Das Geheimnis der Götterkarten von So-Chan ================================================================================ Kapitel 1: Der Kampf des Sommers -------------------------------- Kapitel 1: Der Kampf des Sommers Elleduna, das war der Name eines kleinen Dorfs inmitten von Wiesen und Wäldern. Die meiste Zeit über war es sehr still dort, doch einmal im Jahr hörte man lautes Gelächter und wildes Geschrei, wenn nämlich im Sommer ein mehrtägiges Fest gefeiert wurde, für das Elladuna über die Grenzen hinaus bekannt war. Besonders beliebt war dabei das große Turnier, in dem Frau und Mann Stärke und Schnelligkeit unter Beweis stellen konnten. In den letzten Jahren hatte es immer nur einen Sieger gegeben, einen jungen Mann namens Ryo, doch im heutigen Finale mochte alles anders werden. Da stand er einem zierlichen Mädchen gegenüber. „Los, Ami, dem zeigst du es!“, „Den machst du platt.“ und „Lass dich nicht unterkriegen!“, so hörte man die Frauen rufen. Im gleichen Moment brüllte es von der anderen Seite der Kampfarena: „Ryo, lass dich ja nicht von einem Mädchen besiegen!“, „Wir hab viel Geld auf dich gesetzt!“ und „Ryo gib auf deine Deckung acht.“. Der Angesprochene schnaubte nur verächtlich. „Hey Kleines“, hörte es seine Gegnerin rufen: „gib ja gut auf deine Deckung acht! Du weißt ja, Angriffe immer von unten, mein Schatz!“ Ami, das zierliche Mädchen, gab nur ein zuversichtliches Grinsen als Antwort. Sie war schon von klein auf eine entschlossene Kämpfernatur, die vor wenig zurückscheute, und glich damit ihrer verstorbenen Mutter Nanami ebenso wie mit ihren roten Haaren. Heute also hatte sie endlich die Gelegenheit in deren Fußstapfen zu treten. Schließlich war Amis Mutter über Jahre der Champion der Arena gewesen. „Das ist meine Ami.“, ließ der massige Hüne am Rande des großen steinernen Kampfrings die Umstehenden wissen. Sein kurz geschnittener dunkelbrauner Schopf ragt weit über die Köpfe der anderen hinweg, der kleine Zopf im Nacken wehte frech im Wind. Eine lange Narbe über dem rechten Auge war schließlich der sichtbarste Beweis, dass auch er etwas vom Kämpfen verstand. „Meine große Schwester.“, schnaubte ein verärgertes Stimmchen unbeeindruckt, „und ich sehe sie nicht. Mensch, Papa!“ An der Seite des großen Mannes schob sich ein Kopf mit zwei braunen Zöpfen nach vorn und zwei blaue Augen stierten giftig zu ihm empor. Sie war sichtlich verärgert. Der Mann grinste frech und hob ein kleine Mädchen auf seine Schultern. „Ja, das ist deine große Schwester. Du wirst mal genauso stark wie sie. Und deine Mutter, Nami.“ In diesem Augenblick fühlte sich Ami nicht wie ihre Mutter. Das Mädchen mit der wallend roten Mähne schlug mit einem kräftigen Schlag nach dem anderen auf den schwarzhaarigen Jüngling ein, doch was sie auch versuchte, er blockte jeden ihrer Schläge ab. Dann wurde sie des amüsierten Ausdrucks in seinen katzenartig gelben Augen gewahr. Er hatte sie nur getestet, doch nun würde er ihr zeigen, wozu er in der Lage war. Ami sprang noch schnell in eine Abwehrstellung, doch stürmte Ryo schon auf sie zu. Seine kurzen Haare mit seinen kleinen lilafarbenen Strähnchen wehten im Wind, er holte mit der linken Faust aus und - „Wusch“ - Ami hörte es zischen, der Schlag ging ganz knapp an ihrem Ohr vorbei. „Und du willst mich besiegen? Lachhaft!“, spottete er. Sie konnte nicht mehr an sich halten, wutentbrannt schlug sie wahllos in seine Richtung. Dabei wusste sie, was er tat. Er hatte schon in ihrer Kindheit so oft versucht, sie aufzuziehen, und eigentlich hatte sie sich vorgenommen, ihm heute keine Schwäche zu zeigen, doch was waren Vorsätze schon wert? In diesem Moment sprang er hoch in die Luft, so weit, dass all die Leute, die ihm mit ihren Blicken folgten, von der Sonne geblendet wurden. Ami erschauderte, denn sie wusste, was nun kam. Sein Spezialangriff, der ihn hoch in den Himmel schraubte und mit einer unvorstellbaren Kraft herunterstürzen ließ, hatte ihm schon mehr als einen Turniersieg beschert und diesmal stand Ami im Ring, die gegen die aufsteigende Panik kämpfte und ihn doch nicht am Himmel erkennen konnte. Wenn sie Pech hatte, würde sie nicht einmal merken, dass ihr Traum vorbei war. Ruhig, Mädchen, fuhr es ihr durch den Kopf. Denk an deine Mutter. Gib nicht auf. Noch ist nichts vorbei. Mit einem Mal ging es ganz schnell. Sie spürte einen Luftzug und warf sich sofort zur Seite. Nur um Haaresbreite sollte sie die gestreckter Faust des vom Himmel herabstürzenden Kerls verfehlen. Gemurmel einer ratlosen Menge drang von der Welt hinter der Staubschicht, während Amis Herz mit voller Kraft raste. Kaum mehr als eine Armlänge entfernt begann das Loch, dass Ryos Attacke in den Boden der Arena gerissen hatte. Es war wirklich haarscharf gewesen. Amis Körper sehnte sich nach Ruhe, doch sie zwang sich zurück auf die Beine, da auch ihr Gegner seinem Loch entstieg und sie anstarrte. Unbewusst schob sie die schweißnassen Haarsträhnen aus ihrem Gesicht. Seinen Gesichtsausdruck konnte sie nicht einordnen. Im nächsten Moment stürmte er bereits auf sie zu und setzte zum Schlag an. Kaum wehrte sie ihn ab, folgte auch schon der nächste Angriff mit atemberaubender Geschwindigkeit. Sie wich aus, einmal, zweimal, dann nutzte sie ihre Chance. Ami stürmte ihrem Gegner mit einem wilden Schrei entgegen, ließ sich aber im entscheidenden Moment zu Boden fallen und nutze den Schwung für eine rasante Wende – zwar mussten ihre Knie darunter leiden, doch dafür hatte sie nun Ryos ungeschützte Rückseite in greifbarer Nähe. Nun war sie am Zug. Sie musste nur noch zum Gegenschlag ausholen, doch sprang ihr Gegner über ihr Bein hinweg und entwischte ihr damit. Das half doch alles nichts. Saltos schlagend brachte Ami Raum zwischen sich und ihren Gegner. Wenn sie doch bloß Zeit hätte. Sie brauchte einen Plan, denn sonst, das wusste sie, würden ihre Kräfte noch vor seinen schwinden. Ami kam im Handstand zum Stehen. Wenn sie schon keinen Plan hatte, konnte sie ihn wenigstens verwirren, dachte sie und in Ryos Gesichtsausdruck las sie, dass zumindest dieser Teil funktionierte. Auch ihr Gegner kam zum Stehen, unschlüssig, was wohl folgen würde. Wieder einmal wandelte sich sein Blick und verwirrte sie. Ihr Grinsen schwand schlagartig, als ihr auffiel, dass ihre momentane Pose zwar einen Vorteil im Kampf bot, aber auch einen unbeabsichtigten Nachteil aufwies: Der grün glänzende Stoff ihres Qipao, federleicht wie er nun einmal war, geriet nun unter die gnadenlose Wirkung der Erdanziehungskraft. Ami fühlte, wie der Stoff Falte um Falte ihrer Brust entgegen rutschte und schließlich ihr unschuldiges, weißes Höschen preisgab. Sie konnte seinen Blick förmlich über ihre langen Beine schweifen fühlen. Sie musste ihm wirklich gefallen. Ami dachte an ihre Mutter, deren alten Qipao sie trug. Sie dachte ans Finale, in dem sie immer noch stand, und ergriff dann eiskalt ihre Chance. Wieder einmal vergaß Ryo beim Anblick das Risiko. Schon oft hatte er ihre Heimtücke und Gefährlichkeit zu spüren bekommen. Ami mochte das Gesicht eines Engels haben, aber in ihrem Kampfstil glich sie mehr einem Teufel und es war kein Wunder, dass ausgerechnet sie ihm von Angesicht zu Angesicht im Finale gegenüberstand. Keines der anderen Mädchen im Dorf hätte es je gewagt. Nur Ami! Ami, der kleine Teufel mit dem Engelslächeln. „Na, gefällt dir wohl, was?“, spottete Ami. Sie mochte von der Kraft her nie an einen Mann herankommen, dafür aber war sie schnell und gewieft. Das Publikum allerdings war geteilter Meinung über Amis “Kampftechnik“: Während sich der prüde Teil lauthals und aufgebracht beschwerte und Disqualifikation verlangte, johlte der Rest nur frivol drauflos und bestärkte Ami damit noch. Was würde jetzt wohl passieren? 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