Sealed Souls I von astala7 (Uchihabrüder in Therapie) ================================================================================ Kapitel 5: Geheimversteck ------------------------- Leuz, ich freu mich über euer Feedback, vielen Dank dafür! @Antonov: Die Sache mit dem Kräuter-ins-Essen-Mischen werde ich später noch einmal aufgreifen, ganz so ahnungslos ist Sasuke nämlich nicht^^ Bei Sekina auf der Terrasse geblieben ist er, um keien Schwäche zu zeigen - außerdem wollte er ihr ja nicht die Wahrheit sagen und unangenehme Fragen über seien Vergangenheit gestellt kriegen. Das nehm ich mir aber auch noch vor, kommt erst später. :-) Lg, astala7 XxX „Evakuieren? Was meinen Sie mit evakuieren?", fragte ich und wich einen Schritt zurück. "Ich meine, für den Fall das Sasuke-kun noch in der Nähe ist, oder sogar noch einmal zurückkommt, soll ich Sie von hier fort bringen und Sie beschützen", erwiderte Sai und ich hätte wetten können, dass er hinter seiner Maske lächelte – trotz des Ernstes der Situation. "Damit er Ihnen nicht die Eingeweide herausreißt oder so..." "Aber... Nein, das geht nicht!", rief ich aus und riss mich von Sai los, der mich am Arm gepackt hatte. "Gerade deshalb sollte ich doch bleiben. Ich bin seine Therapeutin, wenn er noch hier ist, kann ich am ehsten dafür sorgen, dass er auch bleibt und niemanden gefährdet. Das ist schließlich meine Aufgabe." Er schüttelte den Kopf. "Ich habe meine Befehle, tut mir Leid." "Sie verschwenden viel zu viel Zeit, wenn Sie mich von hier wegbringen", protestierte ich, doch er ließ sich nicht erweichen. „Hören Sie, es ist doch nur zu Ihren eigenen Besten...“ Doch ich ließ ihn gar nicht ausreden: „Sie wollen doch gar nicht bei mir bleiben. Sie wollen selbst da hinaus und Sasuke fangen. Geben Sie's zu, hier bei mir wird der letzte Ort sein, an dem sie ihn vermuten.“ Ich verschränkte die Arme vor der Brust. „Sie dürfen sich ruhig allein auf den Weg machen- Ich sags auch nicht weiter.“ „So läuft das nicht. Ich kann Sie mir auch einfach über die Schulter werfen und irgendwo ablegen, wo Sie in Sicherheit sind, dann kann ich mich immer noch auf den Weg machen“, meinte er und trat auf mich zu, als wollte er seine Worte sofort in die Tat umsetzen. „So behandelt man aber keine Dame!“, schnappte ich. „Männer dürfen hilflose Frauen nicht gegen ihren Willen anfassen, Sie Perverser! Hat Ihnen das niemand beigebracht?“ „Ich... ein Perverser?“, fragte Sai völlig irritiert. „Wenn Sie über Ihre Befehle niemals nachdenken und sie nur stur ausführen, wundert es mich gar nicht, dass Sie so ein takloser und kalter Mensch geworden sind. Wenn sie menschliche Bindungen aufbauen wollen, müssen sie auch deren Wünsche akzeptieren!“ Sai kratzte sich etwas ratlos am Hinterkopf. „Aber ich hab doch-“ „Nichts aber, Freundchen!“, reif ich aus, jetzt mutiger. Tatsächlich zuckte der Ninja zusammen. Gleich hatte ich ihn. „Ich werde bei der Suche mithelfen und ich werde hier anfangen, in diesem Haus. Sie können hierbleiben und den Beschützer spielen, oder Sie machen sich wirklich nützlich, gehen daraus und organisieren die Suche!“ Ich bezweifelte, das irgendjemand je mit ihm so geredet hatte – oder falls doch, dass er von diesem jemand schon einmal geschlagen worden war. Jedenfalls hielt er mich nicht auf, als ich mir eilig eine Jacke überzog und aus dem Zimmer stürzte. Hinter mir zuckte Sai mit den Schultern und kletterte wieder aus dem Fenster, aber das nahm ich nur am Rande wahr. Ha! Ich hatte meinen ersten Ninja besiegt. Da würde ich auch mit Uchiha Sasuke fertig werden. In aller Eile zog ich mich an und stürzte aus dem Zimmer. Ich musste Sasuke finden, bevor die ANBU es taten! Nur dann hatte er vielleicht eine Chance, nicht lebenslänglich im Gefängnis zu landen. Tja, und ganz nebenbei war es die einzige Möglichkeit, meinen Job zu retten. Draußen auf dem Gang wirbelte ich herum, überlegte fieberhaft, in welcher Richtung ich mit der Suche beginnen sollte. Schließlich stürmte ich einfach los, durchsuchte die angrenzenden Zimmer. Als erstes der Raum, ich dem ich Sasuke gestern Abend hatte knien sehen. Leer. Küche, Bad, niemand da. Ich fand sein Schlafzimmer (jedenfalls stand sein Name an der Tür), doch das Bett war unberührt. Dann streifte ich durch den Garten, warf einen Blick in die umliegenden Häuser. Nichts. Schließlich kehrte ich ins Anwesen zurück und durchsuchte die restlichen Räume. Nirgendwo sah es so aus, als wäre vor kurzem jemand dort gewesen. Staub lag zentimeterdick auf den Möbeln. Langsam machte ich mir wirklich Sorgen. Mit der ANBU war nicht zu spaßen, das würde ein Nachspiel haben. Was, wenn man Sasuke genau wie seinen Bruder ins Gefängnis steckte? Was, wenn man ihn folterte, was, wenn man ihn zum Tode verurteilte, nur wegen dieser Sache? Halb verrückt vor Sorge durchstreifte ich die Zimmer immer schneller. Irgendwo musste er doch sein! Gerade als ich dachte, ich hätte das ganze Haus durchsucht, da stieß ich auf einen Gang, an dessen Ende eine einsame Tür lag. Ich trat darauf zu und wollte sie öffnen, erstarrte jedoch, die Hand noch auf der Klinke. "Uchiha Itachi" stand dort in verblichenen Lettern auf einem Schild an der Tür. Mir lief ein Schauer über den Rücken. Natürlich, warum hatte ich nie daran gedacht, dass auch Sasukes Bruder hier ein Zimmer haben musste? Wahrlich, ich konnte jetzt verstehen, warum der Abtrünnige Tsunade für nicht gerade klug hielt. Mit all diesen erinnerungsträchtigen Orten hier war es ja kein Wunder, dass Sasuke Reißaus genommen hatte. Vorsichtig, mehr aus Neugier als das ich wirklich erwartet hätte, meinen Schützling hier zu finden, öffnete ich die Tür. Das Bild, das sich mir eröffnete, ließ ich heftig zusammenzucken. Alle Möbel waren umgestoßen oder zerstört worden. Der Boden war voller Risse und Kerben, wie sie von den typischen Ninjaklingen verursacht wurden. Eine Ecke des Zimmers war rußgeschwärzt, als wäre jemand mit einem Flammenwerfer darauf losgegangen. Vorsichtig trat ich näher und fand dort inmitten der Schwärze ein arg beschädigtes Foto. Langsam hob ich es auf, strich den Dreck und jahrelangen Staub hinweg und sah in die Gesichter meiner beiden Patienten, jung und unschuldig, beide lächelnd und glücklich. Sasuke hatte seinen großen Bruder von hinten umarmt und strahlte förmlich in die Kamera, während Itachi ihm nachsichtig über den Kopf strich.Ich spürte einen Kloß im Hals und wandte rasch den Blick ab. Dann stecke ich das Foto ein und wandte mich den Wänden zu. Diese boten den erschreckensten Anblick. Sie waren mit etwas beschmiert, das ich auf den ersten Blick für schwarze Farbe hielt. Erst als ich näher herantrat, erkannte ich, dass es sich um schon lange getrocknetes Blut handelte. Grausige Kratzspuren eindeutig menschlicher Finger zogen sich über die Wand, zerflossene Buchstaben bildeten Wörter wie „Mörder“, „Dämon“ und immer wieder: „Warum?“ „Ich hasse dich“, „Stirb endlich!“ und „Wie konntest du das tun?“ las ich da. Doch am meisten berührten mich die blutigen Kratzer, die etwas versteckt zwischen den Trümmern zu sehen waren: „Nii-san, warum hast du mich nicht mitgenommen?“ * Sasuke runzelte die Stirn, als das unstete Licht der Fackel schließlich ganz erlosch. Dunkelheit hüllte ihn ein, doch der Shinobi erhob sich ungerührt und trat zur Wand. Dort tastete er nach der zweiten Fackel, die auf der anderen Seite des Zimmers in ihrer Halterung stecken musste. Mit sicherem Griff fand er sie. Er holte einen Feuerstein aus seiner Tasche, ein grundlegendes Ninjawerkzeug und eines der wenigen, die man ihm gelassen hatte. Bald schon hatte er die Fackel entzündet und kehrte mit der neuen Lichtquelle zu dem Stapel an Schriftrollen zurück, der auf dem Boden lag. Sasuke befand sich in dem geheimen Keller unterhalb des Raumes, in dem seine Eltern einst Versammlungen abgehalten hatten. Wo der Eingang war, unter der siebten Tatami-Matte auf der rechten Seite, hatte zu den letzten Worten gehört, die Itachi zu ihm gesagt hatte, bevor er das Dorf verließ. Damals hatte er hier von der Bedingung zum Erwerb des Mangekyou Sharingans erfahren. All die anderen Dokumente, die sich mit der Geschichte des Clans befassten, hatte er damals überhaupt nicht beachtet und später nur überflogen. Jetzt aber war er wieder in Konoha und hatte die letzten Stunden damit zugebracht, sie durchzuarbeiten. Er wollte herausfinden, ob es wirklich möglich war, dass Itachi erblindet war. Hatte diese Frau die Wahrheit gesagt? Genau genommen gab es keinen Grund, warum er ihren Worten trauen sollte. Doch die Informationen, die sie ihm gegeben hatte, passten zu seinen eigenen Schlussfolgerungen. Und warum sollte sie lügen und behaupten, sein Bruder wäre noch am Leben, wenn dies nicht der Wahrheit entsprach? Doch warum? Warum war er überhaupt noch am Leben? Oder anders: Warum hatte Itachi ihn nicht getötet? Er hatte direkt vor ihm gestanden, geschützt durch Susanoo. Verdammt, Sasuke war doch schon geschlagen gewesen, warum hockte sein Bruder jetzt blind im Gefängnis, anstatt sich mit einem neuen, ewigen Mangekyou Sharingan der Größte der Uchiha zu nennen? Es ärgerte Sasuke ungemein, das zugeben zu müssen, aber er hätte den Kampf nicht gewinnen dürfen. Er war noch nicht so weit gewesen. Also hatte Sasuke beschlossen, herauszufinden, was genau hier nicht passte. Und noch ein Ziel hatte er sich gesetzt: Damals, als Itachi ihn aufgefordert hatte ihn zu hassen, da hatte er ihm offenbart, dass es außer ihm noch jemanden gab, der das Mangekyou Sharingan besaß, jemand, der ihm geholfen haben musste, den Clan auszulöschen. Sasuke hatte herausfinden wollen, wer diese Person war. Sein Bruder hatte ihm die Geschichte von Madara erzählt, doch er zweifelte daran; wie sollte ein Mensch so lange am Leben bleiben? Selbst wenn es die Wahrheit war, so war sein Bruder vermutlich der Einzige, der eine ungefähre Ahnung vom Aufenthaltsort dieses Ninjas hatte. Sasuke war nur zu bereit, Itachi notfalls Gewalt anzutun und ihn zu zwingen, die gewünschten Informationen heraus zu geben. Doch bevor er das tat, musste er noch gewisse Vorbereitungen treffen. Zunächst einmal musste er sich vollständig wieder erholen, was noch drei oder vier Tage dauern konnte, mindestens. Dann musste er sich bewaffnen, aber dieses Problem war praktisch schon gelöst. In diesem unterirdischen Versteck hatte er nämlich auch eine Standartausrüstung gefunden und für den Rest gab es ja in Konoha genug Ninja. Dann aber musste er an dem Sicherheitssystem des Gefängnisses vorbeikommen. Vielleicht ließ er sich dafür sogar verhaften – das eigentliche Problem war, hinterher wieder herauszukommen. Er bräuchte wahrscheinlich ein ziemlich mächtiges, kraftvolles Jutsu um durch die Mauern zu brechen. Das wäre aufwendig und brächte ihm eine ganze Menge Verfolger ein, denen er dann mit wenig Chakra gegenüber treten müsste. Hinzu kam natürlich, dass Itachi ebenfalls fliehen würde, wenn er ihn aus irgendeinem Grund nicht töten konnte. Für diesen Fall musste er sich noch einen Plan überlegen und Voraussetzung dafür war, dass er so viele Informationen wie möglich über seinen genauen Aufenthaltsort und natürlich über seine eventuellen Blindheit bekam. Voraussetzung war ja auch, dass die Geschichte, die sein Bruder ihm erzählt hatte, der Wahrheit entsprach. Auch das konnte er nur hier überprüfen. Doch in den alten Schriften fand sich kaum etwas zum Thema Blindheit. Da waren Anmerkungen in der Geschichte, die bestätigten, was er von Itachi über Uchiha Madara erfahren hatte, das schon. Wenn Sasuke sich an den zuletzt fast wahnsinnigen Blick seines Bruders erinnerte, an das trübe Schimmern in seinen Augen als er auf ihn zugetaumelt war, war er schon fast gewillt zu glauben, dass die Möglichkeit einer dauerhaften Augenerkrankung bestand. Sasuke überflog die letzte Rolle. Da er nichts Brauchbares fand, räumte er sie zusammen mit den anderen Schriften wieder an ihren angestammten Platz und löschte dann die Fackel wieder. Wie spät mochte es sein? Zwei Uhr? Drei? Egal. Der Shinobi trat zu der Stelle, wo sich an der Decke die lockere Tatami-Matte bewegen ließ. Vorsichtig, um kein Geräusch zu machen, drückte er dagegen und schob sie zur Seite. Er griff nach den Rändern und schwang sich mit einer kraftvollen Bewegung aus dem Loch heraus. Oben angekommen, erstarrte er. An der gegenüberliegenden Wand saß, zu Boden gesunken und ihre Knie mit den Armen umklammernd, die Therapeutin, die die Hokage ihm aufgezwungen hatte. Bei seinem Auftauchen war sie zusammengezuckt, jetzt starrte sie ihn genauso überrascht an, wie er sie. Sofort zuckte Sasukes Hand hinter seinen Rücken und er zückte ein Kunai, das er aus dem Versteck im Keller geborgen hatte. Sie hatte ihn gesehen, sie kannte nun den geheimen Treffpunkt der Uchiha... Er konnte nicht zulassen, dass diese Information an die ANBU drang! Mit einem Satz war er auf den Beinen. „Sasuke-kun... Sasuke-kun, da bist du ja! Ich hab mir schon Sorgen um dich gemacht!“ Sie ging rasch auf ihn zu, ergriff den Kragen seines Kimonos, in ihren Augen glitzerten ehrliche Gefühle. „Die ganze ANBU sucht nach dir, ich hatte befürchtet, sie hätten dich erwischt und gefangen genommen oder gefoltert, oder...“ Sie atmete rasch, fuhr sich gestresst durch ihr vom Schlafen noch unordentliches Haar. „Aber es geht dir gut, und das ist die Hauptsache“, meinte sie dann. Ihre Hände hatte sie in seinem Kimono gekrallt, jetzt zupfte sie ihn verlegen wieder zurecht. Sasuke starrte sie nur vollkommen überrascht an, das Kunai noch immer in der Hand, bereit ihr die Kehle durchzuschneiden. Sorgen? Sie hatte sich Sorgen um ihn gemacht? „So wie es aussieht, macht unser Ninjawächter einmal pro Nacht einen Rundgang durchs Haus und als er dich nicht gefunden hat, alarmierte er die Attentat-Einheit. Sie durchkämmen die ganze Gegend schon seit zwei Stunden. Was hast du dir auch nur dabei gedacht, Sasuke-kun? Du hättest ernsthafte Schwierigkeiten kriegen können!“ „Hätte? Ich vermute, das habe ich bereits“, erwiderte ich zynisch und hob eine Augenbraue. Die ganze ANBU war auf den Beinen? Sie suchten seit zwei Stunden nach ihm? Sasuke konnte nicht verhindern, dass sein Blick etwas verdattert wurde. Das hatte er nun wirklich nicht erwartet. Aber irgendwie schmeichelte es ihn auch, dass sie ihn für so gefährlich hielten... Ein Schatten huschte über Sekinas Augen. „Darum mach du dir keine Sorgen. Ich werde das schon regeln – ich sage ihnen einfach, dass du die ganze Zeit über hier warst und gar nicht geflohen bist, dann erledigt sich das doch von selbst...“ „Nein!“, stieß er hervor und hielt die Klinge in die Höhe. Sofort wich die junge Frau ein paar Schritte zurück, hob die Hände. „Du wirst ihnen nichts sagen. Sie werden dieses Raum nicht entdecken! Das geht niemanden etwas an!“ „Gut. Okay“, machte sie langsam, mit fester Stimme. „Dann eben nicht. Auch gut. Ich lass mir etwas einfallen.“ Ganz langsam trat sie wieder einen Schritt vor. „Leg jetzt das Kunai weg, okay?“ Die Situation wirkte skurril, als wäre er ein verrückter Serienmörder, den man von einer Dummheit abhalten musste: Wut stieg in ihm hoch, war es das, was sie in ihm sah? „Beruhige dich. Wir schaffen das, wir beide zusammen. Du hast nichts zu befürchten. Hast ja nichts Falsches getan, richtig?“ „Dann wird es wohl Zeit“, knurrte er und warf das Kunai. Eigentlich ließ er es mehr lässig aus seiner Hand fliegen. Nicht einmal richtig gezielt hatte er und die Frau hätte sich nur ein winziges Bisschen zur Seite lehnen müssen, um der Klinge zu entkommen. Aber er hatte vergessen, dass sie keine Kunoichi war. Ihre Reflexe waren nichts besonderes und ganz offenbar hatte sie nicht damit gerechnet, dass er wirklich angreifen würde. Zwar zuckte sie zusammen, aber es war nicht genug: Der schwarze Stahl schlitzte den Stoff ihrer Strickjacke auf und brachte ihr einen tiefen Schnitt an der Schulter bei. Sekina keuchte auf und wich noch einen Schritte zurück. Ihre Hand fuhr an die Wunde und tränkte sich sofort mit Blut. Ein roter Fleck breitete sich rasch auf dem weißen Stoff ihrer Jack aus. Mit großen Augen starrte sie ihn an und Sasuke konnte nicht umhin, innerlich zu fluchen. Er hatte ihr Angst einjagen wollen, hatte sie dazu bringen wollen, ihn gefälligst als gefährlichen Ninja und nicht als ihren verrückten Patienten zu sehen. Aber er hatte sie nicht wirklich verletzen wollen. Großartig! Wenn es tatsächlich eine Chance gegeben hatte, dass er aus dieser Sache noch heraus kam, dann war sie jetzt dahin. Gleich würde sie davonlaufen und die Ninja rufen, vielleicht schrie sie auch gleich um Hilfe. Es sei denn, er reagierte schnell. Es sei denn, er brachte sie vorher zum Schweigen... Aber wieder überraschte die Therapeutin ihn. Sie zog ihre Strickjacke aus, unter der sie nur ein knielanges Nachthemd trug, ächzte kurz vor Schmerzen und riss dann einen langen Stoffstreifen aus dem Kleidungsstück. Dann sah sie ihn an. Da war eine unerschütterliche Ruhe in ihrem Blick, aber auch etwas herausforderndes. Sie hielt ihm den Streifen hin. „Was ist?“,fragte sie, als er nicht reagierte. „Willst du mir nicht helfen?“ Sasuke starrte zurück. Sekina wartete, wich nicht einen Millimeter zurück. Zögernd , dann aber energisch trat er auf sie zu. Er griff sich den Streifen und sie wandte ihm die Seite zu, streckte ihren Arm aus. „Sie werden ihnen nicht verraten, wo ich gewesen bin“, sagte er und gab sich alle Mühe, es wie einen Befehl klingen zu lassen, als er mit dem Stoff das Blut von ihrer Schulter wischte. „Natürlich nicht“, erwiderte sie, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. „Sie werden behaupten, ich hätte mich in die Stadt geschlichen, weil ich nicht hier eingesperrt sein will, aber Sie hätten mich davon überzeugt, solche Alleingänge in Zukunft zu unterlassen.“ Er wickelte den behelfsmäßigen Verband um den Schnitt, der sich sofort mit Blut tränkte. „Wie du willst“, meinte sie gleichmütig. „Und diese Wunde stammt nicht von mir.“ Er zog den Streifen fest und sie stieß ein schmerzerfülltes Keuchen aus. „Verstanden?“ „Sicher, ich wollte dich suchen und bin durch ein zerbrochenes Fenster geklettert. Dabei habe ich mich geschnitten“, krächzte sie und er ließ sie los. Das waren dämliche Ausreden und Sasuke wusste es. Die Ninja würden sofort wissen, dass sie ihn deckte. Man würde sie befragen, vielleicht sogar ihren 'Auftrag' entziehen. Sie würde richtigen Ärger bekommen. „Warum?“, fragte er, als sie ihm wieder ins Gesicht sah. „Damit du mich nicht umbringst?“, erwiderte sie halb fragend. „Das hätte ich nicht getan“, behauptete er und wusste im selben Augenblick, dass es eine Lüge war. „Nun, dann vielleicht, weil ich nicht will, dass sie dich umbringen“, entgegnete sie sanft. Sasuke wandte den Blick ab. „Das hätten sie nicht getan“, flüsterte er. Dann, energischer: „Dazu sind sie viel zu schwach.“ Er nahm Sekina die blutige Jacke ab und hielt sie an die nächste Fackel an der Wand. Sofort loderten die Flammen auf und verzerrten den rot getränkten Stoff. Diese Konoha-nin waren allesamt verweichlicht. Niemals hätte er bei ihnen wahre Stärke erlangen können. Selbst jetzt, wo er hier gefangen saß und nicht das mindeste Einsehen zeigte, würden sie ihn dennoch nicht hinrichten. Die Bindungen, von denen einige Ninja hier immer noch glaubten, dass sie zu diesem Dorf bestanden, hielten sie davon ab. Er hatte dieses Defizit abgelegt. „Ich werde die Angelegenheit mit den Ninja schon irgendwie regeln“, versprach sie erneut. „Geh jetzt bitte wieder ins Bett, Sasuke-kun.“ Sasuke nickte und wandte sich ab. Natürlich würde er heute nicht mehr schlafen, schließlich erwartete er noch ein Dutzend Shinobi, die sich davon überzeugen wollen würden, dass er noch da war. Vorsichtshalber nahm er deswegen auch das Kunai mit. Die Psychologin warf ihm einen traurigen Blick zu, als er die Klinge aufhob, an der noch ihr Blut klebte, doch er beachtete es nicht. In seiner Kleidung versteckte er noch mehrere Shuriken, aber sie sollte ruhig glauben, dass dies seine einzige Waffe war. * Die Nacht war schlichtweg grauenhaft. Nachdem ich mir die erste Hälfte in dem Versuch, Sasuke zu finden, um die Ohren geschlagen hatte, war ich zum Dank auch noch mit einem Kunai bedroht worden. Als wenn das dann nicht schon übel genug wäre, war es dann meine Aufgabe, mir eine Ausrede für die Ninja zu überlegen. Letztendlich bestand ich darauf, nur mit Tsunade persönlich darüber zu reden. Ihr tischte ich die schwammigen Halbwahrheiten auf, die ich mit meinem Patienten ausgemacht hatte. Natürlich war ihr sofort klar, dass ich etwas verbarg. Entgegen meiner Befürchtungen rastete sie jedoch nicht aus. „Wenn dir das zu viel wird, Sekina-san, dann sag mir das einfach“, meinte sie ernst. Ich schüttelte den Kopf. „Nein, Sasuke-kun braucht mich und ich denke, ich sollte bleiben.“ „Er hat offensichtlich etwas vor. Und das Vorhaben eines Nuke-nin gedenke ich schon aus Prinzip zu vereiteln“, erwiderte sie skeptisch. „Erst recht, wenn er versucht, es mit Waffengewalt durchzusetzen.“ Sie berührte die notdürftig verbundene Wunde und ich zuckte vor Schmerz zusammen. „Wobei mir schleierhaft ist, wo er eine Waffe her hat...“ „Tsunade-sama, ganz ehrlich, wenn Sasuke-kun ein Verbrechen begehen will, dann wird er das tun. Er ist dieser Typ Mensch, der sich durch nichts und niemanden aufhalten lässt. Gerade deswegen sollte ich ihn weiter behandeln, denn nur wenn ich seine Absicht ändern kann, kann verhindert werden, dass er ein Verbrechen begeht.“ „Das mag sein, aber warum erzählen Sie mir dann diesen Unsinn? Sich an einem kaputten Fenster geschnitten, also wirklich!“ Ich zuckte mit den Schultern. „Die Wahrheit gehört nun einmal zur ärztlichen Schweigepflicht. Er hat wirklich nichts angestellt, er ist nicht geflohen, das kann ich Ihnen versichern.“ „Sekina-san, es geht hier um die Sicherheit Konohas, das hat nicht das Geringste mit-“ „Er hat sich an einen persönlichen Ort zurück gezogen, ich denke schon, dass es unter meine Schweigepflicht fällt, wo dieser Ort liegt und was er dort getan hat“, meinte ich resolut. Sie seufzte und wandte sich von mir ab. „Na schön, ich will Ihnen vertrauen. Aber sehen Sie gefälligst zu, dass ich meine ANBU nicht noch einmal umsonst ausschicken muss!“ Als ich den Hokageturm wieder verließ, war ich ganz schön stolz auf mich. Ich hatte mein Versprechen gehalten und Tsunade nichts von dem Geheimversteck im Anwesen erzählt, trotzdem hatte ich meinen Job behalten können. Damit konnte ich weiterhin bei meiner Methode verbleiben, Sasukes Vertrauen zu gewinnen. Wie sich aber am nächsten Tag herausstellte, brauchte ich da noch etwas: Geduld. Und zwar eine ganze Menge. Eigentlich sollte ich meine erste Sitzung mit Sasuke machen, die erste offizielle. Das bedeutete eine Stunde in einem kleinen, abhörsicheren Raum in der Akademie Konohagakures, wo ich jedes Wort mit Sicherheit vertraulich behandeln konnte. Dummerweise weigerte sich Sasuke, mit mir zu reden. Da diese Zeit aber Pflicht war, versuchte ich ihn eine Viertelstunde lang zu überreden, doch irgendeinen Ton von sich zu geben, oder mich wenigstens nicht so ablehnend mit verschränkten Armen anzusehen. Erfolglos. Kaum waren wir jedoch aus der Akademie heraus, da fragte ich ihn, warum er nichts sagen wollte. Der Nuke-nin erwiderte gleichmütig: „Sie sind Therapeutin. Ich habe kein Interesse daran, mit Ihnen über meinen Geisteszustand zu reden, Sie sollen mir lediglich sagen, was sie über Itachi wissen.“ Also ging es ihm ums Prinzip, gegen mich als Mensch schien er nichts zu haben, aber Therapeuten konnte er nicht leiden... großartig. Für einen Moment hatte ich überlegt, ihn auf Itachis Zimmer anzusprechen, aber dafür schien er mir noch nicht bereit – wer weiß, wie viele Kunai er noch dabei hatte. Bevor wir wieder im Anwesen ankamen, sprach ich ihn aber noch einmal an: „Sasuke-kun, rein theoretisch ist es mir aber verboten, Informationen über Itachi weiterzugeben. Das weißt du schon, oder?“ Dabei sah ich mich um, wie weit der Ninja entfernt war, der uns verfolgte. Außer Hörweite, beschloss ich. „Wenn Sie mir nichts mehr nutzen...“ „Worauf ich hinaus will“, erwiderte ich schnell, bevor er mir wieder drohte, „indem ich das tue, gehe ich selbst ein Risiko für mich ein. Ich will dir helfen, aber ich will nicht selbst zur Verbrecherin werden. Wenn du weiter Informationen von mir haben willst, musst du dich auf zwei Bedingungen einlassen.“ Er schwieg, was ich als Zustimmung wertete. „Erstens werde ich dir die Informationen nur zu unseren Sitzungen mitteilen, wenn niemand anders davon etwas mitkriegt.“ Damit umging ich seine Prinzipien, wenigstens redete er dann mit mir. „Zweitens, möchte ich, dass du mir im Gegenzug etwas aus deiner Vergangenheit erzählst.“ Sofort verkrampfte er sich und ich ruderte zurück: „Ich meine ja nicht unbedingt, was damals zwischen dir und deinem Bruder gewesen ist. Aber was ist zum Beispiel mit deinen Freunden, mit diesem Naruto und dem Ninja, bei dem du die letzten Jahre gelernt hast?“ „Orochimaru war ein widerwärtiger Bastard und Naruto ist ein naiver Trottel“, blockte er ab. „Wunderbar, würdest du mir dann erzählen, warum du sie nicht leiden kannst?“ Zögernd sah er mich von der Seite her an, dann aber nickte er. „Es ist ohnehin nicht wichtig...“ Später am Abend ging mit dieses Gespräch mit meinem Schützling nicht mehr aus dem Kopf. Gedanklich verglich ich ihn mit seinem Bruder. Den hatte ich mit Informationen geradezu erpressen müssen, hatte aber letztendlich nicht mehr erfahren, als das er ein Geheimnis hütete. Meine Fragen waren natürlich auch nicht sehr präzise gewesen, aber ich ahnte, das er alles, was tiefer schürfte, ablehnen würde. Dennoch wollte ich mich morgen, wenn ich wieder zu ihm gehen würde, etwas weiter aus dem Fenster lehnen. Sasuke hingegen war zwar schweigsam, aber lediglich deswegen, weil das seine Art war (und weil er Therapeuten nicht leiden konnte). Sicher gab es auch in seiner Geschichte Details, die er nicht verraten wollte, etwa mit welchen Kriminellen er schon zu tun gehabt hatte, welche Verbrechen er selbst begangen hatte... All das wirkte sich schließlich nicht gerade strafmildernd aus. Aber er sah es lediglich als notwendiges Übel an, mir etwas über sich verraten zu müssen, während sein Bruder, das hatte ich im Gefühl, jedes seiner Worte teuer verkaufen würde. Beide aber waren sie doch Nuke. Es war kein Geheimnis, dass sie Verbrechen begangen hatte, für die Konoha sie am liebsten auf Lebenszeit wegsperren würde. Sasuke schien das eingesehen zu haben, es machte ihm nicht übermäßig viel aus, davon zu reden. Ganz im Gegensatz zu Itachi. Der scheute vor persönlichen Fragen, die seinen Charakter betrafen, nicht zurück, weigerte sich jedoch selbst unter Folter, etwas über seine kriminellen Aktivitäten verlauten zu lassen. Also entweder waren die Brüder entgegen meiner früheren Annahme wie Tag und Nacht... Oder es gab einen speziellen Grund dafür, warum Itachi verheimlichen wollte, welche Verbrechen er begangen hatte. Einen Grund, der nichts mit Angst vor Rache oder gerechter Strafe zu tun hatte. Morgen, hoffentlich, würde ich das erfahren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)