Und täglich grüßt das Murmeltier... von Rebi-chan ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Ich traf um die Mittagszeit bei meiner Schwester und ihrer Familie ein, wurde wie immer herzlich begrüßt und half schließlich bei den letzten Vorbereitungen. Um die Zeit, bis die restlichen Gäste eintrafen, zu überbrücken, spielte ich mit Lea einige Spiele. ‚Mensch ärgere dich nicht’ fand sie immer sehr lustig. Es war ihr Lieblingsspiel und ich liebte ihr Lachen, wenn sie eine meiner Figuren schlug. Der Nachmittag fand in geselliger Runde statt. Sophie hatte einige ihrer besten Freunde eingeladen, die auch ich kannte und mit denen ich mich gut verstand. So wurde es gegen Abend heiter, bis Lea schließlich zu mir kam und mich bettelnd ansah. „Onkel Ben, liest du mir eine Gute-Nacht-Geschichte vor?“, fragte sie. Ich lachte, strich ihr über die braunen Locken und nickte. „Na klar, Prinzessin. Such dir schon mal eine Geschichte aus, ich komme gleich...“, erklärte ich ihr und erhob mich dann. Eigentlich war es nicht meine Aufgabe, die Kleine ins Bett zu bringen, doch ich wollte Sophie oder Frank nicht von ihren Gästen fernhalten. Sophie lächelte mich dankbar an, als ich aufstand. Ich beugte mich schnell zu ihr herunter. „Hast du später etwas Zeit? Ich würde dich gern um einen Rat fragen...“, meinte ich leise, sodass nur sie es hören konnte. Sie nickte. „Natürlich.“ Sophie bedachte mich mit einem wissenden Blick, lächelte dann noch einmal und vertiefte sich wieder in das Gespräch mit ihrer besten Freundin, die ihr gegenüber am Tisch saß und an einem Glas Wein nippte. Ich betrachtete die Runde noch einmal, ehe ich Lea folgte. Die Kleine war bereits fertig umgezogen, hatte sich die Zähne geputzt und saß nun mit einem Märchenbuch auf dem Schoß in ihrem Bett und wartete auf mich. Wieder einmal bewunderte ich sie, wie selbstständig sie für ihre 5 Jahre bereits war. Sophie und Frank hatten mit ihrer Erziehung wirklich alles perfekt gemacht. „So, dann wollen wir mal. Welche Geschichte möchtest du denn vorgelesen bekommen?“, fragte ich sie und setzte mich zu ihr aufs Bett. Geschickt schlug sie das Buch auf und deutete auf eine Geschichte, während sie sich an mich lehnte. Sie hatte wirklich großes Vertrauen zu mir, was mich immer wieder rührte. Und das, obwohl sie um meine Neigungen, nämlich, dass ich Männer lieber hatte als Frauen, wusste. Ich weiß nicht, ob sie es richtig verstand, was dies bedeutete, aber es hatte ihr Vertrauen nur noch gestärkt, statt es zu erschüttern. Vielleicht, weil davon nicht viele wussten... Schmunzelnd blickte ich auf den Titel der Geschichte. „Rotkäppchen also... Gut, wie du möchtest...“, meinte ich und begann ihr vorzulesen. Es dauerte nicht lange, bis sie in meinem Arm eingeschlafen war. Um sie nicht zu wecken, legte ich sie vorsichtig richtig hin, deckte sie dann zu und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Schlaf schön, Prinzessin...“, meinte ich leise, machte dann das Licht aus und schloss die Tür zu ihrem Zimmer, ehe ich zurück zu der Geburtstagsgesellschaft begab, die sich langsam aufzulösen begann. „Lea schläft“, informierte ich Sophie und Frank und setzte mich wieder an den Tisch. Etwa eine viertel Stunde später waren alle Gäste gegangen und ich half meiner Schwester beim Tisch abräumen, während Frank das restliche Chaos ein wenig einzudämmen versuchte. Ich folgte ihr, beladen mit Tellern, in die Küche. „Also, was gibt’s denn, wobei du meinen Rat brauchst?“, wollte sie schließlich wissen. „Naja... Ich glaube, ich hab mich verliebt...“, begann ich leise und wurde sofort von ihr in den Arm genommen. „Das ist doch wunderbar! Wer ist der Glückliche? Kenn ich ihn?“ Ich schüttelte den Kopf. „Ich kenne ihn ja selbst nicht mal so richtig... Ich weiß nur, dass er Jonas heißt... Ich hab dir doch mal von ihm erzählt. Ihn habe ich drei Jahre lang auf dem Bahnsteig gesehen, erinnerst du dich? Und dann war er plötzlich nicht mehr da...“ Sie nickte verstehend. „Und dann hast du ihn wieder getroffen?“ „Genau. Gestern, als ich dein Geburtstagsgeschenk besorgt habe, hab ich ihn im Buchladen getroffen und ihn auf einen Kaffee eingeladen... Aber ich weiß nicht, was ich jetzt machen soll... Ich kenne nun mal nur seinen Vornamen und mehr nicht... Aber ich würde ihn gern wieder sehen... Obwohl ich nicht weiß, ob es auf Gegenseitigkeit beruht, da er gestern ziemlich überstürzt weg ist...“ Verzweifelt raufte ich mir die Haare und lehnte mich an die Arbeitsfläche hinter mir. „Ben, ganz ruhig. Das wird schon wieder“, versuchte Sophie mich zu beruhigen und wieder einmal war ich froh, dass sie meine ältere Schwester war. „Hat er denn irgendetwas gesagt oder getan, das Aufschluss darauf gibt, dass er dich nicht wiedersehen möchte?“ Ich schluckte und senkte den Blick. „Er hat gestern gemeint, dass er verabredet sei... Ich weiß noch nicht einmal, ob er auch schwul ist.“ Sie strich mir über die Haare und nahm mich wieder in den Arm. „Mein armer kleiner... Tut mir leid, aber da weiß ich jetzt auch nicht weiter... Das Einzige, das ich dir raten kann, wäre zu warten. Er war doch zumindest nicht abgeneigt, sonst hätte er deine Einladung doch gar nicht angenommen. Wenn er dich also wiedersehen möchte, dann weiß er doch, wo er dich finden kann...“, ermunterte sie mich. Ich drückte sie, ließ sie dann los und nickte. „Hast Recht, Schwesterherz... Danke, dass du mir zugehört hast...“ „Dafür sind doch große Schwestern da, oder?“, sie grinste und sah damit richtig jugendlich aus. Dass sie heute bereits ihren 35. Geburtstag gefeiert hatte, konnte ich kaum glauben. Ich verabschiedete mich schließlich von den beiden, die den Abend für sich haben wollten und schlenderte zurück zu meiner Wohnung. Mitte März rief schließlich Sophie bei mir an und bat mich, ein Wochenende lang auf Lea aufzupassen. Als Grund nannte sie ein Wellness-Wochenende, das Frank ihr zum Geburtstag geschenkt hatte und das sie nun zusammen mit ihm gern einlösen würde. Natürlich stimmte ich zu. Ich konnte ihr diesen Gefallen nicht abschlagen und hatte den kleinen Sonnenschein gern um mich herum. „Hast du ihn inzwischen wieder gesehen?“, fragte sie schließlich zusammenhanglos. Dennoch wusste ich ganz genau, wen sie meinte. „Nein, bisher nicht. Ich halte meine Augen offen, aber er hat sich noch nicht blicken lassen...“, erwiderte ich etwas traurig und spielte mit der Schnur des Telefons. „Lass den Kopf nicht hängen. Er wird bestimmt bald merken, was er verpasst, wenn er dich nicht wieder sieht“, meinte sie und ich konnte ihr aufmunterndes Lächeln förmlich spüren. „Ja, ich hoffe, du hast Recht.“ „Sicher hab ich Recht. Wozu bin ich denn deine große Schwester? Also, ich bring dir Lea dann am Freitag Abend vorbei. Sie freut sich übrigens schon riesig.“ Ich musste lachen, nickte dann aber und besann mich schließlich, dass sie mich durch das Telefon gar nicht sehen konnte. „Alles klar. Dann bis Freitag Abend. Ich freu mich auch schon.“ Damit war das Gespräch beendet und ich legte den Hörer wieder auf die Gabel. Die restlichen drei Tage zogen wie im Flug an mir vorbei. Ich räumte meine Wohnung gründlich auf, bereitete dann das Gästezimmer für Lea vor, wobei ich wusste, dass sie vermutlich eh wieder bei mir im Bett schlafen würde, wie sonst auch immer, doch es war mir egal. Falls sie sich doch umentscheiden sollte, dann hatte sie das Gästezimmer als Ausweichmöglichkeit. Freitag Nachmittag um Punkt fünf Uhr läutete es schließlich bei mir an der Tür. Ich nahm den Hörer der Gegensprechanlage, drückte den dazugehörigen Knopf. „Ja?“ „Onkel Ben!“, rief da bereits Lea so laut, dass ich mir den Hörer etwas vom Ohr weghalten musste. Ich lachte. „Komm rauf, Prinzessin!“, meinte ich und drückte einen weiteren Knopf um die Tür zu öffnen. Als ich durch den Hörer hörte, wie die Tür aufgemacht wurde, ließ ich den Knopf los und hängte auch den Hörer wieder ein, ehe ich die Wohnungstür einen Spalt öffnete. Im Treppenhaus konnte ich die Schritte von Sophie und Lea hören, genauso ihr Lachen und keine Minute später wurde auch schon die Tür aufgestoßen und ein kleiner Wirbelwind sprang mir entgegen. Lachend fing ich sie auf und nahm Lea auf den Arm, drückte sie an mich. Erst dann sah ich zu Sophie, die in der Tür stehen geblieben war und grinste. „Dann viel Spaß euch beiden. Ben, falls etwas sein sollte, du weißt ja, wie du mich erreichen kannst. Und du sei schön brav, ja, Lea?“ Die Kleine nickte eifrig. Ich lächelte meiner Schwester zu. „Keine Angst, genieß du dein Wochenende. Wann kommt ihr wieder zurück?“ „Sonntag Abend. Ich werd wohl so um neun hier vorbei kommen und Lea wieder abholen. Falls es doch später wird, dann rufe ich an.“ „Gut, sag Frank einen schönen Gruß von mir.“ „Na klar!“, meinte Sophie und verabschiedete sich von mir und Lea. Als die Tür hinter ihr ins Schloss gefallen war, sah ich Lea schließlich an. „Und was machen wir beide Hübschen jetzt?“, fragte ich sie und kitzelte sie am Bauch. Sie kicherte. „Hast du schon zu Abend gegessen?“, wollte ich schließlich wissen, nachdem sie keine Antwort wusste. Die Kleine schüttelte den Kopf. „Nein, noch nicht.“ „Gut, dann lass uns was essen. Und dann können wir ja noch etwas spielen. Wie hört sich das an?“ „Toll!“, lachte sie und ich setzte sie ab, nahm sie aber an die Hand und ging mit ihr in die Küche. „Was hältst du von Nudeln und Soße?“ „Tomatensoße?“ „Alles, was du willst, Prinzessin“, lachte ich. Gemeinsam kochten wir das Essen, wobei ich den größten Teil übernahm, da ich nicht wollte, dass Lea sich die Finger verbrannte. Nach dem Essen war noch eine Runde ‚Mensch ärgere dich nicht’ angesagt. Danach war Lea so müde, dass sie bereits auf dem Weg ins Badezimmer fast einschlief. Nur mit Müh und Not schaffte ich es, sie dazu zubringen, sich die Zähne zu putzen und sich umzuziehen. „Onkel Ben? Kann ich bei dir schlafen?“, fragte sie verschlafen, als ich sie ins Gästezimmer bringen wollte. Ich lächelte. „Natürlich“, meinte ich nur und trug sie in mein Schlafzimmer. Glücklicherweise hatte ich ein sehr großes Bett, sodass es überhaupt keine Schwierigkeiten machte, wenn sie bei mir schlief. Sie schlief bereits, als ich sie hinlegte und zudeckte. Mit einem letzten Blick bedachte ich sie noch, ehe ich das Licht löschte und zurück ins Wohnzimmer ging um ein wenig aufzuräumen und noch etwas fern zu sehen. Zwei Stunden später legte ich mich schließlich zu ihr und schlief relativ schnell ein. ~Kapitel 2 ENDE~ TBC... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)