Firm ambition to fight tooth & nail von missfortheworld ([Zo ♥ Na]) ================================================================================ Kapitel 4: Ausschlaggebender Entschluss --------------------------------------- ‚Ich fürchte mich aber vor der Nacht, Nami.’ Zack. Bum bum – bum bum – bum bum. Es fühlte sich so an, als wäre Namis Herz umgezogen. Als hätte es einfach den Platz gewechselt. Und zwar direkt in ihr Ohr! Lautstark schien es nahe an ihrem Trommelfell zu pulsieren und sie damit in Trance versetzten. Hatte sie sich gerade verhört? Ihr Kiefer war unwillkürlich aufgeklappt und Blinzeln hatte sie komplett vergessen. Als hätten ihre Augen Angst, irgendeine Regung seinerseits zu verpassen... Sein Gesicht war gezeichnet von Horror. Seine Augen weit aufgerissen. Sein Mund ebenso geöffnet. Panisch rappelte er sich sekundenschnell auf und bevor Nami überhaupt die Chance bekam, auf Zorros Aussage zu reagieren, geschweige denn überhaupt den Mund zu öffnen, da landete sie schon grob auf ihrem Allerwertesten. Den leichten Schmerz in ihrer Schulter verspürte sie erst einige Augenblicke später, ignorierte diesen aber. Geschockt starrte sie auf die leere Stelle, an der er bis vor wenigen Augenblicken noch gesessen hatte, ehe er an ihr vorbeigestürmt war und sie durch wahrscheinlich unbeabsichtigtes Anrempeln Bekanntschaft mit dem Dielenboden gemacht hatte. Chance vertan. Die Chance auf weitere Informationen, weitere Gefühle. Die Chance auf mehr. […] Verzweifelt warf die Navigatorin einen Blick auf die Uhr. Früh am Morgen. Keine Sekunde hatte sie geschlafen. Etliche Stunden hatte sie sich hin und her gewälzt und den vergangenen Abend revue passieren lassen. Wenn es darum ging, Gefühle und Miene in Lichtgeschwindigkeit zu wechseln, war Zorro wohl ohne Konkurrenz der Meister der Meister. Zuerst diese traurige, verzweifelte Stimme, als er ihr von seiner Angst erzählt hatte und dann Sekunden später war er panisch, geschockt, aber auch wütend. Wütend, weil er seine Worte bereute. Wütend, weil ihm diese Worte vor ihr entwichen waren. So wütend, dass er sich in sein Krähennest und damit in seine eigene Welt zurückzog. Aber nicht nur dieser Moment spukte in dieser Nacht durch ihren Kopf. Auch eine bedeutende Frage, die sie schon lange quälte, folterte, bluten ließ… Die Frage nach dem Warum. Sie fragte sich nicht, warum er Angst vor der Nacht hatte, sondern wieso er überhaupt Angst hatte! Warum musste er gerade so etwas durchleben? Was war nur passiert? Scheinbar im Minutentakt hatte sie diese Fragen nachts vor sich hingemurmelt, als hoffte sie, dass eine Antwort darauf einfach von der Decke fiel. Dass Robin, mit der sie das Zimmer teilte ebenso keinen Schlaf gefunden hatte und sie dadurch Namis Geflüster haargenau verstanden hatte, konnte die Orangehaarige ja nicht wissen… Seufzend stattete sie dem Badezimmer einen Besuch ab, erkannte dort im Spiegel die dunklen Schatten und Ringe unter ihren Augen, die wohl die Folgen der schlaflosen Nacht waren, und warf während sie sich ankleidete einen Blick durch das kleine Bullauge. Der Anblick ließ sie noch lauter seufzen. Bewölkter Himmel. Trostlose Gegend. Ungemütliche Atmosphäre. Wie jeder Tag. Wie jeder gottverdammte und beschissene Tag, seit die Thousand Sunny von der Triller Bark abgelegt hatte. Zum kotzen! Wann würde dieser Alptraum nur endlich zu Ende sein? So unwohl sie sich auch bei dem Gedanken an ihre letzte Begegnung mit Zorro fühlte, so kam sie nicht davon weg, etwas Gutes in der ganzen Geschichte zu sehen. Immerhin hatte er endlich einmal den Mund aufgemacht. Endlich hatte er ihren einen kurzen Einblick in sein Inneres geliefert. Man konnte es als kleinen Fortschritt sehen... Und es machte sie mächtig stolz, dass es ihm ausgerechnet ihr gegenüber herausgerutscht war. In Gedanken versunken schlenderte sie in Richtung Küche, in der die Hälfte der Crew bereits anwesend war, und ließ sich dort auf ihrem Stuhl nieder. Sie wusste, dass er heute nicht zum Frühstück erscheinen würde. Sie hatte es schon gewusst, als er sie mitten in der Nacht hatte stehen lassen. Abwesend griff sie nach einem Brötchen und starrte ohne zu blinzeln Löcher in die Luft, ignorierte Sanji, der sie umschwärmte. Robin beobachtete ihre Freundin, weil sie wusste, was der Navigatorin auf dem Herzen lag. Sie wusste, welche Frage sie quälte. Es war schließlich nur eine Frage der Zeit gewesen, bis sich die einzelnen Strohhüte darüber Gedanken machen würden... Letzte Nacht hatte sie selbst stundenlang überlegt, ob sie es der Navigatorin anvertrauen sollte. Und in den frühen Morgenstunden hatte sie endlich einen Entschluss gefasst! Ohne lange zu überlegen zog sie Nami, die etwas verwirrt blinzelte, am Arm zu sich und sprach mit gesenkter Stimme, sodass sie mit Ausnahme der Navigatorin keiner verstehen konnte. „Auf Herrn Schwertkämpfers Schultern lastet eine große Bürde. Hätte er auf der Thriller Bark nicht mutig sein Leben aufs Spiel gesetzt, wäre unser Kapitän schon längst in den Händen der Weltregierung, wenn nicht sogar bereits auf dem Hinrichtungsplateau.“ Nami hätte im Moment mit allem gerechnet. Aber damit?! Entsetzt und bestürzt klappte ihr der Mund auf. Sogleich fragte sie neugierig und mit ebenfalls gesenkter Stimme nach, was genau vorgefallen sei. Immerhin wollte sie endlich, dass diese quälenden Fragen in ihrem Kopf gestillt wurden. Robins Stimme klang plötzlich belegt. Man merkte, dass es ihr schwer fiel, die Geschichte zu erzählen. Es war ungewöhnlich für die sonst so taffe und starke Frau. Aber was war in diesen Tag schon gewöhnlich? „Herr Schwertkämpfer ging ein Abkommen mit Bartholomäus Bär ein. Anstatt unseres Kapitäns, solle Bär den Herrn Schwertkämpfer wählen. Er entschied sich dazu, sich selbst zu opfern und dem Teufel forsch ins Gesicht zu blicken. Er hat damit seine Loyalität gegenüber unserem Kapitän bewiesen. Bär willigte ein und entschied sich dazu, Ruffys Schmerzen mit Hilfe seiner Fähigkeiten auf unseren grünhaarigen Schwertkämpfer zu übertragen. Gigantische Schmerzen. Schmerzen, die einen normalen Menschen töten würde. Vor allem nach dem langen und Kräfte kostenden Kampf. Aber er überlebte. Und nun hat er mit dem Grauen zu leben, das ihm widerfahren ist. Es kehrt in seinen Träumen zurück. Es übermahnt ihn mitten am helllichten Tag. Es lässt sich nicht abstellen. Alleine wird er in diesem Strudel versinken. Wenn er sich helfen lassen würde, wäre es bestimmt leichter für ihn. Doch sein unendlich großer Stolz macht mir Sorgen…“ Namis Körper schien mir ihren Organen zu jonglieren. Sie konnte ihre Gefühle einfach nicht richtig einschätzen und zuordnen. Natürlich war es erschreckend, so etwas zu hören. Er hätte sich schließlich geopfert, für Ruffy, für sie alle. Er wäre freiwillig für die Crew gestorben, hätte seinen Traum aufgegeben, hätte sie alleine gelassen. Dann war sie auch noch wütend. Was bildete sich dieser Samurai überhaupt ein? Hatte der noch alle Tassen im Schrank? Wieso ließen diese ganzen überdimensional arroganten und bösartigen Kreaturen ihr Team nicht endlich einmal in Ruhe? Hatten die nichts Besseres zu tun, als ständig alle töten zu wollen? Aber auch Zorros Verhalten stimmte sie leicht aggressiv. Wie konnte er nur so eine schreckliche Entscheidung fällen? Hatte er denn noch nicht begriffen, dass sein Tod anderen Menschen das Herz brechen würde? Dieser verdammte, hirnverbrannte Marimo! Aber ohne es verhindern zu können, bewunderte sie ihn gleichzeitig für diese Tat. Ja, sie bewunderte ihn für die Stärke, die er aufgebracht hatte, um diese Entscheidung zu fällen. Er war ein Held! Und ohne auch nur auf Robins verwirrte Miene zu achten, stürzte die Navigatorin mit vor den Mund geschlagener Hand in Windeseile aus der Küche, kämpfte dabei gegen die Tränen, die sich aufstauten. Je länger sie sich die ganze Situation durch den Kopf gehen ließen, umso logischer war es für die Orangehaarige. Zorro hatte Angst. Nicht vor Feinden, nicht vor dem Weltuntergang, nicht vor seinem eigenen Tod. Nein, er hatte einfach nur Angst, dass seinen Freunden etwas passieren könnte; dass er wieder einen oder mehrere seiner geliebten Freunde verlieren würde. Deshalb hätte er den Tod auf sich genommen. Deshalb litt er nun. Deshalb wollte er sie nicht in diese Sache, seine Probleme mit einbeziehen. Es war nun endgültig Zeit, zu handeln! Es war Zeit für Antworten! Bestimmt marschierte sie an den Kajüten vorbei zum Hinterdeck, wo er nachdenklich an der Reling lehnte und das Meer beobachtete. Schon von weitem konnte sie ihn verächtlich und genervt schnauben hören. Seine Ohren waren wahrscheinlich schon spitz geworden, als sie sich in der Küche von ihrem knarrenden Stuhl erhoben hatte. Wenn er jetzt schon so genervt war, dann würde die Sache eher schwierig werden… Nami ließ sich davon aber nicht abschrecken und stellte sich kurzerhand neben ihn. „Was willst du?“, knurrte er unhöflich, hoffte dabei, es würde sie abschrecken. Oh ja, er bereute seine kleine Beichte vom vorherigen Abend. Was hatte ihn nur dazu geritten, so etwas vor ihr zu sagen? Wahrscheinlich hatte sie es während dem Frühstück schon in der Küche vor gesamter Mannschaft publiziert, sodass die Mienen seiner Freunde noch besorgter hervorstechen würden, wie sie es ohnehin schon taten. Gott, er hasste sich für diesen Ausrutscher! Aber anscheinend ließ sich die orangehaarige Hexe nicht von seiner groben Art abschrecken. Denn sie lächelte ihn nur fröhlich an und sprach mit ebenso fröhlicher Leichtigkeit: „Nichts. Ich wollte mich nur zu dir gesellen!“ Hätte er nicht jahrelang für eine konstante und steinharte Selbstbeherrschung trainiert, dann hätte er ihr in diesem Moment in ihr makelloses Gesicht geschlagen, um ihr das übertriebene Lächeln auszutreiben. „Willst du jetzt meine persönliche Psychiaterin spielen, die mich mit ihrem Gesülze zutextet, bis ich winselnd und flehend auf den Knien liege oder willst du mich nur mit deinen überdimensionalen und hexerischen Fähigkeiten von meinem unerträglichen Leiden erlösen?“, meinte er ironisch und verächtlich zugleich. Nami hätte es ahnen müssen. Zorro war zu klug, um die Lunte nicht zu riechen. Ich will mich nur zu dir gesellen, äffte sie sich selbst in Gedanken nach. Lass uns Freunde sein, sagte die Gazelle zum Löwen… Gott, wie naiv war sie eigentlich?! Aber so musste sie wenigsten dieses falsche Lachen nicht mehr vortäuschen. Sofort wurde ihr Blick ernst und sie murmelte leise, mehr an sich selbst gewandt: „Ich hätte wissen müssen, dass du mich durchschaust. Wie dumm von mir.“ Er ließ ein überhebliches, verächtliches Lachen von sich hören. Ja, wie dumm sie doch war! „Wir machen uns wahnsinnige Sorgen um dich, Zorro.“ Er antwortete nicht. Sein überheblicher Gesichtsaudruck verschwand. „Wir wollen den alten Zorro wieder.“ Wut staute sich in seinem Körper auf. Den alten Zorro? Er war immer noch der alte Zorro! „Wir brauchen dich, Zorro!“ Tzz. Als ob sie ihn brauchen würden. Wie erbärmlich… Nami registrierte ebenfalls, dass seine Überheblichkeit verschwand. Er hasste solche Gespräche schlicht und ergreifend, weil er dabei an Dinge erinnert wurde, die er am liebsten vergessen würde. Die Navigatorin erkannte, dass er plötzlich wieder zu zittern begann und versuchte, ihre Worte einfach runter zu schlucken. Aber dieses Mal würde sie nicht klein bei geben. Dieses Mal würde sie weiter Salz in die Wunde streuen… „Weißt du, als ich damals auf Cocos war, hatte ich niemanden. Alleine musste ich mich durchkämpfen. Alleine musste ich mit dem Schmerz tief in mir zu Recht kommen. Und wie sehr habe ich mir damals jemanden gewünscht, der mir zuhört, der mich versteht. Jemanden, dem ich mich anvertrauen kann. Aber ich hatte niemanden! Bis ihr aufgetaucht seid. Von da an hatte ich plötzlich eine Familie. Ich war nicht mehr alleine.“ Und was wollte sie nun mit dieser wirklich rührenden Geschichte bewegen, fragte sich Zorro. Dass er anfing zu heulen, ihr um den Hals fiel und sagte: Genau Nami, ich brauche jemanden, mit dem ich über meine Probleme quatschen kann!? Gott, war die Frau naiv. Mit einem erbosten Schnauben schob er ihre Rede leichtfertig an sich vorbei. Und wie von ihm erwartet, hatte sie mit der Reaktion nicht gerechnet. Pure Naivität. Sie konnte doch nicht wirklich geglaubt haben, ihn mit so einer lächerlichen Geschichte umzustimmen?! Ihm damit etwas zu entlocken?! Namis anfängliches Selbstvertrauen war zunichte. Nervös begann sie, auf ihrer Unterlippe zu kauen und wandte den Blick verschreckt auf den Dielenboden. Ihr Verhalten amüsierte ihn beinahe. „Wir wollen dir doch nur helfen…“, flüsterte sie eingeschüchtert. Wieder hallte das fremde Lachen seinerseits über das Deck und ließ Nami kurz ängstlich erschaudern. „Helfen. Wie dumm sich das Wort doch anhört, findest du nicht? Ich persönlich hasse es. Ich hasse es, wenn ihr mir helfen wollt.“ Sie öffnete auf seine erschreckende Aussage bestürzt den Mund. „Ich erkenne dich nicht wieder, Zorro. Wo ist dein Kampfgeist geblieben?“ Er ignorierte die Verzweiflung, die in ihrer Stimme mitschwang. „Mir ist nicht zu helfen, Nami. Kapier das ein für alle mal!“ Ein heftiges Zucken ließ seinen Körper erschaudern. Verdammt! Nami sah ihn unschlüssig, vielleicht auch etwas neugierig an und fragte dann ruhig: „Ist das dein letztes Wort?“ Zorro ignorierte das quälende Pochen tief in seinem Inneren und versuchte zu verdrängen, dass er seine Worte, aus welchem Grund auch immer, bereute. Mühsam versuchte er, so bedrohlich wie möglich zu klingen: „Lieber würde ich sterben, als mir von euch, von dir, helfen zu lassen.“ Heftig zog er die Luft ein, sodass ein lautes Zischen an Deck erklang. Von den plötzlichen Schmerzen übermahnt, klammerte er sich keuchend an die Reling. Was war schon wieder los mit seinem Körper? Ein kleiner Teil in ihm wartete sehnsüchtig darauf, dass sie besorgt auf ihn zustürzte. Ein kleiner geringer Teil wehrte sich gegen den mächtigen Stolz des Schwertkämpfers. Aber dieser kleine Teil wurde bitter enttäuscht. Sie hatte sich keinen Zentimeter bewegt, geschweige denn ihre Mimik geändert. Mit zusammengekniffenen Augen und immer noch keuchend beobachtete er sie aus den Augenwinkeln, erkannte, dass ihre Mimik zu seinem Schrecken doch eine Veränderung aufwies. Eine Veränderung, die er nie erwartet hätte. Keine Sorge, keine Wut, keine Überraschung, sondern die größte Enttäuschung und Abneigung, die er je auf ihrem Gesicht gesehen hatte. Man merkte, dass sie diese Maske nicht oft aufsetzte. Ihr Ausdruck wirkte fremd, ungewohnt, beinahe beängstigend. Verwundert wollte er den Mund öffnen, doch anstatt belangloser Worte entwich seiner Kehle nur ein schmerzverzerrtes Gestöhne. Eine Weile lang herrschte Stille. Wieso sagte sie nichts? Seine Fingernägel bohrten sich in das Holz und ein tiefer Schrei entfuhr ihm, als ein Schmerz, so spitz wie eine Nadel und so elektrisch wie ein Blitz durch seinen Körper jagte. Doch erneut bekam er keine Hilfe. Statt auch nur besorgt mit der Wimper zu zucken, wandte sich Nami langsam von ihm ab und schritt desinteressiert davon. Nur einen kurzen Augenblick machte sie noch einmal Halt und sprach mit der größten Kälte und Abneigung, die sie nur aufbringen konnte. „Du würdest lieber sterben? Tzz. Weißt du was, Piratenjäger Lorenor Zorro?!“ Seine Muskeln waren taub. Seine Nerven gelähmt. Sein Atem setzte kurz aus. Nie in seinem Leben hatte sie ihn beim vollen Namen benannt. Nie hatte sie seinen Namen so drohend, so beängstigend, so zischend gesagt, wie gerade eben. Nie hatte irgendwer seinen Namen so betont. „Dann tu es doch!“ Und ohne sich noch einmal umzudrehen schritt sie davon, während Zorro, der blind vor Schmerzen wurde, erschöpft und hart auf dem Boden aufschlug. Graue Wolken an einem farblosen Himmel. Aufbrausende und unruhige See. Tränen, die fallen. Nami seufzte kurze Zeit später laut auf und wischte sich mit dem Handrücken über die feuchten Wangen. Es war zu Ende. Seine Aussage war das letzte i-Tüpfelchen, das ihre Hoffnung letztlich zunichte gemacht hatte. Vorbei. Keine Kraft mehr. Keine Mittel mehr. Keinen Willen mehr. Und wahrscheinlich bald keinen Zorro mehr… Abwesend warf sie einen Blick über das Deck, beobachtete ihre Freunde, die ihr neugierige und fragende Blicke zuwarfen, die sie aber kopfschüttelnd mit einem gezwungenen Lächeln und noch mehr Tränen beantwortete. Betrübte, traurige Gesichter waren die Folge… Beschämt richtete sie ihren Blick auf das Meer. Fast nie zeigte sie ihre Tränen vor anderen. Damals, in Arlongs Gefangenschaft hatte sie meist an der Küste geweint. Nur die See sollte ihren Schmerz sehen. Nur die See konnte sie verstehen… Wie damals zeigte sie jetzt dem Wasser, welchen Schmerz sie durchleben musste. Wie damals weinte sie im Moment hemmungslos. Wie damals vermischten sich ihre Tränen mit dem salzigen Meerwasser, das mit jedem Tropfen unruhiger zu werden schien. Aber etwas war anders. Damals hatte sie sich nicht so leer gefühlt, wie gerade eben. Es war, als hätte sie einen Teil von sich verloren… Zögernd wandte sie sich schließlich vom blauen Wasser ab und spazierte mit gesenktem Haupt wahllos über das Deck. Graue Wolken an einem farblosen Himmel. Aufbrausende und unruhige See. Tränen die fallen. Zorro hatte sich derweil mühsam in das Badezimmer geschleppt. Er verriegelte die Tür und stürzte mit wackligen Beinen auf das Waschbecken zu. Der Schmerz war unerträglich! Bisher war es der schlimmste Anfall, den er durchleben musste. Ein kurzer Blick in den Spiegel genügte, um den Wolkenkratzer an Stolz in seinem Körper heftig zum Wanken zu ringen: Er weinte. Und er wusste, dass er nicht nur aufgrund der Schmerzen weinte. Er vergoss bittere Tränen, weil…weil…wieso eigentlich? Weil…sie ihn etwa aufgegeben hatte? Weinte er, weil er seine letzte Hoffnung vergrault hatte? Als wollte sein Körper den Gedankengang bestätigen, schossen wieder schmerzliche Blitze durch seinen Körper. Heftiger. Schlimmer. Hektisch suchte er sekundenschnell nach einem Handtuch, das er sich in den Mund stopfte, um den grauenvollen Schrei zu ersticken, der sich quälend seine Kehle hocharbeitete. Seine Lungen brannten. Er hasste es. Das Zittern. Die Schmerzen. Die Übelkeit. Und ohne es verhindern zu können, erbrach er sich wie so oft im Waschbecken. Doch erlösend war es nicht im Geringsten. Und er kannte den Grund. Als er sich Namis Worte ins Gedächtnis rief, wusste er, was ihn erlösen würde. Es gab keinen Ausweg mehr… …nur noch diese eine Möglichkeit. Graue Wolken an einem farblosen Himmel. Aufbrausende und unruhige See. Tränen die fallen. Lysop sprang sichtlich erschrocken hinter den stählernen Körper Frankys und Chopper flüchtete ängstlich zu der Navigatorin, die ihn sofort hochhob und schützend die Arme um den kleinen Elch schlang. Sanji wandte seinen Blick verwirrt von Robin ab, der er gerade eine Tasse Kaffee überreichen wollte. Brook und Ruffy blickten ernst von ihrem Kartenspiel auf. Alle richteten sie die Aufmerksamkeit auf den Mann, der im Türrahmen kauerte. Verschwitzt, zitternd, hektisch atmend. Zorro. Und seine Worte betäubten jeden einzelnen Nerv jedes einzelnen Crewmitglieds. „Bitte helft mir. Ich kann nicht mehr…“ Ein Flüstern. Ein so leises Flüstern, das es beinahe vom Winde davongetragen wurde. So kraftlos, so verzweifelt, so brüchig. Zum ersten Mal in seinem verfluchten Leben, warf Lorenor Zorro seinen Stolz über Bord… _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ hoffe es gefällt euch (: Vorschau für das nächste Kapitel: Was genau liegt den Strohhüten an dem grünhaarigen Schwertkämpfer? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)