Green Moon von Rosenmaedchen (Full Eclipse: One [♥]) ================================================================================ Kapitel 4: Say goodbye ---------------------- Abschied nehmen „Ein zerbrochener Mensch ist niemals ein Mensch, der in der Mitte steht. Er steht am Anfang oder am Ende.“ - Rainer Haak Matthews Atem fuhr erschrocken auf. „Das hier ist richtig krass unmenschlich. Das solltest du dir ansehen, Alessio.“ Ashton versuchte schon über den Satelliten Matthews Standpunkt auszumachen. Er fand ihn zwar, aber man konnte rein gar nichts erkennen. Reine Dunkelheit wurde angezeigt. „Matt, wir können nichts sehen.“ „Hier ist es auch stockdunkel und das Stromaggregat, was ich gefunden hab, ist kaputt. Du musst wirklich herkommen, Al. Aber noch bevor ihr Jack und dem Rest bescheid sagt.“ Alessio nickte Ashton zu, worauf dieser sagte: „Er ist schon auf dem Weg. Ich behalte dich und die anderen im Blick.“ „Geht klar.“ Damit wurde die sprachliche Verbindung erst einmal unterbrochen. „Ashton, du bleibst mit Rahel hier. Ich schau mir das ganze an und gebe dir dann weitere Anweisungen. Sag den anderen in so fünfzehn bis zwanzig Minuten, sie sollen das Haus erkunden. Und Rahel, du bleibst hier und vor allem bleibst du ruhig.“ „Null problemo. Du bist der Boss.“ Rahel aber nickte nur zaghaft. Man sah ihr die Sorge um ihre Freundin sehr deutlich an. Und, obwohl Alessio sonst Berührungen scheute wie kein Zweiter, ging er zu ihr und zog sie an seine Brust. Sie brauchte diese Nähe. Und er war nun einmal ihr Anführer. Der Anführer des Rudels. Genau deswegen musste er sich um alle kümmern. Rahel gehörte, trotz ihrer Menschlichkeit, voll und ganz dazu. Sie ließ ihn dann los und lächelte leicht. „Danke.“ Alessio nickte knapp und machte sich auf den Weg. Er verließ den Raum und schritt an den Wohnungen der Krieger vorbei, immer weiter hinauf. Dann kam er an einer Tür an, die mit Schlössern und Ketten nur so übersät war. Er löste alles nach und nach und ging durch sie hindurch. Ashton würde im nächsten Moment wieder für die Verriegelung sorgen. So waren sie optimal geschützt. Eine Art Gang ging von dort aus weiter, steil nach oben. Der wesentliche Unterschied zu vorher war jedoch, dass Erde den Boden und die Wände bildete, letztere wurden mit Holzbalken als Stützen gehalten. Alessio ließ auch diesen Gang bald hinter sich und kam zu einer Luke, die nach oben führte. Nachdem er durch diese geschlüpft war, kam er in einen kahlen Keller. Der befand sich genau unter der alten, morschen Holzhütte und hier standen einige Schränke. In jedem davon war Kleidung verstaut. Wenige Schuhe, ein paar Oberteile, aber am meisten Hosen und Shorts. Unterwäsche konnte man gar nicht finden. Alessio ging zu einem von ihnen und zog seine Jacke aus, die er in eine der Fächer legte. Shirt, Hose und Schuhe folgten. Unterwäsche trug er nicht. Er schloss die Augen und dachte an sein anderes Wesen. Sein Tier. Seine andere Erscheinung, die aber trotzdem zu ihm gehörte. Öffnete den Käfig und ließ den Wolf von den Ketten. Er dachte an weite Wiesen und Felder, wo man kilometerweit laufen konnte. Einfach nur durch die Gegend jagen. Oder auch mal ein Tier erlegen. Das Blut an seiner Zunge schmecken. Den Wind in seinem Fell spüren. Seine Artgenossen durch Heulen zu sich rufen. Plötzlich wurde ihm ganz kalt, doch dann stieg eine brennende Hitze in ihm auf. Krachend schienen seine Knochen sich zu verschieben und an einer neuen Stelle wieder zusammenzusetzen. Zu etwas neuem. Er stürzte zu Boden – Zweifüßler zu Vierfüßler wobei man nur noch halb so groß war. Aus seiner Haut schoss schwarzes Fell. Und die Verwandlung war vollendet. Nun stand statt des nackten Mannes ein schwarzer Wolf dort. Für Alessio schien die Verwandlung anders, als das es ein außenstehender Betrachter sah. Sie würden von einem grellen Licht zunächst geblendet werden und dann könnten sie beobachten, wie die Person, die sich verwandelte, in tausend glitzernde Teilchen zersetze, nur um kurz darauf sich zu etwas neuem zusammenzusetzen. Er schüttelte sich und trottete den abgehenden Gang hinauf. Dort gab es einen Knopf, den er mit seiner Schnauze betätigte und sich eine Wand beiseite schob. Schnell lief er durch die, nun geöffnete, Wand, die sich gleich hinter ihm wieder schloss. Alles sah aus, wie vorher. Eine alte Blockhütte. Und nichts weiter. Da Alessio gerade als einziger aus dem Rudel verwandelt war, nahm er nicht, wie sonst immer, die Gedanken der Anderen wahr. Als Wölfe konnten sie zwar nicht sprechen, aber mit Gesten und vor allem über ihre Gedanken konnten sie sich trotzdem verständigen. Er verließ die Hütte und schnüffelte auf dem Boden herum. Er suchte diesen einen, bestimmten Geruch, dem er folgen musste. Dann hatte er ihn. Die ersten paar Schritte schnüffelte er weiter, aber er hatte den richtigen. Sofort rannte er los, er musste sich beeilen. Er rannte raus aus dem Wald und direkt in schier endlose Kornfelder hinein. Nach einigen Kilometern, und immer noch in Kornfeldern, blieb er kurz stehen und heulte in die Nacht hinein. Matthew sollte wissen, dass er fast angekommen war. Denn der Geruch wurde stärker. Schließlich ließ er die Felder hinter sich und kam in eine alte, verfallene Stadtsiedlung. Sie sah aus, wie ein Ghetto und wahrscheinlich war sie das einmal gewesen. Alessio verfolgte immer weiter Matthews Spur. Bis er schließlich ankam. In einer verwickelten, kleinen Gasse hockte Matthew. An einem Ort, an dem Alessio selbst niemals nachgesehen hätte, wäre er nicht dem Geruch gefolgt. Matthew war in menschlicher Gestalt und hatte eine Shorts angezogen. Seine Bauchmuskeln schienen zu tanzen, als er sich zu Alessio drehte und sich erhob. Der Alpha sah sogar aus dieser Entfernung die indianischen Glaubenssprüche auf Matts linken Oberschenkel, die ihn eindeutig als Wolf identifizierten. Wenn man übersetzte, dann stand dort: Für die Göttinnen Diana, Holda und Hel, der Artemis, der Hekate und der Nehalennia. Kämpfen. Leben. Siegen. Der Mond ist auf unserer Seite. Und mit ihm seine Macht. Diese Sprüche hatten damals die ersten ihrer Art aufgeschrieben und seitdem galten sie als heilig. Jeder Wolf, egal ob Krieger oder Zivilist, musste sie auf seinem Körper tragen. Egal wo. Jetzt erst fiel Alessio die Gestalt auf, die zu Matthews Füßen lag. Er verwandelte sich wieder in seine menschliche Gestalt zurück, während er auf Matthew zuging. Seine plötzliche Nacktheit störte ihn nicht. Er und seine Artgenossen waren es gewöhnt, ohne Kleidung durch die Gegend zu laufen. Schon von Geburt an kannten sie es nicht anders. Außer Menschen waren in der Nähe. Aber dies war nicht so. Ihre wölfische Gestalt sowie ihre Verwandlung war nun einmal ein Teil von ihnen. Jedoch mussten sie im Quartier auf die wenigen Frauen Rücksicht nehmen. Denn die würden nicht unbedingt alle Männer hüllenlos sehen wollen, sondern nur ihren Partner. Doch als er bei seinem Freund stand hielt dieser ihm eine Shorts hin. Woher er diese so plötzlich hatte wusste Alessio nicht. „Die hab ich auf die Schnelle besorgt für dich“, antwortete er, als könnte er Gedanken lesen. Und besorgt konnte bei Matthew so gut wie alles heißen. Generell war Matthew Coleman ein ruhiger Gefährte und nicht nur dadurch sehr geheimnisvoll. Sein schwarzes Haar besaß einen blauen Stich und seine Augen waren arktischblau. Durch seine helle Haut kam das Blau besonders stark zum Ausdruck. Woher dieses natürliche Blau jedoch kam, wusste selbst Alessio nicht so Recht. Und das obwohl Matthew einer seiner engsten Freunde war. Er wusste, dass er irische Vorfahren hatte. Vielleicht kam daher dieser farbliche Zauber – Irland hatte immerhin eine andere Magie als sonstige Länder. Doch gebürtig kam Matthew aus Los Angeles und von dort war er direkt nach Chicago gekommen. Seine irischen Vorfahren machten sich auch in seiner Liebe zur Musik bemerkbar. Matthews Leidenschaft brachte er in mehreren Instrumenten zum Ausdruck und mit seinem eigenen Jazzclub in der Innenstadt von Lake Vista konnte er diese öffentlich machen. Dieser Club war auch gleichzeitig ein geheimer Treff- und Vergnügungspunkt des Rudels. Alessio nahm die kurze Hose entgegen und streifte sie sich über. Dann endlich konnte er sich hinhocken und betrachtete die Gestalt am Boden. Oder wohl eher die Leiche. Er hielt den Atem an. Es handelte sich wahrlich um Yaelle, aber sie so zu sehen jagte selbst ihm einen Schrecken ein. Es war einfach nur inhuman, was man mit ihr getan hatte. Ihr wurden die Augen ausgestochen und der Brustkorb zerfetzt. Ihr Bauch wurde gewaltsam aufgeschnitten und ihr ungeborener Sohn getötet. Ihre wunderschönen, schwarzen Haare wurden abgeschnitten und bei genauerem Betrachten sah Alessio, dass ihr ein Finger fehlte und er entdeckte die Fesselspuren an den Gelenken. Blaue Flecken übersäten ihren zarten Körper. Der Alpha fasste ihr an die zerfurchte Wange. „Sie hätte nicht so enden sollen.“ Matthew hockte sich neben ihn. „Es tut mir so leid für Jack.“ Alessio nahm Yaelles leblosen Körper hoch. Sie hatte eine anständige Beerdigung verdient. Mit ihrem aufgeweckten, fröhlichen Charakter hatte sie nicht nur Jackson bezaubert. Sie hat das Rudel in Streitsituationen stets zusammengehalten. Sie würde fehlen. Und das schmerzte selbst Alessio tief im Innersten. Da, wo seine eigenen Verluste lagen. Er wusste, wie Jackson sich fühlen würde. Und er tat ihm leid. „Sag Ashton, er soll die anderen ins Quartier rufen. Wir bringen sie mit.“ Matthew tat, was ihm befohlen wurde und dann machten sie sich auf den Weg zurück nach Lake Vista. Durch die tiefschwarze Nacht. Mit einer Leiche. Und tief in Alessios Innersten wuchs die Frage, was gewesen wäre, wenn er Selena so in seinen Armen halten müsste. 25. April, 1. Jahr Am nächsten Abend war ihre Beerdigung. Diese wurde auf traditionelle Weise der Wölfe vollzogen. Für sie war eine normale Beerdigung nicht würdig genug. Immerhin war sie schon einige Jahre in ihr Geheimnis eingeweiht und hatte ihr Leben mit ihrem Gefährten verbracht. Sie war eine dieser Frauen gewesen. Die Frauen, die für die Gestaltenwandler bestimmt waren. Und die sie als einziges überleben würden. Gleichzeitig war Yaelle die einzige gewesen, die für Jackson bestimmt gewesen war. Nun war sie tot. Und ihr Gefährte blieb trauernd zurück. Allein. Sobald die Sonne untergegangen war, hatte Alessio zusammen mit Matthew und Kenneth alles vorbereitet. Jetzt mussten sie nur noch bis Mitternacht warten. Dann konnte es losgehen. Als es soweit gekommen war, trat Alessio in die kalte Nachtluft. Er war, genauso wie ein großer Teil seiner Kameraden, verwandelt und als schwarzer Wolf war er fast gar nicht zu erkennen. Die Bäume wogen sich leicht im Wind und der Mond war fast voll. In drei Tagen war es soweit. Alessio tauchte in die schwarze Umgebung, um sich herum, ein. Man sah nur noch seine leuchtenden Augen. Er lief zu der Lichtung, in deren Mitte ein großer Haufen Holz angesammelt war. Es wirkte wie ein großer Altar und darauf lag eine samtige Decke aus Purpur. In den Traditionen und der Kultur der Gestaltenwandler war Purpur eine sehr wichtige Farbe. Sie zog sich durch dutzende von Bräuchen und besonders zu Beerdigungen bekam sie eine wichtige Bedeutung. Purpur war die Farbe der Mystik. Kleine und größere Öllampen hatten sie in die Äste der Bäume rings um die Lichtung gehangen, damit es noch ein wenig mehr Licht gab als nur den Mond. Alessio erblickte dann die anderen. Kenneth, Matthew, Damian und Ashton waren ebenfalls verwandelt und hatten ihren Platz am Lichtungsrand eingenommen. Er trottete jetzt ebenfalls dort hin und setzte sich. Dann wusste er, dass es Zeit war und begann zu heulen. Die anderen vier stimmten mit ein und so entstand eine Art Wolfsgesang. Brandon und Jackson betraten die Lichtung. Auf einer Bahre, die mit purpurnem Stoff belegt war, trugen sie Yaelle, welche ebenfalls in selbigen Stoff eingewickelt war. Jackson, als Witwer, trug sie vorn und sein bester Freund Brandon hinten. Beide waren schwarz gekleidet, aber ihre Anzüge besaßen sehr viel Silber. Denn Silber war die Farbe des sich ständig ändernden Mondes und wie die Glaubenssprüche auf ihrer Haut gehörte sie unwiderruflich zu den Wölfen. Nur die beiden waren in menschlicher Gestalt erschienen, da bei so einer traditionellen Beerdigung nur Familie teilnehmen durfte. Da aber Jackson nicht allein alles machen konnte, half ihm Brandon. Der Heulgesang der Wölfe endete nicht. Auch nicht, als Jackson und Brandon Yaelle von der Bahre nahmen und sie auf den Altar aus Holz ablegten. Dann nahm Jackson das Tuch von ihrem Gesicht. Das Ritual konnte beginnen. Als Alphawolf trat Alessio als erstes aus der Reihe. Sein Heulen verstummte dabei, doch die anderen machten weiter und ließen sich nicht raus bringen. Er lief einen kleinen Bogen und schnappte eine magentafarbene Rose auf, von dem kleinen Strauß, der vorher dafür bereitgelegt wurde. Mit der Rose im Maul – diese war natürlich ohne Dornen – trottete er zu dem Altar. Er senkte seinen Kopf vor Jackson und dann stellte er sich auf die Hinterbeine. Die Vorderpfoten legte er auf das Holz. Darauf öffnete er leicht das Maul und die Rose fiel heraus, auf Yaelles eingepackten Körper. Ein kurzes, aber dafür klagendes Heulen, kam aus seiner Kehle. Danach wendete er sich ab und ging auf seinen Platz zurück, um dem nächstem die Möglichkeit des Abschiedes zu geben und selbst sich wieder in den Wolfsgesang einzugliedern. Matthew, Ashton, Kenneth und Damian taten es ihm der Reihe nach gleich. Brandon schloss sich ihnen an, aber als Mensch legte er die Rose auf ihren Körper. Die Hände gefaltet schaute er einen Moment traurig auf Yaelle hinab, betete im Stillen und trat dann zurück. Nun war nur noch Jackson übrig. Menschen durften ja nicht an diesem Ritual teilnehmen, deswegen fehlte Rahel. Sie musste vorher von ihrer Freundin Abschied nehmen und nun zu Hause warten. Jackson trat zum Altar vor. Seine leeren Augen lagen auf dem Gesicht seiner toten Frau. Er war innerlich zerrissen. Und es fiel ihm schwer, endgültig Abschied zu nehmen. Aber er musste es tun. Yaelle musste ihren Frieden finden. Erst dann konnte er in seiner Trauer ertrinken. Jackson nahm die letzten beiden Rosen und legte sie sanft auf Yaelles Körper. Dann sprach er die Abschiedsworte, die bei den Wölfen vorgeschrieben waren: „Diana. Holda. Hel. Artemis. Hekate. Nehalennia.“ Nach jedem Namen riss er ein Rosenblütenblatt der silbern, angesprühten Blume ab und legte es auf verschiedene Stelle von Yaelles Gesicht. „Sie sollen über dich wachen.“ Er fasste an ihre Wange und schloss die Augen. „Die Macht des Mondes hat nicht gereicht. Du hast den Kampf verloren.“ Seine Stimme brach schmerzhaft ab. Erst als Brandon ihm die Hand auf die Schulter legte konnte er es beenden. „Von dir bleibt uns so viel zurück. Knhebek.“ Nach diesem Wort verstummten die Wölfe. Es hieß in der Sprache ihrer indianischen Vorfahren. 'Ich liebe dich.' und beendete den Hauptteil der Zeremonie. Der oder die Geliebte beendete es immer auf diese Weise. Brandon reichte Jackson einen Kohleanzünder, der auch sofort in den Holzstapeln platziert wurde. Weitere folgten. Als genug platziert waren brannte Jackson sie schweren Herzens der Reihe nach an und der Altar flammte auf. Denn das Ende der Zeremonie war die Verbrennung der Leiche. Genau dreißig Minuten würde dies nun dauern und exakt dann würde das Feuer erloschen werden. Solange heulten Alessio und seine Kameraden wieder ihren Gesang und alle nahmen im stillen Abschied von Yaelle. Jackson stand die ganze halbe Stunde wie erstarrt dar und blickte wie ein Toter auf das Feuer. Er hatte das ganze immer noch nicht realisiert. Ständig bildete er sich ein, dass seine Yaelle, seine Zukunft, seine Frau, jeden Moment hinter dem nächsten Baum hervorkam, ihn liebevoll anlächelte und ihm beipflichtete, dass das alles nur ein Traum sei. Er konnte, nein, er wollte nicht realisieren, dass sie nie wieder kommen würde. Sondern das sie tot war. In seinem Innersten zog sich etwas zusammen. Er würde sie rächen. Sie und ihren ungeborenen Sohn. Er würde ihren Mörder finden, und wenn es sein musste, würde er alle umbringen, die auch nur halbwegs verdächtig waren. Und halbwegs verdächtig waren sämtliche Berglöwen-Offiziere und ihre Untergebenen. Das schwor er sich in den letzten Momenten, in denen das Feuer noch brannte. Er würde nicht eher ruhen und nicht eher vollkommen den Verstand verlieren und abrutschen ehe das nicht geschehen war. Im Stillen gab er seiner verstorbenen Frau dieses Versprechen. Als Brandon ihn darauf hinwies, dass das Feuer gleich gelöscht werden musste nahm er zwei der Wassereimer, die ebenfalls bereit standen. Gemeinsam mit seinem Freund löschte er die Flammen gleich beim ersten Mal. Sofort verstummte auch der Wolfsgesang und es war Totenstille. Nachdem weitere Minuten verstrichen und die Asche abgekühlt war, schaufelte Jackson die Asche auf ein purpurnes Tuch und trug es in die Mitte der Lichtung. Mit einem letzten liebevollen Gebet an seine Frau schüttelte er das Tuch und ihre Asche flog davon, in alle vier Himmelsrichtungen. Dazu trug der leichte Wind bei. Bei den Wölfen war dies der Glaube daran, dass durch die verstreute Asche eines verstorbenen Angehörigen, dass alte Leben in die Welt verteilt wurde, damit neues entstehen konnte. Jackson ließ das Tuch sinken, senkte den Kopf und verließ als erstes die Lichtung. Alessio wusste, was für eine schwere Zeit nun auf den Witwer zukommen würde. Er hatte es selbst so ähnlich schon erlebt. Nur war dies lange her und seine Wunden waren etwas verheilt. Er wusste auch, was dieser plötzliche Verlust für Jackson, und vor allem für das ganze Rudel, bedeuten würde. Ablenkung von den wesentlichen Dingen. Vielleicht war er egoistisch, wenn er nicht zuerst an Gefühle von Personen, in diesem Fall die Trauer, dachte, sondern zuerst an das Bekämpfen der Feinde, aber so war er nun mal. Nicht umsonst war er das Alphatier. Weil er in fast jeder Situation einen klaren Kopf behielt. Er würde die Anderen motivieren und auf die Beine bringen – vor allem Jackson und Brandon. Das war seine Aufgabe. Und er würde nicht scheitern, denn dies war er nicht gewohnt. Aber er selbst durfte sich auch nicht ablenken lassen. Vor allem nicht von dieser schönen Frau namens Selena. Sie war eine weitere Belastung. Und er würde sie vergessen. Dass hoffte er zumindest. To be continued. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)