Suddenly von abgemeldet (Plötzlich sehe ich dich mit anderen Augen) ================================================================================ Kapitel 2: Die 75. Hungerspiele sind eröffnet - Finnick ------------------------------------------------------- Kaum dass ich auf der Metallplatte hochgefahren bin ertönt die Stimme von Claudius Templesmith, dem Moderator der Hungerspiele: „Meine Damen und Herren, die 75. Hungerspiele sind eröffnet!“ Ab jetzt habe ich ungefähr 60 Sekunden Zeit um mir die Arena genauer anzusehen und welche der anderen 47 Tribute neben mir stehen. Um mich herum ist blaues nach Salz riechendes Wasser, dass durch die hell strahlende Sonne hier und da funkelt. In etwa 40 Meter Entfernung erkenne ich das goldene Füllhorn, um das herum alle Vorräte gesta-pelt sind. Von ihm ausgehend kann ich schmale Streifen Sandstrands erkennen, die strahlenförmig von der kleinen Insel, auf der das Füllhorn steht, wie Speichen eines Rades weggehen. Ich schätze mal, dass es zwischen 10 und 12 solcher Speichen mit ungefähr dem gleichen Abstand voneinander sind. Und wenn ich den Kopf nach links und rechts drehe kann ich erkennen, dass zwischen den einzelnen Speichen jeweils vier Tribute auf ihren Metallplatten stehen. Mit mir stehen Carola (Distrikt 10), Vana (aus Distrikt 8) und zu meinem Leidwesen Brutus aus Distrikt 2 in einer dieser Speichen. Vana und Carola sind ja noch annehmbar und leicht abzuhängen. Denn soweit ich weiß, können die beiden Frauen nicht schwimmen. Vermutlich macht sie das zu einer leichten Beute. Brutus dagegen ist wie sein ganzer Distrikt ergeizig und kann so gut wie alles erreichen, was er will. Deshalb vermute ich, dass er mit großer Wahrscheinlichkeit schwimmen kann. Deshalb muss ich vor ihm beim Füllhorn sein und wenn es sein muss töten. Denn Distrikt 2 kann man nicht trauen. Während ich die letzten 10 Sekunden leise mitzähle, berühre ich den goldenen Armreif, den mir Haymith gegeben hat, damit ich Katniss Everdeen leichter überreden kann mit mir ein Bündnis einzugehen. Und das muss ich, damit ich sie und Peeta Mellark zusammen mit den anderen verbündeten Distrikten beschützen kann. Deshalb springe ich kaum das das Startsignal erklingt ins Wasser und schwimme zügig zum Füllhorn. Das Wasser mit seinen kleinen Wellen erinnert mich an meine Heimat und ich wage noch nicht mal daran zu denken, ob etwas im Wasser lauern und unvorsichtige Tribute angreifen oder töten könnte. Schnell bin ich an der Insel mit dem Füllhorn und ziehe mich aus dem Wasser. Eilig suche ich in dem Stapel der vor mir liegenden Waffen nach einem Dreizack oder anderen Waffen, mit denen ich mehr als gut umgehen kann. Nach ein, zwei Augenblicken habe ich auch meine gewünschten Waffen einen Dreizack und ein Netz. Fürs erste reicht das als Verteidigung. Da sehe ich links von mir ebenfalls jemanden sich am Horn zu schaffen zu machen. Während ich langsam hingehe erkenne ich, dass es sich um eine kleine weibliche Person handelt. Als ich noch ein paar Meter von ihr entfernt bin, dreht sie sich plötzlich mit einem auf mich gerichteten Pfeil zu mir um. Leicht lächle ich, dennoch bin ich angespannt schließlich möchte ich nicht jetzt schon das zeitliche segnen. Bei ihr weiß man ja nie, was man erwarten kann. Erstaunt stelle ich fest: „Du kannst ja auch schwimmen? Wo hast du das in Distrikt 12 gelernt?“ Denn wirk-lich ich bin erstaunt, dass schon jemand anderes außer mir hier beim Füllhorn ist und dass es sich um das Mädchen aus Flammen handelt. „Wir haben eine große Badewanne“, gibt Katniss verbissen zurück. „Sieht ganz so aus“, antworte ich. Schließlich kann Smalltalk ja nicht schaden. Um sie etwas abzulenken frage ich: „Gefällt dir die Arena?“ „Nicht besonders. Aber dir doch sicherlich. Sie haben sie bestimmt extra für dich gebaut.“, lautet ihre Antwort, der ich einen leicht bitteren Unterton entnehmen kann. Auch wenn ich nicht ihre Meinung teile, so hat sie recht: Distrikt 4 hat einen verdammt großen Vorteil. Denn nicht jeder der hier anwesenden Tribute kann schwimmen und dass muss man, wenn man auch nur beim anfänglichen Blutbad mitmachen möchte. Während ich dies denke, kann ich in ihren Augen ablesen, dass sie ähnliche Gedanken hat. Doch schon einen Augenblick lang sind wir wie erstarrt und schätzen uns gegenseitig ab, was das Können mit unseren Waffen anbelangt. Plötzlich muss ich grinsen. „Gut, dass wir Verbündete sind. Oder?“ Ich sehe sofort, dass Katniss meint, dass ich ihr eine Falle stellen möchte, deshalb bewege ich kurz meine Hand mit dem Armband, dass in der Sonne aufblitzt. Das Grübeln, woher ich den Armreif habe oder was er bedeuten könnte kann man ihr gut im Gesicht ablesen. Haymith hatte wirklich recht: Das Mädchen in Flammen ist so gut zu lesen wie ein offenes Buch. Schließlich scheint sie zu beschließen, dass sie mich als Verbündeten widerwillig akzeptieren muss, da mich ihr Mentor abgesegnet hat. „Na gut!“, stimmt Katniss schroff zu. Gerade noch rechtzeitig, denn hinter hier ist Sinara, einer der beiden männlichen Tribute aus Distrikt 5 aufgetaucht und ich kann ihm ansehen, dass er sich nichts von dem Plan den Spotttölpel zu retten weiß. Schließlich ist nicht jeder Tribut aus jedem Distrikt eingeweiht. Vor allem Distrikt 1 & 2 nicht. Ohne lange zu überlegen kommandiere ich Katniss dazu sich zu ducken und werfe meinen Dreizack nach ihm. Gerade noch rechtzeitig duckt sich Katniss und der Dreizack bohrt sich in den erstaunten Sinara. Ohne Mitgefühl für ihn zu haben gehe ich auf ihn zu und ziehe den Dreizack aus seiner Brust. „1 und 2 darfst du nicht trauen“, erkläre ich Katniss nebenbei. Zum Glück bleibt keine Zeit, dass sie nach dem warum fragen kann. Nachdem sie einen Köcher mit Pfeilen aus dem Stapel herausgezogen hat, fragt sie: „Jeder eine Seite?“ Nickend stimme ich zu und wir trennen uns. Während ich in dem Stapel vor mir nach Lebensmitteln oder anderen für die Arena zum Überleben nützlichen Dinge suche, rufe ich: „Irgendetwas Brauchbares?“ Kurze Sätze sind das Einzige für das wir jetzt gerade Zeit haben. Denn es wird nicht mehr lange dauern, da werden auch schon unsere anderen Tribute kommen. „Waffen!“, höre ich Katniss antworten. „Nichts als Waffen!“ „Hier auch“, gebe ich nachdem ich nichts anderes gefunden habe zurück. „Schnapp dir irgendwas und dann weg hier!“ Meinem eigenen Rat folgend schnappe ich mir ein kurzes Messer und noch zwei weitere Dreizacke. Des weiteren werfe ich zwei anderes Messer nach Suri (Distrikt 2) und Calimero (Distikt 1), was beide zurück ins Wasser weichen lässt. Dann kommt auch schon Katniss zurück. Gerade noch rechtzeitig, wie ich denke, denn Brutus kommt auf uns zugerannt. „Mach was dagegen, ja?“, fordere ich sie leicht zimperlich klingend und deute auf ihn. Seinen lila Gurt, der zu dem Anzug für die diesjährige Arena gehört hat er abgenommen und hält ihn wie ein Schild zwischen den Händen. Auch wenn Katniss sofort auf ihn schießt kann Brutus den Pfeil mit dem Gurt abwehren. Doch erfreut sehe ich, wie durch das Loch, das der Pfeil im Gurt hinterlassen hat lilafarbene Flüssigkeit ihm ins Gesicht spritzt und er dabei kurz angewidert das Gesicht verzieht. Als Katniss ein zweites Mal auf ihn schießt duckt Brutus sich und verschwindet zügig im Wasser. Genau wie Katniss höre ich hinter uns metallisches Geräusch, weshalb sie sich ihre Worte mit „Lass uns abhauen“ hätte sparen können. Mir ist klar, dass sie mit dem Gedanken spielt es mit Brutus und den anderen klassischen Karrieros aufzu-nehmen. Doch sie scheint diesen zu verwerfen, denn plötzlich rennt sie auf eine der Metallplatten zu, auf der ich nach einem Moment Peeta Mellark erblicke und ich hinterher. Als wir so nah wie möglich sind, zieht sie sich schon die Waffen und ist drauf und dran wieder ins Wasser zu springen, als mir einfällt, dass doch jeder denkt sie ist schwanger. Leicht lege ich eine Hand auf ihre Schultern. „Ich hole ihn schon.“ Sofort flammt Misstrauen in ihren Augen auf und sie versucht mir zu widersprechen. Doch sie könnte noch soviel aufbegehren wie sie wollte, ich habe meine Waffen schon fallen gelassen und erinner sie an ihre Schwangerschaft indem ich sage: „Streng dich lieber nicht zu sehr an. Nicht in deinem Zustand“ und ihr den Bauch tätschel. Kurz bevor ich ins Wasser springe bitte ich sie mir Deckung zu geben. Mit schnellen und kräftigen Zügen schwimme ich rüber zu der Platte zu dem verwirrten Peeta. „Hi!“, begrüße ich ihn freundlich. Sein Blick wird automatisch skeptisch. „Keine Sorge ich möchte dich nicht töten. Deine Ehefrau wartet auf dich und ich bin mir sicher, dass sie dich lieber in ihrer Nähe hätte, als hier auf der Metallplatte sitzen zu haben, auf der du ein leichtes Ziel für andere bist“, erkläre ich mein Verhalten und spiele das Spiel, dass er zusammen mit Katniss aufgebaut hat, mit. „Wieso sollte ich dir vertrauen?“, fragt Peeta misstrauisch. Kurz überlege ich, was ich sagen soll, um ihn zu überreden oder ob ich ihn lieber einfach von der Platte ziehen und zu Katniss schleifen soll. „Das musst du nicht“, antworte ich schließlich. „Aber deine Katniss wartet am Horn auf mich und dich und ich habe auch den hier noch, wenn das Warten von Katniss dir nicht als Begründung reicht. Bevor du fragst, Haymith hat ihn mir gegeben.“ Freundlich lächelnd halte ich ihm meinen Arm mit dem goldenen Armreif hin. „Na schön“, gibt Peeta nach einem kurzen Augenblick nach und rutscht langsam von der Platte ins Wasser in meine Arme. Mein Griff um seinen Brustkorb festigt sich als ich ihn so schnell ich kann durchs Wasser ziehe. Sobald wir den Strand erreichen hilft mir Katniss Peeta aus dem Wasser zu bekommen. Ich höre wie er sich bei ihr erkundigt, mit wem sie neben mir noch verbündet sind. „Nur mit Mags, glaube ich“, höre ich Katniss antworten und schaute in die Richtung, in die sie deutet. Dort sehe ich die alte Frau, die für mich mehr als nur meine Mentorin ist, tapfer auf uns zu schwimmen. Sie ist meine Vertraute. Fast sowas wie eine Großmutter, die jeder gerne haben möchte. „Mags kann ich nicht im Stich lassen“, sage ich schnell, bevor Peeta oder Katniss etwas dagegen einwenden können. „Sie ist eine der wenigen, die mich wirklich mögen“, füge ich hinzu. Zu meiner Erleichterung höre ich, wie Katniss zugibt, dass sie nichts gegen Mags als Verbündete habe und ihre Fähigkeiten jetzt zu schätzen scheint. „Katniss wollte sie ja schon vom ersten Tag an als Verbündete“, klärt mich Peeta zudem noch auf. „Katniss hat ein erstaunlich gutes Urteilsvermögen“, gebe ich zurück und greife ins Wasser. Mit Leichtigkeit hebe ich Mags aus diesem. Aufgeregt erklärt sie mir, was sie herausgefunden hat: Die Gurte sind scheinbar Schwimmhilfen, mit denen es sogar den Nichtschwimmern möglich sein dürfte zum Füllhorn zukommen. Den tatsächlichen Beweis dafür sehe ich, als ich Beetee – einen der beiden männlichen Tribute aus Distrikt 3, besser aber als Minus bekannt –wie einen Hund durch das Wasser paddeln sehe. Freundlich wie ich bin weise ich Katniss und Peeta auf Mags Entdeckung hin. Ich warte ab, ob die beiden noch einen von den anderen Tributen zum Verbündeten haben wollen, doch da macht Katniss schon den Vorschlag uns in Sicherheit zu bringen. Ohne weitere Fragen zu stellen hebe ich Mags, nachdem sie sich von Katniss eine Ahle erbettelt hat, hoch und wir verschwinden in dem hinter dem Strand liegenden Dschungel. Kurz bevor ich zusammen mit Mags im Dickicht verschwinde drehe ich mich noch mal und sehe Thalia und Luka beim Füllhorn stehen und Waffen sammeln. Oder vielmehr sehe ich Thalia Waffen sammeln, während Luka, die Karrieros aus 1 und 2 beobachtet. In Gedanken entschuldige ich mich bei beiden, dass ich mir mit Katniss und Peeta die besseren Verbündeten geschnappt habe und ihnen die Anfänger Lance und Rudy, die beiden anderen Tribute aus 12, hinterlasse. Doch dafür weiß ich, dass Thalia bei Luka in sehr guten Händen ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)