gestorben waren. Vergessen war der Schmerz und die Trauer. Das Einzige was blieb, war die Wut. Die Wut darüber, dass man mir einfach so das genommen hatte, was mir wichtig war. Für immer. Und dafür sollten sie bluten. Ich weiss, dass das für jemand anderen nicht nachvollziehbar ist. Manche denken vielleicht, sie übertreibt. Aber in diesem Moment war mir das gleich. Ich hatte meine Familie verloren und war nun ganz allein auf der Welt. Das war wie ein schlimmer Alptraum. Doch aus diesem würde ich nicht erwachen. Weil es die Wirklichkeit war. Dass ich eine Vampirin bin, war zweirangig. Klar, auch das war ein Grund, diese Monster zuhassen. Aber nicht so gut, wie der, dass ich niemals wieder meine Familie sehen würde. Ich ballte die Hände zu Fäusten und zum ersten Mal in meinem Leben fing ich an zuhassen, Richtig zu hassen. Meine Fingernägel bohrten sich so tief in meine Hand, dass das Blut daraus sickerte und ich mahlte mit den Zähnen. Büßen. Sie sollen Büßen. Sie alle! Gregor hatte es wohl deutlich in meinem Gesicht gesehen. Er kam auf mich zu und sah mich mit einem Blick an, mir das versprach, was ich wollte. „Willst du es Ihnen heimzahlen?“, fragte er. „Ja!“, war meine Antwort. Ich wusste nicht wielange ich trainierte. Aber es war auch egal. Denn ich hatte nur eines im Sinn: Rache! Gregor lehrte mich Kickboxen, mit den Schwertern umzugehen und wie ich am besten meine Gegner täuschen konnte. Dabei holte ich mir am ganzen Körper blaue Flecke. Aber das war mir egal. Dann erzählte er mir, dass ich die Anführer der Volturi nur auslöschen konnte, wenn ich deren Armee erledige, die besondere Fähigkeiten hatten, die zu einer wirklichen Gefahr werden konnten, wenn ich nicht lernte, dagegen anzukommen. Keine schöne Aussicht. Aber was blieb mir anderes übrig. Sie hatten mir mein Leben und meine Familie genommen. Da sollte das meine kleinste Sorge sein. Eines Tages bekamen wir Besuch. Es waren Vampire und als sie mich sahen, konnte ich in ihren Augen deutlich Misstrauen sehen. Ich glaubte sogar Ekel in ihren roten Augen zu sehen. Zwei von ihnen sahen identisch aus. Zwillinge. Sie waren es, die mich so ansahen. Hochgewachsen und schwarze kurzgeschnittene Haare. Breite Schultern und ein Gesicht, das einem Schauer über den Rücken laufen ließ. Sie sahen nicht gerade freundlich aus. Eher wie wilde Hunde. Während der andere, der kupferfarbene Haare hatte, ein sanftmütiges Gesicht hatte. Als er mich ansah, lächelt er höflich und verneigte sich. Gregor bat die drei Vampire herein und verschloss die Türe sorgfältig. „Ist Euch auch niemand gefolgt, Matthias?“, fragte er dann und der dritte Vampir nickte. „Wir sind durch das ganz Europa gereist, haben falsche Spuren gelegt, sodass sie erstmal eine Weile brauchen werden, um uns zufinden!“, antwortete der Vampir. Gregor nickte, setzte sich auf die Stühle. Matthias genauso. Die anderen beiden stellten sich links und rechts von ihm. Offensichtlich waren das seine Leibwächter. „Kann ich Euch was ztrinken anbieten!“, bot Gregor an, um das Schweigen, welches nun eintrat, zu brechen und Matthias schüttelte den Kopf. „Nein. Lass uns die Zeit, die kostbar ist, nicht durch Kleinigkeiten vergeuden. Wir haben was zubesprechen!“, sagte er und sah dann wieder zu mir. „Das ist sie also. Das Mädchen, von dem du mir erzählt hast?“, fragte er und ich schaute zu Gregeor. Wann hatte er mit ihm gesprochen. Wir waren rundumdie Uhr miteinander beschäftigt. Wie sollte er das machen? Und vorallem, was hatte er ihm erzählt über mich? „Ja, ich habe sie gerade noch retten können. Diese Hunde waren dicht auf ihren Fersen!“, erklärte er knapp und bei der Erinnerung an den Überfall schauerte ich. Einer der Zwillinge murmelte etwas auf russich und es klang nicht gerade freundlich. Matthias hob die Hand, brachte ihn zum Schweigen. „Und jetzt bildest du sie aus, damit sie sich rächen kann!“, sagte er. Es klang kein Hohn oder Spott darin, sondern etwas, was sich wie Bewunderung anhörte. Ich atmete tief ein und versuchte gelassen auszusehen. Was nicht gerade einfach war. So wie er mich anschaute, hatte man den Anschein, als würde er von mir das achte Weltwunder erwarten. „Ist das so außergwöhnlich, wenn ich mich rächen will?“, fragte ich, etwas angesäuert, weil ich das Gefühl hatte, na hätte hinter meinen Rücken geredet und das konnte ich absolut nicht ausstehen. Außerdem war das so komisch. Immerhin..ach, was solls. Ich werde diese Vampire einfach nicht verstehen. Dabei bin ich selber einer. „Außergewöhnlich, nein. Aber es ist das erste Mal, dass das einer versucht!“, sagte Matthias. Ich schaute ihn nun erstaunt an. Schaute dann zu Gregor. Mehr als einmal hatte er deutlich gemacht, was er von den Volturi hielt. Nicht gerade viel. Sie hielten sich für die Königsfamilie und als die Hüter der Vampire. In seinen Augen aber waren sie Machtgierig und das nicht zuknapp. Jeder, der gegen ihre Regeln verstiess, oder der für seine Bedrohung darstellt wurde ausgelöscht. Es war klar, dass sich Gregor nichts sagen ließ. Er war gerne frei und wer würde ihm das verübeln. Wer bärenstark, schnell und unsterblich ist, braucht sich an keine Regeln zuhalten und ich hatte Grego niemals außer Kontrolle erlebt. Er blieb stets ruhig und beherrscht. Bewundernswert. Konnte mir nicht vorstellen, dass er einer von diesen Monstern war, der die Menschen angriff. So wie ich! Ich schluckte und versuchte den alten Obdachlosen zu vergessen. „Wie siehst du ihre Chancen?“, fragte Gregor und holte mich aus meinen Gedanken. Chancen? Momentmal dachte er nun doch am Ende wirklich, dass ich in den sicheren Tod renne? Es gab unzählige Dinge, die ich ihm sagen wollte. Hielt aber meinen Mund. „Wenn alles so passiert, wie ich es gesehen habe, wird sie nicht versagen!“ Nun aber konnte ich nicht anders. Das wurde ja immer schöner. Meine Gedanken überschlugen sich. Alles ergab aufeinmal einen schrecklichen anderen Sinn. „Wie gesehen? Soll das heissen, das das alles geplant war?“, platzte es aus mir heraus und sah Gregor wütnd aber auch geschockt an. Gregor ließ sich davon allerdings nicht aus der Ruhe bringen, sondern sagte einfach nur:„ Ja und nein. Matthias sagte nur, dass er eine Frau sieht, die zur Vampirin wurde und den Clan der Volturi auslöscht. Dass es sich dabei um dich handelt, war reiner Zufall!“ Ich war kurz davor ihm eine zuknallen, auch wenn ich wusste, dass ich das nicht schaffen würde. Aber ich war so wütend. Es hätte eine andere treffen können. Aber mich hat es getroffen. Warum ich, fragte ich mich nicht zum ersten Mal. Diesesmal aber wegen Gregor, wobei ich ihm soviel verdankte. Er hat mich gerettet und gelehrt, wie ich mich zuwehren hatte. Dass ich aber für Zwecke eingesetzt wurde, die einem anderen nutzen, war was anderes. „Reiner Zufall!“, keifte ich. „Das ist alles?“ „Was denn noch. Ich habe gesehen, dass sie dich töten wollten und habe dich gerettet. Was willst du noch?“, fragte er und ich konnte mich nicht mehr beherrschen. Mir war klar gewesen, dass Gregor nicht aus reiner Nächstenliebe gehandelt hatte. Aber das er soweit ging, hätte ich ihm nicht zugetraut. „Vielleicht…!“, schrie ich und hielt im nächsten Moment inne. Ja, was wollte ich. Das er mich mag und das alles nur deswegen gemacht hat. Nein. Er hatte sich mir gegenüber stets auf Abstand gehalten, mich nur angefasst, wenn er mir beim Training die richtige Stellung zeigen wollte und mir gezeigt hatte, wie ich meine Hände und Arme halten musste. Nie hatte er mich getröstet, wenn ich, trotz meines Rachedursts, im Schlaf geweint hatte und immernoch weinte, als ich aufwachte. Beschämt darüber, dass ich mir falsche Hoffnungen gemacht hatte und nun so enttäuscht wurde, senkte ich den Kopf. „Ach, vergiss es!“, sagte ich dann und versuchte meinen Kummer nicht sehen zulassen. Matthias und seine Leibwächter tauschten Blicke. Offentsichtlich war ihnen nicht entgangen, was in mir vorgegangen war. Gregor sah mich auch an. Allerdings anders, als sie. Während sie verwirrt dreinblickten, sah er mich an, als wäre ich eine sechzehnjährige, die sich zum ersten Mal verknallt hatte und nun dastand, wie eine blöde Kuh. Vermutlich war ich das auch. Wütend über ihn, aber auch auf mich selbst, schüttelte ich den Kopf, schob mich an Gregor und an den bulligen Leibwächtern Matthias vorbei und ing zur Tür. Da ich gesehen habe, wie er die Tür veriegelte, war es ein leichtes, sie zu öffnen und raus zu gehen. „Wohin willst du?“, fragte Gregor sofort in einem strengen Ton. „Raus!“, sagte ich bloss. „Ich brauche frische Luft!“ Mit diesen Worten schlug ich die Tür laut hinter mir zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)