The little Fox learns von Komira ================================================================================ Kapitel 5: Shy Fox ------------------ Da saß ich nun. In meinem Zimmer. Auf meinem Schreibtischstuhl. Und blickte auf mein Bett. Wo ein kleiner fremder Junge schlief. Aber so friedlich das auch wirken mag, so friedlich ging es in mir selber nicht vor. Viel mehr war ich völlig durcheinander. Ich wusste nicht, was ich nun machen sollte. Eigentlich nahm ich an, es würde keine Probleme geben. Ich wollte und konnte ja kein Kind da draußen im Regen auf der Straße liegen lassen, wo weit und breit sonst niemand da war. Niemand, zu dem dieser Junge zu gehören schien. Und ich wollte doch nur, dass er sich hier ausruhen und aufwärmen könnte. Vielleicht würde er mir dann sagen, wo er eigentlich her kam oder, wenn er das selber nicht beantworten könnte, hätte ich eben die Polizei benachrichtigen. Also alles eigentlich ganz einfach. Wenn da nicht... Ja, wenn da nicht... Meine Augen wanderten immer wieder ungläubig über die schmale Gestalt. Es war ein Junge, ja. Klein, wohl etwa vier Jahre alt. An sich sah er ganz normal aus. Wie eben kleine Kinder aussahen. Okay, etwas blass und schmächtig. Aber sonst nichts besonderes. Das durchnässte Lacken hatte ich ihm bereits abgenommen. Darunter trug er ein weites, schon recht mitgenommenes und nicht mehr gerade weißes Hemd. Viel zu groß. Es glich eher einem Nachthemd. Das war ja bereits etwas merkwürdig. Doch... Mein Blick hielt an seinem Kopf inne... Er hatte Ohren! Okay, Ohren sollte jeder haben, klar. Aber nicht solche. Zumindest kein Mensch sollte solche Ohren haben. Es waren die Ohren eines Tieres! Seitlich an seinem Kopf lugten sie zwischen diesen weiß-silbernen Haaren hervor. Noch etwas, was nicht gerade normal war. Aber dass hätte man mit irgend einem Gendefekt erklären können. Allerdings diese Ohren nicht. Erst habe ich noch angenommen, es wäre eine Verkleidung oder so was in der Art. Doch sie waren tatsächlich echt! Ich konnte es fühlen, alles ich nach ihnen gegriffen hatte. Und sie waren unter meinen Fingern weg gezuckt. Um es dann noch vollkommen zu machen, lugte unter dem weitem Hemd zudem noch die Spitze eines weiß-silbernen Schweifs hervor. Dieser Junge hatte einen Fuchsschwanz! Es wirkte alles so, als wäre er direkt aus den Erzählungen meiner Oma entsprungen. Hilflos fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare. So etwas konnte doch überhaupt nicht möglich sein! Was da vor mir auf dem Bett lag, war logisch gesehen unmöglich! Ein Hirngespinst mehr nicht! Und dennoch lag dieser Junge hier. Ich konnte ihn sehen, habe ihn auf meinen Armen gespürt und nun hörte ich seinen gleichmäßigen Atem. Das konnte doch nicht wahr sein! Ein plötzliches schrilles Läuten unterbrach meine verwirrten Gedanken und ich fuhr panisch aus dem Stuhl hoch. Für den ersten Moment wusste ich nicht, was dass war. Ein Blick hing wie gebannt an dem Jungen, doch dieser schien unbekümmert weiter zu schlafen. Erneut ertönte eine Klinge und da wurde mir endlich bewusst, es war die Türglocke. Wer konnte dass denn jetzt sein? Hastig verließ ich mein Zimmer und schloss die Tür hinter mir. Mit schnellen Schritten war ich die Treppe unten, als es wieder schellte. Wer war da bloß so hartnäckig? „Ich bin ja da...“ Etwas grummelig öffnete ich die Haustür und wurde förmlich von einem Wirbelwind überrumpelt. „Puh, was für ein Wetter! Und dann lässt du mich auch noch so lange da draußen stehen. Warst du unter der Dusche oder was?“ Schallte mir eine energische Stimme entgegen. Mit einem leisen Seufzer drückte ich die Tür wieder zurück ins Schloss. Das hatte mir ja grade noch gefehlt... „Was soll das jetzt werden Botan?“ Die Angesprochene drehte sich um und ich konnte deutlich ihren vorwurfsvollen Blick unter der Kapuze erkennen. „Na was wohl? Geschichte, schon vergessen?“ Erwiderte sie uns schob dabei den Stoff zurück, ihre langen blauen Haare quillten dabei förmlich hervor. Mein Gesichtsausdruck war viel mehr ein einziges Fragezeichen. „Wie? Was? Heute? Wann haben wir das ausgemacht?“ „Na heute früh in der Schule“ Dritte Pause um genau zu sein.“ Das Mädchen vor mir schälte sich gerade aus ihre schnittigen Regenjacke. „Du hast es vergessen, stimmts?“ Treffer. Da hatte sie mal wieder den Nagel auf dem Kopf getroffen. Und mich zudem auch „Nein, ich, also eigentlich...“ Ausrede, Ausrede. Ich brauchte dringend eine Ausrede. Natürlich hatte ich es vergessen. Aber wer konnte mir das verübeln? Immerhin lag da ein Junge in meinem Bett, der einfach nicht hier her gehörte. Wie aufs Stichwort erklang plötzlich ein lautes Krachen. Und zwar wohl direkt aus meinen Zimmer. Was sowohl mich als auch Botan zusammen fahren ließ. Keine Sekunde später ließ ich meine Schulfreundin auch schon verdutzt stehen und hastete durch den Flur die Treppe hoch. War der Kleine etwa aufgewacht und nahm nun mein Zimmer auseinander? Bloß nicht! Mit einem Ruck stieß ich die Zimmertür auf und betrat den Raum. Es war recht schnell zu erfassen, was hier passiert war. Ich sah meine Nachttischlampe auf dem Boden und daneben ein windendes Bündel, welches meine Bettdecke war. Anscheinend hatte sich der Junge in die Decke verheddert und im Sturz aus dem Bett die Lampe mitgerissen, welches den lauten Schlag verursachte. Nun deutlich beruhigter, dass nichts Schlimmeres passiert war, ging ich vor dem Bett in die Hocke. Und begann das Deckenknäuel zu entwirren. „Na du bist ja sehr stürmisch. Mach mir doch nicht alles kaputt hier.“ Sprach ich dabei mit leichtem Grinsen und zog die Decke weg. Da waren sie wieder. Diese goldenen Augen. Ich hielt für einen Moment inne. Konnte den Blick nicht von ihnen abwenden. Sie waren einfach besonders. Doch noch mehr spürte ich, wie sich etwas in mir förmlich zuschnürte. In diesem goldenen Glanz lag Angst. Einfach nur gewaltige Angst. Ich konnte es mir nicht anders erklären. Instinktiv hob ich meine Hand. Wollte über diesen kleinen Kopf streicheln. Ihm die Angst nehmen und beruhigen. Aber es gelang mir nicht. Denn sobald ich meinen Arm nur etwas bewegte, war der Kleine auch schon weg. Mit einem Laut, was an ein panisches Fiepen erinnerte, verschwand er unter meinem Bett. „Halt, warte!“ Hastig ging ich von der Hocke in die Bauchlage über. Meine Augen schweiften umher und erfassten auch schon dieses sonderbare Fuchskind. Da kauerte er auf allen Vieren und starrte mich an. „Ich tu dir nichts. Keine Angst.“ Erneut versuchte ich die Hand nach ihm auszustrecken. Doch es gelang mir nicht, an ihn heran zu kommen. Nun gut, dann eben näher ran. Und so begann unser kleines Spielchen. Ich rutschte vor, der Kleine wich weiter zurück. Ich rutschte vor und wieder wich er zurück. Dabei sprach ich immer wieder auf ihn ein, er solle doch endlich herkommen. In kurzer Zeit war ich schon zum Teil unter dem Bett und er hinten an der Wand. Zumindest für ihn, gab es so kein weiteres Vorankommen. „Was machst du da?“ Auf diese plötzliche Frage folgte ein Rumsen und anschließend ein wehleidiges Jammern meinerseits, da ich mir gerade den Kopf am Bett gestoßen hatte. Verdammt, Botan war mir wieder total entfallen! So schnell es ging, kam ich wieder von da unten hervor und rieb mir mit schmerzverzerrtem Gesicht den Hinterkopf. „Man, muss du mich so erschrecken?“ Doch das junge Mädchen beachtete meine Klagen nicht weiter. Ganz im Gegenteil, sah sie mich nur neugierig an, um dann zum Bett hinunter zu sehen. „Ist da was?“ Fragte sie mich dabei interessiert. „Hast du dir ein Haustier angeschafft?“ Ich überlegte schon fieberhaft, wie ich mich nun wieder raus reden könnte.Doch diese Frage kam mir nun endlich mal gelegen. Und so spinnte ich mir schnell etwas zusammen. „Ja, kann man so sagen.“ Ich stellte mich etwas mehr vor Botan, so dass sie nicht doch noch unter das Bett sehen könnte. „Weißt du... Bekannte von mir sind fortgefahren. Und ich hab gesagt, ich passe auf ihre... Katze auf. Allerdings ist die sowas von scheu. Die muss sich erstmal an alles gewöhnen hier.“ „So?“ Botan wirkte noch nicht wirklich überzeugt. „Lass mich doch mal versuchen, vielleicht bekomme ich sie ja da raus.“ Schlug sie mir dann vor und war schon dabei selber in die Hocke zu gehen. Eine Aktion, die mich kurz panisch werden ließ. „Nein, bloß nicht!“ Ich konnte mir das Schreien grade noch verkneifen und hatte meine Freundin bereits am Arm gepackt und hochgezogen. „Das wäre bestimmt nicht gut. Fremde verängstigen sie nur noch mehr. Und tut mir leid, aber du, du bist doch immer so energisch.“ Was brabbelte ich mir da nur zusammen? Aber es schien zu wirken. Botan ließ sich von mir mitziehen. So gelang es mir, sie aus dem Zimmer zu bekommen und die Treppe nach unten. „Weißt du, da wäre es doch wirklich besser, wenn wir ein anderes mal lernen würden.“ Brabbelte ich dabei weiter. „Ich muss nämlich immer wieder nach ihr schauen und das würde doch bloß stören. Bitte, bitte, hab Verständnis dafür.“ Ich konnte deutlich ihr verzweifeltes Seufzen hören. Und dann endlich die Erleichterung. „Na gut, okay...“ Ich habe sie weich bekommen! „Aber!“ Sie drehte sich zu mir um und hielt mir mahnend den Finger entgegen. „Wir lernen noch zusammen. Und zwar so bald wie möglich. Und dann keine weiteren Ausreden.“ Meine Hände über dem Kopf zusammengeschlagen verbeugte ich mich immer zu vor meiner Schulfreundin, während diese ihre Schuhe und Jacke anzog „Natürlich, natürlich! Und dann lernen wir ganz fleißig!“ Ich brauchte dennoch ein paar Minuten, bis ich sie endlich ganz abwimmeln konnte und die Tür hinter ihr schloss. Mit einem erschöpften Seufzer lehnte ich mich dagegen. „Und was jetzt?“ Murmelte ich leise vor mich hin. „Da hockt ein kleiner Fuchsjunge unter meinem Bett... Etwas, was eigentlich gar nicht existieren kann...“ Und ich hatte keinen blassen Schimmer, was ich jetzt mit ihm machen sollte. Ich brauchte Hilfe. So ungern ich es mir auch eingestehen wollte. Aber ich brauchte jemanden, der wohl mehr Ahnung davon hatte. Wo etwas wusste, über solche... Fabelwesen... Etwas widerwillig löste ich mich von der Tür und schritt langsam zum Telefon. Nahm den Hörer in die Hand. Wählte eine Nummer, die ich schon von klein auf im Kopf hatte und wartete. „...Hallo Baa-San, ich bin es. Du, ich... naja, ich habe da ein Problem... Wohl ein ziemliches Problem...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)