Sherlock Wheeler im Tal des Wahnsinns von abgemeldet (When you have excluded the impossible, whatever remains, however improbable, must be the truth.) ================================================================================ Kapitel 4: Vom Regen in die Traufe ---------------------------------- Ein seltsam metallener Laut schreckt mich auf und ich zucke unwillkürlich zusammen. Ich brauche einen Moment, um zu realiseren, was los ist. Naja, genau genommen, um mir wieder ins Gedächnis zu rufen, wo ich mich befinde. Fast wäre ich aufgeschreckt und hätte versucht mich aufzusetzen. Ein Glück, dass meine Glieder gerade fast taub sind, so dass ich gar nicht in der Lage dazu bin. Sonst wäre ich auch mit dem Kopf gegen den Lattenrost über mir gedonnert und das hätte unangenehmere Folgen als eine Beule gehabt. Ich öffene schlagartig die Augen und starre ins Dunkele. Das Geräusch wurde abgestellt und ich schätze, dass es sich dabei um einen Wecker gehandelt hat. Ich höre wie Kaiba sich über mir regt. Er scheint sich zu strecken und das versuche ich im nächsten Moment auch. Fuck, mein Körper schmerzt, alles tut weg. Dieser Boden ist aber auch scheißhart und meine Position nicht unbedingt die Beste. Keine Ahnung, wann ich gestern eingeschlafen bin. Nachdem er das Licht ausgemacht hatte, war alles absolut still. So still, dass ich es kaum gewagt habe zu atmen. Für einen Moment hatte ich die stille Hoffnung, mich rausschleichen zu können, wenn er erst eingeschlafen ist, aber Pustekuchen. Der Kerl war so leise, dass es unmöglich war festzustellen ob er nun schläft oder noch wach liegt und zudem wusste ich auch nicht, wie tief sein Schlaf ist. Nein, die Idee zu entkommen, habe ich schnell verworfen. Das Risiko war einfach zu groß und naja, dann bin ich irgendwann eingeschlafen. Ich weiß nur noch, dass mein letzter Gedanke war, dass ich hoffte, nicht zu schnarchen. Oh Gott, allein die Vorstellung, dass ich einschlafe, schnarche und Kaiba die Matratze anheben würde... Ein Wunder eigentlich, dass ich unter diesen Umständen überhaupt schlafen konnte. Wie spät es wohl ist? Da alles dunkel ist, kann ich nur Vermutungen anstellen, doch wie ich Kaiba einschätze, ist es sicherlich noch früh. Er ist ein Morgenmensch und ein verdammter Perfektionist. Ich höre wie er kurz aufstöhnt, zumindest würde ich das Geräusch als Stöhnen interpretieren, dann schaltet er scheinbar seine Nachttischlampe an und schon eine Sekunde später nehme ich im fahlen Licht seine Füße wahr. Ich schlucke unwillkürlich und mein Herzschlag setzt für einen kurzen Augenblick aus. Seine Schritte sind erstaunlich sicher, dafür dass es noch früh am Morgen ist und er gerade aus dem Bett kommt. Ich taumele dann immer mehr schlecht als recht und heute morgen würde ich wohl eher kriechen. Aber er geht zielsicher durch´s Zimmer und erstaunt stelle ich fest, dass er als erstes wohl seinen geliebten Laptop anschmeißt. Na, hätte ich mir ja denken können. Das passt zu diesem Großkotz. Dann verschwindet er in seinem Badezimmer und einige Minuten später höre ich wieder Wasser rauschen. Dieses Mal intensiver, lauter und ich vermute mal, dass er sich unter die Dusche begeben hat. Ich strecke meine Beine leicht aus und rolle mich dann zur Seite. Eigentlich sollte ich es jetzt wagen. Jetzt oder nie. Wer weiß, wann ich die nächste Gelegenheit bekomme, aber andererseits ist mir die Sache immer noch zu unsicher und wer weiß wie lange der Penner duscht. Zudem tut mir alles weh. Ob ich überhaupt laufen kann, ist fraglich. Also rühre ich mich nicht, massiere nur leicht meine Knöchel und lausche weiter. Und siehe da, es dauert gar nicht lange und er kommt zurück. In einem hellblauen Morgenmantel wie mir scheint. Ob das seine Lieblingsfarbe ist? Blau? Hellblau? Scheinbar. Nun, sie steht ihm auch. Sehr gut sogar. Passt irgendwie zu seinen Augen und auch zu seiner kühlen Art. Aber herrje, was denk ich da denn schon wieder? Kaiba´s Lieblingsfarbe kann mir doch am Arsch vorbei gehen. Ich sollte zusehen, dass ich Land gewinne. Hoffentlich geht der Arsch bald runter, dann kann ich mich über den Balkon davon machen. Aber scheinbar lässt der Penner sich Zeit. Ich stöhne innerlich auf als ich wahr nehme, dass er an seinem Schreibtisch Platz nimmt. Hat er denn nichts besseres zu tun als morgens schon am Laptop zu hängen? Stimmt es, dass er ohne das Ding nicht lebensfähig ist? Vielleicht sollte ich das Teil mitgehen lassen und ihn erpressen... So würde ich auch seine Aufmerksameit gewinnen. Ha ha. Das wär´s echt. Ich sehe mich schon vor mir, wie ich dem Eisklotz verkünde, dass ich sein Baby als Geisel habe und er mich nach meinen Forderungen fragt. Oder würde er mir gleich drohen? Hm, wahrscheinlich. Zu verlangen, dass er wieder mit mir streitet, wäre doch echt mal ne verrückte Forderung, oder? Oh Mann, auf so ne Idee kann auch nur ich kommen. Fuck, man könnte meinen ich wäre echt verzweifelt. Aber mal ernsthaft, es ist doch ne bodenlose Frechheit von dem Penner so was mit mir zu veranstalten! Erst macht er mich heiß und dann lässt er mich fallen. Gott, wie das klingt. Ich meine natürlich, dass er mich erst reizt und reizt und reizt und dann... Das klingt jetzt auch nicht wirklich besser, was? Doch es dürfte klar sein was ich meine. So geht es einfach nicht. Ich lasse mich nicht abschieben, nur weil der Herr ein anderes Spielzeug hat. Vielleicht sollte ich echt den Laptop mitgehen lassen? Kaiba hat sich inzwischen daran gemacht sich anzuziehen und mir wird schlagartig bewusst, dass ich dringend einmal wohin muss. Fuck, das wird ja echt immer besser. Hoffentlich hat der Kerl es bald. Ungeduldig beobachte ich wie er seine Schuluniform anzieht und sich erneut zu seinem Laptop begibt. Kann er nicht endlich runter gehen? Frühstücken? Kaffee trinken? Irgendwas tun... nur dieses Zimmer verlassen? Doch es dauert noch eine Ewigkeit bis ich endlich höre, dass er den Laptop zuklappt. Erleichtert atme ich auf und bete, dass er jetzt endlich verschwindet. Lange halte ich das hier nicht mehr aus. Gut, ich weiß noch nicht was ich tun soll, wenn er endlich weg ist, aber dann könnte ich zumindest einmal meine Position wechseln, was schon ein Vorteil wäre. Scheinbar erhört irgendjemand mein Flehen, denn endlich, endlich bewegt er sich Richtung Tür und ich nehme wahr, dass er den Laptop bei sich hat. Super, das heißt er geht endlich nach unten und kommt so schnell auch nicht wieder. Als die Tür hinter ihm ins Schloss fällt, geht ein Ruck durch meinen Körper. Ich muss echt dringend wohin, doch ich wage es noch nicht mich zu rühren. Ich zwinge mich noch ein wenig in meiner unbequemen Position zu verharren und zähle im Kopf die Sekunden. Bis zur Eingangshalle ist es nicht weit. Ich zähle bis sechzig und dann kann ich auch nicht länger warten. Vorsichtig schiebe ich mich unter dem Bett hervor, behalte die Tür ängstlich im Auge und lausche erneut ehe ich mich aufrichte. Nichts ist zu hören, was wohl ein gutes Zeichen ist. Langsam stehe ich auf und muss mich erst einmal strecken. Mann, Mann, mir tut alles weh. Das war die schlimmste Nacht, die ich je verbracht habe. Mein Blick wandert zu der angrenzenden Tür hinter der wohl sein privates Badezimmer ist. Einen Moment ist mir wieder komisch zumute. Ein seltsam mulmiges Gefühl erfasst mich. Ich sollte verschwinden, schleunigst, aber naja... dieses Bedürfnis lässt sich nicht abstellen und die Flucht anzutreten ohne ihm nachzugeben, erscheint mir weitaus schlimmer als mich in sein Bad zu wagen. Lange überlegen kann ich ohnehin nicht. Also blende ich alle Gedanken aus und gebe mir einen Ruck. Ich betrete das kleine Bad und verdränge den Gedanken, dass ich mich gerade anschicke, Kaiba´s höchst private Toilette in Beschlag zu nehmen. Gott, wenn er das je erfahren würde... Ein Grund mehr für ihn, mich zu töten. Aber die Angst hält mich keineswegs davon ab. In solchen Momenten agiert der Mensch wohl rein instinktiv. Irgendwo logisch und die Erleichterung, die sich schließlich einstellt, gibt mir fast schon ein seliges Gefühl. Jetzt vermag ich es auch wieder einigermaßen klar zu denken. Ich verharre noch kurz in dem kleinen Bad, spähe dann vorsichtig wieder ins Schlafzimmer und hoffe, dass keiner die Spülung gehört hat, die ich natürlich refelxartig bedient habe. Ich bin ja ein wohl erzogener Junge. Dann fällt mir mein Rucksack ein. Den darf ich natürlich nicht vergessen. Langsam schleiche ich Richtung Tür und erinnere mich daran wie Bakura gestern Abend vorgegangen ist. Lautlos drücke ich die Klinke nach unten und öffne die Tür einen winzigen Spalt. Auf dem Flur ist nichts zu sehen. Ich kann es also wagen. Ich habe schließlich ohnehin keine andere Wahl, oder? Das Herz schlägt mir bis zum Hals und ich verspüre wieder Panik während ich die paar Meter bis zur nächsten Tür überbrücke und lautlos in den anderen Raum schlüpfe. Als ich die Tür hinter mir geschlossen habe, atme ich erst einmal tief durch. Soweit so gut. Jetzt muss nur noch der Rest klappen. Mein Rucksack ist nirgendwo zu sehen und spüre wie mir schlagartig heiß wird. Dann kommt mir allerdings der Gedanke, dass Bakura ihn an sich genommen haben könnte und ich hoffe, dass ich mit dieser Vermutung richtig liege. Aber mir bleibt ohnehin keine Zeit länger darüber nachzudenken. Vorsichtig nähere ich mich dem Fenster. Es ist noch dunkel draußen. Folglich kann es nur zwischen sechs und sieben sein. Vielleicht sogar früher. Naja, spielt ja auch keine Rolle. Die Dunkelheit macht es mir leichter zu entkommen. Zaghaft öffne ich die Tür und bin selbst überrascht, dass die nächste Aktion glatt läuft. Ich husche auf den Balkon, vermag es die Tür lautlos hinter mir zu schließen und schwinge mich dann über die Brüstung. Der Ast über den ich gestern hier her gelangt bin, erscheint mir jetzt weiter entfernt als gestern Abend. Ich schlucke kurz und sehe mich nach einer alternativen Fluchtmöglichkeit um, aber im Dunkeln kann ich nicht viel erkennen und hey, ich hab´s gestern Abend auch geschafft, also krieg ich das jetzt auch hin. Dennoch schließe ich die Augen als ich springe und rechne fast damit, dass ich nach unten segele, ja, ich sehe es fast schon vor mir und Kaiba, der aus dem Nichts auftaucht und... Dann trifft mich unsanft ein Ast am Kopf und ich reiße die Augen auf. Ich hab´s tatsächlich geschafft. Ich hab den Ast erreicht. Strike! Jetzt kann nichts mehr schief gehen. Hoffe ich mal. Ich richte mich kurz auf sogut ich es auf dem Ast vermag und taumele dann mehr schlecht als recht Richtung Stamm. Unten sind einige Zimmer erleuchtet, von Kaiba ist allerdings nichts zu sehen. Fast schon behände schaffe ich den Abstieg und bin selbst erstaunt darüber wie galant ich das Problem gelöst habe. Wenn Bakura mich doch nur sehen könnte!! Der Arsch bekommt übrigens auch noch eine Abreibung von mir. Und was für eine!! Aber augenblicklich bin ich fast schon euphorisch darüber, dass ich tatsächlich entkommen bin. Joey Wheeler hat es tatsächlich geschafft. Ich habe nicht nur eine Nacht in der Höhle des Drachen überlebt, ich schaffe es auch noch zu entkommen. Ob das je einem Menschen vor mir gelungen ist? Durch den Garten schaffe ich es ohne Problem und auch die Mauer stellt kein Hindernis da und als ich dann auch noch mein Fahrrad sehe, bin ich echt mal erreichtert. Was die weitere Vorgehensweise anbelangt, habe ich allerdings noch keinen Plan. Allerdings will ich jetzt auch erst einmal hier weg. Ich schwinge mich auf mein Rad und schaffe es trotz meiner immer noch steifen Glieder in die Pedale zu treten und mit jedem Meter, den ich zurück lege, schwindet auch meine Angst und macht einem merkwürdigen Gefühl von Triumph Platz. Ich habe überlebt. Und keiner wird es je erfahren... Naja, keiner außer Bakura. Während ich so fahre, wird mir klar, dass ich nach wie vor keinen Plan habe wie spät es eigentlich ist. Mein Handy hatte ich ja vorsorglich ausgeschaltet. Ich halte kurz an und mache es wieder an und stelle fest, dass es doch später ist als ich gedacht habe. Fast sieben. Fuck, das heißt es wird eng, wenn ich noch zur Schule will. Immerhin muss ich mich ja noch umziehen und das heißt erstmal nach Hause fahren, den ganzen Weg quer durch die Stadt und das auch noch in meinem Zustand. Aber einen weiteren Fehltag kann ich mir eigentlich nicht leisten. Toll... Das trübt meinen Triumph jetzt doch ein wenig, aber es lässt sich eben nicht ändern. Also trete ich fester in die Pedale, zu spät kommen werde ich zwar so oder so, aber naja, das ist ja nichts neues und das wird mich jetzt auch nicht umbringen. Nein, eigentlich kann den Tag heute nichts mehr trüben, wenn ich ehrlich bin. Die Erleichterung es unbemerkt aus der Villa geschafft zu haben, ist zu groß. Unwillkürlich muss ich grinsen. Gott, wenn Kaiba wüsste, dass ich unter seinem Bett geschlafen habe. Tja, so gesehen habe ich die Nacht mit ihm verbracht. Im Gegensatz zu dieser Kuh. HA! Wenn das nichts ist! Ja, ich hab sogar sein Bad benutzt. Das hat sie sicherlich auch noch nicht tun dürfen. Seltsamerweise gefällt mir der Gedanke sehr, ja, er entzückt mich geradezu und fast erscheint es mir als würde er mir sogar Flügel verleihen, denn ich fühle mich mit einem Mal wunderbar schwerelos. Umso überraschter bin ich als sich mit plötzlich etwas in den Weg stellt. Ich blinzele, drücke auf die Bremse und meine Reifen quietschen auf. Ich bin so fest in die Eisen getreten, dass ich ins Taumeln geraten bin und erst als ich den Fuß auf den Boden stelle, komme ich wirklich zu stehen. "Wtf!" rufe ich aus und muss mich erstmal aufrichten. "Perfektes Timing." höre ich eine amüsierte, wohl bekannte Stimme sagen und sehe Bakura fassungslos an. Wo zum Teufel kommt er her? Und was zur Hölle meint er? Und überhaupt... Meine Gedanken überschlagen sich und ich bin zu verdattert, um irgendwas zu sagen. Der Weißhaarige mustert mich kurz. "Scheint als hättest du die Nacht gut überstanden." bemerkt er trocken. Ich brauche einen Moment, um reagieren zu können. Dann aber explodiere ich. "Ach ja? Das ist aber nicht dein Verdienst, du Witzbold. Echt toll von dir, mich allein zurück zu lassen!" fahre ich ihn an. "Weißt du was für ne Nacht ich hinter mir habe? Ich habe Todesangst ausgestanden!! Todesangst! Und was machst du hier überhaupt?" Die Worte sprudeln nur so aus mir heraus und er lässt sie regungslos über sich ergehen. "Ich habe auf dich gewartet." erwidert er schließlich ruhig und ich schreie schon fast: "WAS?" Er lächelt. "Ich ging davon aus, dass du hier vorbei kommen würdest." erklärt er sachlich und ich starre ihn entgeistert an. Wovon redet der Psycho? Auf mich gewartet? Spinnt er? Ich verstehe nur Bahnhof. Bakura seufzt. "Dass du die falsche Tür nehmen würdest, konnte ich doch nicht wissen." meint er lässig und zuckt mit den Schultern. "Und da du dir ausgerechnet das Schlafzimmer des Eisklotzes als Unterschlupf gewählt hast, musste ich davon ausgehen, dass du so schnell auch nicht wieder raus kommen würdest. Ich hab das Haus noch eine Weile beobachtet, aber da Kaiba nicht Alarm schlug, hast du dich scheinbar gut genug versteckt." Noch immer starre ich ihn fassungslos an und er, er ist vollkommen locker, ja geradezu zum kotzen lässig. Und er grinst. Oh, wie ich dieses Grinsen hasse. "Es war also eine logische Schlussfolgerung, dass du die Nacht bei deinem Herrchen verbringen würdest." fährt er ungerührt fort. "Und da ich dir keineswegs die Nerven zugetraut habe, dich aus Kaiba´s Schlafzimmer schleichen zu können, ging ich davon aus, dass du dich erst heute morgen raus wagen würdest. Tja, und da unser lieber Kaiba ein Frühaufsteher ist, konnte ich ausrechnen, wann du hier aufkreuzen würdest." Ich höre die Worte, verstehe auch ihren Sinn, aber das war´s auch schon. "Und warum wartest du hier auf mich?" bringe ich schließlich wütend hervor. Ja, ich bin wütend. Wenn er das alles gewusst hat, warum hat er dann nichts gemacht? Er hätte doch irgendwas tun können... was weiß ich, Alarm schlagen... keine Ahnung, mich retten oder so. Als könne er meine Gedanken lesen, nimmt sein Gesicht einen nachsichtigen Ausdruck an. "Hätte ich irgendetwas unternommen, um dich aus deiner misslichen Lage zu befreien, hätte das nur zur Folge gehabt, dass Kaiba aufmerksam wird, was ich natürlich nicht riskieren konnte. Zudem ging ich davon aus, dass du gut alleine klar kommst. So viel traue ich dir dann doch zu und du hast es doch auch geschafft." Er grinst wieder und ich seufze. Doch bevor ich ihn erneut anfahren kann, fährt er auch schon fort. "Und ich bin hier, weil ich davon ausging, dass du heute noch zur Schule willst. Daher habe ich mir erlaubt, einen kleinen Abstecher bei dir zu machen und dir schon mal deine Schuluniform und deine sonstigen Schulsachen zu besorgen." Die Tatsache, dass er mir meinen Rucksack hinhält, unterstreicht seine Worte. Mein Mund klappt auf und wieder zu und ich bin nicht einmal in der Lage, meine Sachen entgegen zu nehmen. Er zwinkert mir kurz zu. "Man muss sich schließlich, um seine Verbündeten kümmern.´Lege besonderen Wert auf die Verpflegung der Truppe und überanstrenge sie nicht. Bewahre ihre Energie und vergeude sie nicht unnötig.´" meint er vergnügt und ich verstehe die Welt nicht mehr. Der Kerl ist komplett neben der Spur. "Wie zum Teufel bist du in meine Wohnung gekommen?" fauche ich ihn dann an und er sieht mich sichtlich erstaunt an. "Ist das eine ernsthafte Frage?" kontert er. Ich erwidere nichts und er schüttelt tadelnd den Kopf. "Das war eine meiner leichtesten Übungen." erklärt er gelassen. "Wir sollten jetzt wohl langsam zur Schule. Du kannst dich auf der Toilette umziehen." Ich stöhne unwillkürlich auf. Ich fasse es nicht, das ist gerade eindeutig zu viel für mich. "Welche Truppen? Du klingst als wären wir im Krieg... Oh Mann..." Ich schüttele den Kopf. Auf was habe ich mich nur eingelassen? "Wir sollten dir vielleicht einen Kaffee besorgen und was zu essen..." meint er ohne auf meine Frage einzugehen. Dann wendet er mir den Rücken zu und schickt sich an sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Ich rühre mich nicht, stehe da und starre ihn noch immer verständnislos an. Er geht ein paar Schritte, dann wirft er mir über die Schulter einen Blick zu und meint: "Kommst du?" Ich sage nichts, setze mich aber langsam in Bewegung und schiebe mein Rad neben ihm her. Seine Worte hallen noch immer in meinem Kopf wider. Alles was er gesagt hat, klingt bestechend logisch. Ja, das muss ich ihm lassen. Jeder seiner Gedankengänge macht Sinn und fuck, er hat auch Recht. Was hätte er denn tun sollen? Verdammter Bakura, jetzt muss ich ihm wohl auch noch dankbar sein, dass er bei mir eingebrochen ist. Der Kerl hat echt Nerven. Zwei Einbrüche in einer Nacht. Ich fasse es nicht. "Übrigens habe ich herausgefunden wo die Kleine wohnt." höre ich ihn plötzlich sagen. "Was? Ich meine... wie?" stammele ich verwirrt. Er lacht kurz auf. "Nun, während du festgesessen hast, habe ich mich weiter unserer Mission gewidmet. Immerhin sollte unser Einsatz ja nicht ganz umsonst sein." erklärt er lässig und schlendert weiter vor mir her. "Wobei... umsonst war unser kleiner Abstecher bei Kaiba ja nicht. Immerhin hattest du so die Gelegenheit die Nacht mit deinem Herrchen zu verbringen." Wieder lacht er kurz auf und ich bin viel zu verdattert, um ihn anzufauchen. Zu meiner Schande brauche ich tatsächlich ein paar Minuten bis ich fähig bin etwas zu erwidern. "Hey, denkst du es war ein Vergnügen unter seinem Bett zu liegen, während der Arsch selig pennt? Ich kann mir schöneres vorstellen. Echt jetzt und mein Herrchen ist er schon gar nicht." gifte ich dann endlich los, doch Bakura beeindruckt mein Ausbruch keineswegs. Er geht ungerührt weiter und ich glaube, er seufzt sogar. "Wheeler, bei einigen Dingen hast du wirklich eine lange Leitung." meint er nach einer Weile. "Hä?" Was meint der Spinner denn jetzt schon wieder? Obwohl ich keine präzise Frage geäußert habe, bleibt er plötzlich stehen und sieht mich an. Sein Blick ist ungewohnt ernst und ich zucke unwillkürlich kaum merklich zusammen. "Noch eine Lektion, die du verinnerlichen solltest, mein lieber, kleiner Joey." meint er mit einer ruhigen, fast schon sanften Stimme und ich mustere ihn skeptisch. "Es gibt fünf Charaktereigenschaften, die stets zu einer Niederlage führen." Er hält kurz inne und ich habe dein Eindruck als wolle er sicherstellen, dass er meine volle Aufmerksamkeit hat. Gut, die hat er, auch wenn ich keinen blassen Schimmer davon habe, was dieser Unsinn jetzt schon wieder soll. "Eine davon besagt: Wenn jemand hitzköpfig ist, dann lässt er sich leicht täuschen. Auch von sich selbst." meint er nach dieser fast schon dramatischen Pause und lächelt mich an als müsse ich den Sinn dieser Worte verstehen. Doch scheinbar ist mir deutlich anzusehen, dass ich keinen Plan habe worauf er hinaus will. Wieder seufzt er. "Mein süßes Hündchen... denk mal über folgende Worte nach: Wer innig liebt, der streitet auch innig." höre ich ihn schließlich sagen und er schenkt mir ein überlegenes und zuckersüßes Lächeln. Dann wendet er sich wieder ab und seine nächsten Worte ziehen mehr oder weniger an mir vorbei. "Also, wie wär´s mit einem Kaffee?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)