How to save a life von Sahm ================================================================================ Kapitel 6: Nothing good has happened yet ---------------------------------------- Ich liebe Mexx. Definitiv. Ihr seid die Geilsten Von euch bekommt man Kommentare. Danke dafür 333 Viel Spaß! http://www.youtube.com/watch?v=XTn8Sdt1cxc „I guess nothing good has happened yet.“ Kapitel 6 Unentschlossen drückte Rouven auf ein paar Tasten des Handys herum, das er sich kurzfristig von Rasmus geliehen hatte. Der hatte einige dutzend Alte und hatte ihm von daher eines abgegeben. Der hatte definitiv zu viel Geld, fand Rouven, aber er hütete sich, so etwas zu sagen. Immerhin hatte er wieder ein Handy und eine uralte SIM-Karte. Er wusste nicht genau, weshalb er diese Textnachricht geschrieben hatte, wirklich nicht. Eigentlich sollte er beim Arbeiten sein, aber er war einfach nicht aufgetaucht. Krankmeldung. Was hatte es auch für einen Sinn, jetzt wieder da aufzutauchen? Es lenkte ihn eh nicht vom Wesentlichen ab: Benedikt. Benedikt. Wieso zur Hölle hatte Rouven Bene fragen müssen, ob er mit ihm schlafen wollte. Wieso? Das Display wurde schwarz. Benedikt hatte nicht geantwortet. Rou wusste nicht genau, ob Bene ihm überhaupt antworten würde. Er würde es auf jeden Fall verstehen, wenn nichts zurückkommen würde, aber… er hoffte irgendwie darauf. Unschlüssig drehte Rouven das Handy in seinen Händen herum. „Komm schon, komm schon, komm schon…“ Das Display blieb schwarz. Seufzend schmiss Rouven das Handy auf seinen Nachttisch und drehte sich genervt weg, nur um sich Sekunden später gehetzt umzudrehen und wieder aufs Handy zu starren. Schwarz. „Verdammt.“ Rouven ließ sich auf den Rücken fallen und starrte frustriert an die Decke. Er brauchte… Gott, wie armselig er doch war. Er brauchte Benedikt. Das klang doch wirklich wie aus einer schlechten Seifenoper geklaut. GRSR. Guter Rouven, schlechter Rouven. Wobei der Schlechte in letzter Zeit überwog, was nicht unbedingt gut war. Oder hilfreich. Oder sonst was. Wäre das allerdings eine Serie, würde doch bestimmt ein Happy End für Rouven rausspringen, oder? Zuerst wäre alles gut, dann würde es den Bach runtergehen und in dem Moment, in dem alles vorbei zu sein schien und Rouven in den Knast sollte, würde Benedikt auftauchen und – bämm. Alles wäre anders und auf einmal perfekt und Bene und Rouven würden nach Kanada auswandern, wo sie mehr Toleranz erfahren würden. Allerdings war da noch das Problem mit Rhia. Das konnte nicht mal durch einen Traum gelöst werden. Oder eine Serie. Rouven griff sich in den Nacken und seufzte noch einmal. Das Leben war wirklich viel zu kompliziert. Und in diesem Moment vibrierte sein Handy… Sein Herz setzte aus und Rouven sprang auf. Benebenebenebene… Er griff nach seinem Handy und verfehlte es erst einmal, warf alles um das Telefon herum auf den Boden, hielt das Telefon endlich in der Hand, schaltete mit zitternden Fingern die Tastensperre aus und öffnete die Sms. Was sollte das heißen? Bin heute bei Rhia. Wenn du reden willst, dann nur, wenn sie dabei ist. Nichts über gestern. Bene. Fuck. Er hörte ihre Stimmen durch die Wand hindurch. Leises Flüstern, Gemurmel. Nichts, was Rouven verstehen könnte. Wieso mussten die auch im Wohnzimmer hocken und nicht in Rhias Zimmer? So war es doch selbstverständlich, dass Rouven in der Küche stand und versuchte, sie zu belauschen. Äh, sich ein Glas Wasser holte. Er trank mit gierigen Schlucken, stürzte das Wasser nur so hinab. Ließ es seine Kehle hinunterfließen und spürte, wie sein Kampfgeist langsam wieder erwachte. Er würde seine Ambitionen nicht einfach aufgeben, nein, nein. Betont lässig schlenderte er ins Wohnzimmer hinein, in dem Benedikt und Rhia eng umschlungen saßen und… na ja, rummachten. Igitt. Ob Bene das genoss? „Ach, hier seid ihr. Ich dachte doch, ich hätte was gehört. Na ja, eher nicht gehört. Redet ihr eigentlich überhaupt noch miteinander oder habt ihr immer ein Vorspiel auf unserer Couch?“ Das war ziemlich gut. Wie er es erwartet und gehofft hatte, fuhren sie auf der Stelle auseinander und es erinnerte ihn an eine ganz ähnliche Szene vor nicht allzu langer Zeit. Wider Willen musste er grinsen. „Boah, Rouven, was soll das schon wieder?“ Rhia hatte die Sprache als erste wiedergefunden und funkelte ihn, wie so oft, wütend an. „Habt ihr keinen anderen Platz für euer Getue? Ich meine, es sind noch so viele andere Leute im Haus und ihr habt nichts Besseres zu tun als hier zu sein? Geht doch mal raus und ins Kino, da kannst du ihm in Ruhe einen blasen, ohne dass sich jemand dran stört.“ Strike. Wie gut er doch war. Er mochte es nicht, so ein Ekel zu sein, aber es gab ihm auch ein gutes Gefühl. Irgendwie. Benes Gesicht wurde blass und er sank mal wieder in sich zusammen. Er war ja manchmal schon ein richtiger Feigling… Rhia streckte ihr Kinn heraus. „Darauf lass ich mich nicht mehr ein, Rouven. Bene, können wir gehen, das ist mir zu dumm.“ Schade. Frustriert sah Rouven zu, wie Rhia se… Bene mit nach oben zog. Nein, es war nicht sein Bene. Nicht, nicht, nicht. Rouvens Blick folgte Benedikts Hintern nach oben. Er trug relativ enge Jeans und sein Arsch kam extrem knackig heraus. Beim Gehen bewegte er seinen Hintern mit einem wundervollen Schwung und als er die Treppe hinaufging, wollte Rouven unbedingt an Rhias Stelle sein, die ihn an der Hand nach oben führte. Was sah er überhaupt in ihr als Freundin? Und wieso war er wieder zu ihr zurückgekommen? Natürlich konnte Rhia… nett sein. Und lieb. Wenn sie es wollte zumindest. Aber das war so selten der Fall, dass Rouven nicht verstand, wie man es länger als zehn Tage mit ihr aushalten konnte. Soweit er es verstanden hatte, war sie zu Benedikt nämlich auch so nett wie zu Rouven, also eine absolute Pissnelke. Gestört. Rouven streckte sich auf dem Sofa aus, das noch warm war von Rhias und Benes Körperwärme, und schaltete den Fernseher an. Irgendeine Sendung mit Asozialen kam und Rouvens Mundwinkel bogen sich nach oben. Verglichen mit denen war sein Leben unglaublich geil. Von oben hörte er keine Geräusche, was ihn einerseits erleichterte, andererseits aber auch wuschig machte. Die konnten da oben wer wusste was treiben und keiner würde es je mitbekommen. Von seinen sonstigen Geschwistern war wie immer keiner da, da die nicht so einfach ihre Arbeit schwänzen konnten, was Rouven stillschweigend und doch nicht stillschweigend freute. Im Fernsehen vögelte gerade irgendein fünfzigjähriger, unglaublich widerlicher Typ mit einer zwanzigjährigen Blondine, während seine Tochter, die nur wenig jünger war, ihn dabei überraschte. Rouven grunzte vor Freude. Was für ein Asi. Und weiter ging’s, jetzt kam auch noch die Mutter hinzu. Das war doch wirklich nicht zum Aushalten. „Verdammte Scheiße“, murmelte er. „Ich hab’s wirklich versaut.“ Benedikt hatte ihn nicht einmal angesehen. Er hatte einfach stur woanders hingestarrt und Rouven nicht einmal gemustert oder ihm ein Zeichen gegeben, dass er die Sms ernst gemeint hatte. Obwohl seine Nichtbeachtung wohl genau dieses Zeichen gewesen war… Rouven kratzte sich am Kopf und fragte sich, was genau er jetzt eigentlich tun sollte. Seine bisherige Strategie war es ja einfach gewesen, Benedikt hinterherzulaufen und ihn möglichst zu verwirren. Die Aktion mit der Sms von heute morgen war eher eine Verzweiflungstat gewesen als ein ernst gemeinter Versuch. Er war geil gewesen, müde und mutlos. Und jetzt… er brauchte etwas, mit dem er Benedikt wirklich überzeugen konnte, dass er perfekt für ihn wäre. Aber es passte nicht. Er wusste nicht, was er tun sollte oder wie er es anstellen konnte. Er schüttelte den Kopf und ließ ihn nach hinten fallen. Es war doch… Die Treppe knarrte. Die Treppe knarrte nur, wenn jemand nach unten kam. Egal. Es war ohnehin nicht Benedikt. Benedikt wollte nichts mit ihm zu tun haben und Benedikt war oben, wo er wahrscheinlich gerade mit Rhia vögelte. Zwar war sonst niemand da, aber Benedikt kam nicht die Treppe herunter. Aus Neugierde hob Rouven den Kopf… … und wurde sofort wieder nach unten gedrückt. Benedikt. Benedikt, der halb auf ihm drauf lag und ihm in die Augen starrte. Rouvens Augen weiteten sich erschrocken und er spürte sein Herz rasen. Wie konnte er jetzt noch zu seiner Coolness zurückfinden? „B… Bene, was tust du da? Ich dachte, du wärst…“ Weiter kam er nicht, denn auf einmal zog Bene Rouvens Kopf an den Haaren nach oben und drückte ihm einen dermaßen… schönen Kuss auf, dass Rouven schon Angst hatte, dass sich andere Körperregionen gleich regen würden. Der Kuss war warm und weich und gar nicht so wie die Küsse, die Rouven bisher von Benedikt bekommen hatte. Oder allgemein Küsse, die er im Leben erhalten hatte. Benedikts Zunge umkreiste Rouvens ganz leicht und dennoch fordernd, bis er sie auf einmal zurückzog und stattdessen leicht an seiner Lippe knabberte. „Rou, ich kann es einfach nicht.“ Benes Augen waren leicht geschlossen. „Ich kann Rhia nicht weiter anlügen. Aber trotzdem kann ich nicht aufhören, an dich zu denken. Das hier tut mir leid. Es war das letzte Mal, ich verspreche es dir.“ Und damit berührte er Rouvens Lippen noch einmal ganz leicht, stand auf und rannte die Treppe wieder hoch. Er spürte Benedikts Kuss immer noch. Selbst jetzt, auf halbem Weg zu Mael, noch. Es waren sanfte Berührungen gewesen, aber… der Kuss kam von Benedikt. Er war von Bene ausgegangen, nicht von Rouven provoziert oder sonst etwas, sondern Bene war zu ihm gekommen und hatte ihn geküsst. Es kam ihm vor, als würde er schweben. Er lief; erhüpfte regelrecht. Seit dem Kindergarten war er nicht mehr hüpfend die Straße entlanggelaufen, weil seine Schwester Rebecca ihn gesagt hatte, wie peinlich er doch wäre, wenn er das tat. Geschwister eben. Und trotzdem konnte ihn das gerade nicht drausbringen. Und er hatte es getan, obwohl Rhia oben war. Er hatte es getan, obwohl Rhia es hätte sehen können. Sie hätte jeden Moment auftauchen können, aber es war Benedikt egal gewesen. Ihm war es egal gewesen, und nur das zählte im Moment. Rouvens Hüpfen hörte auf und auch sein Gehen wurde langsamer. Rhia. Rhia war da und er hatte… Rhia wusste nichts davon, was Rouven und Benedikt taten. Sie war seine kleine Schwester. Er hatte ihr früher regelmäßig dermaßen schlimme Gruselgeschichten erzählt, dass sie nachts tausendmal schreiend aufgewacht war und niemand außer Rouven sie hatte beruhigen können. Sie hatte ihm immer Sandkuchen gebacken, den er komplett runterschlucken musste, weil sie es immer gemerkt hatte, wenn er nur so tat, als würde er den Sand essen. Er hatte ihr geholfen, als sie in der fünften Klasse keine Freunde hatte, weil ein einziger Mensch alle dazu brachte, sie zu hassen. Er war immer für sie da gewesen. Immer. Sie waren so etwas wie beste Freunde gewesen. Und jetzt war alles anders. Jeder ging seine Wege. Rhia hatte ihr Leben und war drauf, wie sie drauf war und Rouven war, wie er eben war. Und jetzt betrog er seine ehemals beste Freundin und tolle kleine Schwester, indem er die feste Absicht hegte, mit ihrem festen Freund zu schlafen und ihn fest für sich zu besitzen. Wieso? Rouven blieb stehen und blickte nach vorne. Er konnte Maels Haus schon vor sich sehen. Er war da, das wusste er. Aber brachte es jetzt etwas, ihm von Benedikts Kuss zu erzählen? Eigentlich… nicht. Dafür hatte jemand anderes das Recht, es zu erfahren. Rouven drehte sich auf dem Absatz um. Er musste zu Rhia. Unbedingt. Jetzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)