A Wish For Something More von abgemeldet (Albus & Alice) ================================================================================ Kapitel 1: A Wish For Something More ------------------------------------ „Hey, Schönheit!“ Albus Severus Potter liess sich auf die Armlehne von Alice Longbottoms Sessel sinken. „Was läuft?“ Die Angesprochene sah von ihrem Aufsatz für Geschichte der Zauberei hoch und lächelte ihren Gryffindor-Kollegen an. „Nicht viel. Hausaufgaben, wie immer. Bei dir?“ Albus seufzte tief und lehnte sich gegen seine beste Freundin. „Nun ja, immer Probleme mit den Frauen.“ Er lächelte schelmisch. Diesmal war es an Alice, zu seufzen. „Wer ist es diesmal?“ „Ach, niemand Besonderes...“ „Nun spuck’s schon aus!“ Alice knuffte Albus freundschaftlich in die Seite. Er schwieg und fuhr sich durch sein wie immer unordentliches Haar. Eine Eigenschaft, die er von seinem Vater geerbt hatte. Dann seufzte er noch einmal tief, denn er sah ein, dass er Alice nichts verheimlichen konnte. „Dominique.“ „Was?“ Alice glaubte, sich verhört zu haben. „Das ist nicht dein Ernst, oder?“ Albus starrte verlegen zu Boden. „Was ist denn daran jetzt so schlimm?“ „Naja, sie ist immerhin deine Cousine! Und du siehst doch, wie sie immer mit den Männern spielt! Willst du dich auch von ihr benutzen lassen?“ Alice musste erst mal Luft holen. Sie war fassungslos. „Jetzt mach aber mal halblang! Wer sagt denn, dass nicht ich sie benutzen will?“ „Und du hast das Gefühl, dass das besser ist? Ist das alles was man mit Frauen machen kann? Sie benutzen?“ Albus war jetzt noch verlegener. „Naja, nein, aber ich meine...du kennst mich doch...“ Er wollte sich noch einmal versöhnlich an sie lehnen, denn er verstand nicht, wieso sie plötzlich so einen Aufstand machte. Alice war indes aufgesprungen und sah ihn zornfunkelnd an. „Nein, Albus Severus Potter, ich kenne dich nicht! Oder besser gesagt nicht mehr . Ich erkenne die Person, die aus dir geworden ist nicht mehr wieder. Und weißt du was? Das will ich auch gar nicht! Du bist echt das Letzte!“ Mit diesen Worten wirbelte sie herum und marschierte auf die Treppe zu, die zum Mädchenschlafsaal führte. Albus war zu perplex, um sie zurückzuhalten. Im Schlafsaal angekommen knallte Alice die Tür zu, liess sich dagegen sinken und vergrub das Gesicht in den Händen. Dieser Streit war eigentlich unvermeidlich gewesen und doch hatte es ihr unbegreiflich wehgetan, ihm all das and den Kopf zu werfen. Sie schluchzte und ärgerte sich über sich selbst. Sie hatte ihre Gefühle einfach nicht mehr zurückhalten können. Denn es liess sich einfach nicht leugnen, egal wie sehr sie es auch versuchte: sie war in Albus Potter verliebt. Und dass schon eine ganze Weile. Sie konnte sich an den Tag, sogar an die ungefähre Uhrzeit erinnern als sich zwischen ihnen alles verkompliziert hatte. Es war vor ziemlich genau einem Jahr gewesen, am 17. Dezember, circa halb vier nachmittags. Albus und sie hatten einen Spaziergang auf dem verschneiten Schulgelände gemacht und sich gut amüsiert. Sie kannten sich schon ewig und waren eigentlich immer sehr gut befreundet gewesen. Durch Rose waren sie irgendwie zusammen gewachsen. Rose war die beste Freundin von beiden, doch wegen ihrem aufbrausenden Gemüt lagen Albus und sie sich auch ziemlich oft in den Haaren, was dazu geführt hatte, dass der Potter immer häufiger die Gesellschaft von Alice gesucht hatte. Seine ganzen Freundinnen waren ihm wohl schon Drama genug. Rose nahm ihm das wohl kaum übel, denn seit sie sich unaufhaltbar und unkontrollierbar in Scorpius Malfoy verliebt hatte, war ihr Leben sicher nicht langweiliger geworden, im Gegenteil. Und sie sahen sich ja nach wie vor. Nur war die Beziehung von Alice und Albus eben viel vertrauter geworden... Aber um auf den 17. Dezember zurückzukommen: sie waren etwa eine halbe Stunde unterwegs gewesen, als Albus Alice plötzlich an der Hüfte packte und sie ein verdächtiges Funkeln in seinen Augen wahrnehmen konnte. Für einen kurzen, verrückten Moment hatte sie gedacht, er würde sie gleich küssen und ihr Herzschlag hatte sich dramatisch beschleunigt. Doch er hatte sie umgedreht und Kopf voran in einen grossen Schneehaufen gedrückt. Spuckend und schimpfend hatte sie sich aufgerappelt und ihn angestarrt. Er lachte so sehr, dass ihm die Seiten zu schmerzen schienen. Und in diesem Moment war Alice Longbottom klar geworden, dass sie wollte, dass er sie küsste. Sie wollte es mehr als alles andere. Im selben Moment wusste sie jedoch auch, dass es falsch war. Ihre unglückliche Schwärmerei war genau das: zum Scheitern verurteilt. Sie wandte sich ab, mit dieser Einsicht hielt auch der Schmerz Einzug. Albus hatte sich mittlerweile wieder beruhigt und legte besorgt den Arm um sie, was ihr einen Schauer über den Rücken jagte. „Alles in Ordnung? Sorry, hab ich dir wehgetan?“ Alice fasste sich sofort wieder und lächelte ihn an. „Nein natürlich nicht. Wie könntest du auch?“ Alice realisierte erst jetzt, dass der ganze Prozess weniger als eine Minute gedauert hatte. In weniger als einer Minute hatte sie sich ihre Liebe eingestanden und sich gleich auch auf ein gebrochenes Herz eingestellt. Eigentlich beeindruckend , dachte sie bitter. Sie hatte nach diesem Tag versucht, ihn möglichst unauffällig auf Abstand zu halten, doch sie hatte kläglich versagt. Jedes Mal, wenn er breit lächelnd auf sie zukam, hatte ihr Herz einen glücklichen Hüpfer gemacht und sie hatte sich mal wieder seine Frauengeschichten angehört. Sie ignorierte, dass es ihr einen Stich gab, der mit jedem Mal schmerzhafter wurde. Sie konnte sich nicht von ihm distanzieren. Dazu liebte sie ihn zu sehr. Deswegen war ihr Wutanfall auch unangebracht gewesen, denn er wusste ja nichts von ihren Gefühlen, wie sollte er auch. Alice war eine überaus rationale Person. Deswegen stand sie auch auf, ging ins Bad, wusch sich so gut es eben ging die Tränen ab und machte sich auf den Weg nach unten. Sie hatte kein Recht, ihn mit ihren verdrehten Gefühlen zu belasten. Es reichte schon, dass sie ihr selbst das Leben schwer machten. Albus raufte sich die Haare. Dass er sie dadurch noch unordentlicher machte, störte ihn nicht. Den Frauen schien es jedenfalls zu gefallen. Er war schon immer äusserst beliebt beim weiblichen Geschlecht gewesen. Er sah gut aus, war intelligent, sportlich - -und sich alldem natürlich vollauf bewusst. Er hatte seine offensichtlichen Vorzüge schon immer für sich einzusetzen gewusst. Und genau das war es: es war schon immer so gewesen. Wieso war Alice nur auf einmal so ausgerastet? Er konnte es sich beim besten Willen nicht erklären. Er hatte ihr immer alles erzählen können, sie war immer für ihn da gewesen, hatte ihm zugehört, ihn beraten – Alice war das einzig Konstante in seinem Leben. Seine Affären waren gleichsam aufregend und anstrengend. Ruhe fand er bei Alice und gelegentlich auch bei seiner Lieblingscousine Rose Weasley. Genau deswegen durfte er Alice nicht verlieren. Entschlossen erhob er sich. Es war ihm herzlich egal, dass er in den Mädchenschlafsälen nichts zu suchen hatte, er würde jetzt diese Treppe empor steigen und an die Tür poltern, bis sie ihm öffnete und ihm erzählte, was mit ihr los war. Er wollte sie nicht traurig sehen. Gerade als er bei der Treppe ankam, kam Alice herunter. Sie sahen sich eine Weile an, dann streckte er die Arme aus und sie umarmten sich. „Alice. Tut mir Leid wegen vorhin. Hab ich dir irgendwie wehgetan?“, murmelte er in ihr Haar. Alice brauchte alle ihre Willenskraft, um nicht wieder anzufangen zu weinen, doch Albus schien nichts zu bemerken. „Nein“, antwortete sie und brachte sogar ein schwaches Lächeln zustande „wie könntest du.“ „Jetzt erzähl mir mal genau, wieso du mit Dominique anbändelst. Zufall?“ Alice lächelte tapfer. „Nein. Ich kenne sie schon ewig, aber mir ist erst gestern wirklich aufgefallen, wie schön sie ist. Irgendetwas an ihr hat mich einfach in seinen Bann gezogen.“ Das nennt sich Veela-Charme , dachte Alice, sagte jedoch bloss „Aha.“ „Wir haben zusammen getanzt und da ist irgendetwas passiert. Es hat sich plötzlich gut angefühlt, entspannter als sonst.“ Sein Blick war schwärmerisch. Nach einer Weile räusperte er sich: „Weißt du, ich will jetzt sicher nichts zerreden, aber vielleicht ist sie es. Vielleicht, wenn sie mich ranlässt, dann könnte unsere Beziehung sogar halten. Wir kennen uns schliesslich schon ewig, wie gesagt...“ Er brach ab und lächelte verlegen. Alice konnte sich nicht entscheiden, ob sie hingerissen oder wütend sein sollte. Sie wollte ihn umarmen, denn seine Sehnsucht nach einer tieferen Beziehung als er sie bisher gehabt hatte war einfach nur ehrlich und süss, auf der anderen Seite wollte sie ihn schütteln und ihn fragen, wieso er ihr gegenüber nie solche Gefühle entwickelt hatte. Was stimmte mit ihr nicht? „Und was hast du jetzt vor?“ Alice hätte sich ohrfeigen können. Sie wollte nicht noch mehr über Albus’ Verliebtheit hören und doch fragte sie weiter. Masochismus, dein Name ist Alice Longbottom. „Nächsten Samstag ist nach dem Spiel Party, egal ob wir nun gewinnen oder nicht. Naja, eigentlich ist es zwar klar, wir gewinnen eh, es ist ja nur Ravenclaw.“ Er grinste schlemisch und Alice verdrehte gespielt genervt die Augen. Sein Selbstbewusstsein war schon unglaublich. „Jedenfalls werde ich dann irgendwie versuchen, an sie ranzukommen. Ich weiss, sie hat enorm viele Verehrer, aber vielleicht habe ich ja trotzdem eine Chance, was meinst du?“ „Wenn sie dich nicht erhört ist sie eine absolute Vollidiotin. Aber mach dir keine Sorgen. Du weißt, du kannst jede haben. Sie wird keine Ausnahme sein, wenn du dich erst richtig um sie bemühst, glaub mir.“ „Meinst du wirklich?“ Jetzt musste Alice wirklich lächeln. Manchmal war Albus sosehr von sich selbst überzeugt, dass es an üble Arroganz grenzte und dann war er wieder so unsicher, dass er sie an einen tapsigen Welpen erinnerte. „Natürlich! Albus, wenn jemand die Mädchen rumkriegt, dann du.“ „Das klingt jetzt positiver als vorher. Das beruhigt mich.“ „Es ist eine Art Gabe, da gibt es nichts zu leugnen.“ Sie legte ihm die Hand auf den Arm. Er grinste. „Alice, du bist einfach die Beste! Meine Konstante. Mein Schutzengel. Ich liebe dich, ehrlich!“ „Ich liebe dich auch.“, murmelte Alice, jedoch ungehört von Albus, der sie am Arm in Richtung grosse Halle zog. In der grossen Halle war wie immer die Hölle los und Alice beeilte sich mit essen, denn sie wollte sich eigentlich in die Bibliothek verziehen, wo sie ihre Ruhe hatte. Auf dem Weg dorthin begegnete sie Rose und Scorpius, Hand in Hand. „Hey, Alice. Du machst ein Gesicht wie sieben Tage Regenwetter! Was ist denn los?“ Alice seufzte. „Ach, nichts. Nichts anderes als sonst jedenfalls.“ Nur, dass Albus es auf einmal mit einem Mädchen ernst zu meinen scheint. Und dieses Mädchen bin nicht ich. „Komm schon, erzähl’s mir!“ „Ein anderes Mal.“ Doch jetzt war Rose’ Beschützerinstinkt geweckt worden. „Scorpius, hau ab. Ich will jetzt mit Alice reden.“, wandte sie sich an ihren Freund. „Und jetzt schickst du mich einfach weg? So geht das aber nicht, Weasley!“, erwiderte er augenzwinkernd. „Bitte. Und ich heisse Rose.“ Sie küsste ihn und schloss glücklich die Augen. Scorpius legte seine Arme um sie und sie vergassen für einen Augenblick die Welt um sich herum. Alice beobachtete ihre beste Freundin und spürte ein wenig Eifersucht. Sie kam sich überflüssig vor. Als sich die zwei Verliebten wieder voneinander gelöst hatten, zog Scorpius ab und Rose hakte sich bei Alice unter. „So. Jetzt erzähl mal. Hat es etwas damit zu tun, dass Albus Dominique an der Party gestern so hemmungslos angeschmachtet hat?“ Damit hatte Alice nicht gerechnet. „Was?“ Rose lächelte wissend. „Also nur weil ich jetzt einen Freund habe, heisst das noch lange nicht, dass ich nicht mehr bemerke, was um mich herum passiert. Ich sehe doch, wie du ihn ansiehst.“ Alice öffnete den Mund, doch Rose liess sie gar nicht zu Wort kommen. „Keine Angst, er hat keine Ahnung. Manchmal besitzt unser Casanova nicht den Durchblick, den er gerne hätte. Manchmal ist er bemerkenswert kurzsichtig.“ „Stimmt!“ Alice kicherte, wurde jedoch sofort wieder ernst. „Denkst du, Dominique wird sich auf ihn einlassen, ich meine ernsthaft? Oder wird sie nur mit ihm spielen und ihm das Herz brechen?“ Rose überlegte lange. „Schwierig zu sagen. Ich weiss nicht. Ich hoffe nicht, aber sie ist halt schon ein Vamp. Vielleicht verliebt sie sich ja auch in ihn und...“ „...dann wäre er glücklich.“ „Aber du nicht.“ „Um mich geht es nicht. Sosehr ich es mir auch wünsche, aber um mich geht es nicht.“ „Du solltest es ihm sagen.“ „Nein.“, sagte Alice entschieden. „Das hilft weder ihm noch mir. Ich werde weiter lächeln und stark sein, irgendwann wird der Schmerz abklingen, da bin ich mir sicher.“ Rose seufzte. „Du bist echt unglaublich. Ob unglaublich stark oder einfach nur unglaublich dumm weiss ich nicht.“ Sie legte den Arm um Alice. „Ich hoffe du weißt, dass ich immer für dich da bin.“ „Das weiss ich. Es ist trotzdem etwas Besonderes, eine so tolle Freundin wie dich zu haben.“, antwortete Alice dankbar. Sie hatte doch tatsächlich für einen kurzen Moment vergessen gehabt, wieso Rose Weasley ihre beste Freundin war. Albus wollte sich gerade erheben und nach Alice, Rose oder sonst wem suchen, als er plötzlich erstarrte. Dominique winkte ihm vom Slytherin-Tisch her zu und schenkte ihm ihr bezaubernstes Lächeln. Mechanisch setzte er sich in Bewegung und steuerte ihren Sitzplatz an. Als er ankam lächelte sie ihn wiederum an, doch sie schien es nicht als Einladung gemeint zu haben. Albus überlegte fieberhaft, denn irgendetwas musste er sagen. Wäre er nicht so nervös gewesen, hätte ihn die geradezu absurde Situation wohl zum Lachen gebracht: Albus Severus Potter, verzweifelt auf der Suche nach den richtigen Worten. Plötzlich hatte er doch eine Eingebung: „Wenn ich am Samstag den Schnatz fange, gehst du dann mit mir zur Party?“ Er versuchte lässig zu klingen und sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen. Innerlich tobte in ihm ein Sturm. Dominique lächelte ihn erneut an, unmöglich zu sagen ob überrascht oder triumphierend. „Klar.“ „Dann werde ich den Schnatz nur für dich fangen!“ Es gelang ihm sogar, sein verführerisches Lächeln aufzusetzen, das eigentlich immer funktionierte. Dominique kicherte und Albus spürte, dass die Zeit für einen coolen Abgang gekommen war. Er drehte sich ohne ein weiteres Wort um und verliess die grosse Halle. Es kam ihm vor, als würde er auf Wolken gehen und musste es sich verkneifen, bei jedem zweiten Schritt zu hüpfen. Er konnte es kaum erwarten, Alice von seinem Erfolg zu erzählen. Sie würde sich sicher für ihn freuen. Mit einer plötzlichen Welle der Zuneigung dachte er an seine Freundin und nahm sich fest vor, auch wenn die Sache mit Dominique funktionierte, sie niemals zu vernachlässigen. Das Spiel zu gewinnen würde einfach sein. Reine Routine. Und danach musste er einfach seinen Charme spielen lassen und Dominique würde ihm, wie unzählige Mädchen vor ihr, hoffnungslos verfallen. Zufrieden fuhr er sich durch das dunkle Haar. Seine Nervosität war wie weggeblasen. Er war sich einer Sache noch nie so sicher gewesen. ... Die nächste Woche begann für Alice Longbottom mit einer Überraschung: Lysander Scamander fragte sie nach einem Date. Sie war so erstaunt, dass sie ihn eine Weile einfach nur anstarrte, bevor sie merkte, dass sie ihm wohl eine Antwort schuldig war. „Ähm...wieso nicht? An was hast du denn gedacht? Hogsmeade?“ „Naja...“, er schien genauso verlegen zu sein wie sie „ich dachte eigentlich eher an Samstagabend. Nach dem Spiel. Hoffentlich werde ich auch Grund zum Feiern haben.“ Der Ravenclaw sah sie hoffnungsvoll an. „Klar.“, antwortete Alice zögerlich. Sie ging eigentlich nie auf Partys und besonders auf diese hatte sie keine Lust, denn sie konnte darauf verzichten, Albus und Dominique beim Turteln zu beobachten. Nein Danke! Doch sie brachte es nicht übers Herz, Lysander zu enttäuschen, schliesslich war er ein netter Kerl und konnte sie vielleicht sogar ein wenig ablenken. „Toll! Also, wir gehen natürlich auf jeden Fall, egal ob wir nun gewinnen oder verlieren. Es wäre allerdings schon schön, den Pokal zu gewinnen, es ist immerhin mein letztes Jahr als Kapitän...“ In diesem Moment wurden sie von Alice’ Vater unterbrochen, der mit dem Kräuterkunde-Unterricht beginnen wollte und sich vernehmlich räusperte. Lysander schreckte auf und beeilte sich, an seinen Platz zurückzukommen, kurz bevor sich Albus neben Alice niederliess. „Was wollte denn Scamander von dir?“ „Er hat mich zur Party am Samstagabend eingeladen.“ Ungläubig starrte Albus sie an. „Echt?“ „Was ist daran so schwer zu glauben?“, erwiderte Alice pikiert. „Nichts, nichts...aber du feuerst mich beim Spiel doch hoffentlich trotzdem an, oder?“ „Natürlich. Das mache ich doch immer!“ Sie klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken. „Gut. Freut mich.“ Doch an diesem Tag fiel es Albus tatsächlich noch schwerer, sich auf Kräuterkunde zu konzentrieren, welches sowieso bei weitem nicht sein Lieblingsfach war. Es störte ihn, dass sich Alice ausgerechnet mit dem Kapitän der gegnerischen Mannschaft verabreden musste. Bei jedem anderen wäre es ihm zwar genauso wenig recht gewesen, doch diese Entwicklung behagte ihm gar nicht. Wenn Alice einen Freund hätte, würde sie sicher nicht mehr so viel Zeit mit ihm verbringen und ihn beraten können. Er schalt sich für seinen Egoismus und blickte zu seiner Banknachbarin. Vorbildlich wie immer brütete sie über einem Text in ihrem Kräuterkunde-Lehrmittel und Albus fragte sich nicht zum ersten Mal wie sie es schaffte, diese Konzentration aufzubringen. Er hatte sie immer irgendwie bewundert. Klar, er war ein guter Schüler, doch er könnte herausragend sein, wenn er nur ein wenig mehr Ehrgeiz in die Schule stecken würde. Doch er hatte meistens andere Sachen im Kopf, namentlich Frauen und Quidditch. Plötzlich sah Alice von ihrem Buch auf und er wandte ertappt den Blick von ihr ab. „Ist was?“ „Nein, ich dachte nur gerade, dass es doch schön ist, dass wir tatsächlich mal beide auf einer Party sind.“ „Allerdings wirst du mit Dominique beschäftigt sein.“ „Oh ja, stimmt. Aber trotzdem. Es ist cool, dass du kommst.“ Nur Lysander müsstest du nicht unbedingt mitbringen. Leicht belustigt wandte Alice sich wieder ihrer Lektüre zu, denn Neville hatte ihnen schon mehr als einen mahnenden Blick zugeworfen. Albus versuchte ebenfalls, sich auf den Text zu konzentrieren, doch seine Gedanken schweiften wieder zu Lysander und Alice ab. Jetzt würde es ihm noch mehr Spass machen, Ravenclaw zu demütigen, dachte er selbstzufrieden. Das würde Lysanders Übermut garantiert einen Dämpfer versetzen und Alice würde mit ihm auf die nächste Party gehen. Allerdings war da ja auch noch Dominique, die er im Moment scheinbar mehr als alles andere wollte. Er nahm sich vor erstmal die Sache mit seiner reizenden Cousine klarzumachen und sich dann der Sache mit Scamander und Alice zuwenden. Das schien ihm ein vernünftiger Plan. ... Am Samstagmorgen war Albus kein bisschen nervös. Er trug seinen roten Umhang und hatte seinen Besen geschultert als er an Alice und Rose vorbei in Richtung Spielfeld lief. „Viel Glück, Albus!“, rief Rose ihrem Cousin zu „Aber versprich mir bitte, sie nicht allzu sehr zu deklassieren. Schliesslich soll sich ja auch Alice heute Abend amüsieren.“ Nicht, wenn ich es verhindern kann , dachte Albus, rief jedoch: „Ich sehe, was ich tun kann!“ „Ich hoffe ja, dass Albus und sein Team nicht wirklich Hackfleisch aus den armen Ravenclaws machen.“, seufzte Alice, als sie und Rose sich auf der Gryffindortribüne niederliessen. „Also darauf kannst du wetten. Feingefühl war eben noch nie seine Stärke.“ Rose warf Alice einen viel sagenden Blick zu. „Ich weiss.“ Das Spiel war rasant und es bestand zu keinem Augenblick die Frage, wer das überlegene Team war. Albus jagte von Spielfeldrand zu Spielfeldrand und brüllte seinem Team Anweisungen zu, immer aufmerksam, dass er auch ja den Schnatz nicht verpasste. Es grämte ihn ein wenig, dass nicht er es war, der den Quaffel in den von dem sichtlich überforderten Lysander gehüteten Torringen versenkte, aber er konnte damit umgehen. Er guckte oft in Richtung Alice und Rose, seltener zu Dominique, er konnte ihre Gesichter ohnehin nicht erkennen. Er fühlte eine immense Genugtuung und konnte es kaum erwarten, nach dem Spiel mit Alice zu reden. Sie würde sicher begeistert sein, denn die von ihm trainierte Mannschaft lieferte ihr wohl bestes Spiel ab. Vielleicht liess sich die Sache mit Dominique ja verschieben, denn Alice würde nach dem heutigen Tag sicher keinen Blick für Lysander mehr übrig haben. Seine Gedanken wurden jäh unterbrochen, als Bletchley, der Sucher der Ravenclaws in die Tiefe stürzte. Für einen kurzen Moment spürte Albus Panik in sich hoch kochen, doch Bletchley wurde kaum eine Sekunde später von einem gut platzierten Klatscher getroffen und ausgeknockt, geschlagen von der unvergleichlichen Isabelle Mortimer. Albus rief ihr einen Dank zu, bevor er sich in die Richtung stürzte, die Bletchley vorhin geflogen war. Er sah ein goldenes Funkeln und schnappte sich den kleinen geflügelten Ball, der nahe dem Boden entlang flog. Er sprang vom Besen und streckte die Hand mit dem Schnatz triumphierend in die Luft. Geschafft! „Damit steht Gryffindor endgültig als Gewinner fest. Einen klareren Sieger hat es noch selten gegeben. Das Endergebnis lautet 300 zu 40 für das Team von Albus Severus Potter!“, rief die Stadionsprecherin in ihr magisches Megafon und Albus warf einen Blick zu den Ravenclaws, die soeben gelandet waren. Mit Genugtuung registrierte er, wie niedergeschlagen Lysander aussah. Er selbst liess sich von seinem Team feiern und liess sich von ihnen in Richtung Umkleide treiben. Er beeilte sich mit Duschen und rannte in Richtung Schloss, auf der Suche nach Alice. Als er sie und Rose schliesslich erblickte, baute er sich freudestrahlend vor ihr auf. „Wir haben gewonnen!“ Die beiden sahen ihn an. „Ich weiss. Wir waren auch da.“, erwiderte Alice schliesslich kühl. Albus fühlte sich leicht verunsichert. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ Alice hob die Augenbrauen. „Nein, eigentlich nicht. Ich freue mich, dass wir gewonnen haben und du hast toll gespielt, aber du hättest sie nicht so demütigen müssen. Eure überhebliche Spielweise war schon ein wenig daneben. Komm Rose, ich will jetzt etwas essen.“ Mit diesen Worten liefen die beiden Mädchen an ihm vorbei und er blieb verdutzt und auch etwas verletzt zurück. Bevor er sich jedoch weitere Gedanken machen konnte, packte ihn jemand von hinten und sagte: „Gut gemacht, Albus! Du hast dir heute Abend definitiv eine Belohnung verdient.“ Dominique lächelte verführerisch, als sie an ihm vorbei auf die grosse Halle zuging. Albus verstand nicht wirklich was gerade vor sich ging. Alles, was er wusste war, dass Alice von seiner Leistung nicht wirklich beeindruckt gewesen war. Sie hielt ihn für überheblich. Diese Gedanken verletzten ihn, denn ihre Meinung war ihm wichtiger als jede andere. Seine gute Laune verflüchtigte sich sofort und er freute sich kein bisschen mehr auf die Party, Dominiques Versprechen zum Trotz. Wütend stapfte er in Richtung Gryffindor-Gemeinschaftsraum. Er musste sich jetzt erst mal hinlegen und seine Gedanken ordnen. Als Alice in Richtung Ravenclaw-Gemeinschaftsraum ging, wo sie sich mit Lysander treffen wollte, war sie immer noch wütend auf Albus. Sie wusste, dass er ein wirklich guter Spieler und Trainer war und Gryffindor das Spiel vermutlich ohnehin gewonnen hätte, doch die Spielweise des Teams hatte sie wirklich widerlich gefunden. Es war ihr beinahe so vorgekommen, als ob es Albus’ Primärziel gewesen, die Gegner fertigzumachen. Das wäre selbst für Albus ein starkes Stück, denn so war er sonst nicht. Doch in letzter Zeit zweifelte sie daran, ob sie ihn überhaupt kannte und sich nicht all die Jahre etwas vorgemacht hatte. Lysander tat ihr richtig leid und sie nahm sich vor, ihn ein wenig aufzumuntern. Wie weit sie dafür gehen würde, wusste sie nicht. Er erwartete sie schon und sie umarmte ihn zur Begrüssung, was ihn zu überraschen schien. „Hallo.“ Sein Gesicht nahm ein leichtes Rot an, was Alice irgendwie richtig niedlich fand. Albus errötete so gut wie nie. Lysander sah immer noch ziemlich niedergeschlagen aus, doch er sah schon etwas besser aus als unmittelbar nach dem Spiel. „Wollen wir?“, fragte er. „Klar. Wo ist die Party?“ „Im Gemeinschaftsraum der Slytherins.“ Alice hakte sich bei ihm unter und sie setzten sich in Richtung der Kerker in Bewegung. ... Dominique Weasley wusste, wann ein Kampf verloren war. Generell gefiel es ihr zwar nicht, auf der Verliererseite zu stehen, doch Albus wäre für sie eh nur ein kleines Häppchen für Zwischendurch gewesen, also verletzte es sie nicht wirklich, dass er den ganzen Abend zu Alice Longbottom hinüberstarrte, die sich angeregt mit einem der Scamanders, sie glaubte, dass es sich um Lysander handelte, unterhielt. Ein wenig genervt war sie allerdings schon, denn sie konnte sich schon eine angenehmere Beschäftigung vorstellen als ignoriert zu werden. Ausserdem sah Thomas Westwick heute Abend echt zum Anbeissen aus... „Hey, Potter!“ Sie schnippste ihre Finger vor seiner Nase und holte ihn so aus seiner Blickstarre. Er schreckte auf. „Was denn?“, erwiderte er gereizt. „Wann gibst du endlich zu, dass du total in die kleine Longbottom verknallt bist und Scamander da drüben am liebsten eine reinhauen würdest?“ Er starrte sie an. „Was?“ „Ach komm! Es ist doch offensichtlich. Du starrst schon den ganzen Abend zu ihnen herüber. Ich mag dich, echt, aber ich hab keine Lust, meinen Abend mit jemandem zu verbringen, der lieber jemand anderen küssen würde. Bye und du solltest es ihr echt sagen. Eifersucht steht dir nämlich nicht.“ Mit diesen Worten verschwand sie in der Menge und liess den perplexen Potter zurück. Er starrte noch eine Weile in die Richtung, in die Dominique soeben verschwunden war, doch in seinem Hirn hatte es Klick gemacht. Alles macht nun plötzlich Sinn. Er war in Alice verliebt. Er hatte sie wohl schon immer geliebt, doch es hatte einen Scamander gebraucht um das zu erkennen. Er fuhr sich durch sein Haar und hätte am liebsten laut losgelacht: jetzt war alles klar! Er wollte mit Alice zusammen sein und mit niemandem sonst. Entschlossen wollte er dahin gehen, wo Alice und Lysander eben noch gewesen waren, denn jetzt da er seine wahren Gefühle endlich erkannt hatte, wollte er keine Zeit mehr verlieren. Doch die zwei waren verschwunden. Albus fühlte sich, als ob ihm jemand einen Faustschlag verpasst hätte. Er drängte sich an den Leuten vorbei zum Ausgang, um Alice zu suchen. Er hetzte durch die verlassenen Gänge des Schlosses und verfluchte sich selbst. Wieso, wieso nur hatte er es nicht schon vorher gemerkt? Was, wenn sie sich jetzt in Lysander verliebt hatte? Was, wenn sie ihn nach seinem Verhalten heute nicht einmal mehr als Freund haben wollte? Er entschied sich, es ihr trotzdem zu sagen. Er immerhin ein Gryffindor und es lag ihm nicht, über so etwas Wichtiges zu schweigen. Doch er fand weder Lysander noch Alice. Nach einer Weile entschied er sich, im Gemeinschaftsraum auf Alice’ Rückkehr zu warten, doch als er im Gang mit dem Porträt der fetten Dame ankam, stand plötzlich Lysander vor ihm, allein. „Wo ist Alice?“, fragte er ihn ein wenig ausser Atem. „Im Gemeinschaftsraum.“ Albus wollte am liebsten sofort zu ihr rennen, doch er hatte noch etwas zu erledigen. „Hey Scamander. Sorry wegen heute Mittag. Ich hab mich total unsportlich verhalten, ich hab dir nach dem Spiel noch nicht mal die Hand gegeben.“ Peinlich berührt sah er zu Boden. Es wurde ihm erst jetzt bewusst, wie blöd er sich benommen hatte. „Schon gut.“, erwiderte Lysander ruhig. „Seid...ihr jetzt zusammen oder so?“ Albus hatte es sich nicht verkneifen können, zu fragen. Lysander lächelte traurig. „Nein. Und das wird glaub ich auch nichts.“ „Tut mir leid, Mann.“ Albus versuchte sich nicht anmerken zu lassen, wie sehr er sich über diese Antwort freute, denn Lysander sah sehr niedergeschlagen aus. Er klopfte ihm unbeholfen auf die Schulter, bevor an ihm vorbei zum Porträt rannte. Der Gemeinschaftsraum war bis auf ein paar jüngere Schüler völlig verlassen, nur Alice sass in einem Sessel und sah ins Kaminfeuer, völlig in Gedanken versunken. Sie erschrak, als sie Albus erblickte. „Albus, was...?“ „Ich liebe dich!“ „Was?“ „Ich sagte, dass ich dich liebe. Dich, Alice Longbottom. Meine Konstante! Mein Schutzengel! Und ich weiss, dass du meine Gefühle vermutlich nicht erwiderst, besonders nicht nach dem heutigen Spiel. Aber ich musste dir das jetzt einfach sagen.“ Alice starrte ihn an. Wie konnte ein einzelner Mensch nur so blind sein? Sie verkniff sich ein Grinsen, als sie ihn so dastehen sah, offensichtlich erleichtert und doch verunsichert. Schliesslich erhob sie sich. „Albus Potter, du Vollidiot. Wärst du nicht so kurzsichtig hättest du schon lange gemerkt, dass ich schon seit einer Ewigkeit total hoffnungslos in dich verliebt bin, du Volltrottel. Es war doch offensichtlich...“ Doch weiter kam sie nicht, denn Albus hatte sie in seine Arme gezogen und verschloss ihre Lippen mit seinen. Sie erwiderte den Kuss und schlang ihre Arme um ihn. Als sie den Kuss nach einer Weile unterbrachen, murmelte Alice leise: „Aber versprich mir, dass du nie wieder so ein arrogantes Arschloch wie heute sein wirst.“ „Alles, Alice, ich verspreche dir alles was du willst.“, erwiderte er ebenso leise und zog sie noch näher an sich heran. Zufrieden vergrub sie ihr Gesicht in seinem T-Shirt und sie standen eine gefühlte Ewigkeit eng umschlungen vor dem langsam erlöschenden Feuer. Nie würde Albus seine Alice gehen lassen, niemals. Ende Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)