Love me,… Devil? von Satnel ================================================================================ Kapitel 39: ------------ Titel: Love me,… Devil? Teil: 39 „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall. Oh Gott. Shay war sich sicher, dass sein Gesicht im Moment regelrecht glühte. Auf jeden Fall fühlte es sich so an. Ihm war heiß und das nur wegen dem, was Christian ihm vorgeschlagen hatte. Es war ein durchaus sündiger Vorschlag, auf den es eigentlich nur eine Antwort gab. Jedoch weigerte sich etwas in ihm diese voreilig zu geben, wenn sie auch am Ende so ausfallen musste. Und doch schrie ein Teil seines Verstandes, dass er sich dieses Angebot auf jeden Fall einmal überlegen sollte. Shays Blick fiel auf den Zelteingang, durch den Christian erst vor ein paar Minuten verschwunden war. Wie konnte er ihm so einen Vorschlag derartig leichtfertig unterbreiten? Ihm war vor Scham nicht einmal eine angemessene Antwort eingefallen, auch wenn er die Situation ganz gut gemeistert hatte. Jedoch die Selbstverständlichkeit, mit der Christian diese Einladung ausgesprochen hatte, gab dem Jüngeren auch zu denken. War Christian wirklich so schamlos, oder war das einfach schon normal für ihn? Aber wenn es wirklich das Letztere war, was bedeutete das dann für ihn? Er wollte auf keinen Fall eine weitere Eroberung von dem Blonden werden. Das hatte er ihm auch gesagt, die Frage war nur, ob er das auch ernst nahm. Es wirkte nicht so, wenn dann ein solches Angebot kam. Die Zeltplane bewegte sich und sein Diener warf einen fragenden Blick in das Innere. Auch ohne, dass er etwas sagte, wusste Shay, was dieser von ihm wollte. Zustimmend nickte er ihm zu. „Ja, ich werde heute hier essen.“ Das war auf jeden Fall besser, als in seinen Räumen, wo er vielleicht Susans Gesellschaft ertragen musste. Mit der Zeit wurde seine Schwester immer mehr zu einer Bürde für ihn. Sie war ihm lästig und doch hing so viel für ihn davon ab, dass sie sicher und gut behütet war. Leider gab es niemanden, der ihm diese Aufgabe abnehmen konnte. Bis er eine Alternative gefunden hatte, musste er eben noch ihren Aufpasser spielen, um seiner Familie zu gefallen. Sein Diener nickte und verschwand wieder. Shay beschloss einen Spaziergang zu machen, während sein Diener alles vorbereitete. Vielleicht lenkte ihn das auch etwas von seinen Gedanken ab, die sich nur im Kreis drehten. So kam er zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Obwohl es eigentlich gar keine Frage mehr war, wie seine Antwort auszufallen hatte. Jeder Mensch mit Anstand würde so etwas rundheraus ausschlagen und doch hatte er es nicht getan. Er hatte sogar noch zugesichert, es sich zu überlegen, was ja schon so etwas wie eine halbe Zusage war. Shay schlug sich mit der Hand gegen die Stirn. Die Blicke, die einige umstehende Ritter ihm daraufhin zuwarfen, beachtete er nicht. Er war eindeutig verwirrt gewesen, etwas das Christians Nähe oft bei ihm auslöste. Vor allem wenn dieser begann ihn zu berühren, verflüchtigte sich auch noch der Rest seines Verstandes und er reagierte nur noch instinktiv. Die Hand sinken lassend, bemerkte er eine Gestalt, die sich suchend umsah. Shay lächelte, als er Christians Diener erkannte. Bis jetzt hatte er noch nie ein Wort mit ihm gewechselt, etwas das ihm erst jetzt wirklich auffiel. Dabei war er oft genug in Christians Nähe, wenn auch nie so, dass man ihn bemerken musste. Nun, es war eine gute Gelegenheit dies zu ändern. Shay näherte sich dem Diener, wobei er zugleich versuchte sich an seinen Namen zu erinnern. Christian hatte ihn einmal genannt, das wusste er, leider war davon nicht viel hängengeblieben. Egal, dann musste er es einfach darauf ankommen lassen. „Sucht Ihr jemanden?“ Erstaunt sah ihn der Schwarzhaarige an und man sah schon, dass er dazu ansetzte den Kopf zu schütteln, dann jedoch nickte er. „Ich suche Lord Alrin.“ „Euren Herrn?“ Das überraschte Shay nun doch etwas. Er hatte nicht angenommen, dass ein Diener nicht wusste, wo er seinen Herrn finden konnte. Meistens gab es da nicht viele Möglichkeiten, wenn der Diener die Gewohnheiten seines Herrn kannte. Und sein Gegenüber schien seinen Herrn sehr gut zu kennen. Was Shay wiederum auf eine Idee brachte. „Meinen …“ Der Schwarzhaarige sah ihn verwirrt an und brach ab. Dann schüttelte er lächelnd den Kopf, so als habe er gerade gemerkt, was der Jüngere meinte. „Nein, nicht Christian. Ich suche seinen Bruder.“ Christian? Shay hob verwundert eine Augenbraue. Das war eine ziemlich vertraute Anrede für einen Diener. Jedoch schien das für sein Gegenüber nichts Besonderes zu sein. „Tut mir leid, ihn habe ich heute noch nicht gesehen. Aber wenn Ihr wollt, helfe ich Euch gerne bei der Suche.“ Es war ein Angebot, das er nicht ohne Hintergedanken machte. Wahrscheinlich würde der Andere es sogar ablehnen, aber so hatte er es wenigstens versucht. Verblüfft sah ihn der Ältere an. Dann würde sein Blick misstrauisch, auch wenn er nach einem kurzen Augenblick freundlich lächelnd nickte. „Gerne.“ Shay seufzte erleichtert. Der erste Schritt war also schon geschafft. „Gut. Das Beste wäre, wenn Ihr dann die Führung übernehmt, da ich nicht weiß, welche Orte der Gesuchte öfters aufsucht.“ Während er dem Anderen folgte, versuchte Shay sich noch immer an den Namen des Dieners zu erinnern. Es war schwer, ein Gespräch aufzubauen, wenn man nicht einmal wusste, wie man den Anderen anreden sollte. „Rida. Ich glaube, das ist der Name, den Ihr sucht.“ Dabei blickte ihn der Schwarzhaarige nicht an, sondern betrachtete weiter seine Umgebung. „Wie?“ Es dauerte einen Moment, bis Shay merkte, dass diese beilläufige Bemerkung an ihn gerichtet war. Verlegen wandte er den Blick ab. „Ja, entschuldigt, er war mir entfallen.“ Rida zuckte nur gelassen mit den Schultern. „Weshalb solltet Ihr ihn Euch merken? Ich bin nur ein Diener, auch wenn mein Herr große Stücke auf mich hält, so ändert das nichts an meinem Stand. Ich bin nur einer von vielen anderen, die hier herumlaufen.“ Shay hörte Rida genau zu, doch auch wenn sich die Worte so anhörten, es schwang keine Bitterkeit in dem Tonfall des Älteren mit. Es klang so, als würde er nur Fakten aufzählen, die ihn nicht berührten. Shay wusste nicht, ob er in seiner Position auch so gleichgültig bleiben könnte. Ja, es war die Wahrheit, doch wenn sie einem so gesagt wurde, hörte sie sich ziemlich hart an. Vor allem wusste er nicht, was er darauf erwidern sollte. Doch Rida nahm ihm diese Last ab, indem er weitersprach. „Was also wollt Ihr wissen?“ Abermals überraschte ihn der Andere, indem er seine Gedanken zu lesen schien. Wobei das wahrscheinlich keine Kunst war. Wann bot ein Adeliger auch schon einem Diener an, ihm zu helfen, wenn er nichts dafür wollte? Und ja, auch er wollte etwas von dem Diener. Er brauchte einen Rat. Nicht von Karen oder Juliet, die auf Christians Seite standen und seine Geschwister konnte er auch nicht diesbezüglich fragen. Mit Rida hatte er noch nie gesprochen und es bestand natürlich auch die Chance, dass dieser ebenfalls auf der Seite des Blonden stand, doch das Risiko musste er eingehen. „Es geht eigentlich nicht darum, dass ich Informationen will. Ich bin einfach nur verwirrt, was Christian angeht.“ Verstehend nickte Rida. „Ja, diese Reaktion löst er oft aus.“ Das war nicht unbedingt das, was Shay wissen wollte. Nein, das gehörte sogar in die Sparte von Dingen, die er nicht wissen wollte. „Es ist so, dass ich keine seiner Eroberungen sein will, andererseits ist es mir nicht zuwider in seiner Nähe zu sein. Aber ich habe Angst, dass er, wenn ich nachgebe das Interesse an mir verliert.“ Shay schüttelte den Kopf. „Und ich weiß auch nicht, warum ich Euch das überhaupt erzähle.“ „Weil Ihr darauf hofft, dass ich Eure Zweifel zerstreue.“ Rida seufzte tief, so als hätte er dieses Gespräch schon oft geführt. „Nur kann ich das nicht, weil Ihr Christian nicht kennt, sonst wüsstet Ihr die Antwort schon.“ Fragend blickte Shay den Älteren an. Wie meinte er das nun? Es stimmte, das er gehofft hatte, das Rida das alles abstritt, weswegen die Antwort im ersten Moment ein Schock gewesen war. Nun jedoch gab sie ihm Rätsel auf. Der Schwarzhaarige blieb stehen und drehte den Kopf zu Shay. Seine grünen Augen blickten ihn eindringlich an. „Christian ist ein Mann, der alles hat, um von seiner Umgebung geliebt zu werden. Das Aussehen, die Macht und den Besitz. Er hat es nicht nötig sich eine Begleitung zu suchen, sie sucht sich ihn. Christian muss nur einen Raum betreten und schon scharen sich genug willige Damen und Herren um ihn, sodass er die freie Auswahl hat.“ Das waren auch Dinge, die Shay nicht hören wollte. Auch wenn sich ein Teil mit dem deckte, was er bereits von Karen gehört hatte. Wenn auch nicht in so klaren Worten. „Trotzdem gibt es Ausnahmen. Manchmal gibt es Menschen, die sich nicht von ihm angezogen fühlen, oder es nicht zugeben wollen. Meistens ignoriert er diese Menschen, er hat es nicht nötig jemanden nachzulaufen. Nur sehr selten bemüht er sich wirklich um einen Menschen und dann kann man sich wirklich etwas Besonderes nennen.“ Shay konnte nicht abstreiten, dass ihm das schmeichelte, aber seine Frage beantwortete das nicht. Sein skeptischer Blick sprach wohl Bände, da Rida leise seufzte. „Was ich damit sagen will, ist das die Möglichkeiten sehr gut stehen, dass sein Interesse nicht nach dem ersten Mal verfliegt. Ich weiß ja nicht, auf was Ihr euch mit ihm geeinigt habt, doch er hält seine Versprechen immer ein. Außerdem liegt es an Euch, wie weit Ihr gehen wollt, Christian wird euch zu nichts zwingen. Das ist nicht seine Art.“ Das war wohl eher etwas, das er ebenfalls nicht nötig hatte. „Wir haben uns darauf geeinigt uns kennenzulernen. Bei unserem letzten Gespräch jedoch hat er mir ein Angebot gemacht, das nichts mit kennenlernen zu tun hat.“ „Doch hat es. Ich habe es nicht gehört, jedoch kann ich mir denken in welche Richtung es ging.“ Rida lächelte wissend und nickte. „Das ist seine Art Dinge anzugehen, er verbindet sie gerne mit seinem Vergnügen. Manche steigen darauf ein, manche nicht. Manche werden seine Freunde, manche nicht. Aber das Interesse an Euch wird sicher nicht verfliegen, nur weil ihr einmal sein Bett mit ihm geteilt habt. Wenn sein Interesse verfliegt, dann nicht deswegen.“ Wenigstes war das eine klare Antwort und genau die, auf die Shay gewartet hatte. Wenn ihm Ridas Worte auch einen weiteren Einblick in Christians Wesen gestattet hatte und nicht nur auf die guten Seiten. Rida hatte ihm nur die Realität erzählt und nichts geschönt. Das zeigte wirklich, dass sie sich schon lange kannten und nahe standen. Natürlich warf das in Shays Kopf die Frage auf, wie nahe sie sich standen. Aber das war etwas, dass ihn nichts anging. Jedoch schien sein Gesicht deutlich zu zeigen, was er dachte. „Ich kenne diesen Blick. Nein, ich bin tabu für Christian.“ Rida schüttelte entschlossen den Kopf. „Entschuldigt.“ Shay wandte betreten den Kopf zur Seite. Auch wenn er nicht verhindern konnte, dass ihn diese rasche, entschlossene Reaktion doch erleichterte. Das Gesicht des Älteren nahm wieder einen sanfteren Ausdruck an. „Es gibt viele, die das denken, aber ich teile Christians Vorlieben nicht. Ich akzeptiere seine Vorlieben und bin ihm gerne behilflich, seine Ziele zu erreichen, aber nicht mehr. Ich mische mich auch nicht ein, weshalb ich unser Gespräch heute so behandeln werde, als wäre es niemals passiert.“ Shay nickte zustimmend, als Zeichen, dass er verstanden hatte. Er akzeptierte das. Vor allem, da er nun wusste wie er sich heute entscheiden würde. Vielleicht war es nicht das, was sich Christian erhoffte, doch es war etwas, das er mit seinem Gewissen vereinbaren konnte. „Oh, da ist ja Lord Alrin. Ich werde mich dann einmal verabschieden.“ Rida wirkte richtig erleichtert, als er die Hand in die Richtung ausstreckte, in der sich Benedikt aufhielt. Ziemlich hastig senkte er den Kopf noch einmal grüßend und eilte dann auf den Gesuchten zu. Shay verwirrte dieser rasche Abgang zwar, aber er zuckte nur mit den Schultern. Er hatte ja was er wollte, eine Antwort. Nun konnte er sich auch wieder entspannen. Außerdem wartete sein Diener sicher schon mit dem Essen in seinem Zelt. Das wollte er nicht kalt werden lassen, wer wusste schon, wann er das nächste Mal in Ruhe essen konnte? Christian konnte sich nicht für das Bankett erwärmen. Nun das Essen hatten sie bereits hinter sich gebracht und es war alles wie immer. Damen und Männer scharrten sich um ihn, oder er gesellte sich zu ihnen, und tauschten gemeinsam die neuesten Gerüchte aus. Das war informativ und vor allem notwendig, wenn man hier überleben wollte. Karen stand an seiner Seite und unterhielt sich prächtig, was auch dazu diente über seine Teilnahmslosigkeit hinwegzutäuschen. Heute schaffte er es irgendwie nicht, sich lange genug auf ein Thema zu konzentrieren, um bei einer Konversation mitzuhalten. Dabei konnte er sich sonst stundenlang über eine Nichtigkeit auslassen und totalem Unsinn zuhören. Heute hingegen nervte ihn das nur. Mein Gott, war er etwa ungeduldig? Um sich von dieser erschreckenden Vorstellung abzulenken, reckte Christian den Hals und suchte einen Diener, der möglichst alkoholische Getränke herumtrug. Es war nicht schwer einen davon zu entdecken, deswegen entschuldigte er sich rasch bei der Gruppe. Jedoch ließ er sich dabei Zeit, nur um weiteren lästigen Gesprächen aus dem Weg zu gehen. Als er endlich sein Glas Wein hatte, nahm er erst mal einen Schluck davon, schon alleine deswegen weil Karen auf ihn zukam, die nicht sehr erfreut wirkte. Mit einer in die Hüfte gestemmten Hand, blieb sie vor ihm stehen. Ihr Blick hätte Eisberge erschaffen können. „Kannst du mir einmal sagen, was heute mit dir los ist? Wenn meine Gesellschaft so ermüdend ist, warum gehst du dann nicht einfach?“ Weil sie das nicht zulassen würde, doch das sprach Christian klugerweise nicht aus. Alles was er nun noch machen konnte, war die Wogen zu glätten. „Das ist es nicht, Karen. Es bist nicht du, die mich langweilt, es sind die Anderen.“ Aufmerksam achtete er auf ihre Reaktion, um zu erkennen, wie wirksam diese Ausrede war. Karen musterte ihn einige lange Augenblicke ausdruckslos, dann sah sie kurz überlegend zur Seite und nickte. „Ja, das ist durchaus wahr. Nur hat dich das bis jetzt auch nie gestört.“ Gestört schon, nur hatte es ihn nie stören dürfen. Man musste hier mit allen auskommen und sich jeden Unsinn anhören, wenn man aufsteigen wollte. Sie seufzte und machte eine wegwerfende Handbewegung. „Egal. So bist du mir jedenfalls keine Hilfe.“ „Tut mir leid.“ Christian schaffte es sogar betreten zu wirken. Jedoch wusste er, dass er in dieser Stimmung auf niemanden anziehend wirkte. Nur konnte er diese Unruhe kaum unterdrücken. Es war wie eine stille Vorfreude, so als wusste er, dass ihn heute noch etwas aufregendes erwartete und er wollte es lieber früher als später erleben. Dabei war das doch gar nicht so sicher, eher rechnete er schon mit einer negativen Antwort. Was aber nichts daran änderte, dass er es so rasch wie möglich hinter sich bringen wollte. „Nun ja, ich kann nicht von dir verlangen, dass du deine Rolle immer perfekt spielst.“ Sie nahm ebenfalls einem vorbeieilenden Diener ein Glas ab. Misstrauisch roch sie am Inhalt, nur um dann missbilligend das Gesicht zu verziehen. „Rolle?“ Unschuldig sah er seine Freundin an. Natürlich spielte er eine Rolle, die spielte jeder. Jedoch hatte er sich immer für perfekt gehalten. „Deine Rolle. Die des Frauenschwarms, der zu jedem egal wie dumm und überheblich er ist, nett bleibt. So gefällst du mir besser. Wenn es auch nicht gerade hilfreich ist.“ Nachdenklich fuhr sie mit einem Finger über den Rand ihres Glases. Etwas anderes als sich entschuldigen konnte er nicht, aus diesem Grund schwieg er. Plötzlich traf ihn etwas an der Schulter und Christian hielt geistesgegenwärtig das Glas etwas von sich, dessen Inhalt über den Rand schwappte und sich auf den Boden ergoss. „Ups.“ Eine ganz und gar nicht schuldbewusste Stimme war hinter ihnen zu hören. Christian seufzte tief. „Weißt du, ich war schon immer der Meinung, dass dein Gehirn für deine Kräfte zu klein ist. Aber ein wenig mehr Balance hätte ich dir schon zugetraut.“ Mit einem breiten Grinsen wandte er sich zu seinem Bruder um. „Pure Absicht.“ „Das sagen sie dann alle, nicht?“ Diese Frage war an Karen gerichtet. „Ich halte mich da raus.“ Stattdessen hielt sie nun nach einem Diener Ausschau, der etwas anbot, das ihr mehr zusagte als der Inhalt ihres aktuellen Glases. „Du hast Rida heute ganz schon herumgejagt. Er war ziemlich erleichtert, als er mich fand und das nur wegen solcher Nichtigkeiten. Glaubst du wirklich, ich würde abreisen, ohne mich von dir zu verabschieden?“ Der vorwurfsvolle Tonfall seiner Stimme war nicht zu überhören. „Es wäre nicht das erste Mal.“ Sein Bruder hatte einige leidliche Angewohnheiten und diese gehörte dazu. Benedikt mochte dieses ganze Abschiedsdrama nicht, weswegen er sich meistens still und leise aus dem Staub machte. Benedikt verzog zustimmend das Gesicht und nickte. „Stimmt auch wieder. Ich werde mich diesmal mit dir in Verbindung setzen. Versprochen.“ „Gut.“ Darauf konnte er sich wenigstens verlassen, denn sein Bruder hielt jedes Versprechen, das er jemanden gegeben hatte. Sie schwiegen eine Weile und sahen dem Treiben im Saal zu. Jedoch war es kein Schweigen das unangenehm war. Manchmal war auch zwischen Geschwistern alles gesagt. „Du bist so unruhig, gibt es dafür einen Grund?“ Christian verdrehte die Augen bei der Aussage seines Bruders, vor allem weil er nun auch Karens volle Aufmerksamkeit hatte. „Nein. Ich fühle mich heute nur nicht besonders motiviert.“ Seine Antwort fiel etwas unfreundlicher aus als geplant, doch schien keiner der Beiden daran Anstoß zu nehmen. Benedikt hob die Hand und legte sie ihm an die Stirn. „Fieber hast du nicht. Vielleicht solltest du dich hinlegen?“ Da war sie, die Entschuldigung, die er benötigte. „Da hast du vielleicht Recht.“ Er warf einen Blick zu Karen, denn in erster Linie war sie es, die darüber entschied. Wenn sie dagegen war, würde er ihr nicht entkommen. Die Schwarzhaarige spielte mit einer Strähne ihres Haars und ließ ihren Blick über die Menschen in ihrer Umgebung schweifen. Erst nach einigen Momenten richtete sie ihre Aufmerksamkeit wieder auf die beiden. Desinteressiert zuckte sie mit den Schultern. „Du kennst meine Meinung zu deiner heutigen Verfassung. Keine Angst, ich habe bereits einen passenden Ersatz.“ Dabei richtete sich Karens Blick verheißungsvoll auf Benedikt. Dieser beugte sich zu Christian und seine Stimme war auf ein Flüstern reduziert als er eine Frage an ihn richtete. „Soll man das als eine Drohung ansehen?“ Nachdenklich sah Christian auf zu Karen und nickte dann langsam. „Wäre wohl besser.“ Mit einem breiten Grinsen schlug er seinem Bruder auf die Schulter. „Aber du machst das schon, Großer.“ Damit überließ er Benedikt seinem Schicksal und verließ den Saal. Auf ihn wartete nun sein eigener Kampf und er war auf den Ausgang gespannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)