Suddenly von abgemeldet (Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen) ================================================================================ Kapitel 26: Noch ein letztes Mal Hungerspiele? - Johanna --------------------------------------------------------- Heute ist der Tag, an dem Snow endlich für seine Verbrechen bezahlen wird. Für den Tod meiner Familie, meiner Freunde und meines Geliebten. Heute wird dieser Mann endlich sterben. Seine Macht und sein Leben entgültig verlieren. Niedergestreckt durch einen Pfeil von Katniss Everdeen, die es verdient hat den Tyrannen zu beseitigen. Mittlerweile mag ich irgendwie das schwarzhaarige, störrische Mädchen. Wahrscheinlich, weil sie mich daran erinnert, wie ich früher war und was ich früher hatte. Doch am meisten hat sie meinen Respekt, denn ich weiß, was sie durchmacht und dass ist alles andere als leicht. Als ich den Präsidentenpalast betrete, kommen mir sofort Erinnerungen an meine Siegertour ins Gedächtnis. Ich erinnere mich noch zu genau an das wundervolle Kleid und die Speisen, die es damals im Kapitol gab und an den Tanz mit meinem Bruder, denn man mir als Überraschung ins Kapitol geschickt hatte. Schwer seufzend schiebe ich die Erinnerungen bei Seite und folge den anderen in einen Raum, in dem wir uns zu einer Besprechung treffen sollen. Wie man uns auftrug, tragen wir alle die grauen Uniformen der Rebellen aus Distrikt 13, damit wir seriös wirken, wie es heißt. In dem Raum befindet sich ein Tisch mit zehn Stühlen, an den sich wir, die Sieger, uns setzen. Wir die letzten überlebenden Sieger der Hungerspiele. Beetee, Haymith, Aaron, Liam, Kob, Enobaria und meine Wenigkeit. Kaum das wir uns gesetzt haben wird die Tür geöffnet und Peeta schiebt Finnick in seinem Rollstuhl in den Raum. Neugierig betrachte ich die beiden. Man hat mir zwar schon gesagt, dass sie schrecklich mitgenommen aussehen sollen, doch keiner hat uns gesagt, wie sehr. Der sonst so stolze und vor Kraft und Ruhe strotzende Finnick sitzt gebrochen in einem Rollstuhl, beide Beine bis zur Mitte des Oberschenkels in Gips. Seine rechte Wange wird von einer feinen leuchtend rosa Narbe geziert. Mehr ist von seinen Verletzungen nicht zu sehen, doch aus sicherer Quelle weiß ich, dass eine seiner Rippen gebrochen ist und quer über seine Brust runter zum Bauch gehend er eine weitere große und genähte Wunde besitzt. Peeta mit seinen zwar nicht wirklich schön aussehenden Verbrennungen erregt bei mir aber nicht so viel Mitleid, wie Finnick, dessen Blick getrübt und traurig und voller Sorge ist. Langsam schiebt Peeta Finnick an den Tisch – an eine freie Stelle zwischen Kob und Liam. Genau neben einen der noch drei freien Stühle. Alle schauen wir uns nicht wirklich begeistert an. Warum müssen wir zu einer Besprechung, vor allem was für eine Besprechung soll das werden? Wir sitzen noch nicht lange am Tisch, als wieder die Tür aufgeht und diesmal Katniss den Raum betritt. Knapp hinter der Tür bleibt sie stehen. „Was soll das?“, fragt sie fast schon vorwurfsvoll. „Wir wissen es nicht“, antwortet ihr Mentor. „Scheint eine Art Versammlung der verbliebenen Sieger zu sein.“ Erstaunt fragt Katniss: „Nur wir sind noch übrig?“ Diesmal ist es Beetee, der ihr antwortet. „Der Preis des Ruhms. Beide Seiten haben uns unter Beschuss genommen. Das Kapitol hat die Sieger getötet, die es für Rebellen hielt. Und die Rebellen haben diejenigen getötet, von denen sie dachten, sie seien Verbündete des Kapitols.“ Während die beiden Männer dem Spotttölpel seine Fragen beantwortet haben, habe ich die ganze Zeit über Kob und Enobaria finster angestarrt. Nun frage ich: „Und was machen sie dann hier?“ In diesem Moment tritt Coin, die Präsidentin von Distrikt 13 und wahrscheinlich die neue Präsidentin des Kapitols, in den Raum und antwortet mir: „Sie sind durch etwas geschützt, dass wir den Spotttölpel-Deal nennen, in welchem Katniss Everdeen zugestimmt hat, im Tausch gegen die Straffreiheit für die gefangenen Sieger die Rebellen zu unterstützen. Katniss hat ihren Teil der Vereinbarung eingehalten und wir werden es ebenso tun.“ Selbstgefällig lächeln mich nun Kob und Enobaria an. „Bildet euch ja nichts darauf ein“, schnaube ich. „Wir werden euch so oder so töten.“ In der Zwischenzeit bittet Coin Katniss sich zu setzen und diese setzt sich zwischen Beetee und Aaron. Vor sich stellt sie ganz vorsichtig, als würde ihr Leben davon abhängen eine vollkommen weiße Rose in einem Gläschen auf den Tisch. Ohne große Umschweife erklärt uns Coin, weshalb wir uns hier versammelt haben. Wir sollen für sie entscheiden, ob es noch einmal Hungerspiele mit Kindern aus dem Kapitol geben soll oder nicht, da sonst eine weitere Rebellion drohen könnte. Eine Rebellion gegen die Rebellen, wenn nicht auch die Leute des Kapitols für unser Jahre langes Leiden bestraft würden. Ich bin überrascht und fahre genau wie die anderen auf meinem Stuhl zu der grauhaarigen Frau um. „Was?“, frage ich sie entgeistert, da ich mir nicht sicher bin, ob ich sie gerade richtig verstanden habe. „Wir werden noch einmal Hungerspiele mit Kindern aus dem Kapitol veranstalten“, beantwortet Coin meine Frage seelenruhig. „Machen Sie Witze?“, erkundigt sich Peeta aufgebracht und verständnislos. Mit einem gutmütigen Lächeln wendet sich Coin ihm zu. „Durchaus nicht. Eins sollte ich noch erwähnen: Falls diese Hungerspiele stattfinden, werden wir bekannt machen, dass es mit eurer Zustimmung geschah, wobei das individuelle Abstimmungsverhalten zu eurer eigenen Sicherheit geheim gehalten wird.“ „War das Plutarchs Idee?“, erkundigt sich jetzt Haymith vorsichtig. „Es war meine“, antwortet Coin und ich meine zu sehen, wie sie Stolz etwas ihr Kinn anhebt. „Es scheint mir ein guter Kompromiss zwischen dem Rachebedürfnis und geringstmöglichen Verlusten an Leben. Ihr dürft jetzt abstimmen.“ Sofort ruft Peeta wütend: „Nein! Ich stimme natürlich mit Nein! Es darf keine Hungerspiele mehr geben!“ Ich dagegen finde die Idee gar nicht so schlecht. Sollen doch andere auch mal die selben Schmerzen erleiden, wie ich sie ertragen musste. Eine Schwester und zwei Cousins durch die Spiele selbst verloren und den Rest meiner Lieben durch das Kapitol oder den Schmerz des Verlustes. „Warum eigentlich nicht?“, kontere ich also deshalb. „Ich finde das nur fair. Snow hat doch auch eine Enkelin. Ich stimme mit Ja.“ Zu meiner Überraschung ist Enobaria mit mir einer Meinung und stimmt ebenfalls mit ja. „Aber genau dagegen haben wir uns aufgelehnt!“, versucht Peeta den Rest auf seine Seite zu ziehen. „Wisst ihr nicht mehr?“ Hilflos schaut er von einem zum anderen. Sein Blick bleibt auf Finnick hängen. „Finnick?“, fragt er ihn hoffnungsvoll. Langsam hebt Finnick seinen Blick und schaut Peeta an. „Ich stimme wie Peeta mit Nein“, sagt er schließlich. „Thalia hätte sich auch so entschieden, wenn sie jetzt hier wäre.“ „Sie ist jetzt aber nicht hier“, erinnere ich ihn. Als nächstes stimmt auch Liam, der in seinem Leben fast genauso viel Schmerz und Elend wie ich erfahren hat ebenfalls mit Ja. Zu meiner Überraschung antworten die nächsten beiden wieder mit einem Nein. Aaron und Kob. Es ist wirklich eine Überraschung, dass Aaron mal anderer Meinung als sein bester Freund ist und vor allem auch Kobs Nein ist erstaunlich, da er doch wie jeder in Distrikt 2 Hungerspiele über alles geliebt hat. Ich versteh’s nicht und werde ihre Handlungsmotive wahrscheinlich auch nicht begreifen, wenn sie sie mir mitteilen würden. Als nächstes gibt Beete sein Wahl bekannt. „Nein. Es wäre ein schlimmer Präzedenzfall. Wir müssen aufhören, einander als Feine zu betrachten. In unserer Lage ist Einigkeit von fundamentaler Bedeutung für unser Überleben. Nein.“ Was hätte man auch anderes von dem technologiebegeisterten Mann erwarten sollen. Die einzigen Stimmen, die jetzt noch fehlen sind die von Katniss und Haymith. Beide stimmen sie mit Ja. Damit ist jedem im Raum, das Ergebnis klar. Es wird noch einmal Hungerspiele mit Kapitolkindern geben. Kaum ist die Besprechung beendet stürmen lauter Leute in den Raum und machen sich an uns zu schaffen, damit wir vor den Kameras gut ausschauen. Vor allem Katniss, die Hauptattraktion des Tages wird von Leuten bestürmt, während wir langsam zu unseren Plätzen gehen. Einzig und alleine bleibt Finnick zurück bzw. wird wieder auf die Krankenstation gebracht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)