Sealed Souls I von astala7 (Uchihabrüder in Therapie) ================================================================================ Kapitel 7: Pakt mit Itachi -------------------------- Es war trotz allem noch eine Hochsicherheitszelle. Nicht wegen den Gitterstäben vor dem winzigen Fenster, nicht wegen der spärlichen Einrichtung, bei der alle spitzen Ecken und Kanten abgeschliffen worden waren und auch nicht wegen der Nordseite der Wand, die teilweise durchsichtig war und den Raum von der Überwachungszentrale abtrennte. Nein, es war schlicht und einfach die Tatsache, dass es hinter diesen vier Wänden vor ANBU nur so wimmelte. Itachi stand, wie schon bei unserer ersten Begegnung, mit dem Rücken zu mir und sah aus dem Fenster – nun, wirklich sehen konnte er dort wohl aber genauso wenig wie an jedem anderen Ort. Außerdem befanden wir uns etwa zweihundert Meter unter der Erde, das 'Fenster' war eigentlich eher eine Art Lüftungsschacht und zeigte nur Schwärze. Außerdem war es vergittert. Ich hatte überhaupt nicht gewusst, dass es so viele Räume unterirdisch versteckt unter Konoha gab und scheinbar standen sie allesamt der ANBU zur Verfügung. Dieses Zimmer lag ganz unten und war vermutlich auch mal zum Verhör gedacht gewesen. Später war es jedoch umgebaut und möbliert worden, um junge, aufmüpfige ANBU, sie sich erst noch an die Regeln gewöhnen mussten, zu isolieren. Wer hier landete, stand unter Arrest, aber es wurde in der Regel nicht für echte Verbrecher genutzt. Demzufolge gab es hier eine weitaus angenehmere Atmosphäre als im Gefängnis. Einen Tisch mit zwei Stühlen, vermutlich für meine Sitzung, ein Futon, der als Schlafstätte dienen konnte und eine Toilette samt Waschbecken, die nur durch eine dünne Wand aus Holz und Reispapier abgetrennt wurde. Selbst dort konnten die Überwacher zumindest Itachis Schatten sehen. Ich wandte mich zu der Nordseite um, die aus durchsichtigen, aber gut zwei Dezimeter dickem Glas bestand. Dahinter sah ich Yamato mit seiner Maske, neben ihm ein halbes Dutzend anderer ANBU. Itachis Ankunft in ihrer Ausbildungszentrale hatte einigen Wirbel veranstaltet und bei Weitem nicht alle hießen die Entscheidung der Hokage gut. Yamato jedoch nickte mir zu. Die Zeit, die er die Sitzung beobachten durfte, war um und so drückte er auf einen Knopf an der Wand und ein hölzerner Sichtschutz schob sich lautlos an dem Glas vorbei. Ich wartete noch dreißig Sekunden länger, bis ich mir sicher war, dass auch die Abhörgeräte abgeschalten worden waren. Dann wandte ich mich an Itachi. Er sah besser aus als gestern, auf jeden Fall. Seine Kleidung war sauber, nicht länger blutverkrustet. Er trug die schwarze Tracht der Ninja in Zivil, teilweise schimmerten unter dem Netzstoff noch weiße Verbände hindurch. Er war immer noch dünn, wirkte aber nicht mehr, als würde er jeden Moment umkippen. Auch seine Augenbinde war gewechselt worden und bestand jetzt nicht mehr aus diesem kratzigen, provisorischen Stoff. Dennoch steckte noch immer genauso wenig Leben in ihm. „Sind Sie überrascht?“, fragte ich ihn und setzte mich an den Tisch. „Überrascht, dass Sie noch leben?“ „Ich vermute, Sie haben das organisiert“, stellte er fest, ohne auf meine Frage einzugehen. „Hai“, stimmte ich ihm zu. „Unter den Bedingungen, wie sie im Gefängnis herrschten, konnte ich ja nicht arbeiten.“ Kurzes Schweigen. „Es war eine zutiefst dumme Entscheidung“, entgegnete er dann kühl. „Mir ist klar, dass ich zum Tode verurteilt worden bin, schon vor Jahren, und ich werde nicht reden, nur weil Sie das herauszögern.“ „Dann geben Sie also einfach auf, Uchiha-san?“, fragte ich provozierend. „Ich weiß, wann ich verloren habe.“ Verhalten schüttelte ich den Kopf, dann fiel mir ein, dass er es ja nicht sehen konnte. „Nein, das glaube ich Ihnen nicht. Ich meine, ich glaube nicht, dass Sie glauben, dass Sie verloren haben.“ Stirn runzelnd rief ich mir ins Gedächtnis, wie sehr Itachi sich hatte vergewissern wollen, was aus seinem Bruder geworden war. Vor ein paar Tagen hatte ich einfach nur geglaubt, dass das Gespräch mit ihm gut gelaufen war. Inzwischen wusste ich es besser. Dass Itachi mit mir geredet und meine Fragen beantwortet hatte, hatten die ANBU praktisch als ein Wunder angesehen und, vor allem, als eine Ausnahme. Sobald sich der Nuke jedoch sicher gewesen war, hatte ihn jeder Lebenswille verlassen und gestern hatte er nicht einmal mehr versucht, irgendwelche belanglosen Informationen gegen sein Leben einzutauschen. Stattdessen hatte er die Zeit lieber für ein Schläfchen genutzt. Er hatte sich mit seinem Urteil abgefunden und das passte ganz und gar nicht zu seinem am Ende der ersten Sitzung vorgespielten Mörder-Image. Nein, er schien über seine verbesserte Lage fast schon verärgert, hatte mir eben durch die Blume gesagt, dass er Tsunades Entscheidung und meine Bemühungen für dumm hielt. Er wollte sich offensichtlich querstellen, vielleicht sogar provozieren, dass man ihn ins Gefängnis zurück verlegte. Es war nicht so, dass er wusste, wann er verloren hatte. Er wusste, wann er gewonnen hatte. Und das machte mir Angst. „Ich glaube, Sie haben das geplant“, meinte ich leise. „Nun, nicht ganz, Sie planten vermutlich eher, direkt bei dem Zweikampf zu sterben. Aber nicht irgendein Zweikampf, es musste Sasuke-kun sein. Sie haben sich davon überzeugt, dass er lebt und in Konoha ist, vielleicht sogar die Chance kriegt, den Nuke-Rang loszuwerden. Nachdem Sie das erfahren haben, mussten Sie nur noch sterben.“ Obwohl er es zu verbergen versuchte, sah ich, dass sich Itachis Muskeln anspannten. Ich hatte ins Schwarze getroffen. „Es ist nicht einfach nur Reue“, flüsterte ich. „Ob Sie bereuen oder nicht, das weiß ich nicht. Aber ich weiß, dass Sie der festen Überzeugung sind, das tun zu müssen, Uchiha-san. Sie genießen Ihr Verbrecher-Dasein nicht, aber Sie gaben sich dennoch große Mühe, mir gegenüber den Bösewicht raushängen zu lassen – aber selbst das erst, nachdem Sie Ihre Informationen über Sasuke-kun hatten. Das war Ihnen am Wichtigsten und erst danach haben Sie sich bemüht, Ihren Ruf aufrecht zu erhalten. Sasuke-kun ist sicher, also können Sie Ihren Plan vollenden und als Bösewicht sterben, das denken Sie. Ja, wahrscheinlich sind Sie sogar erleichtert, dass es endlich zuende ist. Das Problem ist nur: Sie irren sich.“ Uchiha Itachi hatte die Hände hinter seinem Rücken verschränkt. Nun ballten sich diese Hände zu Fäusten, streckten sich wieder, um die Anspannung nicht zu deutlich zu machen, blieben aber verkrampft. Ich hatte Recht und ich wusste es. Itachi war das klar und vermutlich überlegte er gerade, wie er mich zum Schweigen bringen konnte. Hastig redete ich weiter: „Sasuke-kun hat sich erst neulich ganz schön in Schwierigkeiten gebracht. Das ganze Dorf hat nach ihm gesucht. Er hatte sich nur versteckt, aber das zeigt ganz deutlich, dass Konoha ihm misstraut. Ich tue was ich kann, aber sein Temperament, wann immer es um Sie geht, könnte ihn bald schon ins Gefängnis bringen.“ Ich lehnte mich etwas vor, versuchte meiner Stimme einen möglichst intensiven Klang zu geben. „Verstehen Sie, alles woran Sie gearbeitet haben, steht jetzt auf Messers Schneide. Ich befürchte, Ihr Bruder hat irgendetwas Kriminelles vor, vielleicht will er sogar hierher und Ihnen den Rest geben. Und ich für meinen Teil werde verhindern, dass Sie exekutiert werden, bis ich mir sicher bin, dass ich Sie nicht heilen kann. Denn ich denke, dass Sie zwar auf keinen Fall unschuldig sind, aber dass es da Dinge gibt, die der Hokage über Sie nicht bekannt sind. Dinge, die möglicherweise sogar ein Todesurteil ablenken könnten. Solange ich keinen triftigen Grund sehe, dieses Geheimnis zu erhalten, werde ich selbstverständlich für Sie, meinen Patienten, kämpfen.“ „Hören Sie sich überhaupt selbst mal zu?“, fragte Itachi rhetorisch. „Was Sie da erzählen, ist lächerlich. Ein schlechter Ruf hilft einem in Nuke-Kreisen, natürlich, aber es gibt keinen Grund, warum ich in einer Situation, in der es meine Lage nur verschlechtern könnte, an diesen Ruf appellieren sollte. Dass ich mich wie ein Mörder verhalte“, er drehte sich kaum merklich zu mir um, die dunklen Wölbungen der Binde, wo seine Augen waren, hatten etwas deutlich Bedrohendes, „liegt vielleicht daran, dass ich ein Mörder bin.“ Ich schüttelte den Kopf. „Versuchen Sie es gar nicht erst.“ Der Shinobi stutzte für einen Moment. Dann wandte er sich wieder ab. „Sasuke befindet sich ebenfalls in Ihrer Therapie, nicht wahr?“ Verwirrt über den abrupten Themenwechsel schwieg ich erst. Wich er mir aus? Dann aber seufzte ich schwer und nickte. „Ihr verdammten Uchiha seit einfach zu clever. Ja, auch er ist mein Patient und er weiß auch, dass ich jetzt bei Ihnen bin.“ Ich wurde wieder ernst, flüsterte jetzt fast: „Ich kann das alles richten, Uchiha-san. Genau wie ich ihn brauche, um Ihnen zu helfen, brauche ich Sie, um ihm zu helfen. Aber wenn Sie mir etwas absolut Vertrauliches mitteilen wollen, dann brauchen Sie das nur zu sagen. Ich werde diese Informationen dann weder Sasuke-kun, noch der Hokage zukommen lassen. Ihnen liegt offensichtlich viel an Ihrem Bruder und ich kann Ihnen vielleicht helfen, Ihr Ziel selbst jetzt noch zu erreichen.“ „Ist Ihnen schon einmal in den Sinn gekommen, dass ich meinen Bruder hassen könnte?“, fragte der Ninja, ohne auf mein Angebot einzugehen. Unterdrückte Wut klang aus seiner Stimme, als er sagte: „Ich war immer schon der Bessere von uns, aber dieser Wicht hat ständig versucht, mich einzuholen. Dafür hatte ich nur Verachtung übrig. Dass ich ihn am Leben gelassen habe, war reiner Hohn, eine bloße Laune. Jetzt aber hat er mich überholt und dafür hasse ich ihn. Meinen Lebenswillen verloren, wie Sie das ausdrücken würden, habe ich, als ich erfuhr, dass ich ihn nicht mit mir in den Tod reißen konnte. Dass er womöglich noch Ruhm für den Mord an einem Uchiha ernten würde, für den ich gezwungen war, in die Verbannung zu gehen.“ Für einen Moment schwieg ich und ließ die Worte auf mich wirken. „Das ist blanker Unsinn“, beschloss ich dann. „Das haben Sie sich gerade ausgedacht, um mich von meinen – durchaus richtigen – Vermutungen abzubringen.“ Die unterdrückte, aber, wie ich jetzt erkannte, vorgetäuschte Wut fiel einfach von ihm ab. Zerschellte wie eine Maske und machte wieder der Ausdruckslosigkeit Platz. „Sie sind arrogant“, flüsterte ich, „aber niemals so arrogant, dass Sie einen Gegner, selbst Ihren kleinen Bruder, unterschätzen würden.“ Was Itachi nicht wusste: Das war ein Bluff. Natürlich hatte ich in Erwägung gezogen, dass er doch einfach nur ein verabscheuungswürdiger Mörder war. Seine Worte eben hätten mich beinahe überzeugt. Doch es fühlte sich einfach nicht richtig an. Ich wollte nicht wahr haben, dass solch banale, menschenunwürdige Motive hinter diesem Mann standen. Itachi schüttelte den Kopf und wirkte nun geschlagen. „Sie irren sich. Ich war arrogant genug, Sie zu unterschätzen.“ „Ich freue mich über jedes Kompliment“, gab ich zurück. Wieder ein kurzes Schweigen. „Sagen Sie mir, Sekina-san, wie viel Zeit bleibt mir noch?“, wollte er leise wissen. Für einen Moment gestattete ich es mir, kurz aufzuatmen. Diese Frage beinhaltete doch an sich, dass er die verbliebene Zeit nutzen wollte. „Wir haben noch sieben Sitzungen zusammen, diese hier mitgerechnet“, erwiderte ich. „Das lässt sich auf einen Zeitraum von zwei bis sechs Wochen ausdehnen. Wenn Sie mir etwas Nützliches über Akatsuki erzählen können, auch noch länger.“ Wieder schüttelte er den Kopf. „Finden Sie heraus, was genau Sasuke von mir wissen will. Wahrscheinlich – und diese Information ist nicht für Konoha bestimmt - wird es sich um einen Mann namens Madara und seinen genauen Aufenthaltsort drehen. Dieses Wissen werde ich ihm nicht offenbaren.“ Er drehte sich zu mir um. „Sie haben Recht, ich hasse meinen Bruder nicht. Aber seien Sie versichert, dass ich keinerlei Skrupel habe, ihn für das zu benutzen, was ich selbst nicht mehr tun kann. Auch ich will Madara tot sehen, genau wie er. Noch ist mein kleiner Bruder nicht bereit, es mit ihm aufzunehmen, doch wenn er mit Konoha zusammen arbeitet und gegen Akatsuki kämpft, dürfte er ihm eines Tages über den Weg laufen.“ Mir lief ein Schauer über den Rücken, aber ich ließ mir nichts anmerken. „Nun, für Sasuke-kun wäre das sicher die perfekte Lösung. Er bringt nicht nur Orochimaru um, sondern auch den berühmt-berüchtigten Clanmörder hinter Gitter und gewinnt sowohl den Respekt der Dorfbewohner zurück, als auch zusätzlichen Ruhm, indem er mit ihnen gegen die Verbrecherorganisation Akatsuki kämpft. Wirklich ein guter Plan.“ „Das alles sind nur angenehme Nebeneffekte, die ihn für die Idee begeistern sollten“, erwiderte Itachi verächtlich. „Trotzdem besteht eine gewisse Wahrscheinlichkeit, dass er sich dennoch allein auf den Weg macht. Schließlich hat er nur deshalb Konoha verlassen, weil er glaubte, hier nicht die nötige Stärke zu bekommen.“ „Verstehe. Sie wollen Sasuke-kun auf diesen Madara hetzen, weil Sie mit dem auch noch eine offene Rechnung zu begleichen haben. Reiner Eigennutz also. Und dass er in Konoha bleibt, wollen Sie nur, damit er starke Verbündete hat, richtig?“ „Korrekt“, meinte er. „Hm, na schön“, entgegnete ich leicht hin. „Persönlich glaube ich ja eher, dass Sie Ihren Bruder zu einem Held machen wollen und in Madara eine Bedrohung sehen, denen irgendwann einfach irgendjemand entgegentreten muss. Ihr Bruder ist ihm nun leider schon auf den Fersen, aber wenn schon, dann soll er ihm doch mit ordentlicher Verstärkung gegenübertreten. Aber für den Moment können wir gerne von Ihrer Version ausgehen, wenn Sie das glücklich macht.“ „Ihr Glaube an das Gute im Menschen ist widerwärtig“, zischte er. „Die Menschen sind nicht gut. Sie sind Monster.“ Der Uchiha verzog das Gesicht. „Außerdem irren Sie sich schon wieder. Madara ist ein Uchiha und nur jemand, der ebenfalls mit dem Sharingan geboren wurde, hat überhaupt eine Chance gegen ihn. Ich ließ Sasuke als Rückversicherung am Leben, wenn ich es selbst nicht schaffen sollte diesen Mann zu töten und nun muss ich ihn eben benutzen.“ Mir lag die Frage auf der Zunge, was er denn überhaupt gegen Madara hatte und als ich sie stellte, erwiderte er: „Die Frage sollte eher lauten, warum irgendjemand auf dieser Welt nichts gegen ihn haben und ihn umbringen sollte. Die Antwort lautete ganz einfach, dass er seine Existenz geheim hält.“ „Nun, ich würde Sasuke-kun nur zu gerne dazu bringen, gegen Akatsuki zu kämpfen. Wie aber soll ich ihn Ihrer Meinung nach dazu bewegen, das in Zusammenarbeit mit Konoha zu tun?“ „Er muss ganz einfach die Stärke des Dorfes wahrnehmen“, erwiderte er gelassen. „Lassen Sie ihn vergleichsweise einen Kampf mit einem Gleichaltrigen austragen.“ Ich nickte langsam, nachdenklich. „Ja, das könnte... Moment, halt! Die Hokage wird doch Sasuke-kun niemals auch nur ein Kunai in die Hand geben! Außerdem, heißt es nicht auch von Ihnen, dass Sie das Dorf verlassen haben, weil Sie sich besser wähnten als alle anderen?“ „Wäre das tatsächlich so, wäre ich jetzt nicht hier und würde mit Ihnen reden“, erwiderte er zynisch. „Außerdem gibt es sehr wohl eine Gelegenheit, bei der Sasuke nicht nur seine Fähigkeiten mit denen anderer messen, sondern auch die Zusammenarbeit mit ihnen ausprobieren kann. Ein Ereignis, bei dem Konoha nicht widerstehen kann, seine besten Shinobi einzusetzen, weil es nämlich den Krieg der Nationen ersetzt, bei dem die Ninja schon immer um die reichsten Auftraggeber gekämpft haben.“ Itachi lächelte und es sah furchtbar gruselig aus. „Die Chunin-Auswahlprüfungen. Sasuke hat sie noch immer nicht bestanden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)