Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 13: Ungewollte Offensive oder fragwürdige Methoden Teil 2 ----------------------------------------------------------------- Wortlos folge ich meinem Erzfeind und mir wird immer mulmiger zumute. Er dreht sich nicht einmal um, um sich zu vergewissern, dass ich ihm auch tatsächlich brav folge. Zielstrebig geht er auf unseren Klassenraum zu und als ich den Raum ebenfalls betrete, sehe ich, dass er bereits an seinem Platz ist und seine Tasche und auch seinen geliebten Laptop abgestellt hat. Ohne weiter nachzudenken schließe ich die Tür hinter mir und als sie ins Schloss fällt, habe ich einen Moment das Gefühl in der Falle zu sitzen. Unsicher mache ich einen Schritt in den Raum und sehe Kaiba an, der allerdings damit beschäftigt ist, seinen Laptop aus seiner Tasche zu packen. Mein Blick fällt auf die Uhr und ich schätze, wir haben mindestens zehn Minuten bis einer der anderen Schüler die Klasse betritt. Ich wippe von einem Bein auf das andere und versuche mich irgendwie auf das Gespräch, dass nun folgen wird, vorzubereiten und je länger er mich warten lässt, desto unruhiger werde ich. Als er mich endlich ansieht, habe ich fast den Eindruck, dass er selbst nicht so genau weiß, wie er anfangen soll, aber da er mich hier her dirigiert hat, überlasse ich es ihm den Anfang zu machen. Seine Miene ist mal wieder vollkommen ausdruckslos und verrät nicht das Geringste. Es ist unmöglich abzuschätzen, was gerade in ihm vorgeht, ich vermag es nicht mal in seinen Augen zu lesen. Nervös kratze ich mir am Kopf und lächele ihn etwas unbeholfen an. "War das gestern dein Ernst?" höre ich ihn nach einer Ewigkeit fragen und seine Stimme ist so kalt und scharf wie ich sie kenne. Ich zucke unwillkürlich zusammen. Natürlich weiß ich, was er meint, aber ich bin irgendwie nicht in der Lage ihm eine Antwort zu geben. Unsicher stehe ich da und zucke schließlich leicht mit den Schultern. Er zieht die rechte Braue in die Höhe und mustert mich argwöhnisch und unter seinem Blick fühle ich mich gleich noch unbehaglicher. Ich schlucke und er scheint seinen nächsten Schritt zu überlegen. "Wheeler, ich bin es gewohnt, dass dein Verhalten jeglicher Logik entbehrt, aber dein Auftritt gestern übertrifft alles." sagt er und klingt dabei so nüchtern-sachlich, dass ich das Gefühl habe, er muss sich Mühe geben, so distantziert mit mir zu reden. "Einmal davon abgesehen, dass du dich scheinbar über die Maße für mein Privatleben interessierst, willst du mir wirklich ernsthaft sagen, dass du... eifersüchtig bist?" Seltsamerweise scheint es ihn, der sonst um kein Wort verlegen ist und sich in jeder Situation auch noch nicht nur unter Kontrolle hat, sondern darüber hinaus immer weiß sich zu artikuleren, Kraft zu kosten, mir diese Frage zu stellen. Ich glaube sogar Unglaube in seinen Augen zu entdecken und ich kann es ihm nicht einmal verdenken. Hätte er mir erklärt, dass er eifersüchtig ist, ich hätte ihm den Vogel gezeigt. Ich überlege gerade noch was ich darauf erwidern soll, wie ich meinen Kopf aus der Schlinge zu ziehen vermag oder ob ich es so machen sollte, wie Bakura es mir geraten hat, doch da sprudeln die Worte auch schon von selbst aus mir heraus. "Du hast mich vernachlässigt!" fahre ich ihn an und meine Stimme bebt förmlich. Seine Augen weiten sich und er starrt mich sichtlich erstaunt an. Mit was auch immer er gerechnet hat, damit sicher nicht. Aber ich vermag es nicht meinen Triumph, den großen Seto Kaiba einmal überrumpelt zu haben - wobei, gestern ist es mir doch auch schon gelungen, oder? - auszukosten. Ich rede einfach weiter und meine Hände gestikulieren wild mit. "Ja! Du hast mich vernachlässigt. Seit Wochen schon ignorierst du mich. Du siehst mich gar nicht mehr. Egal was ich mache, du gehst mir aus dem Weg." höre ich mich selbst sagen und spüre wie ich richtig in Rage kommen. "Weißt du wie sehr mich das verletzt? Ich bin ja einiges von dir gewohnt, Kaiba, aber das..." Ich schüttele energisch den Kopf und meine Haare wirbeln durch die Luft. "Das ist echt so was von mies. Ich meine, was habe ich dir denn getan? Und überhaupt! Ich verstehe es einfach nicht. Kaum ist da diese Tussi, hast du nichts besseres zu tun als mich links liegen zu lassen. MICH!" Ich sehe wie er die Brauen zusammenzieht und mich vollkommen irritiert mustert. Ich will gerade von neuem ansetzen, als ich seine Stimme vernehme, die mit einem Mal merkwürdig zu klingen scheint. "Herrgott, Wheeler, was zum Teufel meinst du? Das kann doch nicht dein Ernst sein? Weißt du eigentlich was du da redest?" fragt er und ich nicke heftig. "Natürlich weiß ich das." fahre ich ihn von neuem an. "Weißt du was du mir antust?" Er blinzelt. Kaiba blinzelt und ich funkele ihn wütend an. "Das ist tatsächlich dein Ernst..." höre ich ihn sagen und seine Stimme ist so leise, dass ich erst glaube, ich habe mich verhört. "Klar ist das mein Ernst. Was denkst du denn?" entgegne ich entschieden und er starrt mich entgeistert an. Vage nehme ich wahr, dass er sich an seinem Pult abstützt und ich verschränke die Arme vor der Brust. "Und das alles auch noch wegen so einer Kuh, die nichts besseres zu tun hat als dich..." "Wheeler." unterbricht er mich scharf und ich zucke zusammen. "Bist du dir im Klaren darüber, was du mir hier sagst?" Jetzt klingt er fast wieder wie der Alte und ich überlege einen Moment. Dann spüre ich auch schon wie meine Wangen zu brennen beginnen und mir wird klar, was ich da tatsächlich gesagt habe. Gut, so gesehen ist es die Wahrheit, aber es klingt... Oh Mann. Herr, lass mich sterben oder beam mich irgendwohin. "Beklagst du dich ernsthaft darüber, dass ich dich ignoriere?" fragt er weiter und ich nicke stumm. "Ja." gebe ich kleinlaut zu. Er schüttelt zu meiner Überraschung leicht den Kopf als könne er das Ganze hier nicht fassen. Ok, das geht mir ähnlich. Insgeheim hoffe ich, dass das alles nur ein böser Traum ist und ich jeden Moment aufwache und... Aber natürlich ist es kein Traum. Schön wär´s, aber Pech, Joey, das hier passiert live und in Farbe. Fuck, mein Dasein ist so was von verkorkst. Eine Weile herrscht Schweigen und wir sehen uns nur an. Kaiba wirkt nach wie vor fassungslos und ich bin zwar nicht länger nervös, dafür aber hochgradig verlegen und wenn ich wüsste, dass es etwas bringen würde, einfach davon zu stürmen, ich würde es tun. Doch das könnte nichts mehr ändern und ein Joey Wheeler läuft auch nicht weg. Nein, so was kommt nicht in die Tüte. Wenn ich schon mein Ableben einläute, dann trete ich dem Tod auch mit offenen Augen entgegen oder in dem Fall Kaiba, was theoretisch auf das Gleiche rauskommen könnte. "Hast du sie wenigstens abserviert?" frage ich und beiße mir im nächsten Augenblick auch schon auf die Unterlippe. Ganz toll, mach es nur noch schlimmer. Er braucht scheinbar einen Moment, um meine Frage zu verstehen. Er beantwortet sie allerdings nicht. Stattdessen richtet er sich wieder auf und strafft die Schultern. "Ich wüsste nicht, was dich das angeht." entgegnet er mit einem eisigen Blick. "Nebenbei bemerkt, was war das vorhin für eine Sache zwischen Bakura und dir?" Jetzt brennt mein ganzer Kopf. Verlegen senke ich den Blick und schlucke, doch dann sehe ich ihn wieder an und blaffe auch schon: "Das geht dich nichts an." Wir stehen uns fast wieder wie in alten Zeiten gegenüber und funkeln einander an. Für einen Moment ist da wieder dieses altvertraute Gefühl, diese brennende Leidenschaft, genau das was mir die ganze Zeit gefehlt hat. Natürlich muss ich mich in dem Moment an Bakura´s Ausführung erinnern. Ich sehe förmlich das Grinsen des Diebes vor mir. Das darf doch einfach alles nicht wahr sein. Doch da seufzt Kaiba auch schon. "Sag mir, dass das gerade ein übeler Scherz ist, Wheeler." fordert er mich auf und sieht mich herausfordernd an. Ich glaube, so etwas wie Hoffnung in seinen Augen zu sehen, aber ich denke gar nicht daran sie ihm zu schenken. Ich schüttele den Kopf. "Denkst du, ich mache Spaß mit so etwas? Tickst du noch richtig, Kaiba? Glaubst du, ich finde es toll, dass ich mir seit Wochen das Hirn zermattere, warum du mich auf einmal so behandelst, nach allem was zwischen uns war?" Ich stampfe kurz auf und meine Wut kehrt schlagartig zurück. "Echt jetzt, wenn du das denkst, bist du kein solches Genie wie jeder behauptet. Es ist alles andere als toll, ständig über dich nachdenken zu müssen! Glaubst du es war leicht, gestern zu dir zu kommen? Weißt du eigentlich zu was du mich getrieben hast? Hast du eine Ahnung wie peinlich es ist, dass ich schon so weit bin, dass ich dich und deine dämliche Tussi stalke? Oder wie weh das tut?" Irgendwie habe ich einen Schritt auf ihn zu gemacht während meiner doch recht heftigen Ansprache, die Distanz zwischen uns ist jedenfalls geringer. Er steht immer noch aufrecht da und sieht mich an. Seine Züge stehen kurz vor dem Entgleisen, aber das ist mir egal. Soll er ausrasten, nur zu. Das juckt mich nicht. Mir ist augenblichlich auch egal, was Bakura gesagt hat. Vielleicht bin ich jetzt auch tatsächlich ein Wolf, ich weiß es nicht, aber er will es scheinbar nicht anders. "Fuck off, Kaiba. Ja, verdammt, ich bin eifersüchtig. Ich hasse es, wenn du mich ignorierst und ich hasse es, dass diese Kuh mehr Aufmerksamkeit bekommt als ich. Dabei ist sie es nicht einmal wert! Wie konntest du es überhaupt so weit kommen lassen, dass sich eine Frau zwischen uns drängt." fange ich von neuem an und mein Herz hämmert wie wild, aber es gibt kein zurück mehr. Ich habe die Grenze ohnehin längst überschritten. Was soll´s, wenn ich noch einen Schritt weitergehe. Ich habe ihm gestern schon gesagt, dass ich eifersüchtig bin und falls er es immer noch nicht glaubt, dann ist er echt mal dämlich. Wieder hebe ich an, doch bevor auch nur ein Wort aus meinem Mund kommt, höre ich wie er energisch meinen Namen sagt. "Wheeler!" "Was?" blaffe ich zurück und funkele ihn herausfordernd an. Kaiba runzelt unschlüssig die Stirn und beäugt mich einen Moment. In seinem blauen Augen blitze es kurz auf und dann öffnet sich langsam sein Mund. "Sie ist nicht meine Freundin und sie war nie meine Freundin." höre ich ihn sagen und starre ihn fassungslos an. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)