Seven Days von Valenfield (VanVen) ================================================================================ Kapitel 5: V ------------ HAAAALLO Ich lebe noch, ich bin ZURÜCK! Ja, mit einem neuen Kapitel. Leider ist es über 11.000 Wörter lang...es tut mir wirklich leid, aber ich konnte mich in dem Falle einfach nicht kürzer fassen, und dabei habe ich noch den halben Tag weggelassen >< Wirklich, auch sorry, dass es so lange gedauert hat, das nächste kommt mit Sicherheit schneller! Die Formatierungen (Kursivschrift) sind noch nicht ganz perfekt, das bessere ich noch aus, wenn ich Zeit und Lust habe, ansonsten will ich eigentlich nur noch viel Spaß wünschen und hoffe, dass sich jemand diese Unmenge an Wörtern überhaupt antut. Ich muss übrigens sagen, dass mir das Kapitel stellenweise echt gut gefällt :> Ist natürlich keine Bestechung...nicht im Geringsten. ------------------------------------------------- Tag V - Warm und Kalt Als Ven die Augen öffnete, wurde ihm bewusst, der Tag würde ihm nicht gefallen. Es war wie eine Vision, eine Vorahnung, Intuition. Er wusste allerdings, dass man ihn ohnehin nicht mehr allzu lange schlafen lassen würde; eigentlich sollte er sich wundern, diesmal nicht brutal geweckt worden zu sein. Er setzte sich behutsam auf und machte sich bereit, eine Hand vor sein Gesicht zu halten, hatte jedoch keinen Grund dazu. Durch das Fenster gelangte spärlich Licht in das Zimmer, weswegen er erkannte, dass außer ihm selbst niemand im Raum war. Im Normalfalle bedeutete es nichts Gutes, wenn Vanitas nicht anwesend, beziehungsweise zwar irgendwo in der Nähe aber nicht zu sehen, war; irgendwas heckte der doch ohnehin wieder aus… Müde stand Ven schließlich auf und suchte sich etwas Anständiges zum Anziehen aus seinen Sachen heraus, um damit ins Badezimmer zu schlurfen und alles anzusehen, nur nicht sein Spiegelbild. Kaum hatte er den Raum betreten und sich umgezogen, trat er auch schon den Rückweg an und fand das vor, was er nicht sehen wollte – genau, Vanitas. Nachdem seine Schlafsachen den Weg neben sein ‚Bett’ gefunden hatten, wandte Ven sich ohne ein Wort ab, um das Zimmer zu verlassen. Er war schlecht gelaunt und unter dieser Voraussetzung war es sehr gefährlich, mit ihm einen morgendlichen Smalltalk zu führen. Umso schlechter war deswegen auch die Tatsache, dass ein Kissen gegen seinen Kopf flog, bevor er das Zimmer verlassen konnte. Vielleicht wäre er besser weitergegangen, stattdessen drehte er sich jedoch um, hob das Kissen auf und war kurz davor, es zurückzuschmeißen, als er merkte, dass Vanitas schon vor ihm stand. „Dürfte man fragen wofür das jetzt war?“, fragte Ven genervt und warf das Kissen auf das Bett seines Gegenübers. „Warum so bösartig? Ist es noch zu viel verlangt, dass du zumindest irgendetwas sagst?“ – „Was soll ich denn bitte sagen? ‚Wunderschönen guten Morgen, ist das Leben nicht schön?’ oder warte, ich weiß was Besseres: ‚Na, wie geht’s dir heute so, mein bester Freund?’? Beides scheint mir in Anbetracht unserer Situation überaus dämlich, wenn ich das so sagen darf.“ Natürlich war die Antwort ein Augenrollen. „Ein simples ‚Morgen’ hätte mir auch gereicht“; Ven schüttelte den Kopf, schloss für einen Moment die Augen und wischte sich über sein Gesicht, als würde das gegen seine miese Laune helfen. Seufzend wandte er sich ab, drehte den Kopf noch einmal zurück, murmelte ein kurzes „Morgen“ und verließ das Zimmer dann schnellen Schrittes. Ihm fehlten die Nerven für irgendwelche Gespräche, er hatte Hunger und Schmerzen und Besserung war nicht in Sicht. Mit unzufriedenem Blick betrat er die Küche und setzte sich seinen zwei Lieblingsturteltauben gegenüber, wiederholte seine vorangegangene ‚Begrüßung’ und griff sich etwas von den Unmengen an Essen, die bereits auf dem Tisch ausgebreitet worden waren. Augenscheinlich hatte keiner von ihnen die vorangegangene Nacht vergessen und dementsprechend schweigsam hielten sie ihr Frühstück ab. Nach einiger Zeit betrat auch der ‚Star des Hauses’ – beinahe hätte Ven darüber gelacht, dass er diese Bezeichnung gerade im Kopf gehabt hatte, wirklich beinahe! – die Essküche und ließ sich neben Ven auf seinem üblichen Platz fallen. „Hat es einen besonderen Grund, dass ihr mich anstarrt?“, fragte er schließlich vollkommen berechtigt, da tatsächlich alle Blicke auf ihm lagen. Roxas und Sora wandten sich wieder ihrem Frühstück zu, während Ven weiter glotzte, ohne es wirklich zu merken. Erst als Vanitas ihm einen Vogel zeigte, wurde ihm bewusst, was er da tat, weswegen er schneller als nötig sein Essen fixierte, jedoch nichts sagte. Stattdessen wunderte er sich darüber, dass Sora und Roxas plötzlich unnötigerweise loslachten, und irgendwie war er in der Stimmung, diese Tatsache zu kommentieren. „Was denn, plant ihr den heutigen Tagesverlauf oder was ist so lustig?“; die beiden erwiderten nichts, grinsten stattdessen nur. „Lasst mich raten, heute geht’s in den Streichelzoo?“, bohrte Ven weiter nach, diesmal jedoch mehr als nur genervt. „Oh, tolle Idee, Ven! Das machen wir morgen!“, kam dann tatsächlich die Antwort von Sora, die so ernst gemeint klang, dass der Angesprochene sein Messer fallen ließ. Daran, es wieder aufzuheben, dachte er nicht einmal für eine halbe Sekunde. Das musste… „Das war ein Scherz“, es war weniger eine Frage als mehr eine Anordnung und er hoffte, dass ihm einfach niemand widersprechen würde. „Wieso denn nicht? Magst du keine Streichelzoos? Na ja, egal, vielmehr hatten wir heute an etwas Entspannendes gedacht“ – „Pff, ich seh es kommen. Freibad“ – „Du bist gut, leider aber nicht perfekt. Fürs Freibad ist es schließlich zu kalt. Aber Halle tut’s ja auch!“. Ven schüttelte ungläubig den Kopf. „Na dann viel Spaß, aber leider ohne mich“ – „Und ohne mich“, fügte sein Sitznachbar hinzu, der von der Idee alles andere als begeistert war. „Jetzt seid mal nicht solche Stubenhocker. Davon mal ganz abgesehen, macht doch einen besseren Vorschlag“, mischte sich nun Roxas ein, der triumphierend grinste und dazu auch sein gutes Recht hatte – weder Ventus noch Vanitas hatten nämlich eine bessere Idee und somit keine großartige andere Wahl, als einfach zuzustimmen. Natürlich war ihnen klar, dass das eine dumme Idee war, aber sie hatten beide keine Lust, hier rumzusitzen und sich gegenseitig Löcher ins Gesicht zu starren – was nämlich wahrscheinlich passieren würde, blieben sie zurück. Dass auch so irgendetwas mehr als Unvorteilhaftes passieren würde, war allerdings auch sonnenklar. „Aber trotzdem; diese Tatsache an sich erklärt für mich immer noch nicht, warum ihr hier wie doof durch die Küche lacht“, murmelte Ven schließlich, obwohl er den Grund genau genommen gar nicht so wirklich wissen wollte. „Ach, die Macht der Gewohnheit.“ Er erwiderte nichts, da er die Aussage nicht verstand und befürchtete, sich zum Affen zu machen. Stattdessen frühstückte er lieber weiter. Vielleicht, wenn er genug Essen in sich stopfte, hätte er eine gute Ausrede, leider nichts ins Wasser zu gehen – natürlich würde er vor Ort noch mehr essen müssen, aber das würde er schon schaffen. „Gut, dann würde ich sagen…gehen wir in einer Stunde los?“ Unzufrieden nickte der Blonde und konnte nur vermuten, dass sein liebster Sitznachbar das gleiche tat. Eigentlich würde es ihm nicht viel ausmachen, bliebe der Mal zuhause, aber er käme sich sehr unfreundlich vor, würde er das laut sagen, weswegen er es lieber ließ. Nachdem sie – endlich, wie Ven fand – den Tisch abgeräumt hatten, gingen – oder, in seinem Fall, schlurften – sie allesamt die Treppe hinauf und in ‚ihre’ Zimmer. Ehrlich gesagt quälte es Ventus gar nicht mehr so sehr, das Tor zur Hölle zu überschreiten, auch wenn er immer noch etwas genervt war, wieder mal die A-Karte gezogen zu haben; das tat er, was Roxas und ihn anging, sowieso eigentlich immer. Dass er die Tür nicht zutrat, lag lediglich an der Tatsache, dass er keine Lust auf eine Schlägerei hatte und ihm klar war, dass er damit sicherlich eine anzetteln würde; mal davon abgesehen, dass er gegen Vanitas – der, wie Ven nie vergessen würde, den großen Gorilla im Park zu Fall gebracht hatte – ohnehin nicht den Hauch einer Chance hätte, tat ihm sowieso schon alles weh und er befürchtete bereits, sich beim Fall in den Teich irgendetwas angeknackst zu haben. Es wunderte ihn eigentlich etwas, dass er bisher kaum Anzeichen einer Erkältung bemerkte. Er ließ sich auf sein provisorisches Bett fallen und wäre am liebsten eingeschlafen. Zwar war er nicht müde, dafür aber einfach körperlich nicht in Bestform. Es hieß zwar, Wasser würde dabei am besten helfen, trotzdem gefiel ihm die Tagesplanung immer noch nicht. „Hey, Dummkopf.“ Am liebsten hätte er sich dafür geschlagen, aufzublicken und den Spitznamen damit theoretisch anzunehmen, aber andererseits konnte ja auch schlecht jemand anders gemeint sein. „Was willst du?“, murmelte er als nicht gerade glückliche Antwort und blickte zu seinem Zimmernachbarn und fast besten Freund hinüber, der im Schneidersitz auf seinem Bett saß und einen Blick aufgesetzt hatte, der Ventus überhaupt nicht gefiel. Hämisch? Boshaft? Gehässig? Hinterhältig? Spöttisch? Vielleicht gar ein wenig sadistisch? Jede dieser Beschreibungen passte irgendwie und der Blonde konnte sich nicht entscheiden, welche er am ehesten gewählt hätte, hätte man ihn gefragt. Was ihn an der Sache allerdings wirklich verwunderte, war, dass zu diesem…Gesichtsausdruck auch noch ein bedrohliches Stillschweigen hinzukam. Ja, genau, bedrohlich, das war das richtige Wort! „Ähm…“; er wollte etwas sagen, wusste aber nicht, was, und mochte nicht riskieren, sich Ärger oder Streit einzuhandeln. Jedoch dämmerte ihm so langsam, was Sache war. Natürlich, eigentlich war es offensichtlich. Was wäre auch näherliegend als die Vermutung, dass dieser Blick sagen sollte, wie man sich auf seine Kosten belustigen würde. Das passte mal wieder ohnegleichen. Am liebsten wäre Ventus aufgestanden, zu Vanitas rübergegangen und hätte ihm seine geballte Faust ins Gesicht gedonnert, so oft und so lange, bis der einen anderen Blick aufsetzte. Dann aber erinnerte er sich an die letzte Situation, in der er den Schwarzhaarigen…verletzt hatte. Schlagartig sank seine Laune um einiges und mit einem Schmollen ließ er sich nach hinten fallen. Es war Tag fünf und noch immer hatten sie nicht sonderlich viele nette Worte miteinander gewechselt. Zwischendurch hatte Ven sich bereits gedacht, dass das überhaupt nicht möglich war, aber eigentlich empfand er diese Möglichkeit als eher sinnlos. Sie kannten sich doch gar nicht gut genug, um sich wirklich von vorn bis hinten ‚hassen’ zu können. Dann allerdings hatte Vanitas wirklich genug negative Eigenschaften, die es mehr als schwierig machten, ihn zu mögen, wobei es Ventus stellenweise auch so vorkam, als stelle der Schwarzhaarige sich so…gemein und unerträglich. Fast, als wolle er nicht, dass man Sympathie zu ihm aufbaute. Das wiederum war für den Blonden aber auch etwas unverständlich…vielleicht sollte er den anderen beizeiten mal fragen, aber nicht jetzt. „Irgendwie werd ich das Gefühl nicht los, dass du gerade wieder irgendwas extrem Beknacktes denkst. Richtig oder richtig?“ – „Hab ich nach deiner Meinung gefragt? Ich denke nicht“ – „Oh, da wird aber jemand frech“ – „Ruhe“ – „Sonst?“ – „Das willst du gar nicht so genau wissen“ – „Doch, ich brenn drauf. Los, zeig mir, was ne Harke ist“. Es kostete Ventus eine ganze Menge Beherrschung, nicht auszurasten, aber glücklicherweise musste er nicht antworten, da ein Pochen an der Türe ihre ‚Konversation’ unterbrach. „Könnt ihr nicht mal fünf Minuten Ruhe geben?! Ihr benehmt euch wie kleine Kinder. Streiten macht Falten, und wenn ihr so weiter macht, seht ihr mit 20 aus, als wärt ihr schon 200!“ Ven hätte etwas erwidert, aber er musste ein Lachen unterdrücken, als er Vanitas anblickte, der die Worte stumm nachäffte, mit den Armen rumfuchtelte und dann die Augen verdrehte. Etwas, was zu ihm eigentlich überhaupt nicht passte und deswegen extrem dämlich aussah. Unsicher, ob er noch irgendwas sagen sollte, machte er es sich ein wenig gemütlicher und ließ seinen Blick wieder einmal durch das Zimmer schweifen. Anfangs war es ziemlich düster gewesen, inzwischen ging es sogar. Durch das Fenster schien Sonne in den Raum und alles wirkte etwas freundlicher, auch wenn die dunkel gestrichenen Wände das Zimmer klein wirken ließen. „Kann ich dich mal was fragen?“, begann Ventus beinahe schüchtern, da er keine Lust hatte, wieder einen wunden Punkt zu treffen und angeschrien zu werden. „Hast du doch jetzt schon. Aber ich bin so nett und erlaube dir eine weitere Frage, weil du’s bist“; Ven ging auf diese Wortwahl lieber nicht ein, da es im Streit geendet hätte. „Na gut, ähm, also…kann es sein, dass du dich absichtlich so unfreundlich und unerträglich stellst? Und wenn ja, wieso?“ In der Sekunde, als er zu Ende gesprochen hatte, bereute er es schon ein kleines bisschen. Vanitas hob fragend eine Augenbraue und legte den Kopf etwas schief. „Was soll das denn bitte bedeuten? Unfreundlich? Unerträglich? Ich könnte nicht bestätigen, dass diese Eigenschaften auf mich zutreffen“, erwiderte er gelassen und klang dabei so ernst, dass Ven sich einen Moment fragte, wo die Pointe dabei war. „Ähm…das ist ein Scherz.“ Ventus wusste selbst nicht genau, ob er das fragte oder feststellte, da er mehr als nur verwirrt war. „Ein Scherz? Wieso denn das? Ich denke, ich bin eine ziemlich zugängliche, extrovertiert-freundliche Person, die jeder Art von Kontakt nicht abgeneigt ist und in allem immer das Positive sieht.“ Ven hätte etwas gesagt, hätte man nicht urplötzlich von vor der Türe schallendes Gelächter vernehmen können. Seinem Zimmermitbewohner schien dies alles andere als gut zu gefallen, aber er setzte ein desinteressiertes Gesicht auf, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und machte es sich gemütlich. Urplötzlich stellte sich Ven die Frage, ob Sora und Roxas sie beide wohl stalkten. Sie waren immer anwesend, wenn einer von ihnen etwas Dummes tat – okay, nicht immer, aber oft – und trotzdem so unscheinbar, dass sie nur auffielen, wenn sie mit der Tür ins Haus krachten. //Die kleinen Hirnis haben bestimmt auch Kameras aufgestellt, ganz bestimmt sogar//, dachte Ven und wusste, wie dämlich dieser Gedanke war. Wäre dies der Fall, hätte man sich nie so über den Unfall an seinem Hals gewundert, dann wäre wohl inmitten einer Nacht, über die er nicht gern nachdachte, jemand ins Zimmer gestürmt, um Vanitas davon abzuhalten, einen Mord anzudeuten. Keine Kameras, sicherlich nicht. Aber faul war an der ganzen Sache schon irgendwie was. Ven beschloss, nicht daran zu denken und ging gedanklich den Tagesablauf durch. Sie würden das Haus verlassen, der Albtraum würde beginnen. Das Bad betreten würde Ven sich auf dem Weg zu den Umkleiden erstmal gepflegt auf die Nase legen, natürlich nicht ohne zutun seines besten Freundes – bei der Vorstellung hatte er urplötzlich den Klang einer diabolischen Lache im Kopf, weswegen er den Kopf schüttelte und weiterdachte. Dann, umgezogen… Und wieder kam er sich einen Moment vor wie ein kompletter Vollidiot, bevor er begann, dümmlich zu grinsen. Natürlich hatte das auch seinen Grund, welchen er jedoch für’s Erste für sich behielt, trotz Vanitas’ fragendem Blick und der Feststellung, dass Ventus angeblich ‚übertrieben dämlich’ grinse. Es war ihm egal, so was von egal. Zu seinem unglaublichen Bedauern hatte er nämlich leider vergessen, sich für diesen äußerst angenehmen Umstand des Besuches eines Hallenbades komfortabel passende Kleidung einzupacken. Man konnte förmlich sehen, dass er sich freute wie ein kleiner Schneekönig, und sein leises Lachen, was beinahe diabolisch klang, war für seinen Zimmernachbarn unüberhörbar. „Was heckst du aus, Knirps?“, wurde er – zurecht! – gefragt und blinzelte, Vanitas anblickend. „Ich weiß gar nicht, wovon du redest“, erwiderte Ven monoton und versuchte nicht mal, das Grinsen loszuwerden. Allerdings wurde ihm schlagartig klar, dass Roxas eine derartige Situation zu neunundneunzig Komma neun Prozent eingeplant hatte, es war irgendwie so…vorstellbar. Innerhalb einer Viertelsekunde verschwand sein Lächeln und er seufzte genervt. „Versuch doch gar nicht, einen Weg daran vorbei zu finden. Du wirst ebenso scheitern wie ich auch, nur kläglicher. Denk dir lieber aus, wie wir das den Trotteln heimzahlen können, statt über etwas zu philosophieren, was eh nicht klappen wird.“ Dass Ven in dieser Situation unterschwellig als zu blöd bezeichnet wurde, war ihm relativ egal. Die Idee war ausnahmsweise gut…sie waren sich in etwas einig. Nein, ganz böse, das würde keine guten Folgen haben. Auf der anderen Seite jedoch würde ein klein wenig Rache sicherlich nicht schaden…doch, aber das war ihm gerade egal. Leider gab es so gut wie gar nichts, womit man Roxas auch nur im Geringsten nerven konnte – also wirklich kaum etwas. Auf Anhieb würde Ven nichts einfallen. Auch Sora schien in dieses Schema zu passen, denn anscheinend brachte ihn nichts wirklich aus der Ruhe. Schwierig, die ganze Situation. Eigentlich hatte er auch gar keine Lust, sich einen Racheplan auszudenken, denn währenddessen dachte Vanitas wahrscheinlich darüber nach, wie er nicht die beiden Trottel, sondern Ventus eins auswischen konnte. Ja, das würde passen. Als hätte man gerufen, stand Trottel-Blond in der Tür und warf eine Tasche in den Raum, bevor er direkt wieder rausging. //Na vielen Dank auch//, dachte Ven sich und glotzte in die Tasche rein. Also er hatte die nicht mitgenommen, und das Zeug darin gehörte ihm erst Recht nicht. Man war wirklich nur in der Beziehung nett zu ihm, in der er es gar nicht wollte. Warum konnte man ihn nicht leider hier lassen müssen? Warum?! Es war so unfair. Es war beinahe peinlich, wie genau Roxas wusste, welche Sachen sein liebster Bruder zu hundert Prozent vergessen hatte. Denn mit einem Blick in seine eigenen Sachen, von denen er sich wunderte dass sie immer noch im Schrank waren, stellte er fest, dass er tatsächlich weder eine Badehose noch ein Badehandtuch mitgenommen hatte. Gruselig, wirklich gruselig. So langsam wurde das mit den Kameras immer wahrscheinlicher, wobei es immer noch Schwachsinn war. Aber mal ganz ehrlich, wer wollte schon im Winter schwimmen gehen? Abgesehen von Trottel-Blond und Trottel-Brünett. Ja, das waren gute, mehr als nur passende Spitznamen. Wie gerne würde er den beiden eins auswischen, aber wie er sein Glück nun mal kannte, würde das im Endeffekt ohnehin nach hinten losgehen. Aus den Augenwinkeln erkannte er, dass sein Lieblingszimmernachbar tatsächlich Sachen aus seinem Schrank suchte. Eine Niederlage? Zugegeben, Widerstand wäre ohnehin zwecklos. So langsam aber sicher wurde Ventus allerdings auch das Gefühl nicht los, dass Vanitas diesen Kram freiwillig machte; nur, um ihn zu ärgern! Nun gut, ändern konnte er es nicht, vielleicht sollte er sich auch mal aufraffen, es gab ja keinen Weg dran vorbei. Er könnte zuhause sein, in seinem Bett liegen…stattdessen saß er auf seinem mehr schlecht als recht organisieren Schlafparadies, gemeinsam in einem Zimmer mit der Ausgeburt der Hölle, geweckt in aller Herrgottsfrühe und dazu verdammt, mit diesen Trotteln schwimmen zu gehen. Wie viel unnötiger könnte ein Ausflug denn noch sein? „Bist du gleich mal fertig?“ – „Nee.“ Er war genervt, mehr als das, und wollte eigentlich nur seine Ruhe. „Seid ihr bald mal fertig?“; Trottel-Brünett in der Tür – wenn Blicke töten könnten. „Ach, auf Ventus könnten wir eh noch lange warten“, damit platzte auch Trottel-Blond ungefragt ins Zimmer und machte sich ebenso ungefragt daran, für seinen Bruder die Sachen zu packen. Die schienen es wirklich ernst zu meinen! „Hab ich um deine Hilfe gebeten?“ – „Als ob du das noch heute alleine hinbekommen hättest“ – „Als ob ich das gewollt hätte“. Schweigen? Schweigen! Er hatte es wirklich, wahrhaftig geschafft! Dass nicht nur er alles andere als begeistert über den plötzlichen Besuch war, erkannte er sofort an Vanitas’ Blick. Na toll, und wer würde es am Ende ausbaden dürfen…? „Fertig, los geht’s!“; wuhu? Zugegeben, eigentlich war schwimmen gar nicht so schlimm, besonders im Vergleich zum Eislaufen…aber mit diesen Monstern hier an seiner Seite?! Alle drei nervten ihn und die Ausgeburt der Hölle war ihm – er mochte es gar nicht denken – beinahe noch am liebsten. Er verzog das Gesicht bei dem Gedanken. Zwar wurde er gepiesackt, seiner Freiheit beraubt und körperlich sowie seelisch verletzt, trotzdem war er vom Trottel-Duo mehr genervt als von Vanitas. Vielleicht, weil er gerade von dem nichts Besseres erwartet hatte. Er hatte sofort das Bild eines bösen, ignoranten, selbstgefälligen Schlägers vor Augen gehabt. Das musste es sein. Da sich das nur bestätigt hatte, störte ihn das nicht so sehr, weil es absehbar gewesen war. Wie viel besser konnte es noch werden? Roxas schmiss Ventus die gepackte Tasche vor die Füße, während der darüber nachdachte, wie er wohl dafür sorgen konnte, hundertprozentig so schnell wie möglich zu ertrinken. Er könnte Burger in sich stopfen, schön fettig, oder Pizza, oder viel trinken. Und damit würde er Vanitas…aber. Nein, er würde Vanitas damit eine Freunde machen…er wollte ihm aber gar keine Freude machen. Nun gut, dann wohl doch keine Burger, keine Pizza, jedenfalls noch nicht! Was ihn nicht umbrachte, machte ihn ohnehin stärker…fragte sich nur, wenn er dann tot sein würde…allzu lange konnte das wirklich nicht mehr dauern! „Und jetzt beeilt euch ein bisschen“ – „Das denk ich mir auch so, wenn ihr gerade dabei seid, mein Zimmer zu verlassen“; zugegeben, ein kleines Schmunzeln musste Ventus doch unterdrücken. Wenigstens war nicht nur er so genervt, das war ein klitzekleiner Trost. Als wäre Vanitas irgendeine höhere Gottheit, verließen die Trottel tatsächlich Sekunden später den Raum. Magie. Na gut…dann musste Ventus sich wohl aufraffen und anziehen, so wenig es ihm auch passte. Natürlich schloss er sich grundlos eine Weile im Bad ein, zufrieden grinsend, als er merkte, dass es Vanitas nicht zu freuen schien, dass man ihn aussperrte. Kleiner Sieg für Ventus, aber nicht lange, denn irgendwann musste er raus. Vielleicht konnte er es schnell hinter sich bringen, wenn sie früh da waren… Kaum zehn Minuten darauf waren sie allesamt unten versammelt und – mehr oder weniger – bereit für die Abreise. Dass sie zu Fuß gingen war umso besser, auch wenn Ventus darauf bedacht war, nicht mal im Ansatz vorzugehen – sogar jetzt schon versuchte Vanitas, ihm Beinchen zu stellen oder ihn zu schubsen. Wie schrecklich die Idee von vornherein gewesen war, wurde ihm allerdings erst bewusst, als sie angekommen waren. Das Ganze hatte ein gute und eine schlechte Seite, musste er zugeben. Die Gute war, dass das Gebäude riesig schien; es gäbe also viel Platz, den Dreien so gut wie möglich auszuweichen – und nein, dabei würde er sich nicht mal dumm oder einsam vorkommen, denn die brauchte er ganz bestimmt nicht als Begleitung! Die wiederum schlechte Sache…Vanitas…er würde ihn verfolgen, einfach gnadenlos, es war so unglaublich vorhersehbar… Ob es wohl kleine Nischen gab, in denen man Leute foltern konnte? Ventus lief ein Schauer über den Rücken und nur im Unterbewusstsein nahm er die Karte, die sein Bruder ihm reichte, und betrat den Vorraum zu den Umkleidekabinen…oh Gott. Er mochte gar nicht darüber nachdenken und tat das Erste, was ihm einfiel – er zog sich in Lichtgeschwindigkeit um, raste mit seiner Tasche quer durch die Halle zu den Schließfächern, fluchte, da er jetzt noch ein Geldstück raussuchen musste, hatte aber Erfolg und rannte schon weiter, bevor er das Bändchen befestigt hatte. Dass er dabei aussah wie ein wild gewordener Brüllaffe im Elefantenkäfig – was unter anderem daran lag, dass er mehrmals beinahe den Boden küsste – war ihm so dermaßen egal; er merkte es nicht mal richtig. Er war schon ziemlich stolz auf sich und blieb dann eine Sekunde vor einem Becken stehen, unsicher, ob er einfach reinspringen sollte, obwohl es ziemlich kalt sein würde. Er brauchte keine Entscheidung zu treffen; die fiel nämlich schon durch ein gehässiges, gar böses Lachen, kombiniert mit einer gewissen Kraft, die merkwürdigerweise seinen Rücken traf und ihn beinahe einen Bauchklatscher hinlegen ließ. Er hörte sich selbst noch irgendwelche Beleidigungen schreien, bevor er unterging und für einen Moment zu wütend war, um wieder aufzutauchen. Warum? WARUM?! Womit in Gottes Namen hatte er das überhaupt auch nur ansatzweise verdient?! Was hatte er der Welt getan, dass man ihn so behandelte, ihn mit so einer Person, so einem Wesen konfrontierte, und das für eine ganze Woche? Das würde Rache setzen, so viel Rache, er mochte es gar nicht denken. Er tauchte wieder auf, atmete einmal tief ein und aus und ignorierte die Kälte, die ihn gepackt hatte. So…kalt. Sein Blick suchte den Schuldigen, der jedoch stand schon an der anderen Seite vom Becken, grinste blöd und winkte Ventus zu. Oh ja, noch grinste er. Fragte sich in dem Falle nur, wie lange denn noch. Das Problem war, dass Ventus sich nicht in der Lage fühlte, etwas auszuhecken. Er könnte Vanitas wieder mal verletzen, aber irgendwie war er sich beinahe sicher, dass das auch dieses Mal nicht sonderlich gut verlaufen würde. Aber zumindest ärgern könnte er ihn. Irgendwie…er brauchte nur eine Strategie. Unsicher aber trotzdem mit einem Ziel vor Augen stieg er wieder aus dem Wasser, ignorierte sein Zittern, rieb sich das Wasser von den Augen und ging in genau die Richtung, in der Vanitas nicht war. Es gab genug Becken, er würde schon eins finden, wo man ihm nichts tun würde. Vielleicht dieses kleine runde Whirlpool-Becken…ja, das würde er jetzt probieren. Als wäre heute sein Glückstag – haha – war gerade nicht einmal jemand dort und er konnte sich breit machen – insofern das auf der Fläche, die für mehr als sechs Personen ohnehin gar nicht geeignet wäre, möglich war – jedoch nicht allzu lange. „Wieso verfolgst du mich? Kannst du nicht hingehen und irgendwelche kleinen Kinder verprügeln?“ – „Ich kann auch dich verprügeln, wenn’s dir nichts ausmacht“. Er war kurz davor, wirklich so kurz davor, auf zynische Weise darauf einzugehen, bevor ihm gerade noch rechtzeitig bewusst wurde, dass Vanitas das als Einladung sehen und auch in die Tat umsetzen würde. Und als wäre es nicht schlimm genug, versuchte der Kerl auch noch, ebenfalls in das Wasser zu gelangen. //Nee, nee, nee, ganz bestimmt nicht//, dachte Ventus und trat nach dem Schwarzhaarigen, wobei er sich zwar dumm vorkam, aber zumindest etwas versuchte. „Willst du mich verarschen, verzieh dich“, meckerte der auf einmal, trat zurück und machte sich dann auch breit. Sollte der Blonde jetzt wieder weglaufen? Vielleicht konnte er…ja. Er sprang auf und sprintete in Höchstgeschwindigkeit zur Rutsche. Die Treppe war gerammelt voll und in seiner Verzweiflung drängelte er sich an ein Paar Kindern vorbei, die auch gerade hochgehen wollten. Ein Paar Leute folgten noch, wodurch er Vanitas, der eher gelangweilt als euphorisch hinterher gegangen war, für den Moment kurz abgehängt hatte. Natürlich würde das nicht lange währen, aber irgendwie war Ventus froh über jede Sekunde, die er allein sein konnte. Zumindest empfand er nicht mehr dieses Gefühl von Verzweiflung, beim Gedanken daran, dass sie sehr bald wieder aufeinandertreffen würden. Anfangs war es wirklich schlimm gewesen, inzwischen war er ein wenig abgehärtet und hatte sich damit abgefunden; es waren ja ohnehin nur noch zwei Tage. Mit etwas Glück würden sie schon morgens abgeholt werden, dann wären es nur noch eineinhalb. Schöne Vorstellung…sehr schön. In Gedanken versunken hatte er ein wenig vergessen, weiterzugehen, und merkte nur, dass sich Leute an ihm vorbeidrängelten, statt ihn freundlich darauf hinzuweisen. Na danke auch. Er drängelte mit, bis er – mithilfe von ein wenig Gemecker – wieder an seinem ursprünglichen Platz war. Warum sollte er Kinder vorlassen, weil sie Kinder waren? Das Schwimmbad hatte noch Stunden geöffnet, die würden oft genug rutschen können. Okay, seit wann war er eigentlich so gemein? Er konnte sich gar nicht erinnern, früher schon so drauf gewesen zu sein…er lebte unter extrem schlechtem Einfluss, konnte die Kinder jedoch nicht wieder vorlassen, da er gerade nach unten blickte und dort auf der Treppe eben jenen ‚schlechten Einfluss’ entdeckte – siegessicher grinsend! Nein, er musste bleiben, wo er war, und zum Glück war er fast oben angekommen. Ein Wunder, dass Vanitas nicht auf die geistreiche Idee gekommen war, unten zu warten und im richtigen Moment die Rutsche mit Steinen zuzumauern…Die Fantasie… Vielleicht sollte Ven einfach nicht so viel nachdenken…anscheinend tat es ihm jedenfalls nicht sonderlich gut. Zudem war er oben angekommen, einzig und allein, um wieder runterzurutschen. Eigentlich fand er das ziemlich langweilig, aber es war ja auch nur ein Mittel zum Zweck. Er dachte gar nicht daran, dass er die Leute hinter sich damit ärgern würde, rutschte aber aus irgendeinem Grund recht langsam. Als würde er am liebsten hier verweilen, am besten für immer. Er wollte sich glücklich schätzen – ja wirklich! – als er bereits fast unten angekommen war. Jede Hoffnung, jedes Glück, jede Erleichterung verschwand urplötzlich, als er dieses abartige Geräusch vernahm, dieses Hyänen-artige Lachen, nur irgendwie etwas tiefer. Und er wusste, dass das nicht gut enden würde. Natürlich, natürlich behielt er Recht! Die Sekunden später eintretenden Schmerzen in seinem Rücken inklusive Ekelgefühl, da er die Form von Füßen ausmachen konnte, versprachen ihm schon, dass es noch ein toller Tag werden würde. Einfach sitzen bleiben. Ja, ihm würde noch jemand in den Rücken rasen, wenn er das tat, aber machte es einen Unterschied? Sein bester Freund schien sich bereits aufgerichtet zu haben und endlich zu entfernen, anscheinend hatte er sein Ziel erreicht. Okay, so nicht, aber ganz sicher nicht! Ventus wartete einen Moment, stand dann auf und preschte auf Vanitas zu, der gerade an einem der Becken vorbeilief. Warum auch immer es so war, er schien nichts zu merken; denn gerade in der Sekunde, als er sich umdrehen wollte – wohl durch Ventus Fluchen alarmiert – hatte sich der Blonde schon mit voller Wucht gegen seinen Rücken geschmissen und ihn somit im Wasser versenkt. Triumph, Sieg! Beinahe hätte er gelacht, aber irgendwie musste ja ein Haken an der Sache zu sein. Daran, rechtzeitig vom Beckenrand wegzugehen, wie es ein normaler Mensch tun würde, dachte er nämlich nicht, stattdessen hörte er sich selbst nur Beleidigungen durch die Gegend rufen, bevor er schließlich ebenfalls alles andere als angenehm im Wasser landete. Wie zur Hölle hatte der Kerl überhaupt nach seinem Arm greifen können?! War der ein Delfin oder was? Nee, ganz bestimmt nicht. Auf jeden Fall schien der sich nun wieder köstlich zu amüsieren, während Ventus sich über das Wasser ärgerte, dass in diesen tiefen Becken einfach immer viel kälter war. „Dir ist bewusst, dass du ein richtig dummer Trottel bist, oder?“, hörte er Vanitas sagen, wollte es eigentlich ignorieren, erwiderte stattdessen aber nur: „Dir ist bewusst, dass ich das deiner unverzichtbaren Gesellschaft zu verdanken habe, oder? Idiot“. Ein kleines Bisschen benahmen sie sich doch wie kleine Kinder, auch wenn es keiner von beiden zugeben würde. „Ich möchte dich daran erinnern, dass du in mein gewohntes Gebiet eingedrungen bist, nicht umgekehrt“ – „Touché, insofern man missachtet, dass ich mir das ganz bestimmt nicht so ausgesucht habe!“ – „Aber natürlich. Du kannst es ruhig zugeben, du kannst dir nichts Schöneres vorstellen als meine Gesellschaft“ – „…dein Ernst?“ Ventus war ein bisschen verwirrt und Vanitas’ Gelächter machte es in keinem Sinne besser. War aber auch eigentlich egal, wieso gab er sich mit dem Kerl ab? „Ist auch unwichtig.“ Er kletterte wieder aus dem Becken heraus und trat alles andere als freundlich nach der Hand, die ihn wieder zurückziehen wollte. „Wag es, ich warne dich, du wirst es bereuen.“ Natürlich war er nicht gerade Angst einflößend, war auch nicht sein Ziel gewesen, aber auslachen musste man ihn deswegen nicht! „Gut, wenn du nicht zurückkommst, muss ich dir wohl nachlaufen“ – „WAS?!“ Selbstverständlich wusste er, dass Vanitas ihn verfolgte. Es war ihm bewusst, wirklich. Aber musste der Troll es auch noch zugeben?! Das war ja krank. Er mochte sich gar nicht vorstellen, ob er wohl nachts von diesem Monster beobachtet wurde. Hätte er nicht wegen dem ständigen Temperaturwechsel ohnehin schon eine Gänsehaut, dann hätte er sie spätestens jetzt bekommen. Und wieder wurde ihm klar, dass er weniger nachdenken sollte. Zu allem Überfluss erblickte er auf der Flucht vor seinem besten Freund auch noch sein allerliebstes Trottel-Duett und ehrlich gesagt war er sich nicht ganz sicher, was schlimmer war, weswegen er einfach stehenblieb; auch im Nachhinein betrachtet wollte er nicht ansatzweise wissen, wie dicht hinter ihm Vanitas gelaufen war, denn kaum eine Viertelsekunde später spürte er, dass dieser in ihn reingelaufen war. Unzufrieden, um es noch milde auszudrücken, wandte er sich um, und machte so ruhig wie möglich sein Unwohlsein klar. „Alter! Wenn du mich schon verfolgst, dann halt zumindest einen Mindestabstand von einem dreiviertel Meter! Du gehst mir so unglaublich auf die Nerven, GEH DOCH EINFACH WEG MAN!“ Dass ihm die Blicke der Umgebung sicher waren, interessierte ihn nicht mal. Den Großteil seines je dagewesenen Schamgefühls hatte er ohnehin längst verloren, außerdem würde er diese ganzen Menschen nie wieder sehen, außer Roxas, und der zählte seit geraumer Zeit ohnehin nicht mehr als vollwertig ernstzunehmende Person. Und als wäre das Ganze nicht schlimm genug, schien Vanitas sich wieder an Ventus’ Wut zu erfreuen. Ja, der hatte ja ohnehin immer was zu lachen, außer wenn man ihm in empfindliche Stellen trat, eine Sache, die Ventus vielleicht zum Abschied tun sollte, nur um danach ins Auto zu flüchten und nie zurückzukehren. Aber bis zu diesem Moment musste er erstmal überleben, und das würde gar nicht so einfach werden. Und wenn dieser Idiot noch lange so schauen würde, käme er höchstwahrscheinlich eher in eine Gummizelle als nach Hause! „Was guckst du so blöd?! Bist du mir nicht schon genug…“ – „Du bist schon eigenartig. Willst, dass ich dich in Ruhe lasse, aber textest mich zu. Merkwürdig“ – „…“ Er würde nichts erwidern, nichts, einfach überhaupt gar nichts. Es würde ihm im Endeffekt nur Ärger einbringen oder für Gelächter sorgen. Stattdessen wandte er sich wieder ab und ging in die Richtung, die sein eigentliches Ziel gewesen war, wo die Trottelinos sich schon wieder wie kleine Schulmädchen benahmen und Ventus wieder darüber nachdachte, sie eher als Turteltäubchen zu bezeichnen. Das war so…kindlich…weiblich…er durfte gar nicht darüber nachdenken. „Zieh nicht so ein Gesicht“; okay, wieso wollte sich eigentlich jeder mit ihm anlegen?! Sie hatten ihn zwar noch nicht wütend erlebt, aber lange würde es nicht mehr dauern, bis sein Geduldsfaden riss – ihm war ohnehin schleierhaft, wie der über vier Tage überlebt hatte. War er einfach zu nett? Wahrscheinlich. Und überhaupt, wieso spielten diese Trottel im Kinderbecken? Daran konnte man ja fast schon sitzen, und auf der Treppe sowieso. … So widerlich Ventus Kinderbecken auch fand, war die Idee, sich auf die ohnehin viel zu breite Treppe zu setzen und dort zu verweilen viel zu groß, als dass er hätte widerstehen können. Ergo machte er das auch, bereute es allerdings, als sich Vanitas neben ihn schmiss und ernsthaft dabei war, einen Arm um seine Schulter zu legen. „Du machst Witze, oder? Ich bilde mir lediglich ein, dass du gerade versuchst, dich kumpelhaft an mich heranzudrängen als wären wir auch nur ansatzweise so was wie Freunde. Es ist eine Illusion, die niemals in Kraft treten wird und meiner viel zu großen Fantasie zuzuschreiben ist“ – „Ich weiß gar nicht, was du meinst. Nun gut, zugegeben, du bist ziemlich unausstehlich und tust alles, um deine Menschen zu vergraulen, aber meine unendliche Sympathie und Nettigkeit hält mich davon ab, dir das übelzunehmen.“ Nein, er schlug sich nicht die Hand vor die Stirn. Er musste ruhig bleiben und die Sachlage genau analysieren. Möglichkeit eins: Trottel-Duett starrte sie beide an, Vanitas wollte nicht wieder zu irgendwelchen dummen Aktionen gezwungen werden und tat deswegen so, als würden sie sich super verstehen. Relativ unwahrscheinlich allerdings. Selbst wenn der soweit denken konnte, würde er doch alles ertragen, solange Ventus mit hineingezogen würde. Möglichkeit zwei: Vanitas meinte das Ganze tatsächlich…nein, ganz bestimmt würde er das nicht zu Ende denken. Möglichkeit drei: Vanitas hatte sich das Ziel gesetzt, Ventus noch heute zum Explodieren zu bringen, und das, ohne ihn großartig zu beleidigen. Bisher die wahrscheinlichste Möglichkeit, die dem Blonden einfallen würde. Aber vielleicht steckte sogar noch mehr dahinter; er wollte das gar nicht genauer wissen. „Lässt du mich jetzt los?“, fragte er, bemerkend, dass Vanitas den Arm nicht zurückgezogen hatte. Es musste für Außenstehende ziemlich ulkig wirken; Ventus, der sich so weit wie möglich gegen die Steinwand des Beckens lehnte, um von dem Monster wegzukommen, und dann jenes Monster, mit diesem Blick, den kein Sterblicher deuten konnte, versuchend, sich als ganz normaler Kumpel aufzuspielen. Ja, für Außenstehende. Falls Ventus’ Meinung in diesem Falle etwas wert war – und das war anscheinend nicht gerade oft so – für ihn war das nicht ulkig, nicht mal im Ansatz. „Ich wüsste nicht, welchen Grund es dazu gäbe“ – „Du weißt, wie es endet, wenn du meine Privatsphäre ignorierst“; Ventus mochte nicht daran zurückdenken, auch wenn er im Endeffekt ‚gewonnen’ hatte. Ein großartiger Triumph war es ja nicht, mit dem Troll in einem Bett schlafen zu müssen. „Oh ja, dessen bin ich mir bewusst.“ …Wieso grinste der jetzt wieder? Wollte Ventus wissen, was in diesem abartigen Kerl vor sich ging? Er ließ das Geschehene noch mal Revue passieren, die peinliche Passage, in der er selbst wie ein Mädchen geflennt hatte, mal auslassend. Wie war das noch mal ausgegangen? Seine Hand wanderte zu seinem Nacken, während er nachdachte, und urplötzlich hielt er mitten in der Bewegung inne. Seine Augen weiteten sich bei dem Gedanken an die peinliche Situation mit dem Polohemd und er sprang auf, einen mädchenhaften Schrei gerade so verhindernd. „WUSSTE ICH DOCH, DASS DU EIN PERVERSLING BIST!“, hörte er sich selbst nur noch schreien, bevor er schon wütend aus dem Becken stampfte. Das war’s, aber endgültig. Er wünschte, er hätte einen Notfallplan für eine derartige Situation, aber leider konnte er ja nicht viel machen. Wie viel wohl ein Taxi nach Hause kosten würde? …Nun, jedenfalls mehr, als sein Sparschwein hergeben würde, und sowohl Roxas’ als auch ihrer beider Eltern würden ihn dafür einen Kopf kürzer machen. Warum kümmerte er sich so sehr um die Meinung anderer? Er könnte das ignorieren und einfach nach Hause gehen. Über das zu Fuß laufen hatte er natürlich auch nachgedacht, aber dass wiederum erinnert ihn an seine schmerzliche Begegnung mit der Parkbank und dem Gorilla, den Vanitas dann – wie auch immer der Zwerg das geschafft hatte, ernsthaft! – hatte niederstrecken müssen. Egal, worüber er nachdachte, es gab immer eine schlechte Erfahrung in Verbindung mit Vanitas, die dazu ausgezeichnet passte; das konnte inzwischen kein Zufall mehr sein. Auch wenn er sich dabei ein wenig blöd vorkam, würde Ventus sich jetzt gnadenlos für Stunden in einer Kabine einsperren, da würde ihn nichts von abhalten. Konnte ihm doch egal sein, ob man ihn vermissen würde, wobei er nicht mal glaubte, dass das passieren würde. Seine Tasche ließ er erstmal gepflegt in seinem Schließfach, er hatte keine Lust, die mit sich zu schleppen, auch wenn ihm zugegebenermaßen ein wenig kalt war. Schnurstracks ging er auf die erstbeste Kabine in Sicht zu, atmete einmal tief durch, als er drinnen angekommen war und wollte dann diese Bank umlegen, wodurch automatisch die Tür geschlossen werden würde. Irgendwie schien das aber nicht so recht zu funktionieren, denn die Bank war augenscheinlich bereits unten gewesen, bevor er die Kabine betreten hatte…und wie würde er jetzt die Türe verschließen? Ach genau, er würde einfach eine andere Kabine betreten, das wäre wohl das Beste. Seufzend drehte er sich also wieder um und hätte nur noch seinen eigenen Schrei gehört, hätte man ihm nicht eine Hand vor den Mund gepresst und ihn gegen die wirklich nicht gerade gemütlich-warme Türe gedrückt. Er schlug nach dem Übeltäter, verlor jedoch, indem seine Hände gepackt wurden. Das konnte und durfte nicht die Möglichkeit sein. Wenigstens hatte er jetzt keine Finger mehr im Gesicht. „Ernsthaft! Willst du mich vergewaltigen oder was soll das hier?!“ – „Vielleicht.“ //Vielleicht…VIELLEICHT?!// Er schüttelte den Kopf und versuchte nun, seine Beine zur Hilfe zu nutzen, wusste jedoch, dass das nicht besonders viel bringen würde. Wenigstens hatte das schwarzhaarige Monster nun wieder dieses abartige Grinsen aufgesetzt, welches Ventus versicherte, dass das hier alles kein Traum war. Ob das nun gut oder schlecht war, lag natürlich im Auge des Betrachters… „…Lässt du mich los, wenn ich dich freundlich darum bitte?“ – „Hm, lass mich darüber nachdenken…wenn du schon so fragst…nein, wahrscheinlich nicht“. Okay, das war nun mit Abstand die merkwürdigste Situation, die er in der gesamten bisherigen Woche hatte erleben ’dürfen’. „Na gut…dann möchtest du mir aber sicherlich zumindest deine Intentionen nennen, die dich dazu bringen, mich unhöflicherweise gegen diese wohlgemerkt eiskalte Schwimmbadkabinentüre zu drücken, habe ich Recht?“ – „Eventuell könnte ich das tun, allerdings würde das deine ohnehin wahrscheinlich schon sehr strapazierten, zeitweise extrem weiblichen Stimmbänder wohl überlasten.“ Nicht gut. Überhaupt nicht gut. Nahezu schrecklich. Auf einer Skala von eins bis zehn, daran gemessen, wie schlimm diese Situation wohl enden würde, wäre dieser Moment wohl bei etwa neun einzuordnen, also quasi kurz vor der Apokalypse. Ventus wollte überhaupt nicht mehr wissen, was der Grund war, er wollte lediglich nicht daran Teil haben. Schon mal war so was Ähnliches passiert, und da hatte er schon zu einem wirklich schmerzhaften Mittel greifen müssen, dass am Ende ihm selbst zum Verhängnis geworden war. Alles, was er tat, ging also quasi nach hinten los. „Was glotzt du so? Bist ein bisschen blass, finde ich. Vielleicht tut dir die Kälte nicht gut.“ Wäre diese Sache nicht so unangenehm, hätte sich Ventus – insofern man ihn gelassen hätte! – eine Hand vor die Stirn geschlagen. Ach nee? Zudem empfand er es eigentlich als selbstverständlich, dass er nicht den Atem fremder Leute in seinem Gesicht spüren wollte, aber zu allem Überfluss schien Vanitas das auch sonderlich egal zu sein. „Dir ist aber bewusst, dass du exorbitant widerlich bist, oder?“, fragte der Blonde vorsichtshalber noch mal nach, und das Nicken, was er als Antwort erhielt, in Verbindung mit dem widerlichsten Grinsen überhaupt, machte das Ganze nicht besser. „Und dir sollte bewusst sein, dass du dich echt nicht so anstellen musst“ – „Mich anstellen?! Ich halte lediglich reichlich wenig davon, wenn man mich ungefragt begrapscht und gegen Wände drückt“ – „Ach, soll ich dann nachfragen und dann ist das okay? Wäre theoretisch mit meinen Zielen zu vereinbaren, wenn’s sonst nichts ist“. Musste er antworten? War es denn nicht eigentlich eindeutig, dass es keinen Unterschied machen würde? Konnte Vanitas das Ernst meinen? Inzwischen versuchte Ventus gar nicht mehr, das alles als einen miesen Spaß abzutun, und eine wirkliche Antwort auf seine ganzen Fragen zu finden, blieb ihm auch erspart, als sich warme Lippen auf seine kalte Wange legten, beinahe zaghaft, insofern diese Eigenschaft eben bei Vanitas anwendbar war, und er für einen Moment nicht einmal mehr daran denken konnte, sich dagegen zu wehren. Stattdessen starrte er ein Loch in die Luft vor sich, wo gerade noch Vanitas’ Kopf gewesen war, der nun aber irgendwo neben seinem Eigenen verweilte. „Was…ist los mit dir?“, fragte Ventus ruhig und wirklich interessiert, ein wenig verwundert über die Antwort, verbunden mit einem Lachen, dass er so noch nie von Vanitas vernommen hatte. „Ich würde es dir nicht mal sagen, wenn ich es selbst wüsste.“ Und nur wenigste Sekunden später fand der Blonde sich allein in der Kabine vor, die Türen wieder geöffnet und seine Verwirrung deutlich erkennbar. Als hätte er sich nicht bereits vorher gefragt, was hier abging, war er nun vollkommen verzweifelt, hätte sich am liebsten jedes Haar einzeln ausgerissen. Was zur Hölle? Inzwischen kam er wirklich überhaupt nicht mehr mit, er wollte sein Gehirn ausschalten und einfach nur noch alles um sich herum ignorieren. Und dieses eigenartige Gefühl in seiner Magengegend machte das Ganze irgendwie nicht besser. Er schloss die Türe wieder und ließ sich auf die Bank fallen, bereute es allerdings Sekunden später, da sie auch nicht gemütlicher war als die Türe…nun gut, damit hätte er theoretisch auch rechnen können, hatte jedoch gar keinen Gedanken daran verschwendet. Und auch wenn er dafür eigentlich viel zu groß war, schaffte er es, sich irgendwie auf der Bank hinzulegen und breitzumachen, wobei seine Beine und Füße beinahe schon im rechten Winkel zu seinem Körper nach oben hingen. Wäre er nicht so gedankenverloren, hätte er das eventuell sogar lustig gefunden, aber daran konnte er genauso wenig denken. „Was soll das alles…?“, hörte er sich selbst leise murmeln; er erwartete natürlich keine Antwort, aber irgendwie hatte er die Frage dennoch loswerden müssen. Dass sie so stehenbleiben würde, und das wahrscheinlich dauerhaft, war ihm ebenso bewusst wie, zumindest gerade, egal. Er schloss die Augen, darauf bedacht, nicht wieder in Selbstmitleid zu verfallen und nicht über irgendein ‚Was-wäre-wenn’ nachzudenken, da ihn das auch nicht wirklich weitergebracht hätte und eigentlich nur ermüdete. So langsam wäre diese Sache mit der Pizza und den Burgern echt wieder eine Überlegung wert, aber das war auch nicht gerade was Anderes als Selbstmitleid, wobei er auch nicht so ganz sicher war, ob er nicht so langsam mal das Recht dazu hatte, in seinem Frust zu versinken. Denn jedes Mal, wenn er sich eigentlich dachte, dass es sowieso nicht schlimmer werden könnte und es alles gut wäre, würde er den Auseinandersetzungen aus dem Weg gehen…genau dann passierte so was! Ihm war auch innerhalb dieser fünf Tage noch nicht klar geworden, mit welcher Schandtat er ein derartiges Schicksal verdient hatte, und so langsam war er sich sicher, es auch nicht mehr herauszufinden, jedenfalls nicht in diesem Leben. Allerdings würde es auch nichts bringen, hier auf ewig liegen zu bleiben; im Normalfalle hatte er das getan, sonderlich weit gekommen war er dadurch bisher kein einziges Mal, und so langsam wurde es selbst ihm ein wenig langweilig, obwohl er nicht gerade ein Mensch war, der ständig Bewegung und Entertainment brauchte. Genau deswegen rang er sich dazu durch, aufzustehen und die Kabine ebenfalls zu verlassen. Vielleicht sollte er etwas essen...er griff nach seinem Handgelenk und bemerkte, dass sein Schlüssel gar nicht da war. Oh…hatte er ihn überhaupt befestigt gehabt? Ein wenig verzweifelt kratzte er sich am Hinterkopf und blickte sich um, sah dann ein Band auf dem Boden liegen. Wäre ein lustiger Zufall, aber er würde es versuchen. Also suchte er nach dem Schließfach mit der aufgedruckten Nummer und war sich ziemlich sicher, dass genau dort auch sein Eigenes gewesen war. Nein, das war definitiv kein Zufall. Im Normalfalle hätte er vermutet, dass Vanitas dahintersteckte, aber sicherlich war der doch gerade gar nicht in der Stimmung, irgendwie an Ventus’ Sachen rumzufummeln…oder? Ein Blick in das Schließfach machte ihm Hoffnung, es schien nichts zu fehlen, auch seine Geldbörse war noch da, das Problem zeigte sich jedoch schnell. Wo in drei Teufels Namen war sein Geld hin? Es fehlte nicht alles, aber ein Teil, er wusste genau, wie viel Geld er wann dabeihatte. Vanitas…dieser kleine, niederträchtige… Ventus würde ihn erwürgen. Während er selbst verzweifelt nach einer Antwort suchte, klaute dieser großkotzige Idiot sein Geld und machte sich ein schönes Mittagessen?! So nicht, ganz bestimmt nicht! Wütend und immer noch mit der Geldbörse in der Hand knallte er die Türe wieder zu, band diesmal den Schlüssel fest um sein Handgelenk und machte sich wütend auf in Richtung Kantine – oder was auch immer es hier gab. Das würde er sich nicht bieten lassen. Und, oh Himmel, er behielt Recht. Ganz hinten in einer Ecke sah er, wen er nicht sehen wollte, aber musste. Ohne auch nur daran zu denken, irgendetwas Essbares zu kaufen, ging er zu Trottel-Schwarzkopf – ja, der musste jetzt auch so einen Namen bekommen! – herüber, schmiss sich auf den Stuhl ihm gegenüber, griff ohne darüber nachzudenken nach dem Sandwich auf dem Tisch und drückte es seinem Opfer, bevor dieses überhaupt Zeit hatte, zu reagieren, wutentbrannt ins Gesicht. Die Antwort darauf waren Tritte in seine Richtung, was ihn nicht mal im Ansatz kümmerte, sowie der Versuch, seine Hand wegzudrücken. Nachdem er sicher war, die Mahlzeit gut verteilt zu haben, ließ er los und verschränkte die Arme. „Hoffentlich hat das Essen von meinem Geld geschmeckt, Schwachkopf.“ Er erhielt keine Antwort, stattdessen wischte sich Vanitas mit einer Serviette das Gesicht hat. Erst im allerletzten Moment bemerkte Ventus, dass diese daraufhin in seine Richtung flog, und warf sich zur Seite, auf dem Boden landend, aber sauber. „Brauchst jetzt nicht mit schlechten Bewegungen Matrix nachzuspielen, es ist ohnehin allgemein bekannt, dass du in etwa so sportlich bist wie Schimmel im Badezimmer.“ Ventus verstand die Beleidigung nicht ganz; wahrscheinlich war Vanitas zu wütend, um sich etwas Anderes einfallen lassen, und der Blonde war ausnahmsweise froh, dass sie sich in einer öffentlichen Einrichtung befanden, da er nicht gemeuchelt werden würde…jedenfalls hoffte er das. Er setzte sich wieder auf den Stuhl und blickte ein wenig arrogant, vollkommen überzeugt von seinem Standpunkt. „Hättest du Besseres zu tun, als mir grundlos mein Geld zu klauen, während ich gerade nicht auf dich achte, wäre das gar nicht passiert“ – „Würdest du dich nicht immer so anstellen, gäbe es weder das eine, noch das andere Problem“. Nun gut, Problem Nummer Eins, das Essen, verstand Ven ja noch, aber was war das zweite Problem? Vielleicht wollte er es gar nicht wissen, wer konnte das schon so genau sagen? Meistens kam eh etwas dabei raus, was ihn nur den Kopf schütteln ließ und lediglich dumm war, deswegen fragte er auch nicht nach. „Freut mich, dass es dir keinerlei Probleme bereitet, mir die Schuld zu geben, trotzdem kannst du mir jetzt mein restliches Geld zurückgeben“ – „Da hast du Recht. Ich kann.“ … Ventus wartete, jedoch passierte nichts… Oh. Vanitas hatte nicht vor, es zu tun. Der Blonde spürte, dass eine Ader an seiner Schläfe zu pochen begann, er schloss die Augen, atmete tief durch und beruhigte sich. „Gut, von mir aus, mir auch egal, solange du es nicht wagst, mich noch mal zu beklauen. Sonst wirst du es bitter bereuen“; er würde es nicht ‚Verunsicherung’ nennen, aber das Lachen, was er als Antwort erhielt, konnte und wollte ihm irgendwie nicht gefallen. „Na, dann kann ich mich ja auf etwas freuen. Wir sehen uns dann sicher später, ich sehe vor, nun den Heimweg anzutreten.“ Heimweg? Ach ja, genau. Vanitas hatte logischerweise auch einen Schlüssel für sein eigenes Haus. „Ich werde dich zwar mit Gewalt davon abhalten müssen, mich auszusperren, sehe aber dennoch davon ab, hierzubleiben“ – „Was? Nein, du kannst schön noch was Zeit hier verbringen, bin froh, wenn ich dich los bin“ – „Gut, dass es mich nicht kümmert, was dich froh macht“. Er konnte ein Grinsen einfach nicht unterdrücken, als er den alles andere als begeisterten Blick sah, wusste aber, dass es kein leichter Kampf werden würde. „Wir sehen uns dann draußen“, meinte er, immer noch grinsend, und richtete sich auf, Ziel: Umkleiden, wieder Mal. Dass Vanitas jetzt doch hierbleiben und Ventus dumm dastehen lassen könnte, hatte er selbstverständlich bedacht, jedoch war ihm ebenso bewusst, dass es dem Schwarzkopf hier zu blöd war und er sich das nicht weiter antun würde, weswegen Ventus quasi gewonnen hatte. Jedenfalls für diesen Moment. Jetzt gerade schien es ihm jedenfalls am intelligentesten, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden, bevor er noch komplett durchdrehen konnte. Deswegen beeilte er sich ungewöhnlich, in die Dusche zu gelangen und sich umzuziehen, nur um dann im Endeffekt wieder in der Umkleidekabine sitzen zu bleiben und Löcher in die Luft zu starren. Ein Klopfen an der Türe rüttelte ihn wach und ließ ihn zusammenzucken. „Wenn du mir schon nachrennen musst, dann beweg deinen Hintern. Ich werd dich nicht schon wieder irgendwo aufsammeln“; hörte er Vanitas unfreundlich sagen und machte ein unzufriedenes Geräusch, nahm dann aber dennoch seine Sachen und verließ die Kabine. Zumindest hatte man auf ihn gewartet, allerdings nur, um sich jetzt augenrollend abzuwenden und vorzulaufen. Sehr freundlich, also wie immer eigentlich. Ventus dachte aber nicht daran, sich zu beschweren, da er wirklich nicht wieder zurückgelassen werden wollte, das würde wieder in einer Katastrophe enden; stattdessen folgte er schweigend, auch wenn es ihm schwerfiel, sich nicht über Vanitas’ Gang zu beschweren; gab es einen Grund, dass er doppelt so schnell lief wie eigentlich nötig? Wahrscheinlich nicht, und nachzufragen würde auch nur eine unnötige Diskussion anzetteln. Schweigend überlegte der Blonde und dachte ein Paar Tage zurück. Hatten sie nicht vorgehabt, netter zueinander zu sein und miteinander zu reden? So was halt…dazu gekommen war es nicht wirklich und eine Erklärung dafür hatte Ventus auch nicht. Vielleicht harmonierten sie einfach nicht…gab es so was? Menschen, die so unterschiedlich waren, dass sie sich nur hassen konnten? Nein, sicher nicht…Er konnte aber auch nicht sagen, sich selbst als menschenfeindlich zu sehen, lag es also an Vanitas? Wäre jedenfalls noch am wahrscheinlichsten. Ventus war schon außer Atem, als sie endlich ihr Ziel erreichten, würde das aber nicht zugeben, und versuchte, so normal wie möglich zu atmen. „Kommst du dann bald, Knirps? Sonst bleibst du draußen“, hörte er Vanitas sagen, ärgerte sich, folgte aber schweigend in das Haus, froh, das hinter sich zu haben. Leider war es noch nicht allzu spät – sie waren ja auch nicht lange dort gewesen – und erst jetzt wurde ihm nach und nach klar, dass es vielleicht keine so tolle Idee gewesen war, Vanitas zu folgen. Ungefragt ging er einfach nach oben, um sich in der Höhle des Löwen auf seinem ‚Bett’ breitzumachen, auch wenn er sein Schlafparadies immer noch nicht als solches bezeichnen wollte – nicht, dass letzte Betitelung das Ganze besser gemacht hätte. Das schwarzhaarige Monster war ihm gefolgt und hatte es sich ebenfalls gemütlich gemacht, allerdings auf einem richtigen Bett. „Eine Frage stellt sich mir, Knirps“ – „Was?“ – „Du bist schon so ein kleines Weichei…wieso bist du nie vor Angst rausgelaufen und hast dich einfach zu meinem trotteligen Bruder und deinem trotteligen Bruder ins Zimmer geschmissen?“ – „Nun, vielleicht gebe ich dir eine Antwort, wenn du mir sagst, warum du mich nicht dorthin geschmissen hast.“ Das war eine Lüge; Ventus hatte gar keine Antwort auf die Frage, aber er wollte nicht so dumm dastehen, deswegen tat er wenigstens so, als wüsste er darauf etwas zu erwidern. Dass es nicht so war, würde Vanitas zum Glück nicht erfahren, da er sich wortlos abwandte und die Wand begutachtete. Ventus war nicht ganz sicher, ob es eine nachdenkliche Pose war, oder ob der Schwarzhaarige etwas ausheckte. Letzteres wäre wahrscheinlicher, schließlich war das dessen Hauptziel. Unerwartet sprang er dann auf und wanderte dann zum Fernseher rüber, augenscheinlich, um eine DVD einzuwerfen. „Was genau willst du da jetzt gucken…?“ – „Ach, lass dich überraschen“. Schlecht. Um nicht zu sagen: Grauenvoll. Dabei konnte nichts Gutes rauskommen, da war Ventus sicher. Er behielt Recht. Er blickte schon weg, als der erste Tropfen Blut vor den Bildschirm knallte – was nicht länger als zehn Sekunden dauerte. „Du bist wirklich ein erbärmlicher Angsthase, Ventus. Schade, dass du nicht länger bleibst, wäre ein perfekter Streich, wenn du gerade nicht drauf vorbereitet bist…ansonsten natürlich super, dich bald los zu sein.“ Fragte sich, auf wessen Seite hierbei das Glück lag; Ventus sah nämlich sich selbst als den Glückspilz an, erwiderte aber nichts. Er konnte Blut nicht ausstehen und diese Situation gehörte zu den wenigen, in denen er nicht den Großen markieren würde. Nein, er wandte sich ab, legte sich mit dem Blick zur Wand hin, drückte sein rechtes Ohr in sein Kissen und hielt sich das Linke mit der Hand zu, auch wenn das nicht gerade viel brachte. Gemurmel konnte er noch vernehmen, auch wenn er nicht sagen konnte, ob es von Vanitas oder dem Film kam, und ehrlich gesagt war es ihm auch egal, jedenfalls nur, bis er irgendwas spürte, das für den Bruchteil einer halben Sekunde seinen Rücken streifte. Nur ein Schauer, weil er sich ekelte. Keine ekelhaften Monster…alles war gut. All seine Hoffnungen wurden binnen einer Sekunde zerstört; etwas griff nach seinem Handgelenk und machte ein unliebsames Geräusch, wodurch Ven das Erste tat, was ihm in den Sinn kam; schreien und zuschlagen. Dass das auf keine positive Reaktion hinausführte, war ihm egal, eher weniger egal war es ihm, zur Seite gerissen zu werden und auf etwas irgendwie weniger Weichem zu landen; natürlich, Vanitas. Wer und was auch sonst. Als hätte er es nicht bereits erwartet. Was genau war jetzt der Sinn dieser besonders beeindruckenden Aktion gewesen? Nein, das würde er nicht fragen, Vanitas’ diabolische Lache reichte ihm so schon, er brauchte keine weiteren Antworten, es reichte. „Du bist so herrlich dumm, Ventus. Es macht richtig Spaß, dich zu ärgern!“ – „Anscheinend macht es dir generell viel Spaß, mich ungefragt anzufassen, auch wenn mir persönlich das eher weniger zusagt“; Vanitas hörte auf zu lachen, grinste nur noch, wobei es das nicht besser machte. „Kannst ruhig zugeben, dass es dir gefällt“ – „Aber natürlich. Und wovon träumst du nachts?“ – „Sicher, dass du darauf eine Antwort wissen möchtest?“ Nein. Wollte er nicht. Ausnahmsweise hatte Vanitas Recht, auch wenn es wirklich selten vorkam. „Erspar mir die Antwort, ich wollte noch schlafen“ – „Du hast nachgefragt“ – „Ich hab’s mir anders überlegt, okay?!“ – „Hehe. Ich merk’s mir für später vor, wie ist das?“ – „…Lässt du mich jetzt los, damit ich runter kann?“ – „…nein?“ … Nein also. Wie genau er diese Antwort eigentlich interpretieren sollte, war Ventus schleierhaft, aber als er tatsächlich nicht losgelassen wurde, griff er zu der einzigen und gleichzeitig dümmsten Möglichkeit, die ihm – wieder mal – in den Sinn kam; der Tritt in die Weichteile. Vanitas mädchenhafter Schrei brachte den Blonden für eine Sekunde zum lachen, bevor er sich überlegte, aufzustehen und wegzurennen. Beinahe in Lichtgeschwindigkeit stürmte er aus dem Raum, ins Badezimmer und schloss sich ein, bevor Vanitas ihm hatte folgen können. Natürlich ließ eben dies nicht lange auf sich warten. „Ventus. Mach die Türe auf.“ Uh, gar nicht gut, Vanitas klang viel zu ruhig. Ventus beschloss, sich dafür nicht zu interessieren und sich an die Tür zu setzen, zuckte jedoch zusammen, als von der anderen Seite mehr als fest dagegen geschlagen wurde. „Wieso tust du das jedes Mal, du mieser, kleiner…“ – „Ja? Vielleicht solltest du dir diese Frage mal selbst stellen! Wenn du mich nicht ständig sexuell belästigen würdest, käme es gar nicht…“ – „Sexuell belästigen?! Du bist aber auch wirklich…Mauerblümchen passt schon gar nicht mehr, Mauerunkraut bist du eher, wieso stellst du dich eigentlich so an“ – „Geh einfach“. Ventus wusste selbst nicht, woher seine Arroganz auf einmal kam, aber für den Moment, in dem die Türe geschlossen war, fühlte er sich überlegen. „Warte nur, bis du da wieder rauskommen musst“ – „Ich muss gar nichts, nur sterben. Du glaubst gar nicht, wie lange ich es alleine in einem Raum aushalten kann“ – „Schön“. Nach den Geräuschen zu urteilen machte Vanitas es sich auf der anderen Seite der Türe gemütlich. Für den Moment war Ventus das egal, ihm sollte aber noch bewusst werden, was er sich da eingebrockt hatte, als er von einem Moment auf den anderen Geräusche vernehmen konnte…als würde jemand mit den Fingern an der Tür tippeln…immer regelmäßiger und lauter. Nein. Bitte nicht. Derartigen Lärm würde er nicht ertragen, er hasste so was. Alle derartigen stetigen Geräusche, die sich immer wiederholten, er konnte sie einfach nicht aushalten. Er konnte Vanitas aber nicht bitten, aufzuhören, dann würde er ja nur weitermachen, stattdessen versuchte er es eher andersrum. „Glaubst du, das hilft dir? Weit gefehlt. Lass dir was Besseres einfallen, wenn dir schon langweilig ist. Geh mit Freunden raus oder so – ach stimmt, du hast ja keine.“ Ihm war selbst nicht klar, wieso er so auf Sticheleien aus war, aber es war nicht gut. „Worauf willst du hinaus? Im Gegensatz zu dir habe ich wenigstens einen eigenen Verstand, sonst wärst du ja nicht hier, obwohl du es nicht willst. Beinahe wie ein kleiner Sklave. Lässt du dich auch ans Bett fesseln, wenn man dich dazu zwingt?“ – „Von dir schon mal nicht, mach dir keine Hoffnungen.“ Schweigen? Triumph? Nein. Lachen. Leise und hämisch, langsam lauter werdend, aber immer noch relativ ruhig. „Sei dir da mal nicht so sicher“ – „Nur in deinen Träumen, Idiot“ – „Ha. Noch“ – „…es fällt mir schwer, mich über derartige Worte zu freuen, obwohl sie einen kleinen Sieg für mich beinhalten“ – „Pah, nur, weil du ein kleines Weichei bist und dich vor dir selbst verstecken musst“ – „Worauf willst du hinaus?“ – „Auf deine nicht vorhandene Intelligenz, Schwachkopf“ – „Wenigstens eine Sache, die ich mir von dir abgeschaut habe, wobei das nicht unbedingt was Gutes bedeutet“. Warum beleidigten sie sich überhaupt schon wieder? Die ganzen guten Vorsätze, sich freundlicher zu behandeln, einfach zu versuchen, nett zu sein, alles umsonst. Dabei fühlte Ventus sich gar nicht…schlecht oder gedemütigt, beleidigt oder verletzt. Viel mehr war es befreiend, dem Idioten Sachen an den Kopf zu werfen, auch wenn er ebenso etwas zu kassieren hatte. Das war egal, solange er nur seinen Frust rauslassen konnte. „Kommst du jetzt da raus? Das Badezimmer gehört dir nicht“ – „Ich hänge an meinem Leben, aber nettes Angebot“ – „Denkst du, ich riskiere eine unnötige Auseinandersetzung mit Familienmitgliedern, nachdem ich dich aus dem Fenster geschmissen habe? Nein, so weit ist es noch nicht“ – „Ich traue dir trotzdem nicht“ – „Würde ich an deiner Stelle auch nicht, komm trotzdem raus“ – „Nein“ – „Nein?“ – „Gut nachgesagt“. Das machte es auch nicht wieder besser. So würden sie auf keinen gemeinsamen Nenner kommen. „Ich werde dich schon nicht meucheln“ – „Sicher?“ – „Ziemlich sicher“. Zugegeben, der Boden war nicht sehr gemütlich, lieber würde er sich wieder auf sein Bett legen und ein wenig vor sich hin vegetieren…oder etwas essen, dazu war er ja gar nicht gekommen. Deswegen stand Ventus dann doch auf und schloss die Tür auf, hatte jedoch nicht mal mehr die Chance, zu reagieren, bevor diese aufgeschlagen wurde und sein Gesicht alles andere als charmant traf. „Du verdammter…“, setzte er an, unterbrach sich aber selbst, rümpfte die Nase und wollte schon aus dem Badezimmer gehen, als er zurückgehalten und wieder reingeschubst wurde. Die Tür wurde erneut geschlossen und irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, dass er sich auf nichts Gutes eingelassen hatte. „Gut, dass ich nur davon ausgegangen bin, dich nicht zu meucheln“, hörte er Vanitas murmeln, während der das Schloss verriegelte und den Schlüssel einsteckte, wieder mit diesem Grinsen, das bei Ventus immer wieder eine Gänsehaut verursachte. Bitte, bitte nicht schon wieder! Hatte ein Tritt in die Weichteile pro Tag nicht gereicht? Er wollte das nicht noch mal tun müssen, wobei er sich diesmal…Nein. Vanitas hatte sicherlich den Schlüssel zu seinem Zimmer weggenommen, hoffend, dass Ventus die gleiche Aktion erneut ausführen würde…denn dann würde er sich selbst ein Ei legen, schließlich könnte er sich nirgendwo einsperren. „Was…willst du jetzt wieder von mir?“ – „Das Gleiche wie immer“; beinahe hätte der Blonde sich für die präzise Antwort bedankt, er sah jedoch davon ab, da die Situation ernst war, und er wusste, dass er nicht sonderlich weit nach hinten weichen konnte, da dort nur die kalte Wand auf ihn wartete – und kalt war ihm sowieso schon. „Du wirst es sicher nicht wagen, mich anzufassen“ – „Bist du da sicher?“ – „Mehr oder weniger“; nein, war er nicht, erst Recht nicht, als der Schwarzhaarige ihm immer näher kam und sich nicht davor scheute, ihn mit einer Hand gegen die Wand zu drücken. Nein, nicht gut. Er konnte nicht mal reagieren, lediglich seine Augen weiteten sich ein wenig, und er musste ziemlich naiv aussehen, was ihm aber egal war. Er wollte lediglich nicht angefasst werden, war das denn wirklich so viel verlangt? „Lass mich los, du bist widerlich“ – „Das hast du schon ein Paar mal gesagt, jedoch muss ich sagen, dass es auf der einen Seite nicht ganz ehrlich klingt und mich auf der anderen nicht interessiert, wieso versuchst du es also immer wieder?“ Ventus fühlte sich wie ein Vergewaltigungsopfer, eine Gänsehaut bahnte sich den Weg über seine Arme und am liebsten hätte er sich geschüttelt, aber er musste ruhig bleiben. „Also, was tust du jetzt? Du wirst davon absehen, den gleichen Trick wie vorhin zu versuchen, es wird nicht schon wieder funktionieren, das verspreche ich dir“ – „Wenn du nicht so eklig wärst, hätte ich sicher bereits einen Einfall, aber deine negative Vergewaltigungsaura erschwert mir das Denken“ – „Stelle ich mir auch schwierig vor, ohne Gehirn zu denken“ – „Als würdest du dich da nicht blendend auskennen“ – „Willst, dass ich dich in Ruhe lasse, kannst dich aber nicht zurückhalten, hm?“ – „Hätte ja sein können, dass dich die Beleidigungen verletzen und dazu bringen, mich nicht weiter zu belästigen“ – „Weit gefehlt“ - „Ich merke es bereits.“ Warum auch immer er jetzt an- oder eben ausgelacht wurde, war ihm ebenso schleierhaft wie eigentlich egal. Was ihm nicht egal war, war allerdings die Tatsache, dass ihm dieser Widerling von Viertelsekunde zu Viertelsekunde näher zu kommen schien, was wohlgemerkt wieder dieses unangenehme Gefühl in seinem Magen verschlimmerte, und Ventus wusste, dass seine Aktion von eben diesmal nicht wirklich anschlagen würde, deswegen griff er zum nächstbesten Mittel. …nun gut, im Nachhinein kam er sich eher blöd vor, als er seine eigenen Zähne in Vanitas Gesichtshaut verankert spürte, er musste jedoch zugeben, dass diese relativ schmackhaft war, auch wenn er davon absah, das auszusprechen. Warum hatte er das gemacht? Ach ja, um den anderen vor jeglichen Misstaten abzuhalten. „Okay, um das klarzustellen…wenn hier irgendjemand die Erlaubnis hat, Leute ungefragt zu beißen, treten, schlagen oder anderweitig zu belästigen, bin ich das, ist dir das eigentlich immer noch nicht bewusst?“ – „Nun, ähm…weißt du…da du es gerade Belästigung nennst, musst du zugeben, mir keine Schuld zuschieben zu können, schließlich wirkst du nicht gerade, als würde dich meine Anwesenheit belästigen“ – „…Punkt für dich. Was denkst du, hat dir diese Aktion gebracht?“ Darauf wusste Ventus allerdings auch keine Antwort. Er hatte Vanitas aufhalten wollen, aber ob ihn das sonderlich weitergebracht hatte, wusste er nicht genau. Und dann dieses Gefühl, als würde irgendetwas von innen seinen Magen auffressen…war es der Hunger? Ja, ganz bestimmt, der Hunger musste es sein, es gab gar keine andere Erklärung. Wobei ihm dieses Gefühl im Bezug auf Hunger eher unbekannt war, aber hey, irgendwann musste immer das erste Mal sein, und in diesem Falle war es wohl heute so. Nein…das konnte er sich nicht vormachen. „…Lässt du mich jetzt los?“, fragte er, diesmal ruhig und wirklich bittend, da er sich nicht noch weiter in die ganze Sache reinreiten wollte, blickte in Vanitas’ Augen und wischte seine eigene Spucke von dessen Gesicht, musste gegenüber sich selbst jedoch zugeben, das nur zu tun, um über dessen Wange streichen zu können. So konnte, wollte und durfte er eigentlich gar nicht denken, weswegen er versuchte, seinen Kopf freizubekommen, aber irgendwie war es nicht so ganz einfach. „Kommt darauf an, was ich dafür als Entlohnung erhalte, wenn du verstehst, was ich meine“; ja, inzwischen verstand er die eindeutig mehrdeutige Wortwahl des Schwarzhaarigen, wollte sich jedoch gar nichts darunter vorstellen, das hätte ohnehin nur in einem weiteren Desaster geendet. Ven tat tatsächlich einfach das, was ihm als einzig logische Lösung erschien. Er riss sich zusammen, schloss für einen Moment die Augen, öffnete sie wieder, wagte es, vorsichtig seine eigenen Lippen auf die von Vanitas zu legen, allerdings nur für eine kurze Sekunde, nutzte dann dessen Verblüffung aus, um, wie auch immer er das hinbekam, den Schlüssel aus seiner Hosentasche zu klauen und ihn von sich zu drücken, und verließ schweigend aber zügig den Raum. Er war sich mehr als sicher, für den Moment seine Ruhe zu haben, auch wenn er nicht wusste, wie froh er darüber sein sollte. Zum ersten Mal sah er davon ab, in das Zimmer zu gehen, welches sie teilten; stattdessen war er einfach so dreist, Soras Zimmer zu betreten und sich da auf die Schlafcouch-Hälfte zu schmeißen, auf der wohl Roxas schlief – jedenfalls sah die Bettwäsche danach aus. Unzufrieden drückte er seinen Kopf in das Kissen und irgendwie erinnerte ihn das an frühere Zeiten, wenn sie gemeinsam in einem Bett gelegen hatten, sich vor irgendwelchen Monstern unter dem Bett fürchtend. Er grinste bei dem Gedanken. Wieso kam er ihm gerade jetzt? Egal, es war eine willkommene Abwechslung, und auch wenn er nicht müde war, schloss er dennoch seine Augen, sich zurückerinnernd und alle momentanen Dinge von sich abprallen lassend. Er hatte keine Lust, darüber weiter nachzudenken, und für den Moment wollte er einfach seine Ruhe. Zwar sollte er sich am besten schon mal mental auf die Rückkehr seines Lieblings-Duos vorbereiten, jedoch hatte er sich bereits fest vorgenommen, die Nacht nicht hier zu verbringen; was auch immer kommen mochte, keine zehn Elefanten würden ihn hier wegbekommen, dieses eine Mal würde er einfach nicht nachgeben. Und vielleicht, ganz eventuell, wenn er viel hoffte und betete, würden sich einige der Probleme, wie zum Beispiel das Zerfressen seiner Eingeweide, dass er sich zwar erklären könnte, aber definitiv nicht wollte, einfach von selbst auflösen. Er mochte zwar kaum daran glauben, jedoch starb die Hoffnung schließlich zuletzt, und er hatte nicht vor, diesen Moment schon jetzt auf sich zukommen zu lassen. Er hatte jetzt fast fünf Tage überstanden – wie viel schlimmer könnte es prozentual denn noch werden? Und obwohl das Ganze überhaupt nicht lustig war, besonders für ihn selbst nicht, grinste er bei dem Gedanken, wie oft ihn die Antwort auf diese Frage in den letzten Tagen bereits verblüfft hatte. Für den Moment würde er einfach alles auf sich zukommen lassen und seine neu gewonnene Freiheit genießen, ziemlich zufrieden mit dem Wissen, nicht der Einzige zu sein, der mehr als nur verwirrt war. --------------------------------------------- Wer es bis hierher geschafft hat, hat sich wirklich eine ganze Menge Kekse verdient, die ich jetzt aber leider nicht vorrätig habe; gibt es dann nächstes Mal! Haha, ich merke, meine Worte wirken total verhetzt, und ja, das bin ich irgendwie auch xD Hoffe, es hat irgendwem gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)