Paranoia von Ryoko-chan ================================================================================ Kapitel 3: Erinnerungen ----------------------- Dieses Kapitel ist eine Rückblende in die Vergangenheit. Sie ist in drei Stücke aufgeteilt (erkennbar durch die langen Absätze) und erzählt von Shihos Leben mit Gin. Seine kalten Augen blickten starr auf sie hinunter und er musterte sie schamlos. „Sherry.“ Es war keine Frage, sondern eine einfach Feststellung. Trotzdem nickte das Mädchen und strich sich nervös die Haare hinters Ohr. Wortlos wandte er sich um, verließ den Eingang des Gebäudes und betrat die Straße. Shiho bemühte sich mit ihm Schritt zu halten und folgte ihrem neuen Mentor zu einem schwarzen Porsche. „Na, los. Steig ein.“, erwiderte er und sie ließ sich auf den dunklen Ledersitzen nieder. Mit einer Zigarette zwischen den Lippen fuhr er los. Erst am vorherigen Tag war sie aus den Staaten nach Japan zurück gekehrt, um ab sofort die Leitung eines neuen Projekts zu übernehmen. Ihren wissenschaftlichen Fähigkeiten schenkte man viel Vertrauen, dennoch ließ man es in der Organisation nicht zu, eine Jugendliche alleine arbeiten zu lassen und stellte ihr stattdessen einen Mentor zur Seite. Dieser hatte ihre Arbeit und ihre sonstigen Tätigkeiten zu überwachen. Sie ärgerte sich über diese Entscheidung, doch sie konnte nichts daran ändern. Ihr war eine große Verantwortung übertragen worden und nun musste sie die Erwartungen der Organisation erfüllen. Shiho schielte zu dem Mann rüber. Auffällig waren seine langen, blonden Haare und seine, für einen Japaner, ungewöhnliche Größe. Seinem markanten Gesicht waren keine Gefühle oder Gedanken abzulesen. Seine unbarmherzigen Augen verrieten ihr jedoch, dass mit ihm nicht zu spaßen war. Selbstverständlich trug er wie fast alle höher gestellten Mitglieder schwarze Kleidung. Scheinbar hatte Gin ihren Blick bemerkt und blickte sie aufmerksam an. Sofort schlug sie die Augen nieder, fühlte sich ertappt und spürte, wie ihre Wangen zu glühen begannen. Was fiel ihr nur ein, ihn ungeniert anzustarren? Aus dem Augenwinkel sah sie ihn seine Kippe im Aschenbecher ausdrücken. „Du bist 14?“ Das Mädchen erschrak, als Gin sie ansprach und zuckte kaum merklich zusammen. „Nein, ich bin 15.“, antwortete sie und ärgerte sich über den kindlichen Trotz in ihrer Stimme. Sein Gesicht verriet immer noch nichts über seine Gedanken und die anhaltende Stille drückte auf die seltsame Stimmung. Angestrengt starrte Shiho aus dem Fenster. Die gesamte Fahrt über spürte sie, dass Gin sie immer wieder anblickte. Sie hielten an ihrem Apartment und Shiho schnallte sich ab, unterdrückte dabei einen erleichterten Seufzer. Sie war schon halb aus dem Wagen gestiegen, als er plötzlich ihr Handgelenk umgriff und sie ins Auto zurück zog. Sie hielt den Atem an, sein Gesicht war plötzlich ganz nah und sie schaute ihm direkt in seine grünen Augen. „Vergiss deine Tasche nicht.“, sagte er grinsend und sie schielte in den Fußraum. Tatsächlich war das Mädchen so in Gedanken versunken gewesen, dass sie ihre Tasche mit den Unterlagen aus dem Labor fast hätte liegen lassen. Zu durcheinander, um noch ein Wort von sich zu geben, packte sie die Tasche und riss sich von ihm los. Hastig zog sie ihren Hausschlüssel hervor und warf noch einen letzten Blick über die Schulter. Noch immer stand der alte Porsche am Straßenrand. Sie war sich sicher, dass er sie beobachtete und plötzlich erfasste sie eine unglaubliche Wut auf diesen Mann. Er hatte sie sprachlos gemacht. Und sein unverschämtes Grinsen ... Mit einem Ruck knallte sie die Tür hinter sich zu. In den Tagen darauf wechselte sie kein Wort mit ihm. Sie versuchte sein süffisantes Grinsen zu ignorieren, doch innerlich kochte sie. Doch viel Zeit, um darüber nachzudenken blieb der jungen Wissenschaftlerin nicht. Im Gegenteil. Die Organisation hatte ihr einige Wissenschaftler zur Verfügung gestellt, die unter ihrer Aufsicht und Leitung diverse Experimente durchführten und sie bei der Forschung unterstützten. Diese Forscher waren alle Männer, die meisten über 30 und sie spürte die missgünstige Atmosphäre. Wahrscheinlich war es für die Männer kaum fassbar, dass ein weiblicher Teenager höher gestellt wurde als sie alle. Doch sie ließ sich zunächst nicht daran stören. Shiho kannte ihre Kompetenzen sehr genau, sie war sich ihrer Intelligenz und ihrem weitreichendem Wissen durchaus bewusst. Sie hat es verdient, dieses Projekt zu leiten. Sie war eine fähige Wissenschaftlerin und niemand, absolut niemand von diesen Trotteln befang sich mit ihr auf einer Ebene. Diese Männer waren ihr unterstellt und sie hatten sich nach den Anweisungen der Wissenschaftlerin zu richten. Trotzdem bemerkte sie die wechselnden Blicke der Männer unter sich. An einem späten Abend stand sie am Tisch im Labor und ergänzte gerade ihren Bericht, als sie die Anwesenheit von einem der Forscher hinter sich spürte. „Weißt du eigentlich, dass du einen richtig geilen Arsch hast!?“ Shihos riss die Augen auf, als sie die Worte des Mannes vernahm und sie eine grabschende Hand an ihrem Hintern spürte. Ohne zu zögern, griff sie nach dem Skalpell auf ihrem Tisch und wandte sich um. Der Mann zuckte zusammen, als sie es fest gegen seinen Hals drückte und das Blut aus seinen Wangen wich. „Du verschwindest sofort aus meinem Labor. LOS!“ Ihre Augen funkelten vor Zorn und der Forscher schritt vorsichtig rückwärts, die Hände zur Abwehr gehoben und die nervösen Augen auf das Skalpell gerichtet. Hastig verließ er den Raum und die Tür fiel knallend ins Schloss zurück. Es war still geworden. Schweigend hatten die anderen Männer das Geschehen beobachtet, alle Augen waren auf sie gerichtet. „Hört gefälligst auf zu gaffen und macht weiter!“, fauchte sie wütend und wandte sie scheinbar unberührt ihrer Akte zu. Als sie den Kugelschreiber zwischen die Finger nahm, zitterte ihre Hand. Shiho strich sich fahrig über die Stirn, versuchte sich krampfhaft wieder unter Kontrolle zu bringen. Dieses Schwein, dachte sie erbost. Die junge Frau war mehr als erleichtert, als sie an diesem Tag die Arbeit im Labor für beendet erklärte und sich zu ihrem Spind begab. Seufzend öffnete sie die Tür und griff nach ihrem Mantel. „Ich habe gehört, was passiert ist.“ Innerlich stöhnte Shiho laut auf. „Im gesamten Gebäude herrscht Rauchverbot.“, erwiderte sie kühl und griff nach seiner Zigarette. Amüsiert hob Gin den Arm und drückte den Stummel selbst an der Wand aus. „Ich wusste nicht, das du dich in der Position befindest, Leute zu feuern. Warum hast du ihn rausgeschmissen, Sherry?“ Erstaunt hob sie die Augenbrauen. „Das weißt du nicht? Er hat mich ... belästigt und ich brauche keine perversen Arschlöcher in meinem Labor, sondern arbeitsfähige Forscher. Es war mein gutes Recht, ihn raus zu schmeißen!“, erwiderte sie gereizt. „Inwiefern hat er dich belästigt?“ Sie sah seine ernste Miene, scheinbar wollte er sich nicht über sie lustig machen. Aber mit ihm über diese Situation zu sprechen, war Shiho aus unerklärlichen Gründen unangenehm. „Er hat mich angefasst, mir an den Hintern gegrabscht und ...“ Das Mädchen errötete. Dachte Gin in diesem Moment an ihren Hintern? Die Situation war ihr plötzlich verdammt peinlich. Sie sollte nicht mit ihm darüber sprechen, sie kannte diesen Mann doch kaum. Shiho glaubte fest daran, sein breites Grinsen zu sehen, sobald sie hochblickte. Doch stattdessen waren seine unergründlichen Augen nachdenklich auf sie gerichtet. Und ganz plötzlich raste ihr Herz wie verrückt. „Das war sehr stillos von ihm.“, erwiderte er und lächelte dann. Sie hielt dem Atem an, als Gin sie gegen den Spind drückte und sein Gesicht ihr ganz nah kam. Ihren Blick konnte sie nicht von seinen Augen lösen. „Kleine Sherry ... ist dir bewusst, dass du alle Männer in deiner Umgebung verrückt machst?“ Mit seinem Finger strich er ihr eine rotblonde Strähne aus dem Gesicht und berührte dabei wie zufällig ihre Wange. Shiho erschauderte. Da war wieder dieses Gefühl. Sie spürte diese Hilflosigkeit und fühlte sich ihm ausgeliefert. Aber in ihrem Inneren brannte es. Ihr Herz sprang fast aus der Brust. Sie fühlte plötzlich dieses Verlangen, sie wollte unbedingt eine weitere Berührung von ihm auf ihrer Haut spüren. Das Mädchen erschauderte erneut, als sie seinen Atem an ihrem Schlüsselbein spürte. Wie schaffte er das nur? Wie schaffte es Gin, sie dermaßen aus der Fassung zu bringen und sie so zu überfallen!? Shiho war so wütend, so unglaublich sauer. Aber sie konnte sich nicht wehren. Leise seufzte sie aus, als sie seine Finger zwischen ihren Schenkeln fühlte. Als Gin langsam den Reißverschluss am Rücken ihres Kleides öffnete, schloss sie die Augen und ließ ihn gewähren. Sie stieg aus dem Taxi und zog ihren Mantel fester um den Körper. Ihre Schuhe knirschten leise auf dem Schnee, welcher sich in den letzten Stunden auf die Straßen gelegt hatte. Mit raschen Schritten überquerte Shiho die Straße und ging die Treppen zu ihrem Apartment rauf. Leise fluchend kramte sie in ihrer Tasche, weil sie in der Dunkelheit ihren Schlüssel nicht sofort fand. Nachdem sie wochenlang nur an diesem Gift geforscht und fast jedem Tag im Labor verbracht hatte, war sie an diesem Abend mit ihrer großen Schwester ausgegangen. Akemi war auf der Geburtstagsfeier ihrer Mitstudentin eingeladen und beschloss spontan, ihre kleine Schwester mitzunehmen. Sie war sehr froh über diese Abwechslung gewesen. Gin hingegen war dagegen gewesen. Nein, er war nicht nur dagegen gewesen. Er hatte ihr sogar verboten, mit ihrer Schwester auszugehen. Shiho verstand seine Beweggründe nicht. War er eifersüchtig? Sie hatten gestritten, bis sie sich dann in ihrem Schlafzimmer einschloss. Als Shiho nach einer halben Stunde die Tür öffnete, war Gin aus der Wohnung verschwunden und sie nutzte die Chance. Shiho schloss die Tür hinter sich zu und legte die Tasche auf der Kommode ab. Es war spät geworden, sie war müde und wollte nur noch ins Bett. Dann bemerkte sie erschrocken, dass im Wohnzimmer Licht brannte. Sie trat an den Türrahmen und sah Gin auf dem Sofa sitzen. Sie schluckte, als er sein Glas auf dem Tisch abstellte und aufstand. „Sherry ...“ Wie angewurzelt blieb sie stehen. „Du warst sehr ungezogen.“ In seiner Stimme schwang ein bedrohlicher Unterton mit. Doch Shiho kannte dieses Spiel bereits. Und sie hasste es, wenn er mit ihr wie mit einem Kind sprach. Sie wollte sich herumdrehen, einfach gehen und hatte bereits den passenden Spruch auf den Lippen, als seine flache Hand gegen ihr Gesicht prallte und sie torkelnd an der Wand hinunter sank. Desorientiert bemerkte sie etwas Nasses an ihrem Mund als sie sich über die aufgeplatzte Lippe strich, glänzte hellrotes Blut an ihrem Handrücken. Wankend zog sie sich am Schrank hoch, doch Gin presste sie mit seiner Hand an ihrem Hals gegen die Wand. Röchelnd versuchte sich Shiho aus dem Griff zu befreien, doch er hielt sie mühelos fest und ihre Füße zappelten über dem Boden. „Ist es das, was du willst, Sherry?“ „Fick dich ...“, wimmernd sie atemlos und die nächste Ohrfeige ließ nicht lange auf sich warten. Halb besinnungslos lag sie auf dem Boden, als er sie hochzog und sie seine Hand an ihrem Dekolleté spürte. Plötzlich hörte sie Stoff reißen. „Dieses Kleid steht dir nicht ...“, hörte Shiho ihn fast liebevoll flüstern. Doch sein Griff war fest und sie schrie leise auf, als er sie grob anfasste. Zwar konnte sie ihre Augen kaum noch aufhalten, doch ihr einziger Gedanke galt dem zerrissenen Kleid. Ihre Schwester hatte es ihr für diesen Abend geliehen. Nun konnte sie es wegwerfen. Was sollte sie ihr erzählen? Ein Fleck, der nicht mehr rausging ... ? Er drückte ihre Beine auseinander, hob ihr Becken an und presste das Mädchen gegen die Wand. Sie brachte keine Energie mehr auf, um irgendwas zu tun. Sie klammerte sich an Gin fest, ließ ihn einfach machen und wusste genau, danach würde er sie in Ruhe lassen und sie durfte schlafen. Anfangs war es anders gewesen. Da war er noch sanfter und geduldiger. Das Mädchen fand schnell Gefallen an dem, was sie taten und machte sich zunächst keine Gedanken, wenn einmal nur Gin sein Vergnügen fand. Doch inzwischen galt diese Behandlung des öfteren als Strafe, wenn sie es gewagt hatte, ihm ihre Meinung ins Gesicht zu sagen oder nicht das tat, was er wollte. Als Gin fertig war und von ihr abließ, konnte sie sich vor Schmerzen kaum bewegen. Mühsam schleppte sie sich ins Badezimmer. Während dieser Prozedur war ihr dermaßen schlecht geworden, dass sie sich würgend über der Schüssel übergab. Sie zog sich zitternd am Waschbecken hoch und blickte ihr Spiegelbild an. Fast hätte Shiho sich vor Ekel ein weiteres Mal übergeben. Fröstelnd und sank das Mädchen auf die kalten Fliesen. Würde es jemals aufhören? Die junge Frau unterdrückte ein Schaudern, als sie seine Anwesenheit hinter sich spürte. „Was ist das, Sherry?“ Mit klopfendem Herzen wandte sie sich auf dem Sofa um und sah, dass ihre Befürchtung wahr geworden war. Er hatte ihn gefunden ... im Müll? Mit eiskalten Augen blickte Gin auf sie hinunter. „Willst du mich eigentlich verarschen!?“ Er warf ihr den positiven Schwangerschaftstest vor die Füße und in ihr stieg trotz der Angst eine unbeschreibliche Wut auf. Es war ja schließlich nicht ihre Schuld, wenn er sich ständig und voller Ungeduld, das nahm was er wollte. Ihr war klar, dass so was passieren musste. Aber diesen Gedanken hatte sie immer verdrängt. Nachdem sie jedoch zum zweiten Mal ihre Periode nicht bekam, hatte sie am Morgen diesen Test gemacht. Bei dem Ergebnis hatte sie geweint und an ihre Schwester gedacht. Wie sollte sie Akemi diese Schwangerschaft erklären? Schwanger von einem Mann, den sie nicht liebte und für den sie nicht mehr als eine kleine Puppe war. Und sie hatte es immer zugelassen, hatte sie nie dagegen gewehrt. Und das Schlimmste: Akemi wusste bisher absolut nichts über diese quälende Beziehung. Obwohl sie nun in der gleichen Stadt lebten, sahen sich die Schwestern nur selten. Die kostbare, gemeinsame Zeit mit ihrer Schwester wollte sie doch genießen. In diesen Stunden wollte Shiho nicht über Gin oder die Organisation sprechen, geschweige daran denken. Sie wollte eine möglichst unbeschwerte Zeit verbringen, ein wenig Normalität verspüren. Diese Augenblicke sollten erhalten bleiben. Und daher fasste sie einen endgültigen Entschluss. Dieses Kind musste weg. Ihr eigentlicher Plan war gewesen, das Baby still und heimlich abzutreiben. Es sollte unbemerkt geschehen ... doch wie sie dies, trotz der ständigen Überwachung machen wollte, war ihr unklar geblieben. „Du glaubst doch nicht im Ernst daran, dieses Balg zu behalten!?“ Seine Stimme dröhnte in ihren Augen und für einen kurzen Moment verspürte sie das Bedürfnis, sich die Hände an ihre Ohren zu pressen. „Ich hatte es nicht vor ...“, erwiderte sie stattdessen kalt. „Gut! Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet, Sherry.“ Sie sah ihm hinterher, wie er das Wohnzimmer verließ. Insgeheim war sie für das stille Einverständnis dankbar. Als Gin zurück kehrte, trug er seinen langen, schwarzen Mantel. „Wohin gehst du?“, fragte sie überrascht. „Ich bin in einer Stunde zurück.“, antwortete er nur. Ohne ein weiteres Wort verließ er die Wohnung und Shiho blickte seufzend auf ihren Bauch hinunter. Bisher war von diesem Kind noch nichts zu sehen, dass sie in sich trug. Es war das Beste, wenn es so schnell wie möglich verschwand. Dann konnte sie sich auch endlich wieder auf ihre Arbeit konzentrieren. Es war noch soviel zu tun ... Als Gin zurück kehrte, legte er eine kleine Schachtel auf den Tisch. „Da sind vier Tabletten drin. Du wirst die drei kleinen Pillen jetzt nehmen und die Andere übermorgen, vergiss sie nicht!“ Stirnrunzelnd nahm sie die Tabletten aus der Schachtel. Die Verpackung verriet absolut nichts über die Wirkstoffe. „Was ist das, Gin?“ „Danach ist es weg.“, antwortete er knapp. „So ist es am einfachsten und du wirst schnell wieder arbeiten können.“ Wütend haute sie mit der Faust auf den Tisch und erhob sich. „Du kannst nicht von mir erwarten, dass ich einfach irgendwas zu mir nehme! Ich will wissen, was das für ein Zeug ist!“ Regungslos blickte er sie an, verzog wie immer keine einzige Miene. „Du nimmst diese Tabletten, Sherry. Du bist für drei Tage von der Arbeit befreit, keinen Tag mehr.“ Er ging, ließ sie vor Wut bebend zurück. Es war egal, was Shiho wollte. Gin interessierte es nicht, er verschwendete keinen Gedanken daran und die Organisation erst Recht nicht. Wichtig war, dass die Wissenschaftlerin sich in der Lage befand, an ihrem Projekt zu arbeiten. Dagegen konnte sie sich nicht wehren, sie war völlig machtlos. Shiho wollte dieses Kind nicht. Aber sie hatte zumindest gehofft, selbst entscheiden zu können, wann und wie sie es wegmachen wollte. Doch auch dieses Recht nahm man ihr. Sie war schließlich nur ein Werkzeug, dass seinen Dienst zu erfüllen hatte und wenn es das nicht tat, wurde es entsorgt. Shiho nahm die drei Tabletten in ihre Hand und ging in die Küche. Für eine winzige Sekunde hegte sie den Gedanken, diese Dinger im Abfluss zu versenken. Stattdessen füllte sie ein Glas mit Wasser und nahm die Tabletten ein. Die junge Frau hatte ein ungutes Gefühl. Am nächsten Morgen erwachte Shiho mit einer leichten Übelkeit. Als sie aus dem Bett stieg, erfasste sie ein Schwindelanfall. Wankend lief sie in die Küche, um Kaffee zu kochen. Sie fühlte sich so ausgelaugt, dass sie sich auf das Sofa fallen ließ. Was waren das nur für Tabletten? Sie wollte doch nur genau wissen, wie sie wirkten. Was geschah gerade mit ihr, mit ihrem Körper ... und diesem Kind? Starb es in diesem Moment? Oder war es schon längst tot? Bei diesem Gedanken begann sie zu würgen und schaffte es gerade noch rechtzeitig zur Toilette. Hinterher blieb sie keuchend auf dem Boden liegen, lehnte ihr erhitztes Gesicht an die kalten Fliesen. Sie war so erschöpft. Wie lange würde es noch dauern, bis es vorbei war ... ? Stunden später erwachte die junge Frau. Sie wusste nicht, wie spät es war oder wie lange sie auf dem Badezimmerboden gelegen hatte. Mit schmerzenden Gliedern erhob sie sich und trat ins Wohnzimmer. Es war bereits später Abend. Sie hatte etliche Stunden geschlafen. Oder war sie bewusstlos gewesen? Den ganzen Tag über hatte Shiho nichts zu sich genommen und sie fühlte sich schwach und zittrig. Aber ihr war auch übel und sie hatte Angst, sich weiter zu übergeben. Erschöpft ließ sie sich auf ihrem Bett nieder. Worauf hatte sie sich nur eingelassen? Sie wusste nicht, ob diese Symptome normal waren und sie konnte nicht einschätzen, wann die Behandlung falsch lief. Das machte ihr Angst. Sie überlegte, Gin anzurufen und ihn ein weiteres Mal nach den genauen Wirkungen zu fragen. Doch Shiho konnte und wollte ihn einfach nicht um Hilfe bitten. Sie musste das alleine durchstehen. Am kommenden Tag musste sie die letzte Tablette zu sich nehmen. Zögernd nahm Shiho die Pille zwischen ihre Finger. Danach würde es hoffentlich ganz schnell vorbei sein! Dann würde das Kind weg sein. Doch sie war noch für den heutigen und den morgigen Tag beurlaubt ... würde sich die Abtreibung noch so lange hinziehen? Sie fühlte sich doch gerade etwas besser. Doch im Laufe des Tages verschlechterte sich ihr Zustand. Es war schrecklich. Ständig erfasste sie ein heftiger Würgereiz. Shiho hatte nicht damit gerechnet, dass es so übel werden würde. Ihr war unglaublich heiß und irgendwann war sie nass geschwitzt Und dieses Ziehen im Unterleib ... Sie beschloss, sich in der Wanne abzuduschen und entkleidete sich im Badezimmer. Das Mädchen erschrak, als sie Blut in ihrem Slip sah. Es war allerdings nicht sehr viel und sie stieg vorsichtig in die Wanne. Mit geschlossenen Augen genoss sie das warme Wasser auf ihrer Haut. Diese Wärme tat so gut und nahm ihr gleich die Übelkeit. Nach all den Stunden ging es Shiho ein wenig besser ... bis sie ein weiteres, heftiges Ziehen in ihrem Unterleib verspürte und sie sogleich das Gefühl hatte, das etwas sie verließ. Irritiert öffnete sie die Augen und sah an sich herab. An ihren Beinen lief tiefrotes Blut herunter, der ganze Wannenboden hatte sich bereits verfärbt. In einem Schwindelanfall ließ sie die Brause fallen, rutschte am Wannenrand hinunter und starrte entsetzt auf das, was zwischen ihren Schenkeln hervorkam. Sie sah der inzwischen rotbraunen, schmierigen Brühe nach, wie sie Richtung Abfluss lief. Schluchzend zog Shiho die Knie an. Sie war 16. Sie verlor gerade ihr Kind und war dabei ganz allein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)