Baby Don't You Break My Heart Slow von Black_Melody ================================================================================ Kapitel 1: Chapter I -------------------- Ich zittere. Trotz des schneidenden Windes und des kalten Schnees erfüllt mich eine angenehme Wärm im Angesicht des Todes. Meine Tränen hinterlassen eisige Spuren auf meinen Wangen. Für einen Moment sehe ich dein Gesicht vor mir. Ich erinnere mich an so viele Momente. Einige Glückliche, die meisten aber doch geprägt von Unglück, Schmerz und Demütigung. Wir trafen uns durch Zufall, weil du Kazuki besuchen kamst. Ihr kanntet euch schon lange, hattet euch aber auch eine Weile nicht mehr gesehen. Aus Versehen hatte ich dich auf dem Flur umgerannt. Mir war die Situation furchtbar peinlich. Du fragtest mich, ob ich dir zeigen könnte, wo ScReW's Proberaum war. Trotz der Tatsache, dass ich eigentlich keine Zeit hatte und meine Band suchen musste, brachte ich dich hin. Danach sahen wir uns lange Zeit nicht. Ich war ständig unkonzentriert und konnte teilweise nur an dich denken. Letztendlich war ich irgendwann so verzweifelt, dass ich jeden Abend ausging, um mich zu betrinken. Der Alkohol ließ mich vergessen, wie sehr ich mir wünschte, dich wiederzusehen. Und dann trafen wir uns in einer Bar. Du kannst dir höchstwahrscheinlich nicht vorstellen, wie sehr ich mich freute. In meinem Bauch kribbelte es wie verrückt. Du erinnertest dich sogar an mich. Ich war so glücklich. Wir redeten über nicht ganz jugendfreie Dinge, wobei mein Gesicht permanent einen gesunden Rotton hatte. Du fandest das niedlich. Zwar gefiel es mir nicht, dass du mich sofort als Uke einschätztest, aber es störte mich auch nicht wirklich, da du ja Recht hattest. Du meintest, ich wäre schüchtern, aber stille Wasser sind tief und schmutzig. Als du mir sagtest, dass du das gern mal ausprobieren würdest, schlug mein Herz wie verrückt und ich wurde noch etwas roter. Soweit das möglich war. Du fragtest mich, ob ich Zeit und Lust hätte, noch mit zu dir zu kommen. Ich wusste, dass ich am nächsten Tag zur Mittagszeit Probe hatte, aber das war mir egal. Auch dass du bestimmt nicht sonderlich sanft sein würdest, spielte keine Rolle. Schüchtern stimmte ich zu. In deiner Wohnung fühlte ich mich auch gleich bestätigt. Sie war verhältnismäßig sehr dunkel eingerichtet und es erinnerte mich an eine alte Burg. Es war mir klar, dass du mich leiden lassen würdest. Du versprachst mir, vorsichtig zu sein. Aber auch, wenn du mich halbtot gefoltert hättest, es hätte mich nicht gestört. Denn es hat sich gelohnt, dir alles zu geben und dir zu gehorchen. Auch wenn du mich nicht nur unterworfen sondern auch gedemütigt hast. Am nächsten Morgen tat mir alles weh, meine Handgelenke waren aufgescheuert, zusätzlich lief eine blutige Kratzspur über meinen halben Oberkörper. Seufzend zog ich mich an und überlegte kurz, ob ich mich vielleicht krank melden sollte, aber an meinen Schmerzen hatte ich ja selbst Schuld, und hätte ich mich abgemeldet, hätte ich vermutlich ein schlechtes Gewissen bekommen. Die Probe hatte nicht ganz so stattfinden können wie geplant, da es mir wirklich nicht allzu gut ging. Als ich dann aber wieder zuhause war, ging es mir wirklich dreckig. Meine Wohnung erschien mir so groß und leer, ich fühlte mich so einsam. Ich wünschte mir in diesem Moment mehr als alles andere, dass du bei mir wärst. Ich musste mir eingestehen, dass ich in dich verliebt war. Und jetzt liebe ich dich mehr als alles andere. Wegen dir stehe ich hier, auf dem Dach des Hochhauses, in dem auch du wohnst, mitten im Winter nur in Jeans und T-Shirt. Ich kann nicht mehr. Und ich will auch nicht mehr. Irgendwann im Leben kommt der Zeitpunkt, an dem man einsehen muss, dass man verloren hat. Die Meisten begreifen es nie, kämpfen immer weiter, sehen niemals ein, dass wir eigentlich nur geboren werden, um zu sterben. Denn der Tod besucht jeden irgendwann. Es geht nicht darum, dass man Gutes tun soll. Am Ende bringt es einem nichts, dort steht immer der Tod. Und wenn man lebt und neues Leben schenkt, zwingt man andere Wesen am Ende doch wieder zu sterben. Und zu leiden. Ich habe alles aufegegeben und oft frage ich mich, ob mich überhaupt jemand vermissen würde, wenn ich plötzlich weg wäre. Ich denke an Takeru, Yuji, Chiyu und Masato. Sie sind meine Freunde, aber sie könnten sicherlich über meinen Tod hinwegkommen. Auch die Fans würden schockiert und traurig sein, aber sie würden weiterleben. Die Frage, die mich aber am Meisten quält, ist die, ob du mich vermissen würdest. Solange war ich fast jede Nacht bei dir gewesen, hatte willenlos deinen Befehlen gehorcht und deine Wünsche erfüllt. Irgendwann sagtest du mir, dass du mich nicht nur wolltest sondern auch brauchtest. In diesem Augenblick war ich wohl der glücklichste Mensch der Welt. Ich habe mehr oder weniger bei dir gewohnt und ich genoss deine anhaltende Anwesenheit. Meine Freunde baten mich, auf mich aufzupassen, aber ich war zu verliebt, um wirklich auf sie zu hören. Ich gehörte weiterhin dir, ich tat ohne zu zögern, was du sagtest, ich hinterfragte deine Entscheidungen nie und gehorchte ohne jeden Widerspruch. Ich hatte tatsächlich das Gefühl, dass du diese Zeit genauso genossen hast wie ich. Jede Nacht hast du mich gehalten, mir das Gefühl gegeben, dass du mich liebtest, auch wenn du es nie ausgesprochen hattest. Konnte ich nachts nicht schlafen, weil ich gerade wieder Schmerzen oder Sorgen hatte, sprachst du mit mir über meine Probleme oder tröstetest mich. Konnte ich einfach so nicht schlafen, ohne erkenntlichen Grund, sangst du leise für mich, bis ich eingeschlafen war. Du warst für mich ein Droge, von der ich aber gar nicht loskommen wollte. Du warst das Zentrum meines Lebens, ich richtete mich komplett nach dir und alles drehte sich nur noch um dich. Und dann, ganz plötzlich und ohne jede Anzeichen, sagtest du mir, dass du mich nicht mehr wolltest. Ich erinnere mich an jedes einzelne Wort, das gefallen ist. Du sagtest, dass die Nächte mit mir unglaublich gewesen waren, aber dass das jetzt ein Ende haben musste. Du meintest, ich hätte deiner Wünsche wegen schon genug gelitten. Ich verstand nicht wirklich, was in diesem Moment geschah. Mit zitternder Stimme flehte ich dich an, bei mir zu bleiben, ich sagte dir, wie sehr ich dich liebte. Dein Blick war kühl und distanziert wie immer, als du meintest, dass es nichts ändern würde. Weil du mich nicht liebtest. Ich sagte, es wäre mir egal, solange du nur bei mir bliebest. Du schütteltest den Kopf. Es habe schon viel zu lange gedauert und ich solle in den nächsten Tagen meine Sachen bei dir abholen. Tränen liefen über meine Wangen, als ich dich buchstäblich anbettelte, mich nicht zu verlassen. Du sagtest mir einfach, ich solle gehen. Und dass ich an deiner Entscheidung nichts ändern könnte. Die nächsten Tage meldete ich mich krank und blieb allein in meiner Wohnung. Rief mich jemand an, sah ich zwar aufs Display, ignorierte das Telefon aber, wenn es nicht deine Nummer war. Und die war es nie. Wenn es an der Wohnungstür klingelte oder klopfte, machte ich mir gar nicht die Mühe, aufzustehen. Du wärst es eh nicht gewesen. Ich aß nichts, trank viel zu wenig und falsch und stand nur auf, wenn ich auf Toilette gehen oder eine neue Flasche Wein holen musste. Ich hatte keine Kraft, mehr zu tun. Bis ich meinen Anrufbeantworter und meine Mailbox abhörte. "Hey, Shinpei, wir sind's. Es tut uns wirklich leid, was passiert ist. Kazuki hat es uns erzählt, aber Kleiner, das Leben muss weitergehen. Vielleicht würde es dir ja auch helfen, wenn wir alle zusammen mal wieder weggehen. Naja, wir sehen uns dann irgendwann. Melde dich, wenn's dir besser geht." Das Leben musste weitergehen? Nein, musste es nicht, es war meine Entscheidung. Blitzschnell lief ich hinaus und ließ die Wohnungstür unbeachtet hinter mir zufallen. Auf der Straße registrierte ich verwirrt, dass es in den letzten Tagen sehr viel kälter geworden war. Es war teilweise spiegelglatt, weshalb ich in meiner Eile zweimal fast der Länge nach auf dem Boden gelandet wäre. Weiße Wölkchen gefrorenen Wassers landeten in meinen Haaren. Und nun stehe ich hier. Meine letzte Kraft habe ich aufgebraucht, um herzukommen. Dieses Apartmenthaus kenne ich nur zu gut, denn in einem dieser Apartments wohnst du. Hier hat mein Leben erst richtig begonnen und hier wird es für immer enden. Heute. Deinetwegen. Oder viel eher, weil ich zu schwach bin. Es ist auch hier auf dem Dach sehr rutschig, aber das macht nichts. Ich frage mich, wie du reagieren wirst, wenn du nach Hause kommst und alles abgesichert ist. Wenn mein Körper vielleicht noch regungslos auf dem Fußweg liegt. Wirst du dich fragen, warum? Oder wird es dir einfach egal sein? Ja, ich denke, es wird dich nicht weiter kümmern. Du liebst mich nicht, warum sollte es dich interessieren? Zögernd sehe ich nach unten und versuche, die Entfernung abzuschätzen. Wenn man aufgrund von Tränen nicht viel sieht, ist das gar nicht so einfach. Ich denke, es wird weit genug sein, um tatsächlich zu sterben. "Shinpei!" Was? Was tust du jetzt hier? Warum klingst du so ruhig? Ich drehe mich nicht zu dir um. So wenig, wie ich etwas an deiner Entscheidung ändern konnte, kannst du meine ändern. "Kleiner, lass den Scheiß und komm sofort her!" Ich unterdrücke das Bedürfnis, dir zu gehorchen. Ich sehe dich an. Nach außen wirkst du kühl und gelassen, aber hinter dieser Maskerade kochst du vor Wut. Inzwischen kenne ich dich gut genug. "Nein, Hizumi... Ich kann nicht..." Meine Stimme ist so leise, dass ich nicht glaube, dass du mich hörst. "Du kannst!" Ich höre mittlerweile deine unterdrückte Wut. Wenn ich jetzt zu dir gehe, werde ich vermutlich kräftig zusammengefaltet. Einerseits wäre es mir egal, andererseits lohnt es sich nicht für mich. Am Ende bin ich doch wieder allein, weil du mich immer noch nicht willst. Ich sehe wieder nach vorn in den weichen, weißen Vorhang. Jetzt einfach nur das Gewicht ein bisschen nach vorn verlagern und dann einfach nur fallen lassen... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)