Love me,… Devil? von Satnel ================================================================================ Kapitel 17: ------------ Titel: Love me,… Devil? Teil: 17 „gesprochene Worte“ ‚Gedanken’ Disclaimer: Die Personen gehören alle mir. Sollte es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen oder Ereignissen geben, so ist das reiner Zufall. „Ich würde gerne mehr Zeit in Eurer Nähe verbringen.“ Shay verstummte nach diesen Worten. Doch auch wenn er nach außen gelassen wirkte, war sein Innerstes lange nicht so ruhig. Wie hatte er nur so etwas sagen können? Diese Frage konnte man ohne Erklärung vollkommen falsch auffassen. Eine Erklärung alleine war jedoch schon eine Rechtfertigung und er hatte nichts falsch gemacht. Zum Glück schien auch Christian von seinen Worten überrascht zu sein. Er sah ihn einen Moment verwirrt an, dann begann er allerdings langsam zu lächeln. „Sicher? Ich meine bei einer Dame könnte ich diesen Wunsch ja verstehen, aber von dir ist es doch überraschend.“ Warum wäre er bei einer Dame zu verstehen? Shay beschloss sich später darüber Gedanken zu machen, oder besser es gleich ganz zu vergessen. Wahrscheinlich würde ihm die Antwort sowieso nicht gefallen. Es störte Shay nur, das er sich nun doch rechtfertigen musste, allerdings hatte Christian ja auch irgendwie nach dieser Erklärung gefragt. Trotzdem schwieg Shay noch einige Momente, um sich die richtigen Worte zu überlegen. Denn die ganze Wahrheit konnte er ihm nicht erzählen, dass würde zu viel von ihm preisgeben. Und auch wenn er den Älteren in den letzten Tagen besser kennengelernt hatte, so waren diese Dinge noch immer zu privat, das würde er nicht einmal jemanden aus seiner Familie erzählen. „Ich habe über Eure Worte nachgedacht. Es kann wirklich nicht schaden etwas mehr Bekannte zu haben. Anscheinend bin ich doch etwas zu naiv an die Zukunft herangegangen, das will ich nun ändern. Nun und da Ihr der Auslöser dafür seid, ist es nur gerecht, dass Ihr auch die Verantwortung übernehmt.“ Bei den letzten Worten lächelte er, da er ihnen den Ernst nehmen wollte. Immerhin waren sie auch als Scherz gemeint. Es war nun einmal so, dass Christian viele Kontakte hatte und davon konnte er nur profitieren. Außerdem machte er als Lehrer bisher eine gute Figur. Warum sollte nur sein kämpferisches Geschick dadurch besser werden? „Sehe ich das richtig? Ihr wollt mich benutzen, um Eurem Außenseiterdasein ein Ende zu bereiten?“ Bei diesen Worten sah Christian ihn tadelnd an. So wie er es sagte, wirkte es wirklich sehr egoistisch, was es ja auch war. Jedoch hatte Shay gelernt, dass man im Leben nichts umsonst bekam und manchmal musste man eben die Gefühle der Anderen mit Füßen treten. Aus diesem Grund wirkte sein Blick auch sehr entschlossen, als er Christian ansah. „Ja.“ Es gab keinen Grund ihn anzulügen, nicht wenn er ihn schon durchschaut hatte. Vielleicht hätte er es getan, wenn die Sache anders läge, so wussten sie aber wenigstens, woran sie waren. Der Älteren hielt sein Blick noch einen Moment aufrecht, dann lächelte er wieder amüsiert. „Warum nicht, Ihr könnt es wirklich gebrauchen.“ ‚Was?‘ Shay sah ihn überrascht an. Nicht dass er das nicht selbst auch dachte, doch dass Christian es so offen aussprach, war doch etwas unverschämt. Jedoch hatte er jegliches Recht dazu, weswegen er einfach darauf schwieg. „Ich helfe gerne, wenn ich es kann.“ Christian schien seine Reaktion gar nicht wahrzunehmen, sondern sprach unbekümmert weiter. „Allerdings denke ich nicht, dass die Kreise in denen ich mich bewege Eurem Bruder gefallen werden.“ „Diese Kreise bestimme ich selbst.“ Shay warf dem Älteren einen wütenden Blick zu und steckte sein Schwert weg. Es war möglich, dass seinem Bruder mehrere Änderungen der letzten Wochen nicht gefielen, doch darauf konnte er keine Rücksicht nehmen. Irgendwann musste er beginnen, für sich selbst zu leben und nicht nur für Andere. Selbst wenn diese Anderen seine Familie waren. Er seufzte leise, als er diese Gedanken weiterverfolgte. Ihm war nämlich durchaus bewusst, dass seine Entschlossenheit sicher nur bis zur Ankunft seinen Bruders anhielt. Spätestens dann würde man ihm wieder in Erinnerung rufen, was er als dritter Sohn für Pflichten hatte. Er war ein Ersatz und bis er benötigt wurde, war er ein Werkzeug, das zu funktionieren hatte. Wie hatte sich Christian dieser Last entledigt? Unauffällig warf er einen Blick zu seinem Trainingspartner, der seinem Diener gerade das Schwert reichte. Soweit er wusste, war dieser doch auch nur der zweite Sohn, ein Ersatz falls seinem Bruder etwas zustieß. Eine Position, die ihm nichts auszumachen schien, oder wenn doch, geschickt überspielen konnte. Ob er Karen danach fragen sollte? Allerdings war das Christian gegenüber nicht fair. Hinter seinem Rücken Informationen einzuholen, nur weil er Angst hatte, ihn selbst danach zu fragen. „Darf ich Euch eine persönliche Frage stellen?“ Verdammt, heute schien sich sein Mund ständig selbstständig zu machen. Zumindest war er schneller als sein Verstand, denn dann hätte er nichts gesagt. Solche Dinge fand man entweder durch Zufall heraus, oder gar nicht. Langsam wandte sich Christian wieder zu ihm um. In seinen blauen Augen konnte man leichtes Interesse lesen. „Ihr dürft, ebenso wie ich entscheiden darf, ob ich antworte oder nicht.“ Das war nicht gerade die Antwort, die er hören wollte, doch es war besser als nichts. Viel lieber wäre ihm eine Absage gewesen, bei Christian allerdings kaum denkbar. Bis jetzt hatte er kaum eine Bitte von ihm abgelehnt, er hatte ja sogar ein Duell ausgefochten, nur weil er es verlangt hatte. „Euer Bruder, wie steht Ihr zu ihm?“ Christians Augen weiteten sich überrascht, doch es war nur einen Moment, bevor er die Stirn runzelte. „Das ist wirklich eine sehr persönliche Frage. Außerdem weiß ich nicht, was Ihr hören wollt. Ich hasse ihn nicht, er ist einer der wenigen Menschen, denen ich vertraue.“ Er zuckte belustigt die Schultern. „Als Kind habe ich viel Blödsinn gemacht, was sich ja nicht sonderlich geändert hat, aber er war nie wütend auf mich. Dabei habe ich oft genug die Schuld auf ihn geschoben, Benedikt hat die Strafe stets auf sich genommen. Er liebt mich, ich liebe ihn, auf geschwisterliche Art. Wir vertrauen und respektieren uns, mehr gibt es da, denke ich, nicht zu sagen.“ Das kam ihm so bekannt vor, nur das in seinen Erinnerungen immer er der unschuldige Prügelknabe war. Der Sündenbock für Dinge, die seine Brüder angestellt hatten. So etwas wie Christians Bruder es getan hatte, wäre seinen Brüdern nie in den Sinn gekommen. Es war erstaunlich, wie sehr sich Familien unterscheiden konnten. „Habt Ihr Euch nie benachteiligt gefühlt?“ Ihm war dieses Gefühl nur allzu bekannt. Schließlich hatte er ständig Einbußen hinnehmen müssen, egal ob beim Unterricht, der Verteilung von Geschenken, oder der Liebe seiner Eltern. So gesehen überraschte es ihn nicht, dass Sebastian am Ende doch das Kloster gewählt hatte, anstatt den ständigen Kampf daheim. Christian lächelte belustigt. „Natürlich, aber welches jüngere Kind fühlt sich nicht so, wenn sein älterer Bruder Dinge darf, die man ihm selbst noch verbietet? Aber das waren Kleinigkeiten, die ich mit zunehmenden Alter auch durfte.“ Es war wirklich erstaunlich, wie sehr sich manche Familien unterschieden. Gerne hätte er auch so eine Familie gehabt, doch das war ihm wohl nicht bestimmt. Umso wichtiger war es, dass er sich selbst eine solche Familie schuf. Seine Kinder würde er sicher auch gleich aufziehen, ohne auf Unterschiede zu achten. Shay gähnte, wobei er sich aber die Hand vorhielt. Weniger aus Höflichkeit, sondern nur weil er seine Schwäche nicht so offen zeigen wollte. „Ihr solltet Euch ausruhen.“ Bei dieser Bemerkung von dem Älteren wollte Shay schon auffahren, doch Christians erhobener Zeigefinger hielt ihn zurück. „Ansonsten seid Ihr heute Abend nicht fit genug. Eine Freundin von mir gibt ein kleines Fest. Ein Fest vor den Festen sozusagen, es wirkt nicht sonderlich anziehend, wenn man dabei ständig gähnt.“ „Wirklich?“ Shay hatte gewusst, dass der Blondhaarige zu seinem Wort stand, doch nicht dass es so rasch gehen würde. „Ja.“ Lächelnd nickte Christian. „Gut, dann sollte ich mich wohl wirklich darauf vorbereiten, wenn ich auch keinen Schlaf benötigen werden.“ Was aber genau das war es, das er als Erstes machen würde, wenn er wieder in seinem Zimmer war, Schlaf nachholen. Er war müde, doch das konnte er nicht zugeben, schon gar nicht vor Christian. „Ich werde dann jemanden schicken, der Euch abholt.“ Shay nickte und verabschiedete sich von ihm. Er hatte es plötzlich eilig in sein Zimmer zu kommen, was nur bedingt mit der Müdigkeit zu tun hatte, die er schon den ganzen Tag verspürte. Dann wäre es also heute Abend soweit, der Beginn seines eigenständigen Lebens. Christian sah ihm nach und wand sich seufzend ab. Auch für ihn war es Zeit zurückzugehen, nur dass er offen zugab, das er müde war. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen, als er an das Gespräch eben dachte. Zuerst diese erstaunliche Bitte, die ihm mehr als nur entgegenkam und dann diese Fragen. Natürlich hatte er gewusst, was Shay wissen wollte, doch weshalb sollte er lügen? Seine Familie war nicht wie manche andere. Bei ihnen hatte es nie Rivalität gegeben und er hatte sich nie als Mensch zweiter Klasse gefühlt. Für ihn war das normal gewesen, erst als er hierhergekommen war, hatte er begriffen, was für ein Glück er gehabt hatte. Es gab hier dutzende Ableger bedeutender Familien, die einfach nur das Pech hatten, später gezeugt worden zu sein. Manche kamen damit klar, manche nicht und versuchten das irgendwie zu kompensieren. Oft nicht sehr erfolgreich, aber der Hof bot ihnen wenigstens Ablenkung und einen gewissen Freiraum. Er hörte die Töne einer Laute und blieb stehen. Erst jetzt merkte er, das Rida diese Geräusche schon vor ihm wahrgenommen hatte, denn er hatte bereits dessen Verursacher ausfindig gemacht. Alan saß einige Meter von ihnen entfernt an einen Baumstamm gelehnt und unterhielt die Damen um sich herum mit Liedern und Erzählungen. Diese saßen wie kleine Mädchen um ihn herum und kicherten manchmal. Sie alle hatten diesen verträumten Blick, den die meisten Frauen hatten, wenn sie über Liebe sprachen. Müde schüttelte er den Kopf, heute war er nicht in der Stimmung, sich mit Alan zu streiten. Ebenso wie sich Rida nicht mit ihm anlegen sollte. „Lass es.“ Rida wandte den Blick von der Gruppe ab. „Wenn du meinst.“ „Du hast durchaus meinen Segen, wenn du diese Sache beenden willst. Aber bitte nur dann, wenn ich nicht dabei bin und du die Leiche danach verschwinden lässt.“ Die letzten Worte waren als Scherz gemeint und er hoffte das Rida das auch so auffassen würde. Aber ein Ende würde ihnen allen zugute kommen. Was ihn wieder zu einer Frage brachte, wenn er auch ahnte, dass er die Antwort schon kannte. „Ich kenne meine Gründe, aber warum kannst du ihn nicht leiden?“ Nachdenklich sah Rida noch einmal in Alans Richtung. „Weil er dich ständig beleidigt.“ „Nur wegen meiner Ehrenrettung?“ Das glaubte er ihm nicht und das würde Rida hoffentlich nicht auch glauben. Dafür sollten sie sich schon zu gut kennen. Aufgebracht sah der Schwarzhaarige ihn an. „Du bist mein Freund, natürlich lässt mich das nicht kalt.“ Dann wurde er jedoch wieder ruhig. „Ich weiß es nicht. Wir mögen uns beide nicht, das war schon von Anfang an so. Wir sind uns zu ähnlich, da liegt das Problem.“ „Na ja in ein paar Wochen sind wir ihn ja wieder los.“ Bis er einen Heimatbesuch machte, hieß das. Zwar konnte er Rida in dieser Zeit freigeben, doch das würde er nicht annehmen und er selbst fühlte sich wohler, wenn er um ihn herum war. Es war immerhin nicht nur Sicherheit, die er ihm gab. Christian bemerkte, dass Alan zu ihnen sah und spöttisch den Kopf neigte. Diese Geste ebenso zurückgebend, wandte er sich von der Szene ab und setzte seinen Weg fort. Er würde noch früh genug mit Alan zusammenstoßen, das ließ sich einfach nicht vermeiden. Auf dem Weg zurück zum Schloss bemerkte Christian schon die ersten Veränderungen, die das Turnier ankündigten. Man war bereits dabei den Platz für die kleineren Wettbewerbe abzustecken und herzurichten, der große Turnierplatz blieb sowieso das ganze Jahr stehen. Was man nicht alles für die Ablenkung und Tradition tat. Ein König hatte das Turnier ins Leben gerufen und so würde es wahrscheinlich auch weitergeführt werden, bis die Teilnehmer ausblieben. Leider war die Summe, die dem Gewinner winkte für viele zu verlockend, als dass sie fernbleiben wollten. Aber das untrüglichste Zeichen dafür, dass hier bald etwas stattfinden würde, waren die Wagen der fahrenden Händler und Schausteller, die nach und nach hier eintrafen. Christian mochte diese Menschen, wenn er da auch ein Einzelfall war. Selbst Karen hatte ihre Meinung über sie nur sehr langsam geändert und das auch nur wegen seinen Ermunterungen. Doch das fahrende Volk bestand nicht aus Gaunern und Betrügern, wie die meisten Menschen behaupteten. Er wollte gar nicht abstreiten, dass es auch solche gab, doch in erster Linie waren es ehrliche Menschen, die das Leben liebten und genossen. Das verband Christian mit ihnen, wenn er es auch auf andere Weise machte, weil er die Mittel dazu hatte. Es gab einige Wägen, die er kannte und für einen Moment dachte er darüber nach, ihnen einen Besuch abzustatten. Allerdings konnte er das auch später machen, wer wusste schon ob sie gestört werden wollten. In dieser Hinsicht war das fahrende Volk etwas eigen. Sie blieben gerne unter sich und nur weil man als Freund angesehen wurde, gehörte man nicht gleich dazu. In dieser Haltung ähnelten sie allen anderen Menschen, wenn sie auch etwas toleranter waren als diese. „Es scheint als müsse ich in nächster Zeit wieder aufpassen, was ich zu mir nehme.“ Diese Worte waren scherzhaft gemeint, doch er sah wie sich Rida neben ihm versteifte. Dabei war das übertrieben, da die Liebestränke die vom fahrenden Volk stammen, keine Wirkung hatten. Das hatte ihm eine von ihnen verraten, was ihn einige Überredungskunst gekostet hatte. „Komm gehen wir, ich muss etwas Schlaf nachholen.“ Das hatte nun wirklich oberste Priorität. Karen würde es ihm kaum verzeihen wenn er auf ihrem Fest nicht unterhaltsam wäre. Rida nickte stumm und folgte ihm ins Schloss. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)