99 Tage in Berlin von Lioness_of_Destiny ================================================================================ Kapitel 1: ----------- 99 Tage in Berlin 1.Kapitel: Die Höhle des Löwen (Alexa) Manchmal gibt es Momente im Leben wo man(oder Frau) sich am Liebsten verkriechen würde. Wie ein Maulwurf und erst dann wieder herauskommen, wenn ich das Gefühl habe, dass es in der Welt nur schöne Dinge gibt. Ja, aber ich bin nun mal kein Maulwurf. Ich bin einfach nur Alexa, das war ich mein ganzes Leben lang schon. Ich war nie „die Schöne“ oder „ Die Zicke“ und schon gar nicht „die Spezielle“, ich war einfach immer nur durchschnittlich, einfach Alexa. Oft habe ich das Gefühl das ich überflüssig bin, ich war immer außenstehend. Unwichtig. Nervig. Hyperaktiv. Letzteres ist mir sogar von einem Arzt bestätigt worden, damals war ich 5 Jahre alt. Also lernte ich früh das Schlagzeug spielen um mein Hyperaktivitätssyndrom in den griff zu kriegen, und es half. Da war die Welt noch in Ordnung, alles war aufregend und die Leute um mich herum sparten nicht mit Komplimenten: „Mein Gott, die ist aber süüüüß, und dieses niedliche Lachen.“ Ja das war die Welt ohne all die nervigen Verpflichtungen. Meine Eltern haben immer auf mich eingeredet, setzten mich unter Druck. Ich habe ihre Worte noch genau im Kopf: „Warum bist du so faul, es geht doch hier um deine Zukunft!“, oder, „Wir möchten von dir ein ordentliches Abi-Zeugnis sehen.“ Und ich gehorchte, machte ein ordentliches Abi-Zeugnis und fing an mit meinem Traumberuf: Reporterin bei der erfolgreichsten Kieler Frauenzeitschrift, Pride. Und genau dieser Traumjob wird mir heute gekündigt werden, nur weil ich vergessen habe irgendeinen Politiker zu interviewen, den sowieso niemand kennt, außer meiner Chefin. Und genau heute, einen Tag nachdem mir dieses Missgeschick passiert ist, wurde ich von Luca in die Höhle des Löwen gerufen, das Büro der Chefin. So und nun sitz’ ich eingeschlossen auf der Toilette und heule mir die Augen aus. Schon wieder. Im Moment bin ich eigentlich ständig am heulen und das nur wegen diesem Arsch! Wie kann der Kerl mich denn einfach verlassen? Einfach so?! Sagt mir ins Gesicht, das er keine Lust mehr hat, eiskalt! Dabei war er doch ganz anders als alle anderen und jetzt irgendwie doch genau so wie diese Typen, die nicht einmal drei Tage lang ohne Sex aushalten. Aber er war doch immer so lieb zu mir, wie er mir über die Wange strich und mich liebevoll „mein kleines Sensibelchen“ nannte, wenn ich mal wieder wegen nichts anfing zu heulen und mich in seinen Armen wiederfand. Ach Mensch, und jetzt hatte ich mir doch fest vorgenommen nicht wegen ihm zu flennen sondern zur Abwechslung mal wegen etwas vernünftigen - meinem Job! Langsam versuchte ich mich zu beruhigen und Zählte die kleinen Vierecke im Lüftungsschacht. 1,2,3,4,5,6,7,8,9,10 vielleicht ist das alles ja nur ein harmloses missverständniss, 11,12,13,14,15,16,17,18 ach was mach ich mir denn vor 19,20,21,22,23,24,25,26 wichtig ist das ich mit Würde und Stolz diesen Laden aus Computern und frisch gedrucktem Papier verlasse. ,28,29,30,31,32…ach egal. Ich wischte mir mit meinem Ärmel übers Gesicht und atmete noch einmal ganz tief ein, ehe ich die Tür wieder aufschloss. Langsam Schlürfte ich zum Waschbecken, den Kopf gesenkt. Ok, Alexa jetzt wirst du dich im Spiegel betrachten, mach dich auf was gefasst. Und ich hob den Kopf und sah etwas Zerzaustes mit vollkommen gerötetem Gesicht – ich. Schnell richtete ich meine aschblonden Haare und Spülte mir mein Gesicht zweimal mit Wasser ab um die Verlaufene Schminke abzukriegen. Dann schminkte ich mich noch einmal. Und am ende sah ich doch ziemlich annehmbar aus. Also drückte ich die Türklinke herunter und marschierte den rustikalen Gang entlang. Genau fünf Kollegen kamen an mir vorbei und wir grüßten uns. Ich ging schnell weiter, schließlich wollte ich nicht erklären müssen warum ich mich auf den Weg zu meinem Untergang machte. Vor der Tür des Büros blieb ich stehen in genau zwei Minuten sollte ich kommen und ich nutzte die letzten 120 Sekunden um mich zu sammeln ehe ich leicht mit der Faust zweimal gegen die gelbliche Tür klopfte. (2.Abschnitt Miriza) „Miriza, die Chefin möchte dich sehen! In 15 Minuten.“, das war Luca, einer der hohen Tiere in unserer Abteilung. 25 Jahre alt und er war zugegeben ziemlich gutaussehend, aber leider verheiratet (was sich ja auch demnächst ändern könnte…). Auf jeden Fall achtete ich eher darauf ihn mit meinem Schlafzimmerblick anzusehen als ihm zu zuhören. Also beugte ich mich etwas vor und fragte nur: „Was hast du gesagt? Ich war in Gedanken grad’ ganz woanders…“ Er gab ein entnervtes seufzen von sich und wiederholte was er gesagt hatte. „Zur Chefin?! Oh mein Gott, Oh mein Gott, Oh mein Gott, Oh mein Gott! Endlich wird meine harte Arbeit sich bezahlt machen!“ Das hatte ich ja schließlich auch verdient – ich, als erfolgreichste und schönste Modereporterin überhaupt. Ja, warum sollte ich bescheiden sein, wenn das doch die Wahrheit ist, hier laufen im Prinzip doch nur Freaks, Mauerblümchen und verheiratete Kerle herum. Aber so richtig auf meinem Niveau war in meinem Leben eigentlich noch niemand selbst in meiner Kindheit in Kroatien, zugegeben ich hatte nicht immer die besten Noten. Aber was sind Noten gegen Charisma und Schönheit? In der heutigen Welt achtet doch eigentlich niemand aufs innere sondern nur auf die Verpackung! Nicht, das meine inneren Werte nicht ganz so vorteilhaft wären wie meine äußeren! Immerhin kann ich großartig Gitarre spielen! Während ich einen Freudentanz machte, verschwand Luca auf leisen Pfoten, was ich erst bemerkte als die Tür ins Schloss fiel. Ich schaltete auf meinem Computer die Spiegelfunktion ein und richtete meine schwarzen Locken (eigentlich sind meine Haare aalglatt, aber dank der Erfindung des Lockenstabes…) und stellte fest dass ich heute sehr gut aussah, perfekt für den Tag der Beförderung – den Tag meiner Karriere vielleicht machte die Chefin mich zur Chefreporterin der Modeartikel in Pride. Ist das nicht wundervoll?! Ich weis noch genau wie es war als meine Eltern zu mir sagten: „Mach das zu deinem Beruf was du am besten kannst, aber bitte geh’ nicht in ein Bordell!“ Auf diese Idee wäre ich doch niemals gekommen! Als ich ihnen dann sagte, dass ich bei der Zeitung arbeitete freute meine Mutter sich wahnsinnig. Und nun machte ich mich auf den Weg in meine Gehaltserhöhung, einige nannten es „Die Höhle des Löwen“ dabei war die Chefin doch überhaupt nicht gemein ich fand schon immer Gefallen an ihr! Währen ich den Gang durchquerte hoffte ich insgeheim das wenigstens 6 Kerle mach mir umgedreht hatten. Ich stellte es mir vor wie sie von mir träumten, aber zu schüchtern waren mich anzusprechen. Leise fing ich an zu kichern – und da passierte es! Kaum hatte ich einen Moment lang den Kopf gesenkt, knallte ich mit einem lauten –RUMMS- gegen die große, weiße Säule im Hauptflur. Ich hörte wie ca. 25 Menschen versuchten ein Lachen zu unterdrückten. Schnell rannte ich das Letzte stück zur Tür und drückte die kalte Klinke herunter. Ich mochte es ja im Mittelpunkt zu stehen, aber nicht so! (3.Abschnitt Abeba) Ich weiß nicht immer genau warum alle immer Zettelchen schreiben wollen, ehrlich schon mal was von Telefon oder mündlicher Überlieferung gehört? Dauernd krieg’ ich irgendwelche Zettel lieblos auf meinen Schreibtisch gelegt auf denen drauf steht was ich heute noch alles (unbezahlt!) machen muss. Nichts desto trotz las ich mir den Zettel durch: „ Hi Abeba, die Chefin möchte dich um 14:30 Uhr im Büro sehen – frag mich nicht warum! Luca“ WAS? DIE CHEFIN? Was will die denn jetzt von mir und warum schickt sie ihr dämliches Helferlein Luca immer vor? Kann sie nicht mal ihren Hintern selbst bewegen?! Ok, ich sollte unbedingt mal was gegen meine aufbrausende Art unternehmen. Aber so war ich ja schon immer. Automatisch wanderten meine Gedanken nach Hause in das lustige Dorf, 3 km von Adiss entfernt. Meine Eltern und meine kleine Schwester die dort wie ich sie Jeden Morgen mit einem Klavierstück von Mozart oder Bach weckte oder von eigenen Kompositionen. Wie ich sie vermisse! Seit drei Jahren bin ich hier und ich liebe Deutschland, aber das hier ist noch nicht zu meinem Zuhause geworden. Besonders, nachdem was in den ersten paar Monaten hier los war! Unwillkürlich schossen die Worte durch meinen Kopf. Neger! Geh’ wieder dahin zurück wo du hingehörst! Wasch dir doch mal die Farbe vom Gesicht! Aber das waren nur Worte nichts gegen das was sie GETAN hatten. Ich erinnre mich noch gut wie ein drei Typen mir die Klinge eines Messers an den Hals hielten ehe ein paar 40Jährige Männer und Frauen (die wahrscheinlich von irgendeiner Veranstaltung wiederkamen) sich uns näherten und diese Saftsäcke einen Abflug machten. Das nennt man wohl Glück im Unglück… Aber dieser Horror ist jetzt endlich vorbei, eigentlich sollte ich meinen Job mehr zu schätzen wissen, es macht mir spaß die „Specials“ für Pride zu schreiben, und die Bezahlung ist auch nicht schlecht. Nur…was zum Teufel will die Chefin von mir, hab ich in letzter Zeit irgend etwas falsch gemacht oder irgendetwas vergessen (das passiert mir, außer in meinem Job, nämlich des öfteren). Na gut, dann mach ich mich mal auf den Weg. Noch ein letztes Mal lies ich mich in meinen Sessel zurückfallen und fuhr mir mit den Fingern durch meine Rastalocken, ehe ich den Gang entlang bis zum Büro der Chefin schlürfte. Also dann, mal sehen was die zu sagen hat. Kurz bevor ich die Klinke runterdrücken wollte, kam mir Betty entgegen. Eine echte Schnatterente aus meiner Abteilung. „Willst du da etwa auch hinein?“, ihre Augen glänzten ja schon regelrecht. „Wieso auch?“, ok, jetzt hatte sie mich neugierig gemacht. „ Weil ein Sportliches Mädchen und eine Supertussi sich schon auf den Weg hierher gemacht hatten, stell dir vor. Die Zicke aus der Modeabteilung ist eben gegen eine Säule geknallt! Du hast echt was verpasst!“, automatisch musste ich bei dieser Vorstellung lachen, das hätte ich wirklich nur zu gern gesehen! Ich verabschiedete mich von Betty und überlegte wie ich es schaffen sollte keinen Lachanfall zu bekommen wenn ich das besagte Modepüppchen mit einer Beule im Büro der Chefin vorfand. (4. Abschnitt Cat) Das Telefon klingelte in diesem nervigen Büro-Ton(dideldüm dideldüm düüp…) Meine Güte, kann man nicht mal in der Mittagspause zu Mittag essen? Zugegeben, mein Mittagessen bestand aus einem Donut und einem Milchkaffe, aber trotzdem! „Hallo?“, sagte ich entnervt. „Ähm…bist du Karina?“, eine unbekannte stimme die auch noch meinen echten Namen kannte! „Für dich bin ich Cat, klar? Was willst du?“, es ist vielleicht schon etwas zickig, aber wer mich in meiner Mittagspause stört hat echt nichts besseres verdient! „Ich will überhaupt nichts - aber die Chefin, du sollst in ihr Büro kommen, sofort!“ Was? Sofort?! Das kann er vergessen. Ich legte achtlos auf, wer mich Karina nannte und von mir dann noch irgendwelche Vorderungen hat, wird zur Hölle geschickt! Und das meine total ernst! Gut, ich kann ihn nicht wirklich zur Hölle befördern, aber ich könnte es mit meiner Voodoo Puppe ausprobieren… Diese Puppe habe ich seit 10Jahren, damals hat mein Gothic Wahn angefangen und so sitze ich mit 23 in der Redaktion einer Frauenzeitschrift, mit Schwarz gefärbten Haar und leichenweißen Make-up. Und ich liebe es! Meine Mama fand das immer etwas merkwürdig, mehr aber auch nicht, sie erlaubte es mir. Ich komme eigentlich aus Chile, das heißt dort bin ich geboren. Ich weiß, dass man einen Südamerikanischen Gothic in Deutschland nicht gerade oft sieht, aber um ehrlich zu sein, macht mich das eigentlich ganz stolz. Die einzigen die mein Gothic Dasein gestört hatte waren die Lehrer, obwohl ich immer Klassenbeste war! Ich hatte Zahlreiche Gespräche mit Lehrern, die versucht haben mich um zubiegen! Vor allem meine Musiklehrerin, sie war von meiner Stimme immer total begeistert und wollte aus mir ein braves Mädchen machen. Nun ja, ein Glück ist das vorbei! Und jetzt bin ich Redakteurin für alles was Männer angeht. Ja, wirklich! Ich schreibe viele Kolumnen, zum Beispiel: „So findest du deinen Traumtypen, Was Männer wirklich wollen, Wie erklär ich ihm das ich schwanger bin?“ Es macht mir unglaublichen spaß obwohl ich von MÄNNERN eigentlich überhaupt nichts will… Ok, vielleicht sollte ich wirklich in die Höhle des Löwen gehen immerhin wird die alte Schreckschraube schon ihre Gründe haben ausgerechnet mich sprechen zu wollen. Und so kam ich im Büro an und wurde mit einem weniger freundlichem: „Hast du’s jetzt auch schon geschafft?!“ begrüßt. Mein Blick viel auf drei Frauen: Die eine sah ziemlich…langweilig aus, die andere wie die Oberzicke überhaupt und die dritte wie eine Typische Afrikanerin. Ok Ich bin wahrscheinlich die letzte, das ist…peinlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)