Firm ambition to fight tooth & nail von missfortheworld ([Zo ♥ Na]) ================================================================================ Kapitel 2: Außergewöhnlich ungewöhnlich --------------------------------------- Mitternacht war schon längst verstrichen, doch noch immer brannte spärliches Licht in der Küche der Thousand Sunny. Zum Abendessen war die Küche an diesem Tag überraschenderweise lebhaft gefüllt gewesen. Zwar nicht mehr so lebhaft gefüllt wie früher, aber immerhin…gefüllt. Obwohl lebhaft sowieso der falsche Ausdruck war. Lebendig gefüllt traf es besser, denn so lebhaft waren besorgte Blicke, traurige Mienen und das grauenvolle Schweigen nun auch wieder nicht… Keiner sprach auch nur ein Wort und die dadurch aufkommende Stille schien den Raum schier zu verschlingen. Aber wenigstens waren seit langer Zeit wieder ‚alle’ Crewmitglieder zum Essen erschienen, was Nami innerlich schon ein wenig erfreute. Auch wenn er, die entscheidende Person, fehlte. Er war nicht zu ihnen gekommen. Wie auch zum Mittagessen und zum Frühstück. Wie auch gestern und vorgestern. Er war einfach nie gekommen. Nur kurz erschien er meist in der Tür, schnappte sich irgendetwas, das annähernd nach etwas Essbarem aussah und verschwand auch nur ohne jegliche Reaktion… Nami hatte während dem Abendessen verkündet, dass sie noch etwas auszuarbeiten hätte. Später. Alleine. Keiner stellte Fragen. Keinen schien es zu interessieren… Nachdem alle der Navigatorin eine gute Nacht gewünscht oder eher zugemurmelt hatten und letztendlich auch Sanji den Raum nach getaner Arbeit verlassen hatte, machte sich Nami an das Werk. Minuten verstrichen. Viele Minuten… Seit Stunden, so wie es ihr vorkam saß sie vor einem unbeschriebenen Blatt Papier und stierte ins Leere. Etliche zerknüllte Blätter hatten sich bereits quer über den Tisch, die Stühle und den Boden ausgebreitet und noch immer hatte sie nichts Brauchbares vorzuweisen. Eigentlich hatte sie gedacht, es sei kinderleicht einen Verhaltensplan aufzustellen. Ja, ein Verhaltensplan für ihren Vorgang gegenüber Zorro. Eine Art Schlachtplan. Denn sie würde seine Depressionen bekämpfen! Aber so sehr sie sich auch anstrengte und so sehr sie auch überlegte, es gelang ihr schlicht und ergreifend kein Ansatz. Und wenn sie auch die nächsten Stunden damit verbringen würde, das Ende ihres Bleistifts abzunagen, dann hätte sie sowieso bald keinen Schreiber mehr... Gedankenversunken ließ sie ihren Blick durch die Fensterscheibe der Küche wandern. Das sonst so glitzernd schimmernde Wasser des Meeres hatte sich leicht trüb verfärbt und wurde nun von undurchdringbarem Nebel zugedeckt, während der Mond verzweifelt versuchte, einen Schlupfwinkel durch diesen zu finden. Völlige Dunkelheit herrschte demnach über der Thousand Sunny, die mit friedlicher Absicht auf dem Meer dahinschipperte. Wie ein Geisterschiff schien sie im Nebel zu schweben und schon fast anmutig bahnte sich die Gallionsfigur, der Kopf eines Löwen, seinen Weg durch die weiß-graue Masse, die sich zunehmend verdichtete und jegliche Hoffnung auf einen kleinen Stern am Himmel vernichtete. Es war fast so, als würde die Welt da draußen in Namis Kopf sehen können… Als sie weit entfernt einen Schrei vernahm, richtete sie ihren Blick seufzend in Richtung Krähennest, wo er schlief. Zum einen, weil er dort alleine war, wenn ihn wieder einmal ein ‚Anfall’ übermahnte und zum anderen, weil er, so absurd es sich auch anhörte, Angst bei seinen Freunden hatte. Nami wusste von den Alpträumen, die ihn jede Nacht heimsuchten, quälten und folterten. Aber im Moment konnte sie nichts, noch nichts dagegen tun… Als Sanji in aller Herrgottsfrühe die Küche betrat erschrak er sichtlich, als er Nami noch immer hellwach am Küchentisch sitzen sah. Besorgt musterte er ihr äußeres Erscheinungsbild. Tiefe dunkle Schatten unter ihren glasigen Augen zeichneten sich von der sonst so hellen Haut deutlich ab. Ihre Haare lagen flach, aber wild durcheinander auf ihrem Kopf und anscheinend hatte sie viel auf ihren Nägeln und Lippen herumgekaut… Doch als er sie darauf ansprechen wollte, winkte sie mit einer Handbewegung ab und schüttelte den Kopf, was hieß, dass er sich keine Sorgen machen sollte. Betrübt griff er im Kühlschrank nach ein paar Zutaten für das Frühstück und machte sich an die Arbeit. In Windeseile hatte er für Nami Kaffee gekocht, den sie nach der langen Nacht dankend annahm. Niedergeschlagen betraten Franky und Lysop den Raum. Schweigend. Schweigen war zum Normalzustand geworden. Verständigung lief nur noch über Achselzucken, Nicken und Kopfschütteln… Robin folgte den beiden Männern und schenkte Nami wenige Zeit später ein kleines Lächeln, das sie womöglich aufmuntern sollte. Ja, Aufmunterung wäre gut, denn die Stimmung an Deck der Sunny war mittlerweile komplett auf dem Nullpunkt angelangt. Chopper tippelte entkräftet zur Tür herein, kletterte ohne Scheu auf Namis Schoß und schmiegte sich an die Navigatorin, suchte Halt, wie so oft in den letzten Tagen. Automatisch schlang sie die Arme um den kleinen zerbrechlichen Körper und drückte ihn fester an sich. Sie wusste, dass er Nacht für Nacht weinte, wenn er seinen Freund schreien hörte. Sie wusste auch, dass er sich Vorwürfe für dessen Zustand machte, was völliger Blödsinn war. Erst jetzt wurde ihr bewusst, wie oft der Schiffsarzt den Kontakt zu dem Grünhaarigen gesucht hatte. In der Vergangenheit hatte sie den Kleinen oft schlafend in Zorros Armen gesehen. Oder sie hörte die beiden zusammen an Deck herumscherzen. Ja, das waren noch glückliche Zeiten… Es war also auch mehr als nur verständlich, dass Chopper durch die derzeitige Situation sehr arg mitgenommen wurde. Er vermisste seinen Freund unendlich… Brook saß missmutig in der Ecke und nippte ab und zu an seinem Tee. Das Violinespielen hatte er eingestellt. Zu traurig und schaurig klangen die Töne des Instruments in den Köpfen der Strohhüte. Selbst fröhliche Lieder erzeugten Melancholie und depressive Stimmung. Ruffy schlenderte seufzend durch den Türrahmen und ließ sich kraftlos auf einem der Stühle nieder. Es war ungewöhnlich, den Kapitän der Strohhüte so anzutreffen. Schweigen, kein Appetit, keine gute Laune. Ungewöhnlich. Das Schweigen wurde zunehmend erdrückender. Von Tag zu Tag. Von Stunde zu Stunde. Es reichte nun endgültig! „Leute, so geht das nicht weiter!“ Namis Stimme klang zu ihrer eigenen Überraschung relativ fest und selbstsicher. Sie hätte sie brüchiger, rauer und zittriger erwartet, da es ihr so vorkam als hätte sie seit Jahren nicht mehr laut gesprochen. Zwar schien es, als würde ihr keiner jegliche Beachtung schenken, da keiner sprach, geschweige denn auch nur den Kopf hob, doch sie wusste, dass jeder konzentriert und aufmerksam ihrer Stimme lauschte. „Ich werde versuchen, langsam an ihn heranzukommen. Haltet euch bedeckt, reagiert nicht hektisch oder panisch in seiner Gegenwart, sondern bleibt ruhig und lasst mich einfach mal machen. Wir holen ihn da raus! Wir werden ihn nicht im Stich lassen! Denn wir sind und bleiben seine Freunde!“ Es sollte eigentlich keine aufmunternde Rede sein, aber irgendwie war es das trotzdem für jeden Einzelnen. Chopper perlten sogar kleine Tränchen aus seinen großen süßen Augen, sodass ihn Nami noch einmal enger an sich drückte. Ruffy nickte verbissen und selbst auf Sanjis Gesicht hatte sich ein kleines Lächeln bei ihren Worten gebildet. Im nächsten Moment verblasste die aufgekommene Stimmung wieder und Spannung zog sich wie ein dunkler Schatten durch den Raum, als Zorro im Türrahmen erschien. Sofort kehrte wieder erschütterndes Schweigen ein. Und Zorro wusste, dass sie über ihn geredet hatten. Doch es kümmerte ihn nicht. Sollten sie doch über ihn reden so lange sie lustig waren und so viel sie wollten. Hauptsache, sie redeten nicht mit ihm! Erschlagen von der letzten Nacht schlurfte er an die Küchentheke, schnappte sie einen halben Laib Brot und war schon in Begriff, den Raum wieder zu verlassen, doch Nami hatte anscheinend andere Pläne. Sie hatte sich in den frühen Morgenstunden, als die Sonne allmählich durch das Fenster blinzelte, dazu entschieden, spontan an die Sache heranzugehen. Keine Pläne, sondern improvisieren! Und hier und jetzt bat sich die erste Gelegenheit… „Gibst du mir eine kleine Scheibe davon ab, Zorro?“, fragte sie naiv, mit süßer und selbstbewusster Stimme, als wäre es das Normalste der Welt, den zu Tode gepeinigten Lorenor Zorro, der sie jede Sekunde mit nur einem seiner Schwerter vierteilen konnte, um eine Scheibe Brot zu bitten. Ruckartig machte Zorro Halt. Sein Körper schien alles Leben im Raum in sich aufzusaugen. Seine düstere Aura erfüllte jeden Winkel der Küche und sorgte dafür, dass sich einige Nackenhaare erbost aufrichteten. Manche hielten gar die Luft an. Seine pechschwarzen Augen warfen ihr noch einen vernichtenden Blick zu, ehe er das Brotstück mit aller Wucht vor ihr auf den Tisch warf und nach draußen stürmte. Bestürzt öffneten einige Crewmitglieder ihren Mund, verstummten aber sogleich bei Namis mahnendem Blick. Ruhig schnitt sie sich eine Scheibe ab, erhob sich und folgte ihm. Hektisch wandte er sich um und beobachtete jede einzelne ihrer Bewegungen. Wie sie immer näher und näher kam. Und ohne es überhaupt bemerkt zu haben stieß er plötzlich mit dem Rücken gegen die Reling. Wann war er vor ihr zurückgewichen? Das altbekannte Zittern holte ihn ein. Panik mischte sich bei. Angst kroch schattenartig über seine Haut. Als sie allerdings gut zwei Meter vor ihm Halt machte und ihm nur sein Brotstück vor die Nase hielt, klappte sein Mund überrascht auf. Zögernd wagte er einen Schritt nach vorne und griff überhastet und sie dabei fixierend nach dem Brot. Was…ging denn bitte hier ab? „Ich wollte doch nur eine Scheibe, Zorro…“ Ein zartes Lächeln umspielte ihre Lippen, als sie ihm die Worte nur ganz leise entgegenhauchte, während ihre Haare leicht im Wind hin und herwiegten. Irgendwie…okay. Doch urplötzlich verzog sich ihr Gesicht zu einer panisch erfüllten Grimasse. Ihr Blick wanderte in den Himmel und entsetzt weiteten sich ihre Augen. Die Temperatur schwankte. Der Luftdruck wurde niedriger. Ihre empfindliche Nase sagte ihr, dass es hier jeden Moment drunter und drüber gehen würde. Zorro legte den Kopf fragend schief und bemerkte, wie ihre Lippen still das Wort ‚verdammt’ formten. Panisch krallte sie sich an den nahe gelegenen Masten und schrie. „ZORRO, HALT DICH FEST!“ Er wusste nicht warum und wieso, aber aus einem unerfindlichen Grund gehorchte er. Vielleicht war es der tief in seinem Inneren versteckte Instinkt, der ihn dazu verleitete, ihren Worten automatisch und reaktionsschnell Folge zu leisten. Seine Finger umschlangen fest das Holz der Reling und im nächsten Moment schien die Welt still zu stehen. Stille. Kein einziges Geräusch. Windstille. Keine einzige Brise… Verwunderlich. Ungewöhnlich. Unnormal. Das große Luftholen vor dem Sprung… Und dann ging es los. Rasant schnell fegte eine gewaltige Orkanböe über das Schiff hinweg und riss alles mit sich, was nicht niet und nagelfest war. Das Schiff begann gefährlich zu schaukeln und etliche Fässer und andere lose Gegenstände rollten über das Deck. Aus den Augenwinkeln konnte Nami erkennen, wie sich Zorro krampfhaft an die Reling klammerte und auch sie hatte arg gegen die starken Windmassen zu. Im Hintergrund konnte sie Sanji nach ihr rufen hören, der ihr wahrscheinlich nur zu gerne zu Hilfe eilen würde, wenn er sich nicht selbst in der gleichen Lage befände. Und so schnell die Böe gekommen war, so schnell verzog sie sich auch wieder. Hier auf dem Meer passierte so etwas häufig und das Schiff hatte schon weitaus schlimmere Böen hinter sich. Zitternd glitt Namis Blick zu Zorro, der sich ebenso zitternd von der Reling löste und hektisch den Kopf zu ihr umwandte. Für einen kurzen Moment hatte man das Gefühl, einen Anflug von Erleichterung in seinen Augen zu erkennen. Wieso war er bei ihrem Anblick erleichtert? Verwirrt erwiderte die Orangehaarige den seltsamen Blick. Doch als sich die Miene des Grünhaarigen einen Augenblick später verhärtete, nein, vielmehr emotionslos wurde, drehte die Navigatorin auf dem Absatz um und verschwand entkräftet in der Küche, wo die anderen bereits begonnen hatten, den Raum nach dem heftigen Geschaukel wieder in einen ordentlichen Zustand zu bringen. Sofort schien Zorros Kopf an rätselhaften Fragen überzuquellen. Wieso und seit wann war sie so nett? Die Geschichte mit dem Brot war ja wohl mehr als nur extrem seltsam. Sie war doch sonst auch so geizig… Wieso verdammt hatte er instinktiv auf ihren Ausruf reagiert? Sonst hörte er auch nicht auf sie! Andererseits wusste er in letzter Zeit seinen Körper sowieso nicht zu kontrollieren… Wieso um alles in der Welt hatte er für einen kurzen Moment das Gefühl gehabt, dass er innerlich komplett zerbrechen würde, wenn ihr irgendetwas passiert worden wäre? Die Antworten blieb er sich schuldig. Und anstatt den gewohnten Weg in seinen Zufluchtsort, sprich Krähennest anzutreten, schritt er zögernd auf die massive Küchentür zu. Nami würde wohl kaum von ihm erwarten, dass er sich nun an ihren Hals werfen und ihr von tiefstem Herzen für die Rettung danken würde. Nein, es dürfte ausreichen, wenn er sich dazu überwinden konnte, gemeinsam mit ihnen zu frühstücken… Ein zweimal schluckte er, um seinen trockenen Hals zu befeuchten und betrat dann mühsam und mit pochendem Herzen die Küche, wo er sich auf seinem üblichen Stuhl niederließ. Verdutzt wurde er von seinen Freunden fixiert, was ihm wirklich mehr als unangenehm war, doch schließlich kehrte wieder Ruhe ein und alle genossen Sanjis hervorragende Küche. In Namis Körper breitete sich ein kleines Glückgefühl aus, denn es war das erste Mal, seit der Thriller Bark, dass der Schwertkämpfer mit ihnen allen an einem Tisch saß. „Sanji? Mach mir noch ne Portion!“ Es war seither das erste Mal, dass der Kapitän der Bande einen Nachschlag forderte. „Ich hätte euch natürlich alle im Falle, dass wir kentern, aus dem tosenden Meer gerettet.“ Es war seither das erste Mal, dass Lysop ihnen eine Heldengeschichte aufband. Und zum allerersten Mal war die Küche nicht mehr ganz so kalt, wie sie in den letzten Tagen erschienen war! Ganz leicht und ohne, dass irgendwer etwas davon bemerkte, zogen sich Namis Mundwinkel nach oben, während sie in Gedanken versunken an ihrem Orangensaft nippte und dabei die Augen schloss. Das beste Frühstück seit langem! Auch wenn er zögerlich und scheu wie ein Reh auf seinem Essen herumkaute. Auch wenn er skeptisch die Bewegungen der anderen beäugte und er nicht all zu lange am Tisch verweilte, sondern nur kurz seinem Hungergefühl nachgab. Auch wenn er den restlichen Tag wieder zurückgezogen im Krähennest verbrachte und den ganzen Tag mit Schweigen und ‚Training’ überbrückte. Es war trotzdem das beste Frühstück seit langem. Und als er zum Abendessen ebenso in der Küche erschien und nicht wieder die Gesellschaft mied, hob sich Namis Laune noch ein Stückchen mehr. Irgendwie wirkten alle Strohhüte gelöster und befreiter, denn man konnte erkennen, dass sich etwas verändert hatte. Im positiven Sinne! Auch Sanji schien die Veränderung aufgefallen zu sein und ließ es sich daher nicht nehmen, wieder zum Normalzustand überzugehen. Kein Schonen war mehr angesagt… Trotzdem bemerkte Nami, dass seine Stimme nicht wie sonst herrisch und provozierend, sondern leise und ruhig erklang, als hätte er Angst, dass sich jedes Wort wie ein Messer in Zorros Brust bohren könnte. Und am Ende war es sogar das erste Mal, das der Koch seinen Lieblingsspitznamen für den grünhaarigen Schwertkämpfer verwendete: „Marimo, du bist heute mit dem Abwasch dran.“ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _ Wichtig: Nein, Zorro ist nicht schon wieder der Alte ;) den lass ich schon noch leiden… Vorschau für das nächste Kapitel: Kann sich Zorro beim Abwasch unter Kontrolle halten? Maaaan…das Kapitel hat mich echt Nerven gekostet -.- Das ging so zähflüssig und ich glaub, dass ich es mindestens fünf Mal umgeschrieben hab o.Ô Ich mag es überhaupt nicht, aber es soll sowieso nur eine Art Brückenkapitel sein… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)