Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 17: Die Kunst der diffizilen Vorgehensweise --------------------------------------------------- "Herrje, wie kann man nur so vorgehen?" Bakura stöhnt nun schon zum zweiten Mal auf und verdreht dabei die Augen. "Warum hast du ihm nicht gleich eins übergezogen und ihn zu mir geschleppt? Käme auf das Gleiche raus. Von diffiziler Vorgehensweise hast du wohl noch nie was gehört, was?" Ich funkele den Weißhaarigen wütend an. "Hey, jetzt komm mal wieder runter, Alter! Ich geb mir echt ne Scheißmühe für dich! Weißt du eigentlich wieviel Überwindung es mich gekostet hat überhaupt mit ihm darüber zu reden? Mein Magen hat die ganze Zeit verrückt gespielt." fahre ich ihn im nächsten Moment auch schon an. "Und deinetwegen habe ich die letzten zwei Nächte auch nicht schlafen können, danke auch! Und was heißt hier diffizil? Es war sicher auch nicht sonderlich diffizil von dir, mir ne Tube Gleitcreme in die Hand zu drücken!" Bakura beäugt mich einen Moment, dann grinst er auch schon wieder. "Zugegeben, das war nicht unbedingt subtil, dafür war dein Gesichtsausdruck allerdings umso amüsanter." erwidert er mit einem süffisanten Funkeln in den Augen. "Und ich weiß nicht was du willst? Immerhin scheinst du ein wenig Nachhilfe zu gebrauchen. Also beschwer dich nicht, Kleiner." Ich starre ihn mit offenen Mund an. "Du hast echt nen Schaden, Bakura." erkläre ich und verschränke die Arme vor der Brust, um meine Aussage zu unterstreichen. Er zuckt ungerührt mit den Schultern. "Zurück zu meinem Problem" meint er dann. "Was zum Teufel hat dich dazu gebracht, ihm gleich alles auf die Nase zu binden? Weißt du nicht, dass ein Bösewicht seine Pläne nie, unter keinen Umständen verrät? Hast du noch nie James Bond gesehen?" "Im Gegensatz zu dir bin ich kein Bösewicht! Du hast echt ein Rad ab. Ich weiß gar nicht warum ich mir das hier antue... Echt jetzt... Ich könnte dich gerade... " kontere ich und er verdreht die Augen. "Bei Ra, du bist wirklich etwas weich in der Rübe, in dem Punkt hat Kaiba schon Recht." erwidert er seufzend. "Das war nur eine Redewendung. Entspann dich." Ich schüttele den Kopf. "Ich weiß nicht was du von mir willst!" erkläre ich säuerlich. "Was hätte ich denn deiner Meinung nach tun sollen?" Ich funkele ihn herausfordernd an, doch natürlich hat der Dieb auch prompt eine Antwort parat. "Man merkt, dass du keinerlei Sinn für Raffinesse hast." erwidert er mit einem spöttischen Lächeln. "Nur gut, dass der liebe Kaiba auf so was keinen Wert legt. Willst Du jetzt noch weiterbellen, kleines Hündchen, oder willst du beissen" Er grinst mich an und ich glotze ihn an. "Aber genug davon... es scheint als würde ich dir auch dafür einen Plan liefern müssen." Der Kerl ist echt unmöglich. Tea hat Recht. Mir fehlen die Worte. Gerade wenn ich denke, ich weiß woran ich bei ihm bin, kommt so was. Und mit so einem will Duke zusammen sein, oh Mann. Im Grunde sollte ich dem Würfelfreak strikt davon abraten anstatt diesem Verrückten zu helfen. Beziehungstauglich ist Bakura sicherlich nicht, gleichgültig was er sagt. "Hm... wie gehen wir am Besten vor?" überlegt der Dieb laut und ich hätte echt nicht übel Lust ihm eine reinzuhauen. Einfach so. Für die ganzen Nerven, die er mich bislang gekostet hat und vor allem für die Bilder, die ich seinetwegen nicht mehr aus meinem Kopf bekomme. Das hat sich nach meinem Gespräch mit Duke nämlich nicht geändert. Im Gegenteil. Letzte Nacht habe ich davon geträumt. Und das war noch schrecklicher. Gut, ich habe auch von Kaiba geträumt. Das war auch nicht gerade ohne. Kaiba, der mir ein Halsband umlegt und mir erklärt, dass ich jetzt sein Hündchen bin. Wie krank ist das denn? Naja, das eigentlich kranke ist, dass mir die Vorstellung gar nicht so sehr missfallen hat, was eine bestimmte Körperregion heute morgen leider sehr deutlich zum Ausdruck brachte. Entweder ich werde komplett wahnsinnig oder besser gesagt pervers über dieser Sache oder ich hänge eindeutig zu viel mit Bakura ab. Zum Glück war Kaiba heute morgen nicht in der Schule. Allerdings hatte ich so auch keine Gelegenheit noch einmal mit ihm zu reden und jetzt ist erst einmal Wochenende... Aber ein zweites Mal latsche ich nicht zu seiner Firma. No way! "Was genau hat Duke gesagt?" will er plötzlich wissen und reißt mich mit der Frage aus meinen Gedanken. Ich zucke mit den Schultern. "Dass er nicht glaubt, dass du ernst machen kannst." erwidere ich wahrheitsgetreu. "Er meinte, dass du nur zu gerne Grenzen überschreitest und Regeln brichst." Bakura sieht mich verständnislos an. "Und? Was hat das mit ihm zu tun?" fragt er mich ernsthaft und nun verdrehe ich die Augen. "Ich schätze, er will sich deiner sicher sein." entgegne ich. "Vielleicht denkt er, dass du... naja, dass du nur mit ihm spielen würdest, Beziehung hin oder her und mit der Treue nimmst du es wohl auch nicht so genau." Bakura wirft mir einen verächtlichen Blick zu. "Natürlich spiele ich mit ihm. Das tue ich liebend gerne, aber das heißt noch lange nicht, dass ich das mit jedem tue." meint er und ich seufze. "Vielleicht will er etwas mehr Sicherheit." versuche ich ihm die Sache zu verdeutlichen. "Sicherheit?" wiederholt Bakura ungläubig. Ich nicke. "Duke will eine ernsthafte Beziehung - mit allem was dazu gehört." erkläre ich weiter und für einen beschämenden Moment komme ich mir vor als wäre ich Tea oder als würde ich ein Werbegespräch für Prämiensparen halten. Gott, womit habe ich das alles nur verdient? Ich könnte jetzt bei Yugi sein und Karten spielen und... Bakura legt den Kopf schief und mustert mich skeptisch. "Und was gehört zu einer Beziehung dazu?" will er wissen und mir entgeht keineswegs der spöttische Unterton. Ich zucke unsicher mit den Schultern. "Was fragst du mich? Eben hast du mir noch erklärt, dass ich null Peilung hätte!" entgegne ich und er stöhnt genervt auf. "Raus mit der Sprache, Wheeler, was denkst du will Duke tatsächlich?" fährt er mich an und ich schätze, ich muss mir irgendwas aus den Ärmeln schütteln. "Naja, mehr als Sex... Romantik, Liebe... Freundschaft, Vertrauen... so ein Zeug halt." erkläre ich und meine Wangen beginnen schon wieder zu brennen. Bakura denkt kurz über meine Aufzählung nach. "Das ist doch nichts weiter als eine verklärte Phantaseiwelt. Romantik, Liebe, Seelenverwandtschaft - alles Schwachsinn." entgegnet er verächtlich und ich verdrehe die Augen. "Ich schätze aber, das ist es was Duke will oder zumindest einen Teil davon." kontere ich schlagartig. "Und nur weil du zu irgendeiner abgedrehten Form von romantischem Atheismus konvertiert bist, heißt das nicht, dass das schlecht ist. Ich meine, das will doch jeder irgendwo... Sex allein ist doch nicht alles." Bakura seufzt, schweigt aber für´s Erste. "Also schön." meint er schließlich, während ich noch über meine eigenen Worte nachdenke. "Das will er also. Gut. Ok." Ich mustere ihn erstaunt. "Und was heißt das jetzt?" will ich wissen. Er zuckt mit den Schultern. "Das heißt, wenn ich Duke will, muss ich ihm das wohl geben oder mich weiterhin mit zwanglosem Sex narkotisieren, was aber mehr und mehr an Reiz verliert, wie ich festgestellt habe." Er seufzt erneut und ich sehe ihm deutlich an, dass es in seinem Kopf bereits arbeitet. "Dir liegt doch etwas an ihm." stelle ich nach einer Weile leise fest und Bakura nickt. "Würde ich sonst an einem Plan arbeiten ihn zurück zu bekommen?" fragt er und ich grinse. "Na, da hast du´s doch, Blitzmerker. Von wegen alles Schwachsinn... du hast Gefühle für ihn und dabei geht es nicht nur um Sex." kombiniere ich und strahle den Dieb triumphierend an. Er funkelt wütend zurück. "Gut, dann habe ich eben Gefühle für Duke. Das habe ich schließlich auch nicht bestritten, aber das heißt nicht, dass ich rumsülze oder dergleichen." meint er schließlich. "Denkst du ich hab vor rumzusülzen? Hallo?" entfährt es mir und das obligatorische Bakura-Grinsen erscheint in seinem Gesicht. "Nein, aber das ist auch nicht euer Ding. Ihr steht ja auch darauf, euch gegenseitig runterzumachen." erwidert er lässig und ich werfe ihm einen finsteren Blick zu. "Wenn ich die Sachlage rekapituliere, dann bedarf es scheinbar mehr als einer Zusicherung, dass es mir ernst ist und ich bereit bin, etwas braver zu werden." höre ich ihn im nächsten Augenblick sagen. "Naja, das ist zumindest ein Anfang." stimme ich zu. "Zeig ihm, dass du ihn willst und sonst keinen." Bakura verdreht die Augen. "Das ist eigentlich offensichtlich." erwidert er. Ich zucke mit den Schultern. "Tea meint, es bedarf dennoch stetiger Erinnerung." zitiere ich einen von Tea´s weisen Sprüchen mehr schlecht als recht und in Bakura´s Augen funkelt es auf. "Tea..." meint er nachdenklich und ich sehe ihn fragend an. Bakura grinst. "Hm... als Mädchen kennt sie sich natürlich mit diesen Dingen aus." sinniert er und ich ahne nichts gutes. Ich mustere ihn argwöhnisch. "Ja, schon möglich. Zumindest klingt sie immer so." bestätige ich seine Vermutung zaghaft und wieder blitzt es kurz in seinen Augen auf. "Dann weiß sie auch, was zu tun ist." sagt er und ich spüre wie sich mein Magen zusammen zieht. Widerwillig nicke ich. "Möglich, klar." Bakura sieht mich triumphierend an und ich ahne, was ihm durch den Kopf geht. "Vergiss es." winke ich ab. "Einmal abgesehen davon, dass Tea dir sowieso nicht helfen würde!" Bakura zuckt mit den Schultern. "Aber dir." gibt er gleichmütig zurück und ich starre ihn entgeistert an. "Du denkst doch wohl nicht echt, dass ich..." Ich beiße mir fest auf die Unterlippe und Bakura´s Grinsen wird noch eine Spur breiter. "Du wolltest mir doch helfen." meint er süffisant und ich verdrehe die Augen. "Aber ich kann doch nicht einfach zu Tea gehen und ihr solche Fragen stellen." gebe ich zu bedenken. Der Weißhaarige sieht mich verständnislos an. "Wieso nicht? Sie ist doch deine Freundin. Frag sie einfach, wie man sich in der Situation am Besten verhält. Wo liegt das Problem?" entgegnet er und ich seufze. "Du kennst Tea nicht." antworte ich mit tonloser Stimme. "Denkst du sie würde mir diese Frage einfach so beantworten? Keineswegs. Sie wird mich ausquetschen, warum ich so was wissen will." Bakura zuckt gleichgültig mit den Schultern. "Dann sag ihr eben, dass du die Infos für Kaiba brauchst. Früher oder später wird die Krabbelgruppe doch ohnehin davon erfahren." Ich schüttele energisch den Kopf und zeige dem Dieb den Vogel. "Auf keinen Fall." erkläre ich entschieden. "Und ich bezweifle, dass es Kaiba gefallen würde, wenn ich mit dem Kindergarten über die Sache rede. Dann kann ich doch gleich einpacken." Das Argument gibt ihm zu denken. Es ist allerdings auch mehr als gut. Wenn tatsächlich eine vage Hoffnung bestehen sollte, dass ich eine Chance bei Kaiba habe, dann mache ich mir diese doch so gleich zunichte. Und überhaupt! Ich werde sicher nicht so bescheuert sein, Tea in die Sache mit reinzuziehen. Ich kann mir schon denken was sie sagen würde und ihr Gesichtsausdruck dabei ist abschreckend genug. Noch ein Bild, dass ich dann nicht mehr aus dem Kopf bekomme. Bakura scheint zu überlegen. "Ich könnte der Kleinen ja auch mit einer Freifahrt ins Reich der Schatten drohen, wenn sie mir die Informationen nicht gibt. Immerwährender Schmerz und ewige Finsternis dürften ein guter Ansporn sein, zu kooperieren." Ich starre ihn fassungslos an, denn ich bezweifle, dass er gerade einen Witz gemacht hat. Sein Grinsen spricht für sich. Erneut schüttele ich energisch den Kopf. "Denk nicht mal dran!" widerspreche ich scharf. "Zudem würde Duke solch eine Vorgehensweise auch nicht gut heißen." Der Weißhaarige verdreht genervt die Augen und verschränkt schmollend die Arme vor der Brust. "Spielverderber." befindet er. "Dabei wäre ihr Gesichtsausdruck sicher göttlich. Aber gut... Was ist mit deinem Freund Tristan? Hat der nicht inzwischen Ahnung von der Materie?" Tristan... An den hatte ich schon gar nicht mehr gedacht. Seit er mit Tea zusammen ist, sehen wir uns ohnehin kaum noch. Ich denke einen Moment nach. Ok, das wäre eine Möglichkeit. Mit Tristan könnte ich ein Männergespräch führen. Gut, er würde auch nachhaken, aber wenn ich ihm von irgendeiner Tussi erzählen würde... Das könnte tatsächlich funktionieren und er sitzt ja auch irgendwie direkt an der Quelle. Ich nicke zaghaft. "Wäre eine Idee." gebe ich zu und Bakura strahlt mich zufrieden an. "Dann mach dich mal schleunigst daran, die notwendigen Informationen zu beschaffen." fordert er mich auf und ich seufze. "Dafür schuldest du mir aber was!" erkläre ich dem Dieb und er nickt. "Sicher doch, eine Hand wäscht die andere. Zudem haben wir einen Deal." entgegnet er lässig. "Außerdem gehe ich ohnehin davon aus, dass du in Hinblick auf Kaiba noch einige gute Ratschläge gebrauchen kannst. Was ist jetzt eigentlich mit eurem Date? Wann hast du vor, zu ihm zu gehen?" Ich zucke mit den Schultern. "Er war heute nicht da und jetzt ist ja Wochenende..." hebe ich an und er wirft mir einen spöttischen Blick zu. "Ob du´s glaubst oder nicht, ein Wochenende eignet sich vorzüglich für ein Date. Ich schätze, selbst Kaiba wird dann nicht ewig arbeiten." unterbricht er mich und ich verziehe gequält den Mund. "Ich würde sagen, du gehst morgen Abend einfach zu ihm." verkündet er und nickt. "Ja, so wirst du es machen und wenn es sein muss, dann schleif ich dich persönlich dorthin. Die Idee mit der Leine finde ich übrigens immer noch hervorragend. Ich denke, sie würde auch Kaiba´s Geschmack treffen." Der Dieb grinst mich an und ich ahne, dass ich keine Möglichkeit haben werde mich davor zu drücken. Dieses Wochenende wird sicher spannend. Ein Date mit Kaiba und ein Männergespräch mit Tristan... Das kann ja heiter werden. Und ich schätze, Bakura wird mir auch noch den ein oder anderen Ratschlag auf´s Auge drücken. Wie habe ich mir das alles nur einbrocken können? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)