Hypolepsis von Schangia (One Shot Sammlung) ================================================================================ Kapitel 5: Aus Glück gebaut (Kisame/Itachi) ------------------------------------------- Als sie von ihrer Mission zurückkehrten, goss es in Strömen. Schwere Regenwolken hingen über dem Dorf, verfingen sich in den hohen Spitzen der dunklen Gebäude. Träge fielen die Tropfen zu Boden, tauchten die Straßen in nasskalten Nebel, als einige Schatten scheinbar ziellos durch die schmalen Gassen huschten. Leise schallend hallten Schritte von den grauen Häuserwänden, verbanden sich ungehört mit den unsteten Windböen. Träne für Träne weinte der Himmel um das viele, vor langer Zeit vergossene Blut, um die vielen Gefallenen der vergangenen Kriege, und um all die Kinder, die das Dorf versteckt im Regen hatte verlieren müssen. Doch das war nichts Ungewöhnliches in Ame-Gakure, und wie so oft spiegelte das triste Wetter genau seine Stimmung wider. Farblos, monoton, leer – Itachi war es leid. Während er ungesehen dem höchsten Gebäude entgegenstrebte, das wie ein Monster aus dem Meer kleinerer Häuser herausragte, stoben dichte Wolken durch seine Gedanken. Zweifel, Ratlosigkeit, Neugierde, Unwissen, und Fragen; viel zu viele verdammte Fragen. Was hatte er in den fast zwanzig Jahren seines Lebens eigentlich zustande gebracht? Was hatte er vollbracht, auf das er hätte stolz sein können? Wann war er das letzte Mal wirklich glücklich gewesen? War er es überhaupt jemals gewesen? Äußerlich sah man ihm das Unwetter, das gerade durch seinen Geist wütete, nicht an. Bereits in seiner Kindheit war die Maske vorhanden gewesen; unwiderruflich an ihn gebunden, schon seit all den langen Jahren. Dabei konnte er sich nicht daran erinnern, sie jemals aufgesetzt zu haben. Und er wusste nicht, wie man sie abnahm. Da er allein unterwegs war, erlaubte Itachi sich einen Seufzer. Eigentlich waren er und Kisame gemeinsam auf dem Rückweg gewesen, doch sie hatten beschlossen, sich auf den letzten Kilometern bis zu ihrem Hauptquartier zu trennen. Sein Partner wollte sich intensiv mit den ANBU beschäftigen, die ihnen voll Naivität gefolgt waren. So kam er allein an ihrem Stützpunkt an, und machte sich ebenso einsam auf die Suche nach Pein, um ihm von dem Ausgang ihrer Mission zu berichten. Leisen Schrittes huschte er den Gang entlang. Ob die anderen Mitglieder auf Mission waren wusste er nicht, und er verspürte keinerlei Lust, es in Erfahrung zu bringen. Ihr Zusammenleben beruhte darauf, dass sie einander in ihrer Nähe duldeten, aber selbst das schien einigen von ihnen bereits zu viel abzuverlangen. Wenn er es also recht bedachte, konnte Itachi sich mit Kisame als Partner wirklich glücklich schätzen, denn der versuchte zumindest nicht, ihm im Minutentakt den Kopf einzuschlagen. Ehe er weiter darüber nachdenken konnte, spürte er die Anwesenheit eines anderen Mitgliedes, jedoch noch zu schwach, um ausmachen zu können, um wen es sich handelte. Tobi nahm ihm diese Arbeit jedoch ab, indem er laut seinen Namen rief und mit schnellen Schritten zu ihm aufschloss. Itachi blieb stehen und konnte sich gut vorstellen, dass der andere sogar wild mit den Armen wedelte, auch wenn er sich nicht die Mühe machte, über die Schulter zu blicken, um sich zu vergewissern. Als Tobi schließlich ein wenig außer Atem neben ihm zum Stehen kam, fragte Itachi sich unwillkürlich, warum er nicht einfach weitergegangen war. Unter seiner Maske strahlte sein Gegenüber ihn wahrscheinlich gerade an, aber das war ihm reichlich egal. Tobi fackelte nicht lange, stellte ihm einige Fragen zu seiner Mission und gab sich sogar mit Itachis kargem Nicken zufrieden, was wohl daran lag, dass er nahtlos und ohne Punkt und Komma dazu überging, von seiner eigenen Mission mit Deidara zu erzählen. Als Tobi das dritte Mal erwähnte, dass Deidara ihn fast in die Luft gesprengt hatte, beschloss Itachi, sich einfach wieder auf den Weg zu machen. »In jedem Fall, weswegen ich Sie überhaupt aufgehalten habe«, schloss Tobi seine Erklärung, als hätte er Itachis Absicht gerochen, und zog ein handliches Buch aus seinem Ärmel hervor. »Sie scheinen mir in letzter Zeit ein wenig niedergeschlagen, also dachte ich, dieses Buch hilft Ihnen vielleicht weiter.« Itachi zögerte einige Augenblicke lang, nahm das Buch dann jedoch zögerlich an. Von dem bunten Cover lachte ihn der Titel ›Zehn kleine Schritte zum Glück‹ an; etwas, das in seiner Ironie schon fast wie eine Beleidigung wirkte. Bevor er sich jedoch beschweren oder bedanken konnte, drehte Tobi sich schon wieder um und winkte ihm zum Abschied, ehe er mit einem Sprung im Schritt dem Gang in die Richtung folgte, aus der er zuvor gekommen war. »Einen schönen Tag noch!« Itachi bezweifelte stark, dass sein Tag besser werden würde. Er seufzte und überlegte, ob er das Geschenk einfach an Ort und Stelle zu Boden fallen lassen sollte, entschied sich dann jedoch dagegen. Wehenden Mantels machte er sich wieder auf den Weg, die blassen Finger fest das Buch umklammernd. Nachdem er Pein Bericht erstattet hatte, kehrte Itachi zurück zu dem kargen Raum, in dem er für gewöhnlich schlief, solange er sich in ihrem Hauptquartier in Ame-Gakure aufhielt. Obwohl er das Buch zuvor sicher in einer seiner Taschen verstaut hatte, war er während seines Gespräches das Gefühl nicht losgeworden, dass Pein um dessen Existenz wusste und ihn still dafür verurteilte, das Geschenk überhaupt angenommen zu haben. Was natürlich vollkommener Schwachsinn war, aber es zeigte nur, wie unangenehm bewusst er sich der Tatsache war, dass er das Buch überhaupt mit sich herumtrug. Leicht das Gesicht verziehend fummelte er es aus seiner Tasche und warf es, ohne es eines weiteren Blickes zu würdigen, auf sein Bett. Während er seinen Mantel ablegte, fragte er sich, womit Tobi es sich überhaupt herausnahm, ihm so ein unnötiges Geschenk zu machen – wenn man es überhaupt Geschenk nennen konnte, denn an sich sagte die Geste doch nichts anderes, als dass er Itachi für todunglücklich hielt. Womit er nicht unbedingt Unrecht hatte, aber dennoch war ihm nicht wohl bei dem Gedanken, eines der anderen Mitglieder könnte auch nur entfernt eine Ahnung davon haben, was in ihm vorging. Itachi hielt kurz inne. Vielleicht war es wirklich an der Zeit, sich ein wenig mit seinem eigenen Glück zu beschäftigen, wenn sogar Tobi bereits meinte, sich einmischen zu müssen. Da nahm er es doch lieber in die eigenen Hände. Sein Missmut legte sich ein wenig, als er sich auf sein Bett setzte und nach dem handlichen Buch griff, das fast schon verwahrlost auf der Decke gelegen hatte. Er musterte es skeptisch. Dann seufzte er leise, bevor er es aufschlug und die ersten Seiten zu lesen begann. Dass Itachi sich tatsächlich dazu herabließ, das Buch zumindest in Teilen zu lesen, bedeutete nicht, dass er sich lange mit der Einführung oder Theorie aufhalten wollte. Dazu fehlte ihm neben der Motivation auch schlichtweg die Zeit. Also blätterte er mit einer Mischung aus Ungeduld, Gleichgültigkeit und einem Funken Neugier solange weiter, bis er zum ersten von zehn Schritten kam, die ihm neues Lebensglück versprechen wollten. Sowie ihm die Worte ›Schritt 1: Nichts‹ entgegen lachten, musste er fast seine gesamte Selbstbeherrschung darauf verwenden, das Buch nicht wieder zu schließen. Itachi kannte die Autorin nicht, aber an diesem Punkt traute er ihr durchaus zu, dass die Pointe ihres Werks war, dass man nichts tun konnte, wenn man vom Glück verlassen war und einfach stumm auf sein Ende warten sollte. Beinahe hätte er über seine eigenen Gedanken gelacht. Vermutlich brauchte er diese zehn Ratschläge wirklich mehr, als er sich eingestehen wollte. Mit dem Vorsatz, seinen Zynismus etwas stärker im Zaum zu halten, las er weiter. Nachdem er die ersten paar Seiten des Kapitels überflogen hatte, legte er das Buch wieder beiseite und legte die Stirn in Falten. Als erster Schritt wurde empfohlen, jeden Tag einige Minuten einfach gar nichts zu tun, um dem Verstand mal eine Pause zu gönnen und sich zu sammeln. Obwohl Itachi durchaus die Absicht dahinter verstand, bezweifelte er, dass er damit sonderlich weit kommen würde. Wenn er seinen Verstand nicht permanent beschäftigt hielt – oder seine Gedanken zumindest gezwungen leer – , spielte sein Kopf ihm Streiche. Dann waren die Stimmen wieder da, die verzweifelten Schreie seines Klans in seinem Kopf, die vorwurfsvollen Blicke und die vielen Hände, die nach seiner Kleidung und seinen Gliedmaßen griffen, als wollten sie ihn in ihrem Todeskampf mit sich ziehen. Itachis Gedankenwelt war ein grauenhafter Ort geworden, von dem er sich nach Möglichkeit selbst fern hielt, also war der Rat, einfach an gar nichts zu denken und die Gedanken wandern zu lassen, wenig hilfreich für ihn. Itachi seufzte und beschloss, diesen Punkt zu überspringen. Vielleicht würde er kurzer Blick ins Inhaltsverzeichnis nicht schaden, also blätterte er wieder zurück und überflog die verschiedenen Kapiteltitel. Die vielsagenden Schritte ›Kreativität‹, ›Risiko‹ und ›Belohnungen‹ sagten ihm nicht im Geringsten zu und wurden deswegen direkt ausgeschlossen. Mit ›Beziehungen‹ und ›Feste feiern‹ wusste er auch nicht wirklich etwas anzufangen, schließlich hatte er keine nennenswerte Beziehung zu irgendwem und Feste waren nie seine Welt gewesen. Er hatte ja früher nicht einmal seinen eigenen Geburtstag gerne gefeiert. Schließlich blieb er an ›Schritt 7: Spiele‹ hängen. Er war zwar etwas aus der Übung, wenn es um Kinderspiele ging, aber etwas Einfaches sollte selbst er noch schaffen. Blieb nur die Frage, mit wem er sich das erlauben konnte, denn der Ratgeber erklärte mit großen Nachdruck, dass man mindestens mit einer anderen Person spielen sollte. Itachi überlegte lange, haderte mit sich, doch letzten Endes gab es nur ein Mitglied, das für sein Vorhaben infrage kam. Blieb nur zu hoffen, dass er damit nicht sämtliche Autorität verspielte. Kisame war milde überrascht, als Itachi an seine Zimmertür klopfte und um Einlass bat. Er selbst war erst vor wenigen Minuten zurückgekommen und hatte noch nicht einmal Samehada abgelegt. Von ihm ging der schwere Geruch aus, der frischem Blut anhaftete, sodass Itachi sofort wusste, was mit den ANBU geschehen war, die sie verfolgt hatten. Nicht, dass er etwas anderes erwartet hatte, aber er hieß es dennoch nicht gut. Obwohl das etwas war, das er Kisame niemals sagen würde. »Was kann ich für dich tun?«, fragte sein Partner ihn, nachdem Itachi keine Erklärung für seinen Besuch gegeben hatte. Auch jetzt ließ er sich Zeit mit der Antwort, wog für endlos lange Momente ab, ob es nicht besser war, sich wortlos umzudrehen und einfach wieder zu gehen. Doch Kisame wartete wie immer geduldig darauf, dass er etwas sagte, also seufzte er lautlos und rang sich zu einer Antwort durch. »Es gibt etwas, das ich ausprobieren will.« »Und dafür brauchst du meine Hilfe?« Er nickte zur Bestätigung. Es war immer wieder angenehm, wie schnell Kisame verstand. »Nun, wenn es im Bereich des Möglichen ist, helfe ich gerne aus.« Itachi konnte sich nur vage vorstellen, an was für Dinge Kisame denken musste, und es erfüllte ihn mit einem merkwürdigen Gefühl der Genugtuung zu wissen, dass nichts davon auch nur ansatzweise dem nahekommen würde, was er von ihm verlangen wollte. Er wartete einige Sekunden, ehe er fortfuhr. »Spiel ein Spiel mit mir.« Kisames Lächeln verschwand für einen Moment. »Bitte?« »Ein Spiel.« Itachi trat einen Schritt näher an den anderen heran. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn Kisame aus Reflex einen Schritt zurück gegangen wäre, doch er rührte sich nicht von der Stelle. »Ich habe an ›Ich sehe was, was du nicht siehst‹ gedacht.« Er war zwar mittlerweile halbblind, aber das war an dieser Stelle nebensächlich, schließlich musste Kisame das nun wirklich nicht wissen. Erst jetzt fiel ihm auf, dass ihr karges Hauptquartier auch nicht unbedingt der interessanteste Ort für diese Art Spiel war, aber nun war es zu spät für Änderungen. Es hatte ihn genug Überwindung gekostet, überhaupt herzukommen. Kisame indes überlegte lange, bevor er ihm eine Antwort gab. Vermutlich hätte er jeden anderen, der sich mit diesem Wunsch an ihn gerichtet hätte, für geisteskrank gehalten. Nach einiger Zeit atmete er laut ein und wieder aus. »Meinetwegen. Ich weiß zwar nicht, was du damit bezwecken willst, aber du wirst schon deine Gründe haben.« Das überraschte Itachi mehr, als er zugeben wollte. Natürlich wusste er, dass Kisame Vertrauen in seine Fähigkeiten hatte und ihn respektierte, aber dass dieser Respekt so weit ging, hätte er nicht angenommen. Ohne sich seine Verwunderung anmerken zu lassen, nickte er knapp. »Es hat gute Gründe, ja.« Darauf grinste Kisame breit und befreite sich leise lachend aus seinem Mantel. »Na schön, dann fangen wir mal an. Ich kann mich gar nicht daran erinnern, wann ich das zum letzten Mal gespielt habe.« Es war wenig überraschend für ihn, dass er sich am nächsten Morgen immer noch nicht glücklicher fühlte, aber wenigstens sah er Kisames erstaunten Gesichtsausdruck nicht mehr vor sich, sobald er die Augen schloss. Rückblickend fragte Itachi sich, was ihn überhaupt dazu getrieben hat, so etwas vorzuschlagen. Wie konnte er auf den Rat eines Buches hören, dessen Autorin ihre eigenen Tipps vermutlich nicht einmal selbst beherzigte? Die werte Dame hatte wohl noch nie peinlich berührt und stocksteif verbergen müssen, dass der Gegenstand, den man zuvor als braun erkannt hatte, eigentlich lila war, was ein Erraten seitens Kisame unmöglich gemacht hatte. Zehn qualvolle Minuten später war er zum Sieger erklärt worden, unverdienterweise, doch Kisame schien tatsächlich ehrlich beeindruckt gewesen zu sein. Er hatte auch die ganze Zeit gelächelt, selbst als Itachi in der Runde davor schnell erraten hatte, welchen Gegenstand er sich ausgesucht hatte, und wenn er ehrlich war, machte das alles ein klein wenig erträglicher. Apropos ehrlich sein. Itachi erinnerte sich daran, im Inhaltsverzeichnis dieses vermaledeiten Buches etwas dazu gelesen zu haben. Er hatte noch ein wenig Zeit, bevor er zu seiner nächsten Mission aufbrechen musste, also konnte er auch kurz nachschlagen, ob er richtig lag. Tatsächlich lachte ihm ›Schritt 2: Wahrheit‹ entgegen, als er das Buch aufschlug, und ein resigniertes Achselzucken später begann er, das Kapitel zu überfliegen. Die Autorin riet, jeden Tag für einen Moment wirklich ehrlich zu sich selbst zu sein, und er wusste bereits jetzt, dass das nach hinten losgehen würde. Itachi war an dem Punkt angekommen, an dem er sich leichter lebte, wenn er sich selbst belog. Ehrlich zu sein würde ihm nicht guttun. Doch irgendetwas in ihm wollte es dennoch ausprobieren. Vielleicht war endlich der Masochist in ihm hervorgebrochen – Deidara beharrte darauf, dass er ein Sadist war, wohingegen Hidan in ihm schon immer einen Masochisten gesehen hatte. Was auch immer es war, er wollte es versuchen. Nachdem er sich etwas aufrechter hingesetzt hatte, schloss er die Augen und konzentrierte sich darauf, sich für einen kurzen Moment gedanklich keine Lügen zu erzählen. Itachi war nicht zufrieden mit seiner jetzigen Situation. Er wünschte, es wäre anders gelaufen. Er wünschte, er hätte seine Eltern nicht töten müssen. Dass er Sasuke hätte mitnehmen können. Und er hoffte, dass Sasuke ihm irgendwann verzeihen konnte. Abrupt schlug er die Augen auf und starrte für einige Sekunden unfokussiert auf die gegenüberliegende Wand. Dann seufzte er genervt – denn es war besser für ihn, genervt als traurig zu sein –, klappte das Buch wieder zu und stellte es ins Regal, bevor er das Zimmer verließ. Danach kam er viele Tage lang nicht dazu weiterzulesen. Das lag zum einen daran, dass er zwischen seinen Missionen nie mehr als eine Stunde in ihrem Hauptquartier verbrachte, aber zum anderen auch daran, dass er bisher nicht das Gefühl hatte, irgendeinen Nutzen aus dem Buch ziehen zu können. Besonders sein jüngster Versuch blieb immer noch als bitterer Nachgeschmack in seinem Mund zurück, sodass er nicht wirklich den Drang verspürte, das Buch wieder zur Hand zu nehmen. Vermutlich wäre es noch viele Wochen so weitergegangen, wenn er im Gang nicht Deidara und Tobi über den Weg gelaufen wäre, die sich gerade im Aufbruch befanden. Die beiden kamen ihm entgegen, als er gerade ihr Hauptquartier betrat. Itachi zuckte unmerklich zusammen, als Tobi in penetranter Lautstärke seinen Namen rief. Deidara hingegen verdrehte nur mürrisch die Augen – ob nun wegen Tobi oder wegen Itachis Gegenwart war schwer zu beurteilen – und beschleunigte seinen Schritt. »Trödel nicht, Tobi, wir müssen los!« Deidara war bereits an ihm vorbeigelaufen, doch Tobi ignorierte seine Worte vollkommen und kam stattdessen vor ihm zum Stehen. »Hat Ihnen das Buch bereits geholfen?«, fragte er viel zu fröhlich für den Inhalt dieses schrecklichen Werkes aus Papier und Tinte. Innerlich stöhnte Itachi auf. Sonst liefen er und die anderen Mitglieder sich kaum über den Weg, also warum musste es heute ausgerechnet Tobi samt Anhang sein? Etwas hinter ihm war Deidara stehen geblieben. »Was denn für'n Buch?« Da Tobis Frage so herrlich spezifisch gewesen war, konnte er die Existenz dieses Teufelswerks schlecht leugnen. Er funkelte Tobi wütend an, hielt seine Stimme jedoch neutral, um Deidara nicht auch noch Angriffsfläche zu bieten. »Wer weiß, ich habe es mir nicht weiter angeguckt.« Tobi schnappte dramatisch nach Luft. »Wie gemein! Dabei habe ich es extra für Sie ausgesucht!« Deidara schnalzte amüsiert mit der Zunge. »Dann kann's ja nicht so spannend gewesen sein. Handelt vermutlich eh nur von Sonnenschein, Regenbögen und Häschen.« Er lachte über seinen eigenen Witz ehe er Itachi musterte und dann schief grinste. »Wobei dir das gar nicht schaden würde, hm.« »Wie meinst du das?« Er klang misstrauischer als beabsichtigt, worauf Deidara nur genervt die Augen verdrehte. »Weil du schon wieder 'ne Fresse ziehst wie sieben Tage Regenwetter! Und auch, wenn es in diesem Kaff permanent regnet, ist deine schlechte Laune unerträglich!« Mit einem lauten Schnauben setzte er sich wieder in Bewegung. »Komm jetzt endlich, Tobi, sonst bleibst du hier!« »Warte, nicht so schnell!« Tobi schien nicht so ganz zu wissen, was er tun sollte, sprintete jedoch einige Augenblicke später hinter Deidara her. Nach ein paar Schritten drehte er sich noch einmal um und winkte ihm zu. »Bis bald, Itachi-san!« Sobald beide außer Hörweite waren, seufzte Itachi schwer und machte sich auf den Weg in sein Zimmer. Schlimm genug, dass Tobi ihm dieses Buch überhaupt gegeben hatte; jetzt wusste auch noch Deidara davon. Obwohl er zugeben musste, dass der wiederum eine interessante Beobachtung gemacht hatte. Ihm selbst war gar nicht aufgefallen, dass sich seine Laune nicht nur nicht gebessert, sondern anscheinend verschlechtert hatte. Lag es daran, dass er so lange keinen Blick ins Buch geworfen hatte? Sowie er in seinem Zimmer angekommen war, griff er etwas zögerlich nach dem Buch, dass tatsächlich ein wenig Staub in dem kargen Regal angesetzt hatte. Itachi hatte für den Rest des Tages nichts zu tun, also konnte er auch weiterlesen. Er meinte, sich an einen Punkt im Inhaltsverzeichnis erinnert zu haben, der sein Interesse ein kleines Bisschen geweckt hatte. Während er die wenigen Zeilen überflog, blieben seine Augen an ›Schritt 3: Herzenswünsche‹ hängen. Er blätterte vor und las den ersten Absatz. Die Autorin empfahl, täglich eine Sache zu tun, vor der man sich eigentlich fürchtete, die einem aber der Erfüllung seiner Wünsche näher brachte. Itachi legte die Stirn in Falten. Er wusste ja nicht einmal, was sein Herzenswunsch überhaupt war. Sasukes Vergebung? Alles ungeschehen zu machen? Endlich seine Familie und Freunde auf der anderen Seite zu treffen? Der Gedanke daran war zu deprimierend, als dass er sich weiter damit beschäftigen wollte, also blätterte er zurück zum Inhaltsverzeichnis und las weiter. Etwas weiter unten auf der Seite stand, wonach er gesucht hatte: ›Schritt 8: Lachen‹. Das konnte ja nicht so schwer sein, auch wenn er sich ziemlich sicher war, dass er das letzte Mal gelacht hatte, als seine Eltern noch am Leben waren. Itachi begann, das Kapitel zu lesen, stoppte jedoch recht schnell und hob skeptisch eine Augenbraue. Er sollte jeden Tag mindestens dreißigmal aus ganzem Herzen lachen? Dreißig erschien ihm selbst für einen generell positiven Menschen sehr viel, aber was wusste er schon? Er war sich mittlerweile nicht einmal mehr sicher, ob er jemals aus vollem Herzen gelacht hatte. Und was hatte er schon zu verlieren? Ein Stück seiner Würde hatte sich erst vor wenigen Minuten verabschiedet, was machte da noch mehr? Er atmete einmal tief durch und legte das Buch beiseite, um gleich zur Tat zu schreiten. Und es gab nur einen Mann, auf dessen Unterstützung er vertrauen konnte. Kisame war nicht einmal mehr überrascht, als er vor seiner Tür stand und um Einlass bat. Er grinste ihn nur schief an und trat kommentarlos zur Seite, um Itachi Platz zu machen. Itachi hatte Vertrauen in seine Menschenkenntnis, doch wie er das Funkeln in Kisames Augen zu deuten hatte, wusste er nicht. »Wie kann ich dir heute behilflich sein? Spielen wir Verstecken?« Bei jedem anderen hätten diese Fragen gehässig geklungen, herablassend und so, als würde man nach viel mehr als einem simplen Gefallen fragen. Kisame jedoch klang ehrlich interessiert, als er Itachi in die Mitte des Raumes folgte und mit ein wenig Abstand vor ihm stehenblieb. Itachi hoffte, dass das auch noch dann der Fall sein würde, sobald er seinen Wunsch geäußert hatte, schließlich kostete es ihn viel Überwindung, diese Bitte überhaupt auszusprechen. »Kisame.« »Ja?« »Erzähl mir einen Witz.« Kisames Mund fiel offen und er starrte ihn für bestimmt drei Herzschläge einfach nur an, ehe er sich wieder fing. »Meinst du das ernst?« »Ja. Und nimm den besten, den du kennst.« Itachi wusste zu schätzen, wie lange und ernsthaft Kisame nun überlegte. Niemand sonst in dieser Organisation hätte seine Worte ernst genommen, geschweige denn wäre ihnen nachgekommen. Er ertappte sich dabei, wie er beinahe lächelte, doch zum Glück lenkte ihn Kisames Räuspern von diesem Gedanken ab. »Wer weckt die Fische am Morgen?« Kisame sah ihn erwartungsvoll an, aber Itachi hätte nicht einmal eine Antwort geben können, wenn er gewollt hatte. Das breite Grinsen seines Gegenübers ließ ihn jedoch auf das Beste hoffen. »Der Wasserhahn«, sagte er, gefolgt von einem tiefen Kichern. Danach herrschte Stille. Itachi fragte sich stumm, ob das der Witz gewesen sein sollte oder ob noch etwas kommen würde, aber er ahnte, dass dieser Versuch fehlgeschlagen war, als Kisame sich den Nacken rieb und die Stirn runzelte. »Ich helfe dir ja gerne, aber Humor ist nicht unbedingt meine Stärke. Vielleicht wäre Hidan die bessere Wahl gewesen.« Itachi verzog unmerklich das Gesicht, auch wenn er sich sicher war, dass es Kisame trotzdem auffallen würde. Er war von jeher gut darin gewesen, seine Gesichtsausdrücke zu deuten. »Hidan ist für mein Vorhaben nicht geeignet«, sagte er kryptisch, worauf Kisame nur fragend den Kopf schief legte. »Was genau ist denn dein Vorhaben? Wenn ich wüsste, worum es geht, könnte ich vermutlich eher von Nutzen sein.« Er zögerte, wusste nicht, ob er sich Kisame wirklich anvertrauen wollte. Dann wiederum – wer war ihm sonst noch geblieben? Itachi senkte seinen Blick, bevor er leise antwortete. »Lachen.« »Was?« »Ich will aus ganzem Herzen lachen.« Kurz kam es Itachi in den Sinn, ob aus vollem Herzen zu lachen vielleicht tatsächlich sein Herzenswunsch war, doch er verwarf den Gedanken schnell wieder. Kisame sah ihn zunächst erstaunt an, schien dann jedoch lange und angestrengt zu überlegen. Erneut fühlte er sich in seiner Wahl bestätigt; Hidan und jedes andere Mitglied wäre ungeeignet gewesen, allein schon deshalb, weil sie ihn nicht ernst genommen hätten. Nach einer Weile nickte Kisame schwach und fixierte ihn dann mit fast schon stechendem Blick. »Denk jetzt bitte nicht schlecht von mir, Itachi-san, schließlich folge ich deinem Wunsch«, sagte er mit Nachdruck, bevor er einige Schritte auf ihn zu ging. Trotz des Vertrauens, das er Kisame entgegenbrachte, war er dennoch auf der Hut. Er mochte es nicht, von anderen Menschen angefasst zu werden, auch wenn es sich dabei um jemanden handelte, den er gut kannte. Umso skeptischer musterte er den anderen, als er noch ein wenig näher kam und beide Hände hob. Itachi hatte mit vielem gerechnet, jedoch nicht damit, dass Kisame seine Hüfte packen und ihn kitzeln würde. Er war so überrascht, dass er nicht mehr rechtzeitig reagieren konnte und ihm tatsächlich ein Glucksen herausrutschte. Umgehend ließ Kisame von ihm ab und sah ihn mit großen Augen an. »Hast du gerade—«, begann er, doch Itachi unterbrach ihn mit fester Stimme. »Nein.« »Oh doch.« »Nein.« »In Ordnung. Dann hast du eben halt nicht gelacht«, kapitulierte Kisame, obwohl sein breites Grinsen für sich sprach. Itachi wiederum legte die Stirn in Falten. »Genau.« Damit drehte er sich um und lief zügig auf die Tür zu. Er hatte seinen Körper zwar generell unter Kontrolle und gab sein Bestes, die Schamröte davon abzuhalten, sich auf seinen Wangen zu zeigen, doch er wollte nichts riskieren. In dem Moment, als er nach der Türklinke griff, ergriff Kisame erneut das Wort. »Itachi-san?« »Hm?« Er sah über seine Schulter hinweg zu seinem Partner und war erstaunt, dass sein Grinsen einem Lächeln gewichen war. Es war das erste Mal, dass er diese Seite von Kisame sah, und irgendetwas daran freute ihn so sehr, wie es ihm Angst einjagte. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass dir ein Lachen gut zu Gesicht gestanden hätte.« Einige Tage später befanden er und Kisame sich auf der Jagd nach dem Yonbi Roushi. Itachi hatte diese Gelegenheit eigentlich nutzen wollen, ein weiteres Kapitel abzuhaken, denn nach allem, was er bereits wegen dieses Buches getan hatte, war seine Schmerzgrenze gewaltig gesunken. Kurz vor ihrem Aufbruch hatte er noch einmal zurück zu ›Schritt 5: Risiko‹ geblättert und sich vorgenommen, in seinem Kampf gegen den Jinchuuriki ein wenig leichtsinniger zu sein – auch wenn er glaubte, dass das nicht ganz das war, was sich die Autorin vorgestellt hatte. Er war jedoch nicht dazu gekommen, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ob Kisame hatte spüren können, was er geplant hatte, wusste er nicht, doch sein Partner hatte ihn mit sehr viel mehr Nachdruck als sonst gebeten, ihn den Kampf allein bestreiten zu lassen, also hatte er zögerlich zugestimmt. Also stand Itachi abseits, außer Reichweite aller Attacken, und beobachtete, wie Kisame gegen Roushi kämpfte. Es dauerte länger als üblich, offensichtlich, doch schließlich siegte sein Partner, hob den bewusstlosen Roushi mit Hilfe von Samehada vom Boden auf und lief gemächlich auf Itachi zu. »Ihn lebendig gefangen zu nehmen war nicht einfach«, sagte er, als er fast zu Itachi aufgeschlossen hatte. Dieser nickte nur knapp, wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, als die ersten Regentropfen ihn im Gesicht trafen. Sie tauschten einen milde überraschten Blick aus, bevor Kisame in Richtung des Waldrandes deutete. »Die Bäume sollten uns vor dem Regen schützen.« Sie setzten sich in Bewegung, ihr Tempo relativ langsam, wenn man bedachte, dass es immer stärker regnete. Itachi warf einen prüfenden Blick auf Roushi. »Er sieht tot aus. Du solltest Ältere mit Vorsicht behandeln.« Kisame, der einige Schritte hinter ihm lief, kicherte dunkel. »Mit diesem Jinchuuriki muss man nicht sanft umspringen. Du hast nicht gegen ihn gekämpft, deswegen kannst du nicht nachvollziehen, wie viel Arbeit es war, ihn zu besiegen.« Aber er hatte ihm beim Kampf beobachtet, hatte gesehen, wie viel es Kisame abverlangt hatte, seinen Gegner allein zu bezwingen. Außerdem kannte er ihn jetzt seit einigen Jahren und konnte seine Verfassung so gut einschätzen wie seine eigene. Ehe er etwas erwidern konnte, zuckte Kisame mit den Schultern und grinste schief. »Nun gut, ich war auch derjenige, der darum gebeten hat, allein gegen ihn zu kämpfen.« Und genau das verstand Itachi nicht so ganz. Sicher, sein Partner kämpfte gerne und fand besonderen Gefallen daran, sich mit starken Gegnern zu messen. Aber allein gegen einen Jinchuuriki zu kämpfen war etwas, was keiner von ihnen leichtsinnig ohne guten Grund tun würde. Für einen wahnwitzigen Moment dachte Itachi, dass Kisame bemerkt haben könnte, wie sehr seine Sehkraft in letzter Zeit nachgelassen hatte, doch er verwarf den Gedanken schnell wieder. Sie unterhielten sich solange, bis Pein sie telepathisch kontaktierte und aufforderte, zu ihrem zuvor vereinbarten Treffpunkt zu kommen, um unverzüglich mit dem Versiegeln zu beginnen. Es mochte daran liegen, wie paranoid er geworden war, seit Tobi ihn vor Deidara auf das Buch angesprochen hatte, doch Itachi wurde das Gefühl nicht los, dass Kisame ihn keine Sekunde aus den Augen ließ. Das Versiegeln von zwei Bijuu hatte sie ausgelaugt. Itachi hätte zwar kein Problem damit gehabt, unverzüglich ins Hauptquartier zurückzukehren, aber er willigte dennoch unverzüglich ein, als Kisame eine kurze Pause nahe einem kleinen Dorf vorschlug. Im Dorf selbst würden sie zu sehr auffallen, also kam das kleine Gasthaus etwa einen Kilometer von den Dorftoren entfernt sehr gelegen. Itachi hatte auf einer der Bänke draußen Platz genommen und drehte sich ein wenig nach hinten, als er hörte, wie Kisame den Vorhang am Eingang zur Seite schob und auf ihn zusteuerte. Erstaunt nahm er die Dango entgegen, die Kisame ihm neben einer Tasse Tee reichte. Anscheinend hatte er seinen Gesichtsausdruck nicht ganz unter Kontrolle gehabt, denn sein Gegenüber grinste schief und nickte in Richtung des Tellers in seiner Hand. »Du magst Süßes, nicht wahr?« Itachi nickte, weil er nicht wusste, was er sonst tun sollte. »Danke.« »Nichts zu danken. Ab und zu sollten auch wir etwas feiern.« »Feiern?« Er legte die Stirn in Falten und musste an den letzten Schritt in seinem Buch denken, den er direkt zu Anfang ausgeschlossen hatte. Es ging darum, Feste zu feiern, zumindest wenn er nach der Kapitelüberschrift ging. Mehr hatte er allerdings nicht gelesen, also war er sich nicht wirklich sicher, ob diese Situation wohl zählen würde. Ein Teil von ihm wagte jedoch zu hoffen, dass dem so war. Kisame, der ihn zuvor aufmerksam gemustert hatte, lachte leise. »Natürlich. Zwei Bijuu hintereinander zu versiegeln ist doch etwas, das man nicht jeden Tag macht.« Daran bestand kein Zweifel. Eine Weile lang starrte Itachi die bunten Dango auf dem kleinen Teller an, bevor ihm einfiel, dass er noch nicht geantwortet hatte. »Stimmt.« Diesmal lachte Kisame etwas lauter, scherte sich nicht um die wenigen anderen Gäste, die sich erschrocken zu ihm umdrehten. »Wir müssen es nicht feiern nennen, Itachi-san. War nur so ein Gedanke.« »Nein, schon gut.« Ein schwaches Lächeln stahl sich auf seine Lippen. Er konnte spüren, wie es in seinen Mundwinkeln zog, auch wenn er es hinter seinem hohen Kragen verbergen konnte. »Dieses eine Mal können wir ruhig feiern.« Mittlerweile trug er das Buch sogar mit sich herum, wenn er auf Mission war. Nicht unbedingt, weil er darin lesen wollte – er würde es nicht riskieren, von anderen damit gesehen zu werden –, sondern weil er das Gefühl hatte, endlich Fortschritte zu machen. Und gerade deswegen fühlte er sich bereit, noch einmal genauer über ein Kapitel nachzudenken, das er anfangs direkt ausgeschlossen hatte. Als er also an diesem Nachmittag ein wenig Zeit hatte, schlug er Seite 195 auf und betrachtete die Überschrift ›Schritt 9: Beziehungen‹ mit zugegeben gemischten Gefühlen. Itachi wusste nicht, was er sich davon erhoffen konnte, aber bisher hatte Kisame ihm doch mehr helfen können, als er zunächst angenommen hatte. Was sprach dagegen, dass es diesmal ebenso gut lief? »Willst du mir nicht endlich sagen, was dich die letzten Monate so beschäftigt hat, dass du mit all diesen ungewöhnlichen Bitten zu mir kommst?« Da sie in naher Zukunft nicht mehr in ihr Hauptquartier zurückkehren würden, hatte Itachi keine andere Wahl gehabt, als während ihrer Mission mit Kisame darüber zu reden. Sie hatten ihr Nachtlager aufgeschlagen und zuvor in angenehmer Stille nebeneinander gesessen, bis Itachi die Stille schließlich durchbrochen hatte. Kisame war nicht überrascht gewesen, sondern vielmehr erschöpft und vielleicht ein wenig gekränkt. Er stützte sich mit den Ellbogen auf seinen Knien ab und warf ihm einen Blick zu, den Itachi nicht ganz zu deuten wusste. »Was immer es ist, ich würde deswegen nicht anders von dir denken.« »Das weiß ich.« »Also erzählst du es mir?« Fast hätte Kisames hoffnungsvoller Unterton ihn zum Lächeln gebracht. »Vielleicht. Aber zuerst musst du mir einen letzten Gefallen tun.« »In Ordnung.« »Was ist unsere Beziehung zueinander?« Kisames Grinsen, das zuvor noch so breit wie immer gewesen war, wich einer in Falten gelegten Stirn. Seine Antwort kam zögernd, so als wäre er sich nicht sicher, ob Itachi wirklich nach etwas so Offensichtlichem gefragt hatte. »Wir sind Teampartner.« »Und?« »Und was?« »Was sind wir noch?« »Itachi-san, ich denke nicht, dass uns diese Fragerei weiterbringt. Sag mir einfach, worum es geht.« Er seufzte schwer, als Itachi schwieg und seinen Blick vermied. »Gut, dann nicht. Aber es wäre produktiver, wenn du—« »Würdest du mich verraten?« »Was?« »Würdest du mir in den Rücken fallen?« Kisame machte keinen Hehl daraus, dass er nicht im geringsten erahnen konnte, worauf Itachi hinauswollte. Obwohl er ihn einige Sekunden verblüfft anstarrte, schien er sehr überzeugt von der Antwort, die er ihm schließlich gab. »Nein.« »Warum nicht?« Misstrauen klang in seiner Stimme mit, doch Kisame zuckte nur mit den Schultern. »Weil meine Loyalität bei der Akatsuki liegt. Hier gehöre ich hin.« »Und wenn ich mich gegen die Akatsuki stellen würde?« Sie wussten beide, dass das eine rein theoretische Frage war, aber die Luft zwischen ihnen schien dennoch für einige Augenblicke zu flimmern. Kisame sah ihn lange an, ehe er schließlich in der gleichen, Selbstverständlichkeit implizierenden Tonlage antwortete wie zuvor. »Auch dann nicht.« Itachis Augen weiteten sich überrascht, worauf Kisame nur rau auflachte. »Du bist nicht der Einzige, den das überrascht. Aber vielleicht ist der Platz, an den ich gehöre, auch einfach nicht mehr nur die Akatsuki.« »Sondern?« Itachis Stimme klang mit einem Mal ein wenig heiser, doch Kisame störte sich nicht daran. Statt des üblichen Grinsens zierte ein Lächeln seine Lippen. »Solange du schweigst, schweige ich auch.« Itachi hätte schwören können, dass seine Augen ihm einen Streich spielten, doch Kisames Blick schien plötzlich so viel sanfter als zuvor. »Du bist schlau, Itachi-san. Du wirst schon von selbst auf die Antwort kommen.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)