Crimson Nights von Squish (Für Knuddelkeks-Schoki - und Vampirfans! ;D) ================================================================================ Kapitel 10: Kais Provokation ---------------------------- Im ersten Moment irritierte Kai die Dunkelheit, die ihn umgab, als er seine Augen aufschlug. Er war es gewohnt, dass die Sonne irgendwann durch den Spalt seiner Vorhänge schien und er spätestens vom Tageslicht geweckt wurde. Sein digitaler Wecker zeigte kurz nach drei Uhr an. Nachmittags. Vorsichtig tastete der junge Mann nach der Lampe auf seinem Nachttisch und schaltete sie ein. Und sah ein zweites Mal auf die Zeitanzeige. "Was, fünfzehn Uhr? Shit…" Kai stöhnte und schlug seine Bettdecke zurück. Sein Tagesablauf geriet mehr und mehr durcheinander, dabei hatte er neulich den Vorsatz gefasst, sich ein geregeltes Leben anzugewöhnen. Minx sprang zu ihm auf das Bett und wurde aufdringlich. Falls sie vorher schon Weckversuche unternommen hatte, so waren sie kläglich gescheitert. Kai war einfach zu müde gewesen und hatte geschlafen wie ein Toter. Wenn er es sich genau überlegte, hatte er sogar verdammt gut geschlafen auf dieser Matratze. Ein Gegenstand, den Elias ihm wie so vieles in dieser Wohnung ausgesucht hatte. Ob sein Tag gut verlaufen würde, wenn er ihn mit dem Gedanken an diesen Mann begann, war dahin gestellt. Kai quälte sich aus dem Bett, drängte seine Gedanken beiseite und fütterte die Katze. Er duschte länger als für ihn üblich. Diese Dusche war Luxus pur und beinahe fühlte er sich schlecht deswegen, aber nur beinahe. Solange er sich nicht zu sehr an diese Art zu leben gewöhnte, war doch alles in Ordnung. Wer wusste schon wie lange dieser Zustand anhalten würde, also konnte er ruhig genießen, was ihm so bereitwillig gegeben wurde. Dean würde ihm sicherlich beipflichten – nachdem er vor Neid Grün angelaufen wäre. Bei diesem Gedanken musste Kai grinsen. Zum Anziehen wählte er eine graue Schlabberhose und ein ausgewaschenes blaues Shirt. Ihm war einfach danach und genügend Zeit zum Gammeln hatte er. Da sein Magen Protest zu schlagen begann, bestellte er sich über Frau Rohn eine Auswahl an indischen Köstlichkeiten. Die Wut auf Elias war noch nicht verflogen und Cathérine hatte ihm geraten den Kopf hoch zu tragen, also gab er hocherhobenen Hauptes weiterhin mit Vergnügen das Geld von seinem Chef aus und orderte zudem noch ein paar Konsolenspiele zur Bekämpfung seiner nahenden Langeweile. Nach etwas über einer Stunde standen so viele Alubehälter mit Essen auf seinem teuren Wohnzimmertisch, dass er hätte mindestens zwei Tage damit auskommen können. Er probierte von allem etwas und war am Ende so gesättigt, das es seinem Magen nicht mehr so gut ging. Er packte die Überreste zusammen und stopfte die Behältnisse irgendwie in den Kühlschrank seiner Bar. Würde das Essen verderben, hätte er ein schlechtes Gewissen so verschwenderisch damit umgegangen zu sein. Abends würde er sich die Reste vornehmen und zur Not auch noch zum Frühstück davon essen, beschloss er. Kais Tag verlief unspektakulär, von den neuen Spielen einmal abgesehen. Die Bandprobe am Abend fand ohne Elias statt, der sich durch Frau Rohn entschuldigen ließ, er wäre auf einem wichtigen Meeting. Kai wurde von Frau Rohn zum Probenraum geführt, wo seine Bandmitglieder bereits begonnen hatten, als er zu ihnen stieß. Sie grüßten ihn und spielten den Song zu Ende, bevor sie eine Pause einlegten. "Hey Kai, hab gehört, du hast dich gestern noch mit der Assistentin vom Boss vergnügt?" Corvid grinste schief und schien auf Details zu warten. Kai hatte nicht vor, ihnen gleich am Anfang seine sexuelle Ausrichtung auf die Nase zu binden, solang er noch nicht einschätzen konnte wie die anderen darauf reagieren würden. Er hatte die Erfahrung gemacht, dass es Dinge verkomplizieren konnte, wenn er gleich mit der Tür ins Haus fiel, besonders mit dieser speziellen Tür. In seiner Vergangenheit war mindestens eine junge Frau der Überzeugung gewesen, Kai hätte einfach nicht die Richtige getroffen und hatte geglaubt ihn mit ihrem Charme umpolen zu können, was selbstverständlich nicht funktioniert hatte. Diese Episode hatte ein peinliches Ende gefunden, als ihr Plan B – wie Busen – zum Einsatz kam, Kais Hand sich gezwungenermaßen auf ihrer Brust wiederfand und er davon absolut unbeeindruckt reagiert hatte. Ein paar Männer dagegen hatten nach seinem Outing geglaubt, er hätte nichts Besseres zu tun als sie anzugraben und begegneten ihm aggressiv, da sie seine Neigung als bedrohlich empfanden. Folglich hielt Kai diesbezüglich erst einmal den Mund. "Sie hat mich angesprochen und dann haben wir getanzt, nichts weiter." Kjell grinste dreckig und schien ihm keinen Glauben zu schenken, das Tanzen schon alles gewesen sein sollte, was zwischen ihnen gelaufen war. "Ich hab euch zusammen gesehen. Ihr seid in die hinteren Räume verschwunden. Uns kannst du’s ruhig sagen, wir petzen nicht." "Und selbst wenn.", warf Patrick ein, "Ich glaub nicht das der Boss das so eng sehn würde, solang du weiterhin die Leistung bringst, die er erwartet." "C’mon buddy, sag uns!" Vertraut legte Liam seinen Arm um Kais Schultern und alle Augen richteten sich wieder erwartungsvoll auf ihn. "Tut mir leid euch zu enttäuschen, aber ich saug mir keine Story aus den Fingern, die nicht passiert ist. Sie hat mich nur bis zur Tür begleitet und ist dann gegangen." "Bis zu welcher Tür?", harkte Corvid nach, der die Hoffnung auf eine gute Story noch nicht aufgegeben hatte. "Zu meiner Wohnung." "Hier?", fragte Liam irritiert und ließ ihn los, um seine Position so zu verändern, sodass er Kai wieder besser ansehen konnte. "Ja. War nicht meine Idee. Meine alte Wohnung hat mir vollkommen gereicht." "Krass, Mann! Ich wusste gar nicht dass es hier auch Wohnungen gibt. Wusstet ihr das?" Corvid tauschte Blicke mit den anderen aus, die bis auf Kjell verneinten. Der Blondschopf zuckte mit den Schultern. "Ich dachte mir schon so was. Hier arbeiten viele für den Boss, teilweise bis spät in die Nacht hinein und da wir nur einen Teilbereich überhaupt hier gesehen haben…" Der Bassist verschränkte die Arme vor der Brust. "Jeder von uns wohnt in einem möblierten Appartement das ganz nett ist und wir bekommen es bezahlt, von daher habe ich mir keinen Kopf mehr drum gemacht, wie’s bei anderen gehandhabt wird. Wie bist du hier eingerichtet?" Kai entschied sich dafür nicht allzu ausführlich von seiner Inneneinrichtung zu erzählen. Er wusste schließlich auch nicht wie die anderen wohnten und er wollte keinen falschen Eindruck erwecken. "Kann mich über die Wohnung an sich nicht beklagen, aber ich habe keinen Internetanschluss und keinen Handyempfang." "That sucks!" "Uns hat Duprés nie angeboten hier zu wohnen, bist wohl sein Liebling, was?", ergriff Corvid wieder das Wort. Kai sah ihn unsicher an. "Hey, ich mach’n Spaß!" "Den darfst du nicht für voll nehmen.", riet Kjell. "Kannst uns nach der Probe ja mal rumführen, wir haben nie viel von Elias’ geheiligten Hallen gesehn.", schlug Patrick vor und warf einen Drumstick hoch, der sich wirbelnd drehte, ehe er ihn mühelos auffing. Entschlossen griff Kai sich den Mikrofonständer. Die Fragerunde war ihm lästig und er wollte sie schnellstmöglich beenden. "Naja, ich auch nicht, aber klar, warum nicht? Lasst uns weiterproben, sonst kriegen wir noch unsere Vergünstigungen gestrichen, wenn Elias mitbekommt, das wir hier nur Labern anstatt was für sein Geld zu tun." "Jetzt weiß ich warum er dich ausgesucht hat, du bist so ehrgeizig wie er.", neckte Kjell ihn, begab sich aber zurück hinter sein Keyboard. Es stimmte nicht ganz, aber Kai ließ es im Raum stehen und war froh dass er gleich nicht mehr im Zentrum der Aufmerksamkeit stand und Fragen beantworten musste, auf die er keine Lust hatte. Sie probten für eine geraume Zeit und beendeten die Probe mit Zufriedenheit. Wie sich herausstellte war es ein Problem die Band in Kais Wohnung zu bringen. Frau Rohn stellte sich quer und wiederholte vehement, dass sie sich nur an Anweisungen halten würde und Einladungen derzeit nicht möglich seien. Kai verbrachte daher seinen restlichen Abend mit Fernsehen und ging dann Schlafen. Wenigstens schaffte er es heute wesentlich früher ins Bett und konnte Donnerstag zeitig aufstehen. Er machte sich nach dem Frühstück Notizen, was er zu Elias sagen würde, wenn er ihn um ein Gespräch unter vier Augen bitten konnte und vertrieb sich ansonsten mit Fernsehen und Zocken den Tag. Der Abend war gekommen, doch Elias bekam er wieder nicht zu Gesicht. Auch nach der Probe mit der Band nicht, die erneut ohne ihren Chef stattfand. Frau Rohn hatte Kai wie am Tag zuvor persönlich zu dem Probenraum geleitet und holte ihn auch von dort ab, um ihn zu seiner Wohnung zurück zu bringen. Kai fühlte sich damit nicht wohl. Man hatte ihm ein ganzes Stück seiner Selbstständigkeit geraubt, indem man ihn ständig versorgte, wie ein Kind begleitete und ihm Vorschriften machte. Dieses süße Leben hatte einen bitteren Nachgeschmack und es begann ihn zu nerven. Es wurde Freitag und nach einem erneut eintönigen Tag kam der Abend. Noch immer hatte Elias keine Anstalten gemacht Kai einen Besuch abzustatten oder von sich hören zu lassen. Dem jungen Mann missfiel es, dass er sich darüber Gedanken machte, was Elias wohl gerade so wichtiges zu tun hatte, das er sich nicht einmal bei den Proben blicken ließ. Überhaupt dachte Kai mehr über ihn nach, wohl aus dem Grund, dass sich ihm nicht gerade viele Ablenkungen boten und er mehr Zeit hatte, um in sich hinein zu hören. Vielleicht traf Elias sich auch gerade mit diesem einen Typen aus der Disko. Diese Überlegung zwickte unangenehm in Kais Magen und auch darüber ärgerte er sich. Er hatte nicht vorgehabt mehr Gefühl als nötig in den einen Diskoabend hineinzulegen, den er mit Elias verbracht hatte. Anscheinend war es ja eine Masche von ihm Kerle beim Tanzen aufzureißen. Die Bandprobe war erneut Kais Highlight des Tages und danach beschloss die Band den restlichen Abend wieder in der Diskothek ausklingen zu lassen. Sie tranken eine Weile miteinander, blieben jedoch nicht lange aufeinander hocken, sondern verteilten sich schließlich im Raum. Liam und Kjell wollten die Outfits gewisser knapp bekleideter Damen näher unter die Lupe nehmen und Patrick folgte ihnen, da er der Meinung war, das würde bei ihrem jetzigen Alkoholpegel nicht lange gut gehen. Corvid war heute in Tanzlaune geraten, da überwiegend düstere Musik gespielt wurde und so kam es, dass Kai allein mit einem Cocktail an der Bar saß. Ihm fiel ein junger Mann in der Nähe der Tanzfläche auf, der mit dem Kopf im Takt zur Musik mitwippte. Ab und zu ließ er seinen Blick länger als nötig auf Kai ruhen. Er sah durchschnittlich attraktiv aus, hatte ungefähr Kais Körpergröße und sein dunkles Haar zu einem kurzen Pferdeschwanz zusammen gebunden. Kai tippte darauf, dass dieser Mann ein paar Jahre älter war als er, was ihn jedoch nicht störte. Allerdings hatte er wenig Lust zum Tanzen oder Reden, deshalb blieb er auf seinem Barhocker sitzen und sah sich weiter im Raum um. Alkohol, stellte er wieder einmal fest, tat seiner Laune nicht gut, wenn sie einmal in den Keller gefallen war. Er hatte gehofft hier auf Dean zu treffen, aber noch waren sie sich nicht über den Weg gelaufen. Vielleicht sollte er draußen nach einem Ort suchen, an dem sein Handy Empfang hatte und versuchen ihn anzurufen. Mittlerweile waren Tage vergangen, ohne dass sie etwas voneinander gehört hatten. Kais Herzschlag stieg für einen Augenblick an, als er Elias entdeckte, der mit Cathérine an einer Säule gelehnt dastand und sprach. Seine Arme waren vor der Brust verschränkt und er hatte seine Businesskleidung noch nicht gegen etwas Bequemeres getauscht. Verdammt gut sah er aus und Kai war klar, dass er sicherlich fast jeden Menschen auf die eine oder andere Art um den kleinen Finger wickeln konnte, wenn er es darauf anlegte. Bei ihm selbst hatte es schließlich auch funktioniert, so wie er sich den ersten Abend im Crimson erneut ins Gedächtnis rief. Es war deprimierend von jemandem so fasziniert zu sein, ohne das dies auf Gegenseitigkeit beruhte. Seit zwei Jahren war Kai nun Single und es war ein Zustand, den er trotz gewisser Vorteile nicht immer genoss. Zu dumm, das er sich ausgerechnet ein bisschen in seinen Chef verguckt hatte. Wozu sollte er es noch leugnen, wenn es für ihn immer offensichtlicher wurde, dass er auf Elias stand, dass er über ihn nachdachte und Eifersucht in ihm entfacht wurde, wenn er ihn zusammen mit anderen Männern sah. Aussichten auf einen positiven Ausgang konnte er für seine Gefühle nicht erwarten, das war ihm schon klar. Gerade sah Elias kurz in seine Richtung, verzog jedoch keine Miene und redete weiter, als hätte er ihn nicht bemerkt. Kai wartete ab, doch als Elias noch immer keine Anstalten machte ihn zu begrüßen, beschloss er für sich einen Schlussstrich zu ziehen, hier und jetzt. Er würde nun tanzen, sich verdammt noch mal amüsieren und sich Elias in jeglicher Form aus dem Kopf schlagen. Das war er sich selbst schuldig. Entschlossen leerte Kai sein Glas in einem tiefen Zug und erhob sich, um Elias zu zeigen, dass er sich einen Dreck darum scherte, wen er als nächstes abschleppen würde. Er stand bei ihm unter Vertrag und es war professionell eine gesunde Distanz zu wahren. Der Mann mit dem Pferdeschwanz schien überrascht, als Kai sich zu ihm beugte und "Hi! Tanzen?" fragte, doch dann lächelte er breit und nickte in Richtung Tanzfläche. "Warum nicht?" Kai zog den Fremden geradezu am Arm auf die Tanzfläche und hielt sich nicht zurück. Es war ihm im Moment herzlich egal, ob seine Bandmitglieder es mitbekamen, ihm war sogar der Name dieses Mannes vor ihm egal, der versuchte mit seinen Tanzkünsten zu dem momentanen Elektro-Dark-Rock-Song Eindruck bei ihm zu schinden. An diesem Abend würde Kai sich von allem befreien, das vielleicht mal im Raum geschwebt haben könnte. Sein Chef wollte einen guten Sänger für seine Projekte und dafür war er bereit einiges zu investieren, das war alles. Wie dumm Kai war zu hoffen, da könnte mehr dahinter stecken. Einmal unternahm der Andere einen Versuch sich mit Kai zu unterhalten, aber dieser gab ihm zu verstehen, dass er erst einmal Tanzen wollte. Kai verringerte den Abstand zwischen ihnen gleich beim nächsten Song und Mr. Pferdeschwanz zog mit. So tanzten sie eine Weile, bis sein Tanzpartner ihm die Hände um die Hüften legte und ihn noch näher zu sich zog. Eine vertraute Stimme hinter Kai, ließ ihn plötzlich wie ertappt zusammenzucken. "Das genügt!" Kai musste sich nicht umdrehen, um zu wissen dass Elias hinter ihm stand. Der Lockenschopf legte ihm bestimmt seine rechte Hand zwischen die Schulterblätter und dirigierte ihn von der Tanzfläche herunter. Für Außenstehende wie dem verdutzten Mann mit dem Pferdeschwanz mochte es nach einer normalen Szene aussehen, doch Kai spürte die Entschlossenheit seines Chefs, die ihn dazu bewegte einen Schritt vor den anderen zu setzen, ohne das er sich dem hätte entziehen können. Der junge Mann fühlte die bedrohliche Ruhe vor dem Sturm und Besorgnis breitete sich in ihm aus, als er von Elias aus der Diskothek hinaus und in sein Büro geführt wurde. Dort angekommen gab Elias ihn frei und schloss die Tür hinter ihnen. Kai drehte sich um und ging automatisch ein paar Schritte rückwärts, bis er an den Schreibtisch stieß. Elias bewegte sich langsam auf ihn zu, als würden ihn die beherrschten Bewegungen anstrengen. Seine Arme hingen an den Seiten herab, doch sein Erscheinungsbild strahlte keine Ruhe aus; er stand im übertragenen Sinne unter Strom. "Was beschäftigt dich, Kai?" Sogar seine Stimme klang erzwungen ruhig, was Kai noch mehr beunruhigte. Er war wie gebannt von dieser Erscheinung und unfähig zu antworten. "Du bestellst dir die teuersten Drinks, Essen im Überfluss, Konsolenspiele… du gehst verschwenderisch mit meinem Vermögen um, doch es sei dir gestattet. Und nun dies?" Kai schluckte, als Elias kurz vor ihm stehen blieb und ihn mit durchbohrendem Blick in die Augen sah. Um die Distanz zwischen ihnen zu vergrößern, neigte Kai unbewusst seinen Oberkörper leicht nach hinten und stützte seine Handflächen am Schreibtisch ab, um die Balance nicht zu verlieren. "Warum willst du mich provozieren?" "Wieso sollte ich dich provozieren wollen?", fragte Kai unschuldig, als er seine Worte wieder gefunden hatte, doch seine Unsicherheit schwang deutlich in seiner Stimme mit. "Genau das habe ich mich ja gefragt. Also sag es frei heraus und tu nicht so, als wüsstest du nicht wovon ich spreche." Kai presste seine Lippen aufeinander, richtete sich auf, verschränkte abwehrend seine Arme vor der Brust und sah zur Seite. "Hat es dich wirklich gestört, das ich mit diesem Kerl getanzt habe? Du tanzt auch mit Anderen und schleppst sie ab, also was soll’s! Ist ja nicht so das wir was am Laufen hätten." Als nicht sofort eine Antwort folgte, sah Kai wieder in das Gesicht seines Gegenübers. Elias' Mundwinkel verzogen sich zu einem gemeinen Lächeln. "Das ist es also? So leicht lässt du dich verunsichern? Das habe ich nicht bedacht." Ohne Vorwarnung drückte Elias ihn rückwärts auf den frei geräumten Schreibtisch und pinnte seine Schultern mit den Handflächen fest, sodass sich Kai nicht wieder aufrichten konnte. "Hey, was…" "Du fühlst dich also vernachlässigt.", schnitt Elias ihm das Wort ab. "Das mache ich wieder wett." "Halt, warte!" In einem leisen Stöhnen ging Kais Protest unter, als Elias seinen Hals küsste und mit seiner Zunge gewählten Linien folgte. Die ganze Zeit hatte Kai sich nach diesen Berührungen gesehnt, das wurde ihm zunehmend bewusst. Er ließ Elias gewähren, ließ sogar zu, dass er Knopf und Reißverschluss seiner Hose mit einer Hand öffnete und seine Finger unter die Boxershorts gleiten ließ. Elias’ Hand war wärmer, als Kai sie in Erinnerung hatte. Sie legte sich um seinen erregten Penis und befreite ihn vom Stoff. Es bedurfte weniger Bewegungen, damit Kai denkunfähig wurde. Er ließ sich auf dieses Gefühl vollkommen ein und legte seinen linken Arm fest um Elias’ Schultern. Ein stechender Schmerz an seinem Hals ließ ihn ein letztes Mal aufstöhnen, bevor er zum Höhepunkt kam. Elias’ mochte wohl die härtere Nummer und saugte noch einen Moment an dem schmerzenden Punkt, bis Kais Atmung ruhiger wurde. Kai störte sich nicht an seiner Art; ein verflossener Exfreund von ihm hatte auch auf Bisse gestanden. Sicherlich würde das einen gigantischen Knutschfleck geben. Elias leckte über die gereizte Stelle und beugte sich zu Kais Ohr, bis seine Lippen nur noch Millimeter davon entfernt waren. "Wenn du mich noch einmal so reizt, könnte ich mich vergessen.", flüsterte er bedrohlich leise, bevor er von ihm ließ und ein paar Schritte von ihm abrückte. Ein Schauer lief Kai über den Rücken, teils von seinen Worten, teils von der intensiven Wahrnehmung. Schade nur, dass die Person seines Begehrens das Spiel so schnell beendet hatte, wie es begonnen wurde. Kai wurde nicht die Chance gegeben ihn ebenfalls zu berühren; er hatte sich zu schnell zurückgezogen, legte wohl keinen Wert darauf und die Verunsicherung kehrte zurück. Was sollte diese Aktion? Und was meinte er damit, dass er sich vergessen könnte? Welche Auswirkungen hätte es, wenn er sich vergaß? Würde er ihn gänzlich vernaschen? Oder ihn feuern? Kai wagte nicht ihn zu fragen und richtete sich vom Schreibtisch auf. Wohl zu schnell, denn ihm wurde schwindelig. Leicht beschämt ordnete er seine Boxershorts und schloss den Reißverschluss seiner Hose. Nun hatte Elias ihn schon wieder um den kleinen Finger gewickelt. Aus den Augenwinkeln sah Kai, wie Elias seine Hand mit einem Stofftaschentuch akribisch abwischte und es in den Papierkorb warf. Der junge Mann empfand das plötzliche Schweigen als unangenehm und suchte nach Worten, um die Stille zu brechen. "Wir machen Fortschritte." Der Lockenschopf wandte sich irritiert in Kais Richtung. "Wie meinst du das?" "Die Band. Wir werden besser." Elias' Mundwinkel umspielte ein leichtes Lächeln. Er nickte. "Das habe ich gehört. Morgen werde ich mir selbst ein Bild davon machen, wie weit ihr gekommen seid." "Dann… hast du deine wichtigen Termine hinter dich gebracht?" Kai wurde mit einem prüfenden Blick bedacht. "Nicht einmal annähernd, ich kann mir keine langen Pausen erlauben." "Aber heute?" "Nun ja, heute erlaube ich mir eine Ausnahme. Ich bringe dich jetzt zu deiner Wohnung, wenn du das möchtest. Ansonsten könnte ich deinen Verehrer aufsuchen, das würde mich amüsieren." Da war es wieder, das unheilvolle Grinsen, das er glaubte schon einmal in Elias' Gesicht gesehen zu haben. Kai reichte es für heute, er hatte keine Lust auf Stress. "Bring mich zurück." "Spielverderber." Noch immer lächelte Elias, als er Kai die Tür öffnete und ihm mit einer Geste deutete hinaus zu treten. Elias führte ihn bis zu dem Bereich, der Kai vertraut war. Ab diesem Punkt hielt er sich zurück und ließ Kai die Türen öffnen. "Wie ich sehe, hast du dir die Codes nun eingeprägt. Dann nehme ich die Liste wieder an mich." "Ok, ähm... kommst du kurz mit rein?" Kai biss sich auf die Zunge. Für seinen Geschmack hatte er ein wenig zu hoffnungsvoll geklungen. Er wartete keine Antwort ab, sondern benutzte seine Chipkarte, trat ein und hielt die Wohnungstür geöffnet. Tatsächlich folgte Elias ihm und blieb abwartend im Raum stehen. "Setz dich doch. Willst du was trinken?" "Nein, danke." Es freute Kai, dass sein Besuch dennoch auf dem Ledersofa Platz nahm. Für sich holte er eine Cola aus dem Kühlschrank und setzte sich mit angemessenem Abstand neben Elias, der ihn aufmerksam von der Seite musterte. "Was missfällt dir?" "Ist das so offensichtlich?" Kai seufzte bevor er fortfuhr. "Ich will echt nicht undankbar sein, aber ich komme mir langsam vor wie ein Gefangener. Ich hab lange kein Tageslicht gesehen, ich bekomme das was ich brauche gebracht und ansonsten bin ich in Begleitung, wie ein kleines Kind. Was soll ich hier den ganzen Tag alleine machen? Ich kann niemanden erreichen und weder meinen besten Freund, noch die Leute aus der Band kann ich hierher bringen. Wieso eigentlich nicht?" Sein Mund wurde trocken und er musste seine Kehle mit Cola befeuchten. Er war noch nicht fertig. "Schön und gut, das ich jetzt näher an meinem Arbeitsplatz bin und jeden Tag bequem proben kann, aber was mache ich in der restlichen Zeit? Ich langweile mich zu Tode und ich habe meine Selbstständigkeit verloren. Das ist nicht gerade ein fairer Tausch. Und ich weiß nicht mal wieso es hier so strenge Regeln gibt, was soll das alles mit den Codes und all den Sicherheitsvorkehrungen?" Elias hörte ihm aufmerksam zu und wartete einen Moment bevor er sprach. "Ich verstehe. Das ist eine große Umstellung für dich. Ich werde mir etwas einfallen lassen, damit du dich wohler fühlst." "Du weichst einem Großteil meiner Fragen aus. Was ist mit den anderen aus der Band? Ich habe erfahren dass sie nicht hier wohnen und tun und lassen können was sie wollen, solange wir nicht proben. Weshalb sind wir nicht gleichberechtigt?" "Alle Fragen kann ich nicht zufrieden stellend beantworten. Nur soviel kann ich dir sagen, dass es zu deiner eigenen Sicherheit ist. Es gibt… Personen, die sind mir nicht wohlgesinnt und es könnte auf dich zurückfallen." Kai wollte gerade wieder den Mund aufmachen, da sah ihm Elias ernst und bestimmt in die Augen. "Keine weiteren Fragen und zu keinem ein Wort!" Der junge Mann nickte. Sein Drang auf Antworten war vergangen und in seinem Kopf liefen alle Gedankengänge chaotisch ab. "Nun, für welche Spiele habe ich neulich bezahlt? Willst du sie mir nicht zeigen?" "Oh, klar." Kai bereitete alles vor und drückte Elias einen Controller in die Hand. Tekken 6 war eines der Spiele und es war noch eingelegt. Da der Lockenschopf das Spiel noch nie gespielt hatte, lieferte Kai eine kurze Erklärung und sie wählten ihre Kämpfer aus. "Zafina? Ok, bestätige, dann nehm ich Christie. Bitchfight!" Der junge Mann lachte und wurde zunehmend vergnügter, aber obwohl er sämtliche Combos zum Kämpfen kannte, machte Elias ihn in den ersten Spielen schnell fertig. "Bist du sicher, dass du das noch nie gespielt hast?" "Ich lerne schnell." Danach hatte Kai den Eindruck, dass sein Besuch sich zurücknahm und er vermutete, dass er ihn absichtlich ein paar Mal gewinnen ließ. Elias' Reflexe und seine Auffassungsgabe waren bemerkenswert. Gegen ihn hätte nicht einmal Dean eine Chance. Sie spielten weitere Kämpfe durch, bis Elias die letzte Runde ankündigte. "Es wird Zeit aufzubrechen. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen." Sie erhoben sich, Elias faltete sorgsam die Liste mit den Codes, steckte sie ein und wurde von Kai bis zur Tür gebracht. "Danke fürs Zocken, hat Spaß gemacht. Zu zweit ist es viel lustiger." "Nun, es war eine interessante Abwechslung. Wir sehen uns morgen bei der Probe wieder. Gute Nacht, Kai." "Nacht!" Elias zog einen Mundwinkel leicht nach oben, dann lief er den Flur hinunter. Kai sah ihm kurz nach, dann schloss er wieder die Tür und machte sich bettfertig. Als sein Blick in den Spiegel fiel, prangte an seinem Hals ein dunkler, auffälliger Knutschfleck. "Boah, wie fies!" Er hatte gar nicht mehr daran gedacht, doch jetzt wo er die Stelle gesehen hatte und sie vorsichtig betastete, tat sie wieder weh. Nun durfte er sich eine Story für die Leute aus der Band einfallen lassen. Er würde ihnen mit Sicherheit nicht unter die Nase reiben, das Elias derjenige war, der ihm am Hals herumgesaugt hatte, als wollte er ihn anzapfen. Er wollte nicht als "Liebling vom Chef" dastehen, weil es erstens bestimmt nicht gut für das Bandklima war und er zweitens noch immer nicht wusste was das nun zwischen ihnen überhaupt war. Eine Laune? Für den Moment wollte er nicht mehr darüber grübeln, sondern einfach genießen, dass sich der Ausgang dieses Tages wesentlich besser gestaltet hatte, als er es für möglich gehalten hätte. Er duschte schnell und spendierte seiner Katze einen Nachtsnack, da er sie total vergessen hatte. Während Elias in der Wohnung war, hatte sich Minx auch nicht blicken lassen. "Was ist das mit dir und Elias, hm?", fragte er, während er sie hinter den Ohren kraulte. "Du bleibst doch immer meine Nummer Eins." Müde, aber seit langem zufrieden, fiel er ins Bett und schlief ein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)