How to save a life von Sahm ================================================================================ Kapitel 17: Die Perfektion -------------------------- Ich nehme mal an, das Folgende habt ihr nicht erwartet. Viel Spaaaaaaß dabei :) http://www.myvideo.de/watch/5008533/Madsen_Die_Perfektion „Du bist perfekt. Makellos. Du bist besser als gut.“ Kapitel 17 Er hatte nicht gehen wollen. Noch nicht. Er hatte bei Rouven bleiben und ihm mit Rhia helfen wollen. Aber es ging nicht. Er konnte es nicht. War nicht stark genug dafür. Er wusste, dass er ihm hätte beistehen sollen. Aber ein Teil von ihm sagte sich auch, dass Rouven das alleine lösen musste. Es war seine Schwester, zwar Benes Beziehung, aber Rouvens Blutverwandte. Außerdem… hatte er eine andere Mission zu erledigen. Eric. Das, was abgelaufen war, ging einfach nicht. Es war nicht richtig von Eric gewesen, sich so zu verhalten. Und er hatte es zu klären. Er, Benedikt, hatte mit Eric zu reden. Da war etwas noch Neueres aufgetaucht. Die ernüchternde Wahrheit von Rhias Wutausbruch hatte Bene aufgewühlt. Er hatte ihr niemals so sehr wehtun wollen. Niemals. Natürlich hatte er gewusst, dass es schlimm werden würde – aber so schlimm? Das hatte er nicht erwartet. Und es hatte auch ihm wehgetan. Er kannte Rhia schon so lange, war seit zwei Jahren ihr Ein und Alles… gewesen. Jetzt wohl nicht mehr. Ob Rouven mit ihr geredet hatte? Schwer vorzustellen. Er mochte zwar ihr Bruder sein, aber mit Rhia zu reden, wenn sie so drauf war, war schlichtweg unmöglich. Oder unterschätzte er Rouven da einfach? Er wusste doch auch, wie er war. Rouven konnte alles erreichen, wenn er nur wollte… So hart das jetzt auch klingen mochte: Das war Nebensache. Im Moment war einfach alles egal. Denn Bene stand vor der Tür des Heims, in dem Eric wohnte, und öffnete die Tür. Seine Hände zitterten so sehr, dass er Mühe hatte, die Tür wieder normal zu schließen. Dreimal rutschte ihm der Türgriff aus der Hand, bis er es endlich geschafft hatte. Seufzend wischte er sich den Schweiß von der Stirn, der sich auf dem Weg zum Heim gebildet hatte – und erstarrte. „Schwuchtel haben hier keinen Zutritt, das solltest du doch wissen. Du weißt schon – Wir müssen draußen bleiben und so.“ Bene spürte sein Herz bis zum Hals hinauf klopfen. Dennoch: „Schön, dann kann ich ja rein, nicht?“ Mutig machte er einen Schritt nach vorne und Eric sprang von der unnützen Kommode in der Eingangshalle runter, auf der er bis eben noch gesessen hatte. „Was willst du hier, Wagner?“ Bene schluckte. „Ich geh jetzt einfach mal in dein Zimmer und setze mich auf dein Bett, wie sonst auch immer. Du kannst es selbst entscheiden, ob du mitkommst oder nicht.“ Schwungvoll drehte sich Bene um und lief den Gang hinunter. Fünf Minuten später stand Eric im Zimmer und musterte Bene mit verschränkten Armen und abweisendem Blick. „Jetzt darf ich hier mein Bett neu beziehen oder wie?“ „Ach komm, das ist doch lächerlich, wie du dich verhältst. Bist du nur sauer, weil ich’s dir nicht gesagt habe?“ „Nein, ich find das einfach nur widerlich. Das, was du da tust, ist abartig und ekelhaft. Das macht man nicht.“ „Ach ja, das kann man ja so gut steuern. Im Übrigen glaub ich, du bist wirklich einfach nur wütend auf mich.“ „Wieso denn bitte, hm? Ich finde es einfach zum Kotzen und fertig. Könntest du jetzt bitte von hier verschwinden?“ „Nein. Sag mir, weshalb du es zum Kotzen findest, und dann gehe ich.“ „Was brauchst du denn noch für Gründe, Mann? Du bist abartig und wenn du nicht gehst, geh ich.“ „Wieso sagst du immer nur, ich wäre abartig? Fällt dir da nichts Besseres ein?“ „Natürlich tut es das, aber ich find einfach nicht, dass du mehr verdient hast.“ „Ach so, okay. Und das findest du nicht lächerlich, oder wie?“ „Nein, wieso sollte ich? Der Einzige, der hier lächerlich ist, bist du.“ „Wieso das denn?“ „Einfach, weil du eine dreckige, ekelhafte Schwuchtel bist und auf meinem Bett sitzt.“ „Oder eher, weil ich doch tatsächlich hergekommen bin, um mit dir zu reden? Das hat dir so sehr die Sprache verschlagen, dass du nicht mehr wirklich weißt, was du sagen sollst.“ Bene sprang vom Bett auf und stieß seinen Zeigefinger in Erics Brust. „Du hörst dir jetzt an, was ich zu sagen habe. Du redest dich hier jetzt nicht raus und beleidigst mich auch nicht mehr von wegen, was ich doch für eine Schwuchtel wäre. Ich hab dir was zu sagen und du hörst mir jetzt zu.“ Eric lachte trocken auf. „Verschwinde“, krächzte er dann, „hau einfach ab, ich will’s nicht hören.“ Für Eric vollkommen überraschend stieß Bene ihn auf einmal gegen die Wand und presste ihn an diese, hielt ihn mit festem Griff fest. „Jetzt rede ich“, sagte er mit verführerischer Stimme und sah, dass Eric schluckte. Fies lächelnd strich Bene ihm durch die Haare und presste seine Beine gegen Erics. „Du verachtest meine Sexualität nicht, oh nein, ganz im Gegenteil. Vielleicht willst du ja selbst etwas verstecken, ich weiß es nicht. Du redest nicht über solche Dinge und das akzeptiere ich.“ Langsam bewegte er eine Hand an Erics Körper herunter und spürte ihn erschauern. „Aber eins sag ich dir jetzt: Ich bin wahnsinnig verliebt in Rouven und er empfindet genau dasselbe. Für mich ist er die Perfektion schlechthin. Ich kann ihm nicht widerstehen und will das auch gar nicht. Es ist mir vollkommen…“, seine Hand fuhr langsam unter Erics T-Shirt, auf dessen Armen sich die Härchen aufstellen, „…gleichgültig, ob du mich jetzt widerlich findest oder nicht, ich will einfach, dass du mich und vor allem Rouven in Ruhe lässt. Wir könnten glücklich sein, oh ja, und genau deshalb funkst du mir nicht mehr dazwischen. Ich weiß nicht, warum wir beste Freunde waren, denn wahre beste Freunde halten doch immer zusammen, oder nicht?“ Lächelnd fuhr er mit der anderen Hand über Erics Arm, ganz sanft, klemmte ihn mit den Füßen fest. „Mael zumindest hat’s getan, aber du nicht, was mir zeigt, dass du mir im Grunde genommen egal sein kannst.“ Er schob eine Hand unter Erics Kinn und hob es hoch, sah ihm direkt in die Augen. „Ich weiß nicht, ob ich das wirklich einhalten kann, immerhin haben wir schon viel zusammen durchgemacht, nicht? Eigentlich komisch, dass du dich dann so verhältst.“ Eric machte noch einen letzten halbherzigen Versuch, sich aus Benes Griff zu befreien, doch der hatte ihn festgenagelt. Eigentlich komisch, er wusste nicht mal, dass er so was konnte. Und er hoffte, dass Eric nicht bemerkte, wie panikartig sein Herz raste. „Du kannst dir nicht vorstellen, wie sehr mich das angekotzt hat vor der Disco. Ja, ich hab sogar geheult danach. Aber dann hatte ich einige Zeit zum Nachdenken, weißt du? Ich hab darüber nachgedacht, warum du Homosexualität so verabscheust und bin zu keinem Schluss gekommen, Eric. Ja, ich glaub sogar eher, das sollte ich auf andere Weise herausfinden.“ Und auf einmal landeten seine Lippen auf Erics. Es dauerte nicht lang, aber Bene hatte eine Gewissheit. Ja, er wusste jetzt sogar wirklich mehr als vorher. Erstens wusste er, dass Eric mit Gewissheit ein kleines Geheimnis hatte und zweitens, dass er gut küssen konnte. „Verdammt, du Wichser!“ Endlich fand Eric die Kraft, Benedikt wegzustoßen. „Du widerliches Arschloch, bist du eigentlich noch ganz frisch im Kopf?“ Bene zwinkerte. „Und ob ich das bin. Ich weiß jetzt nämlich, dass ich recht hatte. Du solltest dich nicht so verhalten, wie du’s gerade tust, weil du keinen Grund dazu hast. Wenn du das eingesehen hast, solltest du dich umgehend mal bei dir melden. Und bild dir bloß nichts auf das eben ein, das hat nämlich nichts zu bedeuten.“ Und genialer Abgang. Langsam kam er sich vor wie Rouven. „Ich würd ja sagen, du hast es gut gemacht, aber ich muss gestehen, dass mich da schon was zwickt…“ Seine Stimme klang warm und weich und gar nicht mehr gestresst. Was wohl geschehen war? „Hm?“ „Wieso musstest du ihn küssen? Hätt’s nicht gereicht, ihn ein wenig scharf zu machen?“ Bene lachte. „Du bist eifersüchtig? Wir sind noch nicht mal wirklich zusammen und du bist eifersüchtig?“ Rouven schwieg kurz. Oh. Hatte… Bene etwas Falsches gesagt? „Sind wir… nicht?“ „Ähm…“ Was sollte er sagen? In seinen Augen… waren sie es eigentlich, aber er hatte es nicht sagen wollen, konnte es nicht sagen. „Ich dachte, eigentlich schon. Ich hab gerade fünf Stunden lang mit meiner Schwester darüber diskutiert, warum zur Hölle ich mit dir geschlafen habe und wieso ich ihr das antun musste.“ „Ich… weiß nicht, was… willst du denn?“ Rouven lachte wieder leicht. „Ich will dich, Benedikt Wagner, einfach nur dich und das weißt du auch.“ Bene spielte mit einem Kugelschreiber auf seinem Schreibtisch herum. Lächelte. Fühlte dieses Prickeln im Magen. „Ja. Das weiß ich. Ich… liebe dich.“ Es kam noch stockend, ungewohnt. Ein wenig kratzig im Hals. Aber es war da. Rouven stieß ein überraschtes Keuchen aus. Dann: „Ich liebe dich auch. Und ich will mit dir zusammen sein. Immer und jede Sekunde lang.“ Er liebte Kitsch. „Ich will’s auch.“ Unbedingt sogar. Stille. „Sie glaubt’s mir immer noch nicht.“ „Hm?“ Abwesend malte Rouven ein paar Kringel auf ein Blatt Papier. „Rhia. Ich hab so lange mit ihr geredet, aber sie glaubt mir immer noch nicht, dass es mir leid tut.“ Seine Stimme klang nun zerknirscht und traurig und Bene seufzte. „Sie wird es dir noch glauben. Ich kenn sie doch. Sie wird’s tun, gib ihr Zeit. Immerhin hat sie mit dir geredet, nicht?“ „Ja. Immerhin das.“ „Was… habt ihr denn überhaupt genau geredet?“ Bene hatte sich vorhin nicht getraut, ihn zu fragen, hatte ihm lieber sofort alles von Eric erzählt. Rouven seufzte. „Ach, über alles Mögliche. Im Grund genommen hat sie die meiste Zeit geheult und meine Hand abgewehrt, weil ich versucht habe, sie mit einem Arm zu umarmen. Und ich glaube, mit dir will sie gar nicht mehr reden. Ich weiß nicht, ob das wirklich stimmt, aber sie hat es betont. Am Ende meinte sie, wir könnten tun, was wir wollen, solange wir es so tun, dass sie nichts davon mitbekommt.“ Er schwieg. Bene schlug die Augen nieder und malte einige Fragezeichen auf. „Hm… glaubst du, dass das gut ist? Ich mein, es klingt nicht so, als hätte sie dir irgendetwas verziehen, oder?“ „Nein, das hat sie auch nicht. Aber es ist doch ein Anfang, nicht?“ Bene blies die Wangen auf. „Keine Ahnung… können wir darüber reden, wenn wir uns wiedersehen?“ „Ja“, flüsterte Rouven so leise, dass Bene es kaum noch verstehen konnte, „ja, das tun wir.“ „Oh, hey, glaubst du, dass Eric noch kommt?“ Bene zuckte die Schultern, obwohl er wusste, dass Rouven es nicht sehen konnte. „Weiß ich nicht. Ich kenn ihn gut genug, um zu wissen, dass sein Stolz extrem verletzt ist und dass er eigentlich nicht möchte. Aber irgendwie glaub ich auch nicht, dass er das ganze Freundschaftsdings von uns einfach so wegwerfen möchte. Und… vielleicht hat’s ihn auch irgendwie fasziniert oder so?“ Rouven machte ein röchelndes Geräusch und Bene war sich nicht ganz sicher, was er damit sagen wollte. „Bene, muss das sein? Ich komm mir blöd vor, wenn du davon redest.“ Hach, Eifersucht. Er hatte ihn in der Hand. „Mhh, er küsst gut. Ganz weich und fest. Bestimmend.“ „Bene…“ „Ja, es war echt ganz gut. Ich glaub, ich hab ihn erregt, keine Ahnung, ob ich mir das nur eingebildet habe. Aber es hat ihm gefallen.“ „Benedikt…“ „Vielleicht will er ja noch mehr?“ „Benedikt, wenn du…“ „Vielleicht will ich ja sogar mehr?“ „Benedikt, wenn du jetzt noch einen Ton sagst, bring ich dich um!“ Er lachte. „Ich… liebe dich wirklich, Rouven.“ „Ich dich auch, Trottel. Ich leg jetzt auf, sie schleicht hier irgendwo rum.“ „Wir sehen uns?“ „Wir sehen uns.“ Bestimmt legte er den Hörer auf. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)