Sealed Memories von abgemeldet (4851 mal nicht als Slash ;P -- Letztes Chapter wird geladen) ================================================================================ Kapitel 1: 1. ------------- „Also eigentlich ist es ganz einfach…“ Pfeilschnell schossen die Finger von Shoichi Irie, dem Ingenieur der Vongola Famiglia über die Tasten seines Laptops. Er wusste, dass hinter ihm auf dem riesigen Bildschirm seine Grafiken angezeigt wurden, darum sparte er sich großartige Erklärungen. „Spanner hat euch Navigationsprogramme in die Brillen installiert, da könnt ihr euch wohl schlecht verlaufen. Gokudera und Tsunayoshi-kun können es direkt mit ihren Kontaktlinsen benutzen. Und über die Ohrstecker und den Kopfhörer können wir euch Anweisungen geben.“ Tsuna und Yamamoto nickten, während Gokudera seine ewig finstere Miene zur Schau stellte. „Na dann kann ja gar nichts mehr viel schief gehen!“, lachte der Schwertkämpfer gelassen und verschränkte die Arme hinter dem Kopf, während Shoichi im Kopf schon überlegte, wie er den Kindern seinen Plan am deutlichsten rüberbringen konnte. „So leicht wird das nicht, Baseballfreak!“, schnauzte Gokudera sofort zurück, aber die ewigen Streits zwischen dem Regen-, und dem Sturmwächter war er schon viel zu gewöhnt, als er diesen noch Aufmerksamkeit schenkte. Er wollte gerade den Mund aufmachen und sich räuspern, um wieder Aufmerksamkeit zu kriegen, da ging die Tür auf und ein lautstark schreiender Lambo stürzte in den Raum. „Uwäääääh~ Tsunaaaaaaa!“ Die Anwesenden blickten das schreiende Kind verblüfft an. Gokudera schrie ihn zwar sofort wieder an, gefälligst still zu sein, schließlich befänden sie sich in einer wichtigen Besprechung, aber es wäre das erste Mal gewesen, hätte Lambo wirklich auf den Älteren gehört. „Lambo, was ist los?“ „Der Spanner ist geschrumpft!“ Erstaunt wechselten die Kinder und ihr Ingenieur bedeutende Blicke. Normalerweise laberte Lambo allen möglichen Unsinn wenn der Tag lang war, aber diese Andeutung…war nicht sehr beruhigend! Wie auf ein unsichtbares Kommando stürzten die vier aus dem Raum in die Richtung, aus der der kleine Donnerwächter gekommen war. Und alle blieben wie vom Donner gerührt stehen, als sie mitten im Gang einen Jungen sitzen sahen – der Spanner wirklich sehr ähnlich sah, aber dennoch mindestens zehn Jahre zu jung war! „Spanner?“ Verwundert nannte Shoichi seinen Freund beim Namen, einfach um zu sehen, ob er nicht wirklich träumte. Ein paar türkisfarbener Augen wandten sich ihm zu, aber die Gruppe sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Der junge Spanner, der gebückt vor ihnen saß, trug einige deutliche Anzeichen von Prügel im Gesicht. Sein rechtes Auge war geschmückt mit einem hellvioletten Veilchen und am Mundwinkel war noch eine eindeutige angetrocknete Blutspur zu erkennen. Statt dem einteiligen Arbeitsanzug trug er eine ausgeleierte Jeansjacke, darunter ein schmutziges gelbes T-Shirt und seine Jeans hatte auch schon bessere Tage gesehen. Er war ein Bild des Jammers. „Was ist nur mit ihm passiert?“, flüsterte Tsuna erschrocken, als auch er recht schnell begriff, dass der junge Spanner eindeutig schon bessere Tage gesehen hatte. Der vierzehnjährige Junge zuckte leicht zusammen, als Shoichi einen zögerlichen Schritt auf ihn zu machte und versuchte, zurückzuweichen, aber mitten in der Bewegung hielt er inne und verzog das Gesicht vor Schmerzen. „Du bist verletzt, Spanner.“ Jeder hatte die Abwehrreaktion bemerkt, aber nur Shoichi war entschlossen genug, um mit schnellen Schritten neben seinem jungen -eigentlich noch nicht- Freund niederzuknien. Aus ernsten grünen Augen blickte er den Jungen an. „Was ist nur passiert? Wer hat dir das angetan?“ Der Blondschopf duckte sich unter dem besorgten Blick und schüttelte zaghaft den Kopf, brachte aber nicht einen Ton heraus. Shoichi seufzte leise. „Hey, schon gut. Ich tue dir nichts, Spanner. Mein Name ist Shoichi. Ich werde dich nicht schlagen oder dir sonst wie wehtun, okay? Glaubst du mir das?“ Shoichi wagte es nicht, den Jüngeren zu berühren, aber er hoffte, dass seine Worte die Angst nehmen konnten. Wenigstens so weit, dass er ihn notdürftig behandeln durfte. Es kam ihm wie eine Ewigkeit vor, in der er in die türkisen, schmalen Augen blickte, die ihn sonst immer so gelangweilt angesehen hatten. Jetzt waren sie gefüllt mit Emotionen, die ihm beim besten Willen nicht gefielen. Angst und Misstrauen standen ihm praktisch ins Gesicht geschrieben, während er aus der gebückten Position den jungen Mann mit den feuerroten Haaren studierte. Ein ganz zaghaftes, heiseres „Hmhm“ drang schließlich an sein Ohr, ganz leise, aber hörbar. Shoichi lächelte erleichtert. „Du hast bestimmt Schmerzen, nicht?“ „Wir gehen besser. Wenn du uns brauchst, sag bescheid, Shoichi-kun.“, meldete Tsuna sich schließlich ebenso leise und auf ein bestätigendes Nicken seines Familienmitglieds hin entfernten Gokudera, Yamamoto und er sich wieder. Zurück blieben schließlich der kleine, ängstliche Spanner und Shoichi Irie, der nicht genau wusste, was er machen sollte. Am liebsten hätte er Spanner sofort gepackt und auf die Krankenstation getragen, aber er wusste, dass der Junge das nicht zulassen würde. Oder konnte. //Ich glaube, ich muss verdammt vorsichtig mit ihm sein! Ich weiß ja nicht, was er erlebt hat, dass er so ängstlich und so schlimm zugerichtet ist, aber ich darf mir sein winziges bisschen Vertrauen nicht verspielen…Am besten frag ich ihn einfach, ob ich ihm helfen kann…das sollte hoffentlich nicht zu vertraut, aber auch nicht zu distanziert wirken. Mannomann…// Zögerlich fuhr sich der Brillenträger durch die wuscheligen Haare. Noch immer starrten die türkisen Augen ihn durchdringend an, aber er erwiderte den Blickkontakt nicht direkt, sondern guckte immer nur auf Kinnhöhe des schmalen Gesichts. Er hatte mal gelesen, dass direkter Blickkontakt bei Hunden als Herausforderung verstanden wurde, wer konnte da schon genau wissen, wie misshandelte Kinder darauf reagierten? „Darf ich deine Wunden versorgen? Dann lindern auch die Schmerzen ein bisschen.“, fragte er schließlich vorsichtig und wartete geduldig auf eine Antwort. Er war sich nicht sicher, ob seine Frage angemessen war, dazu hatte er bisher einfach zu wenig Kontakt mit Kindern in seinem Leben gehabt. Klar, Spanner war jetzt etwa im gleichen Alter wie Tsuna und seine Freunde, aber der Unterschied auf der geistigen Ebene war mehr als nur eindeutig erkennbar. Er konnte und durfte ihn nicht wie einen vierzehnjährigen behandeln, soviel war mal klar. Schließlich bekam er dennoch ein Nicken. Zaghaft wie immer, aber es war ganz eindeutig ein Nicken. Shoichi nickte lächelnd und stand langsam auf. „Kannst du laufen? Die Krankenstation ist nicht weit entfernt, nur ein paar Meter. Ansonsten kann ich dich auch tragen, wenn du möchtest.“ Und noch einmal verging eine gefühlte Ewigkeit, ehe der Junge sich von allein wieder auf die Füße rappelte und ihm mit langsamen, leicht humpelnden Schritten folgte. Shoichi drehte sich nicht um, ihm reichte es, die leisen Schritte zu hören. Als sich die automatische Tür vor ihm öffnete, hörte er, dass Spanner stehen blieb. Er konnte sich schon denken, wo das Problem lag. „Dies ist die Krankenstation. Keine Angst, ich sperre dich nicht ein. Die Tür geht sofort auf, sobald man sich ihr auf anderthalb Meter nähert.“, erklärte er rasch und bedeutete dem Kind, einzutreten. Er hoffte nur, dass sein optimistisches Lächeln beruhigend wirkte, denn so wirklich beruhigen taten diese Worte ihn selbst auch nicht. Rasch verschwand er in den Raum und begann in einem der vielen kleinen Schränke herumzukramen, bis er den Erste-Hilfe-Kasten gefunden hatte. Er musste nicht zurückschauen, um zu wissen, dass sein Patient auf dem Stuhl neben dem Bett saß und ihn bei allem, was er tat, beobachtete. „Hier drinnen sind Pflaster, Verbände und Desinfektionsmittel. Du brauchst also keine Angst zu haben, ist alles ganz harmlos.“, erklärte er zögerlich, während er sich dem Kleineren gegenüber auf das Bett setzte und ihn erneut aufmerksam anschaute. „Ich wische dir jetzt das Blut von den Lippen, okay? Nicht erschrecken, das Desinfektionsmittel brennt wahrscheinlich ein bisschen.“ Ganz langsam näherte er sich mit dem Tuch in der Hand dem Gesicht seines Gegenübers. Er registrierte erfreut, dass Spanner diesmal keinen Versuch startete, der Berührung auszuweichen und betupfte vorsichtig die blasse Haut. Auch bei dem Kontakt mit dem Alkohol zuckte er nicht zurück, aber damit hatte Shoichi schon fast gerechnet. „Ich weiß, was in einem Erste-Hilfe-Kasten alles drin ist…“ Spanner rührte nicht einen Muskel, als er das flüsterte. Beinahe hätte Shoichi es überhört, aber ein seichtes Grinsen verriet, dass er das verhaltene Genörgel durchaus gehört hatte. „Na dann brauch ich es dir ja nicht mehr erklären. Erzählst du mir, woher du diese Wunden hast, Spanner?“ Und schon spürte er, dass er die unsichtbare Linie deutlich überschritten hatte. Spanner zuckte noch immer nicht zurück, aber seine türkisfarbenen Augen schlossen sich und verbargen sich somit vor der Umwelt. Selbst ein Idiot hätte verstanden, dass der Kommunikationsbedarf nun gedeckt war. „Noch zwei Minuten, dann sind die fünf Minuten um. Sag, Spanner…“ Vorsichtig klebte der Rothaarige seinem Patienten ein kleines Pflaster auf den Mundwinkel und lächelte sanft. „Interessierst du dich für Maschinen? Roboter?“ Wie aufs Stichwort nickte der Junge. Noch immer ließ er die Augen geschlossen, aber seine Haltung straffte sich und er drückte eindeutiges Interesse aus. „Hast du schon mal eigene Roboter gebaut?“ Diesmal kam nur ein Kopfschütteln. Verwundert zog Shoichi die Augenbrauen in die Höhe. „Noch nicht? Hast du denn schon…das eine oder andere Gerät auseinandergenommen und wieder zusammengebastelt? Oder Bücher gelesen?“ Wieder ein Kopfschütteln. Shoichi beobachtete nun stirnrunzelnd, wie die schmalen Schultern nach vorn sanken und den Rücken krümmten. Seine Gedanken begannen zu rasen. //Er hat noch nicht damit angefangen? Aber als ich ihn kennen gelernt hab, war er siebzehn…jetzt ist er vierzehn. Das kann doch nicht sein, dass er innerhalb von drei Jahren auf einen Stand kommt, der es ihm erlaubt, an dem internationalen Roboterwettbewerb teilzunehmen?! Das wäre unglaublich…dann ist er wirklich um einiges talentierter, als ich dachte! Ich hab Jahre gebraucht, ehe ich meinen ersten Mecha gebaut habe…// „Hat man dir verboten, dich damit zu beschäftigen?“ Shoichi wusste nicht genau warum, aber er hatte das dringende Bedürfnis, dem Kleinen zu zeigen, dass Maschinenbau wirklich unheimlich interessant war. Und wenn er gerade mit seiner Vermutung richtig lag, würde er überhaupt erst der Auslöser dafür sein, dass Spanner ein so talentierter Mechaniker werden würde. Nun öffneten sich die Augen wieder und der Junge blickte ihn traurig an. „Ich darf nicht…“ „Weißt du…ich konnte mich damals auch nicht wirklich damit beschäftigen. Ich wollte eigentlich immer Musiker werden, weißt du? Aber irgendwann habe ich gemerkt, dass dieser Beruf nur wenig ertragreich ist und hab angefangen, in allen möglichen Büchereien Bücher über Maschinenbau zu lesen, weil ich das Thema trotzdem sehr interessant fand. Ich wohnte zwar nicht mehr zu Hause, aber ich hatte dennoch Hemmungen, mich intensiver damit auseinander zu setzen. Darum hab ich mich in der Schule für einen Technikkurs für Anfänger eingetragen und schon war ich mittendrin. Und heute bin ich Ingenieur mit Diplom und gutem Einkommen. Ich kriege gutes Geld für eine Arbeit, die mir wirklich Spaß macht.“ Der Junge hörte aufmerksam und neugierig zu, was der Erwachsene ihm da erzählte. Ein Technikkurs in der Schule? Wenn er sich recht erinnerte, die Schule seines großen Bruders hatte eine solche AG, aber es würde ihm nie möglich sein, sich dort einzuschreiben, soviel war sicher. Bei dem Gedanken daran, was ihn zuhause erwarten würde, begann er ängstlich zu zittern. „Ich will nicht wieder zurück.“, flüsterte er plötzlich, von einer unruhigen Angst geplagt, als Shoichi immer wieder auf seine Uhr blickte. „Keine Angst, Spanner. Wir sehen uns wieder. Werde Techniker, dann sehen wir uns garantiert wieder!“ Und dann verschwand das Kind mit einem lauten Knall im pinken, qualmenden Nebel. Kapitel 2: 2. ------------- 2. Shoichi seufzte leise, als sein junges Gegenüber mit dem charakteristischen Knall der Zeitreise wieder verschwand. Am liebsten hätte er ihm noch so vieles erzählt, aber er hoffte mit ganzem Herzen, dass seine Bemühungen Früchte tragen würden – er wollte nicht, dass er Spanner vielleicht doch nie wieder sehen würde, nur weil man es ihm verbot, seinem Traum zu folgen und Maschinenbau zu studieren und sich auf diversen Wettbewerben mit anderen Erfindern zu messen. Seine Überlegungen endeten abrupt, als die bekannte Silhouette seines besten Freundes in dem sich langsam verziehenden Nebel auftauchte. „Spanner.“ Der Angesprochene zuckte auf seinen Namen hin leicht zusammen, aber wie sein jüngeres Ich brachte er auch diesmal kein Wort raus. Shoichi lächelte erleichtert. „Willkommen zurück. Das war vielleicht eine Überraschung…“ Seine Freude, den alten Freund wieder zurück zu haben, wich schlagartig, als sich der Nebel komplett verzogen hatte. „Scheiße…“, hauchte er fassungslos und riss die grünen Augen auf. Das konnte doch nicht wahr sein! Schmale, türkisfarbene Augen blinzelten ihn träge an, aber Shoichi war viel zu erschrocken, um zu bemerken, dass durchsichtige, klare Tränen über die blassen Wangen liefen. Ein dickes, dunkelviolettes Veilchen, gepaart mit einem Haufen frischer Kratzer und einer heftig blutenden Platzwunde stachen ihm prompt ins Auge, als er seinen Freund ansah. „Mist, was ist nur passiert? Das gibt’s doch nicht! Spanner!“ Bestürzt sprang Shoichi auf die Beine und packte seinen Freund bei den Schultern. Er wusste nicht, was er sagen sollte, wie hypnotisiert starrte er auf das farbige Veilchen, das das Gesicht seines Freundes so schrecklich verunstaltete. Aber auch wenn sein Geist ein wenig vernebelt war vor Schreck, wusste er gottseidank immer noch, was zu tun war. Rasch wirbelte er herum und packte erneut das Desinfektionsmittel, zog ein frisches Tuch aus der Packung und tupfte dem Jüngeren damit über die blutende Platzwunde auf der Stirn. „Autsch“ „T’schuldige, Spanner…aber, ich glaub‘s einfach nicht! Was ist da nur passiert, dass du auf einmal so aussiehst? Himmel, was ist nur mit deiner Vergangenheit nicht in Ordnung? Ich glaub, ich krieg die Krise!“ Die altbekannten, ziehenden Stressbauchschmerzen kehrten mit einem schmerzhaften Krampfen zurück, aber Shoichi ignorierte sie so gut wie möglich. Erst einmal musste er seinen Freund versorgen, so gut er konnte. Danach konnte er sich immer noch übergeben. „Da war nichts…“ Unbehaglich drehte der Blonde das Gesicht, als sein Gegenüber ihn ein wenig am Kinn fasste und in die angegebene Richtung drückte, damit er die Kratzer auf der Wange desinfizieren konnte. „Nein, natürlich nicht! Du bist die Treppe runtergefallen, stimmt‘s? Verarsch mich nicht, Spanner! Ich sehe es, wenn etwas nicht in Ordnung ist, ich brauch zwar ne Brille, aber blind bin ich deswegen noch lange nicht!“ So aufgewühlt hatte Spanner seinen besten Freund schon lange nicht mehr gesehen. Er wusste, dass Shoichi sich schnell Sorgen machte um seine Freunde, aber er fühlte sich unwohl, dass er der Grund für diese untypische Erregung war. „…“ „Spanner, bitte…“ Die Stille zwischen ihnen wurde für den Rotschopf langsam unerträglich. Verdammt, er sah doch, dass Spanner Probleme hatte, warum sprach er also nicht darüber?! Er wollte seinen Freund nicht so leiden sehen, das tat ihm sogar selbst weh. Aber warum verschloss der Jüngere sich nur? Er wollte ihm doch nur helfen, also warum? Shoichi wusste spontan keine Antwort auf diese Fragen, aber sein Gehirn war auch viel zu matschig, als dass er darüber jetzt klar nachdenken konnte. „Du weißt, dass du jederzeit mit mir reden kannst, Spanner…über alles. Egal was.“, versicherte er schließlich nach einigen Minuten des Schweigens und versorgte den anderen mit einem letzten Pflaster. „Danke.“ Aber der Verletzte stand nur wackelig auf und schlurfte hinaus aus dem Gang, ehe er aus Shoichis Blickfeld verschwand. Die Tage vergingen. Niemand hatte dieses Thema mehr angesprochen, dazu waren alle viel zu sehr durcheinander und damit beschäftigt, sich für die endgültige Abreise vorzubereiten. Shoichi seufzte bedrückt, als er drei Tage nach dem Vorfall in seinem Zimmer saß und über dem Lebenslauf seines Freundes brütete. „Das ist doch alles viel zu viel…Verdammt!“ Mit einem Krachen ließ er die Faust auf die Tischplatte fallen und raufte sich den roten Haarschopf. Sein Freund hatte sich in den ganzen Tagen nicht ein einziges Mal mehr blicken lassen. Er wusste, dass Spanner alles notwendige in direktem Anschluss zu seinem Zimmer hatte, also Badezimmer und eine private kleine Küche, aber er hatte sich trotzdem nicht einmal getraut, zu ihm zu gehen. Irgendwie war da eine Blockade, die ihm verbot, mit Spanner zu reden, ehe er nicht ganz genau wusste, was damals in Spanners Vergangenheit so schief gelaufen war. Die Minuten tickten gelassen vor sich hin, während Shoichi nachdenklich mit dem Kopf auf der Tischplatte dasaß und überlegte, was er wohl tun konnte. „Ich muss rauskriegen, was er erlebt hat…aber wie, wenn ich nicht mal weiß, wo er gelebt hat? Der Lebenslauf ist unvollständig…“ Erneut entrang dem jungen Mann ein schweres Seufzen. So hilflos hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Und das war wirklich ein furchtbares Gefühl… „Mannomann…“ Seine Gedanken rasten, aber irgendwie fiel ihm nicht wirklich etwas Brauchbares ein. Erst ein zufälliger weiterer Blick auf den Papierstapel vor seiner Nase ließ ihn aufsehen. „Warte mal…ja, das ist es doch! Warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?“ Begeistert sprang er auf die Beine und rannte so schnell er konnte zum Fahrstuhl. Er hoffte nur, dass man ihn bei seinem ungeplanten Ausflug nicht erwischen würde, denn diesmal wollte er keine Erklärungen abliefern. Die würde hoffentlich, wenn alles so gut ging, wie er hoffte, nur Spanner zu hören bekommen. Er gab sich keine Mühe, leise zu sein, während er durch die Gänge sprintete. Fliegenden Schrittes verließ er das Hauptquartier der Vongola Famiglia in Richtung der ehemaligen Merone Basis. Die beste Möglichkeit, die es gab, war eben doch immer noch eine Zeitreise! Spanner derzeit saß in seinen privaten Räumen auf dem Bett und krampfte die Hände in die bereits vollkommen verstrubbelten Haare. Sein Magen schmerzte höllisch, aber dieser Schmerz war nichts im Gegensatz zu dem, der sich in seinem Kopf abspielte. Gequält schlossen sich die türkisen, trüben Augen und der junge Mann ließ sich wie ein Sack Mehl vollkommen spannungslos gegen die Wand sinken. Er hatte es vergessen. Alles vergessen, was vor der Zeit abgespielt hatte, die er bei seiner Pflegefamilie verbracht hatte. Er wusste nicht mehr genau, wie er diese Zeit aus seinem Gedächtnis hatte streichen können, aber jetzt war alles wieder zurück, und das mit einer grausamen Kraft, der er kaum etwas entgegenzusetzen hatte. Spanner schluchzte leise. Er hatte einfach nur Angst. Sein ganzer Körper schrie vor Schmerzen, weil er seit Tagen seinen Bedürfnissen nicht mehr nachgekommen war, und obwohl er wusste, dass er sich darum schnellstmöglich kümmern sollte, konnte er sich dennoch nicht rühren. Am liebsten hätte er sich in Shoichis Arme geworfen und nur noch geweint. Vor drei Tagen war er auch nahe dran gewesen, aber er hatte sich letztendlich einfach nicht getraut, aus Angst vor Zurückweisung. Klar, er hatte deutlich sehen können, wie besorgt sein Freund war. Aber ging ihre Freundschaft auch so weit, dass er ihm alles anvertrauen konnte? Spanner fühlte sich selbst heute noch wie in einem schlechten Horrorfilm, wenn er an all das dachte, was er damals in seinem Heim hatte erdulden müssen. Wie sollte Shoichi denn damit umgehen können? Er kam doch selbst nicht damit klar! Ein paar einsame, kalte Tränen rannen über seine eingefallenen Wangen, aber der Blonde spürte es nicht. In seinem Kopf wurde es langsam aber sicher einfach nur noch still. Die Bilder verschwanden allmählich und auch die Stimmen in seinem Kopf, die ihn anschrien. „Endlich Ruhe…“ Erleichtert ließ sich der junge Techniker zur Seite rutschen und schloss die Augen. Endlich übermannte ihn die Schwärze, auf die er die ganzen Tage sehnsüchtig gewartet hatte. Wie ein Besessener starrte der Rothaarige auf den kleinen Bildschirm seines Laptops. Die Einstellungen waren komplett. Er würde in dieser Zeit nicht mehr als fünf Minuten verschwunden sein, aber dafür konnte er sich in aller Ruhe in der Vergangenheit umsehen. Zurück kommen würde er letztendlich durch einen Druck auf seine Uhr, die er mit speziellen Programmen mit der Zeitmaschine verbunden hatte. Er hoffte nur, dass seine Zeitreise nicht zu verstörend werden würde. „Puh…“ Tief durchatmend löste er die Finger vom Laptop. Er fühlte sich zwar nicht sonderlich wohl dabei, das Gerät allein lassen zu müssen, während es im Betrieb war, denn vieles konnte schief gehen. Aber es war zum Wohle seines besten Freundes, da ging er jedes Risiko ein! „Los geht’s!“ Einige Male schon hatte er das schwache weiße Schimmern beobachten können, wenn er andere auf eine Reise durch die Zeit schickte, aber jetzt erlebte er es zum ersten Male direkt an sich selbst. Und sein Magen begann unruhig zu rebellieren, während er fühlte, wie er langsam verblasste und alles um ihn ins Negative verkehrt wurde. Kapitel 3: 3. ------------- Als die Umwelt allmählich wieder ihre gewohnte Farbe annahm, blinzelte Shoichi verblüfft. Cool…diese Art von Zeitreisen war viel angenehmer als die mit der Munition der 10-Jahre Bazooka aus seiner Kindheit. Er ließ sich einen Moment Zeit, um sich zu orientieren. Er war mitten in Amerika, soviel bemerkte er sofort. Die Menschen um ihn herum sprachen englisch, einige von ihnen auch mit Dialekten aus anderen Regionen der Welt, aber das war uninteressant. Wichtiger war das Gebäude, vor dem er stand. Es war groß, ziemlich groß sogar. In leuchtenden Ziffern stand der Name der Einrichtung auf dem großen weißen Torbogen, aber er brauchte es nicht zu lesen, um zu wissen, dass er richtig war. Seine Berechnungen konnten nicht falsch sein. Er atmete noch einmal tief durch, ehe er langsam einen Fuß vor den anderen setzte und den Torbogen durchschritt. Seine Knie zitterten ganz leicht, aber zum Glück noch nicht so stark, dass er nicht mehr richtig laufen konnte. Shoichi schluckte, seine Kehle war urplötzlich trocken wie die Wüste der Sahara. //Oh Gott, hoffentlich geht das gut! Mannomann…ich hoffe nur, dieser Anhaltspunkt erweist sich nicht als Fehlschlag. Ich muss rauskriegen, was Spanner erlebt hat…ich hoffe nur, man erzählt mir auch alles Wichtige…Autsch!// Mit einem schmerzhaften Ziehen meldete sich nun auch sein Magen zurück, aber wieder hatte Shoichi nicht die Zeit, sich damit zu beschäftigen, ihn irgendwie wieder zur Ruhe zu bringen. Langsam schritt er voran und studierte genauestens seine Umgebung. In der Entfernung hörte er Kinderstimmen und ab und an eine erwachsene Stimme dazwischen, aber nirgends erblickte er jemanden. „Das Heim ist wirklich groß…“ Erst nach ungefähr zwei Minuten, als er das große weiße Gebäude erreicht hatte, traf er auf den ersten Menschen aus dieser Zeit. „Einen schönen guten Tag wünsche ich Ihnen. Kann ich Ihnen behilflich sein?“ Eine ältere Dame, gehüllt in eine schwarze Kutte und mit einer ebenso schwarzen Haube auf dem leicht ergrauten Haarschopf, trat aus dem Gebäude und lächelte ihn freundlich an. //Okay…jetzt bloß nichts falsch machen!// Shoichi lächelte freundlich und verbeugte sich leicht, wie es in Japan Tradition war, wenn man jemand Fremden begegnete. Gut, seit er zur Millefiore gewechselt war, hatte das Verbeugen sein vorzeitiges Ende genommen, aber hier war er eindeutig der Bittsteller, da war etwas mehr Höflichkeit angebracht. „Hallo. Mein Name ist Shoichi Irie und ich hätte eine dringende Bitte…“ Die Frau lächelte verständnisvoll, als sie den schüchternen Ausdruck in Shoichis Augen bemerkte. „Kommen Sie doch erstmal rein, und dann sagen Sie mir, was Sie wissen möchten.“ Der junge Mann folgte ihr gehorsam und setzte sich auf den Stuhl in dem kleinen, leeren Raum, in dem sich nur zwei Stühle, ein Schreibtisch mit einem relativ modern aussehenden Computer und zwei große Bücherregale standen. Er seufzte leise und strich sich mit der Hand nervös über den Bauch. „Wünschen Sie etwas Tee, um den Magen zu beruhigen?“ Verwundert sahen die grünen Augen auf. Woher wusste sie-? „Jeder Blinde mit Krückstock sieht, dass Sie die Nervosität plagt, Mister Irie.“ Die alte Dame lächelte und setzte sich ihm gegenüber, in der Hand eine Tasse heiß dampfenden Tee, den sie ihm über den Tisch zuschob. „Vielen Dank. Also…“ Shoichis Finger klammerten sich um die Tasse wie an einen Rettungsring. Er wusste nicht, wie er sich ausdrücken sollte. Die Wahrheit konnte er beim besten Willen nicht erzählen…aber was für eine Story blieb bitteschön noch nahe genug an der Wahrheit, dass sie glaubwürdig war? „Es geht um einen Jungen, der hier bei ihnen sein müsste…“ „Sein müsste?“ „Ich weiß nicht genau, ob er noch hier ist, aber ich bin ein guter Freund von ihm…“ Ja, diese Variante, die sich gerade in seinem Kopf formte, gefiel ihm. Zumindest klang sie einigermaßen glaubwürdig, also würde er versuchen, bei ihr zu bleiben. „Es geht um Spanner.“ Er registrierte beunruhigt, wie sich die Augen der Nonne kurz entsetzt weiteten. In seinem Kopf begannen sich die verrücktesten Szenarien zu formen, aber seine Angst war unbegründet. „Er war bis vor Kurzem noch hier, ja.“ „Wie gesagt, ich bin ein Freund von ihm, aber ich bin vor sieben Jahren mit meiner Familie weggezogen…und seitdem habe ich ihn nicht mehr sehen können. Ich bin erst vor ein paar Tagen wieder zu Besuch hierhergekommen und da erzählte man mir, Spanner sei ins Heim überliefert worden…“ Shoichi seufzte leise und schloss bedrückt die Augen. Hoffentlich brachte diese Reise ihm etwas. „Bitte sagen Sie mir, ob es ihm gut geht, bitte! Ich mache mir Sorgen, ich hab immer wieder Briefe geschrieben, aber er hat mir nie geantwortet…“ Allmählich schlich sich echte Verzweiflung in seine Stimme und Shoichi war froh, dass er nach der Wiederkehr seiner Erinnerungen während der Uni-Zeit mit Byakuran gelernt hatte, so gut zu schauspielern. „Tut mir leid, aber wir dürfen keine Infos über die Kinder preisgeben, wenn Sie nicht ein direkter Angehöriger sind…“ „Tut mir leid, dass ich nicht mit dem gleichen Blut prahlen kann, aber ich kannte ihn viele Jahre…wir haben viele Jahre zusammen verbracht, ehe ich wegziehen musste…“ Allmählich wurde Shoichi wieder unruhig. Er wusste nicht genau woher er es wusste, aber sein Gegenüber glaubte ihm nicht. Sie lächelte noch immer so gleichbleibend mitfühlend und nichts an ihr drückte ihr Misstrauen aus, aber er wusste, dass er sich irgendwie verplappert hatte. //Mist, ich hab einfach nicht genug Informationen, um sie zu überzeugen! Verdammt…was mach ich jetzt? Ich brauch Infos! Irgendwelche, hauptsache Daten!// Er spürte die hellen blauen Augen auf sich ruhen, während er überlegte. Irgendetwas musste er doch tun…sie überwältigen und sich in den Server einhacken? Nein, das würde er wirklich erst dann tun, wenn es absolut keine andere Möglichkeit mehr geben würde. Bis dahin musste er was anderes ausprobieren…nur dummerweise fiel ihm beim besten Willen nichts ein! „Wie wäre es denn, wenn Sie einfach die Wahrheit sagen? Ich arbeite schon zu lange mit anderen Menschen, als dass ich es nicht sofort bemerken würde, wenn man versucht, mir etwas vorzulügen…nichts für Ungut, aber wenn es um die Kinder geht, mache ich keine Kompromisse!“ Der Jüngere blinzelte nachdenklich und nickte. Klar, das verstand er. Die Frau setzte sich mit ganzem Herzen für ihre Schützlinge ein, das war eine Eigenschaft, die er zutiefst bewunderte. Aber trotzdem…die Wahrheit? „Hach…das ist nicht so einfach. Sie würden es sowieso nicht glauben, da bin ich mir sicher…“ „Versuchen Sie es doch einfach?“ Wieder begegneten sich ihre Blicke und Shoichi konnte eine solche Güte darin erkennen, dass ihm beinahe das Herz zu bluten anfing. Die Zeit, in der Spanner hier gewesen sein musste, war er gut aufgehoben gewesen, da war er sich sehr sicher. Trotzdem… „Ich kenne Spanner wirklich mittlerweile schon acht Jahre. Ich hab ihn kennengelernt, da haben wir uns auf einem Roboterwettbewerb in New Jersey gemessen. Sein Roboter war klasse, er hätte mich beinahe geschlagen…nur 1,2 Sekunden lagen zwischen unseren Ergebnissen, es war wirklich ein knapper Sieg…ich bin froh, dass ich ihn kennen gelernt hab. Er hat mir viel geholfen, auch in schwierigen Zeiten. Und auch wenn ich mir gern den Spaß gemacht hab, ihn aus der Fassung zu bringen, hat es nie geklappt…er ist mir im Laufe der Zeit wirklich ein sehr guter Freund geworden, den ich nicht mehr missen möchte.“ Während er einfach drauflos erzählt hatte, hatte er die Hände im Schoß gefaltet und nachdenklich den Kopf gesenkt. Er hatte nicht nachgedacht. Er hoffte nur, dass er es sich jetzt nicht komplett verspielte. Eine ganze Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. Sein Gegenüber hatte ebenfalls den Blick gesenkt und schien tief in Gedanken versunken zu sein, während Shoichi im Moment stark hoffte, dass es seinem Freund in dieser Zeit mehr oder weniger gut ging. „Ich möchte nur wissen, was er erlebt hat, dass er jetzt so am Boden verstört ist…ich will ihn verstehen können, ich will ihn trösten…aber das kann ich nicht, wenn ich nicht weiß, wo die Wurzel seiner Qualen liegt.“, gestand er leise. Die Spannung, die sich allmählich zwischen den beiden Leuten aufbaute, war geradezu greifbar, so dick war die Luft. Shoichi wusste nicht mehr, wie er sich erklären sollte, darum blieb er jetzt lieber still und wartete auf eine Reaktion. Die glücklicherweise auch nicht mehr lange auf sich warten ließ. „Ich habe sofort gemerkt, dass an Ihnen etwas seltsam ist und ihre Worte sind auch ein wahres Mysterium…aber ich spüre, dass sie jetzt die Wahrheit sagen. Nur weiß ich noch nicht…“ Nachdenklich stoppte die alte Dame in ihrer Erklärung und legte die Fingerspitzen aneinander „Was Sie dazu sagen sollen? Versteh ich…wüsste ich an Ihrer Stelle wohl auch nicht. Naja…“ Der Rotschopf beendete ihren Satz mit einem verzweifelten Schmunzeln und zuckte die Schultern. Ja, auch er hatte immer geglaubt, auf der Welt gäbe es keine Superhelden und Monster und so…bis er Lambo kennen gelernt hatte, den kleinen Donnerwächter der Vongola Famiglia und die größte Nervensäge, die er sich vorstellen konnte. Nur durch ihn hatte er Kontakt zur Welt der Mafia geknüpft – und seitdem waren solche Dinge wie Zeitreisen, Boxwaffen und Superkräfte nichts mehr, was er nicht schon kannte. Jaja, sein Leben hatte wirklich eine echt bescheuerte Wendung genommen… //Hätte man mir früher gesagt, dass ich später für die Mafia arbeiten würde, als Ingenieur der Millefiore und Vongola und sowas…ich hätte denjenigen wohl für restlos bescheuert gehalten. Mannomann…aber hey, irgendwie hat es doch was Gutes. Ich hab viele Freunde gefunden in der Zeit, ich hätte Spanner, Tsunayoshi-kun und die anderen sonst nie kennen gelernt…// „Gut, ich werde Ihnen so gut wie möglich alles erzählen, was Sie wissen möchten. Ich habe keine Bedenken dabei…stellen Sie ihr Fragen.“ Shoichi lächelte erleichtert und straffte die Schultern. Gottseidank… „Bitte erzählen Sie mir, wie Spanner hierhergekommen ist…“ Kapitel 4: 4. ------------- Wie er es eingestellt hatte, war er nur fünf Minuten weg gewesen, als seine Füße wieder den Boden seiner richtigen Zeit berührten. Shoichi seufzte und ließ sich gleich zu Boden gleiten, da seine Beine ihn nicht mehr wirklich tragen wollten. „Oh mein Gott… Vollkommen fertig mit den Nerven stützte er seinen Kopf, der sich anfühlte wie ein Betonklotz, mit beiden Händen und ließ ein lautes Stöhnen hören. //Was soll ich da nur tun…Spanner hat früher sprichwörtlich die Hölle erlebt, aber wie soll ich ihm da helfen, darüber hinweg zu kommen?! Das ist einfach unmöglich! Über sowas kann man nicht hinwegkommen…// Nachdenklich starrte er vor sich hin, suchte in seinem sonst so aktiven Kopf nach einer alles regelnden Antwort, die aber dummerweise ausblieb. Fröstelnd schlang der Junge die Arme um seinen Oberkörper. Er wusste einfach nicht, was er tun sollte, er fühlte sich so ätzend hilflos. Und zu allem Überfluss meldete sich zwar diesmal nicht sein Magen zu Wort, sondern er spürte, wie eine eisige Gänsehaut seinen ganzen Körper überzog. Anscheinend ging ihm diese seelische Spannung allmählich aufs Immunsystem. Mit Stress konnte er umgehen, das hatte er im Laufe der Jahre bei der Millefiore mehr als ausreichend gelernt. Aber das Gefühl der Hilflosigkeit schaffte ihn viel mehr, als ihm lieb war. „Ich hoffe, ich werd nicht krank…das kann ich jetzt echt nicht gebrauchen!“ Umständlich rappelte er sich wieder auf, die Arme immer noch über der Brust gekreuzt. Einige Minuten lang blieb er leicht schwankend stehen und überlegte, was er nun tun sollte. „Ach Mensch, die viele Grübelei bringt mich doch auch nicht weiter…Ich schätze, ich sollte Spanner jetzt erstmal einen Besuch abstatten.“ Aber letztendlich sah auch er ein, dass es nichts brachte, die ganze Zeit lang nur tatenlos herumzustehen und sich das Gehirn mit ständigem Denkhandeln zu Matsch zu verarbeiten. Mit langsamen Schritten machte er sich auf den Weg zurück ins Hauptquartier. Zögerlich trat der Rotschopf von einem Bein aufs Andere, während er die Tür vor seiner Nase anstarrte, als wollte er Löcher hinein brennen. Er wusste nicht so ganz, wie lange er hier schon stand, aber sicher war, dass er irgendwann noch Wurzeln schlagen würde. „Mannomann…nun komm schon, Feigling…klopf endlich! Mehr als abgewiesen werden kannst du nicht!“, flüsterte er immer wieder leise, die Hand schon zur Faust geballt und wenige Zentimeter von der harten Metalltür entfernt. Er knurrte leise, seine eigene Feigheit mal wieder verfluchend. „Okay, jetzt aber!“ Entschlossen atmete Shoichi tief durch und pochte mit dem Handrücken gegen das Metall. Er hörte den leisen Nachhall, wartete aber nur darauf, die bekannte Stimme zu hören, die er sonst immer täglich um sich gehabt hatte. Aber in dem Raum blieb es still. Sicherheitshalber klopfte er noch einmal, diesmal lauter, aber wieder bekam er keine Antwort. „Spanner, ich bin’s.“ Vorsichtig trat er in den großen Raum, aber wieder herrschte Stille. Fragend blickte er sich um. Aber auch seine Augen fanden nicht das gesuchte Zielobjekt. „Wo ist er?“ Allmählich wurde der Rothaarige echt besorgt. Was war los? Wo war sein bester Freund? Rasch durchsuchte er die Räume. In der Küche war er nicht, im Schlafzimmer ebenfalls nicht und das Bad war auch verwaist. //Wo ist er hin? Er ist doch die letzten Tage nicht aus dem Zimmer gekommen, warum sollte er jetzt also durch die Gegend rennen? Verdammt! Da ist man mal fünf Minuten nicht da und dann sowas!// Rasch entwickelte sich der Plan, die Gänge abzusuchen. Vielleicht stöberte er seinen Freund ja so wieder auf. „Spanner?“ Er durchsuchte das ganze Stockwerk, aber erst eine Etage tiefer fand er seinen Freund schließlich. Vor der Krankenstation hatte sich die ganze Truppe versammelt: Giannini, sein Kollege unter den Mechanikern, Tsunayoshi Sawada, der 10th der Vongola Famiglia und seine Wächter, ebenso wie die beiden Mädchen aus derselben Zeit ,sowie Reborn und schließlich die die beiden letzten aus der aktuellen Zeit, Bianchi und Futa. „Shoichi-kun“, wurde er sofort vom jungen Mafiaboss begrüßt, als er sich zu der Truppe gesellte. „Was ist los? Wo ist Spanner?“ „Wir haben ihn gerade auf die Krankenstation gebracht.“, erzählte der junge Japaner zögerlich. Und Shoichi hatte das Gefühl, er verlöre den Boden unter den Füßen. „Was, warum?“, schrie er aufgelöst und war mit zwei Schritten, packte ganz entgegen seiner sonst so ruhigen Art den jungen Freund am Kragen. „Wage es ja nicht, Hand an Juudaime zu legen!“, schrie Gokudera sofort bissig aus dem Hintergrund, aber er hatte gelernt, sich nicht immer gleich einzumischen. Yamamoto lachte vergnügt. „Dem geht’s gut, er hat nur das Bewusstsein verloren.“ „Wir wollten ihm etwas zu Essen bringen, da er die letzten Tage nicht mehr mit uns zusammen gegessen hat.“, erklärte Kyoko schüchtern, während Shoichi sie mit seinen Blicken zu erdolchen versuchte. „Er hat bewusstlos auf dem Bett gelegen…da haben wir gleich Futa gerufen und ihn hierher bringen lassen.“, fügte auch Haru hinzu, mutig wie sie war. Shoichi stöhnte leise. „Jagt mir doch nicht so einen Schrecken ein…ich dachte schon, er hätte sich was angetan!“, entschuldigte er sich nach wenigen Sekunden leise und wischte sich über die Augen. Tsuna sah ihn ungläubig an. „Was? Warum denn das, Shoichi-kun?“ „Ja, wie kommst du auf sowas?“, wollte nun auch Reborn wissen. Der kleine Arcobaleno saß wie immer quietschfidel auf Yamamotos Schulter, aber nun schien auch sein Interesse geweckt worden zu sein. Die großen schwarzen Augen blickten ihn neugierig an, aber Shoichi hatte nicht vor, den Blick zu erwidern. „Ich erklär es euch später, ja? Erst einmal seh ich nach Spanner.“ Mit den Worten verabschiedete sich der Techniker von der Gruppe und betrat mit heftig klopfendem Herzen die Krankenstation. Als sich die Tür hinter ihm schloss, wurde es auf einmal totenstill. Er hörte nichts – nur seinen überlauten Herzschlag und den leisen, ruhigen Atem vom Ende des Raumes. Shoichi seufzte leise. So leise wie möglich durchquerte er den großen Raum, der sowohl leicht verletzte, als auch jene aufnehmen konnte, die im Koma lagen oder dem Tod nahe waren, da der 10th Vongola Boss dieser Zeit sehr darauf geachtet hatte, die Krankenstation bestmöglich auszustatten. „Du machst einem vielleicht Sorgen, Spanner…“ Mit einem erleichterten Lächeln ließ sich der junge Japaner auf den Stuhl sinken, der neben dem Bett stand und sah dem Freund ein paar Minuten beim Schlafen zu. Allmählich beruhigte sich auch sein rasender Herzschlag, als er endlich mit eigenen Augen sehen konnte, dass es seinem alten Schulfreund soweit gut ging. Er atmete gleichmäßig und tief, das Gesicht war auch relativ entspannt im Schlaf. Auch wenn der Anblick der blonden Haare, die diesmal nicht unter der blauen Schlafmütze verborgen waren, etwas irritierend war, da der andere normalerweise nie ohne seine Schlafmütze zu Bett ging. „Mich würde interessieren, warum du immer diese Schlafmütze aufhast, Spanner…irgendwie passt es nicht zu dir, aber man hat sich einfach dran gewöhnt…naja.“ Shoichi gähnte leise. Allmählich wurde auch er wieder müde. Dieser Stress war wirklich unangenehm, vor allem da es eine Art von Stress war, mit der er nie wirklich gelernt hatte, umzugehen. Solche Situationen hatte er bisher noch nicht erlebt, von daher war er sehr anfällig für etwaigen Stress. Nachdenklich schlossen sich die jadegrünen Augen und er begann in der angenehmen Ruhe zu dösen, achtete nicht mehr drauf, dass es eigentlich erst früher Abend war. Obwohl ihm das wirklich egal war, denn seit dem Vorfall hatte er nicht mehr wirklich gut schlafen können. Ständig war er aufgewacht, konnte danach minuten-, teilweise sogar stundenlang nicht mehr einschlafen, weil er ständig hatte nachdenken müssen. Und das hatte sich bis jetzt nicht wirklich gebessert. Er wäre dankbar für eine Mütze Schlaf, und wenn es nur ein paar Stunden sein würden. Vollkommen fertig kippte Shoichi langsam mit dem Oberkörper nach vorn und kam auf einem weichen, warmen Untergrund zum Liegen. Er merkte nur noch, dass der sanfte Atem seines Freundes ganz dicht an seinem Ohr zu hören war, dann schlief auch er momentan ganz sorglos ein. Mitten in der Nacht, alles war dunkel um ihn herum, wurde er von einem spitzen, angsterfüllten Schrei geweckt. Erschrocken fuhr der Japaner in die Höhe und blickte sich eine Sekunde lang desorientiert um, ehe er sich wieder daran erinnerte, wo er war und weshalb. „Spanner!“ Der Blonde war es gewesen, der ihn geweckt hatte. Er warf sich in seinem Bett herum und schlug mit den Armen um sich, als würde er etwas abwehren wollen. Sein angstvolles Schreien war inzwischen in ein herzzerreißendes Wimmern übergegangen, aber Shoichi klopfte trotzdem noch immer das Herz bis zum Hals vor Schreck. „Spanner, hey, wach auf. Du träumst, hey. Spanner. Spanner!“ Vorsichtig fasste er den anderen an den Handgelenken und drückte sie mit mäßiger Kraft auf den Brustkorb des liegenden hinab, um zu verhindern, dass er sich womöglich noch selbst verletzte, während er beruhigend auf seinen Freund einredete. „Hey, wach auf. Das ist nur ein Traum, Spanner, ganz ruhig! Komm schon, wach auf!“ Als Shoichi sich sicher war, dass der andere nicht mehr um sich schlagen würde, fasste er ihn vorsichtig an den Schultern und begann sanft zu rütteln. Erst noch leicht, schließlich stärker, bis die türkisfarbenen Augen sich endlich öffneten und ihn ganz benommen anblickten. „Alles gut, Spanner. Du hast nur geträumt.“ Gemeinsam wurde allmählich auch der hektische Atem der beiden jungen Männer ruhiger, während Shoichi ganz genau beobachtete, wie sein Freund sich verhielt. Ein paar Minuten blickte er ihn orientierungslos an und schien noch nicht ganz verstanden zu haben, dass er nur geträumt hatte, aber es dauerte nicht lange, dann wurde sein Blick kalt und stumpf und jegliche Mimik wich aus dem schmalen Gesicht. „Hey, Spanner…ist alles in Ordnung? Es war nur ein Traum…“ „Das war kein Traum…“, nuschelte der Blonde nur schwer verständlich mit einer Kälte in der Stimme, die Shoichi nun wirklich Angst machte. „Sag das nicht, Spanner…das ist doch vorbei, bitte vergiss das nicht! Das ist alles Vergangenheit, niemand wird dir je wieder etwas tun!“ , schrie der Brillenträger seinen besten Freund voller Besorgnis an, aber der schwieg. Shoichi spürte, wie die Tränen ihm heiß in den Augen brannten, aber er drängte sie zurück und räusperte sich unbehaglich, um weiterzusprechen. „Ich war in der Vergangenheit, Spanner…ich habe erfahren, was man dir damals alles angetan hat. Und ja, es war furchtbar…allein es zu hören, war grausam! Aber das ist Vergangenheit, Geschichte! Du musst nicht mehr dran denken…“ Zum Ende des Satzes hin brach seine Stimme und Shoichi konnte die Tränen jetzt doch nicht mehr zurückhalten. Er spürte den entsetzten Blick seines Freundes auf sich ruhen, aber er traute sich nicht, ihn anzusehen. „Es tut mir so leid…aber ich musste wissen, was dir damals widerfahren ist, ich konnte einfach nicht herkommen, ohne nicht alles zu wissen…bitte, ich will dich doch verstehen!“ „Du bist gemein…“, flüsterte der blonde Mechaniker und begann nun haltlos zu weinen wie ein kleines Kind. Kapitel 5: 5. ------------- Shoichi schluckte geschockt. Er spürte die heißen Finger, die sich an seine Hüfte krallten, als wäre er ein Rettungsanker und der bebende, stetig zitternde Körper seines besten Freundes an den seinen gepresst irritierte ihn im ersten Moment maßlos. //Oh Gott…Spanner, es tut mir leid!// Schluchzend griff Shoichi in den blonden Haarschopf und dirigierte ihn zu seiner Schulter, damit Spanner seinen Kopf darauf ablegen und in Ruhe und so privat wie möglich seinen Schmerz ausweinen konnte. „Was kann ich nur tun, um dir zu helfen, Spanner? Du hast so viel Schlimmes erlebt, aber wie kannst du das wieder überwinden? All die Jahre hatte ich keine Ahnung, wie es dir geht, dass du eine solche Vergangenheit hast!“ Gemeinsam ließen sie ihren Tränen freien Lauf und Shoichi litt mit seinem Freund mit, wie er es vorher noch nie getan hatte. Der Anblick seines vollkommen aufgelösten Freundes warf ihn so aus der Bahn, dass er sich einfach nur noch unendlich schuldig fühlte. Schuldig für alles, was er je gesagt hatte über den schweigsamen, stets gelangweilten Spanner, wenn er ihn gefoppt hatte, warum er denn nicht zu Neujahr seine Familie besuchen ging oder dort seinen Geburtstag feierte. Schuldig für all das, was seinem Freund bereits in den jüngsten Jahren wiederfahren war. Und letztendlich fühlte er sich auch schuldig deswegen, weil er sich ungefragt in das Thema reingesteckt hatte. Am liebsten hätte er die Zeit soweit zurückgedreht, dass er Lambo hätte aufhalten können, als dieser versehentlich die Bazooka nach Spanner geworfen hatte, obwohl er genau wusste, dass er das nicht tun durfte. Jetzt mussten sie eine andere Möglichkeit finden, um diesem Desaster zu entfliehen. „Shamal…“, flüsterte Spanner nach einer kleinen Ewigkeit kraftlos an Shoichis Ohr. Der Rothaarige blickte erstaunt auf. „Shamal?“, echote er dümmlich, nicht verstehend, was sein Freund damit aussagen wollte. „Er hat mir damals geholfen, es zu vergessen…“ Und vor lauter Erschöpfung war Spanner auch wieder eingeschlafen. Shoichi bettete ihn so sanft wie möglich wieder zurück auf das Kissen, aber er hoffte, dass sein Freund diesmal wenigstens ruhig schlief. „Shamal…das sagt mir was. Shamal…Dr. Shamal…“ Grübelnd begann er auf den Lippen zu kauen, während sein Gehirn fieberhaft nach dem Namen suchte, der ihm so bekannt vorkam. „Aber klar, Trident Shamal! Das ist doch die Lösung!“, flüsterte er begeistert und konnte sich nur schwer davon abhalten, in die Hände zu klatschen, da Spanner davon sonst sicher aufgewacht wäre. „Fragt sich nur, wie kriegt man den auf die Schnelle nach Japan?“ So schnell ihn die Füße trugen trommelte er die Vongola Famiglia aus den Betten und beorderte sie in den Konferenzraum, wo die Mitglieder der Familie auch nach spätestens zehn Minuten noch ganz schlaftrunken und teilweise im Schlafanzug versammelt war. „Was ist denn, Shoichi-kun?“, gähnte Tsuna im Halbschlaf, als er als letztes in den Raum geschlichen kam. „Ich hab die Lösung für unser Problem gefunden.“, verkündete der Rotschopf freudenstrahlend. Ein paar Sekunden blieb es still, schließlich ertönte nur ein müdes „Welches Problem denn?“ von Gokudera. Und diesmal ging der sonst immer freundliche Techniker wirklich an die Decke. „Ich rede von Spanner, du Idiot! Verdammt! Er leidet Höllenqualen und ihr kümmert euch nicht einen Scheißdreck um ihn, wisst ihr eigentlich, wie mich das ankotzt?!“, schrie er aus voller Kehle quer über den Tisch hinweg dem jungen Sturmwächter entgegen, der jetzt wirklich wach war. „Ahm…“, kam es nur geistreich von diesem. Tsuna winkte abwehrend mit den Händen. „Du irrst dich, Shoichi-kun. Wir machen uns Sorgen um Spanner-san!“ „Ach, wo denn? Ihr sitzt doch den lieben langen Tag in der Küche und quatscht gemütlich vor euch hin! Nicht ein einziges Mal habt ihr nach ihm gesehen, oder?“ „Doch…ich wollte zwei Mal mit ihm sprechen, aber er hat geschlafen.“, murmelte der junge Boss jetzt wirklich eingeschüchtert. „Kyoko-chan und Haru-chan haben ihm jeden Tag was zum Essen vor die Tür gestellt.“, meldete sich auch Chrome aus der hintersten Ecke leise zu Wort, als Shoichi schon erneut Luft holte, um weiterzuschreien. Die Luft im Raum war so dick, dass man sie beinahe mit der Hand einfangen konnte. Jeder spürte die Hitze, die von dem jungen Ingenieur ausging, eine Wut, die zwar begründet, aber dennoch unnütz war. „Wir wissen, dass du dir Sorgen um deinen Freund machst, aber dein Geschrei macht es nicht besser.“, mischte sich schließlich auch Reborn ein und prompt wurde es mucksmäuschenstill. Nur ein leises „Reborn…“ von Tsuna war zu hören, aber der Arcobaleno übertönte seinen Schüler einfach, indem er weitersprach. „Die Jungs haben jeden Tag nach ihm gesehen, Spanner war die meiste Zeit aber nicht ansprechbar. Natürlich machen wir uns Sorgen um ihn, aber wir zeigen sie nicht so deutlich wie du. Wenn du ihm wirklich helfen willst, solltest du einen kühlen Kopf bewahren und diese halbgaren Vorwürfe lassen, auch du hast dich schließlich die ersten Tage fast vollständig in deinem Zimmer eingeschlossen und nicht einmal nach ihm gesehen.“ Die Antwort hatte gesessen. Shoichi erbleichte sichtbar und zuckte erschrocken zurück, als hätte ihn der Schlag getroffen. Man sah deutlich, dass er erneut versuchte, die Tränen zurückzuhalten. „Du hast gesagt, du wüsstest eine Lösung.“, versuchte Tsuna rasch abzulenken, denn er wollte beim besten Willen seinen älteren Freund hier nicht in aller Öffentlichkeit rumheulen sehen. Das tat man am besten privat, aber nicht vor versammelter Mannschaft! Shoichi nickte und schniefte noch ein letztes Mal, ehe er sich wieder gefasst hatte. „Spanner hat Dr. Shamal erwähnt…er meinte, er hätte ihm damals geholfen, alles zu vergessen.“ Reborn nickte nachdenklich. „Shamal ist dazu in der Lage, durchaus…“ „Aber er ist in Italien, oder?“, wollte Yamamoto prompt wissen. Und Shoichi nickte bedrückt. „Das ist ja das Problem. Wenn wir es schaffen könnten, ihn so schnell wie möglich herzubringen und dafür zu sorgen, dass er Spanner mit seinen Trident Moskito behandelt, dann wäre alles wieder gut.“ „Er behandelt keine Männer.“, ließ Tsuna deprimiert verlauten, als ihm diese Tatsache wieder einfiel und alle seufzten einstimmig. „Aber er hat Spanner schon einmal geholfen! Also was spricht dagegen, es wieder zu tun?“, ereiferte sich der Rotschopf sofort, hoffte auf ein paar bestätigende Worte. „Wir können es nur versuchen.“ Wieder nickten die Familienmitglieder einstimmig. Nur Shoichi war noch nicht wirklich zu ermutigen. „Aber zuerst müssen wir irgendwie nach Italien kommen, und zwar so schnell wie möglich! Aber allein der Flug dauert ja schon einen halben Tag…und dann müssen wir den Doktor auch erstmal finden, wer weiß wie lange das nochmal dauert?“ „Das ist zu lange.“, stimmte Reborn nachdenklich zu. Sie versanken im Schweigen, während jeder für sich überlegte, welche Möglichkeiten es geben konnte, um in wenigen Stunden fast zwei Kontinente zu überqueren. „Ich habs!“, quiekte nach wenigen Minuten Giannini, der sich ebenfalls weiter hinten nahe der Tür aufgehalten hatte. Und er hatte sofort die ungeteilte Aufmerksamkeit. „Der Juudaime dieser Zeit hat mal vor ein paar Jahren einen Teleporter bei mir in Auftrag gegeben. Ich hab sechs Jahr daran gebastelt, aber er funktioniert!“ „Teleporter?“ „Jawohl, ein Teleporter. Er steht im 26. Stock und ist direkt mit einem Außenposten des verstorbenen Kyuudaime in Italien verbunden!“ Jetzt staunten die Anwesenden doch echt Bauklötze. Nur Tsuna konnte es mal wieder nicht fassen und nuschelte ein fassungsloses: „Für welchen unwahrscheinlichen Fall hab ich eigentlich noch alles vorgesorgt?!“ vor sich hin, aber außer Gokudera und Yamamoto beachtete ihn niemand. „Dann nichts wie hin!“ Das unterste Stockwerk war schnell erreicht. Staunend versammelten sich die Jungen und das einzige Mädchen vor dem riesigen Gerät, das aussah wie eine große, durchsichtige Stahlröhre. „Ich habe es lange nicht mehr in Betrieb genommen…hoffentlich läuft es noch!“ Wie ein Papa tätschelte Giannini sein Meisterwerk von einer Maschine kurz, ehe seine Hand einen großen schwarzen Knopf drückte und das Gerät emsig zu brummen begann. Etliche Monitore, die bisher nicht wirklich sichtbar gewesen waren, erschienen auf der durchsichtigen Oberfläche und spulten lange Ketten von Zahlenkombinationen ab, ehe das Brummen langsam wieder leise wurde und daraufhin ganz verstummte. „Die Einstellungen sind alle noch einwandfrei, es dürfte keine Probleme geben! Der Teleporter ist einsatzbereit!“, verkündete der dickliche Erfinder stolz. Shoichi schnaubte. „Okay…du machst zwar oft und gerne Fehler, aber ich vertrau dir jetzt einfach mal. Ich gehe.“ „Aber du kannst nicht alleine gehen, Shoichi-kun!“, rief Tsuna sofort und fasste den Älteren besorgt am Arm. Der Rothaarige blickte ihn entschlossen an. „Ich werde alles tun, was nötig ist, um Spanner zu helfen. Von daher steht es außer Frage, dass ich gehe!“ „Dann komme ich mit!“, rief Tsuna prompt. Und kaum war sein Entschluss ausgesprochen, kam auch ein „Ich als deine rechte Hand begleite dich, Juudaime!“ von Gokudera und der Dynamite-Boy stand neben seinem Boss. „Gokudera…“ Tsuna lächelte erleichtert und nickte. Dennoch konnte er sich nicht verkneifen, einen fragenden Blick zu seinem Lehrmeister und Mentor herüberzuwerfen. „Ich hab keine Lust, euch zu begleiten.“ „Es reicht ohnehin, wenn wir drei gehen.“, beschloss Shoichi und nach einem fragenden Blick betrat er das Innere der Röhre, gefolgt von den beiden Jungen. „Ihr werdet nur ein leichtes Jucken merken, dann seid ihr auch schon in den privaten Gemächern des Kyuudaime. Viel Glück!“ Die drei Reisenden nickten ernst und dann verschwanden sie in einem Wirbel aus Farben. Als Shoichi die Augen wieder öffnete, drehte sich erst einmal alles um ihn. Rasch blinzelte er mehrmals und streckte sicherheitshalber die Arme aus, um nicht irgendwo gegen zu laufen. „Was zum-„ „Hat‘s funktioniert?“, quiekte Tsuna ängstlich im Hintergrund. Er lag als einziger auf dem Boden und auch vor seinen Augen schien sich alles zu drehen, denn er wirkte noch um einiges orientierungsloser als Shoichi und Gokudera zusammen. Als der Schwindel langsam abebbte schaffte Shoichi es, sich genauer umzusehen. „Mannomann…“ „Was ist denn hier passiert? Juudaime, ist alles in Ordnung?“ Sofort war der Sturmwächter an Tsunas Seite und half dem Jungen auf die Beine. „Wir haben ein Problem…anscheinend wurde der Außenposten angegriffen.“ Auf diese Worte hin herrschte zwischen den dreien Schweigen, da sie erst einmal schauen mussten, wie stark die Verwüstungen denn wohl auf das unterirdische Kellergeschoss ausgewirkt hatten, in dem sie sich befanden. Der große, dunkel gehaltene Raum, in dessen Mitte der x-te Thron des ehemaligen Kyuukaime stand, war größtenteils unbeschädigt. Es war zwar stockdunkel, aber von irgendwo schien noch Licht zu kommen, denn sehen konnten sie noch relativ gut. „Hier sieht es ja noch ganz gut aus.“ „Der größte Schaden liegt dann wohl an der Oberfläche. Versuchen wir erstmal, hier rauszukommen…“ Hastig machten sich die drei daran, das Gebäude schnellstmöglich zu verlassen. Die überdimensionale Flügeltür ließ sich öffnen, aber nur mit einigen Schwierigkeiten, da die Decke anscheinend etwas herabgesackt war. „Wir sollten uns beeilen. Ich will nicht genau mitbekommen müssen, wie lange das alles hier noch hält.“ Rasch trieb Shoichi die beiden Jüngeren zur Eile an, während er immer wieder skeptisch die Wände und Decke anblickte, auf der Suche nach irgendwelchen Spuren der Beschädigung. Sie liefen einige Minuten kreuz und quer durch die Basis, aber erst nach einer scheinbaren Ewigkeit erreichten sie endlich die große Treppe, die ins Erdgeschoss zurückführte. Und das kleine letzte Stück des Weges stellte sich als wahre Plackerei heraus, denn die Treppe war bereits halb zerstört und teilweise kaum noch begehbar durch herabgestürzte Trümmerteile. „Alter Schwede!“ Mühsam zog Gokudera sich über den letzten Geröllbrocken hinweg und blickte sich rasch um, sich versichernd, dass ihnen keine Gefahr drohte. Als er sich sicher war, dass die Luft rein, half er seinem Freund auch Shoichi in die Freiheit. „Gut, soweit hätten wir es geschafft…und jetzt?“ Fragend blickten die grauen Augen des Sturmwächters den Ältesten, der den ganzen Plan in kürzester Zeit aus dem Boden gestampft hatte, an. Und der zuckte nur ratlos mit den Schultern. Kapitel 6: 6. ------------- Gut, in der Eile hatte Shoichi sich einfach nur das Blaue vom Himmel gewünscht und gehofft, dass alles glatt laufen würde, dann würde er sich keine Gedanken mehr machen müssen. Aber die Realität sah anders aus. Jetzt standen sie mitten in einem Haufen Schutt und Asche, dem ehemaligen Hauptquartier des neunten Vongola-Bosses mitten in Italien und wussten weder ein noch aus. „Wir sollten schauen, ob hier irgendwo andere Menschen sind. Vielleicht kommen wir so ein Stück weiter.“, schlug Tsuna schließlich vor, als auch von Shoichi kein Vorschlag kam und sie einigten sich darauf, dass diese Idee besser war als gar keine. Sie mussten aber glücklicherweise nur ein paar Minuten durch die Trümmer laufen, ehe sie die ersten Stimmen vernahmen „Da sind Menschen!“, rief Tsuna erfreut und beschleunigte seine Schritte, aber weit kam er nicht. Gokudera, pflichtbewusst wie immer, hielt ihn am Arm zurück und öffnete seine Boxwaffe. „Warte, Juudaime! Wer sagt uns, dass es keine Feinde sind?! Ich geh vor!“ Ohne die Widerworte des Freundes abzuwarten, pirschte Gokudera sich im Schutz einiger Steinbrocken an die Stimmen heran. Aufmerksam spähte er um die Ecke, aber im selben Moment verfluchte er sich für sein ewiges Misstrauen. Nur wenige Meter entfernt tummelten sich einige Grüppchen von Italienern, die offensichtlich damit beschäftigt waren, das Chaos mit schwerem Gerät zu beseitigen und wieder Ordnung zu schaffen. Vergnügtes Lachen drang an sein Ohr, einige wilde Gespräche wurden auf Italienisch geführt und immer wieder schallten Befehle durch die Gegend, nichts wies auch nur ansatzweise darauf hin, dass diese Leute gefährlich sein konnten. „Keine Gefahr. Das sind scheinbar Zivilisten, die hier aufräumen wollen.“ Die beiden anderen atmeten erleichtert auf und näherten sich den Leuten. Ein paar Gespräche endeten abrupt, als die drei Besucher gesichtet wurden, aber die meisten ließen sich von ihrem Auftauchen stören und quatschten munter weiter. „Hey, was habt ihr denn hier zu suchen? Das ist eine Baustelle, Leute!“, rief einer von ihnen, ein großer, bulliger Mann mit einem Kreuz wie ein Schrank, zu ihnen herüber und kam ihnen entgegen. Tsuna und Gokudera blickten sich an. „Wir suchen jemanden.“, antwortete der Sturmwächter, als der Mann sie erreicht hatte und fragend anblickte. „Ah ja…ich bin der Chef der Truppe hier, nennt mich Federico. Mit wem habe ich das Vergnügen?“ „Mein Name ist Shoichi, das sind Tsunayoshi undGokudera.“, stellte der älteste seine kleine Truppe vor, als der Heißsporn unter ihnen schon wieder den Mund aufmachte, um irgendeinen ätzenden Spruch abzulassen, der ihn Federico mit Sicherheit nicht zum Freund gemacht hätte. „Ah…“ Aufmerksam blickten die dunkelblauen Augen des Italieners zwischen Tsuna und Gokudera hin und her. „Tsunayoshi…und Gokudera? Die Namen sagen mir was.“ Ohne die fragenden Blicke der Jugendlichen zu beachten, drehte er sich herum und brüllte einmal quer über den Platz „Hey, weiß einer von euch, wer Gokudera und Tsunayoshi sind?“ Und Tsuna wäre am liebsten vor Scham im Boden versunken und erst zu Hause wieder aufgetaucht. Ein junger Mann, ungefähr in ihrem Alter, kam angelaufen und blieb keuchend vor den dreien stehen. Er wirkte nicht älter als siebzehn, aber seine schulterlangen schwarzen Haare und das kindliche Gesicht machten ihn wahrscheinlich jünger, als er war. Und die hellen Augen strahlten, als er die Besucher anblickte. „Tsunayoshi Sawada! Unser Vongola Juudaime aus der Vergangenheit!“, rief er überwältigt, zeigte mit dem Finger auf den Gerufenen und wanderte sofort weiter zu Gokudera. „Und Hayato Gokudera, Sturmwächter der Vongola Famiglia, auch bekannt als Hurricane Bomb Hayato, ebenfalls aus der Vergangenheit!“ Jetzt war der Typ scheinbar nicht mehr zu bremsen. Tsuna und Gokudera beobachteten ganz verblüfft, wie sich das rundliche Gesicht voller Begeisterung zu röten begann, während sich in den Augen kleine Tränchen sammelten. „Und Sie sind dann wahrscheinlich…ich bin mir nicht sicher, aber die Vongola Famiglia hat vor Choice zwei neue Mitglieder bekommen, die vorher in der Millefiore waren und sich jetzt um die Technik kümmern…Shoichi Irie oder Spanner?“ „Du bist ja gut informiert…ich bin Shoichi.“, grinste der Rotschopf anerkennend. Nur Gokudera blieb wie immer sehr angespannt und blitzte den Italiener böse an. „Hey, woher weißt du so viel, hä?!“ Im ersten Moment blitzten die hellen ihn fragend an, als verstünden sie den Inhalt nicht. Erst ein paar Sekunden später lachte der Junge los und erklärte: „Ich bin ein großer Fan der Vongola Famiglia! Jeder weiß doch, dass ihr die Welt vor Byakuran gerettet habt, wie kann man euch da nicht vergöttern? Ich weiß alles über euch, zumindest nehm ich das mal an! Ich will später auch unbedingt zur Vongola!“ Jetzt war es an Tsuna, rot anzulaufen. Was war das denn für eine Lobeshymne?! „Was, der kleine Pups ist der Juudaime? Echt?“ „Hey, cool! Juudaime!“ „Juudaime, gute Arbeit!“ „Du bist unser Held!“, schrie es plötzlich aus allen Ecken und die beiden Japaner fanden sich prompt in einem Kreis aus übermütigen Fans wieder, die immer wieder versuchten, die beiden Jungen in die Höhe zu werfen und auf Händen zu tragen. Tsuna und Gokudera fühlten sich, als wären sie wirklich Stars. Vor allem Tsuna lachte ganz glücklich, als er zweimal mit einem einstimmig gejubelten „Juu-daime!“ in die Luft geworfen und ganz sanft wieder aufgefangen wurde. Erst nach ein paar Minuten ließ die Erregung allmählich wieder nach und die beiden wurden mit zitternden Knien wieder auf dem Boden abgesetzt. „Was macht ihr hier überhaupt, Juudaime? Solltet ihr nicht längst wieder zurück in eurer Zeit sein?“, fragte Federico schließlich, als sie die Leute langsam wieder verstreuten und zurück an ihre Arbeit gingen. Tsuna seufzte leise. „Eigentlich schon, aber wir wollten gern noch etwas länger bleiben…und bevor wir wieder abreisen, müssen wir noch ganz dringend jemanden holen.“ „Sagt euch der Name Shamal was? Dr. Shamal? Trident Shamal?“, knüpfte Shoichi sofort wieder an, als Tsuna das Gespräch ungewollt wieder in die richtige Richtung lenkte. Federico kratzte sich verlegen lächelnd am Kopf. „Klar sagt mir das was…ähm…Fillipo? Wer war der Dr. Shamal gleich nochmal?“ Der Junge rümpfte geringschätzig die Nase, antwortete aber gehorsam. „Dr. Shamal oder auch bekannt als Trident Shamal ist ein Genie. Seine Waffen sind die Trident-Moskitos, die verschiedene Krankheiten in sich tragen. Insgesamt trägt er glaube ich 666 von den Viechern mit sich herum und spritzt diese seinen Patienten, indem er eine Krankheit mit einer anderen behandelt. Diese Technik kann er aber auch einwandfrei als Angriff benutzen. Außerdem ist er ein ganz übler Frauenheld!“ Tsuna und Shoichi schmunzelten amüsiert über diesen Eifer, mit dem der junge Fillipo über ihren Verbündeten sprach. „Du hast ein wichtiges Detail vergessen!“ „Waaas?“ „Er behandelt nur noch Frauen.“ Jetzt machte Fillipo groß Augen und nickte nachdenklich. „Ist nachvollziehbar…der Kerl ist so ein übler Weiberheld, das ist furchtbar! Aber…sagt ihr mir, weshalb ihr nach ihm sucht?“ Irgendwie fand Tsuna den Kerl direkt niedlich. Wenn es um sein scheinbares Lieblingsthema, die Vongola ging, war er Feuer und Flamme und ratterte Daten und Geheimnisse runter, als hätte er sie auswendig gelernt. Sobald er aber direkt mit ihnen sprach, wurde er nahezu schüchtern und sehr höflich. Ja, Tsuna konnte sich vorstellen, dass sein Ich aus dieser Zeit den Jungen eingestellt hätte. Aber trotzdem, er wollte kein Mafiaboss werden! Shoichis ernste Stimme riss ihn aus seinen Gedanken und der junge Japaner blickte auf. „Er soll einen Freund behandeln.“ „Aber er-„ „Behandelt nur Frauen, jaja. Aber ich werde ihm keine andere Möglichkeit lassen! Entweder er tut es oder er wird sich wünschen, es getan zu haben!“ Tsuna blinzelte leicht verblüfft. Man bekam es nicht so oft zu sehen, dass Shoichi sich so für etwas einsetzte. Das letzte Mal, wo er diese starke Entschlossenheit bei dem Freund gespürt hatte, war während der ersten Choice-Runde gewesen, wo er mit aller Kraft versucht hatte, seine Flamme am Leben zu erhalten, um Byakuran zu besiegen. Aber jetzt, wo er sich für seinen besten Freund einsetzte, glaubte Tsuna beinahe schon die Sonnenflamme sehen zu können, die wie verrückt in der Brust des Rothaarigen züngelte. Fillipo nickte nachdenklich. „Ich verstehe…Giacomo hat ihn vorhin glaube ich in der nächsten Stadt gesehen…ihr müsst schauen, ob er noch da ist, das weiß ich nicht. Aber ihr könnt den Wagen vom Boss nehmen.“ Der guckte natürlich sehr entrüstet darüber, dass so ein kleiner Pfurz einfach mal schnell sein Auto verlieh, aber etwas dagegen einzuwenden hatte er letztendlich doch nicht. „Vielen Dank, wir müssen dann wirklich los. Wir stehen unter Zeitdruck.“ Und Gokudera und Tsuna hatten kaum genug Zeit sich von Fillipo und Federico zu verabschieden, dann wurden sie auch schon mit Nachdruck zum Wagen beordert und verließen das Baustellengelände. „So…und jetzt müssen wir irgendwie Dr. Shamal finden und ihn dazu überreden, mit uns zu kommen. Ansonsten war die ganze Reise hierher sinnlos!“ Während Shoichi den beiden Jüngeren noch einmal ins Gedächtnis rief, weshalb sie überhaupt hier in Italien waren, drückte er den Fuß kontinuierlich aufs Gaspedal und raste mit fast 200 Sachen über den langen Weg in Richtung Stadt. Die Ampeln ignorierte er dabei geflissentlich. „Und was ist, wenn er nicht will?“, nuschelte Tsuna ängstlich. Er hatte sich bei Gokudera an den Arm gehängt und versuchte verzweifelt, nicht aus dem Fenster zu sehen. Die Geschwindigkeit machte ihm Angst. Aber gottseidank waren sie relativ schnell wieder auf einer gut befahrenen Straße angekommen und zuckelten nun wieder mit normaler Geschwindigkeit über die Schnellstraße. „Wenn er nicht will, dann zwingen wir ihn eben! Das ist mir scheißegal, ob er will oder nicht! Und wenn, dann finden wir andere Möglichkeiten, ihn zu zwingen!“ Jetzt blickten sich die beiden aus der Vergangenheit fragend an. Sie verliehen ihrer Ratlosigkeit auch sofort Ausdruck, aber eine Antwort bekamen sie jetzt nicht mehr. „Wir sind da, oder?“ Fragend blickte Gokudera aus dem Fenster. Er war sich seiner Aussage nicht sicher, denn Fillipo hatte doch gesagt, Stadt, oder? Das hier war ein Kuhkaff… „Er meinte, wir sollten den Weg langfahren und dann am Ende links abbiegen. Also ja, da sind wir.“ Aber auch Shoichi war nicht sonderlich begeistert über das, was er da sah. Rasch suchte er sich eine Parklücke und sie stiegen hinaus an die warme italienische Luft. Sie befanden sich mitten in einem Dorf. Einem großen Dorf, aber in Shoichis Augen war und blieb es ein Dorf. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite befand sich ein Hotel mit Restaurant, daneben ein Italiener. Auf der Seite, wo sie geparkt hatten, tummelten sich reih an reih Einkaufsläden. „Ich glaube, wir sollten uns aufteilen…wenn wir getrennt suchen, sind wir schneller. Und wer ihn gefunden hat, bringt ihn wieder her zum Wagen und wartet auf den Rest. Okay soweit? Tsunayoshi-kun?“ „Gut, so machen wir es.“ Gehorsam teilten sie sich auf das letzte Wort des Bosses also auf und liefen durch die Straßen. Tsuna guckte in jeden Laden, nur am Dessous-Shop lief er geflissentlich vorbei. Zwar konnte er sich denken, dass Dr. Shamal es echt fertig bringen würde, sich dort aufzuhalten, aber es war zu still da drinnen…nirgends wurde „Spanner!“ oder sowas gerufen, also war der Kerl wohl nicht auf Unterwäschejagd. Gokudera währenddessen klapperte die Kneipen und Restaurants ab. Er war als einziger mutig und erfahren genug um auch die übelsten Spelunken zu betreten, vor denen Tsuna heulend weggelaufen wäre. Und Shoichi letztendlich lief durch die Straßen, in der Hoffnung, den Kerl irgendwo beim Flirten mit einer Frau zu erwischen und abzufangen. Letztendlich hatte Gokudera aber doch den richtigen Riecher gehabt und fand den Gesuchten irgendwo in einer noch recht gut aussehenden, ruhigen Kneipe am Ende des Dörfchens. „Hey, Shamal!“ Mit einem Gesicht wie fünf Tage bevorstehendes Sturmwetter stapfte Gokudera durch den Laden und baute sich vor dem fragend dreinsehenden, verwunderten Hitman auf. „Ah, Gokudera. Was machst du denn hier?“ „Shamal…wir brauchen deine Hilfe.“ Normalerweise vermied Gokudera es, solche Worte in den Mund zu nehmen, aber er erinnerte sich noch sehr genau an die harten Worte von Shoichi, und die hatten ihm wirklich zu Denken gegeben. Ihm war es wirklich ziemlich egal gewesen, wie es der Locke ging…aber hey, er hatte seinem Boss das Leben gerettet, oder? Außerdem mochte Tsuna den Kerl, da konnte er schlecht so gemein sein wie er gern wollte. Und so langsam bekam er wirklich ein wenig Gewissensbisse, anscheinend ging es Spanner wirklich um einiges schlechter, als er dachte. „Hahh…warum? Du störst!“ „Lass die Weiber sitzen und komm mit! Sonst schlepp ich dich mit!“, brüllte der Oktopuskopf wütend. Wäre ja zu einfach gewesen wenn Shamal ohne jegliche Widerwehr mitgekommen wäre… „Hayato, man stört keine Erwachsenen beim Flirten, hab ich dir das nicht beigebracht?“ Mit einem verschmitzten Lächeln blickte der an den Spitzen leicht ergraute Shamal zu den beiden jungen, attraktiven Frauen herüber, die er anscheinend schon seit einer Weile aus der Ferne anflirtete. „Die wollen doch eh nichts von dir, du Perverser! Komm mit, oder ich helf nach!“ Kampflustig zückte der junge Sturmwächter seine Dynamites und funkelte seinen ehemaligen Lehrer an, aber der gähnte nur. „Erzähl mir lieber erstmal, worum es geht, dann überleg ich‘s mir nochmal…“ Gokudera musste sich echt zusammenreißen, nicht sofort wieder rumzuschreien. Warum musste dieser verdammte Perverse nur so stur sein? Wenn man ihm sagte, man bräuchte seine Hilfe, warum kam er dann nicht einfach? „Das wird dir Juudaime erzählen…“, kam es kaum verständlich von Gokudera geknirscht. „Häää? Was?“ „Komm einfach, bitte!“ Kapitel 7: 7. ------------- Hallo allerseits :D nun, da ich mich bis jetzt noch nicht einmal in dieser Story zu Wort gemeldet habe, mache ich das jetzt einfach mal :3 Mich freuts ungemein, dass die Story so gut ankommt ^^ dabei war sie nur ein kleines Hirngespint, das ich an einem Tag zusammengekritzelt hab...*freu* aber umso besser XD Wir nähern uns allmählich dem Ende...aber ich denke bis dahin hab ich vielleicht auch schon wieder ne neue Story auf Lager, mal gucken ;D Vielen Dank dass ihr so fleißig und begeistert lest ^^ *verbeug und limo austeil* Aber weiter schleimen will ich net...*g* ich wollte noch was loswerden zum aktuellen Kapitel :D Ich denke die meisten wissen, wie das erste Treffen zwischen Spanner und Shoichi auf dem Roboterwettbewerb abgelaufen ist...ich hab das ganze ein klein wenig verändert, wenigstens auf sprachlicher Basis ;P Aber bevor ich zu viel spoiler, viel Spaß mit dem Kapitel :D Lg Manni --------------------------------------------------------------------------- 7. Shamal, in Italien auch bekannt als Trident Shamal, der geniale Hitman, der bereits eine Einladung der Varia bekommen hatte, zog bei den Worten seines Schülers erstaunt die Augenbrauen in die Höhe. „Huh…das scheint dir ja wirklich wichtig zu sein, Hayato…“ „Verdammt, jetzt mach endlich!“ „Ja doch, immer mit der Ruhe…aber du bezahlst, schließlich hältst du mich von der Arbeit ab!“ Gokudera grummelte zwar vor sich wie hin wie verrückt, aber er zückte brav sein Portemonnaie und bezahlte die Rechnung. „Und jetzt zurück zum Juudaime!“ Hektisch packte Gokudera den Älteren am Arm und zog ihn unter einigem Protest hinter sich her zurück zum Wagen, wo die beiden anderen bereits warteten. „Dr. Shamal!“, begrüßte Tsuna den Arzt sofort erfreut, während Shoichi sich noch ein wenig abwartend im Hintergrund hielt. „Ihr macht ja einen ganz schönen Aufriss…“ „Bitte folgen Sie uns!“ „Und wenn ich nicht will? Wer bist du eigentlich?“ „Mein Name ist Shoichi Irie…und ich bitte Sie, mit uns zu kommen!“ Der Arzt blickte relativ gelangweilt, als er den Kopf schüttelte und in der Nase zu popeln begann. Shoichi knurrte leise. „Ob Sie wollen oder nicht, steht hier nicht zur Debatte!“, schrie er wütend. Er sah aus dem Augenwinkel, dass Tsuna ängstlich zurück zuckte, aber das war ihm momentan egal. Wichtig war der arrogante Typ im weißen Kittel, der ihn noch immer mit einer Miene anguckte, die ziemlich eindeutig sagte, dass er ihn nicht weiter belästigen sollte. „Aha…du nimmst den Mund aber ganz schön voll, Bürschchen!“ „Bitte…wir brauchen wirklich Ihre Hilfe…mein Freund braucht Ihre Hilfe!“ Gemächlich betrachtete Shamal seinen Popel und wiegte immer wieder mit dem Kopf, als müsse er angestrengt darüber nachdenken, was Shoichi gesagt hatte. „Bitte, Shamal-san…bitte kommen Sie mit uns zurück nach Japan!“ „Ja, los!“ „Pah…“ Allmählich wurde es Shoichi zu bunt. Ihre Reise konnte doch jetzt nicht an diesem störrischen Arzt scheitern! Und wenn er im Staub kriechen musste…das würde er nicht zulassen! „Dr.Shamal, ich bitte Sie bei allem, was mir heilig ist! Mein Freund braucht sie…Sie kennen ihn doch bereits!“ „Höh? Ich kenne ihn? Ich behandel keine Männer!“ „Aber Sie haben ihn schon einmal behandelt!“, rief der Rothaarige bestimmt und blickte unverwüstlich direkt in die braunen Augen. Der Doc zog nachdenklich die Augenbraue hoch. „Es gab bisher nur zwei Männer, die ich behandelt habe…obwohl ich den ersten nicht wirklich als Mann betrachten kann, dazu war er zu jung.“ „Sie meinen Spanner.“ Jetzt sah Shoichi eindeutiges Erkennen in den braunen Augen aufblitzen und lächelte erleichtert. Ja…jetzt würde hoffentlich alles gut werden. „Spanner? Amerikaner, blond?“ „Dominante Locke, Lutschersuchti…ja, Spanner. Heute ist er 24 Jahre alt.“ Shamal schluckte entrückt. „Er hat einen Rückfall erlitten…er wurde versehentlich von der Dekadenbazooka getroffen und ist wahrscheinlich in genau den letzten Wochen im familiären Haus gelandet.“, erzählte Shoichi kurz und knapp mit einer bedrückten Stimme. Shamal nickte. „Okay, mit so einer Wendung hätte ich nicht gerechnet. Aber erzähl mir lieber, wie er sich entwickelt hat! Nach der Behandlung habe ich nichts mehr von ihm gehört.“ „Können wir darüber nicht lieber sprechen, wenn wir zurück im Hauptquartier sind?“ Tsuna, der ebenso wie Shoichi allmählich ungeduldig wurde, drängte rasch zum Aufbruch. Auch Shoichi bat noch einmal drum und diesmal folgte der ältere Arzt freiwillig. „Einfach nur hier rauf stellen, dann sind wir gleich in Japan in unserem Hauptquartier.“, beorderte Shoichi den Älteren und stellte sich neben ihm auf die Transportplattform. Wie auch vorher schon versanken sie in einem farbigen Strudel und nachdem sie die Augen wieder öffneten, befanden sie sich wieder im japanischen Untergrundhauptquartier der Vongola Famiglia. „Wow, kein schlechter Schuppen!“, brummte der Arzt beeindruckt, als er sich vollkommen schwindelfrei umsah. „Willkommen zurück, Tsuna.“ Kameradschaftlich knuffte Yamamoto seinem Freund in die Schulter, während Giannini und Shoichi ein Nicken austauschten zum Zeichen, dass alles in Ordnung war. „So, wenn Sie uns bitte folgen mögen…“ „Hah? Ich krieg keine Führung?“ „Der Lutscherfreak wartet, alter Mann!“, rief Gokudera auch prompt und zog seinen Lehrer hinter sich her, während er aus dem Raum stiefelte. Shamal grunzte leise. „Sie wollten wissen, wie er sich entwickelt hat, nach ihrer Behandlung.“, fing Shoichi wieder an, während sie im Fahrstuhl darauf warteten, dass sie die Wohnebene erreichten, auf der auch die Krankenstation war. Shamal nickte nachdenklich. „Er hat damals zwar gut auf die Behandlung angesprochen, aber danach hab ich nie wieder was von ihm gehört. Schade eigentlich, ich hätte gern miterlebt, wie er mit dem neuen Leben zurechtkam…“ Der Rotschopf lächelte leicht bei der Erinnerung, wie er seinen Freund kennen gelernt hatte. „Nun…ich denke, da kann ich einiges erzählen…“ Einen kurzen Augenblick überlegte der junge Techniker, wie er seine Erinnerungen wohl am besten in Worte verpacken sollte. Er wollte es nicht zu blumig darstellen, aber auch nicht zu düster, schließlich waren die Zeiten mit Spanner wirklich angenehme Zeiten gewesen. „Nun ja…ich hab ihn vor acht Jahren kennen gelernt auf einem Roboterwettbewerb in New Jersey. Sein Roboter war wirklich spitze, aber ich hab knapp gewonnen. Jedenfalls…er war damals ein schüchterner, aber auch ziemlich freundlicher Junge. Und er konnte damals anscheinend auch schon ein wenig japanisch, er hat mir nämlich extra zu meinem Sieg gratuliert. Das fand ich wirklich cool damals.“ Shoichi lächelte bei dieser Erinnerung selig und verschränkte die Arme vor der Brust. Shamal nickte ebenfalls mit einem schmalen Lächeln auf den Lippen. „Wir haben uns danach erst vier Jahre später wieder gesehen, im Hauptquartier der Merone Basis hier in Nanimori. Er war Techniker und B-Rang Offizier der Black Spell, ich bin erst später dazu gekommen und hab den Offiziersrang der White Spell zugesprochen bekommen. Ich war natürlich mehr als erstaunt, als ich Spanner das erste Mal wieder getroffen hab.“ Jetzt bekam Shoichi auch die Aufmerksamkeit des letzten Mitglieds, das den Fahrstuhl mit betreten hatte. Neugierig sah Tsuna zu dem Älteren auf. „Erzähl uns doch bitte genauer, was passiert ist, Shoichi-kun.“ „Nun…“ Zufrieden glitt Shoichi in die Erinnerungen seiner jüngsten Zeit in der Merone Basis hinab. Er konnte sich noch ganz genau daran erinnern, wie seine ersten Tage dort verlaufen waren. -- Flashback Mehr als nervös zog Shoichi erstmals die weiße Uniform der white Spell an und strich sich über die Haare. Sein Magen war mal wieder mehr als nur gestresst und nervte ihn schon seit Stunden mit häufigen, schmerzhaften Krampfanfällen, aber Shoichi hatte keine Zeit, um sich wieder zu beruhigen. Sein erster Bürokratenstapel wartete auf ihn. „Irie-sama, bitte folgen Sie uns.“ Die Cervello, zwei junge, ziemlich identisch aussehende junge Frauen mit rosafarbenen Haaren und schwarzen Masken im Gesicht, geleiteten ihn emotionslos in sein privates Büro. Dort ließen sie ihn zwar erst nach mehrmaligen Aufforderungen alleine, aber ihm war es nur wichtig, dass er mal wieder etwas Privatsphäre hatte. „Herrje…werde ich hier jetzt etwa ständig so überwacht? Das ist ja echt grauenhaft…“ Mehrmals tief ein- und ausatmend strich er sich mit einer Hand über den Bauch, während seine Augen bereits die vielen Blätter taxierten, die sich auf seinem Schreibtisch gestapelt hatten. „Okay…bevor ich mit der Arbeit anfange, muss ich mir mindestens eine Stereoanlage besorgen. Sonst geht gar nichts.“ Trotzdem setzte er sich mit einem lauten Seufzen und nahm einen kleinen Packen in die Hand, um die Dokumente rasch zu überfliegen. „Na super…das sind Listen von allen Offizieren und Mitgliedern der Basis…als wenn mich das interessieren würde. Hrm…“, brummte er missbilligend und rückte sich die Brille auf der Nase zurecht. Seine Augen überflogen nicht die Namen, sondern nur die Profile, die angehängt worden waren. Irgendwie sahen die meisten Offiziere der Black Spell gruselig aus…und ganz schön stark! Aber bei einem Bild stockte der Rotschopf unwillkürlich. „Hah?“ Verwundert legte er die anderen Blätter beiseite und studierte das Bild von einem schmal gebauten, blonden jungen Mann mit türkisfarbenen Augen und einem seltsam geformten Lutscher in der behandschuhten Hand. „Seltsam…irgendwie kommt mir der Typ bekannt vor!“ Nachdenklich kramte Shoichi in seinen Erinnerungen nach einer Person, der der auf dem Foto ähnelte. Er hatte schon einmal jemanden kennen gelernt, der blond und türkisäugig war…aber nur kurz, so viel war sicher. War der nicht ein Amerikaner gewesen? „Das war irgend so ein seltsamer Name gewesen, wenn ich mich recht erinnere...irgendein Werkzeug, ja!“ Ein kurzer Blick auf den Namen des Offiziers bestätigte seine Vermutungen. „Spanner. Supana. Das gibt’s nicht!“ Und schon waren die Erinnerungen wieder da, ganz frisch in seinem Gehirn. Spanner, siebzehn Jahre alt, hatte er auf seinem ersten Roboterwettbewerb kennen gelernt. Sie hatten sich nicht wirklich unterhalten können damals, obwohl sie in der Finalrunde gegeneinander angetreten waren, dazu war Shoichis englisch und Spanners japanisch zu schlecht gewesen. Der Blonde hatte nur gewusst, was „Herzlichen Glückwunsch“ auf japanisch hieß. Und damit hatte ihre Konversation auch schon wieder geendet. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich dir noch einmal begegne, Spanner…und dann auch noch hier!“ Mit einem Schmunzeln rief Shoichi die Übersichtskarte der Merone Basis auf und suchte nach Dock Nr.4, wo Spanner sich die meiste Zeit des Tages aufhielt. Er hatte glücklicherweise auch keine Probleme damit, unbeobachtet seinen Arbeitsplatz zu verlassen und durch die Basis zu stromern. Zweimal verlief er sich zwar auf dem Weg, weil er manchmal das Gefühl hatte, die Karte würde nicht ganz mit den aktuellen Wegen übereinstimmen, aber nach ungefähr zwanzig Minuten hatte er endlich Dock Nr.4 erreicht. //Hm…mal sehen, ob du mich noch wiedererkennst, Spanner! Heute kann ich mich mit dir unterhalten…wie gut, dass ich während dem Studium richtig Englisch lernen musste, das zahlt sich jetzt garantiert aus// Rasch holte er noch einmal tief Luft und trat schließlich entschlossen durch die fast garagentorgroße Tür. Im ersten Moment blickte er sich unverhohlen um, studierte das geordnete Chaos um ihn herum in der großen Lagerhalle. Zu seiner rechten standen zwei große menschenähnliche Mechas von der Größe eines kleinen Krans. Und weiter vorn, direkt vor ihm, war ein kleiner Tisch aufgebaut, auf dem etliche Bastelutensilien verbreitet lagen und standen, die Wände waren fast ausnahmslos mit deckenhohen Regalen vollgestellt. Und zu seiner linken lag ein Futon, daneben stand ein alter Kotatsu, auf den eine Kanne und zwei Becher mit grünem Tee gestellt worden waren, die noch frisch dampften. „Aha…anscheinend steht er auf grünen Tee? Okay~?“ Aber den Bewohner dieser Werkstatt hatte er noch immer nicht gefunden. Als er ein paar Schritte weiter in den Raum hinein ging, entdeckte er allerdings Bereiche, die vorher durch die riesigen Mechas um ihn herum nicht einsehbar gewesen waren. Und jetzt stach ihm auch sein gesuchtes Objekt ins Auge. Am anderen Ende der Wand stand ein seltsam anmutender, orangefarbener Sessel, in den Spanner sich gesetzt hatte. Aber es war anscheinend kein gewöhnlicher Sessel, denn die Hände des jungen Mannes steckten in kleinen Kuppeln und der Kopf war bedeckt mit einem runden, ebenfalls orangefarbenen Helm, der an unzählige Drähte angeschlossen waren. Und ein Kabel führte direkt zu einem aufgeklappten Laptop. Neugierig schlich Shoichi zu dem Laptop und sah nach, was sich dort auf dem Bildschirm so alles abspielte. //Interessant…das scheint ein Kampfsimulator zu sein. Und diese Dinger, die hier getestet werden, sind dann wohl die Moscas… Strau Mosca. Was fürn blöder Name…aber das sind vielleicht Bomben! Mannomann…bewaffnet bis zum Triebwerk, die Teile! Genial!// Aufgeregt hockte sich der rothaarige Brillenträger vor den Monitor und beobachtete interessiert die Daten. So dauerte es keine Minute, bis er ausgefunden hatte, dass Spanner die Kampfroboter anscheinend „reiten“ konnte, indem er in ihren ausgehöhlten Bäuchen saß und durch manuelle Steuerung die Handlungen bestimmte. Und Spanner war wirklich genial darin, was er entwickelt hatte. Shoichi zitterte regelrecht vor lauter Forscherdrang, die Dinger auseinanderzunehmen und in ihren ganzen Einzelheiten kennen zu lernen. Er bemerkte nicht, wie die Zeit verging, während er emsig den Monitor anstarrte und alles aufsaugte, was er dort sehen konnte. Erst ein leises Piepsen riss ihn aus seiner Starre und sorgte dafür, dass er verwundert blinzelte. „Simulation abgeschlossen?“, las er dümmlich und wunderte sich im ersten Moment, was das wohl zu bedeuten hatte. Bis ihm siedend heiß wieder einfiel, dass er hier die ganze Zeit Datenwerte „gespitzelt“ hatte, die er gar nicht kennen durfte. Rasch rappelte er sich wieder auf und stapfte rüber zum Simulator, wo sich sein alter Bekannter langsam regte. Während er also seinen Platz erreicht hatte, befreite Spanner seine Hände mit einem kurzen Kopfnicken. „Hmm…Okay, da ist noch viel Überarbeitung fällig…“ Träge kratzte sich der Sitzende an der Nase und schob langsam den Helm in die Höhe. Im ersten Moment blickten die türkisblauen Augen zu Boden, seine Nase rümpfte sich leicht, aber er schien die Schuhe, die vor seiner Nase standen, nicht wirklich zu registrieren. „Hm…“ Oder doch. Langsam, ganz gemächlich kletterte der helle Blick in die Höhe, bis er Shoichis Gesicht erreicht hatte. Zwischen ihnen herrschte Schweigen. „Hm…dich kenn ich.“, brummte der Jüngere von ihnen, während er sich aus der Brusttasche einen Lutscher holte, das Papier abwickelte und ihn schließlich in den Mund steckte. Shoichi grinste. „Wie schön. Ich hätte nicht gedacht, dich irgendwann mal wiederzusehen, Spanner.“ Der angesprochene nickte nur nachdenklich und stand auf. Und er blickte auf seinen Besucher herunter mit fast einem Kopf Größenunterschied. „Du bist…ganz schön in die Höhe geschossen.“, stammelte Shoichi nun doch ziemlich verblüfft. „Naja...du bist auch nicht mehr grad so klein wie ein Oberschüler, oder?“, kam nun endlich die Gegenantwort, während Spanner zu seiner kleinen ‚Wohnecke‘ schlurfte und dort in den zweiten Becher Tee eingoss. „Hier.“ „Danke.“ Gehorsam nahm der Rotschopf platz und sie kamen nach ein paar Minuten tatsächlich in ein angeregtes Gespräch über die Moscas. -- Flashback End „Naja, und danach bin ich ungefähr einen ganzen Monat davon ausgegangen, dass er mich wirklich noch kennt…“, lachte Shoichi vergnügt und schritt allmählich schneller aus, als die Tür der Krankenstation in Sicht kam. „Wieso? Ich dachte, er hat dich wieder erkannt?“, fragte Tsuna verständnislos, aber Shoichi lachte nun wirklich vergnügt. „Hat er ja auch. Aber er hat nicht einmal nach meinem Namen gefragt, obwohl er die ganze Zeit nicht mehr wusste, wie ich heiße. Ich bin einfach davon ausgegangen, er wüsste es noch. Und gefragt hat er ja auch nicht.“ Die beiden anderen lachten gequält. Ah ja… „Hier ist die Krankenstation. Dr. Shamal, nach Ihnen.“ Kapitel 8: 8. ------------- >.< Bevor das allerletzte Kapitel (ja, es ist soweit...)die Story abschließt, möchte ich noch aufrichtig dafür entschuldigen, dass ich die ganze Zeit nicht gepostet hab - ich habs...vergessen Öö' ich dachte immer, ich hätte die Story schon längst beendet, erst eben gerade ist mir aufgefallen, dass dem nicht der Fall ist...gomen nasai! Hier ist endlich das lang ersehnte letzte Kapitel...und damit ist die Story auch wirklich abgeschlossen. Trotzdem vielen Dank für die bisherigen lieben Kommis ^.^~ ich stell bestimmt noch irgendwann mal wieder was Neues zu Spanner und Shoichi rein...bis dahin byebee~ XxMannixX --------------------- 8. Die Krankenstation war immer noch so still wie zu dem Zeitpunkt, wo Shoichi sie verlassen hatte. Spanner schlief noch immer, aber wieder sehr unruhig, wie er schnell feststellte. Rasch war er an seiner Seite und hielt die zitternden Hände fest, ehe sie wieder um sich schlagen konnten. „Herrje, gut sieht er aus.“, ließ Shamal erstaunt verlauten, als auch er das Bett erreicht hatte und den Schlafenden sehr genau betrachtete. „Er sieht schrecklich aus!“, widersprach Tsuna allerdings gleich wieder. Er stellte sich an die andere Seite des Bettes und strich dem Ingenieur über die verschwitzte Stirn. „Spanner-san hat Fieber.“ „Das haben wir gleich. Und er sieht wirklich gut aus, im Vergleich zu damals, wo ich ihn kennen gelernt hab…Ich seh das misshandelte, gebrochene Kind selbst heute manchmal noch in meinen Träumen. Und das war wirklich ein bemitleidenswerter Anblick!“ Mit einer simplen Handbewegung förderte der Hitman seine kleine Schachtel zutage, in der er seine ‚Krankheiten‘ aufbewahrte. Ein Schnippen beförderte die kleine Kapsel in die Luft und der Trident Moskito schwirrte über den Kopf seines Besitzers. „Trident Moskito!“ Allein ein wortloser Befehl bedeutete dem kleinen Blutsauger, sich in Aktion zu begeben. Fast geräuschlos setzte er sich auf Spanners Hals und stach dort seinen dreizackförmigen Saugrüssel in die Arterie, um das Gegenmittel gegen das Fieber zu spritzen. Und es dauerte keine zwei Sekunden und Tsuna stellte fest, dass das Fieber verschwunden war. „Hey, Spanner. Hörst du mich? Wach auf, Spanner.“ Sanft rüttelte Shoichi seinen Freund an der Schulter und blickte in ein müdes Augenpaar. Der Blonde schniefte leise. „Shoichi…“ Und erneut sammelten sich die Tränen in seinen Augen. „Hey, schon gut. Es wird gleich alles gut.“ Fürsorglich nahm Shoichi seinen Freund in den Arm und strich ihm beruhigend über den Rücken. „Shamal ist hier.“ Das Schluchzen endete wie auf Kommando und die tränenfeuchten Augen suchten nach dem Arzt. „Hier bin ich, Spanner-kun.“ Man sah Shamal selten lächeln, aber wenn er es tat, dann war es meist ein verschmitzt-flirtendes Lächeln, das er den Frauen schenkte. Jetzt allerdings war sein ganzer Gesichtsausdruck weich und liebevoll, als würde er seinen eigenen Sohn anschauen. „Dr. Shamal…“, flüsterte Spanner erleichtert. Schwerfällig stieß er sich von seinem Freund ab und setzte sich aufrecht hin, um den Älteren mit einem qualvollen Gesichtsausdruck anzublicken. „Doktor… bitte, helfen Sie mir!“ Der brünette Arzt nickte und setzte sich zu seinem Schützling auf die Bettkante, um ihn auf Augenhöhe anblicken zu können und strich ihm über den Kopf. „An was erinnerst du dich, Spanner?“ Der Blonde senkte bedrückt den Kopf und kniff die Augen zusammen. In einer schützenden Geste schlang er die Arme um den Oberkörper und begann panisch zu zittern. „An alles…alles, was ich vergessen hab!“ Diese Worte ließen die Unruhe in Shamal deutlich anwachsen. Nachdenklich zerfurchte sich seine Stirn, während der Mann überlegte, wie er das interpretieren sollte. „Nenn mir die Zeitspanne und die Orte.“ Flehend schüttelte sich der blonde Kopf, aber der Doc war unerbittlich. „Spanner. Sonst kann ich dir nicht helfen!“ „Sechs…Keller…sechs ½…W, Wohnzimmer…sieben…“ Spanner schluchzte und krallte sich in Shoichis Schultern, als dieser ihn wieder zurück in seine Arme zog. Auch der Rothaarige spürte, wie seine Augen zu brennen begannen. „Wer?“ „Dr. Shamal…ist es nicht langsam genug?“ Ängstlich beobachtete Tsuna das Geschehen. Auch er konnte deutlich sehen, wie sehr der junge Mann litt, den er erst vor Kurzem kennen gelernt hatte, aber er hatte auch schon gelernt, dass der alte Weiberheld durchaus wusste, was er tat. Trotzdem…wohl fühlte er sich dabei nicht, so untätig rumstehen zu müssen und nichts tun zu können. „Oh nein…noch nicht.“ Aufmerksam beobachtete Shamal das Verhalten des Jüngeren. Seine Erinnerungen waren zurückgekehrt, dessen war er sich jetzt sicher. Aber es fehlte nur noch eine bestimmte Information, um die Erinnerungen vollständig wieder freizusetzen. Ein ganz bestimmtes Detail hatte er nämlich noch immer verdrängt und auch das musste wieder an die Oberfläche befördert werden. Erst dann konnte er mit der erneuten Versiegelung beginnen. „Spanner…sag mir, wer hat das getan? Wer?“ „Er…“ Der junge Mechaniker zitterte nun wie verrückt am ganzen Körper. Shoichi konnte ihn kaum noch festhalten, so stark bebte der schmale Körper. „Bitte…Dr. Shamal!“ „Einen Moment noch. Spanner, wer war es? War er es? War es Jackson?“ Bei dem Namen schrie der Blonde auf, als stünde er mitten im Fegefeuer. Shoichi wurde von der Wucht, mit der Spanner die Hände vor den Kopf schlug und sich zurückwarf, haltlos vom Bett gestoßen und landete hart auf dem gefliesten Beton, aber keiner achtete auf ihn. Shamal war mit einem Schritt bereit und drehte seinem Patienten grob die Arme auf den Rücken und drückte ihn aufs Bett nieder. „Oh Gott, was ist passiert?“, rief Tsuna erschrocken, aber seine Frage ging in dem spitzen Gebrüll unter, mit der Spanner seine Stimmbänder malträtierte. „Haltet ihn fest, verdammt!“ Gehorsam warfen Shoichi und Tsuna sich auf den Leidenden, so weh es ihnen auch tat. Nur aus dem Augenwinkel bekamen sie mit, wie Shamal einmal tief durchatmete und seine Mücke befreite. „Trident Moskito – Dimenticanza!“ In dem kurzen Gerangel schwebte die Mücke orientierungslos über dem Knäuel aus Menschen, aber sobald sie es geschafft hatten, Spanner möglichst ruhig zu halten, spritzte es sein Blut in den Körper des Mechanikers. Und Spanner erschlaffte, als wäre er mitten in der Bewegung eingeschlafen. „Gottseidank…ist es vorbei?“ Verschwitzt strich Tsuna sich über die Stirn und half Shoichi, den anderen wieder auf den Rücken zu drehen und zuzudecken. „Vorerst ja. Er schläft jetzt, seine Erinnerungen werden versiegelt. Das dauert in der Regel ungefähr eine halbe Stunde, in der Zeit sollten wir ihn in Ruhe lassen.“ „Und dann wird er sich an nichts mehr erinnern?“, wollte sich der Rothaarige noch einmal vergewissern, aber das bestätigende Nicken beruhigte ihn. „Er wird alles vergessen haben, wenn der Prozess fehlerfrei verläuft. Ich musste erst dafür sorgen, dass er sich wieder an alles erinnert…wirklich alles, jede Kleinigkeit. Hätte ich die Versiegelung vorher gestartet, wären Komplikationen aufgetreten.“, erklärte der Arzt mit leiser Stimme. Er überprüfte den Puls von Spanner, aber er ging ruhig und gleichmäßig, genauso wie es sein sollte. Er nickte. „So, damit wäre meine Arbeit getan. Ich mache mich dann gleich mal wieder auf den Rückweg, meine Mädchen warten doch auf mich!“ „Die sind garantiert schon längst nicht mehr da…“, brummte Shoichi abwertend, ignorierte den grimmigen Blick des Arztes. „Aber ich danke Ihnen trotzdem für die Hilfe, Dr. Shamal. Ich bin Ihnen dafür ewig dankbar…“ Shoichi fühlte seine Flamme der Entschlossenheit in sich ruhig lodern. Er hatte es geschafft…er hatte seinem Freund helfen können. Und darauf war er stolz. Aber Shamal winkte bei diesem Lob ab. „Schon gut…normalerweise weigere ich mich ja, Männer zu behandeln, aber bei dem Kerl kann ich einfach nicht anders. Niemand hat es verdient, eine solche Vergangenheit zu haben. Bevor er zu mir kam, hatte er fünf Mal versucht sich das Leben zu nehmen, weil er es einfach nicht verarbeiten konnte.“, erklärte er ernst, während er ein letztes Mal auf den jungen Mann herunter sah, der das schlimmste Leben gehabt hatte, was er sich vorstellen konnte. Shoichi nickte nachdenklich. „Da interessiert mich aber, wie ist Spanner eigentlich zu Ihnen gekommen? Seine Pflegefamilie lebte doch in Amerika.“ „Die waren Mafiosi.“, lautete die simple Antwort und die haute sowohl Shoichi als auch Tsuna von den Socken. „Mafiosi?“, wiederholte der Brünette baff und keuchte. Shoichi grinste schief. „Naja…das erklärt dann wohl alles.“ „Lasst ihn jetzt am besten erst einmal in Ruhe. Sobald er wieder zu sich kommt, wird er genauso sein wie vorher, als wäre nie etwas geschehen. Und es wäre das Beste, wenn ihr ihn auch nicht darauf ansprecht. Dass ihn überhaupt NIEMAND darauf anspricht, verstanden? Bei ein bis zwei Fragen wird er wahrscheinlich keine Ahnung haben, worum es geht, aber sollte man öfters darauf anspielen, wird er von selbst versuchen, sich daran zu erinnern. Und das sollte man tunlichst vermeiden.“ Die beiden Vongola nickten gehorsam und verabschiedeten den italienischen Arzt. Jetzt hatten sie das schlimmste überstanden. „Ich geh zu den anderen und erklär ihnen alles.“, meinte Tsuna schließlich auch und ließ die beiden Mechaniker unter sich. Shoichi nickte dankbar. „Danke, Tsunayoshi-kun. Du hast uns wirklich geholfen.“ „Ahahaha, nicht der Rede wert. Ich bin auch froh, wenn es Spanner-san wieder gut geht. Ich hab mich eben wirklich ganz schön erschrocken…“ „Ja, ich auch. Trotzdem, danke.“ Grüblerisch blickten die beiden zu Boden und hingen ihren Gedanken nach. Schließlich winkte Tsuna noch ein letztes Mal und verschwand. Zu Shoichis Erleichterung dauerte es wirklich keine ganze halbe Stunde, ehe Spanner wieder zu sich kam und müde blinzelte. „Hm…“ Fragend blickte er sich um. Als er seinen Freund neben sich sitzen sah, wollte er erst einmal wissen, wo er war und setzte sich auf. „Du hast dir den Kopf gestoßen, du Depp…Na, gut geschlafen?“, schmunzelte der Rotschopf amüsiert. Spanner murrte. „Keine Ahnung…kann mich irgendwie an nichts erinnern. Wann hab ich mir denn bitte schön den Kopf gestoßen?“ „Ist schon ein bisschen her…du hast fast drei Tage lang geschlafen, aber ich sag dir ja immer, du sollst nicht ständig die Nacht durcharbeiten.“ „Ach was...macht aber Spaß.“ „Ist klar!“ Das Gesicht des Blonden verzog sich schmerzhaft, als er seinen rebellierenden Magen bemerkte. Er keuchte und krampfte die Hände um den Bauch, aber wirklich besser wurde es nicht. Zusätzlich bemerkte er jetzt auch, dass er fühlte wie gerädert. Als hätte man ihn durch den Fleischwolf gedreht. „Hm…Hunger.“ „Los, dann komm mit in die Küche. Wir machen uns was, der Rest der Station schläft noch. Es ist mitten in der Nacht.“ Rasch half Shoichi seinem Freund auf die Beine und Seite an Seite schritten sie in die Küche, Shoichi warf unbedarft die Frage in den Raum, wie man nur so lange schlafen konnte, ohne vor Hunger aufzuwachen. Aber er erwartete keine Antwort auf diese Frage – die Antwort kannte er selbst ja wohl gut genug. -- Owari Hosted by Animexx e.V. 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