Love me,… Devil? von Satnel ================================================================================ Kapitel 52: ------------ Titel: Love me,… Devil? Teil: 52 „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall. Christian stand vor seiner Staffelei und malte an dem Bild weiter, das er vor einiger Zeit angefangen hatte. Er zeichnete nur, wenn er zur Ruhe kommen musste, oder seine Stimmung einfach passte. Und die Szenerie, die sich ihm von seinem Balkon aus bot, änderte sich ja nicht, nur die Protagonisten darin und diese waren nicht mehr als farbliche Schemen für ihn. Heute zeichnete er, um wieder zur Ruhe zu kommen, sich wieder konzentrieren zu können. Mikaelas Worte hatten etwas in ihm bewegt, ihn auf Gedanken gebracht, die er bisher vermieden hatte. Nun wo man sie ihm gegenüber aber angesprochen hatte, musste er sich damit auseinandersetzen, egal ob er wollte oder nicht. Ein Klopfen an der Tür seiner Räumlichkeiten irritierte ihn für einen Moment, allerdings schenkte er ihm keine weitere Beachtung. Rida würde sich schon um den Besucher kümmern. Allerdings hielt das Klopfen an, ohne dass sich jemand darum kümmerte. Christian legte genervt den Pinsel neben sich auf den Tisch. Das war es dann mit seiner inneren Ruhe. Wo war eigentlich Rida? Von ihm selbst hatte er keinen Auftrag bekommen und Rida wusste auch, dass er beim Malen keinerlei Störungen wünschte. Normalerweise kümmerte sich sein Freund auch sehr pflichtbewusst darum. Christian ging zur Tür und öffnete diese, in der festen Absicht seinen Besucher gleich abzuweisen. Zumindest hatte er das vor, bis er seinen Gast erkannte. Shay stand vor der Tür. Er wirkte irgendwie entspannter als sonst, zumindest war das Christians Eindruck. Lächelnd sah er ihn an. „Darf ich eintreten?“ Eigentlich nicht, da er noch nicht die nötige Ruhe und Erkenntnis hatte, um sich mit ihm zu unterhalten. Jedoch war er niemand, der Entscheidungen und seien sie noch so unangenehm auf die lange Bank schob. Sein Vater hatte seinen Brüdern und ihm beigebracht sich jeder Herausforderung zu stellen, sobald sie sich zeigte. Das war wohl einer dieser Fälle. Er trat zur Seite und ließ Shay eintreten. Es war seltsam einmal Ridas Aufgabe auszuführen, sonst war er eher derjenige der wartete. „Natürlich. Setz dich doch.“ Christian selbst ging zu seiner Anrichte und goss sich ein Glas Wein ein. Mit diesem in der Hand schritt er zur gepolsterten Bank und setzte sich darauf. Shay setzte sich neben ihn, den Körper in seine Richtung gewandt. Sein Blick streifte die Staffelei und in seine Augen trat ein interessierter Ausdruck. „Du malst?“ „Gelegentlich.“ Christian machte eine abwertende Handbewegung. Seine Freizeitbeschäftigung war eigentlich nichts, das er publik machen wollte. Das war seine Möglichkeit sich zurückzuziehen und zur Ruhe zu kommen, das sollte niemanden interessieren. Außerdem wenn es einmal publik werden würde, dann hätte er sicher sofort alle möglichen Anfragen für Porträts, egal wie schlecht er war und er wollte sich die Mühe ersparen, diese abzuweisen. „Was führt dich zu mir?“ Shay richtete seinen Blick wieder auf Christian. „Ich habe eine Bitte an dich. Für die restliche Dauer des Turniers würde ich eine Unterkunft benötigen. Deswegen wollte ich dich bitten, ob du nicht mit Raoul deswegen sprechen könntest. Ich war gerade eben bei ihm, nur kam ich nicht dazu, dieses Thema anzusprechen und ich will nicht aufdringlich erscheinen.“ Überrascht hob Christian eine Augenbraue. Einerseits hatte er nicht mit einem solchen Anliegen gerechnet und zweitens würde er gerne wissen welche Umstände zu diesem überstürzten Quartierwechsel führten. Allerdings war dieses Anliegen so gut wie unerfüllbar. Wie Shay schon sagte, das Turnier war in vollem Gange. Jeder Adelige, der ein Zimmer hatte, blieb bis zum Ende des Turniers und dementsprechend waren auch alle Räume des Schlosses belegt. Nachdenklich runzelte Christian die Stirn. Dann jedoch kam ihm ein Gedanke, der ihn lächeln ließ, eigentlich eine gute Idee und es war ja nicht so, dass die zwei sich nicht verdient hätten. Um diesen Plan aber überhaupt an Raoul herantragen zu können, benötigte er noch einige Informationen von dem Jüngeren, schließlich wollte er ihm nicht unnötige Probleme machen. „Das ist sehr schwierig, vor allem während des Turniers. Das Schloss ist bis unter das Dach belegt. Gibt es einen Grund, warum du dir das Zimmer nicht mehr mit deiner Schwester teilen kannst?“ Der Jüngere seufzte und sah kurz zu Boden, bevor er den Blick wieder hob und Christian entschlossen ansah. „Ich ertrage sie nicht mehr.“ Das hatte ja lange gedauert. Christian erstaunte diese Entwicklung nicht sonderlich, immerhin war das durchaus verständlich. Nur dass es so lange gedauert hatte, bis Shay soweit war. Wenn Susan seine Schwester gewesen wäre, hätte er sie schon vor Jahren beim Spielen, natürlich völlig unabsichtlich, ertränkt. Nur das sie als seine Schwester niemals so geworden wäre, das hätte seine Mutter zu verhindern gewusst. „Nun das ist nachvollziehbar, aber die kurze Zeit, die dieses Turnier noch dauert, wirst du ihr doch aus dem Weg gehen können, oder?“ Es steckte mehr dahinter, das ahnte Christian einfach. Egal was seine Schwester getan hatte, es konnte nicht so schlimm sein, das Shay nun auf einmal die Geduld mit ihr verlor. Nicht nachdem er sie solange ertragen hatte. Shay wich seinem Blick kurz aus, bevor er ihn wieder ansah. Er schluckte einmal, so als bereiteten ihm die nächsten Worte Probleme. „Ich habe mit meiner Familie gebrochen.“ Diese Worte waren so leise gesprochen, dass Christian im ersten Moment dachte, er hätte sich verhört. Hatte Shay eben wirklich gesagt, dass er mit seiner Familie gebrochen hatte? Nun, das er von seiner Familie nicht allzu begeistert war, das war ihm bewusst, schließlich hatte er diese Unzufriedenheit erst heraufbeschworen. Schuldig fühlte er sich deswegen aber nicht, die Missstände hatte es ja gegeben, er hatte sie nur aufgedeckt. „Oh. Das heißt, du hast eine Anstellung?“ Shay nickte zustimmend. „Ja. Seit einigen Stunden und es gibt keine Möglichkeit mehr, das rückgängig zu machen. Aber ich darf noch nicht sagen bei wem, oder wo sie ist.“ Das gefiel Christian nicht. Ihm gefiel es nicht, dass Shay solche Entscheidungen ohne ihn traf, ja, ihn nicht einmal nach seiner Meinung fragte. Schließlich war der Jüngere nur durch ihn auf diese Idee gekommen. Wenn er die Sache mit ihm besprochen hätte, dann… Ja, was dann? Christian trank nun wirklich einen Schluck von seinem Wein. Verdammt, er fing an, für seine Verhältnisse völlig ungewohnt zu denken. Shay musste das nicht mit ihm absprechen, das war ganz alleine seine Entscheidung. Der Braunhaarige wusste das und hatte auch dementsprechend gehandelt. Er musste nichts mit ihm besprechen, ihn nicht nach seiner Meinung und schon gar nicht Erlaubnis fragen, da er ihm in keinster Weise verpflichtet war. Sie waren weder Geliebte, noch miteinander verwandt, alles was sie verband war eine lockere Freundschaft. Es gab also gar keinen Grund für ihn, sich nun verletzt oder hintergangen zu fühlen. Verdammt, er musste das sofort klären, sonst wurde er noch verrückt. „Shay, ich glaube, wir müssen reden.“ Oh Gott, nun fing er so an, wie der Jüngere vor einiger Zeit. Der Jüngere sah ihn bei diesen Worten überrascht an. Anscheinend empfand er diese Worte ebenso unheilbringend, wie Christian als er sie von ihm gehört hatte. Doch dann wurde sein Blick interessiert. „Worüber?“ „Über diese Nacht und das was nun ist.“ Zum ersten Mal wusste Christian nicht, wie er diese Dinge formulieren sollte. Normalerweise sprach er die Dinge so aus wie sie waren, egal wie sie auf sein Gegenüber wirkten. Jetzt jedoch wollte er Shay nicht verletzen. „Ja?“ Leicht verunsichert sah ihn der Jüngere an. Man merkte deutlich, dass er nicht wusste, worauf der Blonde hinauswollte. Christian nahm noch einen Schluck von seinem Glas. Jetzt verfluchte er seine gute Konstitution, die verhinderte, dass der Alkohol schon nach wenigen Schlucken Wirkung zeigte. Dann würde ihm die Sache sicher einfacher fallen. „Du weißt, dass ich keine Beziehungen eingehe, oder?“ Die Stirn nun runzelnd sah Shay ihn an. Er wirkte nun deutlich verwirrt. „Natürlich, aber worauf willst du hinaus?“ Natürlich wusste er das. Das waren alles Dinge, die er ihm am Anfang schon erklärt hatte, aber Menschen neigten auch dazu, unangenehme Sachen schnell zu vergessen. „Ich will nicht… ich will einfach nicht, dass du dir Hoffnungen machst.“ Warum fiel es ihm nur so schwer, das auszusprechen? Aber es musste gesagt werden, das war klar. Shay sah ihn verständnislos an, dann trat langsam Verstehen in seinen Blick. „Das war der Grund für dein Verhalten eben? Das wolltest du mir sagen?“ Er lächelte beinahe mitleidig. „Aber das weiß ich doch. Ich meine, ich habe das auch nie von dir verlangt, oder? Alles was ich wollte, war dein Freund zu sein und wie das gemeint war, habe ich doch klar gemacht.“ Erleichtert atmete Christian bei Shays Worten auf. Gleichzeitig fühlte er sich schäbig, weil er erleichtert war, und getroffen, weil Shay das wohl nie in Betracht gezogen hatte. Es war wirklich kein Wunder, dass er sich bei so widersprüchlichen Gefühlen solche Gedanken machte. Das Problem lag eindeutig bei ihm, er sollte mit seinen Gefühlen rasch wieder ins Reine kommen. Nur hatte er keine Ahnung, wie er das machen sollte. „Nachdem das geklärt ist, was ist mit meiner Bitte?“ Das war wohl das wichtigere Anliegen nun, da hatte Shay Recht. Schließlich konnte er ihn schlecht bei sich einquartieren, wenn ihnen das auch einige Dinge erleichtern würde. Dafür würden aber andere Probleme auftreten, hauptsächlich für Shay. „Ich werde mit Raoul darüber sprechen. Am Ende des Tages hast du ein Zimmer, das verspreche ich dir.“ Immerhin wusste er schon, wo er eines herbekam und Raoul würde ihm dabei sicher mit Freude behilflich sein. Noch dazu wo er ihm noch einiges schuldig war. „Danke.“ Shay sah ihn noch einen Moment lang abwartend an, dann stand er auf. „Ich werde dich nun wieder deiner Kunst überlassen.“ Dabei flog sein Blick kurz zu der Staffelei. Christian nickte geistesabwesend, sein Blick lag auf seiner Hand. Was war nur los mit ihm? Er hatte genau gewusst, worauf Shay gewartet hatte und er hätte dem auch beinahe nachgeben. Fast hätte er seine Hand auf die Wange des Jüngeren gelegt und ihn geküsst. Dass er noch so ein Verlangen fühlte, war doch nicht mehr normal, er erkannte sich selbst nicht mehr. Das Geräusch der sich schließenden Tür riss ihn wieder aus seinen Gedanken. Er sollte sich wirklich wieder seinem Bild widmen. Vielleicht fand er doch wieder zu seiner inneren Ruhe. Es war zwar unwahrscheinlich, doch Christian konnte im Moment nicht sonderlich wählerisch sein, wenn es um eine Ablenkung ging. Ihm war dabei alles Recht, wenn es ihn vom Nachdenken abhielt. Shay schloss die Tür hinter sich. Er wusste nicht genau, wie er das beschreiben sollte, was er in diesem Moment fühlte. Enttäuschung, Gleichgültigkeit, Schmerz? Nun, Gleichgültigkeit war es sicher nicht, aber die anderen beiden Beschreibungen passten auch nicht wirklich. Schließlich hatte er gewusst, wie die Dinge lagen, er war ja oft genug vorgewarnt worden und von einer Beziehung war zwischen ihnen niemals die Rede gewesen. Wieso sollte er auch auf mehr hoffen, als Andere bekamen? Weil er sich wirklich Hoffnungen in diese Richtung gemacht hatte, egal wie dumm sie auch gewesen waren. Allerdings hatte er das, was er gewollt hatte, er war doch Christians Freund, oder? Erst jetzt wurde Shay bewusst, dass er auf diese Frage keine Antwort bekommen hatte. Das hatte er selbst verhindert, doch das Schweigen zwischen ihnen war ihm unangenehm gewesen. Jetzt fragte er sich ob das an seinen Worten, seiner Frage gelegen hatte? Shay seufzte tief. Aus einem der Räume vor ihm erklang die Melodie eines Liedes. Ob sich Christian nach einer Nacht immer so benahm? Aber das konnte er sich irgendwie nicht vorstellen. Warum also bei ihm, sie hatten doch zuvor geklärt was sich jeder davon erwartete und nun wirkte er ihm gegenüber so … abweisend. Auch wenn Shay diese Beschreibung nicht gefiel, ihm fiel kein anderes Wort dafür ein. Natürlich zeigte es der Ältere nicht offen, doch Shay konnte es fühlen. Er wollte ihn auf Abstand halten, ob das nur wegen der Sache war, die sich besprochen hatten, oder an etwas anderem lag, das konnte er nun noch nicht sagen. Da blieb ihm wohl nur die Möglichkeit abzuwarten und zu hoffen, dass seine erste Vermutung der Grund war. Wenn es die zweite war, nun er wollte sich niemanden aufdrängen, selbst wenn es ihm schwerfiel. Er passierte eine offene Tür und blieb stehen, als er das Bild sah, das sich ihm bot. Einige Damen saßen auf dem Boden, oder standen in Gruppen beieinander, doch jede konzentrierte ihre Aufmerksamkeit auf den Barden, der auf dem Fensterbrett saß. Dieser hatte seine Laute in der Hand, ein Bein stand leicht abgewinkelt auf dem Fensterbrett, auf dem Gesicht lag ein konzentrierter Ausdruck. Shay kannte den Barden, das war Juliets Begleitung, nur dass er sie nicht unter den Damen erkennen konnte, dafür ein anderes bekanntes Gesicht. Auch Karen sah ihn und schenkte ihm ein freundliches Lächeln. Eigentlich wollte er seinen Weg fortsetzen, doch etwas hielt ihn davon ab. Einerseits war Juliets Barde gar nicht einmal so schlecht, andererseits ahnte er, dass Karen ihn nicht ohne Grund zugelächelte hatte. Und wirklich löste sie sich aus der Gruppe Frauen und kam zu ihm. Sanft berührte sie ihn am Arm und deutete mit einer Kopfbewegung auf den Gang. Ebenfalls schweigend drehte sich Shay um und folgte ihr. Erst als die Melodie nur mehr leise zu hören war, begann er zu sprechen. „Ihr interessiert Euch für Musik?“ „Gelegentlich.“ Sie hatte ihre Arme hinter dem Rücken verschränkt und ihr Blick schien sich auf das Muster des Bodens zu konzentrieren. All dies ließ sie in Gedanken versunken wirken. Shay fragte sich schon, ob er ihre Gesten falsch eingeschätzt hatte, doch für ihn war es schon mehr als nur eindeutig gewesen. So etwas konnte man doch nicht missverstehen oder? „Ich denke allerdings nicht, dass Ihr ein Liebhaber der schönen Künste seid. Christians Zimmer liegt in der Nähe, darf ich also Grund zur Freude haben?“ Karen hob den Kopf und sah ihn fragend an. Freude? Irritiert sah Shay sie an. Warum sollte sie sich freuen. Erst nach einigen Augenblicken fiel ihm Karens Bitte wieder ein. Langsam schüttelte er den Kopf. „Nein, ich glaube nicht. So wie es aussieht, wurden wir beide enttäuscht. Ihr von mir und ich von… meinen Hoffnungen.“ Christian trug keine Schuld, da er nichts getan hatte außer dem, was er immer machte. Für ihn war es die Normalität, der er folgte. Sie seufzte leise und schüttelte den Kopf. „Das habe ich befürchtet. Es scheint, als hänge er noch immer der Vergangenheit nach. Vielleicht ist es an der Zeit, dass diese ihn einmal heimsucht.“ Auch wenn Karen enttäuscht wirkte, so hörten sich ihre letzten Worte in Shays Ohren schon wieder sehr kämpferisch an. Selbst wenn sie in seinen Ohren keinen Sinn ergaben. Wie meinte sie das, dass Christian von seiner Vergangenheit heimgesucht werden sollte? Das war doch unmöglich, selbst für jemanden mit Karens Willen. Mit einem Ruck drehte sich Karen zu ihm um und lächelte. „Es scheint, als könntet Ihr eine Aufmunterung vertragen. Wenn Ihr glaubt, die Anwesenheit von drei Damen auszuhalten, würde ich auch gerne zu einem Ausritt einladen. Wir beißen auch nicht, auch wenn man das junge Männer anscheinend glauben lässt.“ Shay dachte einen Moment über diesen Vorschlag nach, bevor er den Kopf zustimmend senkte. „Es wäre mir eine Ehre, Euch zu begleiten.“ Vor allem wäre es eine willkommene Ablenkung, nach alldem was heute bereits passiert war. Ihm war natürlich auch klar, dass diese Einladung nur ein Vorwand von Karen war, um ihn ungestört auszufragen, doch es konnte auch nicht schaden, mit jemanden darüber zu reden. Karen kannte die Situation ja immerhin schon. Aus diesem Grund folgte er der Schwarzhaarigen auch, als sie nun in Richtung der Ställe ging. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)